Ein paar langjährige Erfahrungen kann ich zu den aktuellen Diskussionen hier auch besteuern:
Was die Sache mit der Automatikschaltung als Schaltwagefahrer angeht, das ist halb so wild. In die "Kuppeln wollen"-Falle bin ich zwar auch schon gelaufen, aber dann nur direkt bei der Übernahme beim Ausparken auf dem Gelände des Verleihers. Also bei unterhalb Schrittgeschwindigkeit. Wer Automatik erstmals mit einem RV fährt, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit die selbe Erfahrung machen, sich dabei deutlich mehr erschrecken (und evtl. einmal die gerade eingeräumte Ausstattung durcheinander würfeln), bekommt aber schon mal einen guten Eindruck, wie stark sich das Wohnmobil aufschaukelt.
Wer das erste mal mit einem RV unterwegs ist, aber schon Transporter gefahren ist: Das Fahrzeug ist zu beiden Seiten deutlich breiter als ein Transporter, fährt sich allerdings wie einer. Also Vorsicht vor den Kronen von Straßenbäumen, Hecken und Pollern. Beachte, der Selbstbehalt der Vollkasko ist schmerzhaft hoch...
Mit dem Womo in einer Großstadt einen legalen Parkplatz zu finden ist beinahe unmöglich. Die Deckenhöhe von Parkhäusern ist fast immer viel zu niedrig. Die Straßen sind in manchen Städten sehr eng, für Städtetouren empfehle ich auch einen PKW, oder Womo auf dem Campground stehen lassen und mit Taxi, Uber/Lyft oder (wo vorhanden) Öffis reinfahren.
Ein Womo kann auch zum Problem werden, wenn man Strecken fahren will, die für größere Fahrzeuge ungeeignet oder unzulässig sind. Oder Orte, wo diese generell nicht erlaubt sind (manche Stateparks) bzw. nicht geparkt werden können oder dürfen. Yellowstone haben wir z.B. als PKW-Tour gemacht, und das war eine gute Entscheidung.
Mit dem Womo auf mehrspurigen Straßen: das ist in der Tat eine interessante Sache. Spiegel müssen korrekt eingestellt sein, und frühzeitig den von hinten kommenden Verkehr beobachten. Wenn frei ist, gemächlich die Spur wechseln, damit evtl. übersehene Verkehrsteilnehmer eine Chance haben auszuweichen. Eine größere Gefahr sind Vollidioten, die vor einem über mehrere Spuren wechseln und einen dabei schneiden (das ist eine eher neue kalifornische Unsitte). So ein vollgepacktes Wohnmobil hat einen erschreckend langen Bremsweg.
Länge von Tagesetappen von Wohnmobilreisen: das ist individuell sehr unterschiedlich. Im Westen liebe ich die langen Strecken, ich kann von der Landschaft gar nicht genug bekommen. Wobei wir üblicherweise jeweils abwechselnd ein Tag fahren, ein oder anderthalb Tage den jeweiligen Ort erkunden planen. Die längste Etappe letztes Jahr war übrigens die US-50 ("America's Lonliest Highway") von Carson City bis zum Great Basin National Park, das sind fast 400 Meilen. Absichtlich, bewusst so geplant. Es gibt entlang der Strecke einiges zu entdecken das nicht viel Zeit braucht, von Petroglyphen über ehemalige Pony Express-Stationen bis hin zum Opernhaus in Eureka. Das Eisenbahnmuseum in Ely haben wir dann leider nicht mehr geschafft, aber es muss ja auch was übrig bleiben fürs nächste Mal wenn wir in der Ecke sind. Für Einsteiger ist eine solch lange Etappe aber eher nicht zu empfehlen. Nur wenn man die jeweilige Region kennt lässt sich abschätzen, ob das überhaupt machbar und interessant ist.
Aus meiner Sicht sollte man für eine RV-Tour die Bereitschaft mitbringen, alle Planung spontan über den Haufen zu werfen, wenn irgendwas nicht so funktioniert wie man sich das vorstellt. Manche Campgrounds muss man leider mit großem Vorlauf reservieren, das braucht dann evtl. etwas Geschick wenn man umplanen muss.
Und was bin ich froh, dass wir für dieses Jahr nur eine kurze Tour durch Upstate New York mit dem PKW geplant hatten... Das ist kaum Planungsaufwand und lässt sich nächstes oder übernächstes Jahr auch machen.