Sonntag 29. Mai 2011Heute Morgen ist schönstes Wetter doch frühstücken kann man nur drinnen! Die Tür nach draußen ist versperrt, damit auch ja keiner auf die Idee kommt, wieso Käfighaltung bei Touristen erlaubt ist wo es bei Hühner doch mittlerweile verboten ist? Naja egal wir reisen ja gleich ab.
Gestern Abend hatten wir Zeit genug mal nach Hotels für die nächsten Tage zu suchen. Für Sevilla war das gar nicht einfach: im Lonely Planet stand man sollte nicht mit dem Auto in die Stadt fahren, sehr hilfreicher Hinweis wenn man eine Autorundreise macht. Natürlich wollten wir auch nicht so weit draußen logieren, nach einigem Hin und Herüberlegen haben wir dann ein Hotel am Rand der Altstadt gefunden wo ganz in der Nähe ein Parkplatz ist, vor dem Hotel kann man aber angeblich am Strassenrand auch parken.
Zunächst geht es aber noch eine Nacht nach Arcos de la Frontera, das soll auch ein ganz besonders schöner Ort sein ähnlich Ronda. Und wie in Ronda gibt es ein Parador Hotel direkt an der Felskante gelegen, das wollte mein Freund eigentlich buchen, war aber 3 Monate vor der Reise schon ausgebucht, so mussten wir also was anderes suchen. Hotels gab es da wohl nicht viele, bei HRS haben wir aber etwas in der Umgebung im Ortsteil El Santiscal die „Hacienda El Santiscal“ entdeckt: ein Haus aus dem 15. Jahrhundert zum Hotel umgebaut sogar mit Pool und nur 95 € (für spanische Verhältnisse günstig) und außerdem am Rand eines Sees gelegen, die Fotos sahen toll aus, das wurde gebucht.
Bei der Abreise haben wir Glück: es wird nur der Wein berechnet nicht das Abendessen! Es gibt hier wohl normalerweise gar keine Gäste, die nur Frühstück buchen, die haben alle das rundumsattundsorglos-Paket
Und die Garage hat auch nur 5 € gekostet (wir kommen trotzdem DEFINITIV nicht wieder)
In Arcos de la Frontera angekommen finden wir zufällig am Ortsanfang einen wohl halboffiziellen Parkplatz, eigentlich nur ein freies Gelände ungepflastert, aber es stehen ein paar andere Autos da und es kostet keine Gebühren. Auf den anderen Straßenseite geht es steil eine Treppe rauf zum Beginn der Altstadt und auch von da oben geht es noch steil der Berg hoch. Und die Strassen wieder mal wieder extrem schmal. In einem alten Palast befindet sich die Touristeninformation, hier gibt es nicht nur Stadtpläne von Arcos zu kaufen sondern auch von Sevilla und Granada, sehr praktisch da wir noch gar keine Pläne haben.
Als wir dann oben auf dem zentralen Platz ankommen wo das schöne Parador Hotel steht, herrscht das totale Chaos: der Platz ist komplett zugeparkt und ständig kommen Autos rauf die auch noch parken wollen aber keine Chance, es ist alles überfüllt.
die Kirche am Platz ist mal wieder versperrt
gegenüber liegt das Rathaus:
vor lauter Autos kann man kaum über den Platz gehen. Zwischen den beiden Gebäuden liegt das Hotel. Mann bin ich froh, dass wir hier kein Zimmer bekommen haben: bei der Anfahrt über die steile enge Strasse hätte ich ja schon die Krise gekriegt und dann kann man hier gar nicht halten…
Wir setzten uns aber auf die Terrasse des Hotels von wo man einen wunderbaren Blick hat und gönnen uns ein paar Tapas. Hier die Aussicht:
diese Kirche wird von Schwalben umschwärmt, rangezoomt gut zu erkennen:
Blick in die andere Richtung:
Die Hotelzimmer (zumindest einige davon) haben Balkone und gehen in die gleiche Richtung, das wäre natürlich schon toll gewesen…
Als wir dann weiter durch den Ort bummeln, steht eine Menschenmenge vor der Kirche und jetzt verstehen wir warum hier so ein Chaos ist: es ist weißer Sonntag:
die Mädchen schauen aus wie überall im katholischen Europa, die Jungs tragen alle eine Art weiße Gardeuniform mit goldenen Troddeln und Schulterklappen, das schaut an 12-jährigen ein bisschen albern aus.
Ich lasse mir die Chance nicht entgehen und gehe in die Kirche:
die Altäre sind hier immer stark vergoldet und die Wände schlicht gehalten.
Hier gab es in einer Seitenkapelle Reliquienschreine wie man sie auch aus Bayern kennt:
wie ich so am fotografieren bin spricht mich eine Spanierin an – ich nix verstehn- und sie bedeutet mir mit Gesten, dass ich die Kirche verlassen soll, okaaay… das Hauptportal ist schon zugesperrt, sie scheucht mich durch die Sakristei nach draußen. Hier muss man echt aufpassen dass man nicht in einer Kirche vergessen wird…
das hier ist auch in der Altstadt:
in solcher Verkleidung geht am Karfreitag eine Prozession durch den Ort, davon haben wir im Reiseführer gelesen, das wäre bestimmt auch interessant zu sehen.
Hier sieht man wie eng die Strassen sind:
und ungefähr hier sind sich 2 Autos entgegen gekommen, der, der von oben kam, musste dann rückwärts den Berg wieder rauf fahren und um die Kurve, also ich wäre gestorben dabei…
der Ort liegt wirklich sehr schön:
eine Burg hätte es auch noch gegeben:
da sind wir aber nicht mehr hingelaufen.
Als wir unten ankommen ist das Auto noch da und es haben sich andere neben dran gestellt, also alles in Ordnung. Nun wollen wir zum Hotel an den Pool.
Es sind ein paar Kilometer zu fahren, dann kommt an einer T-Kreuzung ein Schild links nach El Santiscal, das Navi will nach rechts abbiegen…
Also wie ich es von der HRS Karte in Erinnerung habe scheint mir links auch richtiger, das Navi ist überstimmt! Wir fahren eine Weile gradeaus, es kommt kein Schild mehr, als ich schon umkehren will kommt ein Hinweisschild des Hotels, Glück gehabt. Danach kommt aber weder ein Hotel noch ein weiteres Schild, und Gebäude stehen auch keine mehr am Straßenrand, etwas ratlos fahren wir weiter und wirklich endet die Straße am Hotel. Und was für eine schöne Auffahrt ist das hier:
der Eingang:
die Rückseite des Hotels:
ja Wahnsinn, ist ja toll hier! Die Besitzerin spricht sehr gut englisch, wir erklären ihr dass das Hotel schwer zu finden war, ja das Problem hat sie ständig, denn alle Navis haben die Adresse irgendwie falsch einprogrammiert, darum haben sie auf ihrer Hotelwebsite die GPS Koordinaten angegeben (tja davon stand bei HRS nichts). Immerhin haben wir es selbst gefunden, es gab auch schon Leute, die sie aus 30 km Entfernung abgeholt haben, weil das Navi sie in die Wüste geschickt hat (finde ich ja sehr nett, dass sie die Touristen einsammeln gehen!)
Neben dem Zimmer, das wir gebucht haben gibt es auch noch andere teurere ob wir die sehen möchten? Na schauen schadet ja nix…unser Zimmer ist wirklich winzig, das Bett nur 1,40 m breit und die anderen sind schon größer, kosten dann aber 130 oder 140 €, für eine Nacht muss das nicht sein. Vor allem weil es im Hotel auch noch einen schönen Aufenthaltsraum mit Bar gibt, da muss ich mich ja nicht im Zimmer aufhalten und zum schlafen reicht es uns, in Frankreich sind die Betten nie breiter. Alle Zimmer sind mit antiken Möbeln eingerichtet und es gibt einen wunderschönen Innenhof:
einfach toll hier!
Und hinter dem Haus liegt dann der Pool:
klasse oder? Mit Blick auf den See und das Vogelschutzgebiet.
Hier übernachten wohl oft Hobby-Ornithologen, die Hotelbesitzerin verleiht ein Fernglas und Vogelkundebücher, angeblich kann man hier Fischadler beobachten, wir wollten eh am See spazieren gehen und lassen uns ornithologisch ausrüsten. Leider gibt es aber keinen Weg am See, überall steht Schilf und schon zum See hin muss man sich durch Unterholz kämpfen
man hat aber einen schönen Blick aufs Hotel
Vögel sind weit und breit auch keine zu sehen, statt dessen riesenhafte Heuschrecken:
igitt wie eklig hier bleibe ich nicht. Der Pool ist wesentlich verlockender! Es ist zwar bewölkt aber zum baden noch warm genug. Als wir so am Pool liegen kommt eine Hotelangestelte und fragt nach unseren Wünschen!? Also wie immer: dos café con leche por favor
der Cafe kommt prompt, klappt einfach alles wunderbar hier
auf einmal bimmelt es von überall her, eine Schafherde ist auf die Wiese neben das Hotel gezogen:
einfach idyllisch hier!
das dreigängige Abendmenu wird später im Innenhof serviert, uns geht es richtig gut hier. Heute gelingt es mir einen kleinen Besucher zu fotografieren:
Geckos die überall in Andalusien die weißen Wände raufkrabbeln und Fliegen und Mücken fressen (sie sind mir sehr sympatisch). Diese Tierchen habe ich in Europa noch nie gesehen, die kannte ich bisher nur aus Asien.
Den Rest des Abends haben wir an der Bar verbracht und verschiedene Varianten Sherry gestestet
(die Heimatstadt des Sherry ist Jerez de la Frontera, der Ort den wir ausgelassen hatten. Zumindest das berühmteste Produkt des Ortes müssen wir doch kennenlernen).
Ja so stellen wir uns Urlaub vor! Ob die Pauschaltouris ahnen was sie verpassen? Eigentlich muss man ihnen dankbar sein, dass sie in ihren Bettenburgen bleiben, so ist für uns an den schönen Orten mehr Platz