Liebe Mitfahrer,
da ich in den letzten zwei Tagen durch längeres Feiern am Abend in meiner Schreibfreudigkeit eher beeinträchtigt war
, geht es erst jetzt weiter.
11. Tag
23.07.2006
San Diego08:15 am: Der Tag beginnt wieder einmal mit dem vor Hunger darbenden Corvin. Er ist auch sonst ganz schlecht aufgelegt, da er beschuldigt wird, im Schlaf mehrfach seine Schwester getreten zu haben und sie zum Weiterschlaf in der Badewanne veranlasst hätte?!
Nun, bei mir ist er da richtig. Ich nehme ihn sofort in Schutz, da auch von mir behauptet wird, dass ich meine Frau manchmal in der Nacht trete, den Großteil des gemeinsamen Riesenbetts für mich in Anspruch nehme und angeblich auch Versuche des Hinauswerfens starte.
Alles Verdächtigungen, die jeder Grundlage entbehren, jedoch eigenartiger Weise auf Reisen zum Ordern von ‚Rooms with two beds’ führen, da mir auch Deckenentfernung zur Last gelegt wird.
Die kaiserliche Armee dürfte gestern wohl dezimiert worden sein, im Frühstücksbereich halten sie nur mehr eine Stellung (sprich: Tisch) besetzt.
Wir genießen also das überraschend reichhaltige ‚Continental Breakfast’. Es gibt sogar verpackte kleine Hamburger
zum Aufwärmen in der Microwave, die allerdings so schmecken, wie sie aussehen…
Ein Unterleutnant der kaiserlichen Armee lässt seine verbliebene Truppe am Tisch zusammenrücken und bewegt sich mit Kamera bewaffnet, rücklings in Richtung Lobby. Dort wurde eben der Fußboden aufgewaschen, daher steht da die, dem erfahrenen USA Reisenden wohl bekannte gelbe Tafel mit der Aufschrift ‚CAUTION WET FLOOR’!
Der nasse Fußboden vor dem gewarnt wird, ist es nicht… der Fotograf stolpert über die Tafel!!!
Er reißt ein Blumengesteck mit und landet glücklicher Weise in einem Polstersessel. Die Slapstickeinlage veranlasst mich, meinen Kaffee über unseren Tisch zu ergießen, daher starte ich mit einer mir selbst verpasster Verwarnung in den Tag. Das sollte sich in weiterer Folge noch bezahlt machen.
Beim Befahren der Junction I-805/CA-54… siehe Tag 10! Nur, heute wird es konkret. Was will Frau und auch man(n)? Nach dem Besuch der Midway statt Hafenrundfahrt oder Besuch von Old Town San Diego in die Mall! Ich habe dann in diesem Fall noch die Horton Plaza in der Hinterhand. ‚Warum gerade die?’ wird der geneigte Leser fragen… Die Antwort gibt es weiter unten.
10:00 Wir biegen auf den Parkplatz direkt neben dem schwimmenden Riesen und bekommen unter Bezahlung von 7$ einen Platz für 4 Stunden genau neben dem Aufgang. Sibylla zückt Ihre Studenten ID (da sie an der Uni inskribiert ist, haben wir für sie eine Studentenkarte um 8$ ausgedruckt
), aber niemand will die sehen.
Wir betreten das beeindruckende Hangardeck.
Für Sibylla und mich ein beinahe gewohnter Anblick (wir waren bereits auf 2 Trägern), die Family starrt offenen Mundes auf die gigantische ‚Halle’. ‚Etwas größer als die Pampanito’ meint Sigi. ‚Und hinausschauen kann man auch’ ergänzt Denise, der im Moment offenbar nicht fad ist.
Wir beschließen, uns aufzuteilen und verabreden uns für 12:30 im ‚Fantailcafé’ im Heck des Riesen, dass schon von unten einen guten Eindruck macht. Sitzen an der Reeling… das ist doch was Nettes.
Sibylla und ich begeben uns also mit Hilfe der Audiotour durch die einzelnen Stationen der Midway, die wir nach ihrer Rückkehr aus dem Golfkrieg des Jahres 1991 noch im aktiven Dienst hier gesehen haben, wo heute die neuen Träger liegen:
Die Stationen sind bestens aufbereitet und beim Betrachten der geschossenen Fotos würde man fast meinen, dass hier die Puppen echte Menschen sind, Auch das Essen in der Mannschaftsmesse sieht echt aus:
Der Sanitätsmaat in der ‚Pharmacy’ verschreibt gerade die Kopfwehpulver:
Auch eine Krankenhaus- Soap- Opera könnte man hier drehen:
Auf dem Flugdeck befindet sich auch eine F-14- Tomcat, wie man sie aus dem großteils in San Diego spielenden Film ‚Top Gun’ mit Tom Cruise kennt. Die Audiotour lehrt uns, dass das Flugdeck der Midway für Tomcats nicht geeignet war und nur einmal eine (Not)landung mit diesem Flugzeugtyp stattfand, die der Pilot dieses Fluges in der Audiotour beschreibt
Beeindruckend auch die Größe des Flugdecks, die Höhe der Kommandobrücke und der Aufbauten:
Um 11:45 sind wir im ‚Fantailcafè’. Wir bekommen einen Platz an der Reeling und stellen drei weitere Hochsessel für die zu erwartende restliche Mannschaft auf. Ich genehmige mir einen ‚Viennese Dog’ (etwas Bratwurstähnliches
) und ein ‚Sierra Nevada Pale Ale’ on tap. Wer nicht erscheint ist Sigi und die Kids. Schließlich geht Sibylla auf Suche und findet die Hilflosen vor dem Gift Shop sitzend und wartend. Dieser befindet sich vor dem Café, wobei ein großes Schild auf das dahinter befindliche Gourmetzentrum hinweist. Das haben sie übersehen.
Ich ordere bei Sigi die Mitnahme eines weiteren ‚Pale Ale’, da sich inzwischen vor dem Buffet eine Line gebildet hat.
Ich sehe Corvin, sich mit einem beladenen Tablett, auf dem sich auch mein Pale Ale befindet, dem Tisch nähernd - und mir schwant Böses. Nicht umsonst…
Hängen bleiben an einem Stuhlbein, stolpern, rutschen der Tablettbeladung, kippen der Gläser und Becher (ein Colabecher steht auch am Rand des Tabletts) und soaking des Onkel Pierre mit der erlesenen Getränkemischung (
) von oben bis unten, sind eine Angelegenheit von Bruchteilen von Sekunden.
Da das Ganze mit Ansage stattfindet, erscheint mir alles selbstverständlich und in Zeitlupe vor sich gehend und obwohl ich geistesgegenwärtig aufgesprungen bin, schwimmen meine T-shirt Sharks im Wasser… ääähh Bier und Cola, die Jeans sieht aus, als hätte ich mich…
, in den Schuhen quatscht es. Der Mensch hinter mir, dessen offenbar gleichzeitig versuchte Flüssigkeitsaufnahme durch mein Aufspringen und Anstoßen an seinem Stuhl schief gegangen ist, ist ebenfalls nass, allerdings nur von seinem Wasser.
Sein Fluch verstummt bei meinem Anblick. Er beginnt zu lachen und meint dass die ‚Launching ceremony’ schon vor 60 Jahren stattgefunden hat. Naja, wer den Schaden hat…
Unter Androhung von Kielholen lassen und Krummschließung von Fotografen, sowie eines Fasttages bei hartem Lager am Jahrestag der Tat, verhindere ich - selbst schon insgeheim kichernd -, die bildliche Dokumentation des Ereignisses. Corvin erntet einen Anschiss seines Drill- Sergeants, ich lasse die Bordwäscherei kommen, sprich: mir Servietten geben.
Die Bemerkung ‚Werden wir das Baby eben trockenlegen müssen!’, die natürlich von der Meinigen kommt, bringt ihr neben einer Matchstrafe die Androhung eines gemeinsamen Queensizebetts bei der nächsten Nächtigung.
(Siehe Anfang des Tages). Alle übrigen erhalten Eintragungen ins Strafregister. Eine Klageschrift meines Anwalts an das ‚Fantailcafé’ wegen Ausschenkens von Alkohol an Minderjährige, Aufstellen von zweckentfremdeten Stühlen auf einem Flugzeugträger, sowie Verwenden von rutschigen Tabletts und Erleiden von psychischen Schäden werde ich umgehend in Auftrag geben.
Meine Schadenersatzforderungen beziffere ich mit $ 11,500.000.
Jetzt ist natürlich ein Besuch im Gift Shop Pflicht und ich erstehe ein Midway-T-Shirt, so dass zumindest der Oberkörper trockengelegt wird. In einer Bordtoilette wasche ich mir notdürftig das pickige Zeugs ab, Jeans hat es hier natürlich keine gegeben, als stze ich mich auf einen Stuhl am ‚Hangar Deck Elevator’ während sich die Mannschaft am Flugsimulator anstellt.
Die Simulation, die dort geboten wird, ist dieselbe, die es auch auf den anderen Trägern gibt: ‚Golfkrieg 1991’. Nach einer halben Stunde ist durch die starke Sonneneinstrahlung die Hose fast trocken, allerdings pickt das Zeug natürlich unangenehm.
01:45 pm. Wir verlassen den Ort des Unglücks und mein Wunsch nach Hafenrundfahrt wird wegen zu großer Hitze abgelehnt. Ich schlage nun als Mall die Horton Plaza vor.
Eigenartiger Weise wird dies von meiner Sibylla abgelehnt. Sie vermutet absolut zu Unrecht, dass ich mich dort blitzartig absentieren würde, um in der ums Eck liegenden Microbrewery meinen Durst zu stillen. Das was in den 'Universal Studios' so beeindruckend funktioniert hat, scheitert hier also kläglich.
Mein Einwand: ‚Neue Jeans, weil alte nass’ wird mit der schon am Morgen von den aufsässigen Reiseteilnehmern beschlossenen ‚Bonita Mall’ abgekanzelt.
‚So weit ist das auch wieder nicht und die Horton Plaza ist teuer!’ Seltsam, das sagt sie heute zum ersten Mal!
‚Dann fahre ich jetzt zum Hotel, ziehe mich um und lege mich an den Swimming Pool!’ Das wird mir genehmigt und so liege ich nach der Pickentferndusche wirklich um 03:00 mit dem ‚Widersacher’ von W. Hohlbein und einer großen Dose ‚Foster’s’ in der Tasche, am Pool (Wir wissen: NO FOOD OR BEVERAGES…
) Die Mannschaft ist dem Gott der schnöden Mammonvernichtung offensichtlich widerstandslos anheim gefallen und trifft erst um 6:30 ein, als ich bereits vor dem Läppi sitze und Reisebericht schreibe. Die 12 Bediensteten, die die Einkäufe hereinschleppen, erhalten ein fürstliches Trinkgeld.
Heute wird dann doch noch
auf dem Hotelareal ausprobiert, allerdings nur von Sibylla, Corvin und mir. Denise mag nicht und der Papa wird natürlich von ihr ‚überredet’, mit ihr auf dem Zimmer zu bleiben.
Ich genehmige mir köstliche ‚Steak and Shrimps w. Garlic Mashed Potatoes’
und probiere anschließend, von den beiden anderen Essbegleitern verlassen, die Bar aus. Nach zwei ‚Karl Strauss’ habe ich auch genug und verschwinde um 10:00 im Bett, wo ich bei 'Goldfinger' selig entschlummere.
Ausgaben:Essen und Trinken: $81
Eintritte: $24
Parkgebühren: $7
Einkäufe: $126