Mi. 23.11. Kings Canyon – West Macdonnell RangeAufstehen wieder vor Sonnenaufgang und gleich los zum Trailhead des Kings Canyon Walk. Der erste kurze aber steile Anstieg hoch zum Canyonrand lag so noch im Schatten (das Foto ist von gestern). Ins schwitzen gekommen bin ich aber auch so.
Am Rand des Canyons läuft man durch eine fast surreale Landschaft mit kargen Felsen, z.T. brainrockartigen Strukturen und nur einigen wenigen Bäumen, die es irgendwie geschafft haben, sich dort festzukrallen.
Zwischendurch immer wieder tolle Ausblicke fast senkrecht in die Schlucht hinunter. Die Bezeichnung „Grand Canyon Australiens“ ist zwar ziemlich übertrieben aber eindrucksvoll ist dieser Canyon auf jeden Fall.So bis 100m geht es teilweise senkrecht herunter.
Am Ende des Canyons dann ein Abstieg über diverse Holztreppen zum Garden of Eden, einem permanenten Wasserloch tief unten zwischen den Felsen mit üppiger grüner Vegetation. Hat tatsächlich was Paradiesisches. Man kann dort auch schwimmen, das Wasser ist aber eisekalt, weil da unten nie die Sonne hinkommt. Als bekennendes Weichei habe ich mir das Bad gespart.
Der Rückweg auf der anderen Seite brachte am Anfang noch einige schöne Einblicke in den Canyon.
Einen Hamburger Rock habe ich dort nicht gefunden aber immerhin einen Bulettenfelsen kann ich vorweisen.
Der Rest war dann nicht mehr so spektakulär. Inzwischen war es schon wieder so heiß, dass auch bergab noch der Schweiß in Strömen floss.
Im Visitor Center habe ich mir das Permit für die Mereenie Loop Road besorgt und mich auf den Weg gemacht. Die ersten Meilen waren eine durchgehende Baustelle und hier kamen mir auch einige Roadtrains entgegen. Wenn einem so ein Riesentruck mit 3 oder 4 Hängern auf einer Schotterstraße entgegen kommt, bleibt nur eins: So weit wie möglich rechts ran und anhalten, um dem Steinchenregen zu entgehen. Die Jungs kennen kein Erbarmen und brettern mit unverminderter Geschwindigkeit durch.
Nach dem Ende der Baustelle wurde es dann wirklich einsam. Auf den gesamten 300 km habe ich vielleicht noch 5-10 Autos gesehen. Insgesamt war die Piste in recht gutem Zustand bis auf jede Menge Waschbrett. Also bin ich so schnell gefahren, das das Auto über die Waschbrettrillen „hinwegflog“. Bei fast schnurgerader Piste kein Problem.
Allerdings hatte ich nicht mit den Selbstmordabsichten der lokalen Känguruhs gerechnet. Hinter einer kleinen Kuppe sprang mir so ein suizidales Tierchen direkt vors Auto. Prinzipiell weiß ich zwar das bremsen und ausweichen auf einer solchen Waschbrettpiste bei 80 oder 90 km/h keine gute Idee ist aber wenn so ein dunkler Schatten plötzlich vor das Auto springt reagiert man halt instinktiv und versucht auszuweichen. Das wäre fast in die Hose gegangen. Das Auto hat sofort jegliche Bodenhaftung verloren und angefangen sich zu drehen. Zwischendurch war ich mir eigentlich sicher, dass sich die Kiste gleich überschlagen würde, aber irgendwie bin ich dann doch auf allen vier Rädern wieder zum stehen gekommen. Zwar neben der Piste und gegen die Fahrtrichtung aber unversehrt! Beim Versuch, auf die Strecke zurück zu kommen hätte ich mich fast noch festgefahren aber dank Allradantrieb mit Geländeuntersetzung habe ich es dann doch geschafft. Wäre ja auch zu peinlich gewesen, irgendwem erklären zu müssen, wie man es geschafft hat, auf schnurgerader Strecke von der Straße abzukommen.
Nachdem ich mich von dem Schock erholt hatte, verlief der Rest der Fahrt recht ereignislos.
Erster Stopp unterwegs war Gosses Bluff, ein Krater der wohl durch einen Meteoriteneinschlag entstanden ist (so ganz einig sind sich die Experten da nicht). Ich habe mich dort in der Mittagshitze nur zu einem Minispaziergang aufraffen können. Immerhin konnte ich dort aber zum ersten Mal ein Känguru bewundern, dass es nicht auf mich abgesehen hatte. Es hat aber leider nicht lange genug angehalten, um sich knipsen zu lassen.
Danach ging es über Tylers Pass (eigentlich mehr eine kleine Anhöhe), von wo man eine schöne Aussicht in die Weite des Outbacks und zurück auf Gosses Bluff hatte.
Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, noch einen Abstecher zum Palm Valley im Finke NP zu machen und dort eine Nacht im Auto zu verbringen aber aufgrund des in Sydney versapperten Tages fehlte mir dazu leider die Zeit.
Am Beginn der MacDonnell Range ging es über einige km relativ ruppiger Schotterpiste zur Redbank Gorge, einer von einem Seitenarm des Finke River in die Felsen gegrabenen Schlucht mit einer permanenten Wasserstelle.
Sehr einsam und schön anzusehen. Nach einer kurzen Wanderung durch das ausgetrocknete Flussbett, auf der mich mal wieder die Fliegenscharen zum Wahnsinn getrieben haben, erreicht man den kleinen See. Wasser mitten in der Wüste hat einfach immer etwas faszinierendes. Rund ums Wasser gab sich auch die Vogel- und Reptilienwelt ein munteres Stelldichein.
Als ich zum Auto zurück kam erwartete mich eine böse Überraschung. Der linke Hinterrreifen war platt.
Bei der Inspektion des Hinterrads stellte ich fest, das eine der Radmuttern fehlte und die anderen ziemlich locker waren. Die hatte wohl beim letzten Reifenwechsel jemand nicht richtig festgezogen. Insofern hatte der Platten schon fast wieder was Gutes. Besser so als bei voller Fahrt ein Rad zu verlieren!
Die nächste üble Überraschung ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Wagenheber und Schraubenschlüssel waren zwar vorhanden aber die Kurbel für den Wagenheber fehlte. Definitiv nicht mein Tag!
Bei dem Versuch, den Wagenheber unter der Hinterachse mit dem Griff des Schraubenschlüssels viertel Umdrehung für viertel Umdrehung hochzukurbeln hatte ich schon etwa eine halbe Stunde fluchend und schwitzend unter dem Auto verbracht (bis dahin hatte ich nicht das Gefühl, dass er sich nennenswert bewegt hatte), als zu meinem Glück ein anderes Auto auf den Parkplatz gefahren kam. Nachdem ich die ratlosen Gesichter der Besitzer dieses Wagens bei meiner Frage nach einem "Jackhandle" gesehen und richtig interpretiert hatte, verlief der Rest des Gesprächs auf deutsch recht problemlos. Nach Konsultation des Manuals haben wir schließlich die Kurbel gefunden und siehe da, die Wagenheberkurbel eines Bushcampers passt auch beim Nissan Patrol.
Mit dem richtigen Werkzeug ausgestattet war der Radwechsel dann kein Problem.
Inzwischen war es allerdings schon recht spät geworden, so dass ich ohne weitere Stopps zu meinem Hotel an der Glen Helen Gorge gefahren bin. Auch hier merkte man wieder, dass es weit und breit keine Alternative gibt. Die Zimmer waren höflich ausgedrückt "basic" und mit 120€/Nacht trotzdem weit entfernt von billig. Dafür war aber wenigstens das Essen im Hotelrestaurant gut (und das Bier schmeckte nach den Anstrengungen des Tages auch hervorragend).
So sieht übrigens das Räppelchen aus, von dem Ihr Euch die letzten Tage durchschaukeln lassen habt: