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Autor Thema: Selbstverteidigung, Rechtslage  (Gelesen 17872 mal)

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Kar98

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #120 am: 02.07.2012, 21:18 Uhr »
Hehehehe, in München bin allerdings mal fast in ne Kneipenschiesserei geraten, im Hasenbergl.

Lees

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #121 am: 02.07.2012, 21:25 Uhr »
Ich interpretiere die in der Verfassung verankerte bewaffnete Miliz nicht damit, dass Hinz und Kunz jederzeit privat bewaffnet rumlaufen, was in meiner Nachbarschaft mit den alten Dackeln wohl der Fall ist. Jedenfalls erzaehlen mir das die Mitglieder der Neighborhood Watch: "I need my gun for my personal protection", Pustekuchen. Denen traue ich nicht zu, dass sie im Ernstfall die Nerven behalten. Ich kenne aber nur einen - zum Glueck nicht in meiner Nachbarschaft - der besoffen schoss und circa ein Jahr Hausarrest bekam und 18 Monate Kittchen - Witwer, ueber 70 Jahre alt, vorher nie vorbestraft! Zum Glueck hat er niemanden getroffen.

Wegen der Wildkatzen brauchst du keine Knarre. Die rennen vor Menschen weg, weiss ich aus mehrfacher Erfahrung. Bei allen anderen groesseren Tieren trete ich den Rueckzug an. Allerdings bin ich in Baerenterritorium noch nie gewandert.  

Das von Floriana beschriebene Beispiel eines Walgreen Kunden, der den Angreifer mit seiner Waffe in Schach hielt, bis die Polizei eintraf, das erfordert die richtige Autoritaet und kompetente Handhabung der Schusswaffe. Ich wette, dass der Waffenbesitzer entsprechende Kenntnisse besass. Sonst kann das auch schief gehen und ploetzlich liegt der Kassierer tot am Boden.


winki

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #122 am: 02.07.2012, 22:25 Uhr »
Hehehehe, in München bin allerdings mal fast in ne Kneipenschiesserei geraten, im Hasenbergl.

.....na wenn Du Dich auch in solche Glasscherbenviertel, rumtreiben musst....   :lol: 

dschlei

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #123 am: 02.07.2012, 22:40 Uhr »
...tja in einem sooo kleinen, dicht-besiedeltem Land wie Deutschland braucht es tatsächlich keinen Waffenbesitz...   Dummerweise gibt es auf der Welt ähnlich "große" Länder mit "wilden" Tiere und ähnlicher "hoher" Kriminalrate wie in Amerika, die aber keine so liberale Waffengesetze haben. Aber der wirklich entscheidende Faktor dürfte eher dafür sein, dass dort auch keine NRA über die Jahre eine gut funktionierende "Gehirnwäsche" betreibt...  :wink:
Ich hab keine Ahnung, wie  es in den von dir angesprochenen Laendern gehandhabt wird, und ob das Recht, Waffen zu besitzen vom obersten Gerichtshof festgeschrieben ist.  Daher kann ich dazu auch nicht kommentieren.

Ich weiss auch nicht, ob erst die Waffenfreunde/narren die NRA kreiert haben, oder ob die NRA die Waffenmenschen hervorgerufen hat, sie besteht allerdings schon seit 1874 (http://tinyurl.com/6mhy4qz).

Aus beruflichen Gruenden hatte ich einmal Gelegenheit, mit dem CEO von Remington (ja, Remington macht auch medizinische Geraete) zu reden, und er gab offen zu, die NRA zu unterstuetzen, um sie als Marketingarm zu nutzen.  Die NRA hat uebrigens 4,3 Millionen Mitglieder und ist eventuell doch nicht so machtvoll, wie gerne geglaubt wird.  ich habe sogar meine Zweifel, dass sie die meisten der Waffenbesitzer ueberhaupt erreicht/bzw. anspricht.
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mrh400

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #124 am: 02.07.2012, 22:55 Uhr »
Hallo,
weil noch ein paar aus dem schönen Bayern hier im Thread zugange sind nur so am Rande: der Bayerische Sportschützenbund hat in seinen Vereinen 470.000 Mitglieder (!) bei ca. 12,5 Mio Einwohnern - die wenigsten werden allerdings behaupten, den Sport zur potentiellen Selbstverteidigung zu betreiben; das Selbstverständnis, eine Waffe führen zu dürfen, ist da aber schon auch heftig ausgeprägt.

Im BLSV, der alle anderen Sportarten abdeckt, sind es ca. 4,4 Mio Mitglieder, also nicht einmal das Zehnfache, wobei es hier zudem eine große Zahl von Doppelzählungen geben dürfte.
Gruß
mrh400

dschlei

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #125 am: 02.07.2012, 23:01 Uhr »
Ich interpretiere die in der Verfassung verankerte bewaffnete Miliz nicht damit, dass Hinz und Kunz jederzeit privat bewaffnet rumlaufen,
 Das hatte ich auch uerspruenglich anders verstanden, aber der Supreme Court hat uns ja belehrt, dass unser Verstaendnis falsch sei, und es so gemeint sei, dass Hinz und Kunz sehr wohl das recht haetten, sich zu bewaffnen

Zitat
was in meiner Nachbarschaft mit den alten Dackeln wohl der Fall ist. Jedenfalls erzaehlen mir das die Mitglieder der Neighborhood Watch: "I need my gun for my personal protection", Pustekuchen. Denen traue ich nicht zu, dass sie im Ernstfall die Nerven behalten. Ich kenne aber nur einen - zum Glueck nicht in meiner Nachbarschaft - der besoffen schoss und circa ein Jahr Hausarrest bekam und 18 Monate Kittchen - Witwer, ueber 70 Jahre alt, vorher nie vorbestraft! Zum Glueck hat er niemanden getroffen.

Wegen der Wildkatzen brauchst du keine Knarre. Die rennen vor Menschen weg, weiss ich aus mehrfacher Erfahrung. Bei allen anderen groesseren Tieren trete ich den Rueckzug an. Allerdings bin ich in Baerenterritorium noch nie gewandert.  
 Eure Gegend da, wuerde ich mal sagen, ist mit kaum einer anderen Gegend in den USA zu vergleichen (Altersdurchschnitt der Bewohner).  Was eigentlich interessant ist, dass es hier solche Neighborhood Watches absolut nicht gibt.  Es koennte sein, dass die alten Leute irgendwie paranoid geworden sind  und sich mehr fuerchten, als es hier im Wald der Fall ist?

Na ja, Wenn diese wilden grossen Katzen wegrennen, will ich aber nicht, dass die meine Huehner dabei mit nehmen, und es genuegt oft ein Schuss in die Luft, damit die von ihrer beute ablassen und hoffentlich in Zukunft zum Nachbarn gehenwenn sie Lust auf haustierfleisch haben! :lol:

Bei uns brauchst du  nciht in Baerenterritorium zu wandern, sondern einfach nur in deinem Garten Himbeeren oder anders Zeugs pfluecken, und Mr. Petz  koennte meinen, das er mehr Rechte daran hat, als du.  Wenn meine Frau in unser relativ grosses Himbeerenfeld geht (welches am Waldrand ist), schickt sie immer erst die Hunde vor, damit die das Feld klaeren.  Vorige Woche hatte Nachbars Hund wieder mal nen Baer in einen Baum getrieben.  Aber am unangenehmsten werden langsam die Kojoten, die haben sich schon so an die Menschen gewoehnt, die laufen nicht mehr weg, wenn man kommt, da muss man schon recht energisch werden.  Vor Menschen haben sie so gut wie keine Angst mehr, aber grosse Hunde meogen sie nicht, kleine Hunde und Katzen sind willkommene Mahlzeiten.  Als unser Schaeferhund noch lebte, kamen keine Kojoten nahe an unser Haus ran (der Schaeferhund und der Black & Tan waren ein gut eingespieltes Team um die vom Haus fern zu halten), aber jetzt , wo der Black & Tan allein "arbeiten" muss, kommen sie auf jeden Fall naeher, und da es immer ein Rudel von ein paar Jungen und einigen aelteren Tieren ist, habe ich doch gerne einen Schiesspruegel in der Naehe, wenn wir bei Daemmerung draussen sind.  Ich hoffe, dass unser neuer Rottweiler Welpe schnell waechst, damit er mit dem Black & Tan zusammen wieder fuer Ordnung auf dem Land sorgen kann.
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Lees

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #126 am: 02.07.2012, 23:19 Uhr »
Als viel gebaut wurde, wurde auch viel eingebrochen, deswegen die Gruendung der Neighborhood Watch. Inzwischen wird wenig gebaut und nicht mehr eingebrochen, obwohl die Snowbirds ihre Haeuser unbewohnt stehen lassen. Du magst mit Paranoia Recht haben.

Bei uns wuerden Habichte die Huehner holen. Gelegentlich auch Kojoten. Wenn ihr freche Kojoten habt, dann hilft nur der Import von Woelfen.  :lol: Oder ein dritter grosser Hund.


dschlei

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #127 am: 03.07.2012, 02:49 Uhr »

Bei uns wuerden Habichte die Huehner holen. Gelegentlich auch Kojoten. Wenn ihr freche Kojoten habt, dann hilft nur der Import von Woelfen.  :lol: Oder ein dritter grosser Hund.


Woelfe gibt es auch, aber nicht genug, um diese absolut frechen Kojoten unter Kontrolle zu halten.  Zwei Hunde scheinen ausreichend zu sein (solange es grosse Hunde sind) und wir hoffen, dass unsere junge Rotti-Dame bald ihre Frau stehen wird, und unsere verstorbene Schaeferhuendin wuerdig ersetzen wird.  Da die Rotti allerdings eine Recue Huendin von den Ozarks ist, koennte es natuerlich sein dass sie durch ihren Geburtsort  im Deep South einfach so verweichlicht ist, dass sie den noerdlichen Kojoten keinen Einhalt bieten kann!  :roll:
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Palo

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #128 am: 03.07.2012, 03:30 Uhr »
@dschlei: gib's auf, es nuetzt doch alles nix. Ausserdem wollen die ja, wie mir weiter oben mitgeteilt wurde, Auskuenfte und Antworten von Touris und nicht von Leuten die ihr ganzes (oder fast ganzes) Leben hier wohnen. Also so a la 'the blind leading the blind'.

In Sedona waren so viele Kojoten unterwegs, die haben alles verschlungen, Hunde, Katzen, Muell egal. Die Einwohner konnten sich nicht mehr wehren denn die lassen sich ja nicht wegscheuchen, die Viecher sind ganz schoen dreist. Letztlich wurde sogar die Guard zu Hilfe gerufen und haben aufgeraeumt, seitdem ist Ruhe. Vielleicht hat es sich unter den Kojoten rumgesprochen ;-)

In Cottonwood war ein Bergloewe unterwegs der, wie sich spaeter rausstellte, Tollwut hatte. Nachdem er schon einen Menschen angegriffen hatte wurde er gluecklich erschossen von einem Citizen der eine Waffe hatte,

Kuerzlich wurden in der Naehe von Payson drei Baeren erschossen weil sie Menschen angegriffen hatten. Die Capgrounds dort sind immer noch geschlossen und werden patroulliert.

http://www.azcentral.com/news/articles/2012/07/02/20120702payson-area-campgrounds-bear-attacks-abrk.html

Wenn hier Baeren ins Tal kommen, was nicht selten ist, werden sie meistens in die Wildnis zurueck gescheucht, oft kommen sie aber auch schnell wieder.

Gruß

Palo

Floriana

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #129 am: 03.07.2012, 04:58 Uhr »
Es sieht nicht besser aus, wenn man sich selbst verteidigen muss: Ich muss bereit sein auf einen Menschen zu schießen und ihn ggf. zu töten. Natürlich in Notwehr. Aber werde ich denn in einer Notsituation, in der man ohnehin aufgeregt ist, die Lage richtig einschätzen kännen? Wenn ich in Putativnotwehr jemanden erschieße, wenn ich einen unbeteiligten treffe, wenn meine Waffe gegen mich, oder gegen einen Dritten verwendet wird, was dann? Dann muss ich für mein Recht " eine Waffe besitzen zu dürfen" teuer bezahlen dürfen. Ggf. mit meinem Leben, denn die Staaten hat zuweilen auch noch die Todesstrafe.

Nein, im Fall von Notwehr/fahrlässiger Tötung ist die Todesstrafe doch gar kein Thema. Selbst bei "second-degree murder" nicht.

Kann man diese Gefahren überhaupt richtig einschätzen? Erhöhen Waffen nicht eher das Potential der Eskalation? Und wenn eine richtige Einschätzung überhaupt möglich ist - entsprechende Pannen kommen auch bei Profis vor - kann das wirklich jeder? Jeder, der das Recht auf eine Waffe hat?

Mit Sicherheit nicht. Die CCP-Inhaber, die ich persönlich kenne (ca. ein halbes Dutzend) haben alle nicht nur eine umfangreiche Ausbildung an diversen Schusswaffen und gehen regelmäßig schießen, sondern sind auch in der Handhabung von Situationen wie in den weiter oben von mir erwähnten Beispielen geschult bzw. haben einschlägige Erfahrungen. Mir ist schon klar, dass das höchstwahrschenlich die Ausnahme und nicht die Regel ist, aber ich kann nur von meinem persönlichen Umfeld sprechen (Lees' Nachbar kenne ich Gottseidank nicht).

Aufzuzählen, in welchen unwahrscheinlichen Situationen man eine Waffe brauchen könnte, sind genau die Scheinargumente, die den Waffenbesitz vernünftig erscheinen lassen sollen.

Wie unwahrscheinlich diese Situationen sind bzw. wie oft sie vorkommen, weiss ich nicht. Die Sache bei Walgreens war noch nicht einmal einen Dreizeiler im Lokalteil unserer Zeitung wert. Ich habe das nur zufällig erfahren, weil ich eine Viertelstunde nach dem Vorfall bei diesem Walgreens einkaufen wollte und mich der Babysitter Cop, der die Abriegelung des Tatorts bewacht hat, nicht in die Drogerie gelassen hat. Auf meine Nachfrage, was passiert sei, hat er mir das dann kurz geschildert.

Die Ausnahmen bestätigen hier die Regel nicht: Vielleicht gibt es vernünftige Waffenbesitzer, es gibt Notwehrsituationen  (wobei diese oft überhaupt erst entstehen, weil jeder eine Waffe haben darf) und ich verstehe die Amerikaner keineswegs 100%-ig.

In den beiden oben von mir angeführten Situationen hatte der Täter allerdings ein Messer - keine [Schuss]Waffe.

Ich weiß auch nicht, weswegen unsere amerikanischen Mitglieder teilweise so scharf reagieren müssen.

Ich hoffe, damit meinst Du nicht mich. Ich versuche, immer freundlich und höflich zu antworten.

Floriana

Microbi

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #130 am: 03.07.2012, 09:52 Uhr »
Vielen Dank für die Erwiderungen! Nun macht es richtig Spaß über alles nachzudenken. Ich bin nml. auch nicht einer Gruppe von Waffengegnern entsprungen.

-   2. Verfassungszusatz:
„A well regulated Militia being necessary to the security of a free State, the right of the people to keep and bear Arms shall not be infringed.“

Dieser viel diskutierte Satz ist eigentlich die Quelle und lässt sehr viel Raum für Interpretationen. Auch der oberste Gerichtshof legte diesen Satz schon unterschiedlich aus. Die aktuelle Auslegung ist wohl die liberalste und ist noch gar nicht so alt.
Ich wage zu behaupten, dass diese eher politisch motiviert, als rechtlich fundiert gewesen ist, aber es ist nun mal so entschieden.

Mir scheint, dass die USA mit der Verfassung etwas zu dogmatisch umgeht. Was für die politische Situation und die Zeit des 18.Jhs richtig war, muss nicht auch für das 21.Jh noch tauglich sein. Es ist immerhin die älteste noch geltende Verfassung der Welt! Sie war seinerzeit Revolutionär – war.

Der 2. Verfassungszusatz entstand noch unter der Wirkung der amerikanischen Unabhängigkeitskriege. Ist rechtlich eine Ergänzung des in anderen demokratischen Verfassungen ebenfalls enthaltenen Widerstandsrechtes. Die Forderung einer starken Miliz als Gegengewicht zur Regierung erscheint uns heute als anachronistisch. Die USA hat immerhin eine demokratische Ordnung. Aber „Miliz“ und „Waffen für Jedermann“ sind in meinen Augen eigentlich zwei verschiedene Sachen.
Und mal angenommen, das Volk würde die „ungerechte“ Regierung aus dem Amt jagen wollen: D.h. Miliz gegen US Army. Wäre da ein endloses Gemetzel nicht vorprogrammiert?

Ich halte den 2. Verfassungszusatz eher für ein Alibi, an dem verbissen dogmatisch, aber vernünftig kaum begründbar, festgehalten wird.

In dieser Hinsicht halte ich auch Art 20 Abs. 4 GG für problematisch, wenn auch die Tendenz und der Hintergrund verständlich sind. Das Widerstandsrecht wird auch hier viel diskutiert, sein Vorhandensein zeigt aber, dass es nicht zwangsläufig das Recht auf Waffenbesitz beinhalten muss.

Ich möchte nur leise auf die Widersprüche hindeuten, die zwischen Wortlaut und tatsächliche Handhabung manch anderer Grundrechte bestehen. Bei anderen Einschränkungen scheinen die Patrioten nicht so empfindlich zu sein – aber nicht jedes Grundrecht hat ja eine Lobby.

 - Ob man gegen Tiere tatsächlich das Grundrecht auf Waffen benötigt?
Wie Du die Staaten beschreibst, klingt es nach einem gefährlichen Ort. Und man liest immer wieder Berichte über Bären, oder Puma Angriffe.
Erlaubt sei ein Beispiel: Man weiß, dass es im Meer Haie gibt. Dennoch gehen wir ins Wasser und sind nicht bewaffnet.
Zwischen 2000-2010 gab es an den Küsten der USA (ohne Hawaii) 11 tödliche Haiangriffe.
In der gleichen Zeit gab es in den USA (ohne Alaska) 11 tödliche Bärenangriffe, wobei hier auch die in Gefangenschaft gehaltenen Bären mitgezählt sind. Obwohl wir Landebewohner sind und die USA wirklich viele Gebiete hat wo man potentiell Bären begegnen kann, ist die Zahl der Zwischenfälle relativ klein.
Wie groß ist also die tatsächliche Gefahr durch Wildtiere?
Freilich kannst Du jetzt sagen, dass die Zahl der tödlichen Angriffe nur deswegen so klein ist, weil die meisten Angriffe durch Waffeneinsatz abgewehrt wurden. Möglich, aber statistisch gibt das nicht viel her bei 300.000.000 Amerikanern.

 - Das Recht auf Jagen möchte ich aus zwei Gründen ausklammern:
-   Es geht um Kurzwaffen
-   Kontrolliertes Jagen ist in Ordnung, finde ich. Vielerorts fehlt es ja schon an Raubtieren.


 - Floriana schreibt zu Recht, dass man wegen fahrlässiger Tötung nicht die Todesstrafe zu erwarten hat. Das ist richtig. Tatsachen und deren rechtliche Würdigung sind allerdings zwei verschiedene Sachen – leider. Ein Verfahren habe ich so oder so am Hals. Und sicherlich, wenn alles korrekt abläuft, werde ich auch wegen Putativnotwehr nicht lebenslang ins Kittchen wandern. Aber die Maßstäbe sind hoch. Höher, als manch ein Waffenbesitzer sich das vorstellt.

 - Ob der Bürger Polizei spielen soll, ist wieder eine staatsrechtliche, staatsphilosophische Frage. Das Gewaltmonopol soll nach unserer Vorstellung beim Staat liegen. Uns zu schützen, die Gesetze durchzusetzen ist seine ureigene Aufgabe und Kern seines Auftrages. Wozu ist er sonst gut? Straßen bauen könnten wir auch privat.
Davon unberührt bleiben natürlich Notwehr und Notstand.
Ich halte es für problematisch, wenn der Staat solche Kernaufgaben abwälzt. Es gäbe auch andere Möglichkeiten.

Das Beispiel mit Kennesaw schließt hier nahtlos an. Zu sagen, der Staat kann die öffentliche Sicherheit nicht mehr gewährleisten, man möge sich bewaffnen und selbst verteidigen ist eher eine Bankrotterklärung, denn ein Fortschritt. Das erinnert mehr an den wilden Westen.
Und: "Of 626 shootings in or around a residence in three U.S. cities revealed that, for every time a gun in the home was used in a self-defense or legally justifiable shooting, there were four unintentional shootings "
Wie ich oben schon geschrieben habe, war die Stellungnahme des obersten Gerichtshofes auch nicht immer einheitlich. Die Konkretisierung der Grundrechte durch Gesetze ist auch in den Staaten der normale Weg. In diesem Fall wird dieser Weg jedoch nicht ausgeschöpft.

 - Und ob die Bürger den verantwortungsvollen Umgang beherrschen? Hier einige Zahlen: "In the U.S. for 2010, there were 31,513 deaths from firearms, distributed as follows by mode of death: Suicide 19,308; Homicide 11,015; Accident 600"
Und: There were (2003) 29,771 firearm deaths in the US and 7,653 firearm deaths in the 22 other countries (Australia, Austria, Canada, Czech Republic, Finland, France, Germany, Hungary, Iceland, Italy, Japan, Luxembourg, Netherlands, New Zealand, Norway, Portugal, Slovakia, Spain, Sweden, United Kingdom (England and Wales), United Kingdom (Northern Ireland), United Kingdom (Scotland)). Of all the firearm deaths in these 23 high-income countries in 2003, 80% occurred in the US.

Es ist ein teures Grundrecht.

Ich kritisiere, dass mit diesem Recht auf Waffen drei (für mich) nicht tolerierbare Prinzipien vermittelt werden:
-   Es sei normal und legal Konflikte durch Gewalt zu lösen.
-   Es sei legal und legitim Sachwerte mit ggf. tödlicher Gewalt zu verteidigen. Stellt also Sachwerte über die körperliche Unversehrtheit und Leben.
Das Argument der Verteidigung von Familie, Heim, Hab und Gut taucht immer und immer wieder auf.
-   Waffenbesitz als Grundrecht erweckt den Anschein, als ob Bürger ohne Waffe nicht vollwertig, ja nicht mündig seien!

Ich möchte nochmal betonen, dass ich keineswegs die deutsche Sicht als Maßstab anlege.
Die hier erwähnten bayerischen Sportschützen finde ich aus dem gleichen Grund fragwürdig.
Und auch das dem amerikanischen Rechtssystem so ähnliche britische Recht regelt den Waffenbesitz extrem restriktiv.
Die USA und Canada sind daher in der westlichen Welt eher die Ausnahme.

Aber es ist nur (m)eine Meinung und zum Glück steht die uns noch zu – hier und drüben.  :D


Mic

winki

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #131 am: 03.07.2012, 13:44 Uhr »
Hallo,
weil noch ein paar aus dem schönen Bayern hier im Thread zugange sind nur so am Rande: der Bayerische Sportschützenbund hat in seinen Vereinen 470.000 Mitglieder (!) bei ca. 12,5 Mio Einwohnern - die wenigsten werden allerdings behaupten, den Sport zur potentiellen Selbstverteidigung zu betreiben; das Selbstverständnis, eine Waffe führen zu dürfen, ist da aber schon auch heftig ausgeprägt.

Im BLSV, der alle anderen Sportarten abdeckt, sind es ca. 4,4 Mio Mitglieder, also nicht einmal das Zehnfache, wobei es hier zudem eine große Zahl von Doppelzählungen geben dürfte.

...das ist nicht von der Hand zu weisen, ähnliche Tendenzen wie in den USA, wären mit Sicherheit auch hier zu beobachten. Denn auch bei den Befürwortern, wird ähnlich, wie es von der NRA in den USA geschieht, argumentiert, nämlich,  wenn jeder Bewaffnet wäre, würde es weniger Kriminalität geben..  oder die Waffe ist ja nicht das Problem, sondern immer der Mensch der sie benutzt.   Dem stehen aber die Mehrzahl der Bayer gegenüber die keine Bewaffnung aus Selbstverteidigungsgründen befürworten.

Oh ja, Kojoten, Bären und Berglöwe ein wichtiges Argument!  Womit man ja in Miami, New York, Chicago und Houston, jederzeit rechnen muss.  :wink:  Ahha, jetzt verstehe ich,  dafür benötigt man ein ganzes Waffenarsenal....... :lol:  

Umkehrschluss, Berliner bewaffnet Euch, Wildsäue verwüsten Eure Vorgärten... :lachroll:

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #132 am: 03.07.2012, 14:16 Uhr »


Nein, im Fall von Notwehr/fahrlässiger Tötung ist die Todesstrafe doch gar kein Thema. Selbst bei "second-degree murder" nicht.

Ich hoffe, damit meinst Du nicht mich. Ich versuche, immer freundlich und höflich zu antworten.

Floriana

Ich hoffe doch, dass wir alle freundlich und höflich sind. Noch dazu nicht nur wir Deutsche über den Waffenbesitz in den USA mit Unverständnis reagieren...

Die Notwehrsituation stellt sich dann für mich folgendermaßen dar.  Auf eine Walmart Parkplatz in Florida (obwohl angeblich in Florida nicht erlaubt), übernachtet ein US Amerikanisches Paar in einem RV.  Ein angeblich betrunkener männliche Person, begehrt in der Nacht ca. 2 Uhr durch lautes Klopfen an der RV Türe Einlass. Der Besitzer gibt durch die geschlossene Türe der die Person zu verstehen, sie soll sich entfernen. Er gibt mehrere Schüsse durch die geschlossene Türe ab die unbewaffnete Person wird tödlich getroffen. Freispruch in Florida da es sich um Notwehr handelt....   

dschlei

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #133 am: 03.07.2012, 15:30 Uhr »
Vielen Dank für die Erwiderungen! Nun macht es richtig Spaß über alles nachzudenken. Ich bin nml. auch nicht einer Gruppe von Waffengegnern entsprungen.
OK, dann will ich mal versuchen, mein Wissen ueber die Sachen hier einzufuegen.

Zitat
-   2. Verfassungszusatz:
„A well regulated Militia being necessary to the security of a free State, the right of the people to keep and bear Arms shall not be infringed.“

Dieser viel diskutierte Satz ist eigentlich die Quelle und lässt sehr viel Raum für Interpretationen. Auch der oberste Gerichtshof legte diesen Satz schon unterschiedlich aus. Die aktuelle Auslegung ist wohl die liberalste und ist noch gar nicht so alt.
Ich wage zu behaupten, dass diese eher politisch motiviert, als rechtlich fundiert gewesen ist, aber es ist nun mal so entschieden.
 Wie dieser Satz gemeint war, wissen wir nicht.  Wegen der Unklarheiten darueber wurde immer wieder der Supreme Court angerufen.  Die Aufgabe des Supreme Court ist es die Constitution zu interpretieren, und in moderens Recht umzsetzen.  Vor ein paar Jahren (unter Bush II) wurde der Court wieder mal auf diese Farge angesprochen, und die Richter entschieden, dass dieser Satz so zu interpretieren sei, dass jeder Buerger eine Waffe fuehren darf.  Was vorher von anderes besetzten Supreme Courts entschieden wurde, wurde somit nichtig.  Da die Richter des Courts von den jeweiligen Praesidenten  (wenn eine Position vakant ist) auf Lebenszeiten eingesetzt werden, kann man davon ausgehen, dass die Richter einer bestimmten ideologischen Richtung anhaengen.  Da die meisten der derzeitigen Richter von republikanischen Praesidenten eingesetzt wurden, kann eine politsch rechts lehnende Tendenz des Courts nicht verneint werden.  Die Entscheidungen des Gerichts sind Gesetz und koennen nur durch neue, andere Gesetze ausgehoben werden.  In diesem Falle wuerde das bedeuten, dass das Parlament beschliessen muesste, dass nur bestimmte Menschen Waffen tragen duerfen.  Natuerlich wuerde der Supreme Court ein solches Gesetz auf seine Rechtsmaessigkeit ueberpreufen, und moeglicherweise ablehnen.  Allerdings ist in der derzeitigen politischen Arena in den USA auf keinen Fall zu erwarten, dass ein solches Gesetz gemacht werden wuerde.  Versuche individueller Staaten, das freie Tragen von Waffen einzuschraenken, wurde vom Supreme Court als rechtswidrig bezeichnet (siehe Washington, DC und Illinois), und waren somit nichtig.

Somit muessen wir uns damit abfinden, dass jeder erwachsene Amerikaner zu jeder Zeit an fast allen Orten eine Schusswaffe fuehren kann und darf, und zwar bis ein erneuertes Urteil von dem Supreme Court anderer Meinung ist.  Es sit zwecklos darueber zu diskutieren, und selbst die Gegenr haben eingesehen, dass es nutzlos ist, dagegen anzugehen.

Zitat
Mir scheint, dass die USA mit der Verfassung etwas zu dogmatisch umgeht. Was für die politische Situation und die Zeit des 18.Jhs richtig war, muss nicht auch für das 21.Jh noch tauglich sein. Es ist immerhin die älteste noch geltende Verfassung der Welt! Sie war seinerzeit Revolutionär – war.

Der 2. Verfassungszusatz entstand noch unter der Wirkung der amerikanischen Unabhängigkeitskriege. Ist rechtlich eine Ergänzung des in anderen demokratischen Verfassungen ebenfalls enthaltenen Widerstandsrechtes. Die Forderung einer starken Miliz als Gegengewicht zur Regierung erscheint uns heute als anachronistisch. Die USA hat immerhin eine demokratische Ordnung. Aber „Miliz“ und „Waffen für Jedermann“ sind in meinen Augen eigentlich zwei verschiedene Sachen.
Und mal angenommen, das Volk würde die „ungerechte“ Regierung aus dem Amt jagen wollen: D.h. Miliz gegen US Army. Wäre da ein endloses Gemetzel nicht vorprogrammiert?

Ich halte den 2. Verfassungszusatz eher für ein Alibi, an dem verbissen dogmatisch, aber vernünftig kaum begründbar, festgehalten wird.
In dieser Hinsicht halte ich auch Art 20 Abs. 4 GG für problematisch, wenn auch die Tendenz und der Hintergrund verständlich sind. Das Widerstandsrecht wird auch hier viel diskutiert, sein Vorhandensein zeigt aber, dass es nicht zwangsläufig das Recht auf Waffenbesitz beinhalten muss.

Ich möchte nur leise auf die Widersprüche hindeuten, die zwischen Wortlaut und tatsächliche Handhabung manch anderer Grundrechte bestehen. Bei anderen Einschränkungen scheinen die Patrioten nicht so empfindlich zu sein – aber nicht jedes Grundrecht hat ja eine Lobby.

Ich glaube, man muss wirklich in den USA geboren und aufgewachsen sein, um das Verhaeltnis eines Grossteils der Bevoelkerung zur Verfassung zu verstehen.  Die Leute gehen nicht dogmatisch damit um, sie ist Dogma, fast wichtiger als die Bibel (aehnliches gilt auch fuer die Nationalflagge).  Man ist absolut der Meinung, dass die "Framers" so weitsichtig waren (und viel glauben auch von Gott inspiriert wurden), dem Land eine Verfassung zu geben, die auch noch nach hunderten von Jahren absolut aktuell ist und sein wird.  gerade wegen dieser Verfassung sieht sich Amerika als "the greatest country on earth", und die Leute glauben auch, dass Amerika zwar immer noch nciht Perfekt ist " but it is still the best country there is".  
Aus diesen, und auch aus anderen Greunden ist es fast unmoeglich, die Verfassung zu aendern.  Vor ein paar Jahren wurde mehrmals versucht, die Schaendung der Nationalflagge als ein Teil der Verfassung zu verbieten, aber selbst der Versuch, diesen Zusatz zum Schutz der Flagge in die Verfassung zu bringen, Scheiterte bei jedem Versuch (und das war unter Bush II).  Die Verfassung ist so wie sie ist, und wird auch (glaube ich) immer so bleiben.

Die Forderung fuer eine bewaffnete Miliz mag in europaeischen Augen anachronistisch erscheinen, ist es in den Augen vieler Amerikaner aber nicht.  Es herrscht hier immer noch zum Grossteil ein absolutes Misstrauen der zentralen Regierung gegenueber, die sich in der Forderung nach "less government" immer wieder widerspiegelt.  Grosse Teile der bevoelkerung wollen Washington so klein und unwichtig wie moeglich halten, udn auch den einzelnen staatsregierungen so wenig Macht wie moeglich geben.  Soe viel wie meoglich soll auf lokaler Ebene entschieden werden.  Das ist eingetlich genau das Gegenteil wie es in Europa gehandhabt wird, wo schein bar immer mehr Entscheidungen von der Eu getroffen werden (ein US weiter Fuehrerschein, wie nun der EU Schein, waere absolut nicht vorstellbar).

Wenn das Volk die US Regierung aus dem Amt jagen wollte, wuerde das nicht so kompliziert werden, weil die US Armee auf US Boden keine militaerischen Aktionen durchfuehren darf.  Ausserdem wird leicht vergessen, dass eventuell der groesste Teil der aktiven Soldaten von der National Guard sind, also Soldaten der individuellen Armeen der einzelnen Staaten, deren Oberbefehlshaber immer der jeweilige Gouverneur ist, und die der US Armee nur "leihweise" zur Vefuegung gestellt wurden.  Jeder Staat hat praktisch seine eigene Armee, die je nachdem aus Infanterie, Luftwaffe und Marine besteht.  Also da ist nciht viel mit US Armee gegen "Aufstaendige".

Es ist ein Fehler, die USA mit etwa Staaten wie der Bundesrepublik Deutschland zu vergleichen, dafuer sind die US staaten einfach zu unabhaengig, die USA sind eher wie ein Europa ehe die EU Regierung anfing alles zu bestimmen.  Die Bundesriegierung ist hier nur zustaendig fuer internationale Angelgenheiten, Insterstate Traffic und Business, und alle anderen Sachen, die Staatenuebergriefen sind. Im Vergleich mit der deutschen Staatsreierung ist die Regierung in Washington relativ schwach.  Der US Praesident hat innerhalb der USA relativ wenig zu sagen.  Selbst das FBI darf in den individuellen Staaten nur eingreifen, wenn ein Fall die Staatsgrenzen ueberschreitet.  Fuer interne Angeleigenheiten hat jeder Staat seine eigene Version von FBI

Zitat
- Ob man gegen Tiere tatsächlich das Grundrecht auf Waffen benötigt?
Wie Du die Staaten beschreibst, klingt es nach einem gefährlichen Ort. Und man liest immer wieder Berichte über Bären, oder Puma Angriffe.
Erlaubt sei ein Beispiel: Man weiß, dass es im Meer Haie gibt. Dennoch gehen wir ins Wasser und sind nicht bewaffnet.
Zwischen 2000-2010 gab es an den Küsten der USA (ohne Hawaii) 11 tödliche Haiangriffe.
In der gleichen Zeit gab es in den USA (ohne Alaska) 11 tödliche Bärenangriffe, wobei hier auch die in Gefangenschaft gehaltenen Bären mitgezählt sind. Obwohl wir Landebewohner sind und die USA wirklich viele Gebiete hat wo man potentiell Bären begegnen kann, ist die Zahl der Zwischenfälle relativ klein.
Wie groß ist also die tatsächliche Gefahr durch Wildtiere?
Freilich kannst Du jetzt sagen, dass die Zahl der tödlichen Angriffe nur deswegen so klein ist, weil die meisten Angriffe durch Waffeneinsatz abgewehrt wurden. Möglich, aber statistisch gibt das nicht viel her bei 300.000.000 Amerikanern.

- Das Recht auf Jagen möchte ich aus zwei Gründen ausklammern:
-   Es geht um Kurzwaffen
-   Kontrolliertes Jagen ist in Ordnung, finde ich. Vielerorts fehlt es ja schon an Raubtieren.

Auch das Verhaeltnis vieler Amerikaner zur Jagd ist fuer Europaer, die seit Jahrhunderten ihr Jagdrecht sehr stark eingeschraenkt haben (sei es durch Feudalherrscher oder durch Grossgrundbesitzer) sehr schwer zu verstehen.  Die Vorfahren der meisten Amerikaner haben sich noch bis in relativ jeungerer Zeit zum Groesstenteil ueber die Jagd ihr Fleisch besorgt, und auch heute jagen noch sehr viele Amerikaner um sich Fleisch als Nahrungsmittel zu beschaffen.  Ich personelich kenne mehrere Familien die ihren hauptfleischbedarf ueber die Jagd decken.  Schon allein die Tatsache, dass jeder Amerikaner, zu jeder zeit das saisonbedingte Wild jagen darf, bringt schon sehr viele Waffen in die Haende der Buerger.  
Interessanterweise gibt es hier relativ viele Jaeger, die mit Pistolen jagen.  Der Onkel und ein Cousin meiner Frau sind solche Jaeger.  Da die Waelder hier ja recht dicht sind, und nicht der Forstwirtschaft dienen, sind sie auch meistens nicht aus gelichtet, und es ist oft recht schwer, mit Langlaufwaffen durch das Dickicht zu dringen.  Mit der istole kann amn aber leicht in den dichten Wald eindringen, und dort warten, bis ein entsprechendes Wildtier nahe genug herankommt, um auf es erfolgreich zu schiessen.  Uebrigens gibt es her bei  keine Triebjagden.  Diese sind nicht erlaubt, weil sie als unwaidmaennisch gelten!

Bezsueglich der Raubtiere kann ich nicht viel ueber andere Staaten als Minnesota und Wisconsin sagen, ich weiss allerdings dass speziell Kojoten eine regelrechte Landplage werden.  Ansaessige Raubtiere werden immer mehr, und seit einigen Jahren gibt es hier auch Raubtiere, die eigentlich hier nicht zu hause sind.  Wir haben hier in meine Ecke mindestens zwei Paerchen Mountainlions.  Diese Tiere gehoern hier nicht hin, und sind scheinbar aus dem Westen oder Sueden "eingewandert", und finden hier durch die "Explosion" unsere Hirschherde geneugend und leichte Nahrung.  Um die Jahrunderwende 1800-1900 gab es in Wsiconsin etwa 900 000 Weiswedelhirsche.  Mittlerweile ist diese Herde auf ueber 4 Millionen Tiere angewachsen, und es gibt nun Hirschgruppen, die ihren Lebensraum in den kleineren Staedten und Vororten de Grosstaedte haben.  Neben den Kojoten sind diese Hirche eine zweite Landplage geworden.  Es wird immer wieder der Aufruf an die Bvoelekerung gemacht, doch bitte ein paar Hirsche zu jagen, damit die Herde wieder reduziert wird.  Dadurch dass sich die Hirsche so stark an die Menschen gewoehnt haben, greifen einige Tiere auch Menschen an, wenn sie sich bedraengt oder bedroht fuehlen.  Es sit schon ein unangenhemes Gefuehl, wenn so ein grosses Vieh einen anschaut und zu sagen scheint, mach dass du Land gewinnst!

Ich weiss nicht, wie gross die Gefahr durch Wildtiere ist, aber man hoert staendig davon, dass Menschen durch Wildtiere zu Schaden gekommen sind.  Hier in den unendlich grossen Waeldern eventuell eher, als im Suedwesten, wo es nicht so viele groessere Wildtiere gibt.  Ich weiss auch nicht, ob es ohne Waffen mehr Probleme geben wuerde, aber ich kann versichern, dass so ein Teil manchmal im Wald ein erhoehtes Sicherhitsgefuehl gibt.

Es ist halt aehnlich wie in Deutschland mit der Geschwindigkeitsbegrenzung, wir wissen alle, dass schnelles Fahren viel hoeheren Spritverbrauch verursacht, und auch bei weitem gefaehrlicher ist (wie viel Todesopfer gibt es mittlerweile durch Schellfahren?), als fahren mit etwa 100km/h max.  Und trotzdem wird gefahren, was das Auto hergibt.  Kann man rationell begruenden, warum speziell mit all den Frimen-Audis- BMW's- VW's, Mercedes auf das Gaspedal gedrueckt wird, dass sich das Blech darunter schon fast ausbeult?  ist das Auto des Deutschen Version der Feuerwaffe?
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 - Ob der Bürger Polizei spielen soll, ist wieder eine staatsrechtliche, staatsphilosophische Frage. Das Gewaltmonopol soll nach unserer Vorstellung beim Staat liegen. Uns zu schützen, die Gesetze durchzusetzen ist seine ureigene Aufgabe und Kern seines Auftrages. Wozu ist er sonst gut? Straßen bauen könnten wir auch privat.
Davon unberührt bleiben natürlich Notwehr und Notstand.
Ich halte es für problematisch, wenn der Staat solche Kernaufgaben abwälzt. Es gäbe auch andere Möglichkeiten.
Da sind halt viele Buerger anderer Meinung.  Sie wollen dem Staat so wenig Gewaltmonopol wie moeglich geben, da ist ja immer dieses Misstrauen gegen den Staat.  Aus diesem Grunde wird auch immer das Budget fuer die Polzei, die durch lokale abgaben finanziert wird, so klein wie moeglich gehalten.  Jede Stadt, oder Landkreis hat seine eigene Polizei, und die untersteht nicht dem Staat sondern den gewaehlten Mitgliedern des Stadt-oder Landrats.  Deswegen gibt es hier auch so relativ wenig Polizisten, man will dem Staat nicht unbedingt ein Gewaltmonopol geben.  Man muss dabei immer bedenken, dass die USA aus der Gegenwehr gerade der staatlichen Gewaltmomopole entstanden sind, und diese Erinnerung ist noch tief im Gedaechtnis der Buerger vorhanden.  Wie auch vorher, um die USA zu Verstehen, muss man seine europaeischen Vorstellungen vom Staat ablegen.

Hier ist der Kern des Auftrages an den Staat so wenig wie moeglich Gesetze zu verabschieden zu so gering wie moeglichen Kosten (Steueren), die es gerade so erlauben , dass ein Gemeinschaftswesen funktionieren kann.  Wenn moeglich werden die noetigen Vorschriften auf so lokaler Ebene wie moeglich gemacht (deswegen auch die vielen, manchmal wunderlichen Gesetze in den USA).

Wenn es nach vielen Buergern gehen wuerde, wuerden auch die Strassen privatisiert (wie man bei den vielen Maudstrassen in manchen Staaten auch sehen kann).  Viele Buerger halten als den Kern der Aufgaben des Staates, so unsichtbar und billig wie nur eben moeglich zu sein.  Man mag allgemein keinen Staat der sich staatsphilosophisch betrachten meochte.  Deswegen werden auch die meisten Parlamentarier in vielen Bundesstaaten nur als Teilzeitbeschaeftigte eingesetzt, die fuer lange Monate auf Urlaub geschickt werden, damit sie weiter ihren Lebensunterhalt verdienen koennen. (es gibt hier uebrigens auch keine Immunitaet fuer Politiker, auch ein Minister kann ein Knoellchen bekommen, welches er bezahlen muss, auch ein Minister kann in den 'Pot" kommen, wenn er sein Knoellchen nicht bezahlt).

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Das Beispiel mit Kennesaw schließt hier nahtlos an. Zu sagen, der Staat kann die öffentliche Sicherheit nicht mehr gewährleisten, man möge sich bewaffnen und selbst verteidigen ist eher eine Bankrotterklärung, denn ein Fortschritt. Das erinnert mehr an den wilden Westen.
Ich glaube, auch hier musst du von der deutschen Betrachtungsweise abgehen.  Die Bevoelkerung von Kennesaw hatte sich entschieden, dass sie nicht mehr Geld fuer zusaetzlichen Polizeischutz ausgeben wollte (in vielen US Gemeinden wird ueber ein Voklsabstimmung bestimmt, ob mehr Polizisten, Fahrzeuge, usw. eingestellt bzw. angeschafft werden sollen).  Sie haben entschieden (ueber ihre direckt gewaehlten Vertreter, die in den USA, im Gegensatz zu Deutschland, auch ohne groessere probleme innerhalb ihrer Amtszeit wieder abgewaehlt werden koennen falls sie den Willen ihrer Waehlerschaft nicht entsprechend umsetzen), dasss sie glauben, dass Wildwestmethoden fuer Law and Order fuer ihre Verhaeltnisse besser seien.  Und der Erfolg hat ihnen Recht gegeben.  Hier in der Naehe gibt es einen Ort, der sich entschieden hat, seine Polizei ganz abzuschaffen, um dadurch Kosten zu sparen.  Kleiner Angelegenheiten werden dort durch eine Miliz geregelt, fuer groessere Sachen wird der County Sheriff auf Stundenbasis herangezogen.

Ja, der wilde Westen lebt noch sehr gut in den USA, aehnlich wie sich gewisse preussische Tugenden in Deutschland erhalten haben (oder man in Bayern immer noch Ludwig nachtrauert)

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Und: "Of 626 shootings in or around a residence in three U.S. cities revealed that, for every time a gun in the home was used in a self-defense or legally justifiable shooting, there were four unintentional shootings "
Wie ich oben schon geschrieben habe, war die Stellungnahme des obersten Gerichtshofes auch nicht immer einheitlich. Die Konkretisierung der Grundrechte durch Gesetze ist auch in den Staaten der normale Weg. In diesem Fall wird dieser Weg jedoch nicht ausgeschöpft.
Hier ist natuerlich, wessen Statistik man glaubt, es gibt jede Menge Statistiken die aussagen , dass Waffenbesitz vorteilhaft ist.
Wenn der oberste Gerichtshof eine Auslegung der Constituition festlegt, kann diese Auslegung nur durch diesen Gerichtshof geaendert werden.  Wie ich schon sagte, koennte das  Parlament ein neues Gesetz verabschieden, dass die Auslegung umgeht, aber ein solches Gesetz wuerde dann wieder von eben diesem Gerichtshof auf seine Rechtmaessigkeit ueberprueft.  Und bisher haben solche Gesetze (wie bei den schon beschriebenen Staaten) dieser Ueberpreufung nicht stand gehalten.

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- Und ob die Bürger den verantwortungsvollen Umgang beherrschen? Hier einige Zahlen: "In the U.S. for 2010, there were 31,513 deaths from firearms, distributed as follows by mode of death: Suicide 19,308; Homicide 11,015; Accident 600"
Und: There were (2003) 29,771 firearm deaths in the US and 7,653 firearm deaths in the 22 other countries (Australia, Austria, Canada, Czech Republic, Finland, France, Germany, Hungary, Iceland, Italy, Japan, Luxembourg, Netherlands, New Zealand, Norway, Portugal, Slovakia, Spain, Sweden, United Kingdom (England and Wales), United Kingdom (Northern Ireland), United Kingdom (Scotland)). Of all the firearm deaths in these 23 high-income countries in 2003, 80% occurred in the US.

Es ist ein teures Grundrecht.
Wie gesagt, es ist die Frage, wessen Statistik ich glaube, und wie ich mit dieser emotionellen Sache umgehe,  wie es ja in Deutshcland mit "Freie Fahrt fuer freie Buerger" aehnlich ist.

Zitat
Ich kritisiere, dass mit diesem Recht auf Waffen drei (für mich) nicht tolerierbare Prinzipien vermittelt werden:
-   Es sei normal und legal Konflikte durch Gewalt zu lösen.
-   Es sei legal und legitim Sachwerte mit ggf. tödlicher Gewalt zu verteidigen. Stellt also Sachwerte über die körperliche Unversehrtheit und Leben.
Das Argument der Verteidigung von Familie, Heim, Hab und Gut taucht immer und immer wieder auf.
-   Waffenbesitz als Grundrecht erweckt den Anschein, als ob Bürger ohne Waffe nicht vollwertig, ja nicht mündig seien!
Es ist halt die Tatsache, dass dein Wertesystem anders ist, als das vieler Amerikaner.  Ich kenne sehr viele Menschen hier, die selbst keine Waffen haben wollen, aber das Recht sie haben zu koennen, als sehr wichtig bewerten.  Ja, viel Staaten haben sich die sogenannte Castle Doctrine, als Gesetz gegeben, (http://tinyurl.com/6rqotb3), und dieses Gesetz erlaubt nun mal sich mit toedlichen Mitteln gegen Eindringlinge zu verteidigen.

Waffenbesitz als Grundrecht bedeutet fuer viele Amerikaner, dass sie sich gegen Regierungsgewalt zur Not mit Waffen wehren koennen

Zitat
Ich möchte nochmal betonen, dass ich keineswegs die deutsche Sicht als Maßstab anlege.
Die hier erwähnten bayerischen Sportschützen finde ich aus dem gleichen Grund fragwürdig.
Du kannst die deutsche Sichtweise nicht ablegen (ich auch nicht vollstaendig), denn du bist, wie ich mit dem deutschen System aufgewachsen, und das hat dich grundlegend (wie auch mich) beeinflusst.  viele Amerikaner koennen unsere deutsche Denkweise nicht verstehen, und sogar unser Sohn (in den USA geboren und mit amerikanischer Mutter aufgewachsen, und im US System erzogen worden) wundert sich manchmal ueber Dinge und Gebraeuche, die in Deutschland ueblich sind, hier aber als "exotisch" erscheinen.

Ich klebe, wie schon gesagt, fast 40 Jahre hier, und bin seit 1966 ausschliesslich fuer amerikanische Frimen taetig gewesen, und habe daher staendig mit US Kollegen zu tun gehbat, und reiste jaehrlich fuer mehrere Monate in arbeitsbedingt in die USA (auf einer dieser Reisen habe ich meine Frau kennen gelernt, und mit nach Deutschland genommen), und selbst ich kann habe manchmal noch immer gewisse Schwieigkeiten, mich mit bestimmten Dingen und Sachlagen ohne Probleme abzufinden.  Ich koennte mir daher auch vorstellen, dass man "richtiger"Bbayer sein muss, um die Sportschuetze dort zu verstehen?

Zitat
Und auch das dem amerikanischen Rechtssystem so ähnliche britische Recht regelt den Waffenbesitz extrem restriktiv.
Die USA und Canada sind daher in der westlichen Welt eher die Ausnahme.

Aber es ist nur (m)eine Meinung und zum Glück steht die uns noch zu – hier und drüben.  :D


Mic
Ja, das britische Recht ist aehnlich zu dem Emerikanischen, die Englaender haben aber eine andere Constitution, udn gerade diese wurde ja so geschrieben, um sich von den Briten zu separieren.  Den Englaendern ist Waffen Tragen untersagt, die sollen ja auch nciht gegen das Koenigshaus rebelleiren. Den Amerikanern ist es extra zugestanden, damit sie notfalls rebellieren koennen, also sich genau auf der Gegenseite des Spektrums befinden.
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River

dschlei

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Re: Selbstverteidigung, Rechtslage
« Antwort #134 am: 03.07.2012, 15:40 Uhr »


Nein, im Fall von Notwehr/fahrlässiger Tötung ist die Todesstrafe doch gar kein Thema. Selbst bei "second-degree murder" nicht.

Ich hoffe, damit meinst Du nicht mich. Ich versuche, immer freundlich und höflich zu antworten.

Floriana

Ich hoffe doch, dass wir alle freundlich und höflich sind. Noch dazu nicht nur wir Deutsche über den Waffenbesitz in den USA mit Unverständnis reagieren...

Die Notwehrsituation stellt sich dann für mich folgendermaßen dar.  Auf eine Walmart Parkplatz in Florida (obwohl angeblich in Florida nicht erlaubt), übernachtet ein US Amerikanisches Paar in einem RV.  Ein angeblich betrunkener männliche Person, begehrt in der Nacht ca. 2 Uhr durch lautes Klopfen an der RV Türe Einlass. Der Besitzer gibt durch die geschlossene Türe der die Person zu verstehen, sie soll sich entfernen. Er gibt mehrere Schüsse durch die geschlossene Türe ab die unbewaffnete Person wird tödlich getroffen. Freispruch in Florida da es sich um Notwehr handelt....   
Ja, weil Florida sich das Castle Doctrin als Gesetz gegeben hat (Texas ist da noch freizuegiger, da gilt teilweise unerlaubtes betreten des Landes als Grund zum Schusswaffengebrauchs).  Unwissenheit schuetzt halt nicht vor Strafe, und bei Castle Doctrin kann diese toedlich sein.
With kind regards from the south bank of the Caloosahatchee River