Jeder von uns, der mit einem PC und Microsoft Windows (egal ob Windows 9x, Windows XP, Windows Vista etc.) arbeitet und insbesondere surft, kennt die geheimen Ängste und die Unsicherheit, sich "einen Virus einzufangen". Zudem ist Windows keinesfalls preiswert, auch wenn manche es illegal benutzen (dadurch wird es nicht billiger, sondern man hat es schlicht gestohlen) und auch die meiste Software ist durchaus nicht preiswert oder gar geschenkt.
Seit einigen Jahren schon gibt es für den PC das alternative Betriebssystem GNU/Linux (von vielen auch nur kurz "Linux" genannt, obwohl dies eigentlich nur der Begriff für den sog. "Kernel" ist), welches aber nicht zentral kompiliert und ausgeliefert wird (wie Windows von Microsoft), sondern von sog. "Distributoren" als installierbare Pakete zusammengestellt wird. Bekannte Distributionen der Vergangenheit und Gegenwart sind SuSE, Red Hat, Debian, Mandrake usw..
Eine der neueren sog. Distributionen von Linux ist das auf Debian basierende
Ubuntu, welches von der Fa. Canonical Ltd. unter der Leitung von Mark Shuttleworth, ein südafrikanischer Multimillionär, herausgegeben wird.
Ein zentrales Problem der verschiedenen Linux-Distributionen ist und war stets die schwierige Installation und Nachinstallation von Standardsoftware. Sehr oft fehlen auch Treiber für hochaktuelle Hardware, da leider die meisten Hardwarehersteller nur Treiber für Windows entwickeln. Deswegen mussten (und müssen immer noch) viele Treiber von Linux-Programmierern entwickelt werden, die ihrerseits aber oft nur über unzureichende Dokumentation der zu integrierenden Hardware verfügen. Da aber Linux, gerade auch wegen Ubuntu einen immer größeren Stellenwert auf dem Softwaremarkt bekommt, gehen glücklicherweise auch immer mehr Hardwarehersteller dazu über, auch für Linux adäquate Treiber zu entwickeln. Dennoch soll hier nicht verschwiegen werden, dass es nach wie vor viele Hardwareprodukte gibt, die unter Linux nicht oder nur unzureichend unterstützt werden.
Ubuntu hat sich als Ziel gesetzt, alle diese Probleme in den Griff zu bekommen, insbesondere das Problem, dass normale Anwender nicht in der Lage sind, das Betriebssystem ordentlich zu installieren. Genau diesem Ziel ist Ubuntu heute, in der Version 7.10, sehr nahe gekommen. Das ist der Grund, weswegen ich diese Zeilen schreibe und allen Windows-Benutzern nahelegen möchte, sich doch vielleicht auch einmal mit Ubuntu auseinanderzusetzen und es ggf. auf dem Rechner zu installieren.
Ubuntu kommt als sog. "Live-CD" ins Haus (resp. kann von der Homepage
www.ubuntu.com heruntergeladen werden und dann auf CD gebrannt werden), das ist eine besonders praktische "Erfindung", denn man legt diese CD einfach in das Laufwerk und startet den Rechner neu. Ist der Rechner (resp. das BIOS) so konfiguriert, dass er von CD booten kann, so wird nun statt Windows die CD und damit Ubuntu geladen. Dieser Vorgang dauert relativ lange, aber das ist verständlich, denn es wird gewaltiges geleistet: während der Bootphase wird die ganze Hardware "on-the-fly" analysiert und passend dazu werden die notwendigen Treiber geladen. Es ist nicht notwendig (wie unter Windows), für Grafikkarte, Soundkarte, Netzwerkkarte usw. die entsprechenden CDs einzulegen und die Treiber zu installieren. Die befinden sich (wenn es sie gibt) auf der Ubuntu CD und sie werden automatisch installiert.
Ist der Bootvorgang vollständig abgeschlossen, hat der Anwender ein vollständiges Betriebssystem installiert, welches aber die Daten auf der Festplatte unverändert läßt, und kann dann damit ein wenig "herumspielen". Sicherlich dauert jeder Programmaufruf (beispielsweise das Öffnen von Firefox, dem Standardbrowser unter Ubuntu) relativ lange, man darf nie vergessen, dass sich ja alles auf der (sehr langsamen) CD befindet und nicht auf der schnellen Festplatte.
Es empfiehlt sich, Ubuntu nach erfolgreichem Start "richtig" zu installieren, zu diesem Zweck gibt es auf dem Desktop das entsprechende Icon. Ubuntu wird damit auf die Festplatte installiert, ein Bootmanager wird eingerichtet, der zukünftig den Anwender auswählen läßt, ob er Ubuntu oder Windows booten will und damit ist Ubuntu genauso sicher auf der Festplatte, wie es Windows ist. Dazu ist es bei den meisten PCs notwendig, die vorhandene Festplatte neu zu "partitionieren", was bedeutet, dass ein bestimmter Anteil für Ubuntu "abgezwackt" wird. Dieser Platz steht später dem Windows-System nicht mehr zur Verfügung, was aber in Zeiten von 250GB Festplatten und mehr überhaupt kein Problem mehr darstellt.
Ich selbst habe, nach längerer "Linux-Abstinenz", mit Ubuntu 7.10 endlich wieder einmal ein Linux installiert und bin wirklich begeistert. Niemals war es so einfach, Linux zu installieren, niemals war es so einfach, Standardsoftware nachzuinstallieren (dazu gibt es im Startmenu den Auswahlpunkt "Hinzufügen/Entfernen..." - ein riesiger Pool an Software steht dort zur Verfügung, einfach per Knopfdruck zu installieren), und endlich bin ich auf der "sicheren Seite", was die oben angesprochene Virengefahr betrifft. Ob es nun daran liegt, dass Linux schwerer anzugreifen ist (aufgrund der vollständig anderen Architektur) oder ob es den Ehrgeiz der Hacker nicht reizt, ein Linux anzugreifen - Fakt ist, es gibt keine wirklichen Viren für (resp. gegen) Linux, auch wenn Hersteller von Virenscannern ggf. anderes behaupten. Wer unter Linux surft, muss keine Angst davor haben, sich einen Virus einzufangen, selbst das Öffnen zweifelhafter Emails mit noch zweifelhafteren Attachments stellt keine Gefahr dar.
Sicherlich wird der eine oder andere eine Spezialsoftware vermissen, wie ich selbst beispielsweise meine Notensoftware, die es leider von diesem Hersteller nur für Windows gibt. Aber die vorhandenen Softwareprodukte, alle samt und sonders kostenlos resp. "freie Software", sind so umfangreich, dass es für die Bedürfnisse der allermeisten PC-Anwender ausreicht. Allemal, wenn man "nur" surft, Emails liest und verfasst, Office-Dokumente schreibt und druckt, CDs hört oder brennt und und und - probiert es einfach mal aus, es lohnt sich! Mir selbst ist es übrigens gelungen, meine vorhandene Windows XP Installation innerhalb eines VMWare-Player-Fensters unterhalb von Linux ans Laufen zu bringen - was sicherlich nicht jedem etwas sagt, aber technisch dennoch faszinierend ist (und als "unmöglich" abgetan wurde). Gerne helfe ich Interessenten dabei, das gleiche bei sich einzurichten, was leider nicht trivial ist.
Wer fragen zu Linux resp. Ubuntu hat, findet im Internet viele hilfreiche Foren und Last not Least könnt Ihr auch gerne hier Eure Fragen stellen, die ich so gut wie möglich beantworten werde. Ich würde mich freuen, wenn es demnächst noch mehr "Fans" von Ubuntu und Linux gibt - denn es ist eine lobenswerte Idee und es steckt viel Idealismus und noch mehr Arbeit dahinter. Der Lohn der Mühe ist Unabhängigkeit von Microsoft und mehr Sicherheit beim Surfen - wie ich finde, ein toller Lohn!
Grüße
Rainer