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Autor Thema: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien  (Gelesen 61447 mal)

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wuender

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #15 am: 03.10.2012, 08:24 Uhr »
ich habe es mir auch schon mal bequem gemacht und hoffe, dass euer Inlandsflug bald klappt. Ich bin schon sehr gespannt auf die Fahrt!

Hallo Biggi, schön, dass Du auch mit dabei bist.

Vielleicht gibt es ja noch ein paar Tipps für meine Reise im Januar 2013  :dankeschoen:

Ja, das würde mich auch freuen, wenn der eine oder andere Tipp für Dich rausspringt. Wo geht es denn in 2013 hin? Im Verlauf Eurer letzten bzw. vorletzten Reise hattet Ihr ja - wenn ich mich recht erinnere - schon ein paar der Höhepunkte ganz im Süden von Patagonien besucht (und dazu noch Buenos Aires).

Ok, dann komme ich morgen wieder vorbei :wink:

Und jetzt kommt gleich auch die Auflösung, ob es noch mit unserem Inlandsflug geklappt hat...

Schöne Grüße,
Dirk

wuender

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #16 am: 03.10.2012, 08:28 Uhr »
27.10.2011: Santiago de Chile - Petrohue
Noch sind es mehrere Stunden zum ursprünglich geplanten Flugtermin und wir machen uns noch keine Sorgen. Die Sorgen nehmen allerdings zu, als wir in regelmäßigen Abständen nachfragen und immer weiter vertröstet werden. Erschwerend kommt dazu, dass Katharina trotz rudimentärer Spanischkenntnisse noch so ihre Schwierigkeiten hat, das chilenische Spanisch zu verstehen. Und das Niveau von Dirks Spanisch ist noch etliche Stufen unterhalb von rudimentär einzustufen. Die anfänglichen sprachlichen Probleme sind wohl auch die Ursache für ein beinahe folgenschweres Verständigungsproblem: Irgendwann scheinen uns nämlich die sichtlich gestressten Flughafenangestellten nicht mehr gesagt zu haben, dass wir in einer Stunde ("una hora") wiederkommen sollen, sondern, dass wir um ein Uhr ("una hora") zum Einchecken kommen sollen. Zum Glück fällt uns auf, dass die anderen auf denselben Flug wartenden Passagiere zum Schalter gehen. Wir fragen noch mal direkt an der Schlange zum Baggage Drop nach und können letztendlich einchecken. Uff, Glück gehabt.


Dieser Flieger bringt uns letztendlich - trotz Vulkanasche - nach Puerto Montt.

Wie viel Glück wir tatsächlich hatten, haben wir erst später durch unser Reisebüro erfahren: Wegen einer vom Vulkan Puyehue ausgestoßenen Aschewolke waren für mehrere Tage fast alle Flüge nach Puerto Montt und zu weiter südlich gelegenen Zielen ausgefallen. Die aktuelle Ausbruchserie dieses Vulkans begann Anfang Juli 2011 - damals waren auch in der deutschen Presse Bilder von dicken Ascheschichten in der etwas mehr als 40 Kilometer entfernten argentinischen Stadt Villa la Angostura zu sehen. Die Aschewolke des Juli-Ausbruchs umrundete mehrfach den Erdball und sorgte sogar mehrmals für Flugausfälle in Australien.

Wir starten in Santiago bei herrlichem Sonnenschein, leider zieht auf dem Flug nach Süden der Himmel immer mehr zu. Dass gerade das regnerische Wetter im Süden unseren Flug überhaupt erst ermöglicht hat, indem es die Asche aus der Luft gewaschen hat, wird uns erst später bewusst. Wir haben eine äußerst nette Sitznachbarin: Eine ältere Amerikanerin, die in einer geführten Reisegruppe unterwegs ist, die sich in den kommenden Tagen das chilenische Seengebiet anschauen wird. Ob wir uns dabei über den Weg laufen werden?


Unterwegs von Santiago de Chile Richtung Süden.

Der Flughafen von Puerto Montt ist winzig und nach ein paar Minuten Wartezeit haben wir - mit unserem Gepäck in der Hand - die erste Phase der Anreise glücklich überstanden. Nun brauchen wir noch unseren Mietwagen. Diesen hat unser Reisebüro bei einer kleinen Agentur gemietet - persönliche Übergabe inklusive. Nach einigem Umherschauen finden wir tatsächlich einen netten Herrn mit einem Schild auf dem Dirks Nachname steht. Dieser führt uns direkt zu zwei Pick Ups direkt vor dem Terminal - unserer ist leider der deutlich ältere und einfachere von den beiden. Das Auto ist aber völlig in Ordnung - auch der bestellte Reservekanister und der zweite Reservereifen sind da.


Unser Pick Up.


Unterwegs auf der Panamericana Richtung Norden.

Wir fahren los - durch den Regen zunächst ein Stück Richtung Puerto Montt. Aufgrund des Regens schauen wir uns diese Stadt gar nicht erst an und fahren gleich nach Norden weiter. Dabei sind wir auf der Ruta 5 unterwegs, der längsten Autobahn von Chile, die von der Peruanischen Grenze bis nach Puerto Montt führt. Hier entspricht diese Autobahn auch der legendären Panamericana. Nach knapp 15 Kilometern durch eine sehr mitteleuropäisch wirkende Landschaft erreichen wir das Städtchen Puerto Varas, direkt am Ufer des Lago Llanquihue gelegen - das ist der zweitgrößte See von Chile. Hier lassen wir uns den Stadtbummel nicht vom Wetter verderben. Die hübsche Stadt zeigt deutliche Spuren der Besiedlung durch ausgewanderte Deutsche: Die Kirche könnte so ähnlich auch irgendwo im Schwarzwald stehen - auch wenn dann die Fassade sicherlich aus Stein oder Holz bestehen würde und nicht aus Wellblech.


Wellblechkirche in Puerto Varas.


Unterwegs in Puerto Varas.

Wir parken unser Auto nahe dem Seeufer. Von hier aus müsste man bei gutem Wetter den am anderen Seeufer stehenden Vulkan Osorno sehen können - immerhin über 2600 Meter hoch. Leider ist momentan nur ein winziger Teil einer Flanke des Vulkans zu sehen - schade. Wir laufen einen Trail, der an wichtigen historischen Gebäuden von Puerto Varas vorbei führt. Auch an diesen ist der deutsche Einfluss deutlich zu erkennen. Wir finden sogar die Vorbereitungen zu einem Oktoberfest - witzigerweise ist die Dekoration dabei nicht in weiß-blau gehalten, sondern komplett in schwarz-rot-gold. Der Regen ist inzwischen leider deutlich stärker geworden und erreicht die Ausmaße eines veritablen Regengusses. Wir stellen uns zunächst kurz unter das Dach eines Geschäfts für Autozubehör und flüchten dann in einen Supermarkt, wo wir uns mit ersten Vorräten für den weiteren Reiseverlauf eindecken.


Puerto Varas.


Casa Kuschel in Puerto Varas.

Die letzte Etappe des heutigen Tages führt uns auf einer schmalen Straße an der Südseite des Sees nach Osten - in Richtung des Osorno. Die Straße ist zwar asphaltiert, weist aber einige ziemlich fiese Schlaglöcher auf. Nach einigen Kilometern kommen wir dann an eine ziemlich lange Baustelle, hier wird der löchrige Asphalt erneuert. Und Dirk beginnt gleich damit, seinen spanischen Wortschatz zu erweitern: Die Aufschrift "PARE" auf dem achteckigen roten Schild, welches uns an einigen Stellen von Beauarbeitern vor die Nase gehalten wird, ist jedenfalls sehr leicht zu übersetzen. An der Ortschaft Ensenada biegen wir ab in Richtung unseres heutigen Tagesziels, dem Lago Todos los Santos. Wir fahren durch dichten Regenwald. Bis zu den Saltos de Petrohue im Parque Nacional Vicente Pérez Rosales ist die Straße gut geteert. Hier staute der vor vielen Jahren bei einem Ausbruch des Osorno ausgeworfene Lavastrom den Rio Petrohue auf. Es entstand der Lago Todos los Santos und als sich das Wasser einen Weg durch die erkaltete Lava bahnte auch äußerst spektakuläre Wasserfälle und Stromschnellen. Leider ist der offizielle Aussichtspunkt schon geschlossen, aber wir kommen ja morgen noch mal hier vorbei. Im Verlauf der verbleibenden Strecken - nun auf Ripio (spanisch für Gravel) - können wir noch den einen oder anderen schönen Blick auf die Stromschnellen des Rio Osorno erhaschen.


Ufer des Lago Llanquihue.


Hier müsste jetzt eigentlich ein Vulkan zu sehen sein.

Am Ufer des Lago Todos los Santos endet die Straße. Von hier aus geht es nur mit dem Schiff über den See zur Ortschaft Peulla und letztendlich weiter nach Argentinien. Auf unserer Seite des Sees befindet sich die Ortschaft Petrohue, welche sich als ein Kiosk am Anlegesteg, ein Privathaus und als drittes unser Hotel - eine tolle und edle Lodge - entpuppt. Nachdem wir eingecheckt haben, spazieren wir noch kurz zum Seeufer. Der direkt hinter dem Hotel stehende Osorno versteckt sich immer noch hinter Wolken. Der Blick in die andere Richtung - über den See auf die umgebenden Berge ist aber trotz der trüben Stimmung wunderschön. Dieser Ort wäre eine hervorragende Kulisse für Fantasyfilme. Wir bleiben einige Zeit und realisieren währenddessen langsam, dass wir wieder einmal an einem entgegengesetzten Ende der Welt angekommen sind. Dann geht es aber schnell ins Zimmer und ins Bett - immerhin waren wir nun mehr als 44 Stunden wach.


Die Petrohue Lodge.


Mystische Abendstimmung am Lago Todos los Santos.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk

blueswallow

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #17 am: 03.10.2012, 10:30 Uhr »
Da will ich auch mal hin.... daher fahre ich schon mal mit.

Angie

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #18 am: 03.10.2012, 20:59 Uhr »

Hallo Dirk,


puh! Also das mit dem Weiterflug ist doch nochmal gut gegangen, ich hatte schon meine Zweifel.

Allerdings scheinen die Chilenen ein seltsames Spanisch zu sprechen :wink:

dass wir in einer Stunde ("una hora") wiederkommen sollen, sondern, dass wir um ein Uhr ("una hora") zum Einchecken kommen sollen.

"Um ein Uhr" würde bei uns "a la una" heißen, wobei - genau genommen - ein Uhr Mittag "a la una por el medio día" heißt, zumindest auf den Kanaren, aber hier wird nicht hochspanisch gesprochen :wink:


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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wuender

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #19 am: 04.10.2012, 08:37 Uhr »
Da will ich auch mal hin.... daher fahre ich schon mal mit.

Willkommen an Bord!

Hast Du schon konkrete Pläne für einen Besuch in Patagonien? Wenn ja: Wo wird es genau hingehen?

Allerdings scheinen die Chilenen ein seltsames Spanisch zu sprechen :wink:

Das chilenische Spanisch ist in der Tat sehr gewöhnungsbedürftig. Ich habe vor Reisebeginn von Leuten gelesen, die gut spanisch können und laut eigener Auskunft in Chile dennoch nur etwa 30 bis 60 % der gesprochenen Texte verstanden haben. Dennoch finde ich es interessant, dass Du hier unser "ein Uhr"-Problem ansprichst. Als wir gestern nach dem Posten des Tagesberichts aus dem Haus sind (zur Feiermeile zum Tag der Deutschen Einheit), habe ich noch zu Katharina gesagt, dass ich gepannt bin, ob von Dir genau zu diesem Punkt ein Kommentar kommt. Denn mir selber ist auch nicht mehr hundertprozentig klar, wie es zu diesem (Beinahe)-Mißverständnis kommen konnte. Vielleicht kannst Du ein wenig zur Aufklärung beitragen.

Im Spanischen gehört ja ganz streng genommen hinter die Zeitangabe schon ein "hora" für Stunde - es wird aber in 99.9 % der Fälle weggelassen - ist das korrekt? Eine Eigenheit speziell des chilenischen Spanisch ist, das viele Begriffe sehr schlampig ausgesprochen und Worte zusammengezogen werden (es wurde irgendwo der Vergleich gebracht, dass Chilenen im Prinzip nicht viel anders sprechen wie Spanier, aber mit geschlossenen Mund...). Von daher verstehe ich selber nicht mehr, wieso und woher da ausgerechnet in Chile dieses verwirrende "hora" ins Spiel kam :D

Zwei Theorien:
1) Der Mensch wollte - weil wir Ausländer sind - ganz korrekt sein und hat extra ausführlich formuliert.
2) Dieses spezielle Gespräch lief auf Englisch ab, und der Mensch hat das "a la una (hora)" zu "one hour" übersetzt (ich war baff erstaunt, wie schlecht die Englischkenntnisse der Flughafenmitarbeiter dort waren. Naja, vielleicht lag es daran, dass das alles schon im nationalen Bereich des Airports ablief).

Was sagst du zu Theorie 2? Kann so etwas einem spanischen Muttersprachler passieren, der nur rudimentär Englisch kann?

So oder so sind/waren wir froh, einen der ersten überhaupt abgehenden Flieger nach Puerto Montt erwischt zu haben. Und vor dem nächsten Südamerika-Aufenthalt wird definitiv mehr Spanisch gepaukt

Schöne Grüße,
Dirk

Sandra33

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #20 am: 04.10.2012, 10:58 Uhr »

Vielleicht gibt es ja noch ein paar Tipps für meine Reise im Januar 2013  :dankeschoen:

Ja, das würde mich auch freuen, wenn der eine oder andere Tipp für Dich rausspringt. Wo geht es denn in 2013 hin? Im Verlauf Eurer letzten bzw. vorletzten Reise hattet Ihr ja - wenn ich mich recht erinnere - schon ein paar der Höhepunkte ganz im Süden von Patagonien besucht (und dazu noch Buenos Aires).

Wir haben noch eine Rechnung mit dem Torres del Paine offen, der bei unserer letzten Reise leider ausfallen musste wegen Streiks und Grenzblockaden. Jetzt folgt also der zweite Versuch, kombiniert mit Feuerland und Antarktis  :D

LG Sandra

Angie

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #21 am: 04.10.2012, 13:11 Uhr »
Hallo Dirk,


Vielleicht kannst Du ein wenig zur Aufklärung beitragen.

ich werde es versuchen.

Im Spanischen gehört ja ganz streng genommen hinter die Zeitangabe schon ein "hora" für Stunde - es wird aber in 99.9 % der Fälle weggelassen - ist das korrekt?

Ja, das ist korrekt. Die Zeitangaben im Spanischen sind gewöhnungsbedürftig.

Beispiele:

9 Uhr: a la nueve por la mañana
9.15 Uhr: a la nueve con cuatro por la mañana
9.20 Uhr: a la nueve con veinte por la mañana
9.35 Uhr: a la diez menos veintecinco por la mañana
9.45 Uhr: a la diez menos cuatro por la mañana

13 Uhr: a la una por el medio diá
14 Uhr: a las dos por la tarde
14.15 Uhr: a las dos con cuatro por la tarde
14.20 Uhr: a las dos con veinte por la tarde
14.35 Uhr: a las tres menos veintecinco por la tarde

usw.

EDIT: So wird es bei uns auf den Kanaren ausgedrückt, das ist nicht hochspanisch!

Eine Eigenheit speziell des chilenischen Spanisch ist, das viele Begriffe sehr schlampig ausgesprochen und Worte zusammengezogen werden (es wurde irgendwo der Vergleich gebracht, dass Chilenen im Prinzip nicht viel anders sprechen wie Spanier, aber mit geschlossenen Mund...).

Das kann einen manchmal ganz schön verwirren, auch hier bei uns wird sehr schlampig gesprochen.
Beispiel (sorry, wenn ich jetzt vom RB abgleite, dient aber zum Verständnis, wie schwierig es manchmal ist): Als wir im 1. Jahr hier wohnten, halfen wir unserem Vermieter bei der Zitronenernte. Er sagte dann, er fahre jetzt mit den Zitronen nach "La Palma". Wir dachten "wohin, bitte??????" Da kostet doch der Transport viel zu viel, wie kommt er nur auf diese Idee? Bis sich herausstellte, er meinte natürlich "Las Palmas", was deutlich näher liegt :wink:
Oder: Mapaloma = Maspalomas
Oder "comoanda" - als ich das zum 1. Mal morgens von der Nachbarin hörte, antwortete ich reflexartig "muy bien y tu?" Zu Hause blätterte ich im Wörterbuch, was dieses "comoanda" wohl heißen könnte, ich fand nichts. Dann fragte ich den Sohn unseres Vermieters, der gegenüber von uns mit seiner Frau wohnt und er erklärte mir, dass "comoanda" (wie man es genau schreibt, wusste er auch nicht) nur guten Freunden gegenüber gefragt wird und - wie ich richtig deutete - "qué tal?" oder (in der Sie-Form) "como está" heißt.

Von daher verstehe ich selber nicht mehr, wieso und woher da ausgerechnet in Chile dieses verwirrende "hora" ins Spiel kam :D

Zwei Theorien:
1) Der Mensch wollte - weil wir Ausländer sind - ganz korrekt sein und hat extra ausführlich formuliert.
2) Dieses spezielle Gespräch lief auf Englisch ab, und der Mensch hat das "a la una (hora)" zu "one hour" übersetzt (ich war baff erstaunt, wie schlecht die Englischkenntnisse der Flughafenmitarbeiter dort waren. Naja, vielleicht lag es daran, dass das alles schon im nationalen Bereich des Airports ablief).

Was sagst du zu Theorie 2? Kann so etwas einem spanischen Muttersprachler passieren, der nur rudimentär Englisch kann?

In Chile scheint dieselbe Konstellation vorzuliegen wie bei uns. Ein Teil gibt sich Fremden gegenüber Mühe, hochspanisch zu sprechen (was sie aber nur unbefriedigend beherrschen), wodurch es sehr leicht zu Irrtümern kommt oder sie versuchen es mit unzureichenden Englischkenntnissen, dann passieren noch mehr Fehler.

Gerade wenn es um heikle Dinge wie Uhrzeiten geht (so wie in eurem Fall, der ja glücklicherweise nochmal gut gegangen ist), ist es besser, wenn man auf einen hoffentlich vorhandenen Zettel jene Uhrzeit schreibt, die man selbst verstanden hat. Der andere bestätigt dann oder schreibt die richtige Uhrzeit auf.


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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Manwi72

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #22 am: 04.10.2012, 14:28 Uhr »

Ja, das ist korrekt. Die Zeitangaben im Spanischen sind gewöhnungsbedürftig.

Beispiele:

9 Uhr: a la nueve por la mañana
9.15 Uhr: a la nueve con cuatro por la mañana
9.20 Uhr: a la nueve con veinte por la mañana
9.35 Uhr: a la diez menos veintecinco por la mañana
9.45 Uhr: a la diez menos cuatro por la mañana

13 Uhr: a la una por el medio diá
14 Uhr: a las dos por la tarde
14.15 Uhr: a las dos con cuatro por la tarde
14.20 Uhr: a las dos con veinte por la tarde
14.35 Uhr: a las tres menos veintecinco por la tarde

usw.


Hallo Angie, ich weiss dass du auf Gran Canaria lebst, aber ganz richtig sind deine Zeiten nicht...
der Artikel ist immer weiblich Plural und wenn man sagt, es ist 3 Uhr Nachmittags heisst es:
Son las 3 de la tarde. Nur 1 Uhr wird anders gehandhabt: Es la una. Hier weiblich, singular.

Bis zur 29. Minuten hängt man hinter die volle Stunde ein y für und (gesprochen i) und kein con (con heisst mit und kommt vielleicht umgangssprachlich vor) und die Minuten.
Die 30. Minute ist la media und ab der 31. nimmt man die nächste volle Stunde menos die Minuten.
Alles vor 12 ist por la manana (habe hier keine spanischen Buchstabenzeichen), danach kommt por la tarde (für den Nachmittag) und nach 18 Uhr nimmt man por la noche.
Und das Viertel heisst cuarto (nicht cuatro - das ist vier).

Den Anhang hora verwendet man nicht, nur bei Angabe einer Stundenzahl. Also man sagt nicht: "es la una hora" für "es ist 1 Uhr" aber "vuelvo en una hora" = " ich bin in einer Stunde wieder da.

LG Manuela (es un nombre espaniol  :wink:)

Sorry, wollte nicht oberlehrerhaft klingen, aber das musste ich jetzt einfach ein wenig berichtigen  :wink:

Angie

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #23 am: 04.10.2012, 14:35 Uhr »
Hallo Manuela,


Sorry, wollte nicht oberlehrerhaft klingen, aber das musste ich jetzt einfach ein wenig berichtigen  :wink:

nein-nein, das ist schon in Ordnung.

Ich schrieb schon zuvor, dass bei uns nicht hochspanisch gesprochen wird, sondern kanarisch :wink: Und die Uhrzeiten, die ich schrieb, werden bei uns so gesagt, ich kann auch nichts dafür :wink:
Übrigens wirklich "cuatro", das ist eines der zahlreichen sehr gewöhnungsbedürftigen Wörter, die hier im Alltag gebraucht werden, in der Spanisch-Schule lernten wir es schon anders :wink:


LG, Angie (no es un nombre español :wink:)

EDIT: Ich habe in meinem Beitrag oberhalb ein EDIT eingefügt und darauf hingewiesen, dass dir dort von mir angegebenen Uhrzeiten auf den Kanaren so ausgedrückt werden, es ist nicht hochspanisch!
Viele Grüße,
Angie

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #24 am: 05.10.2012, 07:38 Uhr »
Wir haben noch eine Rechnung mit dem Torres del Paine offen, der bei unserer letzten Reise leider ausfallen musste wegen Streiks und Grenzblockaden. Jetzt folgt also der zweite Versuch, kombiniert mit Feuerland und Antarktis  :D

Zum Parque Nacional Torres del Paine wirst Du sicherlich einige Anregungen bekommen. Feuerland auch, allerdings hätte ich mir dort ein geringfügig besseres Wetter gewünscht, um auch einen der Berge um Ushuaia besteigen zu können.

Oder "comoanda" - als ich das zum 1. Mal morgens von der Nachbarin hörte, antwortete ich reflexartig "muy bien y tu?" Zu Hause blätterte ich im Wörterbuch, was dieses "comoanda" wohl heißen könnte, ich fand nichts. Dann fragte ich den Sohn unseres Vermieters, der gegenüber von uns mit seiner Frau wohnt und er erklärte mir, dass "comoanda" (wie man es genau schreibt, wusste er auch nicht) nur guten Freunden gegenüber gefragt wird und - wie ich richtig deutete - "qué tal?" oder (in der Sie-Form) "como está" heißt.

Danke für die schönen Beispiele. Gerade das oben zitierte kommt mir schon sehr ähnlich zum chilenischen Spanisch vor. An unserer ersten Grenzstation haben wir auch erst einmal gestutzt, als der Beamte "Dopersona" gesagt hat - dabei wollte er nur wissen, ob wir zu zweit sind :D In Chile kommt allerdings erschwerend dazu, dass zum Teil ein anderes Vokabular verwendet wird als in Spanien (teilweise Worte, die es auch in Spanien gibt, aber mit einer geringfügig anderen Bedeutung. Und teilweise aber auch aus den Sprachen der indigenen Völker Chiles entnommene Worte).

Sorry, wollte nicht oberlehrerhaft klingen, aber das musste ich jetzt einfach ein wenig berichtigen  :wink:

Auch an Dich danke für die Erklärungen zur spanischen Sprache. Was Du geschrieben hast, ist so ziemlich das einzige hier im Thread vorkommende Spanisch, welches auch mir logisch erscheint 8) Das sage aber mal bitte jemand den Chilenen und Kanaren...

Schöne Grüße,
Dirk (dessen Name ganz bestimmt nicht spanisch ist...)

wuender

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #25 am: 05.10.2012, 07:47 Uhr »
Und weiter geht es - nach der überstandenen Anreise unser erster voller Tag in Patagonien:

28.10.2011: Petrohue - Pucon
Wir sind früh, aber zu einer vernünftigen Zeit, wach und auch ausgeschlafen. Während einem nächtlichen Besuch auf der Toilette hat Dirk aus dem Fenster einen schönen Sternenhimmel gesehen. Nun ist der Himmel leider wieder komplett zugezogen. Immerhin regnet es aber nicht mehr. Vor dem Frühstück laufen wir wieder ein Stück entlang des Ufers vom Lago Todos los Santos. Faszinierend ist der Sand des Strandes - dieser besteht komplett aus schwarzem Lavagestein. Zwar sehen wir vom Osorno ein wenig mehr als gestern Abend, dabei handelt es sich dummerweise aber nur um die Basis des Vulkans. Der schneebedeckte Gipfel wäre uns lieber. Naja, zunächst zum Frühstück. Dieses ist der Herberge angemessen, recht edel und auch sehr lecker. Danach geht es auch schon wieder weiter. Während wir unser Gepäck zum Auto tragen, sehen wir aus dem Fenster vom Treppenhaus eine riesige Wolkenlücke, blauen Himmel und endlich auch den Osorno. Wir werfen das Gepäck ins Auto und stürmen zum Strand. Leider ist die Wolkenlücke nun nicht mehr ganz so groß wie vorher, aber immerhin sehen wir nun einen der zahlreichen Vulkane, für die das chilenische Seengebiet berühmt ist, in zumindest teilweiser Pracht vor uns stehen: die Form ungefähr genau so, wie ein Kind einen Vulkan malen würde - und bis fast ganz unten mit Schnee bedeckt. Ein prächtiger Anblick.


In Wolken gehüllter Vulkan Osorno hinter der Petrohue Lodge.


Morgenstimmung am Lago Todos los Santos.


Viele Wolken und der Gipfel des Osorno.

Wir fahren zunächst wieder ein Stück der gestrigen Route zurück nach Ensenada. In die Gegenrichtung würde eine Weiterfahrt auch wenig Sinn machen: Über den Lago Todos los Santos führt zwar eine Fähre. Aber die Straße auf der anderen Seite des Sees endet nach ein paar Kilometern im Nichts. Stattdessen zurück zu den Saltos de Petrohue, nun mit geöffnetem Aussichtspunkt. Allerdings ist deutlich zu merken, dass wir noch in der absoluten Nebensaison unterwegs sind - es verirren sich nur wenige Leute hierher, um das gewaltige Schauspiel zu bewundern und der große Parkplatz ist auch nahezu leer. Immerhin laufen wir einer deutschsprachigen Busreisegruppe über dem Weg. Das passt gut zu einer Beobachtung, die wir im weiteren Verlauf unserer Reise häufiger machen werden: Individualreisende sind selten in Südamerika. Die meisten Europäer und Nordamerikaner sind geführt oder per Bus unterwegs. Im Rückblick können wir das kaum nachzuvollziehen, wir empfanden das individuelle Reisen in Chile und Argentinien als nicht übermäßig komplexer oder schwieriger als in den USA oder Australien. Die Wasserfälle sind wirklich beeindruckend. Vor allem der Kontrast zwischen der dunkelschwarzen Lava, dem weiß schäumenden Wasser und dem bis dicht an das Wasser reichenden Regenwald ist phantastisch. Wie toll muss das alles erst bei gutem Wetter aussehen, mit blauen Himmel und den im Hintergrund stehenden Vulkan.


An den Saltos de Petrohue.

Weiter geht es zurück zum Lago Llanquihue und an dessen östlicher Seite nach Norden. Die Straße hier ist frisch asphaltiert - im Widerspruch zu allen unseren Straßenkarten. Allgemein gewinnen wir den Eindruck, dass sowohl auf chilenischer als auch auf argentinischer Seite von Patagonien momentan sehr viel am Ausbauzustand der Straßen gearbeitet wird. Hier führt die Straße ein Stück in die Höhe und eröffnet von dort immer wieder schöne Blicke auf den Lago Llanquihue. Aufgrund des nicht so tollen Wetters sparen wir uns den möglichen Abstecher zur Talstation des Osorno-Skigebiets. Stattdessen wollen wir die in der Ortschaft Las Cascadas beginnende Wanderung zum namensgebenden Wasserfall suchen. Bis auf ein paar Fotos des Wasserfalls haben wir im Internet keine Angaben zu dieser Wanderung gefunden - in unseren Reiseführern steht sowieso nichts. Im Zentrum der winzigen Ortschaft finden wir ein großes Schild mit der Beschriftung "Cascadas". Wir folgen diesem Schild über eine äußerst rumpelige Dorfstraße. Nach einiger Zeit führt diese in den Wald und wird noch rumpeliger und schmaler. Wir beginnen zu zweifeln, ob wir hier richtig sind, aber alle paar hundert Meter finden wir ein weiteres Schild in Richtung Wasserfälle. Unsere Bedenken, ob das ruppige Teil hier nicht mehr die Zufahrtstraße sondern schon der eigentliche Wanderweg ist, lösen sich in Luft auf, als wir nach einiger Zeit einen kleinen Parkplatz mit (im Moment aber geschlossenen) Kiosk erreichen.


Unterwegs am Ostufer des Lago Llanquihue.

Wir schnüren unsere Wanderstiefel und brechen auf. Der Weg führt durch einen wunderschönen und urigen Regenwald, der uns sehr an Wanderungen im Süden Australiens erinnert - zum Beispiel den Tarra Bulga National Park. An mehreren Stellen müssen wir über wackelige Baumbrücken einen reißenden Bach überqueren. Der Weg führt in ein immer schmaler werdendes Tal - letztendlich befinden wir uns in einer Art breiter Schlucht. Deren Wände sind über und unter bedeckt mit Bäumen und Farnen - ein toller Anblick. Es stehen auch viele Fuchsienbüsche herum. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hören wir ein donnerndes Geräusch. Das letzte Stück des Weges zum Wasserfall ist recht schlammig, doch es lohnt sich: Der Weg biegt nach links um eine Ecke und gibt den Blick frei auf den - grob geschätzt - 15 Meter hohen Wasserfall, über den donnernd jede Menge Wasser in die Tiefe stürzt. Es gibt eine Art Aussichtsplattform, im Grunde genommen handelt es sich dabei nur um ein kleines flaches Stück Erde. Man kann auch ein bisschen nach vorne bergab klettern, um näher an den Wasserfall zu kommen oder nach hinten, für den besseren Gesamtüberblick. Wir beschränken aufgrund des glitschigen und nassen Untergrunds unsere Kletterversuche aber auf des allernötigste. Nachdem wir den Anblick ausgiebig genossen haben, geht es zurück zum Auto und in diesem wieder recht rumpelig zurück auf die Straße Richtung Norden. Das war ein äußerst lohnenswerter Abstecher.


Der Wasserfall von La Cascadas.


Faszinierender Pflanzenbewuchs entlang des Wanderwegs zum Wasserfall von La Cascadas.

Es geht weiter am Lago Llanquihue entlang in Richtung der Stadt Osorno. Der namensgebende Vulkan befindet sich inzwischen hinter uns, versteckt sich aber immer noch in dichten Wolken. Die Gegend ist deutlich weniger waldig als noch direkt am Vulkan und wirkt mit ihren weiten Wiesen und Feldern sehr mitteleuropäisch. Die Straße ist gesäumt von rot blühenden Notro-Bäumen - diese knallroten Gesellen sind typisch für die gemäßigten Gegenden von Chile und Argentinien und werden uns über den gesamten weiteren Verlauf unserer Reise begleiten. Als wir uns Osorno nähern nimmt der Verkehr deutlich zu, leider aber nicht die Anzahl der Straßenschilder. Eigentlich sollten man annehmen, dass es kein Problem ist, die Auffahrt auf die Ruta 5 Richtung Norden zu finden - wir aber befinden uns auf einmal mitten in den inneren Bezirken von Osorno. Unser hastig aktiviertes Navigerät ist hier noch eine große Hilfe - später wird sich herausstellen, dass die Qualität des Kartenmaterials außerhalb der Städte oftmals mit viel Wohlwollen maximal als sehr Bescheiden zu bezeichnen ist.


Unterwegs in Richtung der Stadt Osorno.

Wir folgen der Ruta 5 ungefähr 90 Kilometer durch grüne Wälder und Wiesen nach Norden und biegen dann auf die T-39 Richtung Panguipulli - gelegen am gleichnamigen See - ab. Eine nette kleine Ortschaft, die wir uns allerdings nur kurz anschauen. Aufgrund der doch recht frühen Zeit haben wir uns nämlich entschieden, noch einen bekannten Wasserfall ins Programm zu nehmen, der allerdings etwas abseits unserer Strecke liegt: Hinter Panguipulli folgen wir der Ruta 203 Richtung Conaripe. Etwa 9 Kilometer hinter der Ortschaft biegt die Straße nach rechts ab, Richtung Neltume und verläuft äußerst pittoresk am Nordufer des Lago Panguipulli. Auf allen uns vorliegenden Karten handelt es sich um Ripio, zu unserer Überraschung treffen wir auf nagelneuen Asphalt. Nach ein paar Kilometern reduziert sich die Anzahl der rechts neben der Straße gelegenen Grundstücke auf null. Da die Straße hier sehr kurvig und stetig bergauf und bergab verläuft bieten sich immer wieder atemberaubende Ausblicke auf den See, eingeschnitten zwischen bewaldeten Berghängen und mit vielen Inseln. Nach etwa 40 Kilometern, am Ende des Sees, bekommt unser Pick Up nach all dem Asphalt endgültig die erste Gelegenheit, sich auf Ripio zu beweisen: Die letzen ungefähr 16 Kilometer nach Neltume verlaufen auf einer recht guten Schotterpiste, einzig im Verlauf der gelegentlichen Bergaufstrecken gibt es etwas Waschbrett. Kurz vor Neltume geht es rechts raus und ein kurzes Stück recht rumpelig bergab zu einem Parkplatz.


Ufer des Lago Panguipulli mit interessantem Straßenverlauf.

Hier beginnt die kurze Wanderung zum Salto Huilo Huilo. Der Weg führt über jede Menge Holzstufen bergab direkt zum Wasserfall, den wir nach nur wenigen Minuten erreichen. Hier fällt der stark angeschwollene Rio Fuy über eine beeindruckende Steilstufe in ein großes Becken. Wir sind wirklich zur absolut besten Zeit des Jahres, um Wasserfälle anzuschauen, hier. Auf dem Weg zum Wasserfall ist uns ein Wegweiser aufgefallen, der auf einen Pfad zum Salto Puma hinweist. Der Name dieses Wasserfalls sagt uns gar nichts und es ist auch keine Entfernung oder Gehzeit angegeben. Wir entscheiden uns, den Pfad auszuprobieren. Der Pfad führt einige Zeit relativ eben durch den Wald und dann nah an die Abbruchkante, tief unterhalb derer sich das Flussbett des Rio Fuy befindet. Das Ganze erinnert ganz entfernt an die Wanderung zu den Fitzroy Falls im Morton National Park in Australien. Nach etwas mehr als zehn Minuten Fußmarsch erreichen wir den Wasserfall - und es hat sich gelohnt: Im Grunde schaut der Salto Puma nicht viel anders aus, als der Salto Huilo Huilo, aber hier befindet sich der Aussichtspunkt um einiges höher als der Wasserfall und ermöglicht so einen tollen Blick auf die rauschenden Wassermassen. An diesem so schönen Ort erinnert aber auch eine kleine Holztafel an die Endlichkeit aller schönen Momente im Leben: In drei Sprachen wird an eine 22-jährige Israelin gedacht, die hier 2003 abgestürzt ist.


Salto Huilo Huilo.

Zurück am Auto müssen wir zunächst wieder das kurze Stück Rumpelpiste hinter uns bringen, um zurück auf die Schotterstraße zu kommen. Es ist schon erstaunlich, wie schwierig hier in Südamerika - im direkten Vergleich zu den USA - die schönsten Naturwunder zu erreichen sind. Das galt für den Wasserfall bei La Cascadas heute Morgen genauso wie für den Salto Huilo Huilo. Über Schotter und Asphalt geht es zurück bis fast nach Panguipulli. Jetzt ist es schon recht spät und wir müssen schauen, noch rechtzeitig unser Tagesziel zu erreichen. Wir nehmen die Ruta 201 Richtung Conaripe, am Lago Calafquen gelegen. Die Straße ist zunächst ein kurzes Stück asphaltiert, dann öffnet sich der Blick auf den tief unterhalb gelegenen See und es geht wieder über Schotter weiter, in stetigen Kurven wild bergab. Hier sollten wir direkt vor uns einen weiteren der Bilderbuchvulkane sehen, für die das chilenische Seengebiet berühmt ist - den Villarrica. Leider ist dieser Berg aber genauso schüchtern wie der Osorno und wir sehen nur Wolken.


Blick auf den Lago Calafquen. Im Hintergrund müsste eigentlich ein Vulkan zu sehen sein.

Ab Conaripe ist die Straße wieder asphaltiert. Vorbei an Lican Ray fahren wir - durch schönen Wald - Richtung Lago Villarrica und der auf den ersten Blick sehr quirligen aber nicht sonderlich hübschen Ortschaft Villarrica. Wir fahren gleich weiter Richtung Pucon. Diese Ortschaft ist hier in der Gegend das absolute touristische Zentrum, was vielleicht auch an der Lage direkt unterhalb des Vulkans Villarrica liegt. Wir haben eine Übernachtung in einer Ferienanlage einige Kilometer vor Pucon gebucht und werden uns die Ortschaft erst morgen anschauen. Die Hauptstraße verläuft fast auf Höhe des Lago Villarrica und bietet immer mal wieder kurze Blicke auf den See. Südlich des Sees steigt die Landschaft steil an und nachdem wir die winzige Abzweigung zum Club Los Ulmos gefunden haben, schraubt sich die kleine Dirt Road auch gut bergauf. Wir kommen an jeder Menge Abzweigungen vorbei und beginnen immer mal wieder zu zweifeln, ob wir hier noch richtig sind. Aber es gibt immer mal wieder Hinweisschilder und nach ein paar Kilometern kommen wir auch endlich an.

Beim Club Los Ulmos handelt es sich um eine Ansammlung von Ferienwohnungen und mehreren größeren Häusern. Mittelpunkt der Anlage ist ein Gebäude, in dem sich Küche und Speiseraum befinden. Das Ganze wurde von einem deutschen Ehepaar liebevoll aufgebaut. Kaum haben wir unseren Pick Up auf das Gelände gesteuert, werden wir auch schon herzlich von Christl, der Besitzerin und ihren beiden Hunden begrüßt. Da wir die einzigen Gäste sind, werden wir nicht in der gebuchten Cabin sondern in einer der größeren Doppelhaushälften einquartiert - diese befinden sich näher am Speiseraum. Trotz der schon vorgerückten Stunde bekommen wir ein sehr leckeres Abendessen zubereitet. Im Verlauf des Gesprächs, das wir während dem Essen mit Christl führen, kommt die Rede zwangsweise auch auf Vulkane: Auf den Puyehue, dessen Aschewolken fast unsere Anreise verhindert hätten. Und auf die weiteren Vulkane, an denen wir im weiteren Reiseverlauf vorbei kommen werden. Denn darunter befindet sich ein ziemliches Sorgenkind - und zwar der Hudson. An diesen südlich von Coyhaique einige Kilometer abseits der Carretera Austral gelegenen Vulkan werden wir zwar erst in etwas mehr als einer Woche vorbei kommen. Dennoch macht der aktuelle Zustand des Berges Sorgen: Höchste Warnstufe, kurz vor einem Ausbruch und die Carretera Austral ist auch gesperrt. Wenn sich das in den kommenden Tagen nicht ändert, müssen wir unsere Route großräumig umplanen, denn allzu viele Straßen gibt es so weit südlich nicht mehr...

Ein erfreulicheres Thema ist der direkt hinter dem Haus gelegene Vulkan Villarrica. Denn als uns Christl nach dem Abendessen vor dem Gebäude zeigen will, in welche Richtung man üblicherweise den Villarrica sehen kann, haben sich die Wolken vollkommen verzogen und ein toller Sternenhimmel ist zu sehen. Da es nun zwar dunkel ist, sind die Vorraussetzungen eigentlich nicht so gut, um Berge anzuschauen. Der Villarrica bietet aber eine Ausnahme, denn in seinen Krater brodelt Tag und Nacht die Lava. Die aus dem Vulkan entweichenden Dämpfe werden nun in der Nacht vom Leuchten der Lava rötlich angeschienen, mal heller und mal dunkler. Ein toller Anblick, der zudem Hoffnungen für morgen macht.


Vulkan Villarrica bei Nacht.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk

Heike & Heimo

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #26 am: 05.10.2012, 18:41 Uhr »
So, da sind wir mal schnell nach geflogen und hoffen, dass noch ein Plätzchen im Pickup frei ist.
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Manwi72

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #27 am: 05.10.2012, 20:06 Uhr »
Das ist Castellano was auf LPA gesprochen wird... ich habe vor 20 Jahren dort spanisch gelernt, da ich 1 Jahr in Playa del Ingles gearbeitet habe und es dann hier in der Sprachschule "verbessert"... ja, am meisten irritiert wohl, dass das s am Ende eines Wortes nicht gesprochen wird und auch mancher Buchstabe anders ausgebrochen wird als im Spanisch. Aber egal, verstanden wird man so oder so.

Aber nun mal zum Reisebericht, bin ab morgen eine Woche in Portugal und werde dann einiges nachlesen ;-) aber ich freu mich schon. Chile ist mit Sicherheit ein wunderschönes Land und mehr als eine Reise wert. Bin schon gespannt wie es weiter geht.

LG

Angie

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #28 am: 05.10.2012, 23:51 Uhr »

Hallo Dirk,


gerade mich als Vulkan-Fan führst du jetzt in Gegenden, wo ich am liebsten in diesem Moment sein würde :D

Wen wundert's daher, dass dieses Foto



mein persönliches Bild des Tages ist :D :D

Leuchtende Lava, ich hoffe, sie 2013 wieder zu sehen, wenngleich auch woanders :wink:


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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wuender

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Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
« Antwort #29 am: 06.10.2012, 20:14 Uhr »
So, da sind wir mal schnell nach geflogen und hoffen, dass noch ein Plätzchen im Pickup frei ist.

Willkommen an Bord! Ein Plätzchen für Euch wird sich sicherlich finden lassen - zur Not rücken wir alle einfach ein bisschen zusammen.

Aber nun mal zum Reisebericht, bin ab morgen eine Woche in Portugal und werde dann einiges nachlesen ;-)

Wir wünschen Dir einen wunderschönen Urlaub in Portugal!

gerade mich als Vulkan-Fan führst du jetzt in Gegenden, wo ich am liebsten in diesem Moment sein würde :D

Na dann wirst Du dich über die kommende Etappe des Reiseberichts freuen. Dann sehen wir die Vulkane nämlich nicht nur nachts, sondern auch tagsüber. Allerdings wird der Blick auf diese schönen Berge ein wenig getrübt - und dafür ist wiederum ein Vulkan verantwortlich. Mehr dazu morgen hier an gewohnter Stelle...

Schöne Grüße,
Dirk