Hm... also "der Lack ist ab" trifft für mich nicht zu. Für uns geht es im März 2014 -bedingt durch die "Baby-Pause"- zum ersten mal seit 2008 wieder in die Staaten. Ich freue mich wie ein Schneekönig, dass es endlich wieder klappt. Dass in den USA nicht alles "Friede-Freude-Sonnenschein" ist, sondern es dort auch erhebliche Probleme gibt, spielt für mich keine Rolle. Das habe ich auch schon bei meiner ersten USA-Reise mitgekriegt.
Dadurch, dass ich einen (auch dort geborenen und aufgewachsenen) Amerikaner zu meinen besten Freunden zählen darf, habe ich durchaus auch etwas Einblick in die Probleme, die man im Alltag dort hat. Oft schon haben wir darüber diskutiert, wo das Leben wohl besser ist (mein Freund ist übrigens der Meinung, dass das Leben 100%ig in Deutschland besser ist). Ich trete da immer ein wenig auf die Euphoriebremse, aber insgesamt habe ich meinen Traum "Auswandern in die USA", den ich mal hatte, schon längst ausgeträumt. Ich denke dass das zumindest in meinem Fall eher ein schlechteres Leben zur Folge hätte als ein besseres.
Bei den bereits erwähnten Diskussionen habe ich oft als Argument gebraucht, dass einfach die Sichtweise auf die Situation in einem Land eine völlig andere ist, wenn man dort nur Urlaub macht - im Vergleich dazu, wenn man dort lebt bzw. leben "muss".
Beispiel: Wenn jemand als Tourist ein Wochenende in (z. B.) München verbringt, dann wird er danach sagen: "Wow, was für eine tolle Stadt". Hervorragende Museen, wunderschöne Gebäude, schöner Stadtpark, hervorragende Infrastruktur, tolle Abende in Top-Gaststätten usw. usw. Klar - er/sie hat ja das ganze Wochenende nur Geld ausgegeben, und da erlebt man natürlich viele schöne Dinge. Das wird in sehr vielen Städten der Welt so oder so ähnlich sein. Andererseits: Die Euphorie für die Stadt ist schnell verflogen, wenn man dort als Durchschnittsverdiener seinen Lebensunterhalt bestreiten muss, d. h. Geld verdienen muss. Da kommen dann plötzlich Argumente wie: Verdienst ganz ok, aber: Exorbitant hohe Preise für Wohnungen, Restaurants: Das selbe, täglicher Verkehrsinfarkt auf dem Weg zur Arbeit, abends eine dreiviertel Stunde Parkplatzsuche, die auf den ersten Blick "noch einigermaßen leistbare" Wohnung liegt in einer trostlosen Trabantenstadt die eigentlich einem Beton-Ghetto gleichkommt usw. usw. Letztlich ist auch da bei vielen Zugezogenen der "Lack schnell ab" - das ach so tolle und angesagte München ist dann plötzlich doch nicht mehr so toll. Schlichtweg weil man sich die ganzen tollen Dinge wegen der sehr hohen Lebenshaltungskosten gar nicht mehr so oft leisten kann. Das alles sieht aber ein Tourist, der (wie üblich) gern bereit ist, mal ein paar Tage nicht so genau auf die Ausgaben zu schauen, nicht. Tja, und anders wird es auch mit Städten/Orten in den USA nicht sein: Diejenigen, die dort wohnen, haben sich mit haufenweise Problemen herumzuschlagen, die ein Tourist entweder gar nicht zu sehen/spüren bekommt oder die ihn schlichtweg gar nicht interessieren.
Ich hoffe meine Argumentation ist so rübergekommen wie ich sie gemeint habe.
Mein Fazit: Die USA ist als Urlaubsland eines der besten Länder das man sich vorstellen kann - dort wohnen möchte ich aber nicht unbedingt. Ausnahmen gibt es natürlich, z. B. die vielen Deutschen, die dort für Niederlassungen deutscher Firmen arbeiten und neben einer recht fürstlichen Entlohnung auch arbeitsrechtlich deutschen Standards unterliegen.