Das ist ja schein erschreckend was da alles abläuft
Neue Töne an der Paßkontrolle
USA: Ärger bei der Einreise hat Touristen abgeschreckt
Von Cornel Faltin
Eine Vierjährige, die nicht einreisen darf, weil ihr Name irrtümlich auf der Terroristenliste steht. Ein Franzose, der sich wegen eines Herzschrittmachers weigert, durch einen Metalldetektor zu gehen, und trotz Attests sofort nach Paris zurückgeschickt wird. Urlauber, die von US-Zollbeamten als "Idioten" und "Deppen" beschimpft werden, weil sie Einreiseformulare nicht ganz richtig ausgefüllt haben. Es vergeht kaum eine Woche, wo in amerikanischen Zeitungen nicht über Zwischenfälle berichtet wird, die ausländische Touristen erleben, wenn sie in die USA einreisen.
Nicht selten enden solche Schilderungen der Urlauber mit den Worten: "Nie wieder!" Dabei handelt es sich bei solchen Erlebnissen nicht um Einzelfälle, wie die amerikanische Reiseindustrie in den letzten Jahren schmerzhaft zu spüren bekommt. Der US-Reiseboom der 90er Jahre ist lange Vergangenheit und im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" macht man sich inzwischen auf höchster Ebene Gedanken darüber, wie man Reisende aus aller Welt wieder anlocken kann. Während der Tourismus weltweit zwischen 2000 und 2005 um 17 Prozent gestiegen ist, fiel er in den USA in der gleichen Zeit um neun Prozent. Kamen 2000 noch 53 Millionen Urlauber in die Vereinigten Staaten, so waren es im vergangenen Jahr nur noch rund 48 Millionen - und das trotz des für Touristen günstigen Dollarkurses.
Statistiker haben errechnet, daß die USA gemäß dem globalen Trend alleine 2005 neun Millionen Besucher mehr hätten haben müssen, die nicht nur zusätzlich Einnahmen von 12 Milliarden Dollar (umgerechnet 10 Mrd. Euro), sondern auch 150 000 neue Arbeitsplätze bedeutet hätten. Die Reise- und Tourismusbranche ist mit einem Umsatz von 645 Milliarden Dollar und rund 16 Millionen Arbeitsplätzen einer der größten US-Industriezweige.
Hauptgrund für den Niedergang des US-Tourismus sind die verschärften Einreisekontrollen nach den Terroranschlägen des 11. September 2001. Die Zahl der Länder, deren Bürger ohne Visum in die USA einreisen dürfen, wurde danach drastisch reduziert. Jeder Besucher muß sich bei seiner Einreise erkennungsdienstlich mit Fingerabdrücken und Bild erfassen lassen. Kritik oder Witze von Ausländern an dem System sorgen täglich an US-Einreisepunkten für Ärger und nicht selten zur Verweigerung der Einreise. So hat sich die Zahl der Deutschen, die über den großen Teich kommen, seit 2000 um 26 Prozent verringert. Auch bei anderen Ländern mußten die USA gewaltige Einbußen hinnehmen - Brasilien minus 48 Prozent, Frankreich minus 29 Prozent und Japan minus 26 Prozent.
Ein von der US-Regierung angekündigtes Programm soll jetzt "positive Wirkung" zeigen. Robert Jacksta, Chef der Behörde für Zoll- und Grenzschutz: "Wir werden unseren Bediensteten noch einmal klarmachen, daß sie gegenüber Touristen freundlich sein müssen, damit diese sich willkommen fühlen." An Flughäfen in Houston (Texas) und Washington sollen schon bald Testversuche beginnen, wo mehrsprachige "Willkommens-Komitees" in Disney-Manier die Warteschlangen regeln und die Besucher begrüßen. Geplant sind auch neue Videofilme, die Ausländern nach der Ankunft klar und freundlich sagen, was sie beim Zoll erwartet.
Abendblatt