2. Tag: Sonntag, 31.05.2009San Francisco – Dublin - BodegaTurbulente Übernahme und ein altes WoMo Unsere erste Nach war – grauenhaft. Es ist dermaßen laut in diesem Hotel und vor allem auf der Straße draußen, dagegen war das Airport Hotel in LA letztes Jahr eine Oase der Ruhe. Die ganze Nacht war Gekreische, Gehupe und Sirenengeheul zu hören. Selbst ich, neben der sonst eine Bombe explodieren kann, war ein paar Mal wach. Mein Vater stand quasi nur senkrecht im Bett. Was bin ich froh, dass wir nur eine Nacht hier verbracht haben! Insgesamt ist das Bijou Hotel nicht schlecht, vor allem ist es ziemlich zentral gelegen und man kann viel erlaufen, aber bei der Gegend hier und den herumlaufenden Gestalten kommt man sich vor wie in Slums.
Bei El Monte läuft noch immer dieses Tonband und so gehen wir erstmal zum Frühstück. Was das angeht, gibt es nichts zu meckern, insofern stimmt uns das etwas milde. Bleibt noch das Problem wie wir zu El Monte kommen…
Mit uns im Frühstückssaal sitzt eine ebenfalls deutsch sprechende Familie. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie sehen die auch so nach „Typ Camper“ aus. Wir probieren unser Glück und sprechen die Leute an. Tatsächlich, sie wollen auch einen Camper übernehmen und –man glaubt es kaum- auch einen El Monte. Sie haben auch bei El Monte angerufen, bei ihnen lief ebenfalls nur ein Tonband, aber im Gegensatz zu uns sind sie bis zu der Uhrzeitenansage durchgekommen. Es hieß, man solle sich um 7.15 Uhr vor das Hotel stellen. Na, da hängen wir uns doch mal fröhlich mit drauf!
Da es mittlerweile schon kurz nach 7 Uhr ist, rennen wir innerhalb von 10 Minuten auf das Zimmer, packen alles noch herumliegende Gepäck in unsere Koffer und hetzen wieder runter. Puh, gerade noch pünktlich und die anderen Leute stehen auch noch dort. Wir halten ein kleines Standard-Schwätzchen unter deutschen USA-Touris, sprich wer wo schon war und wer wo noch hin will. Es stellt sich heraus, dass die Familie zwar noch nicht mit einem Camper unterwegs war, aber der Vater dafür schon mit Motorrad. Zwischendurch betteln uns immer wieder Obdachlose, die teilweise in erbärmlichem Zustand sind, um ein paar Cents an. Also nach „schönster Stadt der USA“ sieht das hier nicht aus…
Wir warten und warten und warten. Natürlich kommt das Shuttle nicht. Wäre auch zu schön gewesen. Die Dame an der Rezeption nimmt sich unseres Problems an und ruft um kurz nach 8 Uhr selbst bei den Montes an. Anschließend teilt sie uns mit, dass es wohl ein Missverständnis gegeben hat und sie gar nicht wussten, dass sie hier jemanden abholen sollen. Um 9.30 Uhr wollen sie einen Bus schicken. Na toll. Das heißt mehr als zwei Stunden sinnlos im Hotel rumhocken. Die andere Familie tigert noch mal los, aber mir steht nicht der Sinn danach. Ehe wir an irgendeiner Sehenswürdigkeit sind, müssen wir wieder umdrehen. Wir pflanzen uns auf ein Sofa und schauen uns das Treiben in der Lobby an. Wir machen, was man halt so macht, wenn man wartet; sinnlos auf’s Klo gehen, in der Gegend umher laufen und je näher die Zeit rückt, desto öfter gehe ich nach draußen und halte Ausschau. Auch die anderen treffen schließlich wieder ein und mittlerweile stehe ich nur noch draußen. Irgendwann erscheint dann tatsächlich das weiße Shuttle mit der roten Aufschrift. Ich gehe rein und verkünde die frohe Botschaft. Endlich geht es los.
Alles wird eingeladen und schließlich werden in einem anderen Hotel auch noch Leute aufgegabelt, sodass wir am Ende zu zehnt sind.
Wir fahren durch San Francisco und schließlich über die Bay Bridge nach Dublin und erhaschen wieder einige Blicke auf die Golden Gate Bridge und Alcatraz. Ich versuche, mir grob den Weg einzuprägen, damit wir uns bei der Abgabe nicht verfahren, mein Erfolg hält sich aber in Grenzen.
Bei El Monte eingetrudelt laden wir die Koffer aus. Natürlich muss ich erstmal schnell die Camperreihen abchecken bis ich „unser“ Wohnmobil gefunden habe. Der erste Eindruck ist gut; diesmal ist es ein Chevrolet und kein Ford. Im Büro oben liegen bereits alle Unterlagen bereit. Wir ziehen uns mit den anderen den uns bereits bekannten Einführungsfilm rein. Ein bisschen Wiederholung kann nicht schaden. Dann geht es an den Papierkram und gefühlte tausend Unterschriften. Zu unserem Erstaunen sind hier auch Deutsche tätig, sodass die Übergabe diesmal wie im Reisekatalog angegeben wirklich auf Deutsch stattfindet. Ich bedauere das fast ein bisschen, denn besonders viel „Ami-Feeling“ kommt so natürlich nicht auf.
Diese Massenübergabe nervt mich etwas; es zieht sich alles total lang hin, weil die anderen beiden Familien noch tausend Rückfragen haben und die eine Frau bestimmt fünf Minuten braucht, bis sie verstanden hat, für was ein Generator da ist und dann noch mal ebenso lang überlegen muss, bis sie weiß, ob sie nach Stunden oder Tagen abgerechnet haben möchte bzw. nicht mal mehr weiß, ob sie den Generator nicht sowieso inklusive hat und sich diese Frage damit ohnehin erledigt hätte.
Endlich geht es dann zum Camper. Der Innenraum sieht ähnlich aus wie bei unserem Ford letztes Jahr, allerdings gefällt mir beim Chevy besser, dass er beim Bad eine richtige Tür hat und nicht nur so eine Art festen Vorhang.
Das ist das Prachtexemplar (das Bild ist auf einem Campground im Humboldt Redwoods State Park aufgenommen)
Der zweite Eindruck ist allerdings weniger gut. Unser RV ist nicht besonders neu, zeigt deutliche Gebrauchsspuren und hat über 80.000 Meilen hinter sich. Es wurde in New Jersey zugelassen, ist also schon weit rumgekommen. Eingewiesen werden wir kurzerhand im Wohnmobil einer anderen Familie –ein ganz anderes Model-, damit die Mitarbeiterin nicht alles zweimal erklären muss.
Als die Mitarbeiterin zu unserem WoMo geht und das Formular ausfüllt, in dem die Schäden und Kratzer eingezeichnet werden, hat sich ganz schön was zu tun. Mein Vater entdeckt, dass diese Gummi-Schutzmatte über dem Reifen lose dran hängt und die Beifahrertür quietscht, also wird ein Mechaniker gerufen. Er macht die Matte wieder fest, die Tür quietscht weiterhin.
Das WoMo hat nur ein Kennzeichen hinten, vorne steht einfach "ENJOY LIFE". Mit dem Motto kann ich mich anfreunden.
Wir lassen alle Schäden schriftlich festhalten, machen uns ein wenig mit dem Auto vertraut und fahren auf dem Gelände zur Tankstelle um wirklich bis oben hin vollmachen zu lassen. Schließlich verlassen wir als erste das Gelände mit einem kurzen Winken zu der anderen Familie.
Erstmal geht es natürlich Proviant aufnehmen in einem riesigen Supermarkt. Nachdem alles notdürftig verstaut ist, fahren wir dieselbe Strecke wieder zurück, ebenfalls über die Bay Bridge und Treasure Island, müssen in diese Richtung allerdings sechs Dollar Maut bezahlen.
Quer durch San Francisco geht es zur Golden Gate Bridge. Wir finden den Weg erstaunlich gut, halten kurz vor der Brückenauffahrt an einem der Aussichtspunkte und machen uns erstmal zu Fuß auf den Weg. Ich hatte gehofft, dass bei unserer Besichtigung der Brücke entweder strahlend blauer Himmel oder die Brücke ein wenig in Wolken gehüllt ist. Leider trifft beides nicht zu, aber es ist trotzdem ganz schön beeindruckend wie das riesige rote Teil aus dem Wasser ragt.
Auch hier gibt es eine Maut Station, allerdings auch nur, wenn man in die Stadt hinein fährt. Daneben das Bild zeigt die Seite zur Golden Gate Bridge aus meinem Fotobuch.
Weil es mittlerweile durch die ungeplant verspätete WoMo-Übernahme schon nach 16.30 Uhr ist, laufen wir nur etwas weiter als bis zur Hälfte der Brücke und drehen dann um. Direkt unter uns fährt ein Frachter unter der Brücke durch und wir haben einen tollen Blick auf San Francisco. Anschließend geht es noch einmal mit dem WoMo über die Brücke, da wir sowieso nach Norden müssen.
Wir steuern den so bekannten Highway 1 an und sind beide gleichermaßen überrascht. Wir hatten schon mal einen Teil dieses Highways in LA gesehen und da war er schnurgrade und mehrspurig, irgendwie gingen wir davon aus, dass das über die ganze Strecke so ist. Aber hier müssen wir feststellen, dass die eine Spur extrem schmal für unser breites WoMo ist und die Strecke insgesamt sehr kurvig, was unser Vorankommen erheblich verzögert. Die Gegend selbst ist wunderschön, so richtig urig neblige Pazifik-Suppe, genau wie ich es mir vorgestellt hatte. Wir legen immer mal wieder kleine Stopps ein...
... und haben wunderbare Ausblicke auf die nebelverhangene Küste.
Als wir so gemütlich durch die kleinen Käffer brausen, ist mein Vater plötzlich verdutzt. Ich lehne mich zu ihm rüber und sehe es auch: eine Warnleuchte auf dem Armaturenbrett ist angegangen. Das Licht leuchtet orange und zeigt einen kleinen Motor mit dem Hinweis „Check“. Na toll
. Wir halten auf dem nächst besten Parkplatz an, öffnen die Motorhaube und kontrollieren das Öl. Wir bilden uns ein, dass etwas wenig drin ist und da uns nicht besseres einfällt, fahren wir zur nächsten Tankstelle, kaufen Öl und füllen nach. Das Licht leuchtet weiterhin.
Unter diesen Umständen und vor allem, da es mittlerweile schon nach 18.30 Uhr ist, beschließen wir, unser eigentliches Ziel, den Salt Point State Park, nicht anzusteuern, sondern auf dem nächsten Campingplatz zu halten. Wir entscheiden uns für den Bodega Bay RV Park. Natürlich ist das Office um diese Zeit nicht mehr besetzt, es hängt aber ein Zettel an der Tür, dass man sich einfach hinstellen und am nächsten Morgen ab 8 Uhr nachträglich einchecken kann. Der Campground ist ganz schön und irgendwie erinnert die Stimmung und Landschaft hier tatsächlich an den Film „Die Vögel“, der in und um Bodega gedreht wurde.
Am Abend führen wir uns das Handbuch von El Monte näher zu Gemüte, um herauszufinden, warum dieses Lämpchen leuchtet. Das Buch ist ganz und gar nicht hilfreich; leider steht nur drin, dass man bei leuchtenden Warnlampen den Pannendienst anrufen soll. Na ja, für heute lassen wir den langen Tag erstmal ausklingen. Abends gerate ich schon fast in Grundsatzzweifel, ob wir uns bei der Gestaltung der Route nicht doch kilometermäßig etwas übernommen haben, wenn wir schon am ersten Tag unseren Plan nicht einhalten können...
Campground: Bodega Bay RV Park (nicht gerade billig, nichts besonderes, aber ok)
Meilen: ca. 130 (208 km)
Wetter: Neblig und recht frisch