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Autor Thema: Zwischen Pazifikküste und Rocky Mountains - Der Nordwesten mit WoMo im Juni 2009  (Gelesen 23890 mal)

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Rattus

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Huhu! :)

7. Tag: Freitag, 05.06.2009
Oregon Sand Dunes National Recreation Area – Lincoln City


Traumhafte Küste


Heute fahren wir wieder direkt an der Pacific Coast entlang. Unser erster Stopp ist der Parkplatz zum Trailhead des John Dellenback Dune Trails. Der Parkplatz ist recht voll, da kurz vor uns eine Gruppe Amerikaner fortgeschrittenen Alters aufgelaufen ist. Es muss wohl ein Fotoclub oder so was sein, denn sie haben alle tolle Kameras mit.

Auf dem Weg zu den Dünen geht es zunächst durch Wald und Gestrüpp. Ein paar der Bäume sind umgestürzt und lassen sich nur mühsam überwinden. Andere erscheinen bizarr, weil sie gar keine Rinde haben. Der Wald scheint nach und nach von den Wanderdünen „aufgefressen“ zu werden, je näher wir an die Dünen kommen, desto mehr der Bäume und Sträucher sind schon größtenteils mit Sand zugeschüttet.

Diesmal sind wir in einem Gebiet ausschließlich für Wanderer, von ATVs ist nichts zu sehen und vor allem zu hören – herrlich. Wieder ist der Sand nass, sodass man gut darauf laufen kann. Die Temperatur und das Wetter passen eigentlich nicht zu Sanddünen, die ich immer mit Hitze und Trockenheit assoziiere. Ganz in der Ferne sehen wir das Meer. Nach etwa einer Stunde wandern wir langsam wieder zurück zum Camper und setzen unseren Weg nach Norden fort.

 

Wie wir so auf dem Oregon Coast Highway 101 unterwegs sind, staut es sich vor uns plötzlich ein wenig und alle Autos weichen auf die linke Spur aus. Vor uns taucht eine ganze Karawane von Feuerwehr- und Polizeiautos auf. Erst als wir ganz vorne an der Schlange sind, erkenne ich, was das zu bedeuten hat. An dem vorderen Auto hängt ein Schild mit der der Aufschrift „Torch Run for Special Olympics“, also der Fackellauf der Paralympics. Zwei Behinderte joggen mit der Fackel in der Hand vor den Autos her und einer fährt im Rollstuhl mit. Auch ein mit T-Shirt bekleideter Hund läuft mit. So was habe ich noch nie live gesehen, also ein nettes Erlebnis am Rande. Im Rückspiegel schieße ich noch schnell ein Foto.



Unser nächstes Ziel ist die Sea Lions Cave, eine große Meereshöhle, die von frei lebenden Stellerschen Seelöwen bevölkert wird. Erst jetzt während der Reise habe ich davon mit einer wagen Wegbeschreibung im Reiseführer gelesen und ich hoffe daher, dass der Eingang beschildert ist. Erstaunlicherweise ist sogar weit vor dem Eingang schon ein Schild angebracht; das ist immer am besten. Der Parkplatz ist offenbar viel zu klein für die Besucherzahl, aber wir haben Glück, ein einziger RV Parkplatz ist noch leer. Ich übernehme das Einwinken, mein Vater fährt. Ist das nicht klasse rückwärts eingeparkt? :lol:



Wir essen eine Kleinigkeit, schlendern dann noch durch den Gift Shop und widmen uns schließlich den Seelöwen. Wir gehen zunächst an den Outdoor Observation Point und hören schon von weitem das Blöken der Tiere. Ich schätze, dass über 100 Seelöwen auf dem Felsen liegen oder in der näheren Umgebung im Wasser schwimmen.

 

Wir beobachten, wie sich zwei männliche Tiere einen kleinen lautstarken Scheinkampf liefern. Nach gefühlten 100 Fotos machen wir uns auf den Weg zur Höhle. Ein im Felsen eingebauter Aufzug bringt uns nach unten. Es riecht leicht streng in der Höhle und dank der Seelöwen herrscht wieder ein entsprechender Geräuschpegel. Innerhalb der Höhle befindet sich ein von Wasser umschlossener kleiner Felsen, auf dem die Tiere liegen. Leider werden die meisten Fotos wegen der Dunkelheit nicht ganz scharf.

Links die beiden kämpfenden Bullen und rechts die Sea Lions Cave mit dem von Seelöwen besetzen Felsen:

 

Es befinden sich allerhand Infotafeln und ein ausgestelltes Seelöwenskelett in der Höhle. Wir gehen zu einem der anderen Aussichtspunkte und bestaunen die Vogelvielfalt, die meisten der Vögel brüten sogar derzeit. Man hat von hier aus außerdem einen tollen Blick auf das Heceta Head Lighthouse. Rechts sieht man Möwen und die mit den roten Füßen nennen sich Taubenteisten.

 

Als wir mit dem Aufzug wieder nach oben gefahren sind, entdecken wir eine kleine Gruppe von jungen Seelöwen auf der Klippe hängen. Einige andere versuchen hartnäckig, auch den Liegeplatz zu erreichen, schaffen es aber nicht bis ganz oben und fallen jedesmal wieder zurück ins Wasser. Wir gehen nochmals zur großen Seelöwenkolonie und machen uns mit einem letzten Blick von der tollen Küste wieder auf in Richtung Parkplatz.

 

Als nächstes wollen wir zu einem Trail von dem ich ebenfalls im Reiseführer gelesen habe. Wir finden zwar den Parkplatz, aber nicht den Trailhead und so entscheiden wir uns, auch im Hinblick auf unsere anderen Ausflugsziele, diese Wanderung auszulassen. Stattdessen machen wir einen kurzen Halt an einem schönen, rauen Strand mit ordentlich Treibgut. Auf dem Parkplatz treffen wir einen kontaktfreudigen Amerikaner, der uns gleich seine Visitenkarte in die Hand drückt und uns anbietet, doch beim nächsten Mal –falls wir ohne Camper unterwegs sein sollten- in seinem Hotel zu übernachten.



Nachdem wir wieder am Auto sind, machen wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: Yaquina Head. Leider habe ich keine genaue Wegbeschreibung davon, da dieser Ort in meinem Reiseführer erstaunlicherweise keinerlei Erwähnung findet und ich nur dank des Forums bzw. der Highlight-Maps davon weiß.

Wir setzen unseren Weg fort in Richtung Norden. Kurz hinter einer Brücke sehen wir Schilder mit der Aufschrift „Yaquina Bay“, aber wir sind unschlüssig ob es das ist, da nie von Bay die Rede war. Vielleicht ist das Yaquina Head ein Teil der Bay? Bis ich mir darüber den Kopf zerbrochen habe, sind wir eh schon vorbei. Wir fahren erstmal weiter und als ich die Hoffnung auf ein neues Schild schon fast aufgegeben habe, entdecke ich es doch als wir an einer roten Ampel stehen. Zum „Yaquina Head“ geht es nach links. Zum Glück ist nicht so viel Verkehr, wir können ohne größere Schwierigkeiten noch im letzten Moment links abbiegen.

Am Eingang werden wir freundlich begrüßt und wollen gerade die Dollars bezahlen, als die Dame uns fragt, ob wir auch den Nationalpark-Jahrespass haben. Klar haben wir und so zahlen wir für den Eintritt gar nichts zusätzlich.

Wir stellen den Camper auf dem halbleeren Parkplatz ab und laufen los. Man hat einen wunderschönen Blick über die Klippen und den Yaquina Head Leuchtturm.

 

Das nächste, was wir entdecken, sind die Felsen mit Robben. Wir steigen die Treppen zum Kieselsteinstrand hinunter.



Die Robben mit den großen Kulleraugen haben es mir angetan. Ein paar liegen müde auf den Felsen, eine schwimmt im Wasser und scheint uns mindestens genauso interessant zu finden wie wir sie. Während wir den Strand entlang laufen, schimmt sie neben uns her und schaut immer wieder frech aus dem Wasser.

 

Nachdem wir uns von den Robben losgerissen haben, laufen wir ein Stück in die andere Richtung, denn laut der Beschreibung in den Highlight-Maps soll man hier vor allem Seeanemonen und –sterne beobachten können. Wir nähern uns den Felsen und haben Glück; man kann allerlei Meerestiere sehen.

Links auf dem Bild sieht man an der Wand klebende Muscheln, das grüne und gelbe im Wasser sind die Seeanemonen. Auf dem Bild in der Mitte sieht man einen Seestern und rechts noch mal Muscheln.

   

Wieder oben auf den Felsen angelangt, bietet sich uns die nächste Überraschung. Ein riesiger Felsen mit tausenden Kormoranen! Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Wow, sonst sieht man so was nur im Fernsehen. Laut Infotafel sollen hier 25.000 Vögel leben.

Links mit Weitweinkelobjektiv sieht man die Vögel nur als kleine Pünktchen auf dem riesigen Felsen, rechts dann mit Teleobjektiv kann man schon mehr von den Kormoranen erkennen:

 

Auf dem Rückweg gehen wir in den schönen Leuchtturm, Eintritt schon inbegriffen. Der uriger Leuchtturmwärter erzählt der Besuchergruppe, dass er ursprünglich aus Kalifornien kommt, aber er und seine Frau einfach mal etwas anderes machen wollten. Find’ ich klasse. Wir dürfen alle nacheinander und in abgezählten Gruppen mal nach oben zum Herzstück, dem Licht. Die Frau steht oben und erklärt allerlei dazu.

Sowohl die Sea Lions Cave als auch das Yaquina Head sind auf jeden Fall einen Besuch wert!

Das restliche kurze Stück bis nach Lincoln City ist schnell geschafft nach so einem erlebnisreichen und in jeder Hinsicht voll ausgenutztem Tag. Wir übernachten auf dem Lincoln City KOA.


Campground: Lincoln City KOA (alles einwandfrei)
Meilen: ca. 80 (128 km)
Wetter: Trüb und wolkig, teils regnerisch

americanhero

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wow, die Sea Lions sind ja beeindruckend. Das war sicherlich ein tolles Erlebnis.
Bin jetzt auch mit an Board, da mit die Ecke sehr interessiert. Ein toller Bericht bisher.  :D

Rattus

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Huhu, es geht weiter!

8. Tag: Samstag, 06.06.2009
Lincoln City – Portland


Doch in die Werkstatt


Heute verlassen wir wieder die Pazifikküste Richtung Landesinnere.

In McMinnville müssen wir tanken, da mein Vater drin noch etwas zu tun hat, übernehme ich den Tankvorgang… denke ich zumindest. Als ich aussteige, kommt ein junger, loddriger Kerl her, fängt einen Smalltalk an und will wissen, ob ich bar oder mit Karte bezahle. Erst dachte ich, der will mich angraben, jetzt glaube ich, dass er sich ein bisschen Trinkgeld ergaunern will. Hab’ aber keine Lust für etwas zu bezahlen, was ich auch selber kann. Jedenfalls plaudern wir und so halb tanke ich und halb er. Erst hinterher fällt mir wieder ein, dass im Reiseführer ja steht, dass in Oregon nur die Tankwarte den Zapfhahn in die Hand nehmen dürfen. Peinlich, der hat sich bestimmt seinen Teil gedacht. Aber so gammlig wie der aussah, hätte ich den nicht für einen Tankwart gehalten.  

Jedenfalls verziehe ich mich erstmal. Mein Vater plaudert mehr schlecht als recht mit ihm und als ich wiederkomme, fragt er ihn, ob er wegen undefinierbarer Geräusche beim Fahren mal den Reifendruck messen könnte. Der Tankwart zückt so eine Art Kugelschreiber mit einer Messskala und hält es an alle sechs Reifen dran. Er sagt, dass der innere Reifen hinten links nicht genug Luft hat, aber er leider nicht das nötige Gerät hat, um ihn aufzupumpen. Wir sollen in einen Laden namens Tire Factory fahren, der sich ein paar hundert Meter weiter auf der Hauptstraße befindet. Was bleibt uns anderes übrig…

In der „Reifenfabrik“ angekommen, brauchen wir erstmal ein paar Minuten, bis wir jemand gefunden haben, der uns weiterhilft. Wir fahren also hinten in den Hof und lassen den Mechaniker mal machen. Er testet auch den Druck und stellt ebenfalls fest, dass es nicht ausreicht. Da es sich um den inneren Reifen handelt, muss er erstmal das WoMo aufbocken und den äußeren Reifen abmachen. Meine Hoffung, dass er einfach nur aufpumpt und wir in fünf Minuten wieder weiterfahren zerfällt endgültig.

Als der äußere Reifen ab ist, versucht er, den inneren aufzupumpen, stellt aber fest, dass er die Luft nicht hält. Na toll, jetzt ist auch noch ein Loch in dem blöden Ding! Also kommt der zweite Reifen auch noch ab, der Mechaniker wuchtet ihn erstmal in eine große Wanne mit Wasser und lässt ihn dann mit Hilfe einer Metallvorrichtung untertauchen. Ich sehe schon das Unheil.

Es blubbert. Nicht nur ein bisschen, sondern richtig viel. Ein richtiger Riss ist in dem Reifen. Ich frage mich kurz, ob man das wohl flicken kann, bezweifle es aber und mein Vater hat ebenfalls keine Hoffungen in dieser Richtung. Na Prost Mahlzeit, jetzt können wir für El Monte auch noch einen neuen Reifen kaufen – wer weiß, ob die uns das erstatten, wer weiß, ob der Riss nicht schon vorher da war und wer weiß, ob es hier überhaupt für Camper passende Reifen gibt. Ich kenne mich damit ja nun nicht aus, aber ich bezweifle, dass wir den Riss da reingemacht haben. Sieht irgendwie eher nach Abnutzungserscheinungen aus...

Hier der Camper auf "drei Beinen" und der Reifen im Wasser mit markiertem Riss:

 

Der Mechaniker geht ins Reifenlager und wir haben ein riesiges Glück, er hat genau so einen Reifen noch da. Wir strecken also erstmal die rund 150 Dollar vor. Zum Abschluss kriegt der Mechaniker noch ein saftiges Trinkgeld, weil er alles gleich hat stehen und liegen lassen und wir deswegen so wenig Zeit verloren haben. Nun haben wir also fünf alte und einen neuen Reifen dran... nicht sehr beruhigend. Wir setzen unsere Fahrt fort.



Recht schnell kommen wir in Portland an. Vorher hatten wir uns schon einen Campingplatz auf der Insel Hayden Island mitten in der Stadt ausgeguckt, aber wir haben Schwierigkeiten, die Einfahrt zu finden und fahren zweimal die Straße rauf und runter, bis wir es haben. Wir müssen noch zweimal nachfragen, bis wir das Office gefunden haben, anscheinend gibt es hier sogar zwei Campgrounds und das ganze ist ein wenig unübersichtlich. Wir müssen einen Moment warten und decken uns in der Zeit mit kostenlosen Stadtplänen von Portland ein. Die Dame im Büro registriert uns schließlich im PC und weißt uns einen Platz zu, aber mit Freundlichkeit überschlägt sie sich im Gegensatz zu den meisten anderen Amerikanern nicht gerade.

Nachdem wir uns ein wenig ausgeruht und unser Ausflugsziel für heute festgelegt haben, machen wir uns wieder auf den Weg. Wir wollen mit dem Bus erstmal zum Washington Park fahren. Im Office fragen wir nach der nächsten Bushaltestelle, einen Fahrplan hatten wir uns schon vorher im Internet ausgedruckt. Wie beschrieben gehen wir ein wenig orientierungslos quer über die Parkplätze der riesigen Malls. Wir finden tatsächlich die Haltestelle und warten nur wenige Minuten auf den nächsten Bus.

Wir gondeln also durch Portland und steigen an der zum Washington Park nächstgelegenen Haltestelle aus. Unsere Karte ist typisch amerikanisch; nur manche Straßen sind eingezeichnet und der Maßstab stimmt überhaupt nicht. Trotzdem kommen wir irgendwann im Park an, brauchen aber noch ein Weilchen, um unser erstes Ziel, den International Rose Test Garden zu finden. Erstaunt stelle ich fest, dass der Eintritt gar nichts kostet.

 

Die Rosen blühen jetzt im Juni wunderschön. Über 7500 Arten sollen hier gezüchtet werden.




Wir entdecken Rosen mit den künstlerisch-kreativen Namen „Playboy“ oder „Octoberfest“.



Eigentlich sollte man von hier aus den Mount Hood sehen, aber es scheint heute zu diesig zu sein.



Da es noch ziemlich früh am Tag ist, beschließen wir, auch noch den benachbarten Japanese Garden anzuschauen. Vom Rosengarten aus sind es nur ein paar Meter und ein kleiner Anstieg, aber es verkehrt hier doch tatsächlich ein kostenloses Shuttle. Der Parkplatz ist ziemlich voll –schließlich ist Samstag- und wir sind froh, dass wir mit dem Bus da sind. Wir sehen auch einen großen Camper von Moturis und fragen uns, wo der wohl parken will.

Im Japanischen Garten kostet der Eintritt 8 Dollar, ganz schön happig finde ich. Der Garten ist aber wirklich toll gestaltet und der Preis schon gerechtfertigt, wenn man überlegt, wie viel Arbeit und Mühe die Pflege machen muss. Es gibt sogar ein Teehaus in dem traditionelle japanische Gewänder ausgestellt sind. Auf der Terrasse des Hauses stehen überall tolle Blumengestecke.

 

Wir gehen weiter zu den Heavenly Falls, dem Koi-Teich und der Moon Bridge.

   

Wir entdecken eine bizarre Kieslandschaft, die aussieht, als hätte jemand mit dem Rächen Muster reingeharkt. Erst zuhause lese ich dann, dass Kies bei den Japanern Wasser symbolisiert und Muster Wellen darstellen sollen.



Nachdem wir alles gesehen haben, machen wir uns wieder auf den Weg in Richtung Bushaltestelle. Als Fazit kann ich sagen, dass der Washington Park wirklich nett, der Rosengarten wunderbar, noch dazu kostenlos und der Japanische Garten zwar ein wenig teuer, aber sein Geld wert sind.

Nachdem wir mit dem Bus retour gefahren sind, gehen wir noch in eine der riesigen Malls. Ich hatte keine Badelatschen mitgenommen, da ich davon ausging, im WoMo duschen zu können, also kaufe ich mir welche und wir decken uns bei der Gelegenheit auch gleich mit Lebensmitteln ein. Unglaublich, wie riesig dieser Laden ist.

Als ich abends noch einmal auf die Toilette will, steht vor der Tür eine verwirrte Frau mit Handtuch, die meint, der Türcode würde nicht mehr funktionieren. Ich teste auch und die Tür geht tatsächlich nicht auf. Die Tochter der Frau steht drinnen in der Dusche und hatte ihre Mutter vom Handy aus angerufen, weil sie das Handtuch vergessen hat. Jetzt ruft die Mutter die Tochter in der Dusche wieder auf dem Handy an und bittet darum, uns die Tür auszumachen. So komme ich doch noch ins Toilettenhäuschen. Das sind halt die weltbewegenden Probleme mit denen Camper zu campen äh kämpfen haben… :roll:

Ein trotz Panne toller Tag in „Rose City“ geht zuende.




Campground: Jantzen Beach RV Park auf Hayden Island (Toilettencode geht nicht immer, Mitarbeiter nicht überwältigend freundlich, sonst ok)
Meilen: ca. 87 (139 km)
Wetter: Wolkig, teils leichter Nieselregen

Rattus

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9. Tag: Sonntag, 07.06.2009
Portland – Mount St. Helens – Mount Rainier National Park


Wasserfälle und Geröll


Heute geht es zeitig los zum Mount St. Helens. Auch an diesem Tag ist das Wetter nicht überragend, es ist kühl und regnerisch. Von der Fahrt gibt es zunächst nichts Aufregendes zu berichten, außer dass ich zum ersten Mal in den USA einen Waschbär sehe – leider überfahren am Straßenrand. Auch fliegt uns fast ein Tier vor das Auto; ein Schwarm von riesigen schwarzen Vögeln - ich glaube, es sind Truthahngeier - erhebt sich kurz vorher von der Straße und ein offensichtlich wirklich dämliches Exemplar dreht, nachdem es schon außer Reichweite ist, um und fliegt uns wieder vor das Auto. Ich weiß nicht, ob wir ihn gestreift haben… Meine Laune war schon besser.

Als wir uns dem Mount St. Helens nähern, ist plötzlich eine Straßensperre vor uns.



Wir vermuten, dass die Straße entweder wegen Schnee oder wegen Sturmschäden noch geschlossen ist und fahren geradeaus weiter, obwohl wir eigentlich nach links gemusst hätten. Leider wird die Straße immer enger, große Teile sind von Tannennadeln übersäht. Besonders oft fährt hier offenbar niemand entlang. Wir wenden in der Einfahrt zu einem halbwilden Campingplatz mit ein paar Feuer machenden Amerikanern. Wohl oder übel erklären wir den Besuch auf dem Mount St. Helens als gescheitert, denn hier ist beim besten Willen kein Durchkommen. Wir fahren direkt zum Mount Rainier. Auf dem Rückweg achte ich darauf, ob dieser Vogel am Straßenrand liegt, aber zum Glück ist nichts zu sehen.

Wir passieren den Eingang des Nationalparks und fahren erstmal eine Weile nach oben. Vor uns sind auf einmal große Warnschilder aufgebaut. Unsere Fahrbahn scheint komplett weggebrochen zu sein, jedenfalls müssen wir kurz auf die Gegenfahrbahn ausweichen. Im Vorbeifahren schieße ich schnell ein unscharfes Bild. Nicht besonders vertrauenserweckend, dass offenbar hier Straßenteile einfach in den Abgrund fallen...



Auf einem großen Parkplatz halten wir. Eine anscheinend mexikanische Großfamilie hat ihr Lager aufgeschlagen, hört laut Musik und grillt.

Laut Karte gibt es hier die Narada Falls zu sehen. Nachdem wir den Wasserfall von oben ausreichend angeschaut haben, wollen wir ihn auch von unten von einem Aussichtspunkt aus angucken. Das ist gar nicht so leicht, denn der Weg ist noch verschneit und sehr rutschig.

Vor uns läuft eine Gruppe Chinesen. Ein Mädchen trägt doch tatsächlich bei diesem Wetter Hot Pants und ein anderes FlipFlops. Lustiger Anblick, wie die zwei durch den Schnee stapfen bzw. rutschen. Die Gruppe dreht bald um als es steiler wird. Es ist eine einzige Rutschpartie, aber wir kommen unten an und werden gleich ordentlich vom Wasserfall nassgespritzt. Ich bin im Dauereinsatz zwischen Fotografieren und Objektiv sauberwischen.

 

Wieder zurück am Parkplatz beschließen wir, wieder nach unten zu fahren. Auf der Karte sieht es so aus, als würde die Straße enger werden und wir wollen nicht riskieren, mit dem WoMo irgendwo hängen zu bleiben bzw. dann nicht mehr umdrehen zu können.

Auf dem Rückweg halten wir an einer Art „Fluss“ aus Geröll und Baumstämmen. Das muss das sein, was der Gletscher vor sich herschiebt. Wir stehen lange auf der Brücke und schauen uns das Schlachtfeld an. Sieht irgendwie faszinierend aus. In der Mitte des Gerölls fließt ein kleiner Fluss, ich nehme an, das ist das Schmelzwasser.

 

Unser nächster Halt sind die Christine Falls. Nicht so hoch wie die Narada Falls, aber auch schön.

   

Schließlich beziehen wir den nächstgelegenen Campground im Park, machen eine Pause und entscheiden uns dann, einen Trail über ein Geröllfeld zu einem weiteren Wasserfall zu laufen. Überall liegen Baumstämme zwischen den Steinen... alles, was ein Gletscher halt so vor sich herschiebt.

 

Über das Geröll zu laufen ist toll, Kinder hätten hier bestimmt riesigen Spaß. Über den kleinen Fluss führt eine „Brücke“ – falls man das so nennen kann. Es nur ist ein halbierter Baumstamm mit Geländer. Ja, warum eigentlich nicht…

 

Wir gehen eine Weile durch den Wald mit recht steilem Anstieg. Da Sonntag ist, sind verhältnismäßig viele Leute unterwegs. Irgendwann erreichen wir die Carter Falls, die man leider wegen der Bäume nicht so gut sehen kann.



Da es mittlerweile doch recht spät geworden ist und wir für heute genug Wasserfälle gesehen haben, drehen wir wieder um und verbringen einen gemütlichen Abend im WoMo. Es ist ziemlich kalt und ich lasse nachts meine Winterjacke an. Die Heizung rattert immer so laut und wir wollen Gas sparen.


Campground: Cougar Rock im Mount Rainier NP (ohne Hook-up, ruhig und billig)
Meilen: ca. 180 (288 km)
Wetter: Neblig und kalt, es liegt noch Schnee

nordlicht

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Wir vermuten, dass die Straße entweder wegen Schnee oder wegen Sturmschäden noch geschlossen ist
Das war in der Tat so. Ihr wart leider zwei, drei Wochen zu frueh, die Strasse wurde im Sommer wieder geoeffnet.
Das ist echt aergerlich, es wurde sogar vorher im Forum davon geredet:
http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=17253.msg440504#msg440504
http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=34920.msg526179#msg526179
Schade, dass Ihr das uebersehen habt, dann haettet Ihr stattdessen zur Westseite fahren koennen, von der man ohnehin die bessere Aussicht auf den Berg hat.
Naja man braucht ja immer einen Grund nochmal wiederzukommen. Und sonst habt Ihr ja bisher gut was erlebt. Und es liegt ja noch eine Menge vor uns auf Eurer Tour. Bin gespannt wie es weitergeht.

Rattus

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Achje, die Threads hatte ich nicht gesehen. Naja, wir haben uns auch so nicht gelangweilt... :)

Rattus

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10. Tag: Montag, 08.06.2009
Mount Rainier National Park – Seattle


Fast schlaflos in Seattle und andere Kuriositäten


Heute geht es zeitig los. Wir fahren weiter Richtung Norden. Auf der Fahrt gibt es keine besonderen Vorkommnisse – wie gewohnt leuchtet die Warnlampe orange vor sich hin, aber der Motor läuft.

Für Seattle hatten wir uns vorab schon einen Campingplatz aus dem Internet mit Wegbeschreibung herausgesucht. Wir finden den Platz erstaunlich gut. Das Schild mit den Platzregeln am Eingang ist mit Schusslöchern durchsetzt, scheinen harte Sitten hier zu herrschen :lol:. Die Inhaberin des Campgrounds ist total freundlich und der Platz gut belegt. Für uns gibt es aber noch eine freie Campsite. Wir lassen uns von der Frau gleich erklären, wie wir am besten nach Downtown Seattle kommen und wo die Space Needle steht. Sie zückt die üblichen Karten und erläutert uns alles. Für die Busverbindung kramt sie einen selbst geschriebenen und kopierten Zettel hervor, auf dem jeweils für Hin- und Rückfahrt incl. Umsteigebus Busnummer, Abfahrtsorte sowie der Preis stehen. Da hat sich jemand richtig Mühe gemacht.

So ausgerüstet ziehen wir kurze Zeit später los. Wir entdecken eine Bushaltestelle, sind uns aber nicht sicher, ob das die richtige ist, da die Frau uns davor gewarnt hat, dass auch ein Bus in genau die andere Richtung dort verkehrt. Auf dem Zettel ist auch vermerkt, dass man die Strecke bis zum P&R Parkplatz, wo wir umsteigen sollen, auch zu Fuß gehen kann. Wenn ein Ami diese Möglichkeit auch nur erwähnt, dann müssen es wirklich nur ein paar Meter sein. Wir finden allerdings auch die Fußgängerbrücke über den Highway nicht.

Orientierungslos ziehen wir über einen Supermarktparkplatz und wie das in Amerika halt so ist, werden wir natürlich gleich angesprochen, ob wir Hilfe benötigen. Der Lieferwagenfahrer scheint sich auch nicht so gut auszukennen, meint aber, dass es hinter dem Thai Restaurant eine Brücke für Fußgänger gibt und deutet noch auf ein großes Gebäude, das wohl das Parkhaus ist. Wir machen uns auf den Weg und er behält Recht. Nachdem wir also den P&R Parkplatz gefunden haben, müssen wir nur noch in den richtigen Bus reinsteigen. Wieder bekommen wir Hilfe angeboten und ein Mitarbeiter des Busunternehmens erklärt uns, dass unser Bus ein Stockwerk weiter oben losfährt. Schließlich kommen wir endlich an der Haltestelle an und warten nur wenige Minuten. Die Busfahrt dauert länger als ich dachte, aber es gibt viel zu sehen und Seattle ist mir auf Anhieb sympathisch.

Die Stadt ist unheimlich grün, hat viele Parks und entgegen meiner Befürchtung und dem Ruf von Seattle haben wir das tollste Wetter mit strahlendem Sonnenschein. Vielleicht haben wir jetzt nach 9 Tagen das trübe Nebelwetter endlich mal hinter uns gelassen? Wir kommen schließlich an unsere Haltestelle und werfen uns ins Getümmel. Hoffentlich finden wir auf dem Rückweg auch wieder die Haltestelle, laut Zettel ist es nämlich eine andere, die an der Kreuzung Universität und 2nd Street sein soll. Leider hatte die Frau vom Campingplatz die Universität aber nicht auf Anhieb gefunden und daher die Stelle nicht auf der Karte eingezeichnet.

Seattle präsentiert sich uns wie eine typische amerikanische Stadt. Es ist laut, viel Verkehr und ständig irgendwo Sirenengeheul. Mitten in der Innenstadt herrscht Aufruhr, auch wenn ich nicht wirklich erkennen kann, was los ist. Ein Obdachloser liegt mitten auf der Straße, daneben steht ein Rollstuhl und eine Polizistin redet auf ihn ein, aber er will offenbar nicht weg von der Straße. Wir quetschen uns an den Schaulustigen vorbei und ziehen weiter. Uns begegnet ein riesengroßer wunderschöner gelber Schmetterling – und das mitten in der Großstadt. Muss an den vielen Parks liegen. Angeblich soll ja San Francisco die schönste Stadt der USA sein, ich finde, Seattle macht da mächtig Konkurrenz…

Wir sehen die Space Needle schon von weitem und so ist die Orientierung kein Problem. Durch einen weiteren Park kommen wir zum Eingang. Mit einem Aufzug in der Mitte des Turms geht es nach oben. Zeitweise kann man dabei sogar rausschauen. Der Aufzugführer macht seine Scherze, die er wahrscheinlich bei jeder Fahrt noch oben loslässt.

Die Aussicht ist wirklich toll. Man sieht direkt auf die Hochhäuser und hat auch einen guten Blick auf das Meer und den Hafen. Man kann den Schiffen zusehen.

 

 

Sogar ein Wasserflugzeug und einen Hubschrauber sehen wir starten.

 

Eine ganze Kolonie mit noblen Booten liegt auch im Hafen.

 

Wir sehen den Highway und auch das ebenfalls sehr grüne Umland. Man kann sogar bis zum QWestField und zum Containerhafen schauen.

 

Schließlich entdecken wir auch das hier.



Damit steht fest, wo wir heute zu Mittag essen werden. Wir waren während des ganzen Urlaubs noch nicht einmal bei McDonalds. Das werden wir jetzt ändern.

Auch auf der Fahrt nach unten entertaint uns der Aufzugführer wieder ein wenig. Unten angekommen schieße ich noch ein letztes Foto, bevor wir uns dem Essen zuwenden.



Im McDonalds wollen wir zwei Burger und Pommes bestellen. Ich sage dem Mitarbeiter die Nummer des Burgers und dass wir dazu noch zweimal Fritten haben wollen. Er scheint irgendwie verwirrt, aber ich bestätige noch mal die Bestellung. Als das Essen dann fertig ist, wird mir auch klar, warum er gezögert hat. Auf dem Tablett liegen vier Pommestüten. Ich gehe so selten zu McDonalds und peile bei diesem Menü-System nicht mal hier in Deutschland, wo, wann, warum und was bei welchen Nummern dabei ist, wie soll ich dann im Amiland durchblicken? Wir schieben also ab mit unseren 2x Burger und 4x Pommes. Die letzten zwei Pommesportionen schaffen wir nicht ganz und nehmen sie erstmal mit, vielleicht lässt sich abends noch etwas damit anfangen.

Frisch gestärkt treten wir also langsam wieder den Rückweg an, da wir die Haltestelle noch finden müssen. Wir versuchen, noch ein bisschen ans Wasser zu gelangen, aber das Industriegebiet versperrt uns den Weg.

 

Wir studieren noch mal die Karte und plötzlich fällt uns wie Schuppen von den Augen, dass mit der Haltestelle offenbar gar nicht die Universität gemeint ist, sondern dass die Straße „University“ heißt. Jetzt ist alles klar. Tatsächlich sind wir genau richtig und brauchen nur noch auf den Bus mit der richtigen Nummer zu warten, währenddessen beobachten wir das Treiben auf der Straße und uns wir nicht langweilig.

Als der Bus da ist und wir einsteigen wollen, geht mein Vater voraus um die Tickets zu bezahlen. Ich merke nur, dass er zögert, habe aber erst nicht gehört, was der Busfahrer zu ihm gesagt hat. Offenbar scheint mit dem Geld etwas nicht zu stimmen. Ich gehe ein wenig nach vorne und der Busfahrer sagt, dass man erst beim Aussteigen bezahlen muss. Stimmt, ich hatte irgendwo gelesen, dass der Bus in Downtown kostenlos ist, aber nicht, dass man erst beim Aussteigen bezahlen muss. Wenn ich so darüber nachdenke, macht aber alles andere auch gar keinen Sinn, da der Busfahrer sich kaum merken kann, wer alles bezahlt hat und wer nicht bzw. wer bis wohin fahren darf. Erst jetzt sehe ich, dass vorne beim Busfahrer auch ein Schild hängt auf dem steht, dass das hier noch die kostenfreie Zone ist. Als wir aus der Stadt raus sind, dreht der Fahrer das Schild einfach um. Wir zahlen erst, als wir wieder beim P&R Parkhaus angekommen sind.

Auf dem Rückweg gehen wir noch in den Supermarkt und kaufen ein paar Kleinigkeiten. An der Kasse fällt mir auf, dass manche Kunden an einer Art Selbstbedienungskasse stehen und ihre Waren selbst scannen. Ich frage mich, wie überprüft wird, ob sie auch alles erfassen, bin aber zu k.o. um mir darüber Gedanken zu machen. Zurück im Camper brauche ich erstmal eine Pause von dem Ausflug.

Als ich später ein wenig fitter bin, überlege ich, ins das Schwimmbad des Campingplatzes zu gehen, stelle dann aber fest, das es zur Zeit geschlossen ist, schade. :( Wir fallen zum Abendessen über unsere kalten Rommes her...

Später am Abend wollen wir langsam schlafen gehen, da fängt auf einmal etwas ganz komisch und ununterbrochen an zu summen. Ich gehe noch mal raus und schaue, wo es herkommt. Es dauert eine Weile bis mir klar wird, dass das die Straßenlaterne direkt über meinem Bett ist. Na toll, soll das vielleicht wirklich eine Nacht „Schlaflos in Seattle“ werden? Als ich die Dachluke schließe, hört man zum Glück kaum noch etwas von dem Summen und ich schlafe einwandfrei.


Campground: Trailer Inns RV Park in Bellevue (sehr freundliche Besitzerin, Mitarbeiter geben sich viel Mühe, kostenlos gutes Kartenmaterial und Hinweise zu den Busvervindungen, Pool leider außer Betrieb)
Meilen: ca. 96 (153 km)
Wetter: Strahlender Sonnenschein, angenehm warm

Crimson Tide

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Ein ganz wunderbarer Tag in Seattle!

Und das Besondere daran: Sonnig und warm!  :lol: :wink:

L.G. Monika

Rattus

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11. Tag: Dienstag, 09.06.2009
Seattle - Anacortes


Wale

Heute ist endlich der Tag auf den ich mich schon ewig freue! Es steht eins meiner Highlights an auf dieser Reise: Whale Watching und das auch noch mit im Juni zumindest laut Anbieter 90%iger Wahrscheinlichkeit Orcas zu sehen.

Ich hatte die Tickets für das Whale Watching Boot „Mystic Sea“ schon vier Wochen vorher im Internet gekauft. Man weiß nie, wie voll es wird. Für Mystic Sea Charters hatte ich mich entschieden, weil die auf ihrer Homepage als einzige angegeben haben, dass auch „RV parking available“ ist. Im Vorfeld war ich mir nach der Buchung nicht sicher, ob das die richtige Wahl war, weil ich zunächst keine E-Mail-Bestätigung bekam, das Kontaktformular auf der Seite nicht funktionierte und ich auch über die angegebene E-Mail-Adresse keine Antwort erhielt. Über Google hatte ich dann eine zweite Mail-Adresse gefunden und dort schließlich auch eine Antwort mit Bestätigung und Entschuldigung bekommen. So ganz seriös erschien mir das also erst nicht und so bleibt auch heute ein wenig restliche Spannung, ob an der angegeben Adresse wirklich eine „Mystic Sea“ liegt.

Um 10.30 Uhr ist Boarding und um 11.00 Uhr Abfahrt also machen wir uns ganz früh auf die Socken, weil Wochentag ist und wir den hiesigen Berufsverkehr nicht einschätzen können. Wir wollen das Schiff keinesfalls verpassen, dann gehen nicht nur 79 Dollar + Tax sondern auch ein ganzer Urlaubstag verloren. Wir machen uns um kurz vor 7.00 Uhr auf den Weg, obwohl die Fahrt von Seattle aus laut Homepage des Veranstalters nur 1,5 Stunden dauern soll. Es geht heute also ein letztes Mal Richtung Norden.

Es zeigt sich, dass wir nicht ganz Unrecht hatten mit unserer Vermutung bezüglich des Berufsverkehrs, denn es ist tatsächlich ziemlich viel los um Seattle.



Je weiter wir Seattle hinter uns lassen, desto leerer wird auch der Highway. Wir fahren an der Abzweigung zu Vancouver, BC, vorbei und sind damit also ganz nah an Kanada.

Wir finden Anacortes ziemlich gut und bald sehen wir auch schon das Meer. Wir müssen ans Cap Sante Marina, Dock A, und erstmal über die Hauptstraße, die Commercial Avenue, fahren. Als wir ankommen, gibt es tatsächlich schöne große Parkplätze über die unser WoMo nur ein ganz kleines Stückchen herausragt. Da es gerade erst kurz vor 9.00 Uhr ist, sind auch noch alle Plätze frei. Jetzt muss ich aber erstmal unbedingt schauen, ob das Schiff hier wirklich liegt... und tatsächlich, ganz am Ende des Docks liegt eine „Mystic Sea“.



Da wir noch so viel Zeit haben, nehmen wir erstmal ein zweites Frühstück zu uns und legen uns noch einen Moment ins Bett. Das ist der Vorteil, wenn man sein Haus gleich dabei hat. :lol:

Irgendwann gehen wir noch ein Stück am Hafen entlang. Auch wenn kaum etwas los ist, finde ich die Stimmung hier verbunden mit meiner Vorfreude vielleicht gleich wilde Orcas zu sehen wirklich toll. Irgendwie ist es genauso wie in den „Free Willy“ Filmen, die ich in meiner Kinderzeit so gerne gesehen habe. Wie ich vor Ort in einer Broschüre lese, war die Mystic Sea offizielles Filmboot des 2. Teils, von dem einige Szenen hier in der Gegend gedreht wurden.

Wie auch immer – langsam trudeln die ersten anderen Besucher ein. Wir machen uns auf den Weg zur Ticket Booth und wollen einchecken. Ich sehe meinen Namen ganz oben auf der Liste stehen, so früh wie ich hat wohl sonst keiner reserviert :lol:. Der Mann an der Kasse will trotzdem noch die Mail-Bestätigung sehen – gut, dass ich die angefordert hatte. Es geht also an Bord. Dort werden wir freundlich eingewiesen, es gibt Getränke und Ferngläser umsonst und man kann Snacks kaufen. Unter Deck sind einige gemütliche Bänke und im hinteren Teil des Schiffes stehen lange überdachte Tische. Wir positionieren erstmal unsere sicherheitshalber mitgebrachten Jacken unten, obwohl mir von Anfang an klar ist, dass ich die ganze Zeit draußen sein werde um nichts zu verpassen.

Pünktlich um 11.00 Uhr legt das Schiff ab. Es sind zwei Naturalists an Bord, die uns gleich anbieten, dass wir uns bei Fragen an sie wenden können.

Wir fahren zunächst am Hafen und einigen Nobelvillen vorbei, aber je weiter wir rauskommen, desto „wilder“ und einsamer wird die Gegend. Wir stehen natürlich ganz vorne am Bug des Schiffes. Viel Platz haben wir jedenfalls, denn das Schiff ist vielleicht gerade mal zur Hälfe voll. Die Inselwelt ist wunderschön und das Meer spiegelglatt.

 

Neben vielen Seevögeln begegnen uns als erstes zwei Robben, die niedlich aus dem Wasser schauen. Bald kommen wir auch an einer felsigen Sandbank vorbei, auf der sich eine ganze Horde Seals sonnt und ausruht.



Kurz darauf kommt uns ein Whale Watching Schlauchboot entgegen, es scheint sich aber schon wieder auf dem Heimweg zu befinden. Ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist?

Plötzlich macht der Kapitän eine Durchsage. Direkt vor uns sind Bald Eagles, Weißkopfseeadler. Erst sehe ich sie gar nicht, aber dann erblicke auch ich sie majestätisch auf dem Baum sitzen. Es scheint ein Pärchen zu sein. Als wir auf gleicher Höhe sind, fliegt einer der beiden los. Toller Anblick.

 

Der Kapitän macht eine weitere Durchsage, dass irgendwo ganz weit vor uns zwei Orcas unterwegs sind, die aber Richtung Kanada schwimmen. Er sagt, dass die Chance, sie noch anzutreffen bei 50:50 liegt. Meine Güte ist das spannend, hoffentlich klappt es. Bald informiert uns der Kapitän, dass wir uns bereits in kanadischen Gewässern befinden. Auch wenn ich es toll finde, in Kanada zu sein, so hält sich meine Freude doch in Grenzen, denn ich frage mich, wie weit der Kapitän das Schiff noch raus fahren will oder kann.



Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt schließlich die erlösende Mitteilung. „They are slowing down“ – die Wale werden langsamer und wir kommen näher. Die Crew beobachtet nun auch mit Ferngläsern die Wasseroberfläche. Irgendwo hier müssen sie sein. Ist das spannend. Man hält plötzlich jeden treibenden Baumstamm oder Schilf für einen Wal. :lol:

„THERE!!!“ – Offenbar hat sie jemand gesichtet. Immer mehr Leute scheinen sie auch zu sehen. Ich muss blind sein und werde fast verrückt, weil ich sie nicht entdecke. Da ich nicht weiß, was ich sonst machen soll, fotografiere ich einfach ins Blaue. Sinnlos...

Nach den Aussagen der anderen zu urteilen, tauchen sie gerade wieder auf. DA!!! Jetzt sehe ich sie!! Es sind zwei, eine Mutter mit Baby. Ich knipse so viel ich kann, aber es ist schwierig, sie im richtigen Moment zu treffen. Sie tauchen immer nur wenige Sekunden auf und sind dann minutenlang verschwunden, bevor sie sich wieder blicken lassen. Man weiß leider nie, wo sie hochkommen und bis ich sie im Sucher gefunden, gezoomt und scharf gestellt habe, sind sie oft schon wieder fast weg. Mit der Zeit kriege ich aber immer mehr Übung. Das Gute ist, dass das kleine immer wenige Sekunden nach der Mutter auftaucht und man so einigermaßen weiß, wo es hochkommen wird.

Die zwei Wale schwimmen ganz gemächlich am Festland entlang. Leider scheinen sie nicht in Spiellaune zu sein und springen daher nicht aus dem Wasser. Das war mir aber im Vorfeld schon fast klar. Muss ja auch unheimlich anstrengend sein, so viele hundert Kilo aus dem Wasser zu wuchten, dass sie das nicht oft machen können ist ja klar. Trotzdem, es ist einfach unglaublich den beiden zuzusehen. Was für wunderbare Geschöpfe.

Ich schieße über 130 Bilder von denen viele unscharf sind, man lediglich einen kleinen Teil der Rückenflosse oder sogar nur noch das schäumende Wasser ohne Wal sehen kann. Etwa 30 der Fotos sind aber gut geworden. Die Frau neben mir macht sich schon darüber lustig, weil ich pausenlos knipse. 8)

 

Mama links und Baby rechts

 

Von mir aus könnten wir noch Stunden hier lang fahren – aber der Kapitän lässt das Boot nach und nach zurückfallen. Ich habe nichts dagegen, denn die beiden Wale wollen schließlich auch wieder ihre Ruhe haben und ich habe deswegen eh schon ein schlechtes Gewissen. Fast 20 Minuten sind wir neben ihnen her gefahren. Letztes Jahr hatte ich noch mit Sea World San Diego geliebäugelt, mich aber dann doch dazu entschieden, die Wale lieber in freier Wildbahn anzusehen. Ist doch noch mal etwas ganz anderes...

 

Auf dem Rückweg fahren wir noch einmal durch die traumhafte Inselwelt der San Juan Islands. Wir sehen auch das Spotter Plant, das uns bestimmt geholfen hatte, die Wale zu finden. Ich verziehe mich nach so vielen Stunden draußen herumstehen langsam unter Deck. Wettermäßig hatten wir wirklich riesiges Glück, die Sonne schien den ganzen Tag und draußen auf See war es zwar frisch, aber mit Jacke gut auszuhalten.

Ich gehe meine Ausbeute an Fotos durch und ein paar der anderen Passagiere gesellen sich zu mir. Außer mir hatten alle anderen nur so kleine Kameras im Handyformat mit kaum spürbarem Zoom; bei der Entfernung, in der die Wale waren, wird man da wenig erkennen können.
Eine der Naturalistinnen hat anhand einer Tafel, die die unterschiedlichen Rückenfärbungen von weiß/grau und schwarz aller hier lebender Orcas zeigt, herausgefunden, dass es sich um Wale des sogenannten K-Pods handelt und die Mutter Jahrgang 1986 ist und das kleine 2004 zur Welt kam, das Geschlecht aber noch unbekannt ist.

Plötzlich wieder eine Durchsage. „Porpoises“ in Sicht – Schweinswale. Ich schaue raus und sehe gerade noch die Rückenflossen der beiden abtauchen. Jetzt ärgere ich mich, dass ich rein gegangen bin und stelle mich für den Rest der Fahrt doch wieder nach draußen. Die Schweinswale sind natürlich längst weg, aber wirklich trüben kann das diesen atemberaubenden Tag nicht.

Wir laufen nach insgesamt etwa sechs Stunden wieder im Hafen ein, verabschieden uns und machen uns auf den Weg zum Campingplatz. Wir haben uns im Internet schon einen ausgeguckt, der in der Nähe des Fährterminals ist, dann können wir morgen dorthin laufen und müssen keine Parkgebühren mehr zahlen. Leider hatte der Platz keine Homepage und so irren wir ein klein wenig umher bis wir etwas finden, was ein Campingplatz sein könnte. Jetzt wird mir auch klar, warum der keine Internetseite hat. Der Platz steht zwar voll mit Campern, aber die sehen allesamt so aus, als wären sie mindestens 20 Jahre nicht vom Fleck bewegt worden, sind total vergilbt und verlottert. Ein Büro lässt sich nicht ausmachen und auch keine Informationen zu Self-Registration. Wir müssen also unsere zweite Wahl in Anacortes ansteuern, Fidalgo Bay. Bestimmt auch schön, aber halt nicht so nah an der Fähre.

Nach ein paar Unsicherheiten finden wir den Platz schließlich. Er ist schon geschlossen, aber es liegt alles für eine eigene Registrierung bereit. Wir werfen das Geld ein und suchen uns einen netten Platz. Der Campground wird offenbar von Indianern geführt und liegt sehr schön direkt am Wasser.

Während des ganzen Abends schaue ich mir die Orcas auf der Kamera an. Wahnsinnstag.


Campground: Fidalgo Bay Resort (recht teuer, aber in Ordnung und sehr gepflegt)
Meilen: ca. 77 (123 km)
Wetter: Strahlender Sonnenschein, angenehm warm, auf See allerdings ziemlich frisch

mrh400

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Hallo,
offensichtlich ein schöner und tierreicher Tag, zu dem ich Euch beglückwünsche - bei uns war es (im August) so grau und kühl, daß keiner Lust zum Aufenthalt im Freien hatte, solange die Orcas nicht in Sichtweite waren.
Gruß
mrh400

USAflo

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Moin!

Tolle Fotos von den Orcas. Soch eine Tour möchte ich auch mal irgendwann machen. Das finde ich auch viel besser als eingesperrte Orcas bei Sea World, die auch noch dazu dressiert sind Faxen zu machen...

Tschau
Links zu meinen USA-Reiseberichten, Ausflugs- und Gastronomietipps für das Oldenburger Münsterland und Berichte zu unseren Europareisen auf meinem Blog: https://unser-om-und-umzu.blogspot.com/p/blog-page_19.html

Rattus

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Huhu,
ja, so eine Tour ist absolut empfehlenswert (wir haben sogar am nächsten Tag noch eine zweite gemacht), wobei ich das nachvollziehen kann, dass es bei Regen nicht ganz so viel Spass macht. Hatten wir wirklich Glück. Aber Hauptsache man sieht die Wale. :)

Heute komme ich nicht mehr dazu, einen neuen Tag einzustellen, da ich heute Nachmittag für eine Woche nach Dubai fliege. Es wird deswegen erst Ende nächster Woche mit dem Bericht weitergehen.

Also bis demnächst!
Gruß, Verena

SEA2009

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Dann nütze ich die "Pause" schonmal um zu schreiben, dass mir dein Bericht sehr gut gefällt. Der Abstecher an die Küste und vor allem die Wale haben mir am Besten gefallen. Ganz tolle Fotos!!

Viel Spaß in Dubai   :palme:
1997: Helendale, CA - Las Vegas - Los Angeles - San Francisco
2009: Seattle - Oregon Coast - San Francisco
2012: Las Vegas - VoF, Zion, Bryce, Page, MV, GC - San Diego - Los Angeles

WinniePooh

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Hallo Verena,

Bald Eagles und Orca's -einfach traumhaft !
Beneidenswerte Bilder.:clap:

Eine schöne Woche in Dubai,

Grüße,

Winnie Pooh

Rattus

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Huhu! Bin wieder heil aus Dubai eingeflogen und hab' den Kälteschock auch einigermaßen überlebt... :|

Weiter geht es mit dem Bericht:

12. Tag: Mittwoch, 10.06.2009
Anacortes – Friday Harbor – Anacortes


Toller Tag trotz verfluchter Kamera

Auch der heutige Tag steht wieder ganz im Zeichen der Orcas. Erst heute Morgen merke ich, dass ich mir gestern einen ordentlichen Sonnenbrand geholt habe.

Wir stehen früh auf und machen uns auf den Weg zum Fähranleger. Wir fahren dort auf einen erhöhten, großen Parkplatz, der auch über RV Plätze verfügt. Bei der Parkuhr blicke ich nicht ganz durch, die großen Parkplätze sollen fast schon unverschämte 20 Dollar kosten, nur kann man bei der Parkuhr nirgends RV auswählen. Also improvisiere ich und ziehe zwei Tickets eigentlich für PKWs für je 10 Dollar. Dazu legen wir einen Zettel ins Auto, dass die Auswahlmöglichkeit für RVs nicht funktioniert. Hoffentlich kapieren die das.

Wir nehmen die Fähre um 7:45 Uhr, dann sind wir voraussichtlich um 9:30 Uhr in Friday Harbor, um 12:00 Uhr legt unser Whale Watching Boat „Western Prince II“ ab.

Bald läuft die Fähre in den Hafen ein. Wir suchen uns ein nettes Plätzchen auf dem oberen Deck und warten, bis alle Autos eingeladen wurden. Wieder geht es durch die traumhafte morgendliche Inselwelt der San Juan Islands. Ein bisschen Nebel hängt noch zwischen den Inseln, aber es scheint heute wieder ein sonniger Tag zu werden.



Gegen 8:40 Uhr legt die Fähre auf Orcas Island an. Ein paar Leute steigen nur ein und aus, sodass es zügig weitergeht und wir pünktlich um 9:30 Uhr auf San Juan Island anlegen.



Das Büro der Western Prince Whale Watching & Wildlife Tours befindet sich direkt am Fähranleger in einem roten Gebäude. Da die Bürotür schon offen ist, gehen wir als erstes dort hin, um unsere vorher im Internet reservierten Tickets schon mal abzuholen. Die Frau ist super freundlich und meine Vorfreude steigt allmählich. Weil wir noch so viel Zeit haben, schauen wir uns an, wie die Fähre ablegt und gehen anschließend noch ein wenig durch Friday Harbor und in die zahlreichen Shops, wo ich mich mit Postkarten eindecke.

Natürlich führt uns der nächste Weg zu „unserem“ Schiff, der Western Prince II.

 

Im Hafen liegen auch sonst noble Boote und wieder ein Wasserflugzeug.



Um kurz nach 11:00 Uhr holen wir uns einen Hot Dog als Mittagessen und rüsten uns dann langsam für die Fahrt. Mittlerweile sind auch noch einige andere Passagiere angekommen, sodass das Boot komplett voll wird. Es war also doch gut zu reservieren. Die Kinder kriegen alle eine Schwimmweste angelegt und eine der beiden Naturalists erklärt ein paar Sicherheitsvorkehrungen. Schließlich muss noch jeder Reihum einmal sagen, wo er herkommt. Es stellt sich heraus, dass wir die einzigen Nicht-Amerikaner sind, eine Familie kommt sogar direkt aus Friday Harbor.

Nach so viel Gerede geht es endlich los. Ich nehme wieder meinen Platz ganz vorne am Bug ein, mein Sonnenbrand kann mich mal... 8) Das Schiff ist deutlich schneller als das gestern.

Es dauert gar nicht lang und der erste Wal lässt sich schon blicken! Wir fahren ein wenig neben ihm oder vielmehr ihr her und sie kommt immer näher ans Schiff heran. Sie taucht ganz nah am Schiff auf und da passiert mein persönlicher Super-GAU. Die blöde Kamera hat plötzlich einen Hänger, keine Ahnung, was mit ihr los ist, sie schießt einfach keine Bilder mehr. Nachdem ich nach meiner ersten Panik und nachdem die Walkuh wieder abgetaucht ist, darauf komme, die Kamera einfach mal aus und wieder an zu machen, funktioniert sie zum Glück wieder. Vom zweiten Auftauchen des Wals bekomme ich gerade noch das Abtauchen eingefangen. Na toll.

 

Jetzt macht der Kapitän die Durchsage, dass er abdreht, weil wir doch ein klein wenig nah am Wal dran sind. Am liebsten würde ich die Kamera in hohem Bogen hinterher werfen. Kann die ihren Hänger nicht haben, wenn ich irgendwelche langweiligen Felsen fotografiere, muss das sein, wenn einmal ein wilder Orca wenige Meter neben dem Schiff vorbei schwimmt? Eigentlich bin ich stinksauer, versuche aber, mir davon die Fahrt nicht verderben zu lassen. Ich werde bestimmt noch mehr Bilder schießen können…

Kurz nachdem dieser Orca verschwunden ist, taucht in der Nähe des Festlandes schon wieder einer auf, nein zwei… Moment mal, es sind sogar drei! Wieder sind es Weibchen, anscheinend ganz unterschiedlichen Alters. Die Naturalistin sagt, sie würden sozusagen gerade „shoppen“ gehen, sprich sie fangen Fische.

 

Wir beobachten die drei eine ganze Weile, da schiebt sich neben uns plötzlich eine alte Bekannte heran, die Mystic Sea ist auch mit von der Partie. Außerdem gesellt sich noch ein Boot der Marine dazu. Der Kapitän unterhält sich kurz mit dem Fahrer des Marineschiffs. Hinterher scherzen die Naturalistinnen, dass es nie schadet, sich gut mit denen zu stellen :lol:. Immer wieder tauchen Orcas zwischen uns und der Küste auf.

 

Wir drehen ein wenig von den drei Wal-Mädels ab. Kurz danach lässt sich endlich auch mal ein imposantes Männchen blicken, allerdings auch wieder mit einem Weibchen im Schlepptau. Wenn die auftauchen, hört man es richtig schnaufen.

   



Genau sagen, wie viele Orcas wir heute gesehen haben, kann ich nicht. Es kann gut sein, dass wir ein paar mehrmals an unterschiedlichen Stellen gesehen haben. Es dürften aber mindestens fünf und höchstens neun gewesen sein. Ich bin wieder ein wenig versöhnt mit meiner Kamera, auch wenn keiner der Wale mehr so nah herankam wie der erste.

Der Kapitän fährt noch einen kleinen Abstecher zu einem Weißkopfseeadlerhorst, aber leider sitzt niemand drin. Nur zwei Robben drehen ihre Kreise im Wasser. Die Rückfahrt gibt noch die reinste Gaudi, denn mittlerweile tauchen leichte Wellen auf und ein paar Mal bekomme ich eine kleine Dusche ab... :lol:

Als wir wieder im Hafen einlaufen „parkt“ der Kapitän gekonnt rückwärts ein, weißt aber vorsichtshalber vorher darauf hin, dass das hölzerne Segelboot am Anleger daneben verdammt teuer ist und falls er zu nah an das andere Boot herankommt, man doch schnell einen Fender dazwischen klemmen soll. Typisch Ami – überall noch 'nen Gag eingebaut…

So geht auch dieser schöne Tag auf See zu Ende. Wir nehmen bereits die Fähre um 16:15 Uhr zurück nach Anacortes und genießen unsere letzte Fahrt durch die San Juans. Wieder auf dem Festland stellen wir erleichtert fest, dass das WoMo noch da ist und somit entweder gar niemand kontrolliert hat oder derjenige unseren Zettel tatsächlich richtig interpretiert hat. Wir machen uns wieder auf direktem Weg zum Fidalgo Bay Campground, den Weg kennen wir ja mittlerweile. Unser Platz ist auch heute wieder frei und wir verbringen eine ruhige Nacht.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass beide Whale Watching Touren toll waren. Ursprünglich hatte ich meine Zweifel, ob es Sinn macht, eine Tour von Anacortes aus zu buchen, da das so weit weg ist von den Gewässern in denen sich die Orcas meistens aufhalten. Deswegen hatte ich mühsam anderswo einen Tag abgeknapst und noch eine weitere Tour direkt vom Friday Harbor aus gebucht. Im Nachhinein war das nicht nötig, denn die Tour von Anacortes aus ging zeitlich fast doppelt so lang und insofern sind wir letztlich in genau dieselben Gewässer gelangt, haben aber auf dem Weg dorthin sogar noch Robben und Weißkopfseeadler gesehen.
Als Fazit würde ich sagen, dass es egal ist, bei welchem Anbieter man bucht; ob die Tour ein Erfolg wird oder nicht hängt von den Tieren ab. Wenn irgendwo Wale sind, dann finden sie sie alle. Wenn man Parkgebühren und Fähre einrechnet, war die Tour direkt von Anacortes aus allerdings deutlich billiger und das Schiff größer und nicht so voll. Daher hat mir die Tour mit der Mystic Sea ein klein wenig besser gefallen.

Alles in allem zwei traumhafte Tage mit den...



Campground: Fidalgo Bay Resort (recht teuer, aber in Ordnung und sehr gepflegt)
Meilen: ca. 5 (8 km)
Wetter: Wieder strahlender Sonnenschein, angenehm warm, auf See ziemlich frisch