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Autor Thema: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies  (Gelesen 34623 mal)

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Canyoncrawler

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #120 am: 05.01.2007, 16:30 Uhr »
Zitat
Habt ihr eigentlich ziemlich zu Beginn auch den Mini Arch gesehen?


Hi Yvonne,
ich meine mich Dunkel an einen kleinen Arch erinnern zu können, bin mir aber nicht mehr sicher, ob es am Calf Creek Trail war.

Ich habe gerade die Fotos für die nächsten Tage hochgeladen, es dauert nicht mehr lange bis zur Fortsetzung.
Gruss Kate
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Anonymous

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #121 am: 06.01.2007, 15:10 Uhr »
Dienstag, 26. September 2006

Aus unseren zusammengeschrumpften Vorräten zaubern wir uns ein Frühstück und starten nach Zeltabbau und Morgenhygieneprogramm in Richtung Cottonwood Canyon Road. Die direkte Zufahrtstrasse in Cannonville vom Highway 12 am Visitor Centre vorbei in Richtung Kodachrome State Park ist auch heute Morgen noch gesperrt. Wir nehmen die Parallelstrasse und folgen den Umleitungsschildern. Erst als wir am Abzweig zum Kodachrome Park vorbeikommen, fällt uns ein, dass wir aufgrund der Umleitung das Visitor Centre verfehlt und vergessen haben, den aktuellen Wetterbericht abzuholen. Ein Blick zum Himmel – fast wolkenlos, wir werden die unbefestigte Cottonwood Canyon Road riskieren.

Die 46 Meilen zwischen dem Kodachrome State Park und dem Highway 89 im Süden waren wir bereits im Herbst 2005 gefahren und auf eine nach heftigen Niederschläge schlammige und ausgewaschene Dirt Road getroffen, deren Befahrung einige Nerven gekostet hatte. Heute ist nichts der gleichen zu befürchten, der Strassenzustandsbericht vor 2 Tagen war gut und seitdem hat es nicht geregnet. Es kann also losgehen.

Auf den ersten Meilen führt die Strasse durch eine karge Landschaft, geprägt von niedrigem Buschwerk und streifigen rot-weissen Felsabbrüchen, die in der Nähe des Grosvenor Arch durch gelbliches Gestein abgelöst werden.


Den sehenswerten grossen Doppelbogen, der sich in luftiger Höhe spannt sparen wir uns, da wir ihn bereits gesehen haben. Wir stoppen erst, als sich die Strasse verengt und wir beim Cottonwood Wash zu den Narrows gelangen. Hier windet sich die Piste besonders malerisch durch die gezackten, rot-weissen Felsen die sich in den bizarrsten Verwitterungsformationen am Strassenrand erheben. Nachdem wir diese spektakuläre Erosionslandschaft gebührend bewundert haben, setzen wir unseren Trailblazer wieder auf Kurs.


Ein Schlagloch zwingt uns zur Tempoverringerung, bisher das einzige nenneswerte Unebenheit auf der Cottonwood Road, die sich ansonsten in einem sehr guten Zustand präsentiert. Am Ausgang der Narrows stoppen wir erneut und betrachten diese reizvolle vielgestaltige und vielfarbige Wunderlandschaft aus Stein. Wir suchen den unteren Einstieg zu den Cottonwood Narrows, einem einfach zu erreichenden Canyon und passieren die fotogene Engestelle des Cottonwood Canyon.



Mit dem GPS in der Hand dirigiere ich Frank auf der Suche nach dem Trailhead noch weiter in südliche Richtung. Den Abzweig sehen wir dann auch direkt und wenig später parkt unser Trailblazer auf einem welligen, mit Schlaglöchern durchzogenen Platz zwischen einigen hochgewachsenen, schattenspendenden Büchen. Nach einem letzten Blick in den Wanderführer stapfen wir mit leichtem Gepäck davon und halten auf den Einschnitt in den hochaufragenden Felswänden zu, die von eingen Hoodoos gekrönt werden.

Der Trail folgt zunächst auf bequemen Weg dem verfestigten Sand des Cottonwood Wash und das Gehen bereitet zunächst keine Mühe. Unvermittelt stehen wir vor einer Blockhalde und suchen uns einen Weg vorbei an den riesigen Felsbrocken, das ist der Einstieg zu den südlichen Narrows.

Im Schatten der steilwandigen Sandsteinwände folgen wir dem natürlichen Verlauf, den der Cottonwood Creek im Laufe der Zeit in das weiche Gestein gegraben hat. Wir erkunden einen seitlich abzweigenden Slotcanyon, stehen aber schon bald vor einem unüberwindbaren Hindernis.


Zwischendrin weitet sich der Canyon immer wieder und einzelne grüne Sträucher sorgen für schöne Farbtupfer zwischen den gelb-weiss-roten Canyonwänden. Plötzlich verengt sich der Canyon so weit, dass wir uns unseren Pfad durch von tosendem Wasser ausgewaschenen Trögen bahnen müssen.

Das glattgeschliffene Gestein gibt Zeugnis von den Urgewalten, mit denen die Flash Floods durch den Canyon schiessen und immer wieder riesige Felsbrocken, Baumstämme und Geröll mitreissen.


Mit hallendem Stimmenklang kündigen sich zwei weitere Hiker an. Es sind zwei ältere, aber gut ausgerüstete Damen, die den nördlichen Einstieg genommen haben und jetzt mit hohen Wanderstiefeln, Trekkingstöcken und Daypack durch den Canyon wandern. Nach ein wenig Small Talk laufen wir weiter, um uns auch die oberen Narrows anzuschauen. Das Bett wird jetzt steiniger, das hält Frank trotzdem nicht davon ab, unsere Wanderung zu Filmen. Wir passieren den Ausstieg und streifen weiter nach Norden und folgen dem Verlauf bis zu einem weiteren abzweigenden Slotcanyon. An den Upper Narrows verengt sich der Canyon zunehmend, wir sind am Ende unserer Tour angelangt und kehren um. Den Ausstieg meistern wir mit wenig Mühe und stehen inmitten bizarrer Felsen neben der Cottonwood Canyon Road.

Wir begeben uns auf die Suche nach „Candyland“. Dieses von Laurent Matres beschriebene Wunderland aus vielfarbigen, aufragenden Felstürmen finden wir ein wenig die Strasse runter auf der anderen Strassenseite und bahnen uns einen Weg durch die niedrige aber teilweise stachlige Vegetation, stetig bemüht, mit unseren Tritten so wenig Schaden wie möglich anzurichten.


Ich möchte gerne die umliegenden Hügel erklimmen und die Gegend erkunden. Frank zeigt dafür wenig Begeisterung, denkt er doch an die Kamerataschen, die uns rechts und links um die Hüften baumeln und die wir beim Klettern nicht in den Rucksack stecken können, da dieser im Auto ist. Unser Wasservorrat in dem kleinen Hydrobag neigt sich auch allmählich dem Ende zu und nach einer knappen halben Stunde cross-country stehen wir wieder auf der staubigen Cottonwood Road. Das GPS hätten wir heute nicht gebraucht, da ich es um den Hals hängen habe, starte ich die Navigation und wir folgen spasseshalber dem Richtungspfeil zu unserem Auto. Es sind etwa 2 km die Cottonwood Road runter und trotz Hitze eilen wir zügig unserem Fahrzeug entgegen. Für die Wanderung mit dem kleinen Ausflug ins „Candyland“ haben wir etwa 2,5 Stunden gebraucht.

Viel Zeit zum Rasten haben wir nicht, es ist noch eine weitere Wanderung geplant. Wir stärken uns mit Energieriegel, Plätzchen, etwas Obst und weiter geht’s nach Süden. Die Strasse folgt einer langen, schmalen Verwerfung der Erdkruste, dem Cockscomb. Dieser Hügelkamm trennt die geologische Formation des Grand Staircase von der des Kaiparowits Plateaus im Osten. Die Landschaft ist hier besonders malerisch, nach allen Richtungen bieten sich phantastische Blicke auf die Canyon- und Felswildnis. Die Strasse verläuft jetzt im Tal des Paria River, zahlreiche Trailheads zu Wanderungen laden zur Erkundung dieser Canyons ein. Einer der schönsten Canyons der Region ist der Hackberry Canyon, den man mit dem Paria und Hogeye Canyon zu einer mehrtägigen Rundtour verbinden kann.

Unser nächster Halt ist der Abzweig der Brigham Plains Road, wir wollen auf den Yellow Rock. An einem auffallenden, quer zur Fahrbahn verlaufenden Felskamm inmitten unwirtlicher brauner Erosionsstrukturen startet die Wanderung auf den farbenfrohen Felsen, den man hoch oben bereits von der Strasse ausmachen kann. Der Zugang ist über eine steile Felsrinne in einem Seitencanyon unterhalb des Hackberry Canyon möglich. Von dieser Rinne trennt uns ein breites Band aus hohen, stachligen Sträuchern die den Hackberry Creek säumen. Wir halten auf das Dickicht zu, nehmen nach kurzer Zeit schützend die Arme vors Gesicht und kämpfen uns durch das dichte, teilweise dornige Gestrüpp. Kleine Dornen stechen durch die Hosen und kratzen an Armen und Gesicht entlang. Frank fordert mich auf, Stehen zu bleiben um sich zu orientieren. Eingerahmt von stachligen grünen Sträuchern sehen wir so gut wie gar nichts, ausser einigen schmalen Pfaden, die von getrockneten Kuhfladen gesäumt werden. Einem solchen Viehpfad folgen wir jetzt. Nur haben die Viecher es nicht so eilig gehabt, zum Fluss zu kommen. Sie sind kreuz und quer durchs Gebüsch und haben zahlreiche Haken geschlagen. Wir folgen jeder Windung, Hauptsache wir kommen vorwärts und bleiben nicht stecken. Meine Frage, was wir tun, wenn wir in dem Engen Gebüsch plötzlich auf eine verwilderte Kuh treffen, wiegelt Frank ab. Ich solle lieber aufpassen und schauen wo ich hintrete,  damit ich nicht versehentlich Bekanntschaft mit einem Rattler mache. Irgendwann versagt unsere Theorie von Kühen die den Fluss erreichen.

Das Vieh muss entweder weitergeflogen oder in dem Labyrinth auf gleichem Weg wieder zurückgelaufen sein. Es gibt keinen Durchbruch in dem struppigen Gesträuch in Richtung Flussbett. Na prima, jetzt heisst es wieder Hände vors Gesicht, Augen abwechselnd nach vorne und auf den Boden und durch. Frank krantelt, dass wir hier gut eine Machete gebrauchen könnten und wirft mir vor, dass ich im Walmart keine kaufen wollte. Diese Investition fand ich überflüssig, da wir zu Hause bereits ein Haumesser für die südeuropäische Machia haben. Eine grosse Klinge um uns den Weg zu bahnen wäre aber auch hier sinvoll gewesen.

Haben wir nicht, wir müssen also so weiter. Die Wanderstöcke, die wir für den Abstieg am Rucksack befestigt haben verfangen sich immer wieder in dem Geäst und ich bin dankbar für meine robusten Wanderhosen mit Kevlarfaseranteil. Baumwollfasern hätte ich mir wahrscheinlich längst zerrissen. Frank flucht gewaltig und ist bereits kurz davor umzukehren. Ein letzter Kraftakt und etwa 1 m unter uns sehen wir tatsächlich den versiegten Wasserlauf des Hackberry Creek. Wir haben einen mind. 300 m breiten Streifen Gestrüpp durchquert und haben durch die vielen Haken und Schlenker auf der Suche nach einem Durchlass viele Meter mehr gelaufen. Jetzt springen wir in das matschige Flussbett und mit schmatzenden Schritten halten wir auf den Einschnitt in der Felswand zu. Aber zuerst eine kurze Pause. Unsere Unterarme zieren einige oberflächige Kratzwunden, die Wanderstiefel sind staubig von Sand und jetzt auch noch matschig vom Flussbett. Am Rucksack und am geflochtenen Hutband hat sich etwas Grünzeug verfangen, aber Mensch und Ausrüstung haben die „Dschungeldurchquerung“ unbeschadet überstanden.

Franks Laune bessert sich nicht, als er den steilen Aufstieg sieht. Er murmelt irgendetwas davon dass er mich oben an den Füssen packen würde und über den Abgrund baumeln liesse, wenn es sich nicht lohnen würde darauf zu gehen. Das beeindruckt mich nicht, ich spare meinen Atem lieber für den Berg. Wenig später folgen wir dem steinigen Pfad, der schon bald immer steiler wird und über loses Geröll führt. Bei jedem Schritt muss man aufpassen wo man hintritt, ein falscher Schritt und die halbe Bergflanke würde mit uns nach unten rutschen. Einige wenige Steinmännchen lotsen uns durch den lockeren Schotter und wir schinden uns in engen, steilen Kehren den Hang nach oben. Bei der Hitze ist der Weg eine schweisstreibende Angelegenheit und trotz des steil abfallenden Geländes rasten wir um etwas zu trinken. Frank macht eine Bemerkung darüber, dass ich mich schon erstaunlich gut von meiner Erkältung erholt habe und ich solle gefälligst etwas langsamer laufen. Frank hat letzte Nacht viel über seine verstorbene Tante gegrübelt und sehr schlecht geschlafen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für die konditionsfordernde Tour auf den Yellow Rock.

Ich gehe nicht langsamer sondern warte lieber oben auf Frank, der sich kurz nach mir mit einem letzten kräftigen Schritt und einem „heilige Sch… war das steil“ auf das Plateau wuchtet. Ja das war es und wir machen erstmal Pause um wieder Atem zu schöpfen.

Wir geniessen die Aussicht auf die gewaltige Cockscomb-Auffaltung und die schmale Fahrspur der Cottonwood Road in der Tiefe. Lange hält es uns jedoch nicht, die vielfarbige Bergflanke des Yellow Rock lockt. Über einen jetzt sanften Anstieg, flankiert von kantigen Felszähnen, nähern wir uns dem Fusse des Yellow Rock. Nach Überquerung einer letzten Kuppe schweift der Blick ungehindert auf den gelben Slickrock des Yellow Rock.



Frank bremst meinen Enthusiasmus mit einem besorgten Blick gen Himmel. Es ist stark bewölkt und im Nordosten drohen dunkle Wolken. Jetzt rächt es sich, dass wir den Wetterbericht für heute nicht abgeholt haben. Ich bin optimistisch, es wird nicht regnen, trotzdem machen wir noch mal Pause um die Lage zu erörtern.


Frank möchte auf der unbefestigten Cottonwood Road und auf der exponierten Bergflanke kein Risiko eingehen und mahnt zum baldigen Abstieg. Ich glaube nicht recht an ein aufkommendes Unwetter habe jedoch auch ein wenig Gamaschen davor, hier hoch oben von einem Gewitter überrascht zu werden. Wir wären zweifellos die höchste Erhebung hier und ein rascher Abstieg ist bei nassem Slickrock und dem losen Geröll der Rinne kaum möglich. Wir einigen uns auf einen Kompromiss. Wir laufen ein wenig an der Südflanke des Yellow Rock umher und sparen uns die besonders farbenfrohe Ostflanke für einen weiteren Urlaub auf. Frank ist einverstanden und wir nähern uns dem schuppigen Bergrücken. Die Struktur erinnert an vergrösserte Elefantenhaut, die Farben reichen von Orange über Weiss, und Rot  bis hin zum allgegenwärtigen Gelb.

Leider verhindern die vielen Wolken, dass die Farben so richtig prächtig strahlen können. Ein Grund mehr, um bei wolkenlosem Himmel noch mal wiederzukommen. Ein weiterer Blick nach Norden – die Wolkensuppe ist noch dichter, deutlich dunklelgrau und - was mich jetzt auch besorgt - die Berge im Norden zeichnen sich nicht mehr klar am Horizont ab. Es sieht so aus, als würden tatsächlich Regenschauer die Sicht eintrüben. Jetzt habe auch ich genug und mahne zum Abstieg. Nur keine Panik, der Regen wird uns so schnell nicht einholen können, meint Frank und wir laufen gemächlich zur Rinne zurück.

Wir verschaffen und einen Überblick über den Rückweg und erspähen tatsächlich einen Weg zurück zur Cottonwood Road, der nur einen ganz schmalen Streifen durch Gebüsch führt, an einem Zaun entlang und neben einem Viehgatter direkt neben der Strasse endet. Am oberen Ende der Steilrinne lösen wir unsere Trekkingstöcke vom Rücken und stützen uns beim Abstieg darauf. Wir müssen trotzdem sehr vorsichtig sein, immer wieder lösen sich kleinere Steine und rutschen mit einer Mini-Geröll-Lawine ins Tal. Ich habe meine Augen nicht da wo sie sein sollen und ich lande kurzfristig auf dem Hosenboden und stemme mich mit meinen Hacken gegen den Berg um die kurze Talfahrt zu bremsen. Frank ist sichtlich erschrocken und hat mich schon abstürzen sehen. Besorgt hilft er mir auf die Beine und klopft mir den Staub von den Kleidern. Nichts passiert, doch mit etwas mehr Vorsicht steige ich fortan nach unten. Nach der Rinne folgen wir dem steinigen Pfad zurück ins Flussbett, dem wir schätzungsweise 400 m nach Süden folgen müssen.

Unsere Schritte erzeugen wieder schmatzende Geräusche, als wir durch das matschige Bett des Hackberry Creek stapfen. Mein Trekkingstock versinkt bis über den Teller in dem flüssigen Lehm und ich Laufe zur Mitte des breiten, flachen Stroms, wo noch ein Rest Wasser fliesst. Hier wasche ich den Stock und säubere auch meine Schuhe und gehe am Rand des fliessenden Wassers entlang. Völlig unvorbereitet treffen wir ausserhalb des Washes auf einen Tierkadaver und gleichermassen angewidert und fasziniert starren wir auf die faltigen, zerfransten Überreste einer Kuh. Die liegt schon länger hier, Raubtiere, Vögel und andere Aasfresser haben sie bereits bis auf die Haut und Knochen ausgeweidet. Da wo man glänzende Augen erwartet, findet sich nur eine klaffende, faltige Höhle. Frank lässt es sich nicht nehmen, ein Foto zu schiessen, das möchte ich aber nicht zeigen, da der Anblick selbst auf dem Foto abstossend ist.

Dem Weidezaun, den wir aus der Höhe gesehen haben, folgen wir bis zur Cottonwood Road und in etwa 300 m Entfernung sehen wir unser Auto neben dem Abzweig der Brigham Plains Road stehen. Als wir dort eintreffen biegt ein Geländewagen in die BLM Road #430 ein und die Insassen halten kurz an. Die beiden Burschen sind aus Deutschland - wen wunderts ;) und sind auf dem Weg zu einem Aussichtspunkt. Anschliessend wollen sie über die BLM #431 zurück zur Cottonwood Road fahren. Sie wissen, dass der Rundkurs etwas heikel ist, sind ihn aber vor zwei Jahren schon mal gefahren. Wir wünschen ihnen viel Spass und der Geländewagen verschwindet, eingehüllt in eine Staubwolke aus unserem Blickwinkel.

Wir hatten eigentlich noch den Besuch der Paria Contact Station geplant, um uns über die Strassenverhältnisse Richtung Cottonwood Cove zu informieren. Das schaffen wir aber nicht, da die Rangerstelle um 5.00 Uhr schliesst und wir praktisch fliegen müssten um noch rechtzeitig einzutreffen. Also lassen wir uns Zeit auf dem letzten Abschnitt der Cottonwood Road, die jetzt durch das Tal des Paria Rivers führt. Wir queren einige Washes, einen alten Korral und halten auf einer Anhöhe um zurückzublicken.


Anschliessend führt die Strecke durch eine weitläufige Landschaft aus grau-braunen Badlands. Um etwa 18.00 Uhr stossen wir wieder auf Asphalt und fahren über den Highway 89 in Richtung Page.

Geplant ist die Übernachtung auf dem Wahweap Campground, den wir als nächstes ansteuern und anschliessend nach Page zum Einkaufen fahren wollen. Am Westentrance der Wahweap Marina biegen wir auf den Lakeshore Drive ein und nähern uns dem Wahweap Campground. Bereits von weitem sehen wir die neue Baustelle. Die Arbeiten zur Erweiterung des RV-Parks sind in vollem Gange, gewaltige Erdbewegungen und schweres Räumgerät zeugen davon. An der Anmeldung erstehen wir einen Stellplatz und bezahlen 19 Dollar/Nacht - 1 Dollar mehr als im letzten Jahr.

Reisende mit Wohnmobil haben weniger Glück, sie können statt der gewünschten 3 Nächte nur für 2 Nächte einen Stellplatz mit Anschlüssen mieten, der RV-Abschnitt ist vollbelegt und wenn kein Platz mehr frei werden sollte, müssen sie die 3. Nacht ohne Anschlüsse campen oder weiterfahren.

Waren wir letzten November neben einem alten Wohnmobil die einzigen Camper auf dem Campground, treffen wir jetzt in der Schleife auf mind. 10 Zelte. Neugierig betrachten wir bei der Anfahrt auf dem Rundkurs die Behausungen und gelangen zu dem Schluss: Wahweap Campground ist fest in deutscher Hand. Anhand der Zelte schliessen wir, dass nur in dem Familienzelt in der Nähe der Ausfahrt Amerikaner campen, der Rest schläft in Tunnel- und Kuppelzelten von Vaude, Wolfskin und Salewa – ein untrügliches Zeichen für die europäische Herkunft.

Wir inspizieren unseren Stellplatz und suchen einen schönen Platz für unsere Hütte. Unser Vaude-Tunnel thront kurze Zeit später auf dem sandigen Boden, noch schnell Matten und Schlafsäcke rein und weiter geht’s.

Von der Glen Canyon NRA haben wir, trotzdem wir schon zum 2. Mal hier sind, noch nicht viel gesehen. Daher brechen wir auf, fahren erneut zum Westeingang hinaus um noch verschiedene Viewpoints anzufahren. Unser erster Stopp ist ein Aussichtspunkt über den See, von dem man einen phantastischen Blick über die Wahweap Marina im unwirklichen Glanz der untergehenden Sonne hat.


Wir können uns kaum losreissen von diesem Blick. Die weissen Hausboote auf der spiegelnden Wasserfläche, dahinter die gelblichen und rötlichen Felsen die den Lake Powell in der Wahweap Bay umspielen. Bevor die Sonne vollends untergeht, gehen wir zurück zum Fahrzeug, um noch im Hellen in Page anzukommen und den Safeway Markt zu suchen. Wir finden ihn direkt am Business Loop der US 89 und verschwinden für geraume Zeit um unsere geschrumpften Vorräte aufzufrischen. Bewaffnet mit allerlei Leckereien und zwei gekühlten Dosen Bier verlassen wir den Supermarkt um uns dem gemütlichen Teil des Abends zu widmen.

Gefahrene Meilen: 94
Übernachtung: Wahweap Campground Glen Canyon NRA 19$


Heute ist es mir sehr schwer gefallen, bei 10 Fotos zu bleiben, daher ein LINK zu den weiteren Bildern des heutigen Tages: http://www.canyoncrawler.de/html/gsenm.html

Canyoncrawler

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #122 am: 06.01.2007, 15:25 Uhr »
Uups, der Gast war ich.  :?
Gruss Kate
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Ganimede

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #123 am: 06.01.2007, 15:32 Uhr »
Sehr schöne Beschreibung. Bei unserer "Besteigung" des Yellow Rock hatten wir auch zu kämpfen, durch das Grünzeug + Kuhfladen den Weg zu finden. Zu der Zeit war das Gestrüpp aber nicht sehr hoch und der Creek fast trocken. Auf dem Aufstieg an der Geröllhalde bin ich dann fast darüber gestolpert (der Kopf war schon wieder im Gebüsch):



Schade das ihr zum Erkunden nicht mehr Zeit hattet. Bei Sonnenschein konnte man gute Bilder machen und das herumlaufen hat super Spaß gemacht  :D

Gruß
Volker

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #124 am: 06.01.2007, 15:44 Uhr »
Hi Volker,

ist Dein Schnappschuss ein Rattler oder eine Bullsnake, ich kann das Schwanzende nicht gut erkennen ?

Mit dem Yellow Rock ist es bei uns etwas dumm gelaufen, aber wir waren mit Sicherheit nicht zum letzten Mal im Südwesten und im Grand Staircase haben wir noch einiges von Interesse, das wir uns anschauen wollen.

@All:
Der Reisebericht führt uns als nächstes über abenteuerliche Pisten zum Cottonwood Cove und den Cottonwood Teepees in den Coyote Buttes South.

Die Bilder von den CBS habe ich gestern hochgeladen. Wer schon mal spicken möchte:
http://www.canyoncrawler.de/html/coyote_buttes_south.html
Gruss Kate
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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #125 am: 06.01.2007, 16:01 Uhr »
Hi Kate!

Beim Lesen des letzten Tages sind bei mir auch gleich Erinnerungen an die Wanderung hoch zum Yellow Rock wach geworden.
Obwohl mir Volker mit seinem Kommentar zuvor gekommen ist, möchte ich trotzdem noch mal anmerken, dass die Tour schon ein bisschen abenteuerlich war. Erst das Gestrüpp und dann den Geröllhügel hoch. Da musste man wirklich aufpassen das man nicht abrutscht - im Nachhinein gesehen fanden wir das teilweise doch recht riskant.

Freu mich schon auf die SCB denn da waren wir noch nicht.
Aber wer weiß, im Mai sind wir wieder in der Ecke unterwegs, deswegen werde ich Deinen Reisebericht auch noch einmal in aller Ausführlichkeit durchlesen, speziell auch den Moab-Teil.

Gruß Eva

Ganimede

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #126 am: 06.01.2007, 16:29 Uhr »
Zitat von: Canyoncrawler
Hi Volker,

ist Dein Schnappschuss ein Rattler oder eine Bullsnake, ich kann das Schwanzende nicht gut erkennen ?


Keine Ahnung, dachte eigentlich das es eine Gopher Snake ist (ungiftig). Hier ein Bild:  http://www.gc.maricopa.edu/biology/aznature/pages/pituophis.html

Ist aber Off Topic jetzt, ich will Deinen Reisebericht nicht mit den Postings zerstückeln.

Schreibe doch ruhig schon mal weiter  :pfeifen:

americanhero

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #127 am: 06.01.2007, 18:05 Uhr »
Klasse Bericht, danke Kate. :daumen:
Der Yellow Rock steht ja bei  mir schon lange auf der Liste und ich hoffe, dieses Jahr klappt es dann auch damit und das Wetter spielt  auch mit. Gerade für solche abenteuerlichen Wanderungen bin ich ja immer zu haben.
Wie lange habt ihr insgesamt für den Auf und Abstieg gebraucht?

Auf die CBS freue ich mich auch total und werde den Bericht mit großen Interesse lesen und verfolgen, zumal die CBS ja in diesem Jahr auch geplant sind.


Greetz,

Yvonen

Katja

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #128 am: 07.01.2007, 13:43 Uhr »
Also Volker und ich brauchten eine Stunde bis zum Fuß des Yellow Rock. Den Rückweg, bei dem man den Schotterabhang ja fast schon hinunterschlitterte, schafften wir dann in einer halben Stunde. Auf dem Yellow Rock liefen wir noch mal eine Stunde herum, also mit 2,5 Stunden insgesamt sollte man schon mindestens rechnen.
Gruß
Katja
Viele Grüße
Katja

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Canyoncrawler

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #129 am: 13.01.2007, 16:23 Uhr »
Mittwoch, 27. September 2006

Beim Aufwachen ist es schon da, ein Kribbeln im Bauch und das Gefühl, dass heute ein besonderer Tag ist. Heute ist Coyote Buttes-Tag, wir haben Permits für die Coyote Buttes South. Eigentlich nichts ungewöhnliches, da die Permits für die South Coyote Buttes wesentlich einfacher zu bekommen sind als für die Coyote Buttes North mit der populären Wave. Trotzdem sind wir etwas aufgeregt, denn wir wollen zu den Cottonwood Teepees und von der Anfahrt haben wir schon viel gelesen. Bis zum Cottonwood Cove Trailhead benötigt man schon etwas Abenteuergeist um den Tiefsand und die ruppigen Felsen zu meistern. In gespannter Erwartung erledigen wir unsere Morgenhygiene und gönnen uns ein paar Leckereien zum Frühstück, rollen die Schlafsäcke zusammen und verstauen sie im Fahrzeug. Genügend Wasser und Lebensmittel haben wir ebenfalls an Board - es kann losgehen.

Wir haben uns für die Anfahrt über den Highway 89A entschieden und stossen über den Lakeshore Drive zunächst auf den US-Highway 89 und fahren in Richtung Page. Nachdem wir dort noch einmal voll getankt haben verlassen wir Page in Richtung Bitter Springs und fahren kurze Zeit später am Parkplatz des Horseshoe Bend vorbei und erreichen ein Wunderland aus roten Felsen. Da wo die Strasse kurvig durch einen Felsdurchbruch führt wird die Strecke besonders malerisch und ich geniesse die Aussicht auf den hier wie dahingeschmolzen aussehenden Sandstein. Bei Bitter Springs biegen wir in den US 89A ein und fahren in Richtung Grand Canyon North Rim, überqueren den Colorado beim Marble Canyon über die Navajo Bridge und erreichen die bizarre Schönheit der Vermillion Cliffs. Unser Ziel, die Coyote Buttes South liegen in der Paria Canyon-Vermilion Cliffs Wilderness Area im nordwestlichen Teil des im November 2000 gegründeten Vermilion Cliffs National Monument.

Unweit dem Abzweig der BLM Road #1065 wird unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt. Wir treffen auf eine der in den USA typischen „Wanderbaustellen“. Die Strassenarbeiter sind gerade dabei einen längeren Strassenabschnitt Instand zu setzen und auf einer Länge von mehreren hundert Metern wird dampfender Asphalt gewalzt. Der Verkehr kommt beidseitig völlig zum Erliegen und in beiden Richtungen bildet sich rasch eine Schlange von wenigstens 20 Fahrzeugen. Da wir gerade nicht Besseres zu tun haben, steigen wir aus und halten Small Talk mit den anderen Wartenden. Schnell ist eine nette Unterhaltung im Gange, man scherzt während man sich die Beine vertritt. Der zum Schutz vor der Sonne mit weissen Tüchern vermummte Navajo-Strassenarbeiter, dessen Aufgabe heute darin besteht, das Verkehrsschild von Stop auf Slow zu drehen, gibt einige Anekdoten zum Besten. Die Stimmung ist, anders als an Baustellen im europäischen Strassenverkehr, locker und gelöst. Es dauert beinahe 30 Minuten bis der Verkehrsfluss wieder in Gang kommt. Zunächst ist der Gegenverkehr an der Reihe und die Fahrer winken den Wartenden in unserer Schlange freundlich zu.

Nach gut 30 Minuten verschluckt uns der Staub der House Rock Valley Road. Etwa 9 Meilen legen wir auf der Dirtroad zurück, die sich - im Gegensatz zum letzten Besuch - in perfektem Zustand befindet, bevor wir auf die Corral Valley Road (BLM # 1017) einbiegen und unseren Meilenzähler nullen. Die ersten Meilen sind noch relativ problemlos, Frank navigiert das Auto souverän über einige felsige Abschnitte. Ernst wird es erst nach 3,1 Meilen. Wir verlassen die BLM 1017 und biegen in die BLM Road #1066 ein. Jetzt ist Schluss mit lustig, der Allradschalter soll von der Position „Auto“ auf "Low4WD". Trotz mehreren Versuchen in unterrschiedlichen Getriebe- und  Zündschlüsselstellungen gelingt es nicht. Wir müssen mit "Hi4WD" auskommen und nach kurzer Zeit geht es nur noch langsam voran.

Einige heftige Felsbänder bringen nicht nur die Unterhaltung im Fahrzeug nahezu vollständig zum Erliegen. Meine Hände werden feucht, ich bin jetzt merklich aufgeregt und sitze angespannt auf dem Beifahrersitz während Frank unseren Trailblazer vorsichtig über spitze Steinbrocken und hohe Felsabsätze zirkelt. Zwischendrin immer wieder sandige Abschnitte. Die Tiefsandpassagen werden immer schlimmer, zeitweise pflügen wir mit Vollgas durch den lockeren Sand und kommen doch nur langsam vorwärts. Die Dosierung von Bremse und Gas ist jetzt eine Herausforderung für den Fahrer. Rechtzeitiges Bremsen ist angesagt, damit uns die ruppigen, quer zur Fahrbahn verlaufenden Felsbänder nicht unsanft stoppen. Dazwischen immer wieder Sandfallen. In diesen ausgefahrenen Rinnen tänzelt der Trailblazer unwirsch nach rechts und links, die Räder drehen trotz 4WD durch und Frank muss kräftig gegenlenken um nicht aus der Spur zu geraten.

Unser nächster Abzweig soll nach etwa 6 Meilen kommen, doch hier ist nichts. Wir fahren zur Sicherheit noch eine halbe Meile weiter, wenden dann und fahren zurück. Wir sind zuvor an einer Weggabelung vorbeigekommen, die Fahrspur ist mit Sträuchern ziemlich zugewachsen, passt aber vom Meilenstand (5,3) perfekt zur Wegbeschreibung von Steffen Synnatschke. Wir werfen die andere Beschreibung nach hinten und halten uns jetzt an Steffen, der die linke Fahrspur empfiehlt. Hier kommen wir vergleichsweise gut voran. Die nachwachsende Beifuss-Vegetation hat einen guten Teil der Fahrrinne überwuchert, was den positiven Nebeneffekt hat, dass die Räder deutlich seltener durchdrehen. Dieser Zustand dauert nicht lange an, es geht wieder durch Sand, Frank ruft nur noch  „Festhalten!“ sobald er eine Sandfalle  an der ausgeschlagenen Spur erkennt und das Fahrzeug unwillig durch den Tiefsand ackert.

Ich klammere mich an den Türgriff, Vollgas ist angesagt und beinahe unberechenbar schlingert der Chevrolet durch diese Passagen. Fahrer und Beifahrer sind beinahe mit den Nerven am Ende und vergessen vor lauter Aufregung sogar das Erinnerungsfoto an diese tückische Dirt Road. Frank ist ziemlich ungehalten und mault mich an, ob ich sicher wäre, dass schon mal jemand lebend und ohne Achsbruch oder Reifenschaden dieses Gelände wieder verlassen hat. Ja, ich bin mir sicher - habe aber auch schon einige Reiseberichte gelesen, wo jemand im Sand feststeckte. :-(

Je ärger die Piste wird – kaum zu glauben, aber der Strassenzustand konnte sich tatsächlich noch verschlechtern – desto mauliger wird Frank. Er ist jetzt heftig am Schimpfen, nur Irre würden solche Strassen wie diese fahren. Irre und Geisteskranke! Wenn wir nicht bald da wären, würde er auf der Stelle umkehren und nur noch Cluburlaub machen. An seinem Gesichtsausdruck kann ich jedoch sehen, dass er es nicht ernst meint, im Grunde liebt er Abenteuer wie diese. Die Kreuzung rettet mich erstmal vor dem Schicksal Cluburlaub. Leider steht hier weit und breit kein Schild. Sollten wir uns doch verfahren haben? Wir haben die Qual der Wahl: 3 Fahrspuren - alle gleichermassen sandig und schlecht - stehen zur Verfügung.

Etwas ratlos schaue ich auf die ausgedruckte Karte, ich kann nichts erkennen, mein Bauchgefühl sagt mir nach links. Von meinem Bauchgefühl willl Frank nichts hören, sein Bauch sagt halblinks. Besonders überzeugend finde ich das auch nicht und nehme das GPS aus dem Rucksack, tippe die Koordinaten des Trailheads ein, starte die Navigation und folge mit dem GPS der von mir bevorzugten linken Fahrspur. Nach einer Weile zeigt der Richtungspfeil des GPS nicht mehr in Richtung der Spur. Ich laufe zurück und Frank trommelt bereits ungeduldig mit den Fingern auf das Autodach. Dass habe ihm gerade noch gefehlt. Ironisch meint er, wir könnten ja ein paar Tage warten, bis jemand vorbeikäme, den wir nach dem Weg fragen könnten.

Ein finsterer Blick in seine Richtung lässt ihn verstummen. Aber nicht lange, er würde nächstes Jahr auf alle Fälle Cluburlaub machen, und zwar mit dem Frosch. In seinen grau-grünen Augen blitzt der Spass, er geniesst es, mich zu necken. Bei etwa 30° im Schatten heisst es kühlen Kopf bewahren und der Spur halb links folgen. Nach 250 m sieht es vielversprechend aus, der Richtungspfeil des GPS verläuft noch immer deckungsgleich mit der Fahrrinne. Zurück am Auto ist die Entscheidung gefallen, wir müssen nach halblinks, Frank hat mal wieder ohne techn. Hilfsmittel den Weg geahnt.

Dafür bin ich mir sicher, dass es rechts zur Poverty Flat Ranch und White Pocket geht wo wir anschliessend noch hin wollen. Unterwegs habe ich die Gebäude und das Windrand der verlassenen Ranch in der Ferne ausmachen können. Wir sind wieder auf Kurs und nach weiteren elendig langen Minuten durch Tiefsand erspähen wir das Hinweisschild auf die Coyote Buttes Special Managed Area. Frank ist weiter zu Scherzen aufgelegt und übersetzt für mich den Text: Herzlichen Glückwunsch, Sie Irrer und Geisteskranker, dass Sie es bis hierhin geschafft haben. Wenn Sie noch einen Funken Verstand haben, kehren Sie jetzt um. Falls Sie Hilfe beim Einsammeln der Einzelteile Ihres Autos benötigen, halten Sie das nächste Flugzeug an oder warten Sie auf den nächsten Irren, vorzugsweise aus Germany.

Wie um seine Worte zu untermauern, lacht uns kurze Zeit später ein ausgebleichter Rinderschädel an. Jemand hat die Überreste gut sichtbar auf einer roten Sandsteinplatte platziert.

Jetzt sind es nur noch wenige hundert Meter. Es gibt reichlich Parkmöglichkeiten. Den letzten sandigen Hügel bis zum Ende der Fahrspur sparen wir uns, der könnte bei der Auffahrt zum Problem werden. Wir parken das Auto in einem natürlichen Pullout und Reifenspuren verraten uns, dass wir nicht die ersten sind, die die Piste nicht bis nach unten fahren. In der Ferne erblicken wir bereits die markanten kegelförmigen Felsformationen die unser heutiges Ziel sind: die Cottonwood Teepees. Ein letzter kontrollierender Blick in den Rucksack, das GPS und die Kamera um den Hals, den Parkabschnitt des Permits hinter die Scheibe und wir stapfen den sandigen Hügel hinab. Am Trailhead parkt ein robuster, hochbeiniger Jeep mit dem Schriftzug eines Outfitters aus Page. Der Fahrer ist gut gerüstet mit zwei Ersatzrädern, Sandblechen, einer ausladenden Schaufel, einem Reservekanister, einer Seilwinde und weiterem Equipment, verstaut in einer Alubox auf dem Dachträger. Fehlende Ausrüstung kompensieren wir mit Abenteuergeist und Zuversicht.

Voller Vorfreunde folgen wir den wenigen, aber deutlich sichtbaren Fußspuren Richtung Teepees und tauchen ein in das reichlich gefüllte Schatzkästchen von Mutter Natur. Bereits aus der Distanz wirken die Kegelfelsen prächtig und wir bleiben stehen, um die Formationen in der Nähe zu betrachten.


Je näher wir den Teepees kommen, desto höher steigt unser Begeisterungspegel. Die Landschaft, die wir bisher nur von Fotos kannten, zieht uns in ihren Bann.


Überwältigt von Farben und Formen wissen wir nicht, wohin wir zuerst gehen sollen. Wir schauen uns zunächst die fragilen Strukturen zu Füssen der Teepees an.


Die Schichten wirken wie so filigran wie hauchzarte Bätterteigplätzchen. Vorsichtig laufen wir auf den Felsen herum, stetig bemüht an den empfindlichen Felsplatten keinen Schaden anzurichten.


Leider war in der Vergangenheit nicht jeder so rücksichtsvoll, bröckelnde Strukturen zeugen von unüberlegten Schritten. Das Gestein ist durchzogen von verschiedenen Farbtönen im Streifenmuster. Die Kraft von Wind, Wasser und viel viel Zeit haben die Felsen zu einem Wunderland aus Farben und Formen erodiert. Wir suchen eine Aufstiegsmöglichkeit auf das Plateau – wollen so wenig Schaden wie möglich anrichten und finden ene Route über einen Felssattel mit stabileren Gesteinsschichten.

Oben angekommen ist es erstmal Zeit für unser Lunch. Wir suchen uns ein schönes Fleckchen und geniessen das mitgebrachtes French Bread mit smoked Turkey Breast. Als Nachtisch verspeist jeder einen Apfel. Erst einmal haben wir in einer ähnlich faszinierenden Landschaft diniert, vor beinahe einem Jahr in den Coyote Buttes North. Wenn ich mich festlegen müsste, welche Landschaft mir am besten gefällt, könnte ich mich nicht entscheiden. Die Coyote Buttes South sind mindestens so attraktiv wie die Coyote Buttes North mit dem Top Rock.


Einige Spitzen der Teepees sehen aus wie Tiere. Wir erkennen einen Uhu und einen Adler und machen einen Wettbewerb daraus, phantasiereich die Felsen in der Umgebung zu deuten. Längst sind wir wieder unterwegs. Am härtesten ist es für die Kameras, pausenlos klicken die Blenden und Frank hat bereits den Film gewechselt. Die Speicherkarte meiner Digitalkamera ist ebenfalls voll aber wir sind bestens gerüstet, wir haben noch 2 GB zum Fotographieren. Frank wechselt ständig zwischen SLR und Camcorder, hält dazwischen immer wieder ehrfürchtig inne, ein Gesicht zeigt grösste Bewunderung für die Einzigartigkeit dieser Landschaftsformationen. Ich bin nicht weniger angetan, es ist so schön, dass ich vor Rührung heulen könnte.

Stattdessen streife ich immer weiter über das Plateau und geniesse unseren Aufenthalt in dieser einmaligen Umgebung. Ich entdecke Felsen, die ich von Fotos kenne und unzählige Motive die nur darauf warten, von uns abgelichtet zu werden.



Kleine Bögen, plattenförmig aufeinandergeschichtete Türmchen, rundliche Haufen, erodierte Hoodoos, Brainrocks, Knubbel, Kleckse, Platten, kreisförmige Farbmuster, Figuren in den unterschiedlichsten Grössen und Farbschattierungen.



Rosa und Gelb sind besonders markant, eine Fläche von der grösse eines Sportplatzes schimmert fotogen in den tollsten Farben.


Wir entdecken den Weird Rock ...


... und geschliffene, wellenförmige Flächen, die stark an die Wave in den Coyote Buttes North erinnern.



Weitere Teepees am Horizont. Kaum eine Landschaft hat uns je so vereinnahmt wie die Coyote Buttes, die Zeit vergeht wie im Fluge.


Bei unseren Streifzügen treffen wir auf den Outfitter aus Page, der ein älteres Ehepaar führt und wechseln ein paar Worte. Der Outfitter meint, wir wären ziemlich mutig, dass wir alleine hier nach draussen fahren würden, und das mit einem Trailblazer. Wenn wir stecken oder liegen bleiben, würde das Abschleppen aus dieser entlegenen Gegend 1500 Dollar kosten. Das sind vermutlich Tatsachen, aber für Abschreckung ist es bereits zu spät und der Outfitter weißt bestimmt nicht ganz uneigennützig darauf hin. Die Drei sind auf dem Rückweg zum Auto, wir sind noch lange nicht durch. Ein Blick auf die Uhr verrät uns, dass wir die White Pocket für heute vergessen können.

Macht nichts, bleibt mehr Zeit für die Coyote Buttes. Zwischendrin trennen wir uns, aber nicht für lange, wir locken uns gegenseitig mit Begeisterungsrufen und möchten unsere Entdeckungen unbedingt mit dem Anderen teilen.


Wir haben noch viel zu zeigen und zu bestaunen bevor wir uns irgendwann loreissen und zur Umkehr zwingen müssen, damit wir bis zur Dämmerung die sandigen Abschnitte hinter uns lassen können. In dieser betörenden Landschaft sind die Stunden wie im Zeitraffer verflogen und ein Tag mit unglaublichen Eindrücken und Entdeckungen neigt sich dem Ende zu. Mit dem GPS möchten wir zurück zum Auto, Luftlinie sind es von unserem Standort etwa 2 Meilen. Dafür müssen wir das gesamte Plateau überqueren und uns anschliessend durch den sandigen Untergrund am Einstieg der Teepees bis zur Fahrspur kämpfen. Um die Vegetation zu schonen, suchen wir nach unseren Fußabdrücken und laufen in unserer eigenen Spur zurück zum Auto. Geschafft aber unheimlich glücklich plumsen wir ins Auto und verabschieden uns mit einem letzten Blick Richtung Cottonwood Teepees.

Die Rückfahrt ist nicht minder abenteuerlich als die Anfahrt. Richtig schocken kann uns die Strecke jetzt aber nicht mehr, da wir sie schon einmal gemeistert haben und die Piste keine nennenswerten Steigungen oder Gefällestrecken aufweist. Trotzdem atmen wir tief durch, als wir die unberechenbare BLM Road 1066 hinter uns lassen und die weniger anspruchsvolle 1017 auf uns wartet. Erleichterung macht sich breit, als wir die vertrauten Formationen der Vermilion Cliffs in der Nähe der House Rock Valley Road entdecken und fortan auf der gut ausgebauten Dirt Road nach Norden fahren.

Am Parkplatz des Wirepass Trailheads stoppen wir und treffen auf viele glückliche und strahlende Gesichter, auch den Wavewanderern hat es gefallen. In einem Autokorso zuckeln wir anschliessend die Houserock Valley Road nach Norden und planen das Abendprogramm. Ich möchte gerne noch zur Pahreah Townsite um die farbenprächtigen Chinle-Badlands zu bewundern und mir selbst ein Bild vom abgebrannten Paria Movieset machen. Frank ist einverstanden und anstelle von Page, fahren wir auf dem US 89 Richtung Kanab. Kurz nach der langgezogenen Biegung zweigt die BLM Road 585 zum Movieset ab.

Wir parken vor den Schautafeln und studieren die Geschichte der verlassenen Mormonensiedlung als uns ein älterer Herr anspricht und uns berichtet, dass das Movieset abgebrannt sei. Das wissen wir und eine aufgeklebte Notiz des BLM weist ebenfalls daraufhin. Der Einheimische mit dem alten Pickup wartet hier auf seinen Sohn mit dem Viehhänger und verteibt sich durch Unterhaltungen mit den Touristen ein wenig die Zeit. Er  erzählt uns, dass er zur Bürgerintiative gehört, die einst das Movieset nach der Zerstörung durch eine Flutwelle in Kooperation mit dem BLM errichtet hat. Unsere Frage nach dem Wideraufbau beantwortet er positiv, der Aufbau wäre früh im nächsten Jahr geplant. Wir bedanken uns für das nette Gespräch und fahren auf der etwas ausgewaschenen Dirt Road zum Paria Movieset.

Bereits bei der Anfahrt beeindrucken die lilafarbenen Chinle-Formationen.


Der Tag neigt sich dem Ende, die Schatten sind lang und die Felsen glühen in einem intensiven Farbton. An die schönen Holzgebäude des Movieset erinnern nur noch einige geschwärzte Metallstümpfe, die einst das Fundament bildeten und einige verbogene Metallteile. Ein Baum in der Nähe hat den Brand ebenfalls nicht überlebt und das verkohlte Skelett zeugt von der enormen Hitze des Feuers. Am Trailhead zur Pahreah Townsite nehmen wir uns ein Faltblatt aus dem Behälter und lesen, dass von der verlassenen Mormonensiedlung nichts mehr sichtbar ist als ein paar umgefallene Grabsteine auf dem Friedhof.

Da es bereits spät ist, sparen wir uns die Kurzwanderung und brechen auf um in Page einzukaufen.

Zum Ausklang dieses besonderen Tages gönnen wir uns ein Brathähnchen von der heissen Theke im Safeway, einen Salat für jeden und eine Flasche Wein, mit der wir nach einer wohlverdienten Dusche den gemütlichen Teil des Abends auf dem Zeltplatz einläuten.

Gefahrene Meilen: 187
Übernachtung: Wahweap Campground Glen Canyon NRA 19$
Gruss Kate
- - - - - - -
On Tour:
2000-09: 7xUSA West & Kanada
2000-13: D,F,I,GR,MC,E,AND,L,A,GB,MNR,BiH,HR
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Canyoncrawler

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #130 am: 23.01.2007, 07:02 Uhr »
Donnerstag, 28. September 2006

Den 5.00 Uhr Hoodoo-Wecker ignorieren wir und träumen noch ein wenig von den Coyote Buttes South. Um 6.30 Uhr schält Frank sich als erstes aus dem Schlafsack und beginnt mit den Frühstücksvorbereitungen. Als ich um 7.00 Uhr noch ein wenig verschlafen aus dem Zelt krieche, hat er bereits das schmutzige Geschirr vom Vorabend erledigt und den Tisch für das Frühstück gedeckt. Der Wasserkessel brodelt und feine Dampfschwaden ziehen einladend über den Tisch. Am verlockendsten sind die frischen Croissants und ich beeile mich im Bad. Wenig später frühstücken wir in aller Ruhe und blicken auf den Lake Powell, der sich, noch in wenige Dunstwolken gehüllt, friedlich und still vor uns ausbreitet. Langsam kommt auch Bewegung in unsere Platznachbarn, Leute wuseln zwischen Sanitärgebäude und Stellplatz hin und her, Autotüren schlagen und die ersten Reisenden verlassen den Platz. So weit sind wir noch lange nicht, bis wir den Abwasch gemacht und uns in die Reihe geschafft haben, ist es so spät, dass wir noch das Zelt abschlagen müssen, da wir es bis zur Check Out Time um 11.00 Uhr auf keinen Fall bis zurück auf den Platz schaffen.

Um 8.30 Uhr sind wir on the Road und fahren gemächlich den Lakeshore Drive nach Westen, biegen in die US 89 North ein, passieren Big Water und Churchwells und erreichen die Abfahrt der Cottonwood Canyon Road. Unser Ziel sind die weissen Hoodoos der Wahweap Drainage, deren offizielle Bezeichnung Wahweap Hoodoos lautet. Diese profane Namensgebung wird dem Gebiet jedoch nicht gerecht, der klangvolle Titel von Karsten Rau - „Valley of the White Ghosts“ – passt besser. Nach 1,4 Meilen auf der Cottonwood Canyon Road biegen wir in die BLM Road #431 ein. Von hier lautet die Wegbeschreibung die wir haben: 4 Meilen immer nach Nordost, die restlichen 8 Meilen in östliche Richtung fahren, bis man den Wahweap Wash erreicht. Hört sich so einfach an, ist es in der Praxis aber nicht, da zahlreiche Weggabelungen von der Spur abzweigen. Wir versuchen Kurs zu halten und lassen uns auch nicht davon beirren, dass die BLM Road 431 nach Kreuzung mit der Brigham Plains Road (BLM #430) abrupt endet und wir im Niemandsland umherfahren.

Die Landschaft besteht aus einer kargen, bräunlichen Hügellandschaft und wir wären schon längst umgekehrt, wenn nicht die einzigartigen strahlend weissen Felstürmchen mit den schokobraunen Häubchen auf uns warten würden. Wir queren zahlreiche Washes deren Durchfahrung nahezu die gesamte Bodenfreiheit unseres Trailblazers aufbraucht. An einigen Flussbetten lese ich vor der Durchfahrt kleinere Felsbrocken auf und an einer besonders haarigen Stelle haben andere Reisende eine Fahrspur aus Gestein gebaut, die wir für die Querung nutzen. Mehrmals hänge ich mit der Nase direkt über dem Boden und dirigiere Frank mit Handzeichen durch das Flussbett. Zwischen die Frontschürze unseres Trailblazers und die Felsbrocken im Wash passt an der schlimmsten Stelle kaum mehr als ein Blatt Papier. Doch aufgeben ist nicht, die „Towers of Silence“, wie sie von einem amerikanischen Naturfotographen tituliert wurden, wollte ich mir schon bei unserer ersten Reise ins Grand Staircase anschauen. Vor knapp einem Jahr verhinderte jedoch ein weggeschwemmter Strassenteilabschnitt die Zufahrt.

Der letzte Hügel hat es besonders in sich: auf einer schmalen Lehmspur geht es mit Haarnadelkurve steil bergab. Diese Kurve möchte ich bei rutschigen Verhältnissen nicht fahren, da es in dem abschüssigen Gelände kein Halten mehr gibt und das Fahrzeug unweigerlich nach unten rutschen würde. Wir haben Glück, es ist trocken und Frank navigiert das SUV vorsichtig den Hang hinab. Jetzt ist es nur noch ein kurzes Stück, bis zum Wahweap Creek. Als wir ankommen, verladen zwei junge Männer gerade ihre Rucksäcke in ihren Geländewagen und wenig später fährt der GMC Envoy ab. Wir wenden und parken unseren Trailblazer auf dem freigewordenen „Parkplatz“, direkt neben dem Zaun des Wahweap Creeks. Von hier geht es offiziell nur noch zu Fuss weiter, sollte man meinen, aber Reifenspuren im Wash verraten uns, dass die Fahrer von ATVs die Verbotsschilder einfach ignorieren und mit ihren Quad-Vehikeln im Flussbett weiterfahren.

Wir packen Getränke und die Kameras in die Rucksäcke und stapfen los. Von hier sind es in südliche Richtung knapp 2 km bis zur nördlichsten der drei Hoodoo-Gruppen und wir schlüpfen über den Zaun ins Flussbett. Im breiten Strom des Wahweap Creek fliesst nur ganz in der Mitte ein kläglicher Rinnsal Wasser und wir laufen durch das steinige Flussbett. Nach 20 minuten entdecken wir die Kopfbedeckungen der ersten Hoodoo-Gruppe und folgen einem Trampelpfad aus dem Flussbett. Der Aha-Effekt stellt sich direkt ein, als wir den schlanken grossen Geist entdecken.


Der schlaksige lange Kerl hat es uns direkt angetan und wir nähern uns vorsichtig den empflindlichen weissen Formationen mit der Kappe aus braunem Sandstein.
Die Erosion hat hier ein wahres Meisterstück geschaffen. Die Szenerie aus gipsartigen weissen Felstürmen mit den dunklen Caprocks ist so unwirklich, dass man sie einem Märchenbuchillustrator zubilligen möge. Auch Frank ist sichtlich beeindruckt und blickt ehrfürchtig zu den Geister-Hoodoos.


Dass die Felswand bereits mächtige Schatten wirft, stört uns nur wenig und wir erkunden das Areal.


Einige unvorsichtige Tritte haben Schaden in den äusserst empfindlichen Strukturen hinterlassen. Die Abdrücke von schweren Stiefeln mit Profilsohlen findet man nicht nur im Sand, sondern auch in den weissen Erosionsschichten an der Basis der Hoodoos. Ein Hoodoo hat seine Kopfdeckung verloren. Die liegt direkt daneben und man ist versucht, sie wieder aufzusetzen.

Wir machen uns auf zur mittleren Gruppe und finden sie praktisch direkt hinter der nächsten Biegung des Flussbettes.


Das ist die Hoodoo-Familie mit dem mächtigen, breiten Gespenst und wir suchen nach einem Aufstieg auf das Plateau.


Dabei stellen wir fest, das einige der niedlichen winzig kleinen Hoodoos einfach platt getrampelt wurden und das macht mich einfach traurig. Daher ein dringender Appell: seit vorsichtig und tragt durch sorgfältig gewählte Schritte dazu bei, dass noch viele Generationen von Reisenden die Wahweap Hoodoos in ihrer einmaligen Schönheit bewundern können.

Im unteren Bereich der Hoodoo-Gruppe finden wir zwei sehr fotogene Hoodoos, die sich durch sanfte braunen Streifen von den übrigen Türmen unterscheiden.


Anstelle des dunkelbraunen Sandsteins tragen einige Hoodoos Kappen aus rötlich-braunem Gestein. Nachdem wir diese Hoodoos gebührend bewundert haben, bleibt noch das südlichste der drei Hoodoo-Areale und das liegt auch beinahe um die Ecke.


Hier scheint die Sonne direkt in die Kamera, sodass die Foto-Perspektiven ziemlich begrenzt sind.


Wir streifen zwischen den Hoodoos umher und folgen schliesslich einem Trampelpfad zurück zur mittleren Hoodoo-Gruppe. Hier hat sich ein Fotograph mit Stativ breit gemacht, wir winken freundlich und nehmen den nächsten Trampelpfad zurück ins Flussbett des Wahweap Creek.

Auf dem Weg zum Auto überrede ich Frank, noch den Abstecher zu einem weiteren Hoodoo-Canyon zu fahren, für den sich im deutschen Sprachgebrauch die Bezeichnung „Rainbow Valley“ eingebürgert hat. Wir nehmen den nächsten Abzweig in südliche Richtung und rumpeln über die staubige Dirt Road, die von tiefen Fahrrinnen durchzogen wird. Unwillig tänzelt der Trailblazer in dieser ausgefahrenen Spur. Zum grossen Ärger sind wir auch noch falsch gefahren, anstelle der Aussicht auf den Hoodoo-Canyon erblicken wir nur bräunliches bis ockerfarbenes Gestein. Wieder zurück auf die Hauptroute, die nächste Abfahrt ist die richtige und nach wenigen Minuten haben wir einen atemberaubenden Ausblick auf ein Meer aus pastellfarbenen Hoodoos und vielgestaltigen Felsformationen. Ich springe aus dem Auto und suche bereits nach einer Abstiegsmöglichkeit. Frank bremst mich in meinen Bemühungen mit einem Tippen auf die Uhr. Wir haben über 3 Stunden bei den Wahweap Hoodoos verbracht und es ist bereits nach 1.00 Uhr nachmittags. Alles Verhandeln hilft nichts, es gibt keine Rainbow-Hoodoos, das Auto fährt zurück nach Page zum Einkaufen.

Ich sehe es ja auch ein, wenn wir erstmal unten im Tal sind, dass 2 Stunden wie im Fluge vergehen und wir garantiert nicht mehr bis zum Zion NP kommen. Trotzdem tue ich auf der Rückfahrt meinen Unmut ein wenig schmollend kund. Ein Burger in Page und das neue Walmart Supercentre versöhnen mich dann teilweise. Nach einer guten Stunde verlassen wir vollbepackt das gut sortierte Warenhaus, nicht ohne einen Abstecher in die Camping-, Fishing und Huntingabteilung gemacht zu haben. Um einige Ausrüstungsgegenstände reicher und etliche Dollars ärmer verlassen wir Page und halten am Carl Hayden Visitor Centre.

Eine etwas forsche Besucherin bekommt beinahe einen Anfall, als ich mit Rucksack über den Parkplatz laufe: „Backpacks are forbidden“„No Problem“ - sie versteht nicht, dass wir gar nichts ins Gebäude wollen, sondern lediglich die Staumauer und die Schlucht an der Brücke bewundern wollen. Kopfschüttelnd betritt sie das Besucherzentrum, für die Ausstellungen und die Führungen haben wir keine Lust, die Details des Glen Canyon Dams kennen wir bereits aus dem Web und den Reiseführern. Die Aussicht auf die gewaltige Staumauer sollte man sich jedoch im Original gönnen.


Ein weiterer Abstecher zum Lone Rock Beach beschert uns wieder eine Sandpiste. Ausnahmsweise ist hier das Befahren des Strandes mit Fahrzeugen erlaubt und Frank pflügt mit reichlich Gas bis zum Ufer des Stausees. Unser Blick fällt auf den markanten Lone Rock, ein von Wasser umspülter gewaltiger Felsen.


Der Strand gefällt uns gut, hier würden wir gerne Zelten und merken uns das Fleckchen für den nächsten Aufenthalt in Page. Die Sandherige sollte man allerdings nicht vergessen, da der gesamte Uferabschnitt aus lockerem Sand besteht.

Zahlreiche Wohnmobile und nur ganz wenige Zelte bevölkern diese malerische Bucht und die Urlauber sitzen auf Campingstühlen direkt am Wasser oder plantschen in dem kühlen Nass. Ich ziehe Schuhe und Strümpfe aus und tauche meine Füsse in den Lake Powell, bevor wir nach 30 min. Aufenthalt in Richtung Kanab davonfahren.

Bis zum Zion National Park sind es über die US 89 und den Highway 9 etwas 110 Meilen und die zügige Fahrt endet bereits bei Mount Carmel Junction. Da wir kein Ticket riskieren wollen, halten wir uns an die Geschwindigkeitsbeschränkung und tuckern gemächlich den Zion-Mount Carmel Highway entlang. Kurz vor der Einfahrt in den Park stoppen wir, um die vielköpfige Bisonherde eines Restaurants zu bewundern. Der gewaltige Bulle gibt sich völlig gelassen und schreitet in bester Fotodistanz auf der riesigen Koppel umher.

Die Schatten sind bereits ziemlich lang, als wir den Eingang des National Park passieren und eintauchen in die Wunderwelt aus glattgeschliffenen rot-weissen Gesteinsschichten im Zion National Park. Bis zum Tunnel läuft der Verkehr ausserdordentlich zäh. Strassenbauarbeiten sind im vollen Gange. Direkt vor dem Tunnel warten wir besonders lange, da gerade dampfender Asphalt aufgetragen wird und verteilt werden muss, bevor der Verkehr über eine Fahrspur wieder abwechselnd freigegeben wird. Der Overlook Trail ist wegen der Road Construction geperrt. Am Trailhead neben dem Rangerhäuschen parkt schweres Baugerät. Gemächlich schrauben wir uns auf den Serpentinen des Highways nach unten in das Tal des Virgin Rivers.

Dort wartet eine unschöne Überraschung: die Campgrounds im Park sind belegt, und das obwohl noch nicht einmal Wochenende ist. Wir haben Glück und finden auf dem Zion Canyon Campground, direkt neben dem Park ein freies Plätzchen für unser Zelt. Mit Wohnmobil hätten wir hier ziemlich schlechte Karten gehabt, die Plätze sind alle belegt und die Dame an der Registration muss das Paar vor uns weiterschicken. Einige Plätze für Zelte sind noch frei und die sind tatsächlich den Zeltern vorbehalten und werden nicht an kleinere Wohnmobile vermietet. Unser Stellplatz liegt direkt am Virgin River, unmittelbar gegenüber dem Campground des Parks. Wir sind wieder versöhnt und besichtigen nach dem Zeltaufbau die Anlagen. Der Platz ist brechend voll, ähnlich sieht es in den beiden Sanitärgebäuden aus, viel zu wenig Kapazitäten für die vielen Besucher. Anstelle einer Dusche kochen wir unser Abendessen und vesenken eine Flasche Wein zur Kühlung in den Fluten des Virgin Rivers. Das Wasser ist kälter als erwartet und wir können schon bald mit einem wohltemperierten Glas Wein im Schein der Gaslaterne den gemütlichen Teil des Abends einläuten. Kurz vor den Nachtruhezeiten schlüpfen wir unter die Dusche und haben erfreulicherweise auch noch heisses Wasser zur Verfügung.

Gefahrene Meilen: 203
Übernachtung: Zion Canyon Campground 24,53 $
Gruss Kate
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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #131 am: 23.01.2007, 07:17 Uhr »
Ach, es ging ja schon letztens weiter!!!  :oops:
Jetzt habe ich die beiden tollen Tage erst einmal in vollen Zügen genossen und freue mich umso mehr auf das, was uns erwarten wird. Ich bin mal gespannt, ob wir den Weg zun den Coyote Buttes South auch so verfluchen werden, das war ja wirklich sehr abenteuerlich....
Kate, das sind klasse Bilder von zwei tollen Tagen und die machen echt Lust auf mehr!!
Bitte mehr davon  :lol:

Wie tief schätzt du die Sandpassagen ein auf dem Weg zu den CBS?



Greetz,

Yvonne

Canyoncrawler

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #132 am: 23.01.2007, 19:31 Uhr »
Hallo Yvonne,

langsam geht die Reise zu Ende, wir haben aber noch einen Tag in Zion bevor es zurück nach Las Vegas geht.
Und der Tag verlief anders als geplant.

Ich kann nicht genau sagen, wie tief der Sand war. Zeitweise haben wir mit dem Unterboden aufgesessen und einige Büsche hatten sich verfangen. Frank hat auf dem Campground kurz unter dem Auto gelegen und hat etwas Grünzeug entfernt, bevor es sich am heissen Auspuff entzünden kann.  :oops:

Ich schätze dass es stellenweise ca. 40-50 cm tiefe und viele Meter lange Sandfallen gab.

Die White Pocket-Anfahrt soll ja noch schlimmer sein ...

Trotz der schweissnassen Hände und dem teilweise etwas mulmigen Gefühl würden wir es wieder riskieren.
Gruss Kate
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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #133 am: 24.01.2007, 08:48 Uhr »
TOLL!!!   :applaus:

Wir hätten uns nie getraut, diese Strecken zu fahren. Obwohl wir ja auch einen Trailblazer hatten, würde uns der Mut fehlen, sich so ins Gelände zu wagen.
So kann ich mir halt nur Deine super schönen Bilder anschauen.  :!:

Ein Vorteil hat das ganze schon, es ist an diesen tollen Stellen dann nicht so voll  
 :dafuer:
Gruß Gabriele

americanhero

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Re: Wild Heart of the West: Canyons, Deserts & Rockies
« Antwort #134 am: 07.02.2007, 22:02 Uhr »
Hallo Kate,


ich drängele ja ungern, aber wann kommt der letzte Teil? Denn gerade der Teil über den Zion interessiert mich doch brennend. :P



Greetz,

Yvonne