24.06.2014: Drei Mal Autsch!!!Die Sonne scheint durch die niedlichen Holzfenster meines kleinen Häuschens, die Kolibris surren vor der Tür und als ich aus dem Fenster schaue laufen die Lamas vorbei und schauen mich ganz verdutzt an. Ach ja, so kann ein ruhiger Sommertag in Texas beginnen. Als ich zur Tür heraus komme sehe ich im kleinen Gemüsegarten, der sich gleich vor meiner Veranda befindet, einen ca. 16-jährigen Jungen arbeiten. Als ich zum Haus runter gehe sage ich kurz „Hallo“ und er antwortet schüchtern zurück. Sally erzählt mir, dass das Raul ist. Er ist Mexikaner und sein Vater arbeitete auch schon für Sally und Ottis als „Gärtner“. Da es ihm aber gesundheitlich nicht mehr möglich ist, hat sein Sohn dessen Platz eingenommen. Leider spricht er nur wenig Englisch. Sally möchte vormittags wieder Mr. Heinen im Krankenhaus besuchen und ich nutze die Zeit wieder und schaue mich weiter in den Fredericksburger Läden um. Meine Beute heute: eine Texas-Flagge, texanische Wildblumen Samen, ein T-Shirt, eine Mütze und andere Kleinigkeiten. Als mich Sally wieder einsammelt fahren wir in das, ca. eine dreiviertel Stunde entfernte Städtchen Blanco. Am Stadtrand besuchen wir das Grundstück von Sally´s Freundin, die ihr Gelände als Location für Feste wie z.B. Hochzeiten anbietet. Das Grundstück ist sehr groß und es gibt einen kleinen See an dessen Ufer ein kleines Podest mit Pavillon-Überdachung liegt.
Es ist alles wunderschön hergerichtet. In den Bäumen sind überall Lichterketten und Laternen verteilt und in einer großen Scheune kann auch drinnen gefeiert werden.
Warum wir hier sind? Nun, Ottis hatte so viele getragene Cowboy-Stiefel zu Hause, dass Sally sie nun endlich los werden wollte und ihre Freundin freut sich über ein paar mehr Dekorationsgegenstände sehr. Also laden wir schnell die Stiefel ab, so können sie nochmal einen zweiten Zweck erfüllen. Lunch essen wir im Redbud Café, das am Hauptplatz der kleinen Stadt liegt. Besonders gefallen hat mir hier auch das Courthouse:
Erinnerte mich irgendwie an die Adams Family
Es handelt sich hierbei anscheinend um ein älteres Gebäude. Innen sind an den Wänden große Blechtafeln zu sehen auf denen der Durchschnittsregen eines jeden Monats seit dem Jahr 1900 verzeichnet ist.
Wir bestellen uns leckere Salat, die auch für zwei Personen gereicht hätten.
Es scheint sich die ganze Stadt hier herum zu tummeln. Viele Leute unterhalten sich und gehen von Tisch zu Tisch. Auch Sally trifft einige Freunde und stellt uns gegenseitig vor. Zum Nachtisch teilen wir uns eine Kokos-Makkrone. Eine der besten, die ich je gegessen habe. Noch Stunden später schwärmen wir davon und sie war sogar glutenfrei! Auf dem Weg zurück in die Stadt halten wir noch bei einer Autowerkstatt. Dort ist das Auto von Sallys Tochter zur Reperatur. Denn einige Wochen bevor ich kam, gab es in Abilene, wo Anna wohnt, einen Sturm mit Hagelkörner so groß wie DVDs. Die Schäden an ihrem Auto sind beträchtlich. Und erst einen Monat zuvor hatte sie es aus gleichen Gründen reparieren lassen müssen
Bevor wir wieder ganz nach Fredericksburg zurückfahren machen wir einen kurzen Stop in Luckenbach. Ich liebe diesen Ort einfach und Sally musste sowieso dorthin um neues Heu für die Lamas zu holen.
Ich schaue mich derweil ein bisschen um und höre sogar jemanden auf der Gitarre das bekannte „Luckenbach, TX“ Lied singen und es stellt sich heraus - er kommt aus Österreich
Sally hat am späten Nachmittag noch einen Arzttermin. Ich gehe derweil (nein nicht shoppen) sondern schwimmen. Nach der Wärme am Tag tut so eine Erfrischung immer wieder gut. Ich ziehe also meine Bahnen. Danach treffen wir uns mit Ottis im Clearriver. Yay!!!
Dort essen wir Cookies und trinken Dr. Pepper. Besser könnte ein Tag nicht ausklingen. Wieder zu Hause gehe ich ein bisschen die Abendsonne genießen und laufe ein wenig am Creek entlang.
Dort sehe ich plötzlich eine kleine Schlange vom Ufer ins Wasser huschen. Meine erste tierische Begegnung, aber ich bin froh, dass sie draußen stattgefunden hat. Es ist doch noch ganz schön heiß in der Sonne und ich mache mich wieder rein in das wunderschöne, urige Fachwerkhaus. Sally bittet mich die leeren Kolibri-Zuckwasser-Halter (wie auch immer man das nennt) herunterzubringen, so, dass sie sie wieder auffüllen kann. Als ich mich auf meiner Veranda gerade nach ihnen ausstrecke höre ich ein verdächtiges Summen und merke plötzlich ein Stechen an meinem Ellenbogen.
Das erschreckt mich so sehr, dass ich (schlauerweise) mit einem Arm um mich wedele und über die Steintreppen nach unten die Flucht ergreife.
Wie toll, dass ich Flip-Flops trage und mir dabei fast die Beine breche. Auf den Weg nach unten werde ich weiter von den lästigen Viechern verfolgt und werde noch zwei Mal in die Beine gestochen. Übrigens handelte es sich dabei um „Red Wasps“. Hier mal ein Bildchen von den Süßen:
Im Haus treffe ich als erstes Ottis - einen Unfall- und Herzchirurgen, genau das, was ich jetzt brauche
Ich erzähle ihm von meiner Begegnung und er gibt mir gleich Tabletten gegen eine eventuelle allergische Reaktion. Sally kommt nun auch dazu und ist offenbar begeistert von meiner Ruhe. Sie sagt, als sie das letzte Mal von einer roten Wespe gestochen wurde ist hier ganzer Arm tagelang angeschwollen. Meine Stiche werden zum Glück nur ca. 1 bis 2 cm groß, aber Jucken dafür auch noch tagelang danach. Jedenfalls scheine ich aber auf diese Tierchen nicht allergisch zu sein, gut zu wissen. Ottis schaut sich den Tatort nochmal an und entdeckt tatsächlich ein Nest unter dem Verandadach, welches dezent beseitigt wird. Schließlich muss ich da ja jeden Tag mehrmals vorbei. Trotzdem sind fast während meines ganzes Besuchs immer wieder Wespen um mein Häuschen versammelt, quartieren sich in den Vogelhäuschen direkt neben der Eingangstür ein oder schlüpfen durch Löcher ins Zimmer, so, dass ich auch manchmal in der Nacht aus meinem Moskitonetz hervorschlüpfe, eine Zeitung zusammenrolle und das tue was getan werden muss. Bin ich froh, dass es diese Viecher nicht bei uns gibt!
Nach dem Abendessen übergebe ich meine Gastgeschenke und alle freuen sich sehr.
Eine verwunderliche Nachricht gibt es an diesem Abend aber noch für Sally. Für ihren Halbmarathon sammelt sie Spendengelder, die einem Kinderkrankenhaus in der Nähe zu Gute kommen. Auf ihrem Spendenkonto hatte sie bisher 2500$ gesammelt durch Freunde und Bekannte worüber sie sehr glücklich war. Plötzlich hatte sie aber auf einmal 12 500$ auf dem Konto.
Jemand hatte also 10 000$ gespendet! So ehrlich und unbedarft wie Sally nun ist, glaubt sie, dass es sich dabei jedoch um einen Irrtum handelt und versucht mithilfe einer Freundin, die sich mit den Finanzen beschäftigt, herauszufinden, was es mit dem Geld auf sich hat. Das Geheimnis wird sich in den nächsten Tagen und Wochen noch gelüftet werden, so viel darf verraten werden.
Mit einem juckenden Arm und Beinen und einem wachsamen Auge im Dunkeln, ob ich nicht wieder angegriffen werden schleiche ich zu meiner Tür und schlummere in den nächsten Tag hinein. Morgen geht es auf in Richtung, wo wir Sallys Sohn Ramey und seine Familie besuchen.