Wie kommt es dann, dass DocHoliday nicht der Einzige ist, den ein beklemmendes Gefuehl beschleicht, wenn man in der Schlange vor der imigration steht, wenn die Einreise in das scheinbar freieste Land der Erde bevorsteht. Es geht hier doch weniger um die tatsaechlichen Bestimmungen als um das Gefuehl des Beurteiltwerdens, das einem irgendwie unbehaglich ist.
"Wer anderen die Freiheit verweigert, verdient sie nicht für sich selbst." (Abraham Lincoln)
Richtig, Judy! Der Punkt ist ja nicht, dass mir jemals die Einreise verweigert wurde.
Aber dass (offensichtlich nicht nur bei mir) jedesmal ein unbehagliches Gefühl entsteht,
wenn man vor dem Immigration Officer steht, hat sicherlich seinen Grund nicht in der
hier einige Male genannten "bösen deutschen Presse".
Ich glaube auch nicht, dass ich besonders die "Problemfälle auf mich ziehe" und ich habe auch
in meinem betreffenden Post ganz klar gesagt, dass ich sehr oft ausgesprochen locker und
freundlich abgefertigt wurde, sogar in den allermeisten Fällen. Aber ich beobachte
sehr aufmerksam, was um mich rum so passiert (Fotografen-Eigenart), und ich habe mehr
unangenehme Szenen gesehen als ich mit "schlecht gelaunter Officer" erklären kann.
Und Fakt ist eben auch, dass die Einreiseformalitäten von Jahr zu Jahr restriktiver werden
(Fingerabdrücke – erst zwei, jetzt 10, biometrische Fotos, Übermittlung völlig irrelevanter Daten etc),
und das Ganze auch noch ohne jede Chance auf Rechtsmittel. Das empfinde ich insgesamt als
ein Procedere, das zu einem totalitären System erheblich besser passt als zu einem Land, das
sich als Wiege der Demokratie und Freiheit und als Bollwerk gegen das Unrecht sieht.
Auch diese Dinge sind keine Erfindungen der "antiamerikanischen deutschen Medien".
Auch viele meiner amerikanischen Freunde sehen (nicht nur) diese Entwicklung kritisch,
weil sie das Gefühl haben, dass unter dem Vorwand, das Recht und die Freiheit zu schützen,
beides eingeschränkt wird und so langsam unter die Räder kommt. Eine Entwicklung, die
ich übrigens auch auf unser Land zukommen sehe... aber da würde es jetzt politisch
Grundsätzlich fand ich es schon etwas befremdlich, dass bei dieser Diskussion darauf hin gewiesen
wird, dass es ja in China viel schlimmer sei. Das kann ja wohl nicht der Maßstab sein - und aus
diesem Vergleich resultierte auch meine Bemerkung, dass die USA im Vergleich nicht so schlecht da
stünden.
@ Matze: Du hast natürlich recht – in einem persönlichen Gespräch bei einem schönen Fläschchen
Chateau Migraine hätten wir vermutlich längst einen Konsens erzielt. Die Schriftform hat ihre
Tücken, weil jedes Wort wie in Stein gemeisselt da steht und jederzeit wieder hervorgeholt werden
kann.
Lassen wir's dabei – ich schätze, man kann jetzt nur noch schon gesagtes wiederholen...
Und bei allem (berechtigten oder unberechtigten) Unbehagen: wenn man mal drin ist, ist es immer wieder schön!