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Autor Thema: Zwischen Pazifikküste und Rocky Mountains - Der Nordwesten mit WoMo im Juni 2009  (Gelesen 23886 mal)

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Susan26

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Klingt bisher sehr spannend und auch entspannend - springe also auch noch schnell mit auf :-)
Susan
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Rattus

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Hallo auch an die zwei "Aufgesprungenen"... Weiter geht's...

3. Tag: Montag, 01.06.2009
Bodega – Humboldt Redwoods State Park


Hilfsloser Pannendienst und Adlerbegegnungen

Wir werden beide durch die Helligkeit im WoMo recht früh wach. Um kurz nach 8 Uhr gehen wir erstmal ins Office um uns nachträglich registrieren zu lassen. Wie man halt so im Gespräch ist, kommen wir auch auf unser Warnlämpchen-Problem zu sprechen. Die Besitzerin des Campgrounds erzählt uns, dass sich ihr Mann mit WoMos auskennt, leider aber gerade nicht da ist. Sie sichert uns zu, dass sie ihren Mann vorbei schickt, sobald er wieder eintrifft.

Wie auch immer - wir kommen nicht umhin, wir müssen den Pannendienst anrufen. Na prima, wo ich doch so gerne auf Englisch telefoniere *ironie*. Beim Pannendienst meldet sich eine freundliche Frau. Ich erkläre das Problem und sie fragt, wann wir das letzte Mal getankt haben. Dann meint sie, dass wir den Tankdeckel mal ab- und wieder draufschrauben sollen. Ich bin total verunsichert, ob ich sie richtig verstanden habe, da ich spontan keinen Zusammenhang zwischen Tankdeckel und diesem Motor-Check-Lämpchen herstellen kann. Kurzerhand frage ich sie, ob sie nicht auch deutsch sprechende Mitarbeiter haben. Nach ihrem „Hold on“ und ein paar Sekunden Wartezeit meldet sich dann eine deutsche Männerstimme. Also Problem erneut erklärt – diesmal übernimmt das mein Vater – und wieder den Tankdeckel-Hinweis bekommen, der nun leider überhaupt nichts genutzt hat. Zum Abschluss gibt es noch ein paar salbungsvolle Worte, dass wir uns wegen dem Licht nicht verrückt machen sollen und ruhig weiterfahren können. Diese Leuchten seien so empfindlich, dass der Leuchtgrund nicht ohne weiteres festzustellen sei und es auch falscher Alarm sein könnte. Na gut, wenn er das sagt, ist ja nicht unser WoMo und wenn wir liegen bleiben, müssen die sehen, wie sie das WoMo abschleppen…

Bald kommt wie von der Campgroundbesitzerin versprochen ein älterer Mann zu uns. Nach Schilderung des Problems öffnet er einmal den Tankdeckel und schließt ihn wieder. Das Lämpchen leuchtet immer noch und nach ein wenig weiterem Smalltalk zieht der Mann unverrichteter Dinge wieder ab. Aber wenn er und der Pannendienst unabhängig voneinander diese Idee hatten, muss ja etwas dran sein – nur dass es bei uns halt nicht geholfen hat.

Wir machen uns also mit einem trotzdem leicht mulmigen Gefühl weiter auf den Weg den Highway 1 entlang.

Nach halber Strecke vollziehen wir einen Fahrerwechsel auf einem Parkplatz direkt am Meer, da ich nun endlich auch mal ans Steuer will. Die Maße des Campers sind zwar im Gegensatz zu meinem Kleinwagen in Deutschland noch gewöhnungsbedürftig, aber es klappt schon wieder ganz gut.



Langsam nähern wir uns dem Humboldt Redwoods State Park und der Avenue of the Giants. Ich bin erleichtert, dass wir heute die Etappe wie geplant geschafft haben und keine weiteren Verzögerungen in Kauf nehmen mussten.

Wir fahren den Hidden Springs Campground an, werden in der üblichen freundlichen Art vom Ranger begrüßt, füllen alle Formulare aus und dürfen uns dann einen freien Platz aussuchen. Der Campground ist total weitläufig und entsprechend groß ist der Abstand zu den Nachbarn. Die Warnlampe hat die ganze Fahrt über weitergeleuchtet, aber der Motor lief einwandfrei.

Links eine Straße im Humboldt Redwoods SP und rechts unser Campground

 

Wir erkundigen uns noch beim Ranger, wo es schöne Wanderwege gibt und stiefeln los in den Wald hinein. Wir treffen auf ein paar der Küstenmammutbäume. Die sind wirklich riesig und die Wildblumen hier im Wald sind echt schön!

Rechts ein Redwood-Baum und ich

 

Wir treffen den ganzen Weg über keine Menschenseele und bald kommen wir an einen traumhaft idyllischen Fluss. Er ist glasklar und schimmert grünlich.

 

Nur der nahe gelegene, mitten durch den Wald gebaute Highway trübt die vermeintliche Einsamkeit. Es gibt eine Art natürlichen Kiesstrand am Flussufer.

 

Wir sitzen eine Weile am Wasser bis plötzlich ein großer Vogel in unser Blickfeld fliegt. Er ist schon fast wieder vorbei als ich realisiere, dass es ein Weißkopfseeadler ist. Mein erster ganz standesgemäß in den USA gesichteter Bald Eagle! Ich schaffe es leider nicht rechtzeitig, das Teleobjektiv aufzusetzen, schieße aber trotzdem mehr schlecht als recht mit Weitwinkelobjektiv ein paar Bilder. Der Adler liefert sich ein kleines Duell mit einem Raben und verschwindet dann pünktlich in dem Moment, in dem ich mein Teleobjektiv starklar gemacht habe. Ich tröste mich damit, dass ich noch einen langen Urlaub und hoffentlich noch mehr Gelegenheiten, solche Adler zu fotografieren, vor mir habe. Ein paar andere Greifvögel lassen sich noch blicken, aber der Weißkopfseeadler ist nicht mehr dabei.

Links der Weißkopfseeadler (erkennt man leider kaum), der mittlere könnte ein Truthahngeier und der rechte ein Fischadler sein
   

Nachdem wir noch ein wenig die Gegend genießen dämmert es und wir treten den Rückmarsch an. Zurück auf dem Campingplatz treffen wir einen Ami mit dem wir uns über die Kurvigkeit des Highway 1 amüsieren und beenden anschließend den Tag.




Campground: Hidden Springs GC im Humboldt Redwoods SP (billig, ohne Hook-up, ruhig)
Meilen: ca. 130 (208 km)
Wetter: Sonnig und recht warm, hin und wieder ein paar Wolken

Rattus

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Weiter geht's...  :)

4. Tag: Dienstag, 02.06.2009
Humboldt Redwoods State Park – Redwoods National Park


Ade Dusche...

Die Nacht war herrlich ruhig. Heute früh machen wir uns auf den Weg in den Redwoods National Park. Wir fahren weiter ein Stück die Avenue of the Giants entlang und kommen auch immer wieder direkt an die Pazifikküste. Wir durchqueren einige kleine Ortschaften mit unheimlich kreativen und einfallsreichen Straßennamen:

Alle Längsstraße von 1-20 und alle Querstraßen von A-Z



Es ist bedeckt, neblig und trüb, aber genau so hatte ich es mir an dieser Küstenregion auch vorgestellt.

Am Straßenrand tauchen, wie ich schon im Reiseführer gelesen hatte, immer wieder diese Redwood Gift Shops auf. Wir halten an ein paar an und ich komme schließlich nicht an einem der hölzernen Bären vorbei. Leider passen die meisten Figuren nicht wirklich in einen Koffer. Der Besitzer des Shops ist mindestens so urig wie der Laden von außen und innen wirkt. Ich verstehe sein Englisch kaum, was sicher auch damit zu tun hat, dass ich mehr auf seine Zähne schaue bzw. vielmehr auf seine nicht vorhandenen Zähne. Er erklärt uns noch lang und breit, dass das Holz seine Farbe verlieren kann und wir es mit irgendwas behandeln sollen. Leider verstehe ich nicht, mit was.

 

Der Nebel wird immer dichter, erzeugt aber eine schöne mystische Stimmung.



Irgendwann kommen wir am Mill Creek Campground an, nachdem wir zunächst glatt vorbeigefahren sind. Vom Ranger kriegen wir Kartenmaterial und wieder dürfen wir uns selbst einen Platz auswählen. Wir sollen dann mit dem Camper wieder hochfahren und ihm bescheid geben, für welchen wir uns entschieden haben. Ich denke noch, das ist Quatsch, ich fahre doch nicht 3x hin und her. Aber auf dem Weg nach unten wird mir klar, was er gemeint hat, es ist weit und sehr steil – zu Fuß bräuchte man bestimmt eine Stunde. Wir fahren also den ganzen Platz einmal ab, verschaffen uns einen Überblick und wählen dann aus. Fahren schließlich hoch, wieder runter und parken ein. Puh, schwere Geburt, aber wir haben einen tollen Platz mitten im Wald.

Das Gestrüpp ist voller Tiere und ich muss erstmal ein Weilchen am Fenster sitzen und beobachten. An jeder Ecke sieht man Streifenhörnchen umher springen. Ebenso lässt eine Art Rebhuhn entdecken, das ich später in Deutschland anhand eines Tierlexikons als Kalifornische Schopfwachtel identifiziere. Außderdem sichten wir noch einen blau schimmernden Diademhäher.

 

Da wir heute nur wenige Meilen gefahren sind, ist es noch sehr früh am Tag. Wir wählen einen Rundkurs-Trail mit dem Name Trestle Loop aus und machen uns auf den Weg. Laut Reiseführer nennt sich das hier Regenwald der gemäßigten Zone und genau so sieht es auch aus. Überall Farne, mit Moos bewachsene Bäume, schöne Blumen, rosa blühende Rhododendronbüsche und man hat das Gefühl, dass jeder Quadratzentimeter von irgendeiner Pflanze ausgenutzt wird. Leere Flächen gibt es abgesehen vom Trail gar nicht. Wir treffen auf riesengroßen Klee. Witzig mit anzusehen ist, dass sich häufig so eine Art Baumgruppen bilden; in der Mitte ein dicker, alter und schon abgestorbener Stamm und außen herum ganz viele dünne, junge Bäume wachsen. Überall sind Krabbelviehcher und Schnecken. Nach dem Warnschild auf unserem Campingplatztisch scheint es hier auch Bären zu geben.

   

 

Es fängt leicht an zu regnen – wie sich das für einen Regenwald halt gehört. Wir stoßen bald auf einen kleinen glasklaren Bach. Die Brücke liegt zusammengeklappt im Schilf, sodass wir wohl oder übel denselben Weg wieder zurückgehen müssen. Wir laufen noch einen Teil des Alder Creek Trails ab und sind dann gegen 16 Uhr zurück im Camper. Eigentlich noch viel zu früh, um nichts mehr zu unternehmen.

Beim Blick auf die Karte des Parks stellen wir fest, dass die hohen Redwood Bäume weit weg vom Campingplatz liegen und wir wahrscheinlich kaum angekommen schon wieder zurückfahren müssten. Leider haben wir die Karte erst hier am Campingplatz und nicht am Parkeingang gekriegt, sonst hätten wir problemlos dort halten können. Ich ärgere mich tierisch, dass ich mich nicht genauer informiert hatte – Zeit zum Ärgern habe ich ja genug. Auch wenn mir das gar nicht passt, schieben wir heute also eine „ruhige Kugel“. Dennoch ist der Tag heute und unser Spaziergang vorhin auch schön gewesen.

Ich versuche, wenigstens noch ein paar auf dem Campingplatz herumwuselnde Chipmunks zu knipsen.

 

Wie wir so den Tag ausklingen lassen, entdecke ich am Boden des Campers ein kleines Rinnsal. Ich denke mir erst nichts dabei, schiebe es auf die nassen Schuhe und wische es einfach weg. Wenige Minuten später ist das Rinnsal jedoch wieder da, obwohl die Schuhe ganz woanders stehen. Ich versuche den Weg des Wassers zu verfolgen und lande schließlich beim Kühlschrank – es sieht alles normal aus. Also muss es aus der anderen Richtung, sprich aus dem Schrank unter dem Herd, kommen. Dort ist der Tank für das heiße Wasser – das lässt also nichts Gutes vermuten. Wir kriechen also gemeinsam auf dem Fußboden herum, versuchen mit Taschenlampe und Handtüchern den Ursprung des Wassers auszumachen, testen woher und wie schnell das Wasser nachläuft. Uns offenbart sich bald das komplette Ausmaß der Bescherung; das ganze Holz des Küchenschranks ist schon aufgeweicht und –gequollen und kaum hat man aufgewischt, ist wieder neues Wasser nachgelaufen. Am Ende unserer „Untersuchung“ stellen wir fest, dass in dem Wassertank ein Loch sein muss und wer weiß wie lange schon…

Wir debattieren, was wir jetzt machen: Morgen eine Werkstatt aufsuchen und in unserem Fahrplan mindestens einen kompletten Tag sowie zwei vorgebuchte Ausflüge verlieren oder den Heißwassertank abkoppeln und mehr als 3 Wochen im WoMo nur noch kaltes Wasser haben.

Vorerst entscheiden wir uns für letzteres. Wenn sich herausstellt, dass es nicht zumutbar ist, können wir immer noch in eine Werkstatt fahren. Wir entleeren also den Tank und stellen erleichtert fest, dass nun kein Wasser mehr nachläuft… wenigstens etwas. Wir haben also noch über 6000 Kilometer in einem WoMo mit einer leuchtenden Warnlampe und einem auslaufenden Heißwassertank vor uns. Super Aussichten…


Campground: Mill Creek im Redwoods NP (billig, ohne Hook-up, ruhig)
Meilen: ca. 100 (160 km)
Wetter: Neblig und regnerisch

Gandalf

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Sehr schöner Bericht - bitte weiter so. Bin schon ganz gespannt und einige Ecken kenne ich auch...  :D :D

PS: Hast Du das Foto-Buch selbst erstellt, wenn ja, mit welcher Software?? Oder erstellen lassen. Danke.

Rattus

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Sehr schöner Bericht - bitte weiter so. Bin schon ganz gespannt und einige Ecken kenne ich auch...  :D :D

PS: Hast Du das Foto-Buch selbst erstellt, wenn ja, mit welcher Software?? Oder erstellen lassen. Danke.
Hallo Gandalf!

Ja, das Buch habe ich selbst erstellt. Die Software kann man kostenlos bei den Herstellern der Fotobücher runterladen. Gibt je nach Anbieter ein paar verschiedene; ich find' z.B. die von Snapfish ganz gut: http://www.snapfish.de/photobook

Bericht geht in Kürze weiter... :)

Gruß

WinniePooh

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Hallo Verena,

endlich mal wieder ein "Womo-Bericht", da bin ich gerne dabei - noch dazu auf dieser wunderschönen Route !
Schöner Bericht, netter Schreibstil und sehr schöne Bilder !

Oh je, aber was das Wohmobil betrifft, kommen schlimme Erinnerungen an unseren eigenen El Monte-Urlaub dieses Jahr hoch (wenn's Dich tröstet, kannst Du unsere Pannenserie bei  "On the road - Wohnmobil-Urlaub/Camping" unter "Nie mehr El Monte" nachlesen :wink:) !
Unsere Kiste war auch alt, hatte auch so viele Meilen drauf und das "Wasserproblem" ist uns auch seeeeehr vertraut  :koch:.
Hoffe aber, daß es bei Euch damit abgetan war und Ihr keine weiteren Pannen erleben mußtet.

Viele Grüße,

Winnie Pooh

Crimson Tide

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 :D  Wunderbare Bilder!  :clap: :clap: :clap:  Die Vögel sind klasse!

Und wenn du Deinen Bären haltbar machen möchtest, dann streich den mehrfach mit einer guten Lasur ein, die man zum Beispiel für Holzzäune im Garten nimmt! Dann trocknet der nicht so aus!

(Ich habe meinen Vater gefragt, der ist Tischler!  :wink: )

L.G. Monika

Rattus

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@WinniePooh
Oh je, habe gerade den Beitrag gelesen. Ihr musstet ja sogar Eure Route abändern und auf manche Ausflüge verzichten. Das wäre purer Albtraum für mich. So heftig war es bei uns zum Glück nicht, aber ich sag' gleich, es war auch bei uns nicht das letzte Problem mit dem WoMo... :? :lol:

@Crimson Tide
Ah, danke für den Tipp! Das Holz ist zwar nach wie vor schön rötlich, aber schaden kann das Lasieren bestimmt nicht.

Rattus

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5. Tag: Mittwoch, 03.06.2009
Redwoods National Park – Crater Lake


Schnee im Juni

Heute steuern wir den Crater Lake an und verlassen damit kurzzeitig die Pazifikküste. Es geht ins Landesinnere und höhenmäßig gewaltig nach oben. Wir überfahren das „Welcome to Oregon“-Schild und können unsere Liste der besuchten Bundesstaaten mal wieder um einen Punkt erweitern.

Die Fahrstrecke heute ist recht lang und die Gegend eine ganze Weile nicht sonderlich reizvoll. Nur langsam tauchen vor uns schneebedeckte Berge auf. Irgendwann erreichen wir selbst die Schneegrenze. Die Straßen sind allerdings einwandfrei geräumt, nur am Rand und im Wald liegt noch die weiße Pracht.

Wir kommen schließlich zum Parkeingang und machen uns natürlich als erstes auf den Weg zum Kratersee. Vorbei geht es an einer wegen Schnee noch geschlossenen Straßen.



Bald sind wir oben und müssen erstmal die gewaltigen Schneemassen bewundern. Die Schneestangen sind hier locker vier Meter hoch, so hohe habe ich noch nie gesehen. Vor einem Häuschen liegt ein riesiger Schneeberg. Ich rufe mir immer wieder verwundert vor Augen, dass wir Juni haben.

Links das WoMo und ich im Vergleich zur Schneestange und rechts die Schneehöhe im Vergleich zur Ranger Station:

 

Natürlich sind wir neugierig auf den See und marschieren schleunigst in Richtung Crater Lake. Das Wasser ist tiefblau und die Uferregion ebenfalls noch verschneit. Leider ist es heute etwas wolkig, sodass die Blauheit des Sees nicht immer so gut durchkommt.

 

Ich würde sehr gerne mal runter ans Wasser wandern und schauen, ob man wirklich so tief auf den Grund sehen kann, leider scheinen aber alle Trails in diese Richtung noch eingeschneit zu sein. Wir entscheiden uns daher für einen Weg, der auf einen kleinen Berg führt, in der Hoffung, von dort oben einen noch besseren Ausblick zu haben. Als wir gerade den Wald betreten, begegnen uns zwei Deutsche, die ersten seit der Autoübernahme. Weiter geht der Aufstieg quer durch ein riesiges Schneefeld. Ich stelle fest, dass ich doch besser meine Winterstiefel mitgenommen hätte und nicht bloß Turnschuhe – aber wer denkt im Sommerurlaub schon an Winterstiefel. Meine Füße und Socken werden leicht nass, aber bei dieser Kulisse kann man das in Kauf nehmen.

Das amerikanische Pärchen, das hinter uns gelaufen und uns bei einer Rast überholt hatte, kommt uns schließlich wieder entgegen. Wir denken uns nichts dabei und gehen weiter bis wir die Bescherung selbst sehen: ein Schneefeld ist auf den Weg gerutscht. Wir testen, ob man vielleicht oben durch den Schnee daran vorbei laufen kann, der Schnee ist aber hart wie Stein und noch dazu rutschig – die Leute vor uns haben das anscheinend auch schon probiert, aber an den Spuren sieht man, dass auch sie nach wenigen Schritten abgebrochen haben. Unterhalb des Schnees liegt loses Geröll; wenn man da abrutscht, kugelt man bestimmt 100 Meter bergab. Wir entscheiden uns, dieses Risiko nicht in Kauf zu nehmen, auch wenn ich es ganz und gar nicht leiden kann, auf halbem Weg aufzugeben.

Auf dem Bild wirkt es gar nicht so heftig, aber in Wirklichkeit ist der Abgrund rechts wirklich sehr steil und tief:

 

Wir machen an Ort und Stelle eine Rast und genießen auch von hier schon einen wunderbaren Ausblick.

Das müsste der Mount McLoughlin sein:

 

Auf dem Rückweg schieße ich noch viele tolle Bilder vom Crater Lake und Wizard Island. Der Weg hier hoch hat sich gelohnt, auch wenn wir nicht ganz oben angekommen sind. Der Schnee, die Berge und die Wolken spiegeln sich wunderbar im blauen Wasser.

 

 

Irgendwann taucht ein freches „golden-mantled ground squirrel“ vor uns auf – zu deutsch ein Goldmantel-Ziesel. Natürlich habe ich wieder von den Landschaftsaufnahmen noch das Weitwinkelobjektiv drauf. Der Ziesel zeigt aber gar keine Scheu vor uns, sondern bleibt neugierig auf einem Baumstumpf sitzen und beobachtet uns, sodass ich den Wechsel zum Teleobjektiv rechtzeitig hinkriege. Fast kommt es mir vor als würde der kleine Kerl ein wenig posen, zumindest scheint er genauso interessiert an uns zu sein wie wir an ihm:

   

Zurück am Camper wechsele ich erstmal Schuhe und Socken, denn durch den Schnee ist alles durchnässt. Wir fahren wir den ganzen Weg wieder zurück und steuern den Campground an. Wir finden das Office zum Registrieren nicht und fragen schließlich in einem Laden. Leider kriegen wir dort die Auskunft, dass der Campingplatz noch geschlossen ist – ich hatte ja fast damit gerechnet.

Auf dem Weg hierher hatten wir einige andere am Straßenrand gesehen, allerdings wollten wir es vermeiden, so weit wieder zurückzufahren. Na ja, Pech gehabt. Wir fahren also alles wieder nach unten und der Schnee nimmt stetig ab bis er schließlich ganz verschwindet. Wir biegen in die erst beste Abzweigung zu einem Campingplatz, müssen aber feststellen, dass die Schranke ebenfalls noch geschlossen ist. Weiter geht es gezwungenermaßen.

Wir erreichen schließlich einen Campground namens Farewell Bend mit einer handvoll Plätzen mitten im Wald. Der Platz ist selbstverwaltend und so suchen wir uns ein schönes Fleckchen und werfen dann unsere Dollars in den dafür vorgesehen Briefkasten. Auf dem Rückweg finden wir beinahe den Camper nicht mehr, so weitläufig ist es hier – und auch so wunderbar ruhig, nur ein kleiner Bach rauscht neben unserer Campsite vor sich hin…


Campground: Farewell Bend (billig, ohne Hook-up, sehr groß, trotz weniger Stellplätze)
Meilen: ca. 229 (366 km)
Wetter: Kalt, teils wolkig, es liegt noch Schnee vom Winter

Palo

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Das sieht alles wunderschoen aus, aber kalt. Ganz tolle Bilder !
Gruß

Palo

PrivatePaula

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Schöne Schneebilder,und das im Juni!Cool! :D
Die andere Seite,Dunkel sie ist!

Halt´s Maul Joda und Iss deinen Toast!

kuschelwuschel

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Ach, so schön Womo Urlaub sind - diese defekte sind mehr als ärgerlich.

USAflo

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  • Wo wir hinfahren brauchen wir keine Straßen...
    • Unser-OM-und-umzu
Moin!

Ich reise noch schnell nach! Tolle Route (einen Teil bin ich 1995 gefahren), bei der ich dabei sein muss!
Schade um die ganzen Probleme mit dem Womo...hoffe das wird noch besser...

Tschau
Links zu meinen USA-Reiseberichten, Ausflugs- und Gastronomietipps für das Oldenburger Münsterland und Berichte zu unseren Europareisen auf meinem Blog: https://unser-om-und-umzu.blogspot.com/p/blog-page_19.html

Rattus

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Hallo auch an die neuen Mitfahrer :winke:!

Es geht weiter...

6. Tag: Donnerstag, 04.06.2009
Crater Lake – Oregon Sand Dunes National Recreation Area

Vom Schnee direkt in die Sanddünen

Ich habe mit dem Rauschen des Baches im Ohr wunderbar geschlafen und gehe morgens kurz vor der Abfahrt noch einmal zu dem kleinen Bachlauf, an dem es auch eine Art Strand mit schwarzem, total feinem Sand gibt.



Heute soll es wieder zurück zur Pazifikküste gehen und zwar direkt in den Wanderdünengürtel Oregon Sand Dunes NRA. Aber erstmal müssen wir wieder durch den Crater Lake National Park. Die Durchfahrt Richtung Norden ist zum Glück schon geöffnet. Das Warnschild vor Schneemobilen kündigt die Schneemassen wieder an. Der Parkeingang ist so früh am Morgen noch nicht besetzt, aber die Schranke ist offen und es hängt ein Zettel im Häuschen, dass man einfach weiterfahren darf.

 

Wir können es uns nicht verkneifen, noch mal am Parkplatz zum Crater Lake zu halten. Wirklich lohnen tut es sich zunächst nicht, denn an der Stelle, an der wir gestern noch einen wunderbaren Blick über einen tiefblauen See hatten, sehen wir heute genau das hier:



Die ganze Caldera ist voller Nebel. Allerdings ist es extrem windig, sodass wir hoffen, in ein paar Minuten doch noch einen Blick auf den See werfen zu können. Erst tut sich gar nichts und ein enttäuschtes amerikanisches älteres Ehepaar gesellt sich kurz zu uns. Irgendwann scheint der Wind aber doch die Oberhand zu gewinnen und innerhalb von wenigen Sekunden ist fast der ganze Krater wie leergefegt. Irgendwie sieht es ja auch mit Nebel toll aus.

 

Ich schieße noch etliche Bilder, aber dann müssen wir uns losreißen. Wir fahren den Rim-Drive Richtung Norden – ohnehin die einzige Straße, die schon geöffnet ist. Hier sind die Schneemassen noch gewaltiger. So am Straßenrand aufgeschüttet überragen sie bei weitem unser WoMo. An dem ein oder anderen Aussichtspunkt halten wir an. Der Wind ist wahnsinnig stark; ich kriege die Autotür kaum auf. Unvorstellbar, dass man vor einer halben Stunden von hier nur Nebel gesehen hat und jetzt über den ganzen See und die Insel blicken kann. Mich fasziniert, dass man trotz des trüben Wetters noch tiefblaue Stellen im See entdecken kann. Erstaunlich ist außerdem, dass auf der Nordseite von Wizard Island wesentlich mehr Schnee liegt als auf der Südseite.

 

Wir verlassen also den Crater Lake und machen uns auf den Weg zur Küste. Die Fahrt verläuft ereignislos – sofern man es nicht schon als Ereignis bezeichnen kann, dass unser lädiertes WoMo immer noch brav läuft. Ansonsten gießt es in Strömen.

An unserem potenziellen neuen Campground von KOA fahre ich erstmal glatt vorbei. Können die die Schilder nicht ein wenig eher aufstellen? Also wenden und wieder zurück. Wir halten vor dem Office und obwohl es nur wenige Meter zwischen Auto- und Eingangstür sind, werden wir klatschnass. Wir lassen uns registrieren und nehmen zur Kenntnis, dass laut dem Angestellten in den letzten zwei Wochen das tollste Wetter mit Sonnenschein war – DAS muntert uns ungemein auf :?.

Irgendwie muss der Angestellte neu oder es in Oregon nicht üblich sein, dass man nur ein Kennzeichen am Auto hat, jedenfalls wirft es ihn ein klein wenig aus der Bahn, dass vorne bei uns am Camper auf dem Schild nur „ENJOY LIFE“ steht, er erfasst es aber so in dem Anmeldeformular.

Als erstes hänge ich nach drei Tagen ohne Hook-up meine ganzen Akkus zum Nachladen an den Strom. Nachdem es aufgehört hat zu regnen, machen wir uns aber doch mal zu Fuß auf den Weg in die Dünen. Wir sind uns nicht sicher, ob wir in das Gelände einfach rein dürfen, überall steht etwas von Gebühren, aber wir glauben, dass das nur für Nutzer von sogenannten All-Terrain-Vehicles (ATV) gilt und marschieren los. Da der Sand so nass ist, lässt es sich gut drauf laufen - wenigstens einen Vorteil hat dieses Wetter.

 

Uns begegnen auch direkt zwei dieser ATVs. Als die Fahrer uns sehen, kommen sie auf uns zu und fragen, ob alles ok ist. Muss ja wirklich außergewöhnlich sein, dass jemand zu Fuß die Dünen erkundet. :lol:

Zurück am Campingplatz entdecken wir noch am Ausgang dieses nette Schild mit dem typischen amerikanischen Humor. Rechts sieht man zwei der ATVs unserer Nachbarn.

 

Dann geht es erstmal ans Duschen und zwar mit warmem Wasser. Wir brauchen eine Weile, bis wir kapiert haben, dass man „Tokens“ -also Duschmünzen- dafür braucht, denn bisher haben wir ja immer im WoMo geduscht. Es gibt ein Limit von 10 Minuten Duschzeit, danach wird das Wasser kalt. Die Zeit reicht aber völlig aus. Nach dem Duschen gibt es sogar noch mal eine extra Erfrischung auf dem Weg von Dusche zu WoMo in Form von Regen... was soll's. :?

Eine ganze Horde von diesen ATVs steht um den Camper unserer Nachbarn und lautstark lassen sie immer wieder die Motoren aufheulen, auch als wir eigentlich schon im Bett liegen und schlafen wollen. Super, der halbe Platz ist leer, aber wir müssen direkt neben den einzigen Campern mit ATVs stehen. Gegen Mitternacht fahren sie anscheinend noch einmal in die Dünen raus... wie sie wiederkommen höre ich schon gar nicht mehr. :schlafend:


Campground: Oregon Dunes KOA (schön angelegt, nahe den Dünen, kann aber deshalb wegen ATVs laut sein)
Meilen: ca. 219 (350 km)
Wetter: Morgens neblig, dann Regen wie aus Eimern und später wolkig

Crimson Tide

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WOW! Das Bild vom Crater Lake mit so viel Schnee ist aber mal so richtig toll!  :daumen:

L.G. Monika