So, nach all den phototechnischen und geographischen Ermittlungen gibt es aber doch noch einen neuen Tag - leider läßt das Wetter etwas zu wünschen übrig. Also zieht Euch warm und wasserdicht an:
11. Tag Dienstag 04.10.2011 Chinle – Gallup
Gegen 06:30 (Navajo-Zeit!) wachen wir auf, gegen 07:00 beginnen wir mit dem Aufstehen. Wir machen wieder Kaffee auf dem Zimmer und essen dazu einen Joghurt – nicht sehr üppig, aber um diese Zeit haben wir ohnehin noch keinen Hunger.
Wir packen die Koffer reisefertig, stellen sie zusammen und machen uns kurz vor 08:00 auf den Weg. Draußen ist es ziemlich grau und kühl (das Autothermometer zeigt um die 60°). Beim Visitor-Center vom Canyon de Chelly, wo wir kurz halt machen, ist der Betrieb noch nicht so richtig angelaufen. Nach kurzer Wartezeit trollen wir uns wieder – die Wetterentwicklung erscheint ja halbwegs überschaubar.
Gegen 08:15 sind wir am Trailhead zur White House Ruin. Es geht ein ziemlich pfiffiger Wind, so daß wir die Fleecejacken anziehen. Außerdem nehmen wir Regenschutzjacken bzw. –folien mit. Das sollte sich als richtig erweisen, denn nach etwa 5 bis 10 Minuten geht das bislang leichte Tröpfeln in etwas Regen über, der allerdings nach weiteren 10 Minuten wieder versiegt.
Der Weg führt durch wunderschöne Gesteinsformationen und bietet tolle Ausblicke auf den Canyon. Insofern ganz wie ich ihn in Erinnerung hatte. Von dem mir erinnerlichen zementierten Plattenweg sind allerdings nurmehr an zwei Stellen ganz kümmerliche Reste vorhanden – der Weg ist sozusagen renaturiert – was nicht weiter schlimm wäre, wenn ich mir nicht gleich den Knöchel umgeknickt hätte. Die Folgen blieben allerdings jedenfalls für den Vormittag unerheblich (glücklicherweise auch für den Rest der Reise). Unten darf man die (wenigen) Behausungen nicht fotografieren. Wenn man allerdings den Tunnel kurz vor dem Talboden aufnimmt, kommt ganz zufällig der prominenteste Hogan mit drauf
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Canyon de Chelly - White House Overlook und Trailhead
Canyon de Chelly - White House; unser Ziel
Canyon de Chelly - White House Trail im Regen
Canyon de Chelly - White House Trail; Tunnel und Hogan
Wirklich schlimm ist, daß von dem wunderschönen Cottonwood-Hain, der einen unten nach diesem Tunnel mit Blick auf den Hogan begrüßt hatte, rein gar nichts übrig geblieben ist. Alles ist abgeholzt, die Stümpfe weisen Brandspuren auf – und zwar auch auf den Schnittstellen, so daß der Brand erst nach dem Abholzen eingetreten sein dürfte.
Der Bach ist stellenweise ziemlich ausgewaschen und erst ein Stück weiter stehen dann wieder Bäume. Im Umfeld der White House Ruin ist das Gelände ziemlich zivilisiert (oder eigentlich eher un-zivilisiert); es stehen nicht nur ein paar Hütten für die Souvenir-verkaufenden Indianer rum, sondern auch ein paar Dixie-Klos. Dafür ist der "Biergarten" (ein paar Tische und Bänke zum Picknicken vor einer Soft-Drink-Verkaushütte) verschwunden, den ich in Erinnerung hatte.
Bei der Ruine begrüßt uns eine Indianerin, die einigen wenigen, aber sehr schönen Schmuck anzubieten hat. Wir kaufen drei Halsketten – eine angeblich alt und aus dem Familienbesitz – für insgesamt 85 USD. Sie versucht dann noch, zwei 20er so zusammenzulegen, als ob ich nur 65 bezahlt hätte – das ganze klärt sich aber dann schnell auf, vielleicht war es ja auch keine Absicht.
Canyon de Chelly - Baumfrevel
Canyon de Chelly - White House Ruin unter der Felswand
Canyon de Chelly - White House Ruin
Canyon de Chelly - Rückweg auf dem noch nassen White House Ruin Trail
Nach einem Blick auf die Ruinen marschieren wir wieder los und nutzen beim Aufstieg alle vier Bänke für Erholungs- und Wasserpausen. Trotz der kühlen Temperatur legen wir die Jacken bald ab, weil der Aufstieg doch ziemlich warm macht, zumal die Sonne wenigstens teilweise durchkommt. Um 10:15 sind wir wieder oben.
Auf der Rückfahrt zum Hotel legen wir noch Stops bei den unterwegs gelegenen Overlooks ein, wo es uns jedesmal ziemlich durchbläst. Aufgrund des Wetters beschließen wir, jetzt gleich unseren Salat auf dem Zimmer zu essen und nicht irgendwo im Freien (bzw. im Auto) zu picknicken. Außerdem können wir dort nochmals einen Kaffee kochen.
Canyon de Chelly - Junction Overlook
Canyon de Chelly - Junction Ruin
Chinle - Holiday Inn Express
Stückweise bepacke ich das Auto und gegen 11:30 checken wir aus. Bei um die 55° fahren wir zunächst Richtung „Stadtmitte“, um zu tanken. Die erste ist eine Chevron – die hatten mich zu Beginn mit der ZIP geärgert, also fahren wir weiter. Bei der Conoco ist angeschrieben „please pay first“ – keine Lust, ich will exakt voll tanken, also weiterfahren; es gibt ja noch zwei. Bei der Shell steht ein langer Sums an der Zapfsäule um den Umgang mit CCs, u.a. daß man bei non-US-CCs assistance bemühen soll. Ich probiere es trotzdem und die heimische PLZ führt zur Autorisierung.
Nachdem dies erledigt ist, fahren wir das Nordufer des Canyon de Chelly entlang und besichtigen auch dort noch die Overlooks mit Blicken auf tolle Ruinen, die hier in geradezu unermeßlicher Zahl zu finden sind. Wenn man dann noch im Hinterkopf hat, wie brutal die weißen hier die die Indianer zusammengetrieben und massakriert haben, läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken - auch wenn das völlig verschiedene Zeitalter waren.
An mehreren der Overlooks treffen wir auf ein- und dasselbe Paar, mit dem wir uns ein wenig über unsere Reisen austauschen und uns wechselseitig fotografieren.
Canyon de Chelly - Weg zum Antelope House Overlook
Warntafeln vor Autodiebstählen gibt es hier zuhauf uns seit unvordenklichen Zeiten
Canyon de Chelly - Antelope House Overlook
Canyon de Chelly - Antelope House
Canyon de Chelly - Mummy Cave Ruin
Canyon de Chelly - Mummy Cave Ruin
Canyon de Chelly - Speicher bei der Yucca Cave Ruin
Die Weiterfahrt führt nach Tsaile und dann auf die 12 nach Süden. Auf dieser Etappe fängt es wieder richtig zu regnen an und die Temperaturen bewegen sich um die 50°, einmal knacken wir die 50-er Schwelle nach unten. Hier ist die Gegend richtiggehend bewaldet und fast mittelgebirgsähnlich. Auch gibt es hier zwei größere Seen. Insgesamt ist das völlig anders als die uns sonst typischerweise bekannten kargen und wenig fruchtbaren Regionen in den Reservaten.
Schwarzwaldanmutung vor Tsaile
bei Lukachukai
Wheatfields Lake
Als wir die Abzweigung zu den Cleopatra und Venus Needles erreichen, ist es wieder einigermaßen trocken, so daß wir den Abstecher unternehmen, soweit der Asphalt trägt. Die Cleopatra Needle betrachten wir nur aus der Ferne, weil uns der feuchte Weg und die unsichere Witterung wenig Lust auf einen rund 2 Meilen langen Hike machen. Am Ende des Asphalts stellen wir das Auto ab und marschieren auf der gut durchfeuchteten Sandpiste bis zur Venus Needle. Die Profile der Schuhe haben sich ganz schön zugesetzt, so daß eine Fahrt wahrscheinlich wenig erbaulich gewesen wäre. Für PKW erschien mir die Strecke übrigens an zwei ausgewaschenen Stellen wenig geeignet.
Beide Needles sind schöne Solitäre neben großartigen Felsabbrüchen auf der einen und idyllischen Weideflächen auf der anderen Seite. Ein absolut lohnender Abstecher.
Cleopatras Needle
Felsen auf dem Veg zur Venus Needle
Venus Needle
Rückweg von der Venus Needle - am Ende der Erdpiste kann man das Auto erahnen
Die Weiterfahrt nach Window Rock geht wieder über mittelgebirgsartige Landschaften. Window Rock ist eine ähnlich „charmante“ Stadt wie Chinle, verfügt aber neben der Navajo-Regierung auch über den namensgebenden Arch, der sich beeindruckend über dem Ort erhebt. Darunter ist eine Fahnengalerie sowie eine Ansammlung von Denkmälern für die in den Kriegen gefallenen Navajos – nicht zuletzt die vielen Namen aus dem Yazzie-Clan fallen auf (die alte Dame, die in Monument Valley das Schauweben für die geführten Touren betreibt, heißt Susie Yazzie). Berühmt waren die Navajo Talkers, die im pazifischen Teil des WW II als Codeträger tätig waren. Es dauerte immerhin bis 2001, bis den Überlebenden bzw. ihren Hinterbliebenen der Verstorbenen eine Anerkennungsmedaille überreicht wurde – und zwar von "George W". Allerdings hatte nicht der sein Herz für die Natives entdeckt, sondern er vollzog nur, was sein Vorgänger bereits auf den Weg gebracht hatte.
Window Rock
Funkerdenkmal in Window Rock
Weiter geht es auf der 12 bis Lupton wieder durch schöne Landschaft und dann über die Interstate nach Gallup. Dort beziehen wir ein verräuchertes Nichtraucherzimmer (Reklamation zwecklos, Hotel ist - zumindest angeblich -ausgebucht) im Hampton Inn. Der Blick ist auch nicht aufregend: Wir haben das Vordach der Hotelvorfahrt vor uns, das von ziemlich schlampig verlegter Terrpappe geziert wird.
Die Internet-Suche ergibt zwei Restaurants, die anschauenswert erscheinen. Nach Vorbeifahrt verbleibt eines: das Restaurant im El Rancho Hotel. Das Hotel ist innen so urig wie es von außen ausschaut. Die Lobby ist volgestopft mit Kuriositäten: Navajo-Teppiche, ein elektrisches Klaier und Stühle und Bänke, die von vielerlei Rindvieh-Hörnern geziert werden. Der Zugang zum Restaurant ist ein wenig versteckt an der Seite. Auch dort geht es ziemlich rustikal zu. Wir essen beide Fajitas (die nicht mit den gestrigen mithalten können, aber dennoch gut und sättigend sind) mit Bier dazu.
Tea Pot Rock an der Indian Road 12
Gallup - Hotel El Rancho
Gallup - Hotel El Rancho; Lobby
Gallup - Hotel El Rancho; automatisches Klavier
Gallup - Hotel El Rancho; Sitzmöbel
Die Rückfahrt zum Hotel starten wir bei den ersten Tropfen eines während der Fahrt ungemein heftig werdenden Gewitters. Bei Ankunft am Hotel läßt der Platzregen glücklicherweise etwas nach und es hat gerade noch 42°. Auf dem Zimmer folgen die übliche Abendrituale mit PC, Fotos, Bericht usw.
168 Meilen