Ostermontag 9.4.2012So heute geht es nun richtig los! Nach dem Frühstück checken wir aus, unser Guide Sudath erwartet uns an der Rezeption. Als ich das Auto sehe kriege ich doch einen leichten Schreck: ein uralter Nissan, geschätzte 20 Jahre plus x, am Tacho weit über 200.000 km (und der Tacho stieg während der Fahrt nicht mehr an, der war definitiv kaputt), am Rücksitz keine Gurte, so was hab ich ja schon ewig nicht mehr gesehen, schluck…aber da hilft nix, wir stehen hier nicht bei Alamo an der Choice Line…zum ersten Mal wird mir bewusst, dass wir hier in der 3. Welt sind. Wir dachten eigentlich beide, dass diese Karre unserem Guide gehört und wollten nicht unhöflich sein und haben uns nicht beschwert (später haben wir erfahren dass das Auto gar nicht ihm sondern dem Reiseveranstalter gehört).
Wir fahren nun nördlich ins Landesinnere nach Anuradhapura, der ersten Hauptstadt Sri Lankas. Die Landstrasse führt durch viele Ortschaften und an Plantagen vorbei, unser Guide kennt alle Planzen, nennt uns die Namen der unterschiedlichen Kokosnussarten (hab ich natürlich längst vergessen), zeigt uns Teakholzbäume (die würde ich wieder erkennen) und einmal fährt er einfach an den rechten Strassenrand (hier ist Linksverkehr!) und hält an um uns einen Cashewnussbaum zu zeigen. Die Fahrweise hier (nicht nur seine) ist gelinde gesagt kreativ. Die Regel heißt „der stärkste gewinnt“, jeder fährt wie er will. Außerdem liegen überall schlafende Hunde auf der Strasse um die man rumkurven muss. Sie stehen erst auf kurz bevor sie überfahren werden. Wir sind schon mal sehr froh nicht selbst fahren zu müssen (das macht auch fast kein Tourist).
Bei einer kurzen Pause trinken wir zum ersten Mal echten Ceylon Tee in einem Cafe/Restaurant?, er schmeckt vorzüglich (und ich bin eigentlich reiner Kaffeetrinker), wir sind hier unter Einheimischen und zahlen auch solche Preise: 20 Cent für die Tasse, so billig werden wir ihn nirgends mehr finden.
Mittag kommen wir in unserem Hotel Palm Garden Village an, es liegt ein paar Kilometer außerhalb des Ortes, eine große Parkanlage, mit kleinen Häusern, wirklich superschön:
das Hauptgebäude vom Garten aus gesehen
ein riesen Pool!
im Garten
unsere Hütte
das Zimmer war etwas dunkel, das Bad hatte nur eine kleine Dusche, das Duschbecken hätte mal eine Sanierung oder Grundreinigung gebrauchen können, da bin ich nur mit Badeschuhen rein, der Rest war sauber. Die Anlage wurde 1994 gebaut und wenn man ein Bad 15 Jahre nicht gründlich putzt wird aus weiß braun so ist das halt. Deutsche Sauberkeit war in etlichen Hotelbädern Fehlanzeige - leider.
Bis zum Nachmittag haben wir nun Pause und haben den Pool ganz für uns alleine. Man hört alle möglichen Vogelstimmen, aber die Bäume sind so hoch, man sieht die Vögel nicht. Und Streifenhörnchen flitzen die Bäume rauf und runter, total süß. Im Zimmer hing ein Plan der Anlage, da war ein Haus „General Store“ verzeichnet. Da wollte ich mir ein Sandwich oder ähnliches kaufen. Allerdings ist der Store kein Geschäft sondern ein Lagerhaus für Gemüse etc. und als ich dem Angstellen erkläre, dass ich ein Sandwich kaufen wollte, schleust er mich durch das Lager und die Küche ins Restaurant. Immerhin wusste ich danach dass beides sauber und aufgeräumt aussah. Zu kaufen gab es leider nix, im Restaurant essen wollte ich nicht. Wäre auch keine Zeit mehr gewesen, unser Guide hat uns bald darauf abgeholt zur Besichtigung.
Die historischen Anlagen liegen wie das Hotel außerhalb des heutigen Ortes im Gelände verstreut. Zuerst geht es in den ältesten buddhistischen Tempel Sri Lankas. Buddha hat zu seinen Lebzeiten mehrere Reisen nach Sri Lanka unternommen, der damalige König in Anaradhapura hat die Lehre angenommen und im 3. Jhdt v. Chr. eine Tempelanlage gebaut:
die Anlage ist auf und zwischen Felsen gebaut:
die Felsen sind behauen:
und im Tempel (genauer gesagt im Stelenhaus) gibt es schöne Buddha Figuren
diese zeigt den König der den Tempel erbaut hat (soweit ich mich erinnere)
in einer Felsspalte nisten hunderte Fledermäuse:
Fledermäuse mag ich total gerne, ich habe mehr Zeit damit verbracht die Tierchen zu betrachten als die Statuen
In einem Gebäude war ein kleines Museum
dies zeigt ein Liebespaar aus dem 6. Jhdt. n. Chr.
Von oben auf der Anlage hatte man einen sehr schönen Blick in die Landschaft:
seht ihr die Teiche mit Lotusblumen hinter der Anlage? Hier eine Blume:
Und seht ihr das Tor am Eingang? Hier mussten wir unsere Schuhe ausziehen und die gesamte Anlage barfuß besichtigen. Nicht besonders angenehm über pieksenden Sand, zum Teil sehr heißen schwarzen Fels und Steinstufen zu laufen. Das war leider überall so. Dass man Schuhe vor dem Tempelgebäude selbst ausziehen muss kenne ich auch von anderen Ländern, aber in der gesamten Anlage? Der Boden ist ja nicht sauber, man geht also mit schmutzigen Füssen in den Tempel, keine Ahnung was das soll. In manchen Anlagen musste man auch echt schauen wo man hin tritt, Müll liegt durchaus auch in Tempelanlagen rum…also besonders pingelig darf man hier nicht sein.
Danach besichtigen wir eine antike Bäderanlage, die der gleiche König gebaut hat, das große Bad
das kleinere Kräuterbad
eingebettet in eine sehr schöne Umgebung
von den restlichen Gebäuden waren nur noch ein paar Ruinen übrig.
Als nächstes geht es zu einem Buddha Tempel, der nur ein paar Jahre jünger ist als der erste.
Auf dem Weg dorthin begegnen wir Affen, Kühen und etlichen Vögeln
diese Affen heißen Languren,
leider ist es mitlerweile ziemlich dunkel bewölkt
ein Kuhreiher soweit ich weiß
Hunde sind hier sehr fruchtbar, manche haben fast Euter am Bauch hängen.
Neben dem Tempel steht ein heiliger Bo Baum:
jeder Tempel hat solch einen Baum. Die Legende sagt, dass Buddha einen Zweig des Baumes unter dem er die Erleuchtung fand nach Sri Lanka gebracht hat, dieser Zweig wurde beim ersten Tempel in Anaradhapura eingepflanzt und alle anderen Bäume sind Ableger von diesem ersten. Der erste Baum steht angeblich noch, er ist dann jetzt 2300 Jahre alt (ob ein Baum wohl wirklich so alt werden kann?). Der lateinische Name lautet übrigens: Ficus religiosa (kein Witz, ich habe das in Wikipedia nachgeprüft).
Zu einem Tempel gehört immer auch eine Dagoba (auch Stupa genannt)
eine Stupa ist nicht hohl sondern komplett aus Ziegeln gemauert, es sollen allerdings Reliquien innen versteckt sein.
Hier ein Bild einer Stupa in der Nähe, die gerade renoviert wird:
vor einer Stupa sind Altäre wo man Opfergaben ablegt, meist Blumen:
Buddhastatuen im freien oder in einem sogenannten Stelenhaus sind auch fester Bestandteil einer buddhistischen Tempelanlage in Sri Lanka
eine Tempelkatze gab es auch
Katzen waren aber selten.
Auf der Rückfahrt ins Hotel haben wir noch vor einer weiteren Stupa gehalten:
sie sehen eigentlich alle gleich aus.
Zum Abendessen bleiben wir im Hotel, es gibt fußläufig nichts anderes, wir sind mitten in der Pampa.
Es gibt Buffet: sowohl sri-lankische Speisen als auch europäisch, beides sehr gut und in reichlicher Auswahl.
Ein schöner Tag (vom Schreck über das Auto abgesehen). Die Tiere und die Landschaft fand ich fast interessanter als die historischen Stätten.