Sind einige unter uns vielleicht nicht alt genug, um sich zu erinnern, dass es auch eine MS-Ära ohne Windows gab, während die Macs schon längst ein GUI hatten (übrigens Atari auch). Das MacOS war nicht nur einen Schritt den anderen voraus, das waren Lichtjahre.
Aber Marketing ist alles - oder glaubt jemand, dass McDonald's die besten Burger hat und deswegen die größte Kette ist?
Weiß ich - ich habe selbst mit MS-DOS 2.11 Microsoft erst kennen gelernt (übrigens bin ich einiges älter als Du).
Das erste Windows war grausam, das habe ich nicht benutzen wollen. Für die Erstellung der Schulungsunterlagen in unserer Firma konnte man nur Apple Produkte einsetzen. Aber das war in den Achtziger Jahren, die Zeiten sind vorbei. Atari hatte damals (aus meiner Sicht) eigentlich die besten Computer (mindestens was Preis/Leistung betrifft). Aber sie sind nie über Spielzeugniveau hinausgekommen, ich weiß nicht, woran es gefehlt hat. Lange Zeit gab es die Adobe Produkte nur für Apple Hardware. Deswegen wurde im PrePrint nur Macs eingesetzt. Aber auch diese Zeiten sind vorbei.
Ich habe aber auch schon 1986 auf UNIX Systemen programmiert, UNIX ist viel älter als alle heutigen Desktop-Betriebssysteme. Linux ist die Portierung des UNIX Kernels auf eine x86 Architektur, das Projekt startete irgendwann Anfang der 90er Jahre. UNIX selbst stammt aus den sechziger Jahren.
Auch als Gesamtkonzept liefert Apple ein stimmiges und zeitgemäßes Bild ab. Er versorgt - andere sagen "bevormundet", oder "knebelt" - die User mit allem, was er für Arbeit und Freizeit in diesem Bereich braucht. Alles ist aufeinander abgestimmt und funktioniert meist sehr gut und intuitiv. Man könnte die einzelnen Komponenten sogar als Teile eines Sets begreifen. Und nach wie vor macht Apple die Dinge einfacher.
Da fängt es an, fragwürdig zu werden. Warum beispielsweise gibt es für jedes neue Release iOS kurze Zeit später den ersehnten "Jailbreak"? Warum schottet Apple sein Betriebssystem OSX künstlich vor Installationen auf normalen Intel PCs ab? Warum zwingt Apple den Anwendern iTunes auf? Weil Apple Geld verdienen will - was nicht verwerflich ist. Aber in diesem Bestreben kollidiert es mit dem Nimbus des "einfacher machens". iTunes macht gar nichts einfacher. iTunes ist eine Qual und hat den Sinn, die Kassen von Apple zu füllen.
Und warum sollte man einer Marke den Erfolg nicht gönnen? War er unverdient?
Der Erfolg ist mir egal - die Preise sind mir zu hoch und ich sehe nicht, dass Apple die Welt einfacher macht (zumindest nicht mehr oder weniger als es die Konkurrenz auch macht). Und mit Android ist (ebenfalls auf unixoider Basis, genau wie OSX) eine mächtige neue Konkurrenz entstanden.
Es gibt Mitbewerber... und z.B. in der Idee "Win 8" steckt Potential. Mal sehen, was man damit anfängt.
"Mitbewerber" klingt gut - im Desktop Bereich ist Windows nach wie vor mit kilometerweitem Abstand der Marktführer (Anteil größer als 90%). OSX tummelt sich irgendwo bei 7%, und Linux bei 1 bis 2%. So in dieser Größenordnung.
Mich stört das alles nicht - ich kann nur nicht verstehen, wie man OSX und Apple Produkte so "vergöttern" kann (wie es ja auch im Forum geschieht). Es ist weder ein besonders gutes noch ein besonders schlechtes Betriebssystem, es kann nicht mehr und nicht weniger als die Konkurrenz auch. Es ist lediglich mit den vielen bekannten Fußfesseln ausgestattet. Und wenn es den gleichen Verbreitungsgrad wie Windows hätte, würden sich auch die Hacker mehr um Viren für OSX kümmern. Aber OSX ist ein Nischenprodukt (das muss man so sagen), das ist nicht interessant für Hacker. Das ist auch für Linux ein guter Schutz, dazu kommt die große Entwicklergemeinde, die sehr viel schneller reagieren kann als ein monolithischer Konzern.
Und den Absturz von Sony, den mag man bedauern, auch Nokia (einst der strahlende Komet am Handyhimmel) kämpft ums Überleben - aber eines ist sicher: dagegen ist auch Apple nicht versichert (auch Microsoft nicht), solche Dinge passieren manchmal schneller, als man es vorher vermuten würde. Apple braucht nur ein, zwei Fehlprodukte auf den Markt zu werfen, die Tablets bewegen sich vielleicht doch in Richtung Windows (das weiß man alles nicht), der Smartphone Markt ist sowieso schon sehr umkämpft (Samsung hat da definitiv die Führung übernommen) und dann geht das auf einmal ganz schnell. Hochmut kommt vor dem Fall. General Motors war auch einmal der mit Abstand größte Autobauer der Welt - bis sie vor 3-4 Jahren vor einem Scherbenhaufen standen.
P.S.: Eigentlich gibt es da ja auch ein anderes, wirklich bedauerliches Ende eines führenden Welt-Konzerns. Der Konzern, der die Marktherrschaft in der Filmtechnik hatte, der selbst sogar maßgeblich an der Entwicklung der Digitalkameras mitgewirkt hat und auch mit die ersten hochwertigen sog. "Vollformatsensoren" entwickelt hat. Nämlich das traurige Ende von Kodak - vor 20 Jahren der Marktführer schlechthin. Weil sie es auch nicht geschafft haben, die richtigen Produkte ihren Entwicklungen folgen zu lassen. Die haben auch nicht geahnt, dass sie sich mit der Digitaltechnik ihr eigenes Grab schaufeln...