Nick, beim Thema "malen lernen" muss ich jetzt Dir ausnahmsweise und (zumindest ansatzweise) ein klein wenig widersprechen.
Generell finde ich, das Thema "Fotografie" ist zu vielseitig für ein und denselben Topf.
Zum einen sind die Ansprüche unterschiedlicher Fotografen sehr verschieden und dann muss man imo auch unbedingt zwischen den verschiedenen Ebenen der Fotografie differenzieren: reine Schnappschüsse, anspruchsvollere Urlaubsfotos für sich selber, Stockfotografie, Dokumentarfotografie und kunstvolle Fotografie, die über die reine naturgetreue Darstellung hinaus geht, usw usw.
Wobei ich unter "kunstvoll" sowohl ungewöhnliche Sichtweisen des Fotografen verstehe als auch den bewussten Einsatz ungewöhnlicher Methoden der Fotografie. Marc Adamus (Claus hat ihn bereits verlinkt) ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Wenn ich von ihm irgendwo ein Foto veröffentlicht sehe, erkenne ich oft schon auf Anhieb, dass das ein Foto von diesem Fotografen ist und das völlig unabh. davon, ob die Bilder mir gefallen oder nicht. Er hat nun mal seinen eigenen Stil (imo etwas "gothic"). Ein eigener Stil ist bei Malerei unendlich leichter als in der Fotografie und imo deshalb umso bemerkenswerter!
Meine ganz persönliche Meinung ist, dass "Urlaubsfotografie" und "Fotografie" meistens zwei paar Stiefel sind und dass zweitere sich zwar nicht viel, aber wenigstens ansatzweise über die reine "nur Dokumentationsebene" hinwegbewegen sollte - sei es durch ungewöhnliche Sichtweisen, Perspektiven, sw-Fotografie (das ist ja im Prinzip auch eine "depature from reality") oder andere Methoden. Fotografie ist nun mal eine Form der Kunst!
Hallo Isa,
ich bin da im Prinzip völlig Deiner Meinung. Und natürlich ist eh' alles erlaubt (ich erlaube mir dann halt u.U. , es nicht gut zu finden). Und selbstverständlich sind die Ansprüche an die Fotografie ganz unterschiedliche: "Tante Erna unterm Fliederbusch" soll nett aussehen und eine Erinnerung sein, der auf dem Bild gerade mal 3 mm hohe Grizzly im NP ist mehr ein "Beweisfoto", Stockfotos sind in aller Regel ausgesprochen massenkompatibel und postkartentauglich, Dokumentarfotografie ist ohnehin ein Kapitel für sich (ich glaube nicht, dass er wirkliche Dokumentarfotografie gibt, weil jedes Bild subjektiv gefärbt ist) Werbung muss "schön" sein und "künstlerische" Fotografie ist wieder eine andere Baustelle.
Dass gerade in der Werbung heute gelogen wird, dass sich die Scrollbalken biegen, ist auch klar. Wenn der neueste BMW unter dramatischem Himmel an einer einsamen Steilküste entlangfährt, kann man davon ausgehen, dass es erstens das Auto noch gar nicht gibt, sondern es am Computer entstanden ist, dass zweitens der Himmel zwar echt, aber nie in der Nähe jener Steilküste war und dass drittens an der Steilküste auch noch alle Telegrafenmasten virtuell kettengesägt wurden. Stört mich nicht weiter - ich war lange Zeit in der Werbung tätig - da weiss ich, was ich zu erwarten habe.
Wenn ich hier in diesem Forum "Fotografie" sage, dann meine ich - im weitesten Sinne - Reisefotografie. Da stört mich die o.g. Form der Lügerei sehr wohl. Da möchte ich einfach glauben können, dass das Wetter so war, wie auf dem Bild und dass neben der Palme wirklich keine Fabrik steht.
Bei anspruchsvollerer Fotografie finde auch ich es immer faszinierend, wenn ein Fotograf seinen Stil gefunden hat. Wobei ich ganz subjektiv denke, dass da der ureigene Blickwinkel des Fotografen, auch seine wiedererkennbare Motivwelt und bestimmte erkennbare Bildgestaltungen eine größere Rolle spielen als "Tech-Tricks". Die (für mich) "Großen" in der zeitgenössischen Fotografie verzichten ausnahmslos auf technische Gimmicks und sind (wieder für mich) fast immer auf Anhieb an ihren Bildern zu erkennen. Ich nenne da jetzt einfach mal querbeet ein paar Namen (die sich jeder Interessierte googeln kann): William Eggleston, Lee Friedlander, Ralph Gibson, Michael Eastman, Joel Sternfeld, Stephen Shore, Joel Meyerowitz... Das Gleiche gilt natürlich auch für die "alten Meister" von Ansel Adams über Robert Frank bis Walker Evans.
Der genannte Marc Adamus gehört (wiederum: für mich und subjektiv!) eher zu den abschreckenden Beispielen, weil ich sowas unendlich kitschig finde. Mir fällt da der legendäre Bob Ross ein, der in der Malerei das war, was Adamus in der Fotografie zu sein scheint.
Einig sind wir uns aber jedenfalls darin, dass Fotografie sehr wohl zu den Künsten gehört, gleichberechtigt neben der Malerei oder anderen bildnerischen Medien.