Doch nicht alles so eindeutig?
Ermittler schließen technischen Defekt nicht aus
Wenn es ein technischer Defekt gewesen wäre, würde man auf dem Stimmenrekorder auch die Stimme des im Cockpit verbliebenen Piloten hören und er hätte auf Anfragen der Flugsicherung reagiert. Dass der Autopilot genau in dem Moment selbständig einen kontrollierten Sinkflug einleitet und gleichzeitig der Copilot in Ohnmacht fällt wo der Pilot auf Toilette geht, ist ja ziemlich unwahrscheinlich. Auch wenn es bitter ist, die Selbstmordtheorie ist sehr wahrscheinlich.
Auf die Gesamtzahl der Flüge gerechnet ist ein multipler technisch/menschlicher Fehler zur gleichen Zeit vermutlich auch nicht unwahrscheinlicher als ein Selbstmord. Trotzdem sprechen natürlich viele Indizien dafür, aber es gibt schon genug Leute, die sich unsinnig und unnötig in irgendwelchen Talkshows zu Wort melden, da sollte man wirklich die Ruhe bewahren und auf den finalen Bericht warten. Ändern kann man selber sowieso nichts und das Restrisiko bleibt beim Fliegen immer. Wie übrigens im ganzen Leben. Egal was man für neue Maßnahmen beschließt, irgendeine Schwachstelle wird es auch dort geben. Siehe Edward A. Murphy jr.
Wo ich aber strikt gegen bin, ist eine automatische Meldepflicht für Krankheiten durch Ärzte usw. Das ist ein schwerer Grundrechtseingriff und öffnet Tür und Tor für weitere "Berichtspflichten". Denn zum einen muss man eine Liste an Berufen führen (Piloten, Lokführer, Busfahrer, AKW-Mitarbeiter, etc..), die sich dann sehr schnell ergänzen lässt, wenn das Gesetz einmal da ist und zum zweiten muss man eine Liste der meldepflichtigen Krankheiten führen, die dann auch sehr schnell erweiterbar ist. Denn was muss man melden? Alles? Jede psychologische Behandlung? Nur flug-relevante? Wer entscheidet sowas? Einigt man sich auf eine Meldepflicht für psychlogische Krankheiten, was geht es den Arbeitgeber an, wenn ich mich wegen Zoophilie behandeln lasse? Hat das Einfluss auf meine Flugtauglichkeit? Nein, natürlich nicht, denn das heißt ja nicht, dass man mit dem Flieger in einen Zoo stürzt. Mit der "Nebenwirkung", dass ich dann gar nicht erst zum Arzt gehe, wenn ich weiß, dass es weitergegeben wird.
In dem Zusammenhang vielleicht mal eine Frage an Jürgen, dem ich für seine Einblicke hier auch sehr dankbar wäre: Den Fall vorgestellt, Du würdest Dich mit dem Problem "Depression" vertrauensvoll an Deinen Arbeitgeber wenden. Wäre das karrieretechnisches Harakiri?
Ich kann auch auf dem Weg zum Flughafen auf einen "Suizid-Geisterfahrer" stoßen, den weder große Schilder oder sonstiger Aktionismus aufhalten (übrigens ein guter Vergleich, wenn mal wieder ein Geisterfahrerunfall ist. Dann haben auch alle gute Vorschläge und letztlich wird nichts umgesetzt) und dann wars das. Das ist eben das allgemeine Lebensrisiko. Und das kann einem auch beim Fliegen treffen. Aber dafür würde ich auf keinen Fall auf all die positiven Möglichkeiten des Fliegens verzichten.