5. Tag: Mittwoch, 03.06.2009
Redwoods National Park – Crater LakeSchnee im JuniHeute steuern wir den Crater Lake an und verlassen damit kurzzeitig die Pazifikküste. Es geht ins Landesinnere und höhenmäßig gewaltig nach oben. Wir überfahren das „Welcome to Oregon“-Schild und können unsere Liste der besuchten Bundesstaaten mal wieder um einen Punkt erweitern.
Die Fahrstrecke heute ist recht lang und die Gegend eine ganze Weile nicht sonderlich reizvoll. Nur langsam tauchen vor uns schneebedeckte Berge auf. Irgendwann erreichen wir selbst die Schneegrenze. Die Straßen sind allerdings einwandfrei geräumt, nur am Rand und im Wald liegt noch die weiße Pracht.
Wir kommen schließlich zum Parkeingang und machen uns natürlich als erstes auf den Weg zum Kratersee. Vorbei geht es an einer wegen Schnee noch geschlossenen Straßen.
Bald sind wir oben und müssen erstmal die gewaltigen Schneemassen bewundern. Die Schneestangen sind hier locker vier Meter hoch, so hohe habe ich noch nie gesehen. Vor einem Häuschen liegt ein riesiger Schneeberg. Ich rufe mir immer wieder verwundert vor Augen, dass wir Juni haben.
Links das WoMo und ich im Vergleich zur Schneestange und rechts die Schneehöhe im Vergleich zur Ranger Station:
Natürlich sind wir neugierig auf den See und marschieren schleunigst in Richtung Crater Lake. Das Wasser ist tiefblau und die Uferregion ebenfalls noch verschneit. Leider ist es heute etwas wolkig, sodass die Blauheit des Sees nicht immer so gut durchkommt.
Ich würde sehr gerne mal runter ans Wasser wandern und schauen, ob man wirklich so tief auf den Grund sehen kann, leider scheinen aber alle Trails in diese Richtung noch eingeschneit zu sein. Wir entscheiden uns daher für einen Weg, der auf einen kleinen Berg führt, in der Hoffung, von dort oben einen noch besseren Ausblick zu haben. Als wir gerade den Wald betreten, begegnen uns zwei Deutsche, die ersten seit der Autoübernahme. Weiter geht der Aufstieg quer durch ein riesiges Schneefeld. Ich stelle fest, dass ich doch besser meine Winterstiefel mitgenommen hätte und nicht bloß Turnschuhe – aber wer denkt im Sommerurlaub schon an Winterstiefel. Meine Füße und Socken werden leicht nass, aber bei dieser Kulisse kann man das in Kauf nehmen.
Das amerikanische Pärchen, das hinter uns gelaufen und uns bei einer Rast überholt hatte, kommt uns schließlich wieder entgegen. Wir denken uns nichts dabei und gehen weiter bis wir die Bescherung selbst sehen: ein Schneefeld ist auf den Weg gerutscht. Wir testen, ob man vielleicht oben durch den Schnee daran vorbei laufen kann, der Schnee ist aber hart wie Stein und noch dazu rutschig – die Leute vor uns haben das anscheinend auch schon probiert, aber an den Spuren sieht man, dass auch sie nach wenigen Schritten abgebrochen haben. Unterhalb des Schnees liegt loses Geröll; wenn man da abrutscht, kugelt man bestimmt 100 Meter bergab. Wir entscheiden uns, dieses Risiko nicht in Kauf zu nehmen, auch wenn ich es ganz und gar nicht leiden kann, auf halbem Weg aufzugeben.
Auf dem Bild wirkt es gar nicht so heftig, aber in Wirklichkeit ist der Abgrund rechts wirklich sehr steil und tief:
Wir machen an Ort und Stelle eine Rast und genießen auch von hier schon einen wunderbaren Ausblick.
Das müsste der Mount McLoughlin sein:
Auf dem Rückweg schieße ich noch viele tolle Bilder vom Crater Lake und Wizard Island. Der Weg hier hoch hat sich gelohnt, auch wenn wir nicht ganz oben angekommen sind. Der Schnee, die Berge und die Wolken spiegeln sich wunderbar im blauen Wasser.
Irgendwann taucht ein freches „golden-mantled ground squirrel“ vor uns auf – zu deutsch ein Goldmantel-Ziesel. Natürlich habe ich wieder von den Landschaftsaufnahmen noch das Weitwinkelobjektiv drauf. Der Ziesel zeigt aber gar keine Scheu vor uns, sondern bleibt neugierig auf einem Baumstumpf sitzen und beobachtet uns, sodass ich den Wechsel zum Teleobjektiv rechtzeitig hinkriege. Fast kommt es mir vor als würde der kleine Kerl ein wenig posen, zumindest scheint er genauso interessiert an uns zu sein wie wir an ihm:
Zurück am Camper wechsele ich erstmal Schuhe und Socken, denn durch den Schnee ist alles durchnässt. Wir fahren wir den ganzen Weg wieder zurück und steuern den Campground an. Wir finden das Office zum Registrieren nicht und fragen schließlich in einem Laden. Leider kriegen wir dort die Auskunft, dass der Campingplatz noch geschlossen ist – ich hatte ja fast damit gerechnet.
Auf dem Weg hierher hatten wir einige andere am Straßenrand gesehen, allerdings wollten wir es vermeiden, so weit wieder zurückzufahren. Na ja, Pech gehabt. Wir fahren also alles wieder nach unten und der Schnee nimmt stetig ab bis er schließlich ganz verschwindet. Wir biegen in die erst beste Abzweigung zu einem Campingplatz, müssen aber feststellen, dass die Schranke ebenfalls noch geschlossen ist. Weiter geht es gezwungenermaßen.
Wir erreichen schließlich einen Campground namens Farewell Bend mit einer handvoll Plätzen mitten im Wald. Der Platz ist selbstverwaltend und so suchen wir uns ein schönes Fleckchen und werfen dann unsere Dollars in den dafür vorgesehen Briefkasten. Auf dem Rückweg finden wir beinahe den Camper nicht mehr, so weitläufig ist es hier – und auch so wunderbar ruhig, nur ein kleiner Bach rauscht neben unserer Campsite vor sich hin…
Campground: Farewell Bend (billig, ohne Hook-up, sehr groß, trotz weniger Stellplätze)
Meilen: ca. 229 (366 km)
Wetter: Kalt, teils wolkig, es liegt noch Schnee vom Winter