Manchmal habe ich den Eindruck, dass auswandern einfach neue Kräfte, neues Engagement freisetzt und man deshalb DInge angeht und schafft, zu denen man sich in der alten Heimat nie aufgerafft hätte.
Ist vielleicht so ein bisschen der Effekt, den ich öfter beobachtet habe bei Freunden, die die Schule wechseln mussten. Obwohl die neue Schule keine geringeren Anforderungen stellte und sie auch nicht auf einmal intelligenter geworden waren, lief es in der neuen Schule auf einmal deutlich besser.
So ein frischer Start kann sicherlich neue Kräfte freisetzen.
Ich kenne auch hierzulande viele Menschen, die heute Postionen ausfüllen, für die sie keine Ausbildung haben. Schon mein Vater war so jemand. Hüttenbauingenieur studiert und dann nach wenigen Jahren in der Stahlindustrie erst eine Bauabteilung in der Endphase eines Industrieneubaus geleitet und dann Jahrzehnte als Personalleiter in der chemischen Industrie gearbeitet.
Mein ältester Freund hat Lehramt studiert, abgebrochen, umgeschult zum EDV-Kaufmann, war dann im Controlling eines mittelständischen Unternehmens und ist heute Mitinhaber einer Firma für Industrieelektrik mit Niederlassungen in den USA und China.
Ein anderer Bekannter hat Koch gelernt, war jahrelang in der Spitzengastronomie unterwegs (unter anderem bei Witzigmann) und ist heute erfolgreicher selbständiger Finanzberater.
Solche Karrieren kenne ich diverse. Möglich ist das alles auch in Deutschland. Fort und Weiterbildung wird ja sogar offiziell unterstützt mit zusätzlichen Urlaubstagen und in vielen Unternehmen aktiv gefördert.
Was mir in den USA gut gefällt, ist die Kultur des Scheiterns. Dort gehört es dazu, auch mal mit einer Idee zu scheitern und wenn man danach wieder aufsteht und neu anfängt legt einem das niemand negativ aus. Hier wird man nach einer Pleite schnell als Versager abgestempelt.