Sonntag, 10. September 2006Nach einer kurzen Prüfung der Befindlichkeit, attestiere ich mir selbst eine ausreichende Belastbarkeit für den White Domes Trail, was bei Frank zunächst auf wenig Begeisterung stösst. Er meint, wir sollten lieber direkt zum Joshua Tree aufbrechen, damit ich mich auf der Fahrt noch schonen kann.
Ich schwärme ihm nochmals von dem Slotcanyon vor, den wir letztes Jahr bei den White Domes verpasst haben und von der Rainbow Vista, die ich so gerne noch mal sehen möchte. Schliesslich stimmt er zumindest der Auffahrt zu den White Domes zu. Das Wetter tut ein Übriges dazu, über dem Valley of Fire strahlt der Himmel im satten blau.
Nachdem wir noch ein wenig zwischen den Felsen auf dem Campground herumgeturnt sind, packen wir unser Zeltlager zusammen und schlagen die Richtung White Domes ein.
Am Visitor Centre vorbei führt eine 11 Meilen lange Stichstrasse ins Hinterland des State Parks. Reisende, die aus Zeitgründen die Strasse auslassen, versäumen meines Erachtens das Schönste im Park. Den Mouse Trank Trail schenken wir uns, wir sind diesen Kurztrail, der durch den Petroglyph Canyon an schönen Felsformationen und indianischen Felszeichnungen vorbei zu einem Wasserbasin führt, schon im letzten Jahr gelaufen. Auch den Fire Canyon und den Silica Dome Overlook, den man über eine abzweigende Schotterpiste erreicht, kennen wir bereits.
Wir halten erst wieder an der Rainbow Vista, und dass für länger. Die vielfarbigen Felsen und bizarren Gesteinsformationen hatten uns schon beim letzten Besuch begeistert und zogen uns auch jetzt wieder in ihren Bann.
Es gibt keinen markierten Pfad, man sucht sich seinen Weg selbst. Wir versuchen, die Wüstenvegetation zu schonen und halten gleichzeitig die Augen auf, um nicht versehentlich auf einen Rattler zu treten oder eine Tarantel oder einen Skorpion aufzuscheuchen. Leider lässt es sich nicht vermeiden, dass wir in das Gebiet eines Streifenhörnchens eindringen, dass die Verletzung seines Territoriums mit heftigem Gezeter quitiert. Zwei Eselhasen flüchten ebenfalls, als wir uns, behängt mit Cameraequipment unseren Weg bahnen.
Nach 1 Stunde beschliessen wir, dass die heimische Tier- und Pflanzenwelt genug gelitten hat und wir machen uns auf den Rückweg zum Auto.
Eine geführte Tour von Las Vegas ist mittlerweile auch am Parkplatz eingetroffen. Zwei Amerikaner springen aus dem gelben Hummer, schiessen ein Foto und steigen sofort wieder ein. Weiter geht’s. Auch für uns, die White Domes warten. Neben der Rainbow Vista erschienen uns die White Domes als besonders lohnenswertes Ziel.
Leider hatte ich auf einer Tafel ein Komma überlesen und so war ich letztes Jahr der Meinung, dass der White Domes Trail 13 Meilen lang ist und daher für einen Tagesbesuch ungeeignet. Seitdem habe ich mich allerdings „weitergebildet“ und
Silke hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass der Trail nur 1,3 km lang ist. Wir sind den Trail im letzten Herbst ein Stück gelaufen und müssen kurz vor dem Slotcanyon umgekehrt sein, den
Steffen Synnatschke auf seiner Website beschreibt.
Heute sind wir besser informiert, haben Informationen zahlreicher Websites studiert und die Informationen ausgedruckt, haben die Bücher von Laurent Matres im Gepäck und rüsten uns für die Wanderung. Der letzte Anflug von Schwäche nach der Durchfallerkrankung steckt mir zwar noch in den Kleidern, aber beim Anblick der White Domes-Szenerie, verwandeln sich meine Hanwag-Boots flugs in Siebenmeilenstiefel. Auch Frank ist kaum zu halten. Wir schaffen es gerade noch, neben dem Wasser auch 2 Energieriegel einzupacken – und schon geht es los.
Zunächst wandern wir wieder den sandigen Pfad entlang, der führt einen Hang hinab mitten in das Reich bizarrer Felsformationen.
Irgendwo am Trail sollen auch die Reste einer alten Filmkulisse zu sehen sein. Hier in der Nähe soll der Weg nach rechts durch einen Wash gehen, der dann in den kurzen Slotcanyon führt.
Bevor wir uns aber den alten Bauten nähern, erkunden wir die Plateaus oberhalb des Trails und den Wash in der entgegengesetzten Richtung. Die Auswaschungen sind ganz nett, aber es sind keine aufragenden Canyonwände.
Das sollte sich ändern ...
Nachdem wir dem spärlich markierten Pfad weiter folgen, entdecken wir den Eingang zum Slotcanyon.
Schöne kreisförmige Auswaschungen zieren die Canyonwände.
Nach etwa 20 m weitet sich der Canyon wieder.
Macht nichts, uns hat die kurze Narrow-Section hervorragend gefallen und wir laufen nochmal zurück und filmen die Begehung für unsere Familie zu Hause.
Der Weg führt als Rundweg zurück zum Parkplatz der Picnic Area bei den White Domes.
Wir kommen an weiteren sehenswerten Felsformationen vorbei, entdecken sogar einen netten Arch und wandern schliesslich das letzte Stück an der Strasse entlang zum Auto. Mittlerweile ist es sehr heiss geworden und wir sind dankbar als wir unser Auto erreichen und uns mit einem kühlen Getränk aus unserer Styropor-Kühlbox versorgen können.
Fazit:
Tolle Wanderung, die nicht viel Zeit in Anspruch nimmt und die man unbedingt machen sollte. Etwas Orientierungssinn ist allerdings gefragt, da der Trail im mittleren Abschnitt nur äusserst spärlich mit Cairns (Steinmännchen) markiert ist.
Hatten wir uns auf dem Flug noch immer nicht auf unseren Routenverlauf geeinigt, hatte Frank jetzt gar nichts mehr gegen Colorado einzuwenden, wohl eher weil er noch immer der Meinung war, ich müsse mich schonen. Im Yosemite NP in Kalifornien hatten wir Permits für 3 Tage John Muir Trail-Trekking reserviert und wollten auf den alpinen Gebirgspfaden der High Sierra der Hektik im Yosemite Valley entfliehen. Aber diese anstrengende Wanderung im Hochgebirge wäre wohl zu anstrengend für mich.
Es ist schon Mittag, als wir trotzdem Richtung Kalifornien aufbrechen. Den Joshua Tree National Park wollen wir uns nicht entgehen lassen. Auf der Interstate 15 düsen wir Las Vegas entgegen, wechseln auf die US 93, in Boulder City auf die US 95, wechseln auf die IS40 und setzen dann hinter Needles unsere Fahrt auf der 95 fort. Ein Hinweisschild reisst uns aus unseren Gedanken. Der Highway ist wegen Überflutung gesperrt, Weiterfahrt nur bis zur Abfahrt Lake Havasu möglich.
Was nun ?
Ein Blick auf die Karte bringt uns auf eine neue Route. Von der IS 40 zweigen einige Fahrspuren ab, die auf unserer CA-Karte keine Nummer haben. Eine davon geht über Amboy, irgendetwas dämmert in meinem Unterbewusstsein. Hatte ich nicht mal von Amboy in einem Reisebericht gelesen ?
Mir fällt es nicht ein. Als auf der Interstate früher als erwartet ein Exit nach Amboy auftaucht, ergreifen wir die Gelegenheit und verlassen die Interstate. Ich weiss auch ungefähr wo wir sind, es müsste die 1. Abfahrt sein, die wir eigentlich nicht nehmen wollten, da uns die Weiterfahrt über die 2. Abfahrt günstiger erschien. Egal, jetzt waren wir unterwegs. Wir kamen durch Essex, dass aus einer Ansammlung weniger Häuser bestand.
Ich kramte weiter in meinem Gedächtnis, und da war es wieder: wir fuhren auf einem Stück Historic US 66 und Amboy ist eine Fast-Ghosttown. Die Verkehrsdichte hier ist sehr gering, wir sehen kaum Autos, gelegentlich ein Bike oder eine Gruppe von Bikern. Was finden die nur hier an der Gegend ? Die Landschaft ist zwar nicht abstossend, aber nichts Besonderes, es muss also an der Strasse liegen. Man merkt, dass es hier schon bessere Zeiten gegeben hat, am Strassenrand viele Scherben, Aluminiumdosen und sonstiger Abfall. Durch die Teerdecke spriest hier und da schon etwas Grün. Als wir Amboy erreichen, haben wir endgültig das Gefühl, als ob gleich jemand kommt und das Road End-Sign auf die Strasse stellt. Die langsam verfallenden Bauten von Roys Motel zeugen noch von einer besseren Vergangenheit.
Auch das Postoffice hat für immer seine Türen geschlossen.
Wir sind froh, Amboy verlassen zu dürfen und fahren durch das Bett des Bristol Dry Lake. Auch hier überall Schilder, die auf eine Überflutung des Highways hinweisen. Ausser die Fahrspur einengenden Schlammschichten ist davon jedoch nichts mehr zu spüren. Die Fahrt durch die eintönige Landschaft zieht sich, wir erblicken die ersten Siedlungen von Twentynine Palms. Der Begriff Trailer-Siedlung trifft es wohl am Ehesten, obwohl es keine klassischen Wohnwagen-Viertel sind, eher heruntergekommene Mobilhomes, wie man sie häufig in Indianerreservaten findet. Hier sollte sich Arnie sein Kalifornien mal anschauen, wenn er mal Geld zu verteilen hat.
Wir wollen heute bei den Jumbo Rocks zelten, dort gibt es kein Wasser – daher besorgen wir an einer Seven-Eleven Tankstelle noch 2 Gallonen und sehen uns auch nach Feuerholz um – leider keines mehr da. Die langen Gesichter verschwinden, als wir die Zufahrt zum Joshua Tree entdecken. Das Oasis Visitor Centre hat längst geschlossen, es dämmert bereits, als wir den Parkeingang erreichen und uns die Angestellte eine Karte aushändigt und uns mit ihrer Aussage beruhigt, dass es diese Nacht bei den Jumbo Rocks viele freie Stellplätze gäbe.
Wir erreichen die Campgroundzufahrt und beginnen unsere Stellplatzsuche. Wir hatten die Qual der Wahl und suchten einen schönen Platz mit fotogenen Felsen und möglichst vielen unbelegten Nachbarplätzen.
Nachdem wir mehrere Schleifen abgefahren sind, fällt unsere Entscheidung auf eine Felsansammlung mit einem Bäumchen obendrauf und bevor uns die einbrechende Nacht in völlige Dunkelheit hüllt, platzieren wir unseren letzten Hering im sandigen Boden und räumen unser Lager ein.
Auf der Suche nach einem Platz hatten wir auf einer freien Campsite eine Menge Feuerholz gesehen, das der vorherige Camper dort zurückgelassen hatte. Wir erledigen die Selfregistration für unseren Stellplatz und laden auf dem Rückweg zu unserem Zelt einige Scheite ein und so prasselt schon bald ein schönes Campfire in unserem Firering. Wir sitzen bei angenehmen Temperaturen auf der Bank neben dem Zelt und freuen uns, hier sein zu dürfen. Als wir unsere Abendmahlzeit beendet haben, bekommen wir noch Nachbarn: 4 junge Leute aus Israel schlagen auf einem der Stellplätze neben uns 2 Zelte auf.
Gefahrene Meilen: 336
Übernachtung: Jumbo Rock Campground, Joshua Tree National Park 5 USD