Sodele,
weiter geht's im Takt...
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Tag 2 - 27000 Schritte - Teil 1Am Vorabend haben wir uns mit meinen Schwiegereltern abgesprochen, dass wir früh los wollen, und bereits um 7 Uhr zum Frühstück gehen wollen. Sehr früh für Urlaub, denken jetzt sicherlich einige, aber ich möchte alle beruhigen. Um 4:20Uhr bin ich das erste Mal wach, nicht so ein bisschen, sondern richtig. Nur mit unbändiger Willenskraft gelingt mir das Kunststück noch eine Stunde täuschend echt einen Schlafenden zu spielen. Aber um kurz vor sechs zieht es mich in's Bad, wo ich heiß dusche und mich dann vom Deckenheizlüfter sanft trocken pusten zu lassen. Hey, sowas will ich zu Hause auch.
Während meine Frau dann im Bad rumgeistert, schalte ich den Fernseher ein, um mal zu schauen, was im Frühstücksfernsehen so erzählt wird. Interessant, Verkehr noch sehr ruhig - ob das vielleicht an der Uhrzeit liegt? - und "milde" 32°F. Mist, wie rechne ich Fahrenheit jetzt nochmal um? Zum Glück hat der moderne Mann ja sein Handy dabei, und kann dort nachschauen. Ach, um die 0° Celsius sind dass. Okay! Um zwei Minuten vor sieben stehen wir auf dem Flur, und warten auf den Rest der Reisegruppe. Das Frühstück erweist sich als garnicht übel. Erwartungsgemäß sucht man Wurst und Käse vergebens, wenn man mal von Philadelphia "Creamcheese" absieht. Für mich nahezu das wichtigste: Der Kaffee schmeckt. Wie einige hier wissen, ist das keine Selbstverständlichkeit. Nach ausgiebigen Frühstück treffen wir uns noch mal zur Lagebesprechung im Zimmer.
Okay Leute, lasst uns mal auf die Liste schauen, was für heute geplant ist. Schweigen bei meiner Frau, was selten genug vorkommt, und ebenso selten Gutes verheißt. Wir stellen fest: Ein guter Plan ist eine tolle Basis... in unserem Fall die Homebase...
Also entscheiden wir doch aus dem Bauch heraus was anliegt, und laufen um halb neun los.
Unser erster Weg soll uns in den nahe gelegenen Battery Park führen, um New Yorks Erkennungssymbol Nr.1 zu betrachten. Wir gehen also einmal um das Hotel und dann grob Richtung Süden. Noch bewegen wir uns ohne Karte. Am Vietnam Veterans Denkmal machen wir den ersten Fotostop. Ich fotografiere das Denkmal, meine Familie fotografiert mich. Ich scheine ein lustiges Bild abzugeben, wenn ich auf Motivsuche bin.
Am Whitehall Terminal vorbei gelangen wir in den noch sehr leeren Battery Park. Eine frische Meeresbrise bläst uns um die Nase, und ich bin froh meine Mütze aufgesetzt zu haben. Da ist sie nun also, die Freiheitsstatue. Ziemlich klein, oder? Stellt man sich größer vor, aber wir kennen das ja schon, und meine Schwiegereltern waren vorgewarnt. Ein paar Fotos hier, ein paar da.
Ich erinnere mich an ein Foto, was ich mal gesehen habe, und versuche es nachzustellen. Leider fehlt mir entweder die entsprechende Körpergröße, oder alternativ eine Leiter. Meine Frau beschließt, wir führen eine kleine Zirkuseinlage auf, um an das gewünschte Foto zu kommen.
Am Castle Clinton NM ist auch noch nicht allzuviel los, und die ersten Straßenverkäufer sind gerade mal dabei ihre Stände zu errichten. Jetzt würde es natürlich noch schnell gehen mit der Fähre zur Statue oder Ellis Island überzusetzen, dennoc entscheiden wir uns dagegen, um erstmal die nördliche Richtung einzuschlagen. Vorbei an der Kugel aus dem World Trade Center, deren ewige Flamme irgendwie entweder unsichtbar oder eben doch nicht ewig ist. Beim Betrachten der Fotos zu Hause entdecke ich dann die Flamme auf dem Boden.
Jetzt kommen wir auf den Broadway und direkt zum Charging Bull, der bereits um diese Uhrzeit von Japanern bevölkert wird. Wir erkämpfen uns dennoch den Weg zum Bullen, für das obligatorische Touristenfoto. Und im Bruchteil einer Sekunde bekomme ich, während eines Personenwechsels, die Chance auf ein Bild ohne Touristen im Vordergrund. Nächstes mal nehme ich mir Flatterband mit, und sperre den Bereich einfach ab.
Meine Frau merkt an, dass wir langsam weiter sollten, da wir ja noch bis zur Radio City Music Hall müssen, um unsere Tickets für die Show zu holen. Da wir die Bestätigungsmail im Hotel liegen gelassen haben, entscheiden wir uns also spontan für einen Schlenker zum selbigen zurück. Gut, dass wir noch nicht so weit waren. Ein Schlenker nach Westen bringt uns geradewegs zur größten Baustelle. Ground Zero. Bei unserem ersten Besuch Juli 2001standen wir noch auf ihnen, und 2005 verschaffte uns der Besuch der Baustelle noch entsprechende Beklemmung. Dieses Mal hielt es sich stark in Grenzen, was neben der verstrichenen Zeit auch daran liegen mag, dass es einfach unspektakulär nach Baustelle ausschaut.
Bedrückender, aber auch besinnlicher geht es in der benachbarten Chapel of St. Paul zu. Wirklich erstaunlich, dass die Fenster der Kirche bei dem Unglück unbeschädigt blieben. Es ist ziemlich viel los in der Kapelle, aber dennoch bekommen wir die Gelegenheit Fotos zu machen, und die Qualität der öffentlichen Toiletten zu prüfen.
Unser weiterer Weg führt uns durch ein paar Straßen von Chinatown, was mir in dem Moment irgendwie sehr Motivarm wirkt. Weiter den Broadway hoch am Union Square vorbei geht es immer weiter. Als eine Nachbarschaftsorganisation Flyer vom Flatiron Building verteilt bin ich schon drauf und dran mal zu fragen wie wir dort hin kommen. Zum Glück rettet meine Frau mich vor diesem Fauxpas, indem sie sich umdreht, und es so entdeckt. Von Süden kommend fällt es aber auch garnicht auf. Insbesondere meine Frau und ich freuen uns, dass wir endlich beim dritten Besuch ein nicht zugerüstetes Bügeleisenhaus zu sehen.
Irgendwie landen wir auf unserer unkoordinierten Wanderschaft am Madison Square Garden, den mein sportbegeisterter Schwiegervater sofort erkennt. Ich habe jetzt die Nase voll, dass wir so planlos durch die Straßen laufen, und entscheide für alle, dass wir bei Border's rein müssen, wo ich eine laminierte Faltkarte von Manhattan erwerbe. Die Frauen nutzen die Gelegenheit für einen kurzen Check der Restrooms. Ab sofort sollte der Weg klarer sein, denke ich so bei mir, und werde vom Auftauchen der roten Macy's Reklame überrascht. Wir entziehen uns der unwiederstehlichen Anziehungskraft des Shoppingtempels, und setzen unseren Weg Richtung Rockefeller Center fort. Hier ist hilfreich, dass meine Frau langsam nervös wird. Sie möchte endlich die Tickets in den Händen halten.
An der Radio City Music Hall erhalten wir problemlos und schnell unsere Eintrittskarten für die gebuchte Show um 16 Uhr. Langsam meldet mein Schwiegervater sein Bedürfnis nach etwas Essbaren an, und wir entscheiden uns auf die Suche nach einem Imbiss oder FastFood-Lokal zu machen. Unsere Suche endet aprupt, bevor sie richtig beginnt, als wir plötzlich neben dem Christmas Tree stehen. Jawohl, neben DEM Christmas Tree. Unsere ersten Gedanken?
Nicol: "Och, der ist aber doch ganz schön klein..."
Markus: "Und wegen der Tanne machen die so einen Aufriß?"
Schwiegereltern: "Ohhhhhhh....."
Doch die erste Ernüchterung verfliegt bei genauerer Berachtung. Der riesige Baum wirkt neben den monströsen Wolkenkratzern einfach immer noch klein und verloren. Aber wenn man sich einen Moment Zeit nimmt, begreift man die Relationen. Auf Geheiß meiner besseren Hälfte schiebe ich mich durch die Menschenmassen, um ein Foto von der Seite, eines direkt von vorne, und eins vom unteren Treppenende zu machen. Gute Idee, wenn man denn ohne zu zahlen die Treppe runter dürfte. Aber dort dürfen nur die Schlittschuhläufer runter, so dass ich mich mit einem Foto von oben begnügen muss.
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Das war es erstmal. Da ich es ja nun doch ausführlicher (be)schreibe, teile ich diesen Tag lieber auf... mal schauen, wann ich wieder Zeit habe den Rest zu schreiben.
Gruß Markus