Samstag 21.4.2012Heute Morgen ist es bewölkt aber warm. Wir sind die einzigen Gäste beim Frühstück, der Kellner serviert uns frischen Ananassaft, Eier nach Wunsch, einen Obstteller, Toast, Butter und Marmelade und Kaffee bis zum Abwinken. Es ist wunderbar beim Frühstück in den Garten zu schauen und den Vögeln und Teepflückerinnen zuzusehen. Danach beobachten wir noch eine Weile Vögel am Balkon, ich entwickle mich langsam zum Hobby-Ornithologen
Um 9 Uhr checken wir aus, heute geht die Fahrt nach Tissamaharama im Süden nah der Küste. Zunächst halten wir noch am Tempel der Edelsteinhändler in Ratnapura:
im Eingangsbereich steht der Tempelelefant mit seinem Mahut:
der Mahut und der Elefant bleiben ein ganzes Leben zusammen (fragt sich nur wer länger überlebt). Jeder Tempel der etwas auf sich hält hat einen Elefanten, der an der jährlichen Prozession in Kandy teilnimmt.
Im Tempel darf man nicht fotografieren, was ich aber zunächst nicht gecheckt habe, drum gibt es ein paar Fotos:
Dann geht es auf die Landstrasse die diesmal viel besser ausgebaut ist und wir kommen gut voran, wir haben heute viel Strecke zu fahren. Manju will uns heute über Religion und Kultur erzählen.
Uns sind ja schon öfter Mönche aufgefallen in orangen oder dunkelroten Gewändern. Manju erklärt dass Mönche mit hellen Kutten ganz normal im Dorf mit der Bevölkerung leben während die dunkelrot gewandeten Mönche im Wald leben und nur einmal am Tag ins Dorf kommen um ihr Essen zu erbetteln (Selbstkasteiung gehört zu der laut Manju in Sri Lanka praktizierten Form des „orthodoxen Buddhismus“). Mönch ist man sein Leben lang (also nicht wie in anderen buddhistischen Ländern wo man ein Jahr ins Kloster geht und dann ein weltliches Leben lebt). Kinder als Mönche sind noch Mönch auf Probe, erst wenn sie erwachsen sind müssen sie sich entschieden. Es gibt übrigens auch Nonnen (wir haben aber nie welche gesehen).
Dann kommt ein besonders lustiges Kapitel: wie sieht das mit der Eheanbahnung aus? Also in Sri Lanka heiratet man jung, Frauen in der Regel noch unter 20, Männer bis 25. Wenn man also meint dass es jetzt Zeit wäre lässt man den Heiratsvermittler kommen, den es in jedem Dorf gibt. Er hat Listen mit Fotos geeigneter Kandidaten/innen und aus dieser Liste sucht man sich was passendes aus z.B. auch nach Kastenzugehörigkeit, es gibt 18 verschiedene Kasten und man heiratet meist in der gleichen Kaste.
Danach treffen sich dann die beiden Familien also vor allem die Eltern und diskutieren ob das passt. Dazu kommt dann auch der Astrologe, die die Horoskope der beiden Brautleute vergleicht, wenn er zustimmt und sich die Eltern über den Brautpreis einigen (die Braut bringt in der Regel einen Hausstand mit z.B. Möbel ähnlich unserer Aussteuer früher, bei reichen Leuten darf es auch ein ganzes Haus sein) legt der Astrologe auch den passenden Termin fest. Man kennt sich also vor der Hochzeit praktisch gar nicht, Sex vor der Ehe ist tabu. Heutzutage gibt es auch einige junge Leute die sich ohne Heiratsvermittler und Astrologen einen Partner suchen, aber auch da geht nix außer Händchenhalten vor der Ehe… (ich konnte mir nicht verkneifen zu antworten dass in Deutschland zwei Leute ohne jegliche sexuelle Erfahrung als heiratsunfähig gelten)
Bemerkung am Rande: Reiseleiter gelten als schlechte Heiratskandidaten, da sie angeblich mit den Touristinnen schlafen, sie haben also einen schlechten Lebenswandel und so jemand will man nicht als Schwiegersohn. Manju hat es trotzdem geschafft eine Frau zu finden, aber sein Job ist ein Handicap. Das erklärt auch warum eine Frau laut Reiseführer bestimmte Plätze in Städten im Dunkeln meiden sollte, Touristinnen gelten als leichte Mädchen…
Wenn dann die Hochzeit statt findet wird zweimal gefeiert: zuerst im Elternhaus der Braut. Die Braut trägt einen hellen Sari, der Mann einen englischen Anzug, danach gibt es die Hochzeitsnacht mit Jungfräulichkeitstest auf weißem Laken (das finden die in Sri Lanka allen Ernstes normal!
), danach geht es ein paar Tage auf Hochzeitsreise und dann folgt das zweite Fest im Elternhaus des Mannes wobei sie einen roten Sari und er einen Sarong trägt. Mittlerweile gibt es auch „Wedding Halls“ falls man nicht daheim feiern will oder kann.
Nach der Hochzeit hat die Frau dem Mann zu gehorchen und den Mann zu ertragen wie er ist. Scheidung ist möglich aber verpönt. Wenn es gar nicht mehr geht kehren die Frauen 2 oder 3 Jahre zu ihren Eltern zurück und probieren es dann noch mal mit ihrem Angetrauten.
Was für grässliche Zustände! Jeder Feministin stehen die Haare zu Berge, Stammeskultur in Reinform. Wenn ein Mädchen zum ersten Mal seine Tage bekommt wird es übrigens 7 Tage in einem fensterlosen Raum gehalten damit kein Mann einen Blick auf es werfen kann, danach wird ein großes Fest gefeiert und ein Astrologe kommt und erstellt eine Art Lebenshoroskop.
Mein Gott bin ich froh in der westlichen Welt zu leben
Manju hat uns danach noch erzählt wie er eigentlich zu seinem Job als Reiseleiter gekommen ist: sein Vater ist schon mit 57 gestorben, da war er gerade mit der Schule fertig. Und als jüngstes Kind muss er für die Eltern im Alter sorgen (das jüngste Kind erbt daher auch das Elternhaus), es gibt kein Rentensystem nur Staatsangestellte erhalten eine Pension. Da seine Mutter Hausfrau ist und kein eigenes Einkommen hat musste er sich einen Job suchen, eigentlich hatte er geplant Medizin zu studieren. So hat er zunächst in einem Hotel am Empfang gearbeitet und nach einem Deutschkurs als staatlich geprüfter Reiseleiter einen Job gesucht. Sein Onkel arbeitet auch als Reiseleiter und hat ihm bei der Jobsuche geholfen.
So langsam wird uns klar dass wir in völlig verschiedenen Welten leben…
Nun aber zurück zu unserer Reise. Auf dem Weg geht die Strasse lange Zeit am Udawalawe Nationalpark vorbei. Elefanten stehen am Zaun und lassen sich von Touristen mit Obst füttern:
eine Büffelherde treffen wir
diese Gegend ist bekannt für Joghurt aus Büffelmilch, den haben wir im Hotel zum Frühstück bekommen und schmeckt sehr lecker, etwas säuerlicher und fester als „normaler“ Joghurt
und Ibisse haben wir unterwegs gesehen:
Kurz bevor wir am Hotel ankommen schlägt Manju ein schönes Lokal für das Mittagessen vor, es gibt Reis und Curry und ist wie immer sehr lecker, hier ist richtig viel los, das Restaurant wird von größeren Touristengruppen angefahren. Danach sind wir in wenigen Minuten im Hotel Hibiskus Garden, das wieder abseits der Stadt in der Pampa liegt. Es ist eine sehr schöne gepflegte kleine Anlage:
Empfang mit Restaurant im Obergeschoß
um den Pool gruppieren sich 4 Häuser mit je 4 Zimmern, sehr gepflegt und perfekt sauber. Moskitonetze sind auch vorhanden. So hätten wir es uns immer gewünscht. In der Hotelleitung arbeitet ein Deutscher, am Pool steht eine Dose „Ata“, sogar die Putzmittel sind deutsch
Wir legen uns an den Pool, Manju wird uns um 17 Uhr zur nächsten Tempelbesichtigungsrunde abholen. Am Pool treffen wir ein älteres deutsches Paar (damit meine ich einfach ein paar Jahre älter als wir
). Sie waren doch tatsächlich oben am Admas Peak, sie hatten ein Hotel ganz in der Nähe und sind nachts um halb 2 aufgebrochen und waren zum Sonnenaufgang oben (so macht man das typischerweise, stand auch so in unserem Reiseführer). Respekt, das hätten wir ihnen gar nicht zugetraut, vor allem der Mann schleppt eine ziemliche Bierkugel mit sich rum…sie erzählen dass der Andrang riesig war und es an der Spitze Stau gab, bis zum Gebäude oben kam man erst gar nicht, weil da oben gar kein Platz für so viele Menschen ist. Immerhin waren sie dabei. Und sie haben auch deutlich weniger Beschwerden über ihre Hotels was Sauberkeit etc angeht, sie haben ihre Reise bei
http://www.takeoffreisen.de/ gebucht, auf gut Glück, sie hatten auch Schwierigkeiten eine geeignete Reiseagentur zu finden. Offensichtlich war das ein guter Griff, diese Adresse merken wir uns.
Im Garten am Pool
ein Pfau kommt zu Besuch an den Pool
Am Abend holt uns Manju ab und wir fahren zum Tempel Kataragama. Es ist ein hinduistischer Tempel aber auch Buddhisten kommen hierher. Auch Manju will unbedingt an einer Zeremonie im Tempel teilnehmen, diesen Tempel besucht man typischerweise zu Jahresanfang und trägt seine Bitten fürs neue Jahr vor, das passt also gerade. Uns ist das recht, Tempel sind ja viel interessanter wenn man sie nicht nur wie Touristen besichtigt.
Vor dem Tempel kauft man Früchte als Opfergabe, eine Silberschale erhält man leihweise dazu.
Man muss 7 verschiedene Früchte kaufen: eine Ananas, Bananen, eine Kokosnuss, ein Apfel, Zuckerrohr, eine Papaya und das 7. weiß ich nicht mehr. Jedenfalls ist der Teller höllisch schwer und wir tragen ihn abwechselnd.
Vor dem Eingang:
Im Eingangsbereich stellen die Gläubigen ihre Teller ab bis die Zeremonie beginnt:
wir haben noch mehr als eine halbe Stunde Zeit und schauen uns im Tempelgelände um. Es gibt wieder einen Elefanten mit seinem Mahut:
es wird nun langsam dunkel
auf den Bäumen turnen Languren, während sich Manju und mein Freund auf einer Mauer sitzend unterhalten schaue ich den Affen beim Blätterfressen zu. Ich dachte eigentlich die ernähren sich von Obst aber die Blätter scheinen auch gut zu schmecken. Kurz bevor die Zeremonie beginnt formiert sich eine Schlange am Tempeleingang und wir stellen uns dazu (mit dem schweren Teller abwechselnd in der Hand). Blöderweise beginnt es zu regnen kurz bevor wir den Tempel betreten können. Im Tempel herrscht ein totales Gedränge. Manju reicht einem Mönch sein Schale, dieser schneidet vom Obst jeweils ein symbolisches Stück weg und nimmt den Geldschein runter, spricht ein Gebet und gibt uns die Schale zurück, das hat keine Minute gedauert und es stehen mehrere Mönche nebeneinander, die von den Gläubigen Obstschalen in Empfang nehmen. Man kann sich kaum umdrehen so voll ist es. Gleich danach werden wir von den Nachfolgenden nach draußen gedrängt. Irgendwie ist mir das viel sympatischer als ein einstündiger Gottesdienst in der Kirche
draußen regnet es in Strömen, da kann meine Regenjacke beweisen dass sie was taugt und tatsächlich bleibt die Kamera darunter trocken. Manju hat weder Jacke noch Schirm dabei und wird tropfnass. Unter einem Dachvorsprung warten wir ein paar Minuten aber es hört nicht auf zu regnen, so gehen wir durch die Fluten zum Auto zurück. Habe ich schon erwähnt dass ich mir für die Reise Wading-boots von Keen gekauft habe? Also die kann ich wärmstens empfehlen! Jeder normale Lederschuh wäre nach dieser Reise hinüber gewesen. Am Obststand gibt Manju die Schale zurück und wir bekommen gesegnete Ananas zu essen, vielleicht hat es geholfen, niemand von uns hat eine Erkältung bekommen, aber das schöne hier ist, dass es auch bei Regen nie kälter wird als 25 Grad.
Das Abendessen im Hotel ist wieder in Buffetform, sri lankisch und europäisch, die Auswahl ist nicht ganz so reichhaltig aber okay, und hier funktioniert auch bei Regen der Strom, sogar WLAN gibt es wie wir zu unserer Freude entdecken, endlich mal wieder Mailempfang und wir senden ein Lebenszeichen nach Hause.