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Autor Thema: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne  (Gelesen 39857 mal)

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mrh400

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Hallo zusammen,

Die nächste Reise "droht", Zeit fertig zu werden.

Diese Aufforderung von Doc habe ich mir zu Herzen genommen. Schließlich ist mein Bericht aus 2015 längst überfällig. Ich werde daher versuchen, ihn vor meiner diesjährigen Abreise hier ein- und fertigzustellen. Mal sehen, ob ich das angesichts der noch nicht komplett gesichteten Bilder schaffe - das werden nämlich wieder einmal viel zu viele :wink: :P.

Spätsommer in Kanada


   Regen                                                              Schnee                            ...und...           manchmal Sonne

Prolog

Schon im Herbst 2014 nach unserer letzten Südwestreise reift der Entschluß, endlich einmal die Kanadischen Rockies und die Region um Vancouver aufzusuchen, nachdem wir so viele begeisterte Berichte gehört und gelesen haben.

Schon im November mache ich mich auf die Suche nach Flügen. Da ein Business-Freiflug auf Meilen dabei sein soll, ist die Auswahl leider wieder ziemlich eingeschränkt. Auch ein freundlicher Mitarbeiter an der Hotline ist nicht in der Lage, einen Gabelflug München – Calgary / Vancouver – München zu finden, obwohl wir im Datum flexibel gewesen wären. Auch der Direktflug München – Vancouver ist nicht im Meilenangebot, so daß wir über Frankfurt fliegen müssen.

So entstand aus einer beabsichtigten Oneway-Tour eine Rundreise, was die ursprünglich geplante Orientierung an der Reise meines Sohnes vor ein paar Jahren zunichte machte. Für die erste Planung orientiere ich mich an einem Routenvorschlag im Forum: http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=12004.0 . Die Grob- und anschließende Feinplanung wurde dann noch im November mit Hilfe des Forums perfektioniert: http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=66300.0

Schließlich schaute die Route so aus (hier die gefahrene Route, die sich aber nur marginal von den Planungen unterscheidet):


Parallel dazu begann die Suche nach einem geeigneten Mietwagen. Eigentlich wollte ich wieder bei Hertz einen Standard-SUV nehmen – aber von wegen, auch bei mehrfacher quasi wöchentlicher Suche ist kein entsprechendes Fahrzeug in Vancouver verfügbar (im Januar für September 2015!); nur Luxury-Versionen zu horrenden Preisen wären erhältlich gewesen. Dasselbe bei Alamo. Da erinnere ich mich vage, daß ich ja auch schon mal bei Avis Autos gemietet hatte – und siehe da, die haben, was ich suche und das auch noch einem zu vergleichsweise erträglichen Preis (aber nur im Vergleich zu den anderen Anbietern, nicht im Vergleich zu unseren sonstigen Reisen; die Kiste sollte für drei Wochen immerhin knapp über 1.000 EUR kosten). Gebucht habe ich am 09.01.2015.

Zu dieser Zeit habe ich auch begonnen, Hotels bzw. B&Bs zu suchen und zu buchen. Tripadvisor sowie Google Maps haben dabei wieder wertvolle Dienste geleistet. Wir wurden in keinem Fall enttäuscht, selbst das mit zwiespältigen Gefühlen gebuchte Motel in Lillooet erwies sich als angenehmes Quartier. In der Zeit vom 09.01.2015 bis zum 08.02.2015 waren alle Quartiere gesichert. Den Nachteil der reduzierten Flexibilität nehmen wir gerne in Kauf, wenn wir dafür abends nicht groß zu suchen beginnen müssen – noch dazu in teilweise touristisch eher überlaufenen Regionen, wo wir ausgerechnet am canadischen labour day unterwegs sein wollten.

Als schwieriger erwies sich die Buchung der Fähren nach und von Vancouver Island – nicht weil es besonders kompliziert gewesen wäre, sondern weil ich einfach viel zu früh dran war. So probierte ich halt ein- bis zweimal pro Woche aus, ob das schon geht und konnte schließlich am 30.03.2015 unsere Passagen fixieren. Auch das war mir wegen des Wochenendes an der Überfahrt nach Vancouver Island wichtig.

Nun heißt es nur noch zu warten und ab und zu im Reiseführer blättern oder im Internet nach Details zu suchen. Nur durch Zufall bekomme ich mit, daß die internetbasierte Einreisegenehmigung für Kanada testweise freigeschaltet ist. Das wird natürlich am Tag vor der Abreise noch schnell ausprobiert. Das Verfahren ist ein ganzes Stück langwieriger als ESTA – man bekommt nicht sofort online eine Reaktion, sondern muß auf eine (automatisierte) Mail warten, die ein wenig dauert, so daß ich schon ganz nervös werde. Aber es klappt dann doch – nach etwa 15 Minuten ist die Freigabe da.

Und nun warten wir auf den Abflugtag ...
Gruß
mrh400

sil1969

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #1 am: 15.08.2016, 19:49 Uhr »
Dann lass uns nicht so lange warten!  :wink:

Ich freue mich und bin sehr gespannt.
LG Silvia

Palo

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #2 am: 16.08.2016, 00:57 Uhr »

Auf diesen Reisebericht habe ich schon gewartet. Bin dabei.


Gruß

Palo

Doreen & Andreas

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #3 am: 16.08.2016, 08:37 Uhr »
Da fahre ich gerne auch mit...  8)
Viele Grüße,
Andreas
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lonewolf81

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #4 am: 16.08.2016, 08:42 Uhr »
Da bin ich auch mit an Bord.

Simone_JJ

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #5 am: 16.08.2016, 09:44 Uhr »
Hallo mrh400,

ich lese auch mit und freue mich auf Banff und Jasper.  :)

Manwi72

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #6 am: 16.08.2016, 10:01 Uhr »
Bin dabei  :D

Jessie

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #7 am: 16.08.2016, 14:11 Uhr »
In der Ecke war ich noch nicht, steht aber auch ganz weit oben auf der Wunschliste!
Ich fahr auch mit und bin gespannt

LG Jessie

mrh400

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #8 am: 16.08.2016, 17:15 Uhr »
1. Tag Samstag 29.08.2015: München – Vancouver

Heute geht es endlich los - unsere zweite Reise nach Kanada und zugleich die zweite Reise in nördlichere Gefilde an der Westküste Nordamerikas. Um nicht in Hektik zu geraten, stehen wir schon gegen 06:00 auf und machen uns gemütlich fertig. Auf dem Balkon gibt es einen Joghurt als erstes Frühstück – wenn wir gewußt hätten, daß das für den Urlaub von wenigen Ausnahmen abgesehen unser letzter Essensaufenthalt im Freien war.

Gegen 07:20 starten wir in Richtung Autobahn zum Flughafen, wo wir freie Fahrt haben, so daß ich streckenweise meine Reisegeschwindigkeit von 180 km/h fahren kann – da wird jetzt dann drei Wochen Enthaltsamkeit herrschen. Das Thermometer zeigt jetzt schon 18° C – auch das werden wir in den nächsten drei Wochen nurmehr vereinzelt haben.

Kurz vor 08:00 sind wir an der Einfahrt zum Parkhaus P8, wo wir per Internet einen Platz reserviert haben. Auf den Hinweisschildern ist es als "geschlossen" gekennzeichnet – das geht ja gut los. Wir probieren es trotzdem und siehe da, die für die Reservierung genutzte Kreditkarte ermöglicht die Einfahrt. Wir suchen einen Platz nicht allzu weit weg von den Laufbändern über P 20 zum Terminal 2 und setzen uns mit unserem Gepäck dorthin in Bewegung.

Die Gepäckabgabe am Business-Schalter geht problemlos und schnell (zum Glück muß man wenigstens da noch nicht betteln, damit einem das Gepäck aufgegeben wird – ich halte die Gepäckautomaten für eine Zumutung). Bei der Sicherheitskontrolle findet nur die Navi-Halterung (so eine Art gummiummantelte Metallplatte für das Armaturenbrett) größere Aufmerksamkeit. Erstmals auf unseren Reisen wurde der Zweck des Teils aber sofort richtig erkannt. Außerdem muß ich den Fotoapparat auslösen.

Noch sind wir ja innerhalb von Schengen unterwegs - wir fliegen ja zunächst nur nach Frankfurt, so daß wir die untere Lounge nutzen. Wir nehmen ein zweites flüssiges Frühstück mit Trinkschokolade und Orangensaft zu uns und lesen die heutige Süddeutsche.

Nach einer knappen Stunde begeben wir uns zum Gate für unseren kurzen Flug nach Frankfurt, in dem wir ein drittes Frühstück erhalten, das mir aber nicht besonders in Erinnerung geblieben ist.


Es geht los: Blick von Osten auf die Isar mit Marzling und Freising


"Selbstportrait" unseres Fliegers in Frankfurt

In Frankfurt haben wir zwar theoretisch viel Zeit, müssen aber wie üblich den langen Weg durch den Tunnel nehmen. Zunächst finden wir nirgends auch nur den geringsten Hinweis auf den Flug nach YVR. Am Anfang des Tunnels ist zwar eine große Anzeigetafel, auf der steht "Abflug A, B und Z", es ist aber kein Flug nach YVR gelistet, obwohl das Zeitfenster weiter reicht. Da aber überhaupt kein Flug ab B verzeichnet ist, läßt sich halbwegs logisch schließen, daß B wohl richtig sein muß (auf die Bordkarte allein kann man sich ja nicht verlassen – schon gar nicht in Frankfurt). Bei B geht dafür die Anzeige noch nicht bis 13:25.

Wir gehen daher auf gut Glück für eine gute halbe Stunde in die Lounge. Marianne ißt Wiener mit Kartoffelsalat, ich eine Grütze. Damit uns nicht langweilig wird, kommt jetzt mit der FAZ die nächste Zeitung dran.

Zeitnah bewegen wir uns zum Boarding zum Gate 25, das inzwischen in Übereinstimmung mit der Bordkarte angezeigt wurde. Dort angekommen lesen wir allerdings, daß wir zum Gate 20 müssen, also laufen wir halt wieder ein Stück zurück (man merkt – ich hasse den Flughafen Frankfurt). Am Gate 20 bewegt sich wenig. Irgendwann kommt eine Ansage, daß es noch etwa 10 Minuten dauern wird – was aber angeblich nicht zu Verspätung führen wird. Aus den 10 Minuten werden natürlich 20 bis wir reindürfen. Bis dann wieder ein Koffer eines nicht angetretenen Passagiers rausgeholt wird, wird es letztlich so spät, daß wir mit 33 Minuten verspäteter Ankunftsprognose starten.

Die Maschine ist mir der sogenannten neuen Business-Class der Lufthansa ausgestattet. Die Sitze sind wirklich deutlich besser als die alten, allerdings sind die Staumöglichkeiten nicht mehr ganz so ausgefeilt (z.B. kein Schuhfach, kein Brillenfach, sondern ein Bügel an der Rückseite des Vordersitzes, wo man ohne Abschnallen nicht hinkommt). Immerhin finde ich einen Haken, an dem ich den Tracker aufhängen kann, den ich den Flug verfolgen lasse.


Unsere Flugroute

Der Flug führt uns zunächst stark nordwärts. Über Land haben wir nicht allzu viel Sicht. Dafür sind später ein paar Blicke auf einen Windpark und auf Bohrplattformen in der Nordsee möglich.

Zum Mittagessennehmen wir als Vorspeise Thunfisch bzw. Entenbrust – beides ist sehr gut. Danach esse ich Rindsfilet und -bäckchen (leider ziemlich verschmurgelt bzw. trocken), während Marianne mit dem Lachs mehr Glück hat. Als Nachtisch kommt bei mir der Käse und bei Marianne ein Obstsalat auf den Tisch. Dazu trinken wir einen Weißburgunder, ich zum Hauptgang noch einen Medoc und zum Nachtisch einen Portwein.


Rhein bei Mainz


Thunfisch

Nach einer Stunde dösen haben wir dann einen geradezu genialen Blick auf Grönlands Ostküste mit Berggipfeln, Fjorden, Gletschern und Eisbergen. Über der Insel wird es dann wieder trüb, so daß eine weitere Runde dösen angesagt ist. Über Baffin Island klart es wieder auf und auch später über dem kanadischen Festland hat man schöne Blicke zum Boden. Ab der Mitte von Alberta hört die Sicht dann allerdings auf und in British Columbia sind nur noch sporadische ganz kurze Blicke möglich. Die Berge, die wir auf unserem letztjährigen Flug nach Los Angeles bewundern konnten, verstecken sich total.


Grönland beim Kong Oscar Fjord


Grönland - Kong Oscar Fjord


Grönland - Eisberge in einem Nebenarm des Kong Oscar Fjord


Baffin Island - Borden Peninsula


Baffin Island


erste Anzeichen der Zivilisation in Lutselk'e am Great Slave Lake


Slave River


kein Dinosaurier-Fußabdruck, sondern ein offenbar durch Mineralabbau belasteter See, dessen Namen ich nicht herausgefunden habe; der Doppelsee dahinter ist der Kilome Lake

Schließlich bekommen wir noch ein kleines Nachmittagmenu – Gemüse-Ingwereintopf mit Hähnchen, Salat und einen Heidelbeerstreuselkuchen. Vor Vancouver kommt die Ansage, daß es in Vancouver windig sei – aber es "soll nicht" regnen. Der Landeanflug wird dann heftig rumpelig durch Wolken, die offensichtlich regengetränkt sind. Erst kurz vor Landung hat man wieder ein wenig Sicht. Wir landen mit fast 40 Minuten Verspätung.


Blick auf Strait of Georgia und Vancouver Island beim Landeanflug


Die letzten Meter vor dem Flughafen Vancouver

Wir kommen als erste aus dem Flieger und werden nach einem nicht allzu langen Weg auf der Galerie der Terminalhalle in eine lange Schlange eingewiesen, die sich als Fortsetzung einer weiter entfernten nicht weniger langen Schlange herausstellt. Es ist ausreichend Personal vorhanden, um die Schlangen zu kanalisieren. Das Ganze ist gut organisiert und man ist auch dauernd in Bewegung und schiebt sich bzw. sein Handgepäck vorwärts. Dennoch benötigen wir gute 50 Minuten bis zum Schalter. Unser Pech war offensichtlich, daß aufgrund der Verspätung eine Reihe von großen Fliegern entgegen dem Flugplan vor uns ankamen – u.a. aus London, Amsterdam und Tokyo.

Der Immigration Officer fragt nach unserem Ziel und nach etwaigen Aufenthalten in Westafrika und Kontakten mit Ebola-Patienten. Wer da mit "ja" antwortet, wird sich wohl auf eine längere Quarantäne (oder auf eine sofortige Rückreise?) gefaßt machen müssen.

An einem völlig überfüllten Band warten wir dann nochmals eine Ewigkeit auf das Gepäck – was haben die eigentlich damit in der vergangenen Stunde gemacht? Zudem bestätigt sich wieder einmal meine These, daß "Priority" bedeutet, daß das Gepäck als erstes eingeladen wird und somit logischerweise als letzes beim Ausladen drankommt. Dafür beschränkt sich die anschließende Zollkontrolle auf das nahezu blicklose Einsammeln der im Flieger ausgefüllten Zettel.

Die Autovermieter sind hier in einem Parkhaus direkt gegenüber vom Terminal untergebracht, so daß uns nur ein kurzer Fußweg bevorsteht. Meine Anmeldung bei Avis als preferred member ist offenbar mißlungen, wir werden zum normalen Schalter weitergeschickt. Dort lassen wir eine ewige Wartezeit  mit völlig lustlosen Typen und Typinnen über uns ergehen. Zum Glück erwischen wir dann einen halbwegs agilen Mitarbeiter, was uns aber auch nicht allzu viel nützt. Denn es beginnt ein unendlich langes Hin und Her, bis ein Auto in unserer Kategorie gefunden ist. Zuerst wollte er uns einen X3 oder einen X5 andrehen. Auf unsere Frage "same price" kam als Antwort ein unbestimmtes "a little bit more", worauf wir ablehnten (außerdem – was soll ich mit einem BMW in Amerika, das kann ich hier haben). Schließlich besinnt er sich darauf, daß unsere Kategorie typischerweise ein Ford Edge oder ein Jeep Grand Cherokee sei, was er aber nicht garantieren könne. Er fragt nach unserer Vorliebe – Jeep –, was er aber nicht garantieren könne (hab' ich doch gerade schon mal gehört?). Schließlich wird mit einiger Telefoniererei ein Auto gefunden und wir bekommen einen Vertrag mit dem üblichen Versicherungsgeplänkel. Alle Freude war zu früh, denn das Auto war nämlich noch nicht da, sondern sollte außen angeliefert werden.

Nach neuerlicher Wartezeit kommt ein schwarzer Grand Cherokee angefahren. Das Auto ist in einem ganz ordentlichen Zustand trotz knapp 27' km auf dem Tacho. Die Ausstattung läßt nichts zu wünschen übrig: Schaltpaddel am Lenkrad, Schiebedach, Sirius, Gepäckraumabdeckung (für unsere Koffer leider zu niedrig) usw. Erst von innen entdecken wir einen kleinen Steinschlag mitten in der Scheibe, den wir reklamieren und im Protokoll nachtragen lassen – mal sehen, ob sich das verschlimmert. Es ist nach 17:00, als wir dort endlich wegkommen. Inzwischen regnet es ziemlich nachhaltig. Wir waren übrigens nicht die einzigen, die dort mit längeren Wartezeiten zu kämpfen hatten – da herrscht offensichtlich die reine Mangelverwaltung.

Die Fahrt zum Residence Inn Vancouver Downtown gestaltet sich dank Navi relativ problemlos. Bei der Fahrt über den Hwy 99 und die Brücke über den False Creek gewinnen wir den Eindruck einer nicht sonderlich attraktiven Hochhausstadt – irgendwie fühle ich mich an den Anflug auf den alten Flughafen von Hong Kong erinnert. Vor Schreck machen wir gar keine Fotos (kommen aber noch später bei der Rückfahrt von Vancouver Island). Unser Hotel ist ein nahe an Downtown gelegenes Residence Inn. Das Zimmer ist sehr schön, die Parkgarage gut erreichbar, allerdings mit teilweise etwas engen Stellplätzen.

Wir entscheiden uns für einen Stadtspaziergang in der näheren Umgebung, um trotz der trüben Witterung noch etwas wach zu bleiben. Als wir das Hotel verlassen, empfängt uns ein z.T. ziemlich kräftiger Schnürlregen. Wir gehen dennoch einen Teil einer ausgedruckten self guided walking tour. Zunächst marschieren wir Richtung Downtown und suchen die vielgerühmte Robson Street auf, die allenthalben als "die" Einkaufsmeile gepriesen wird. Wir sind allerdings ziemlich enttäuscht. Nach ein paar wenigen Läden von Nobellabels kommt eine Ansammlung von billigen Kruschtläden und wenig einladend ausschauenden Restaurants. Anschließend führt uns der Weg dann in ein paar ganz hübsche Wohnviertel im West End mit schönen alten Häusern. Einen geradezu kolossalen Wolkenbruch überstehen wir in einem Hauseingang.


Vancouver - Fairmont Hotel


Vancouver - Haro & Bute Street - stand bei unserem Besuch für schlappe 5 Mio CAD zum Verkauf


Vancouver - Glasfenster am Haus "Beaconsfield" (884 Bute Street) - Baujahr 1909


Vancouver - "The Roslyn" (Barclay & Jervis Street) - Baujahr 1926


Vancouver - Roedde House Museum (1415 Barclay) - Baujahr 1896


Vancouver - historische Fire Station No 6 (1001 Nicola) - Baujahr 1907


Vancouver - Urban Gardening in der Bute Street

Wir sind einigermaßen durchnäßt, so daß wir wenig Lust auf eine Restaurantsuche haben – außerdem sind wir ja im Flieger zur Genüge abgefüttert worden. Wir gehen daher zurück ins Hotel, wo wir uns zunächst umziehen.

Unten im Hotel gibt es eine Bar, wo wir eine gute Chowder und ein Bier genießen. Da wenig los ist, können wir uns ganz gut mit dem Kellner unterhalten, der aus Hannover stammt und einige Zeit in Australien gelebt hat, bevor er sich in Vancouver dauerhaft niedergelassen hat. Nach allem, was er erzählt, ist das Leben und vor allem das Wohnen in Vancouver eine ziemlich teure Angelegenheit. Dennoch möchte er wohl nicht mehr weg, weil er die insgesamt relaxte Atmosphäre schätzt.

Kurz vor dem Umkippen fallen wir todmüde ins Bett.

39 km - 14 km
Gruß
mrh400

Jessie

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #9 am: 17.08.2016, 13:58 Uhr »
Ui, schön große Bilder  :hand:


Gitania

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #10 am: 17.08.2016, 14:40 Uhr »
Bin auch noch mit dabei und freue mich auf deine Canada-Tour!
Da haben wir ja wirklich Glück gehabt mit dem Wetter bei unserer Vancouver Stippvisite im April.
Großstadt ist Großstadt und ich möchte dort lieber nicht wohnen.
LG
Gitania

mrh400

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #11 am: 17.08.2016, 18:28 Uhr »
Ein freudiges Hallo an alle Mitfahrer  :winke: - ich freue mich über jeden, der auf der Tour dabei ist.

Nach dem gestrigen Anflug machen wir uns jetzt auf die Rundreise:

2. Tag Sonntag 30.08.2015: Vancouver – Kelowna

Dem Jetlag geschuldet haben wir natürlich nur mäßig geschlafen, können aber doch bis gegen 06:00 Uhr vor uns hindösen. Nach dem Aufstehen ist zunächst totales Umpacken angesagt. Waschzeug und Technik kommt in den kleinen Flugkoffer für unterwegs; in einen Koffer kommt ein Wäsche- und Kleidungsvorrat für eine gute Woche, der Rest in den "Reservekoffer", der im Auto bleiben kann. Kurz vor 08:00 brechen wir zum Frühstück im Hotel auf, das im Preis inbegriffen und leider nur recht mäßig ist – zudem ist der Frühstücksraum einigermaßen überfüllt.

Erst rund um 08:30 starten wir unsere Fahrt. Zunächst legen wir gefühltermaßen ein paar Irrwege aus der Stadt heraus zurück. Zweimal werden wir wegen umgestürzter Bäume umgeleitet – und auch sonst liegen viel Laub und abgebrochene Äste an den Straßenrändern herum. Das Wetter muß gestern recht heftig gewütet haben. Von Stromunterbrechungen, von denen in einem anderen Bericht gesprochen wird, haben wir aber nichts mitbekommen. Vor Fort Langley ist die Straße dann nochmals komplett gesperrt und ein Polizist im quer auf der Straße stehenden Auto erklärt uns wortreich und unverständlich, wie wir doch dort hin kommen. Mit Hilfe der verstandenen Brocken, dem Navi und ein wenig Orientierungsvermögen finden wir tatsächlich den richtigen Weg.


Sturmbedingte Umleitungen führen uns durch Wohngebiete in Vororten von Vancouver


Auch die Patullo Bridge erreichen wir nur über Umwegen


Auf der Patullo Bridge verlassen wir den Großraum von Vancouver

Durch unsere Trödelei und die baumbedingten Umwege treffen wir erst kurz vor 10:00 Uhr in Fort Langley ein. Das paßt prima, denn um 10:00 Uhr wird geöffnet und wir kommen warum auch immer ohne zu bezahlen hinein. Außer uns und ein paar Angestellten ist kein Mensch unterwegs.

Die Anlage ist ganz hübsch. Angeblich stellt sie den Ursprung von British Columbia dar. Wir schauen uns die Gebäude an, die um den großen zentralen Platz herumstehen. Einige sind geöffnet und ganz informativ beschrieben. Besonders beeindruckend ist das Haupthaus "Big House": "British Columbia was proclaimed a colony at a ceremony in the Big House on November 19, 1858. The present building was reconstructed for the centennial of this event. The original building served as the fort's office and residence of the chief trader, the clerk, and their families."

In einer guten halben Stunde ist man durch, wenn man keine größeren Erklärungen oder Vorführungen mitnehmen will. Das Wetter erweist sich nach dem gestrigen Tag als (noch!) recht angenehm.


Hier gehts zum Fort Langley


Fort Langley - Storehouse


Fort Langnley - Big House


Fort Langley - Big House, Zeremoniensaal


Fort Langley - Big House, Arbeitszimmer


Fort Langley - Big House, Speicher

Im pittoresken Ort selbst machen wir auch noch einen kurzen Aufenthalt. Wir stromern durch einen netten Buchladen mit Cafe und kaufen in einem Laden überteuerte Lebensmittel ein.

Anschließend fahren wir weiter in Richtung Hope durch eine beginnende Mittelgebirgslandschaft. Leider wird das Wetter zunehmend schlechter und es beginnt auch wieder zu regnen. Hope enttäuscht uns ein wenig. Der Ort ist eher winzig und beim Herumkurven stellen wir fest, daß es eigentlich nur eine Hauptstraße mit ein paar Läden und Restaurants gibt. Ein mäßig ausschauendes SB-Cafe meiden wir, zumal wir gegenüber ein ganz nettes Restaurant (293 Wallace) entdecken. Fish & Chips und alkoholfreies Bier bewahren uns vor dem Verhungern und Verdursten.


Hope - Mural in der Commission Street

Nach dem Essen fahren wir zu den Othello Tunnels im Coquihalla Canyon Provincial Park. Es geht über eine kleine Nebenstraße bis zu einem gut gefüllten Parkplatz, wo wir einen gerade frei werdenden Platz ergattern. Wir nutzen den ganz netten flachen Weg zu einem Spaziergang durch Regenwald, ziemlich finstere Tunnels und am rauschenden Bach entlang. Außer uns sind viele andere Leute unterwegs. Das scheint ein beliebtes Ausflugsziel für Leute aus der näheren und wohl auch ferneren Umgebung zu sein. Leider muß man den gleichen Weg wieder zurück.


Warnschild an den Othello Tunnels - offenbar hochgefährlich


Hochbetrieb in den Othello Tunnels


Coquihalla Canyon


Regenwald beim Coquihalla Canyon

Nach einer guten Dreiviertelstunde sind wir wieder am Auto und machen uns auf den Weiterweg nach Kelowna. Wir fahren wieder durch Schwarzwaldlandschaften mit zunächst wechselhaftem Wetter, das aber zunehmend aufklart. In West Kelowna zweigen wir ab und fahren den Hang hinauf, wo ein wunderschönes Haus mit Blick auf den See und das eher scheußliche Kelowna steht – das A View of the Lake B&B. Auch unser Zimmer ist außerordentlich schön.


Hwy 5 vor Merritt


Hwy 5 vor Merritt

Wir treffen auf Mitgäste, die in Kelowna zuhause sind und gerade ihr Haus renovieren. Der Innkeeper gibt uns Tips für Wineries, mindestens eine müßte man unbedingt besuchen. Wir lassen uns überzeugen und fahren zum Mission Hill Estate. Der Name rührt nicht daher, daß dort eine Mission gestanden wäre (obwohl die Architektur Anklänge an Missionsbauten zeigt), sondern vom Blick auf eine frühere Mission.

Der Blick ist wirklich traumhaft schön, auch die Anlage selbst ist hoch beeindruckend. Für eine Führung (die übrigens ziemlich teuer wäre) sind wir zu spät dran, aber im Shop bekommen wir ein Gläschen Wein zum Probieren. Ein Blick auf die Speisekarte des Terrace Restaurants verführt uns zu einem kleinen Abendessen: Wir teilen uns Octopus und Charcuterie, dazu einen Chardonnay. Davor gibt es eine Art Limonade als Amuse Gueule. Wir sitzen im Freien in einer Art Galerie, geschützt durch Windsegel und später auch gewärmt durch Heizstrahler. Mit der Rechnung kommt ein Weingelee mit Keksen als Mini-Nachtisch. Uns reicht das vollauf und wir sind gut gesättigt.


Kelowna - Mission Hill Winery


Kelowna - Mission Hill Winery


Kelowna - Mission Hill Winery


Kelowna - Okanagan Lake von der Mission Hill Winery

Auf dem Rückweg entdecken wir vor der Kreuzung einen Liquor Store, wo wir uns mit einem Karton Bier ausrüsten. Im B&B verweilen wir nur kurz in der Halle und gehen bald ins Zimmer, wo ich mich mit Bier und PC beschäftige, während Marianne schnell pennt.


Vollmond über Kelowna mit Spiegelbild unseres Zimmers

423 km, 5:36 Stunden
Gruß
mrh400

U2LS

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #12 am: 18.08.2016, 08:46 Uhr »
Da Canada bei mir auch irgendwann mal ein Thema wird, komme ich natürlich auch mit  :D
Gruß
Lothar

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mrh400

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #13 am: 18.08.2016, 09:00 Uhr »
Da Canada bei mir auch irgendwann mal ein Thema wird, komme ich natürlich auch mit  :D
Freut mich - da die Great Lakes bei mir auch irgendwann ein Thema werden, studiere ich gerade Deine Heart of the Midwest Tour  :D
Gruß
mrh400

U2LS

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Re: Spätsommer in Kanada: Regen, Schnee und ... manchmal Sonne
« Antwort #14 am: 18.08.2016, 09:05 Uhr »
Freut mich - da die Great Lakes bei mir auch irgendwann ein Thema werden, studiere ich gerade Deine Heart of the Midwest Tour  :D

Glückwunsch zu dieser weißen Entscheidung  :wink: Anfang Oktober kommt noch ein Kapitel Midwest mit einer kleinen Portion Lake Superior hinzu  :D
Gruß
Lothar

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