Hauptproblem ist wohl weniger die Nationalität sondern viel mehr der Status als "Tourist" selber - und natürlich fallen einem da verstärkt die eigenen Landsleute auf die sich im Urlaub mal wieder kräftig daneben benehmen als wenn Russen, Franzosen oder sonstige Genossen aus der Rolle fallen. Die Steigerungsform ist dann eigentlich nur noch die berüchtigte und gefürchtete Reisegruppe... Und dann ist es auch egal ob es nun in den USA oder auf den Kanaren oder sonstwo ist.
Scheinbar setzt bei vielen Reisenden mit erreichen des Flughafens einfach ein bestimmter Mechanismus ein, der aus sonst vielleicht sogar umgänglichen und friedlichen Zeitgenossen absolute Horrorgestalten sowohl für Hotel- und Reiseführer wie auch für alle Menschen in der unmittelbaren Umgebung machen. Wäre vielleicht mal ein interessantes Forschungsfeld für einen zukünftigen Nobelpreisgewinner "für die Erforschung des Touristengens und dessen biochemischen Vorgänge im menschlichen Körper...".
Und es liegt jetzt nicht nur ausschließlich an Jack Wolfskin das man - warum auch immer - eine sehr hohe Trefferquote hat wenn es um "German spotting" geht, da reicht es manchmal schon wenn man sieht wie sich jemand aus dem Auto quält um die Nationalität bestimmen zu können.
Nur ein paar "Highlights" aus dem letzten Urlaub:
GSENM - Trailhead zum Spookey bzw. Peek a Boo Slot:
Wir packen gerade unsere 7 Sachen zusammen (hatten eine etwas längere Tour vor und waren entsprechend ausgerüstet), da fährt ein Wagen auf den bekanntlich etwas abgelegenen Parkplatz. Es entsteigt ein Paar Anfang dreißig - ein kurzer Blick rüber und wir wissen ohne das die beiden nur ein Wort gesprochen haben: Deutsche. Für die Lokalität vollkommen unpassend gekleidet (Schuhwerk, kleine Flasche Wasser) schauen die beiden etwas verloren und es beginnt ein Diskurs. Dieser endet damit, dass der Mann sich uns vorsichtig nähert und im besten gequälten Schuldenglisch fragt: "Sorry I have a question...".
Einen kurzen Moment spiele ich mit dem Gedanken ihn auflaufen zu lassen, dann siegt aber die Freundlichkeit und ich teile ihm mit, dass er uns ruhig auf deutsch fragen könnte. Das verwirrt ihn erstmal komplett, nachdem er sich dann aber gefangen hat fragt er: "Ja also ähm hier soll es irgendwo einen Slot Canyon geben, ob wir wüssten wo?" Das wiederum schockt uns dann doch, denn bitte wer (außer Deutschen??) fährt mehrere Meilen über eine unpaved road zu einem Slot wenn er nicht weiß wo das Ding dann eigentlich ist? Ok den beiden ein wenig Input gegeben - die Antwort auf die Frage wie lange die Tour denn wäre verwirrt die beiden dann auch schon wieder "Zwischen 2 Stunden und 2 Tage..." - und sie laufen in die von uns gezeigte Richtung los. Ein paar Minuten später machen wir uns selber auf die Socken und sehen die beiden in einiger Entfernung erneut ratlos am Rande eines Abgrunds stehen - sie waren schlicht falsch gelaufen und sind anstatt wie beschrieben "im Bogen links ins Tal runter" geradeaus weiter marschiert - nur da endet der Weg dann eben sehr abrupt. Ich winke noch heftig und gestekuliere wild in die richtige Richtung. Zwischenzeitlich hat die Dame wohl das Vertrauen in die Navigationsfähigkeiten ihres Mannes verloren und so folgen die beiden uns in respektvollem Abstand - ohne zu wissen oder gefragt zu haben was wir eigentlich vorhaben oder wo wir hinwollen... (Als wir dann wieder zurück am Trailhead waren war deren Auto nicht mehr da - ich hoffe sie haben es also irgendwie wieder raus geschafft...)
Bryce Canyon:
Eine deutsche Großfamilie sucht am Rubys Inn nach Möglichkeiten sich zu verpflegen. Der stark bierbäuchige Vater sächselt lautstark vor sich hin und beschwert sich das es ja alles so voll wäre und überhaupt wäre das alles doch Sch***e usw. usf.. Dabei trug er ein schwarzes T-Shirt mit weißem Aufdruck in Fraktur-Schrift vorn mit "Manche führen..." und hinten "Manche folgen...". Dem ***** hätte ich am liebsten selbst gleich mal ein paar vor die Glocke gehauen.
Moab:
Wir laufen am Abend über den Fußweg an den Restaurants vorbei, hinter uns unterhält sich ein älteres Paar lautstark in deutsch über die Haarpracht meiner Begleitung. Sinngemäß behauptet die Dame hinter uns das könne alles nicht echt sein und sei bestimmt nur ein Haarteil und alles gefaked. Abgesehen davon, dass 100% der Haare vollkommen echt sind - ich habe kurz überlegt stehen zu bleiben und denen auf deutsch zu antworten. Aber es ist erschrecken mit welcher Naivität die Leute davon ausgehen es würde sie keiner verstehen - insbesondere wenn sie meinen sie müssten irgendwie ablästern.
Und das ist nur eine kleine Auswahl an Gründen weshalb wir i.d.R. auf Kontakte zu Landsleuten im Urlaub lieber verzichten.