Ich denke, Filter lassen sich in zwei grobe Hauptgruppen unterteilen: zum einen gibt es die Filter, die dazu beitragen, das Motiv (natürlich relativ subjektiv) "richtig" wiederzugeben - die würde ich Korrekturfilter nennen. Und zum anderen gibt es Fiilter, die das Motiv verfremden - nennen wir sie Effektfilter.
Echte Korrekturfilter sind z.B. der UV- und der Skylightfilter, die lediglich dazu dienen, den fürs Auge unsichtbaren Anteil an UV-Licht zu reduzieren, bzw. die relative Kühle des Tageslichts etwas wärmer zu machen. Beide sind für Digitalkameras, aber auch in aller Regel für filmbasierte Kameras, verzichtbar - es sei denn, man nutzt sie als Frontlinsenschutz. Auch dafür sind sie in meinen Augen überflüssig: in den 4 Jahrzehnten, die ich jetzt fotografiere, habe ich noch nie eine Frontlinse geschreddert - obwohl ich bekennender Bereitschaftstaschen- und Objektivdeckel-Verweigerer bin und darüber hinaus mit meinem Equipment eher sorglos umgehe.
In dem Zusammenhang: feine Putzspuren auf der Linse sind erheblich qualitätsmindernder als ein herzhafter Kratzer. Wer es nicht glauben mag, der male mal mit einem abwischbaren Filzstift einen schwarzen Punkt auf die Frontlinse und versuche, den später im Bild wiederzufinden...
Weiter gehören zur Garde der Korrekturfilter die Konversionsfilter, die Tageslichtfilm an Kunstlicht oder Kunstlichtfilm an Tageslicht anpassen - für Digitalos auch kein Thema, denn da tut das der Weißabgleich.
Im weiteren Sinne könnte man auch den geliebt/gehassten Polfilter zu den Korrekturfiltern zählen - dann nämlich, wenn er eingesetzt wird, um unschöne Spiegelungen (nur auf nicht-metallischen Oberflächen) zu reduzieren oder den Dunst in der Ferne zu mindern. Wird er benutzt, um das Himmelsblau bis fast ins Schwarz zu verstärken (wie Docs Bilder im Ausgangspost sehr schön zeigen), ist er eindeutig ein Effektfilter. Ähnlich sieht es mit den Neutralgrau-Filtern aus: zur Reduzierung von zuviel Licht genutzt, zählen sie zu den Korrekturfiltern (das trifft besonders die Film-Fotografen, denn da lässt sich die ISO-Zahl nicht mal so einfach runterdrehen), werden sie aber zum "Verflüssigen" von Wasser eingesetzt, würde ich sie eher als Effektfilter sehen.
Ganz klar Effektfilter sind z.B. Sternchenfilter, Farbverlaufsfilter (bei Farbbildern), Weichzeichner, Multicolorfilter, Kaleidoskopfilter und ähnliches - allesamt sind sie gottlob seit etwa 30 Jahren aus der Mode gekommen.
Allerdings muss ich gestehn, dass ich für meine Leica M6 einen Farbverlaufsfilter benutze, und zwar einen, der von Orange nach klar verläuft. Den nehme ich aber nicht für Farbbilder, sondern für SW-Bilder. Hier bewirkt ein Orangefilter die Abdunkelung von Himmelsblau. Da ein Vollton-Orangefilter aber auch die Teile des Bildes (meist negativ) beeinflusst, die gar nicht beeinflusst werden sollen, habe ich den Orangeverlauf zu einem SW-Filter umgewidmet, der nun nur den Himmel verändert, aber nicht den Rest des Bildes. Das SW-Bild unten dient als Beispiel:
In der SW-Fotografie kommen bei mir aber natürlich auch die anderen "klassischen" Filter zum Einsatz, vor allem und sozusagen als Standardfilter Gelb, aber auch Orange und in Extremfällen Rot - alle drei dienen im Wesentlichen zur Intensivierung des Himmels, der auf vielen SW-Filmen aufgrund ihrer Sensibilierung zu hell wiedergegeben wird.
Für die Farbfotografie halte ich sowohl bei Digitalfotografie als auch bei Film-basierter Fotografie Filter zu 99% für verzichtbar. Ausnahme, wie schon weiter oben gesagt, ist der Polfilter zum "Entspiegeln". Vermutlich fotografieren hier die meisten digital und haben somit die Möglichkeit, Farben ganz gezielt und selektiv bei der Bildbearbeitung zu korrigieren, abzuschwächen oder zu verstärken - und auch ich tue das, da ich hybrid arbeite, d.h. auf Negativfilm fotografiere und die Negative dann scanne, sodass ich auch eine weiterbearbeitbare Datei habe. Im Beispiel unten ist das Negativ praktisch unbearbeitet: der Kontrast zwischen Wolken und Himmel ist so auf dem Film, das Blau und der Kontrast wurden nur minimal verstärkt. Das gleiche mit Polfilter wäre mir persönlich zu heftig.
Meine ganz persönliche und natürlich streng subjektive Meinung zu Effekt-Filtern / Bildmanipulationen / HDR / Infrarot / Cross und ähnlichen Spielereien: weglassen! Der Grat zwischen Bildverbesserung und Kitsch ist extrem schmal und ein gutes Bild wird durch solche Effekte selten besser. Oder überspitzt formuliert: wer die Abbildung der Welt so sehr verfremden will, soll malen lernen