Für Reiseplanungen lasse ich mich immer gerne löchern.
Über den Kalender muss ich wohl wirklich mal ernsthaft nachdenken.
Sonntag 3.12.05 Broken Hill – Kinchega NP- Mungo NPMorgens litt ich noch ein wenig unter den Nachwirkungen des gestrigen Abendds aber trotzdem habe ich es geschafft. mich halbwegs früh aus dem Bett zu quälen. Nach einem Liter Kaffee und auch etwas fester Nahrung war ich soweit wieder hergestellt, dass ich die heutige Tagesetappe angehen konnte.
Die erste Etappe führte über ca. 110 km durch eine relativ unspektakuläre (um nicht zu sagen langweilige) Landschaft zum Kinchega NP, der aus einer Reihe von Seen besteht, die vom Darling River gespeist werden. Hier sollte man vor allem diverse Wasservögel „besichtigen“ können. Wasservögel brauchen aber Wasser und die Seen im NP waren alle komplett ausgetrocknet. Ob der Fluss ein wenig seinen Lauf geändert hat, die letzten Jahre einfach so trocken waren oder in dem Stausee wenige km flussaufwärts (der gut gefüllt war , wie ich auf der Fahrt hierhin sehen konnte) zu viel Wasser zurückgehalten wird – keine Ahnung.
Aber auch die trockenen Seen hatten ihren Reiz. Erinnerte mich an die Bilder, die ich auf Kangoroo Island gemacht hatte.
Passender weise an der Straße zum Emu Lake lief eine ganze Zeit lang eine Gruppe Emus neben meinem Auto her. Ganz schön schnell die Tiere, zumindest schneller als ich mit dem Camper auf einer Sandpiste. Einige Kängurus habe ich auch gesehen aber alle waren ganz schnell verschwunden, wenn ich angehalten und die Kamera heraus geholt habe.
In Menindee habe ich getankt (die nächsten 250 km gab es nichts mehr) und den Bier- und Wasservorrat aufgefüllt. Danach sollte es über eine ca. 125 km lange Dirtroad weiter nach Pooncarie gehen. Allerdings stand am Abzweig dieser Piste ein Schild, dass die Straße wegen der Regenfälle der letzten Tage gesperrt wäre. Die Piste sah aber absolut trocken aus und man sah auch einige frische Reifenspuren in beiden Richtungen. Da die einzige Alternative ein Umweg von über 300 km gewesen wäre, habe ich beschlossen, dass meine Englischkenntnisse einfach zu schlecht sind, um zu verstehen, was da steht, und bin weiter gefahren
.
Wie sich herausstellte war das die richtige Entscheidung. Die Piste war in gutem Zustand und unterwegs kamen mir diverse Einheimische entgegen, so dass die Sperrung also nicht nur von mir nicht ganz ernst genommen wurde.
Auch hier konnte man wieder mal feststellen, dass Die Aussies hier im Outback einen gepflegten Durst haben, der sie offensichtlich auch beim Auto fahren nicht verlässt. In regelmäßigen Abständen lagen leere Stubbies (die kleinen Bierflaschen) neben der Piste, so dass man daran fast die Entfernung messen konnte (ca. 1 Stubbie/km).
Nach 123 Subbies kam ich wohlbehalten in Pooncarie an, einem kleinen Nest mitten im Nirgendwo.
Das einzig bemerkenswerte war diese Werbung für eine Autowerkstatt.
Hinter dem Ort war die Straße wieder asphaltiert, allerdings für mich nur für etwa 25 km, da dann die nächste Dirtroad zum Mungo NP abzweigte.
Hier war es noch etwas feuchter. Nach 45 km und diversen Wasserdurchfahrten an flachen Washes erreichte ich den NP. Die Washes auf der Dirtroad waren alle harmlos aber kurz vor dem Visitorcenter stand auf der inzwischen wieder asphaltierten und ansonsten topfebenen Straße eine Pfütze, die sich bei der Durchfahrt als so tief herausstellte, dass das Wasser bis oben auf das Dach des Campers spritzte. Daraufhin habe ich sofort gedreht und bin noch zweimal durchgebrettert :gg: :gg:.
Beim Visitor Center war kein Mensch. Also habe ich mich in das ausliegende Register eingetragen, die Park- und Campinggebühr an der Self Pay Station gelöhnt und noch einen kurzen Blick in die recht nett gemachte Ausstellung geworfen, bevor ich in den Park hinein bin.
Der Mungo NP ist Teil der Willandra Lakes Area, einer Kette von Seen, die vor etwa 15000 Jahren ausgetrocknet sind und wegen ihrer vielen archäologischen bzw. paläontologischen Funde zum Unesco-Weltkulturerbe gehören. Hier wurde die wohl weltweit älteste Bestattungsstelle eines Menschen gefunden. Die ältesten menschlichen Spuren sind über 30000 Jahre alt. Das finde ich besonders faszinierend, weil es bedeutet, dass die Vorfahren der Aborignals schon vor mindestens 30000 Jahre in der Lage gewesen sein müssen, Boote zu bauen, mit denen sie über den offenen Ozean fahren konnten. Wie hätten sie sonst von Afrika über Asien und Ozeanien hierher kommen sollen?
Als erstes erreicht man nach dem Visitor Center die Mungo Woolshed, eine Schafscherstation als Überbleibsel der riesigen Schaffarmen, die es hier im 19. Jahrhundert gab.
Nachdem ich mich dort etwas umgesehen hatte, wollte ich endlich die „Wall of China“ sehen, eine Kette versteinerter Sanddünen am Rande des ehemaligen Sees.
Fotografisch ist sie kaum einzufangen. Der schmale helle Streifen, den man auf dem Bild sieht, ist gut 50 oder 100m hoch und erstreckt sich noch endlos in beide Richtungen.
Auf dem Weg zur Parking Area vor der Düne wäre mir dieser Bursche fast unter das Auto gelaufen. Ich habe keine Ahnung, was das für einer ist aber ich fand die plumpe Form und die schwarze Zunge ganz interessant.
Wenn man näher kommt, erkennt man langsam die Strukturen der versteinerten Dünen.
Auch aus der Nähe fand ich die Sandsteinformationen absolut faszinierend.
Hier der verzweifelte Versuch, eine etwas originellere Perspektive zu finden.
Nach etwa 2 Stunden in, auf und zwischen den Dünen hatte ich genug und bin zurück zum Camper. Jetzt ging es auf die Rundfahrt um die Dünen. „Driving the Mungo Story“ führt auf einer mehr oder weniger holprigen Schotterpiste als One-way-road einmal um die Dünen herum. Insgesamt sind es vom Parkplatz vor der Wall of China etwa 60 km bis man wieder am Visitor Center ankommt.
Nachdem man das Südende der Dünen umrundet hat, kommt man in einen lockeren Wald aus dürrem Mallee (eine Art Eukalyptus, der eher in Buschform wächst und in besonders trockenen Regionen wächst). Hier gibt es am „Mallee Stop“ einen kleinen Picknickplatz, von dem ein vielleicht max. 1 km langer Nature Walk abzweigt. Unterwegs habe ich diverse verschiedene Vögel gehört aber leider keinen zu sehen bekommen.
Nach ein paar weiteren km Schotterpiste vorbei an einer künstlich angelegten Wasserstelle erreichte ich dann Belah Camp, meinen Übernachtungsplatz für heute.
Nachdem ich den Camper aufgebaut hatte, habe ich mir erstmal eine Dusche gegönnt. Die Solardusche brauchte ich nicht. Das Wasser war schon direkt aus dem Kanister mollig warm.
Ist zwar Wasserverschwendung sich hier mitten in der Wüste diesen Luxus zu gönnen aber erstens hatte ich genug Wasser dabei und zweitens wollte ich meinen Geburtstag zumindest sauber feiern.
Sauber und erfrischt habe ich die Flasche Sekt aufgemacht, die schon den ganzen Tag im Kühlschrank lag und mit mir selber angestoßen. Anschließend habe ich mir auf dem Gaskocher ein kleines Festmahl gebastelt (ein leckeres Lammfilet mit Zucchini und Champignons). Zum essen habe ich einen hervorragenden australischen Merlot genossen und zugeschaut, wie die Sonne langsam unterging.
Zwischendurch kamen noch ein paar Kängurus vorbei und lieferten sich zu meiner Unterhaltung eine kleine Boxeinlage (zum knipsen war es da leider schon zu dunkel).
Nicht schlecht das Feuerwerk, das der Himmel da extra für meinen Geburtstag abgebrannt hat, oder?
Das war mit Sicherheit mein einsamster Geburtstag bisher aber auch einer der schönsten.
Wie ich am nächsten Tag im Register am Visitor Center sehen konnte, war ich tatsächlich an diesem Tag der einzige Besucher im gesamten Nationalpark, das heißt „the next living soul“ wohnte wahrscheinlich in Pooncarie, ca. 60 oder 70 km Luftlinie entfernt.