Worüber man aber m.E. nachdenken könnte, wäre das Einführen von Neuropsychologischen Testverfahren die im Rahmen der betriebsärztlichen Checks regelmässig durchgeführt und einen Anhaltspunkt für Depressionen und Persönlichkeitsstörungen liefern könnten und die dann in der Konsequenz weitere Untersuchungen auslösen könnten um die Flugtauglichkeit zu gewährleisten.
Diese Art von Überlegung könnte man natürlich anstellen, weil es doch so einleuchtend und nachvollziehbar wirkt. Ja: wirkt.
Aber - sorry - ich finde es auch als einen recht billigen Aktionismus, den die Medien (samt einer Unzahl an "Experten") da mit anheizen.
Ich bin weit davon entfernt, dass Unglück kleiner zu redden. Wirklich. Keine Mißverständnisse!
Aber wir sollten auch mit Augenmaß diskutieren und argumentieren.
Wenn das gleiche Unglück in Papua-Neuginea stattgefunden hätte und keine deutschen Staatsbürger involviert gewesen wären, hätten wir diese Nachricht als "tragisch" bezeichnet und wären recht schnell wieder zur Tagesordnung übergegangen. Seien wir doch bitte ehrlich.
Mich wundert ohnehin recht häufig, dass die "Qualität" einer Tragödie eine deutlich andere sein soll, wenn die eigene Nationalität involviert ist. Als wenn das Leben eines Passagiers mit anderem Pass "weniger" Wert wäre. Das ist natürlich nicht so und es ist Blödsinn.
Auch die (teilweise deutlich zu "intensive") Berichterstattung treibt seltsame Blüten, wenn die Studiomoderation beim Reporter vor Ort nochmals explizit nachfragt WIE betroffen den die Kanzlerin reagiert hätte. Das führt - über kurz oder lang - nur zu dem Umstand, das so beobachtete Politiker (oder Verantwortliche) eine küsntliche Betroffenheit zur Schau stellen, weil sie wissen, dass die Medien ganz genau darauf achten.
Um jetzt nochmals auf die angesprochen, zusätzlichen psychologischen Untersuchungen für Piloten zurückzukommen:
JEDER, der im öffentlichen Raum irgendein Fahrzeug führt, ist grundsätzlich dazu geeignet, durch eigenes Fehlverhalten (mit welchen Ursachen auch immer) neben seinem eigenen Leben viele, viele andere Menschenleben zu gefährden.
Warum sich also jetzt die Berufgruppe der Piloten vornehmen? Weil es gerade "en vogue" ist?
Der Flugverkehr im Allgemeinen ist immer noch sehr sicher. Viel sicherer als (z.B.) der Autoverkehr, Busverkehr oder Fahradverkehr, die insges. deutlich viel mehr Todesfälle auf sich versammeln. Leider. Nur sind diese Todesfälle vielleicht für die Allgemeinheit weniger "spektakulär", um sich mit dieser Intensität damit auseinanderzusetzen, wie das gerade in den letzten Tagen in Zusammenhang mit 4U9525 der Fall war (und ist).
Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, dass es die Medien sind, die bestimmen, was eine "richtige" Katastrophe ist, und was vielleicht nur eine "nachrangige Routinekatastrophe". Das ist zum einen traurig, zum anderen aber auch ziemlich verlogen. Schade.