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Autor Thema: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet  (Gelesen 1746 mal)

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ilnyc

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #15 am: 09.08.2009, 11:21 Uhr »
Ist das eigentlich typisch Deutsch, im Falle eines Unglücks immer als erstes nach dem Schuldigen zu suchen oder ist überall ein Großteil der Menschheit so gestrickt? Es gibt doch auch schicksalhafte Ereignisse! Es muss doch nicht immer jemand schuldig gesprochen werden. Erst recht nicht von Leuten, die die näheren Umstände überhaupt nicht kennen.

Ich habe das hier gar nicht als "Schuld"-Zuweisungs-Thread empfunden, sondern mehr als Deutungsversuch wie sowas passieren kann bzw. was die Ursache dafür war, dass die beiden in die Situation kamen, sich nicht selbst retten oder von jemand anderem rechtzeitig gerettet werden konnten.

Die Analyse wie es zu so was kommt ist doch immer nützlich, um zu prüfen, ob und wie man Ähnliches künftig vermeiden kann. Sowohl die Ranger vor Ort als auch wir Touristen, wenn wir in solchen Gebieten unterwegs sind. Der Frau hätte es wahrscheinlich schon sehr geholfen, wenn sie ihre beabsichtige Abseitsroute bei den Rangern gemeldet hätte - so wie man sich für Backcountry-Wanderungen an- und abmeldet. Es ist aus meiner Sicht immer weniger eine Frage der "Schuld" als des "Warum".

EasyAmerica

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #16 am: 09.08.2009, 12:31 Uhr »
Die Analyse wie es zu so was kommt ist doch immer nützlich, um zu prüfen, ob und wie man Ähnliches künftig vermeiden kann. Sowohl die Ranger vor Ort als auch wir Touristen, wenn wir in solchen Gebieten unterwegs sind.
Es ist sicher richtig zu versuchen, aus solchen tragischen Ereignissen zu lernen. Ich wüsste daraus in erster Linie zu lernen, solche einsamen Gebiete generell zu meiden. Denn das, was du hier schreibst:

Der Frau hätte es wahrscheinlich schon sehr geholfen, wenn sie ihre beabsichtige Abseitsroute bei den Rangern gemeldet hätte -
ist in Nationalparks absolut unüblich. Jedenfalls habe ich nie davon gehört, dass es jemand macht, noch, dass es von der NP-Verwaltung angeboten wurde. Außerdem muss man erst einmal eine Rangerstation erreichen. Die dem Unglücksort nächstgelegene Station ist 100 Meilen entfernt. Und anrufen?

Ich glaube nicht, dass die Ranger das auf Dauer mitmachen würden, wenn jeder, der in NPs die Straße verlässt sich zuvor bei den Rangern meldet. Denn bei jeder fehlenden Rückmeldung müsste ein Suchtrupp losgeschickt werden.

Nein, da ist ein Abmelden bei Angehörigen mit Sicherheit effektiver. Ich habe z. B. dieses Forum als Lebensversicherung entdeckt.  :) Wenn ich in einem Reisebericht schreibe, dass ich in die Einsamkeit fahre und mich dann nicht mehr melde, wird hoffentlich irgendjemand Alarm schlagen.

Die Kritik, die Frau habe nicht einmal Karten mitgehabt und sich auf ihr Navi verlassen, liegt neben der Sache. Sie hat sich schließlich nicht verlaufen oder verfahren, sondern ist in eine unterirdischen Tierbau geraten und darin steckengeblieben.

Mir ist übrigens schon einmal das gleiche mit einem unterirdischen Ameisenbau passiert, auf dem ich zufällig angehalten habe. Ich hatte aber das Glück, dass es in zwei Meilen Entfernung Hilfe gab.

Jeder sollte aus der Sache lernen, immer genügend Flüssigkeit mitzunehmen. Wenn ich im Hinterland unterwegs bin, habe ich für mindestens eine Woche Trinkbares dabei.
Viele Grüße
Heinz

motorradsilke

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #17 am: 09.08.2009, 14:38 Uhr »
Ich frage mich eher, ob es nicht schlauer von der Frau gewesen wäre, in den frühen Morgen- und späten Nachmittagsstunden loszulaufen, um wieder zu einer Straße oder einen Ort zurückzukommen, als am Auto auf Hilfe zu warten?
Was meint ihr dazu? Was ist schlauer in solch einer Situation, in einer Gegend, in der man nicht unbedingt darauf hoffen kann, dass in absehbarer Zeit jemand vorbeikommt.


BigDADDY

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #18 am: 09.08.2009, 14:48 Uhr »

Der Frau hätte es wahrscheinlich schon sehr geholfen, wenn sie ihre beabsichtige Abseitsroute bei den Rangern gemeldet hätte -
ist in Nationalparks absolut unüblich. Jedenfalls habe ich nie davon gehört, dass es jemand macht, noch, dass es von der NP-Verwaltung angeboten wurde.

Hi,

das kenne ich nur aus Afrika, da man insbesondere bei Übernachtung im Park, zu schnell Opfer von Raubtieren wird...
Loslaufen oder warten, das ist die Frage, auf der auch Stoffe für Filme zu diesen Themen basieren: die einen warten und werden gerettet, die anderen laufen los und erreichen die Zivilisation. Also: Vorbereitungen treffen, damit man im Notfall reagieren kann, der notwendige Wasservorrat gehört auf jeden Fall dazu, vielleicht hätte man vorher auch andere über sein Vorhaben informieren sollen (z.B. Familie)...
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EasyAmerica

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #19 am: 09.08.2009, 15:05 Uhr »
Ich frage mich eher, ob es nicht schlauer von der Frau gewesen wäre, in den frühen Morgen- und späten Nachmittagsstunden loszulaufen, um wieder zu einer Straße oder einen Ort zurückzukommen, als am Auto auf Hilfe zu warten?
Ich kann mich an die Hot-Weather-Hints aus den 80er Jahren gut erinnern. Leider hat man sie aus dem Verkehr gezogen, weil sie angeblich zu sehr die Touristen abschreckten. Dort wurde dringend empfohlen, bei seinem Auto zu bleiben. Wenn ich mich recht erinnere, gab es u. a. folgende Hinweise:

- Das Auto bietet Schatten, indem man darunter kriechen kann.
- Nachts bietet es Schutz vor Kälte.
- Das Kühlwasser kann zur Körperkühlung genutzt und in der größten Not angeblich sogar getrunken werden, von dem Wasser aus der Waschanlage ganz zu schweigen.
- Mit dem Benzin und den Reifen kann man eine weithin sichtbare Rauchwolke erzeugen. Gerade in der Nähe des militärischen Sperrgebiets hätte das der Frau bestimmt genutzt. Ein Reifen war ja ohnehin hinüber.
Viele Grüße
Heinz

motorradsilke

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #20 am: 09.08.2009, 15:32 Uhr »
Ja, gelesen hab ich sowas auch schon.

Wobei ich das mit dem Kühl - und Waschanlagenwasser trinken nicht für die besten Ratschläge halte, die Zusätze, die da drin sind, sind sicher nicht ganz ohne. Da verdurstest du nicht, aber stirbst vielleicht an einer Vergiftung.
Und zum Reifen verbrennen braucht man erstmal ein Feuerzeug o.ä.

In dem Bericht stand, dass sie ca. 20 Meilen vom nächsten Ort entfernt war. Also eine Strecke, die man auch im Death Valley an zwei bis drei Tagen läuft, wenn man die Richtung findet. Daher bin ich mir nicht so sicher, dass warten die beste Lösung ist.



EasyAmerica

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #21 am: 09.08.2009, 15:44 Uhr »
Und zum Reifen verbrennen braucht man erstmal ein Feuerzeug o.ä.
Wer ohne Feuer in die Wildnis geht, handelt nun wirklich grob fahrlässig. Außerdem kann man mit dem Zigarettenanzünder oder einem gebogenen Stück Glas Feuer machen.
Viele Grüße
Heinz

DocHoliday

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #22 am: 09.08.2009, 16:18 Uhr »
Mit Kind und Hund wandert man wahrscheinlich nicht so einfach los in die Wüste. Und den Sohn allein am Auto zurückulassen ist eine Entscheidung, die man auch nicht so leicht trifft.
In allen Büchern, die ich zu dem Thema gelesen habe, wurde immer geraten, bei Auto zu bleiben. Einmal aus den von Heinz zitierten Gründen und vor allem auch, weil ein Auto in der Woldnis deutlich einfacher zu finden ist, als eine einzelne Person.

Ich finde es auch immer wieder erstaunlich, das manche nach der Lektüre eines mehr oder weniger nichtssagenden Zeitungs- oder Internetartikels ganz sicher wissen, wer schuld ist. Mal abgesehen davon, dass es auch dann eine tragische Geschichte bliebe, wenn klar wäre, dass die Frau selbst schuld war.
Gruß
Dirk

Palo

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #23 am: 09.08.2009, 16:27 Uhr »
Als alter Wuestenfuchs kann ich euch sagen, immer beim Auto bleiben. Der Grund ist, dass das Auto bei einer Suchaktion aus der Luft oder mit Fernglas leichter gesehen wird als ein Mensch. Ausserdem haben Menschen die Tendenz im Kreis zu laufen und so garnicht an das Ziel gelangen. Die meisten Todesopfer in der Wueste sind von ihren Autos weggelaufen.

Der Grund warum sie erst so spaet gefunden wurde war, dass die Familie erst nach 4 Tagen eine Vermisstenmeldung gemacht hat. Sie hatte der Familie gesagt, dass sie ins DV faehrt und die wussten auch dass nicht immer Anschluss an ein Fernsprechnetz besteht. Sie war ja immerhin aus Las Vegas und mit der Wueste einigermassen vertraut.

Da es sich um einen Campingtrip handelte, hatte sie ja auch Gear dabei um Schatten zu schaffen. Wir wissen allerdings nicht ob sie dies gemacht hat. Aber bei den Temperaturen ist es auch ohne pralle Sonne im Schatten gefaehrlich, wenn man den Elementen zu lange ausgesetzt ist.  

Wir werden bestimmt noch weitere Einzelheiten erfahren. Bis dahin frohes Fachsimpeln ;-)

Gruß

Palo

Grimmiger Wolf

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #24 am: 09.08.2009, 16:52 Uhr »



Wenn ich mich recht erinnere, gab es u. a. folgende Hinweise:

- Das Auto bietet Schatten, indem man darunter kriechen kann.
- Nachts bietet es Schutz vor Kälte.
- Das Kühlwasser kann zur Körperkühlung genutzt und in der größten Not angeblich sogar getrunken werden, von dem Wasser aus der Waschanlage ganz zu schweigen.
- Mit dem Benzin und den Reifen kann man eine weithin sichtbare Rauchwolke erzeugen. Gerade in der Nähe des militärischen Sperrgebiets hätte das der Frau bestimmt genutzt. Ein Reifen war ja ohnehin hinüber.



Na, da läßt Alsheimer grüßen  :D

Alles ist falsch bis tödlich und entspringt nicht Deinem Gedächtnis. Also besser als greenhorn nicht im July/August ins Death Valley reisen.

Was willst Du im Sommer unter dem Auto? Wozu brauchst Du Schutz vor Kälte?

In der Broschüre steht folgendes:

"STAY WITH YOUR CAR IF ON A PAVED ROAD-REPEAT, if trouble develops, STAY WITH YOUR CAR. Another traveller should come by before you can walk for help.

If leaving paved roads, notify a Ranger; report in upon returning.

RADIATOR WATER … IS NOT FOR DRINKING

STAY ON THE PAVED ROADS"


Palo liegt da als "Wüstenfuchs" schon richtig, vermutlich war er schon mal im Sommer dort und kennt sich wirklich aus.

Gruß vom Grimmigen Wolf

EasyAmerica

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #25 am: 09.08.2009, 17:03 Uhr »
In der Broschüre steht folgendes:

"STAY WITH YOUR CAR IF ON A PAVED ROAD-REPEAT, if trouble develops, STAY WITH YOUR CAR. Another traveller should come by before you can walk for help.

If leaving paved roads, notify a Ranger; report in upon returning.

RADIATOR WATER … IS NOT FOR DRINKING

STAY ON THE PAVED ROADS"
Die Broschüre meine ich nicht. Es gab noch mindestens eine andere, die ich aber leider nicht mehr habe.
Viele Grüße
Heinz

mrh400

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #26 am: 09.08.2009, 17:17 Uhr »
Hallo,
Ich kann mich an die Hot-Weather-Hints aus den 80er Jahren gut erinnern. Leider hat man sie aus dem Verkehr gezogen, weil sie angeblich zu sehr die Touristen abschreckten. Dort wurde dringend empfohlen, bei seinem Auto zu bleiben.
zumindest diesen Tip kenne ich aus mehreren Quellen (ohne sie jetzt zur Hand zu haben) - und ich habe mich erst seit 2005 auf Touren im Südwesten ernsthaft vorbereitet.

Das Thema Kühlwasser halte ich allerdings auch für gefährlichst. Reifen anzünden mit Zigarettenanzünder ist im Zeitalter der Nichtraucherautos auch nicht mehr ganz so einfach und gebogenes Glas ist in Zeiten der Getränkedose auch nur selten in Reichweite.
Gruß
mrh400

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #27 am: 09.08.2009, 17:37 Uhr »
...  und gebogenes Glas ist in Zeiten der Getränkedose auch nur selten in Reichweite.
Im Indianerland hätte man damit kein Problem.  :lachen07:
Viele Grüße
Heinz

Route68

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Re: 11-Jähriger im „Tal des Todes“ verdurstet
« Antwort #28 am: 10.08.2009, 11:17 Uhr »
Reifen anzünden mit Zigarettenanzünder ist im Zeitalter der Nichtraucherautos auch nicht mehr ganz so einfach..

Vielleicht mit einem Teleobjektiv.... :wink:

Die schleppen wir doch meistens mit uns rum.
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