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Länder und Reiseziele abseits von USA und Kanada => Bunte Reisewelt => Reiseberichte abseits von USA und Kanada => Thema gestartet von: wuender am 01.10.2012, 07:36 Uhr

Titel: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 01.10.2012, 07:36 Uhr
Einleitung

Nach drei Reisen durch die USA stand bei uns 2010 ein sehr spannender und abwechslungsreicher Trip durch Australien auf dem Programm. Die danach anstehende Wahl für ein Reiseziel für 2011 fiel naturgemäß nicht leicht: Wieder in die USA? Oder die Australien-Erfahrungen vertiefen, zum Beispiel im Verlauf einer Reise in den westlichen Teil dieses faszinierenden Kontinents? Oder doch ganz woanders hin?

Es gibt ja Bilder von bestimmten Plätzen auf der Erde, die man einmal in einem Bildband, im Fernsehen oder auf einer Plakatwand gesehen hat und fortan nie mehr los wird und immer mit dem jeweiligen Land verknüpft. Eines dieser Bilder in unserem Kopf waren die schroffen Berge im Süden Chiles, im Parque Nacional Torres del Paine. Wie wäre es denn mit einem Urlaub in Chile? Ist es möglich, sich dort problemlos als Individualtourist mit dem Mietwagen umherzubewegen? Nachdem diese Frage relativ schnell positiv beantwortet werden konnte, ging es daran, eine Reiseroute zurechtzuschnitzen.

Das äußerst schmale und 4300 Kilometer lange Chile bietet sich natürlich prima dafür an, um einmal quer durch zu fahren - und so sahen unsere ersten Planungen auch einen Trip von den kargen Hochebenen des Altiplano bis nach Patagonien und Feuerland vor. Eine im Verlauf eines Monats sicherlich machbare Route - aber auch sinnvoll machbar? Wohl nicht.

Im Süden Chiles, südlich von Puerto Montt, taucht das Land westlich der Anden quasi ins Meer ab und bildet dabei eine surreale Fjordlandschaft. Die einzige Straße, die auf chilenischem Boden hier durchführt, ist die Carretera Austral, eine legendäre Schotterpiste, deren Bau erst 1976 begann. Noch weiter südlich muss man auf die argentinische Seite der Anden überwechseln, um voran zu kommen. Und die Straßen auf dieser Seite des Gebirges - unter anderem die Ruta 40 - sind nicht weniger spannend und legendär als die Carretera Austral. Und dann gibt es noch zahlreiche Nationalparks sowohl in Chile und Argentinien, die dazu einladen, sich länger dort aufzuhalten und zu wandern.

Im Laufe der Vorüberlegungen und Planungen schrupfte somit die ursprünglich angedachte Durchquerung von Chile immer mehr zusammen, bis schließlich eine durch Chile und Argentinien führende Tour durch Patagonien und Feuerland dabei herauskam.

Da unsere Reisezeit noch sehr früh im Frühling der Südhalbkugel lag, stand Campen im mitgebrachten Zelt nicht zur Diskussion. Und allradgetriebene Camper bzw. solche mit zumindest hoher Bodenfreiheit gab es nicht zu vernünftigen Konditionen. Stattdessen haben wir recht günstig einen zweiradangetriebenen Pick Up bekommen, inklusive einer äußerst bezahlbaren Einwegmiete von Puerto Montt nach Punta Arenas. Die Übernachtungen fanden dann in Hotels, Hostels und Lodges statt.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/Patagonien-Tour_2011.jpg)
Unsere Reiseroute quer durch Patagonien.

Die Tageseinteilung der Etappen sah so aus:
26.10.2011: München - Santiago de Chile
27.10.2011: Santiago de Chile - Petrohue
28.10.2011: Petrohue - Pucon
29.10.2011: Pucon - San Carlos de Bariloche
30.10.2011: San Carlos de Bariloche
31.10.2011: San Carlos de Bariloche - El Bolson
1.11.2011: El Bolson - Futaleufu
2.11.2011: Futaleufu - Caleta Gonzalo
3.11.2011: Caleta Gonzalo - Puerto Puyuhuapi
4.11.2011: Puerto Puyuhuapi - Villa Cerro Castillo
5.11.2011: Villa Cerro Castillo - Chile Chico
6.11.2011: Chile Chico - Cueva de las Manos
7.11.2011: Cueva de las Manos - El Chalten
8.11.2011: El Chalten
9.11.2011: El Chalten
10.11.2011: El Chalten
11.11.2011: El Chalten - El Calafate
12.11.2011: El Calafate
13.11.2011: El Calafate - Paine Grande Lodge
14.11.2011: Paine Grande Lodge
15.11.2011: Paine Grande Lodge - Hosteria Pehoe
16.11.2011: Hosteria Pehoe - Hotel Las Torres
17.11.2011: Hotel Las Torres
18.11.2011: Hotel Las Torres - Punta Arenas
19.11.2011: Punta Arenas - Tolhuin
20.11.2011: Tolhuin - Ushuaia
21.11.2011: Ushuaia
22.11.2011: Ushuaia - Porvenir
23.11.2011: Porvenir - Punta Arenas
24.11.2011: Punta Arenas
25.11.2011: Punta Arenas - München

Wie auch in allen unseren bisherigen Reiseberichten wird es alle zwei Tage eine neue Etappe des Berichts geben. Es geht auch gleich mit dem ersten Teil der Anreise los. Es wäre schön, wenn sich wieder ein paar Mitfahrer finden würden.

26.10.11: München - Santiago de Chile
Wir sind ja dafür bekannt, An- und Abreise zu unseren Urlaubszielen so zu optimieren, dass sich möglichst viel Aufenthaltszeit am eigentlichen Zielort ergibt. Das hat dieses Mal dazu geführt, dass wir an einem Wochentag mit dem Gepäck zur Arbeit gehen und am Abend separat direkt per Bus und S-Bahn zum Flughafen fahren. Dort fotografieren wir noch schnell unsere Koffer, checken bei Air France ein und schlagen die Zeit bis zu unserem Flug nach Paris tot. Der Grund für das Fotografieren der Koffer liegt darin, dass die Zeit, die wir in Paris zum Umsteigen in den Interkontinentalflug haben, exakt 65 Minuten beträgt. In Internetforen wird von solch einer kurzen Transferzeit explizit und eindringlich abgeraten - vor allem, da der Flughafen von Paris extrem unübersichtlich sein soll. Wir haben uns gut vorbereitet - ausgedruckte Pläne des Flughafens sind im Handgepäck, die zu laufende bzw. rennende Strecke ist im Gedächtnis eingeprägt und Dirk hat sogar einen französischen Kollegen nach besonderen Insidertipps gefragt. Wir sind vorsichtig optimistisch - vor allem aufgrund der späten Tageszeit. Viel mehr Sorgen machen wir uns aber um das rechtzeitige Umladen unseres Gepäcks.

Der Flug nach Paris verläuft kurz und ereignislos. Praktischerweise hält die Maschine nach der Landung am Terminal 2F und nicht an 2D, wie ursprünglich geplant. Das verkürzt die nach 2E zurückzulegende Strecke geringfügig. Wir spurten los und sind erfreut, dass der Flughafen in der Tat - wie erhofft und vermutet - recht leer ist, so dass wir trotz spärlich besetzter Security und Passkontrolle nirgendwo lange anstehen müssen. Zudem ist der Flughafen unserer Meinung nach wesentlich übersichtlicher als oft behauptet. Gerade einmal 20 Minuten nach dem Anfingern des Fliegers aus München stehen wir an unserem Abfluggate - wo noch nicht einmal das Boarding begonnen hat. Wenn jetzt noch das Gepäck mitkommt, kann ja nichts mehr schief gehen - denken wir zumindest...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_26_01.jpg)
Kurz vor Erreichen des südamerikanischen Kontinents überqueren wir den Äquator.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_26_02.jpg)
Sonnenaufgang über Argentinien.

Während unserem Flug nach Chile wiederholt sich ein Effekt, den wir so schon auf Reisen in die USA und nach Australien begegnet sind: Wenn der Flieger nach langem Flug über dem Meer die Landmasse des richtigen Kontinents erreicht, freut man sich zunächst, sein Ziel erreicht zu haben. Aber man ist halt doch noch lange nicht am Zielort angelangt. Die Strecke über Brasilien und Argentinien, immer grob in Richtung Südwesten, zieht sich ziemlich. Kurz vor unserem ersten Ziel in Chile erleben wir einen schönen Sonnenaufgang und im Anschluss auch gleich den ersten Höhepunkt unseres Urlaubs: Einen fantastischen Blick auf die Anden. Etwas mehr als 150 Kilometer nördlich von Santiago de Chile knickt der Kurs des Fliegers Richtung Süden ab. Somit fliegen wir einen Bogen direkt um den Aconcagua, den mit 6959 Metern höchsten Berg des amerikanischen Doppelkontinents. Ein fantastischer Anblick.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_26_03.jpg)
Unterwegs über den Anden.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_26_04.jpg)
Der Aconcagua.

Santiago de Chile ist mit über fünf Millionen Einwohnern die mit Abstand größte Stadt in Chile. Sie liegt linksseitig der Anden und schmiegt sich mehr oder weniger direkt an die Ausläufer dieser Gebirgskette. Diese Stadt wird gerne ein für einen Stopover-Aufenthalt oder gleich als Ziel der Reise verwendet, wir haben uns aber entschieden, direkt nach Patagonien weiter zu reisen. Der Flughafen von Santiago ist relativ klein und modern. Unser Gepäck ist auch da, Zoll und Einwanderung verlaufen problemlos und schnell. Auch das Abheben der ersten chilenischen Banknoten am Automaten funktioniert - schon mal ein Fortschritt im Vergleich zu unseren Erfahrungen in Australien vor einem Jahr. Nun haben wir nur noch einen kurzen Inlandsflug vor uns - da kann ja nichts mehr schief gehen. Wir laufen zum Inlandsterminal und wollen einchecken - geht nicht. Geht nicht? Nein, wegen einem Vulkanausbruch sind alle Flüge Richtung Süden gestrichen. Aber wir sollen in einer Stunde noch mal nachfragen...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_26_05.jpg)
Torres del Paine - toll, da wollten wir eigentlich auch gerne noch hin...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Heiner am 01.10.2012, 08:02 Uhr
Hi Dirk!

Den Flug über den Atlantik haben wir ja überstanden, aber jetzt stellst sich die Frage ob wir weiter kommen. Hoffe es geht gut aus, und wir kommen heute noch weiter.

Gruß Heiner
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Doreen & Andreas am 01.10.2012, 08:14 Uhr
Mitfahrer gesucht?
Na, bei Euch steige ich doch immer gern zu. Der Transatlantikflug ging auch reibungslos, ist doch ein (fast) perfekter Start, wenn da nicht dieser Cliffhanger wäre...  :roll:
Na, mal sehen wie´s weitergeht...
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: captsamson am 01.10.2012, 08:16 Uhr
Die Bilder aus dem Flieger waren ja schonmal toll!
Bin gespannt wie es weiter geht. Ich hoffe ihr hattet nicht allzuviele Umstände wegen der gestrichenen Flüge - sowas ist immer ärgerlich.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 01.10.2012, 08:27 Uhr
Gut, dass ihr in Santiago de Chile auf mich wartet! dann kann ich jetzt mit euch auf den Anschluss warten...
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Easy Going am 01.10.2012, 08:27 Uhr
Es wäre schön, wenn sich wieder ein paar Mitfahrer finden würden.
Mitfahrer !  :wink:
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: mlu am 01.10.2012, 08:33 Uhr
Ja, aber hallo. Ein Reisebericht aus Chile? Da sitz ich doch sofort drin im Auto, steht das doch nächstes Jahr bei uns auch auf dem Plan.

Freue mich auf einen spannenden Bericht.

Gruß
Micha
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 01.10.2012, 14:30 Uhr

Den Flug habe ich verpasst, dafür habe ich mich rüber gebeamt :D Ab sofort bin ich dabei :D :D


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 01.10.2012, 21:39 Uhr
Hallo an alle Mitfahrer,

schön, dass Ihr mit dabei seid. So ein reges Interesse zu Südamerika hätte ich gar nicht erwartet. Nachdem ich heute früh schon etwas Platz auf der Ladefläche des PickUps freigeräumt habe, hänge ich jetzt noch einen Anhänger dran, damit Ihr alle bequem mitkommt. Und bitte auch die Wanderstiefel nicht vergessen, wir werden einige schöne Tagestouren unternehmen.

Ja, aber hallo. Ein Reisebericht aus Chile? Da sitz ich doch sofort drin im Auto, steht das doch nächstes Jahr bei uns auch auf dem Plan.

Das hört sich spannend an. Wo genau wird es denn hingehen?

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 01.10.2012, 21:46 Uhr

Hallo Dirk,


Und bitte auch die Wanderstiefel nicht vergessen, wir werden einige schöne Tagestouren unternehmen.

gut, dass du daran erinnerst, habe sie eben hervor gekramt. Und noch eine Frage bezüglich der Verpflegung während der Reise: Ist sie inkludiert oder soll ich mich noch rasch selbst versorgen? Und wenn inkludiert, gibt es auch Diet Coke für mich, bitte? :pepsi:


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: mlu am 02.10.2012, 08:38 Uhr
Das hört sich spannend an. Wo genau wird es denn hingehen?

Wir wollen eigentlich, so wie du urpsrünglich, das ganze Land von oben bis unten bereisen. Also mit Atacama, Seenregion und Patagonien. Allerdings nicht komplett mit dem Auto, sondern immer verbunden mit Inlandsflügen. Aber wie gesagt, es ist in der PLANUNG. Wie es dann letztendlich aussieht, werden wir sehen. Reisezeitraum soll November 2013 sein, also stehen wir noch ganz am Anfang der Planung.

Jetzt freue ich mich aber auf deinen Bericht, aus dem wir sicher viele Ideen mitnehmen können.

Gruß
Micha
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 02.10.2012, 08:53 Uhr
Hallo Angie, Hallo Micha,

Und noch eine Frage bezüglich der Verpflegung während der Reise: Ist sie inkludiert oder soll ich mich noch rasch selbst versorgen? Und wenn inkludiert, gibt es auch Diet Coke für mich, bitte? :pepsi:

Verpflegung stellen wir gerne zur Verfügung. Du bist hoffentlich nicht allzu wählerisch, denn es wird eine wilde Mischung geben: Restaurants in den Städten und auf den Estancias (eigentlich steht dieser Begriff für südamerikanische Rinderzuchtbetriebe, heute auch für Lodges) mitten im Nichts natürlich das dort angebotene Essen (meist sehr gut). Wenn es zwischendrin mal schnell gehen soll, holen wir uns aber auch mal an einer Bude oder einem Stand einen chilenischen Burger, zum Beispiel einen Churrasco Completo (http://migrationology.com/2010/06/churrasco-completo-chiles-complete-beef/). Diesen Burgern gemeinsam ist, dass sie kein Hackfleich sondern eine komplette Fleischscheibe beinhalten. Oft kann man sich die Fleischsorte (Rind, Schwein, Huhn) bei der Bestellung aussuchen. Und die Füllung ist lokal geprägt, zum Beispiel war da immer eine sehr leckere Avocadocreme drin.

Einen Kasten Diet Coke habe ich auf der Ladefläche plaziert, gleich neben der Fanta für mich (http://www.smilies.4-user.de/include/Trinken/smilie_trink_228.gif) (http://www.smilies.4-user.de)

Wir wollen eigentlich, so wie du urpsrünglich, das ganze Land von oben bis unten bereisen. Also mit Atacama, Seenregion und Patagonien. Allerdings nicht komplett mit dem Auto, sondern immer verbunden mit Inlandsflügen. Aber wie gesagt, es ist in der PLANUNG. Wie es dann letztendlich aussieht, werden wir sehen. Reisezeitraum soll November 2013 sein, also stehen wir noch ganz am Anfang der Planung.

Das mit den Inlandsflügen ist auch eine sehr gute Idee. Wir haben uns während der Planung nach kurzem Grübeln bewusst dagegen entschieden, da wir ein Land auch immer gerne "erfahren" (und das im wahrsten Sinne des Wortes), inklusive der Landstriche zwischen den "Höhepunkten". So oder so bin ich sehr gespannt, wie sich Eure Planungen weiter entwickeln - ich würde mich freuen, mit dem einen oder anderen Tipp dazu beitragen zu können.

Morgen geht es weiter mit dem Bericht und der Auflösung des Cliffhangers...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Biggi am 02.10.2012, 14:29 Uhr
Hi,

ich habe es mir auch schon mal bequem gemacht und hoffe, dass euer Inlandsflug bald klappt. Ich bin schon sehr gespannt auf die Fahrt!

Gruß Biggi
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Sandra33 am 02.10.2012, 16:29 Uhr
Bin gerade noch per Luftpost hinterhergekommen und nehme gern im Anhänger Platz  :D

Vielleicht gibt es ja noch ein paar Tipps für meine Reise im Januar 2013  :dankeschoen:

LG Sandra
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 02.10.2012, 22:11 Uhr

Hallo Dirk,


Verpflegung stellen wir gerne zur Verfügung. Du bist hoffentlich nicht allzu wählerisch, denn es wird eine wilde Mischung geben: Restaurants in den Städten und auf den Estancias (eigentlich steht dieser Begriff für südamerikanische Rinderzuchtbetriebe, heute auch für Lodges) mitten im Nichts natürlich das dort angebotene Essen (meist sehr gut).

:dankeschoen: Das ist hervorragend :essen:

Wenn es zwischendrin mal schnell gehen soll, holen wir uns aber auch mal an einer Bude oder einem Stand einen chilenischen Burger, zum Beispiel einen Churrasco Completo (http://migrationology.com/2010/06/churrasco-completo-chiles-complete-beef/). Diesen Burgern gemeinsam ist, dass sie kein Hackfleich sondern eine komplette Fleischscheibe beinhalten. Oft kann man sich die Fleischsorte (Rind, Schwein, Huhn) bei der Bestellung aussuchen. Und die Füllung ist lokal geprägt, zum Beispiel war da immer eine sehr leckere Avocadocreme drin.

Mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen :D

Einen Kasten Diet Coke habe ich auf der Ladefläche plaziert, gleich neben der Fanta für mich (http://www.smilies.4-user.de/include/Trinken/smilie_trink_228.gif) (http://www.smilies.4-user.de)

Woww! Was für eine Bedienung! :D Besten Dank :abklatsch:

Morgen geht es weiter mit dem Bericht und der Auflösung des Cliffhangers...

Ok, dann komme ich morgen wieder vorbei :wink:


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 03.10.2012, 08:24 Uhr
ich habe es mir auch schon mal bequem gemacht und hoffe, dass euer Inlandsflug bald klappt. Ich bin schon sehr gespannt auf die Fahrt!

Hallo Biggi, schön, dass Du auch mit dabei bist.

Vielleicht gibt es ja noch ein paar Tipps für meine Reise im Januar 2013  :dankeschoen:

Ja, das würde mich auch freuen, wenn der eine oder andere Tipp für Dich rausspringt. Wo geht es denn in 2013 hin? Im Verlauf Eurer letzten bzw. vorletzten Reise hattet Ihr ja - wenn ich mich recht erinnere - schon ein paar der Höhepunkte ganz im Süden von Patagonien besucht (und dazu noch Buenos Aires).

Ok, dann komme ich morgen wieder vorbei :wink:

Und jetzt kommt gleich auch die Auflösung, ob es noch mit unserem Inlandsflug geklappt hat...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 03.10.2012, 08:28 Uhr
27.10.2011: Santiago de Chile - Petrohue
Noch sind es mehrere Stunden zum ursprünglich geplanten Flugtermin und wir machen uns noch keine Sorgen. Die Sorgen nehmen allerdings zu, als wir in regelmäßigen Abständen nachfragen und immer weiter vertröstet werden. Erschwerend kommt dazu, dass Katharina trotz rudimentärer Spanischkenntnisse noch so ihre Schwierigkeiten hat, das chilenische Spanisch zu verstehen. Und das Niveau von Dirks Spanisch ist noch etliche Stufen unterhalb von rudimentär einzustufen. Die anfänglichen sprachlichen Probleme sind wohl auch die Ursache für ein beinahe folgenschweres Verständigungsproblem: Irgendwann scheinen uns nämlich die sichtlich gestressten Flughafenangestellten nicht mehr gesagt zu haben, dass wir in einer Stunde ("una hora") wiederkommen sollen, sondern, dass wir um ein Uhr ("una hora") zum Einchecken kommen sollen. Zum Glück fällt uns auf, dass die anderen auf denselben Flug wartenden Passagiere zum Schalter gehen. Wir fragen noch mal direkt an der Schlange zum Baggage Drop nach und können letztendlich einchecken. Uff, Glück gehabt.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_27_01.jpg)
Dieser Flieger bringt uns letztendlich - trotz Vulkanasche - nach Puerto Montt.

Wie viel Glück wir tatsächlich hatten, haben wir erst später durch unser Reisebüro erfahren: Wegen einer vom Vulkan Puyehue ausgestoßenen Aschewolke waren für mehrere Tage fast alle Flüge nach Puerto Montt und zu weiter südlich gelegenen Zielen ausgefallen. Die aktuelle Ausbruchserie dieses Vulkans begann Anfang Juli 2011 - damals waren auch in der deutschen Presse Bilder von dicken Ascheschichten in der etwas mehr als 40 Kilometer entfernten argentinischen Stadt Villa la Angostura zu sehen. Die Aschewolke des Juli-Ausbruchs umrundete mehrfach den Erdball und sorgte sogar mehrmals für Flugausfälle in Australien.

Wir starten in Santiago bei herrlichem Sonnenschein, leider zieht auf dem Flug nach Süden der Himmel immer mehr zu. Dass gerade das regnerische Wetter im Süden unseren Flug überhaupt erst ermöglicht hat, indem es die Asche aus der Luft gewaschen hat, wird uns erst später bewusst. Wir haben eine äußerst nette Sitznachbarin: Eine ältere Amerikanerin, die in einer geführten Reisegruppe unterwegs ist, die sich in den kommenden Tagen das chilenische Seengebiet anschauen wird. Ob wir uns dabei über den Weg laufen werden?

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_27_02.jpg)
Unterwegs von Santiago de Chile Richtung Süden.

Der Flughafen von Puerto Montt ist winzig und nach ein paar Minuten Wartezeit haben wir - mit unserem Gepäck in der Hand - die erste Phase der Anreise glücklich überstanden. Nun brauchen wir noch unseren Mietwagen. Diesen hat unser Reisebüro bei einer kleinen Agentur gemietet - persönliche Übergabe inklusive. Nach einigem Umherschauen finden wir tatsächlich einen netten Herrn mit einem Schild auf dem Dirks Nachname steht. Dieser führt uns direkt zu zwei Pick Ups direkt vor dem Terminal - unserer ist leider der deutlich ältere und einfachere von den beiden. Das Auto ist aber völlig in Ordnung - auch der bestellte Reservekanister und der zweite Reservereifen sind da.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_27_03.jpg)
Unser Pick Up.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_27_04.jpg)
Unterwegs auf der Panamericana Richtung Norden.

Wir fahren los - durch den Regen zunächst ein Stück Richtung Puerto Montt. Aufgrund des Regens schauen wir uns diese Stadt gar nicht erst an und fahren gleich nach Norden weiter. Dabei sind wir auf der Ruta 5 unterwegs, der längsten Autobahn von Chile, die von der Peruanischen Grenze bis nach Puerto Montt führt. Hier entspricht diese Autobahn auch der legendären Panamericana. Nach knapp 15 Kilometern durch eine sehr mitteleuropäisch wirkende Landschaft erreichen wir das Städtchen Puerto Varas, direkt am Ufer des Lago Llanquihue gelegen - das ist der zweitgrößte See von Chile. Hier lassen wir uns den Stadtbummel nicht vom Wetter verderben. Die hübsche Stadt zeigt deutliche Spuren der Besiedlung durch ausgewanderte Deutsche: Die Kirche könnte so ähnlich auch irgendwo im Schwarzwald stehen - auch wenn dann die Fassade sicherlich aus Stein oder Holz bestehen würde und nicht aus Wellblech.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_27_07.jpg)
Wellblechkirche in Puerto Varas.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_27_05.jpg)
Unterwegs in Puerto Varas.

Wir parken unser Auto nahe dem Seeufer. Von hier aus müsste man bei gutem Wetter den am anderen Seeufer stehenden Vulkan Osorno sehen können - immerhin über 2600 Meter hoch. Leider ist momentan nur ein winziger Teil einer Flanke des Vulkans zu sehen - schade. Wir laufen einen Trail, der an wichtigen historischen Gebäuden von Puerto Varas vorbei führt. Auch an diesen ist der deutsche Einfluss deutlich zu erkennen. Wir finden sogar die Vorbereitungen zu einem Oktoberfest - witzigerweise ist die Dekoration dabei nicht in weiß-blau gehalten, sondern komplett in schwarz-rot-gold. Der Regen ist inzwischen leider deutlich stärker geworden und erreicht die Ausmaße eines veritablen Regengusses. Wir stellen uns zunächst kurz unter das Dach eines Geschäfts für Autozubehör und flüchten dann in einen Supermarkt, wo wir uns mit ersten Vorräten für den weiteren Reiseverlauf eindecken.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_27_06.jpg)
Puerto Varas.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_27_08.jpg)
Casa Kuschel in Puerto Varas.

Die letzte Etappe des heutigen Tages führt uns auf einer schmalen Straße an der Südseite des Sees nach Osten - in Richtung des Osorno. Die Straße ist zwar asphaltiert, weist aber einige ziemlich fiese Schlaglöcher auf. Nach einigen Kilometern kommen wir dann an eine ziemlich lange Baustelle, hier wird der löchrige Asphalt erneuert. Und Dirk beginnt gleich damit, seinen spanischen Wortschatz zu erweitern: Die Aufschrift "PARE" auf dem achteckigen roten Schild, welches uns an einigen Stellen von Beauarbeitern vor die Nase gehalten wird, ist jedenfalls sehr leicht zu übersetzen. An der Ortschaft Ensenada biegen wir ab in Richtung unseres heutigen Tagesziels, dem Lago Todos los Santos. Wir fahren durch dichten Regenwald. Bis zu den Saltos de Petrohue im Parque Nacional Vicente Pérez Rosales ist die Straße gut geteert. Hier staute der vor vielen Jahren bei einem Ausbruch des Osorno ausgeworfene Lavastrom den Rio Petrohue auf. Es entstand der Lago Todos los Santos und als sich das Wasser einen Weg durch die erkaltete Lava bahnte auch äußerst spektakuläre Wasserfälle und Stromschnellen. Leider ist der offizielle Aussichtspunkt schon geschlossen, aber wir kommen ja morgen noch mal hier vorbei. Im Verlauf der verbleibenden Strecken - nun auf Ripio (spanisch für Gravel) - können wir noch den einen oder anderen schönen Blick auf die Stromschnellen des Rio Osorno erhaschen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_27_09.jpg)
Ufer des Lago Llanquihue.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_27_10.jpg)
Hier müsste jetzt eigentlich ein Vulkan zu sehen sein.

Am Ufer des Lago Todos los Santos endet die Straße. Von hier aus geht es nur mit dem Schiff über den See zur Ortschaft Peulla und letztendlich weiter nach Argentinien. Auf unserer Seite des Sees befindet sich die Ortschaft Petrohue, welche sich als ein Kiosk am Anlegesteg, ein Privathaus und als drittes unser Hotel - eine tolle und edle Lodge - entpuppt. Nachdem wir eingecheckt haben, spazieren wir noch kurz zum Seeufer. Der direkt hinter dem Hotel stehende Osorno versteckt sich immer noch hinter Wolken. Der Blick in die andere Richtung - über den See auf die umgebenden Berge ist aber trotz der trüben Stimmung wunderschön. Dieser Ort wäre eine hervorragende Kulisse für Fantasyfilme. Wir bleiben einige Zeit und realisieren währenddessen langsam, dass wir wieder einmal an einem entgegengesetzten Ende der Welt angekommen sind. Dann geht es aber schnell ins Zimmer und ins Bett - immerhin waren wir nun mehr als 44 Stunden wach.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_27_11.jpg)
Die Petrohue Lodge.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_27_12.jpg)
Mystische Abendstimmung am Lago Todos los Santos.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: blueswallow am 03.10.2012, 10:30 Uhr
Da will ich auch mal hin.... daher fahre ich schon mal mit.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 03.10.2012, 20:59 Uhr

Hallo Dirk,


puh! Also das mit dem Weiterflug ist doch nochmal gut gegangen, ich hatte schon meine Zweifel.

Allerdings scheinen die Chilenen ein seltsames Spanisch zu sprechen :wink:

dass wir in einer Stunde ("una hora") wiederkommen sollen, sondern, dass wir um ein Uhr ("una hora") zum Einchecken kommen sollen.

"Um ein Uhr" würde bei uns "a la una" heißen, wobei - genau genommen - ein Uhr Mittag "a la una por el medio día" heißt, zumindest auf den Kanaren, aber hier wird nicht hochspanisch gesprochen :wink:


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 04.10.2012, 08:37 Uhr
Da will ich auch mal hin.... daher fahre ich schon mal mit.

Willkommen an Bord!

Hast Du schon konkrete Pläne für einen Besuch in Patagonien? Wenn ja: Wo wird es genau hingehen?

Allerdings scheinen die Chilenen ein seltsames Spanisch zu sprechen :wink:

Das chilenische Spanisch ist in der Tat sehr gewöhnungsbedürftig. Ich habe vor Reisebeginn von Leuten gelesen, die gut spanisch können und laut eigener Auskunft in Chile dennoch nur etwa 30 bis 60 % der gesprochenen Texte verstanden haben. Dennoch finde ich es interessant, dass Du hier unser "ein Uhr"-Problem ansprichst. Als wir gestern nach dem Posten des Tagesberichts aus dem Haus sind (zur Feiermeile zum Tag der Deutschen Einheit), habe ich noch zu Katharina gesagt, dass ich gepannt bin, ob von Dir genau zu diesem Punkt ein Kommentar kommt. Denn mir selber ist auch nicht mehr hundertprozentig klar, wie es zu diesem (Beinahe)-Mißverständnis kommen konnte. Vielleicht kannst Du ein wenig zur Aufklärung beitragen.

Im Spanischen gehört ja ganz streng genommen hinter die Zeitangabe schon ein "hora" für Stunde - es wird aber in 99.9 % der Fälle weggelassen - ist das korrekt? Eine Eigenheit speziell des chilenischen Spanisch ist, das viele Begriffe sehr schlampig ausgesprochen und Worte zusammengezogen werden (es wurde irgendwo der Vergleich gebracht, dass Chilenen im Prinzip nicht viel anders sprechen wie Spanier, aber mit geschlossenen Mund...). Von daher verstehe ich selber nicht mehr, wieso und woher da ausgerechnet in Chile dieses verwirrende "hora" ins Spiel kam :D

Zwei Theorien:
1) Der Mensch wollte - weil wir Ausländer sind - ganz korrekt sein und hat extra ausführlich formuliert.
2) Dieses spezielle Gespräch lief auf Englisch ab, und der Mensch hat das "a la una (hora)" zu "one hour" übersetzt (ich war baff erstaunt, wie schlecht die Englischkenntnisse der Flughafenmitarbeiter dort waren. Naja, vielleicht lag es daran, dass das alles schon im nationalen Bereich des Airports ablief).

Was sagst du zu Theorie 2? Kann so etwas einem spanischen Muttersprachler passieren, der nur rudimentär Englisch kann?

So oder so sind/waren wir froh, einen der ersten überhaupt abgehenden Flieger nach Puerto Montt erwischt zu haben. Und vor dem nächsten Südamerika-Aufenthalt wird definitiv mehr Spanisch gepaukt (http://www.smilies.4-user.de/include/Lesen/smilie_les_024.gif) (http://www.smilies.4-user.de)

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Sandra33 am 04.10.2012, 10:58 Uhr

Vielleicht gibt es ja noch ein paar Tipps für meine Reise im Januar 2013  :dankeschoen:

Ja, das würde mich auch freuen, wenn der eine oder andere Tipp für Dich rausspringt. Wo geht es denn in 2013 hin? Im Verlauf Eurer letzten bzw. vorletzten Reise hattet Ihr ja - wenn ich mich recht erinnere - schon ein paar der Höhepunkte ganz im Süden von Patagonien besucht (und dazu noch Buenos Aires).

Wir haben noch eine Rechnung mit dem Torres del Paine offen, der bei unserer letzten Reise leider ausfallen musste wegen Streiks und Grenzblockaden. Jetzt folgt also der zweite Versuch, kombiniert mit Feuerland und Antarktis  :D

LG Sandra
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 04.10.2012, 13:11 Uhr
Hallo Dirk,


Vielleicht kannst Du ein wenig zur Aufklärung beitragen.

ich werde es versuchen.

Im Spanischen gehört ja ganz streng genommen hinter die Zeitangabe schon ein "hora" für Stunde - es wird aber in 99.9 % der Fälle weggelassen - ist das korrekt?

Ja, das ist korrekt. Die Zeitangaben im Spanischen sind gewöhnungsbedürftig.

Beispiele:

9 Uhr: a la nueve por la mañana
9.15 Uhr: a la nueve con cuatro por la mañana
9.20 Uhr: a la nueve con veinte por la mañana
9.35 Uhr: a la diez menos veintecinco por la mañana
9.45 Uhr: a la diez menos cuatro por la mañana

13 Uhr: a la una por el medio diá
14 Uhr: a las dos por la tarde
14.15 Uhr: a las dos con cuatro por la tarde
14.20 Uhr: a las dos con veinte por la tarde
14.35 Uhr: a las tres menos veintecinco por la tarde

usw.

EDIT: So wird es bei uns auf den Kanaren ausgedrückt, das ist nicht hochspanisch!

Eine Eigenheit speziell des chilenischen Spanisch ist, das viele Begriffe sehr schlampig ausgesprochen und Worte zusammengezogen werden (es wurde irgendwo der Vergleich gebracht, dass Chilenen im Prinzip nicht viel anders sprechen wie Spanier, aber mit geschlossenen Mund...).

Das kann einen manchmal ganz schön verwirren, auch hier bei uns wird sehr schlampig gesprochen.
Beispiel (sorry, wenn ich jetzt vom RB abgleite, dient aber zum Verständnis, wie schwierig es manchmal ist): Als wir im 1. Jahr hier wohnten, halfen wir unserem Vermieter bei der Zitronenernte. Er sagte dann, er fahre jetzt mit den Zitronen nach "La Palma". Wir dachten "wohin, bitte??????" Da kostet doch der Transport viel zu viel, wie kommt er nur auf diese Idee? Bis sich herausstellte, er meinte natürlich "Las Palmas", was deutlich näher liegt :wink:
Oder: Mapaloma = Maspalomas
Oder "comoanda" - als ich das zum 1. Mal morgens von der Nachbarin hörte, antwortete ich reflexartig "muy bien y tu?" Zu Hause blätterte ich im Wörterbuch, was dieses "comoanda" wohl heißen könnte, ich fand nichts. Dann fragte ich den Sohn unseres Vermieters, der gegenüber von uns mit seiner Frau wohnt und er erklärte mir, dass "comoanda" (wie man es genau schreibt, wusste er auch nicht) nur guten Freunden gegenüber gefragt wird und - wie ich richtig deutete - "qué tal?" oder (in der Sie-Form) "como está" heißt.

Von daher verstehe ich selber nicht mehr, wieso und woher da ausgerechnet in Chile dieses verwirrende "hora" ins Spiel kam :D

Zwei Theorien:
1) Der Mensch wollte - weil wir Ausländer sind - ganz korrekt sein und hat extra ausführlich formuliert.
2) Dieses spezielle Gespräch lief auf Englisch ab, und der Mensch hat das "a la una (hora)" zu "one hour" übersetzt (ich war baff erstaunt, wie schlecht die Englischkenntnisse der Flughafenmitarbeiter dort waren. Naja, vielleicht lag es daran, dass das alles schon im nationalen Bereich des Airports ablief).

Was sagst du zu Theorie 2? Kann so etwas einem spanischen Muttersprachler passieren, der nur rudimentär Englisch kann?

In Chile scheint dieselbe Konstellation vorzuliegen wie bei uns. Ein Teil gibt sich Fremden gegenüber Mühe, hochspanisch zu sprechen (was sie aber nur unbefriedigend beherrschen), wodurch es sehr leicht zu Irrtümern kommt oder sie versuchen es mit unzureichenden Englischkenntnissen, dann passieren noch mehr Fehler.

Gerade wenn es um heikle Dinge wie Uhrzeiten geht (so wie in eurem Fall, der ja glücklicherweise nochmal gut gegangen ist), ist es besser, wenn man auf einen hoffentlich vorhandenen Zettel jene Uhrzeit schreibt, die man selbst verstanden hat. Der andere bestätigt dann oder schreibt die richtige Uhrzeit auf.


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Manwi72 am 04.10.2012, 14:28 Uhr

Ja, das ist korrekt. Die Zeitangaben im Spanischen sind gewöhnungsbedürftig.

Beispiele:

9 Uhr: a la nueve por la mañana
9.15 Uhr: a la nueve con cuatro por la mañana
9.20 Uhr: a la nueve con veinte por la mañana
9.35 Uhr: a la diez menos veintecinco por la mañana
9.45 Uhr: a la diez menos cuatro por la mañana

13 Uhr: a la una por el medio diá
14 Uhr: a las dos por la tarde
14.15 Uhr: a las dos con cuatro por la tarde
14.20 Uhr: a las dos con veinte por la tarde
14.35 Uhr: a las tres menos veintecinco por la tarde

usw.


Hallo Angie, ich weiss dass du auf Gran Canaria lebst, aber ganz richtig sind deine Zeiten nicht...
der Artikel ist immer weiblich Plural und wenn man sagt, es ist 3 Uhr Nachmittags heisst es:
Son las 3 de la tarde. Nur 1 Uhr wird anders gehandhabt: Es la una. Hier weiblich, singular.

Bis zur 29. Minuten hängt man hinter die volle Stunde ein y für und (gesprochen i) und kein con (con heisst mit und kommt vielleicht umgangssprachlich vor) und die Minuten.
Die 30. Minute ist la media und ab der 31. nimmt man die nächste volle Stunde menos die Minuten.
Alles vor 12 ist por la manana (habe hier keine spanischen Buchstabenzeichen), danach kommt por la tarde (für den Nachmittag) und nach 18 Uhr nimmt man por la noche.
Und das Viertel heisst cuarto (nicht cuatro - das ist vier).

Den Anhang hora verwendet man nicht, nur bei Angabe einer Stundenzahl. Also man sagt nicht: "es la una hora" für "es ist 1 Uhr" aber "vuelvo en una hora" = " ich bin in einer Stunde wieder da.

LG Manuela (es un nombre espaniol  :wink:)

Sorry, wollte nicht oberlehrerhaft klingen, aber das musste ich jetzt einfach ein wenig berichtigen  :wink:
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 04.10.2012, 14:35 Uhr
Hallo Manuela,


Sorry, wollte nicht oberlehrerhaft klingen, aber das musste ich jetzt einfach ein wenig berichtigen  :wink:

nein-nein, das ist schon in Ordnung.

Ich schrieb schon zuvor, dass bei uns nicht hochspanisch gesprochen wird, sondern kanarisch :wink: Und die Uhrzeiten, die ich schrieb, werden bei uns so gesagt, ich kann auch nichts dafür :wink:
Übrigens wirklich "cuatro", das ist eines der zahlreichen sehr gewöhnungsbedürftigen Wörter, die hier im Alltag gebraucht werden, in der Spanisch-Schule lernten wir es schon anders :wink:


LG, Angie (no es un nombre español :wink:)

EDIT: Ich habe in meinem Beitrag oberhalb ein EDIT eingefügt und darauf hingewiesen, dass dir dort von mir angegebenen Uhrzeiten auf den Kanaren so ausgedrückt werden, es ist nicht hochspanisch!
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 05.10.2012, 07:38 Uhr
Wir haben noch eine Rechnung mit dem Torres del Paine offen, der bei unserer letzten Reise leider ausfallen musste wegen Streiks und Grenzblockaden. Jetzt folgt also der zweite Versuch, kombiniert mit Feuerland und Antarktis  :D

Zum Parque Nacional Torres del Paine wirst Du sicherlich einige Anregungen bekommen. Feuerland auch, allerdings hätte ich mir dort ein geringfügig besseres Wetter gewünscht, um auch einen der Berge um Ushuaia besteigen zu können.

Oder "comoanda" - als ich das zum 1. Mal morgens von der Nachbarin hörte, antwortete ich reflexartig "muy bien y tu?" Zu Hause blätterte ich im Wörterbuch, was dieses "comoanda" wohl heißen könnte, ich fand nichts. Dann fragte ich den Sohn unseres Vermieters, der gegenüber von uns mit seiner Frau wohnt und er erklärte mir, dass "comoanda" (wie man es genau schreibt, wusste er auch nicht) nur guten Freunden gegenüber gefragt wird und - wie ich richtig deutete - "qué tal?" oder (in der Sie-Form) "como está" heißt.

Danke für die schönen Beispiele. Gerade das oben zitierte kommt mir schon sehr ähnlich zum chilenischen Spanisch vor. An unserer ersten Grenzstation haben wir auch erst einmal gestutzt, als der Beamte "Dopersona" gesagt hat - dabei wollte er nur wissen, ob wir zu zweit sind :D In Chile kommt allerdings erschwerend dazu, dass zum Teil ein anderes Vokabular verwendet wird als in Spanien (teilweise Worte, die es auch in Spanien gibt, aber mit einer geringfügig anderen Bedeutung. Und teilweise aber auch aus den Sprachen der indigenen Völker Chiles entnommene Worte).

Sorry, wollte nicht oberlehrerhaft klingen, aber das musste ich jetzt einfach ein wenig berichtigen  :wink:

Auch an Dich danke für die Erklärungen zur spanischen Sprache. Was Du geschrieben hast, ist so ziemlich das einzige hier im Thread vorkommende Spanisch, welches auch mir logisch erscheint 8) Das sage aber mal bitte jemand den Chilenen und Kanaren...

Schöne Grüße,
Dirk (dessen Name ganz bestimmt nicht spanisch ist...)
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 05.10.2012, 07:47 Uhr
Und weiter geht es - nach der überstandenen Anreise unser erster voller Tag in Patagonien:

28.10.2011: Petrohue - Pucon
Wir sind früh, aber zu einer vernünftigen Zeit, wach und auch ausgeschlafen. Während einem nächtlichen Besuch auf der Toilette hat Dirk aus dem Fenster einen schönen Sternenhimmel gesehen. Nun ist der Himmel leider wieder komplett zugezogen. Immerhin regnet es aber nicht mehr. Vor dem Frühstück laufen wir wieder ein Stück entlang des Ufers vom Lago Todos los Santos. Faszinierend ist der Sand des Strandes - dieser besteht komplett aus schwarzem Lavagestein. Zwar sehen wir vom Osorno ein wenig mehr als gestern Abend, dabei handelt es sich dummerweise aber nur um die Basis des Vulkans. Der schneebedeckte Gipfel wäre uns lieber. Naja, zunächst zum Frühstück. Dieses ist der Herberge angemessen, recht edel und auch sehr lecker. Danach geht es auch schon wieder weiter. Während wir unser Gepäck zum Auto tragen, sehen wir aus dem Fenster vom Treppenhaus eine riesige Wolkenlücke, blauen Himmel und endlich auch den Osorno. Wir werfen das Gepäck ins Auto und stürmen zum Strand. Leider ist die Wolkenlücke nun nicht mehr ganz so groß wie vorher, aber immerhin sehen wir nun einen der zahlreichen Vulkane, für die das chilenische Seengebiet berühmt ist, in zumindest teilweiser Pracht vor uns stehen: die Form ungefähr genau so, wie ein Kind einen Vulkan malen würde - und bis fast ganz unten mit Schnee bedeckt. Ein prächtiger Anblick.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_28_01.jpg)
In Wolken gehüllter Vulkan Osorno hinter der Petrohue Lodge.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_28_02.jpg)
Morgenstimmung am Lago Todos los Santos.

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Viele Wolken und der Gipfel des Osorno.

Wir fahren zunächst wieder ein Stück der gestrigen Route zurück nach Ensenada. In die Gegenrichtung würde eine Weiterfahrt auch wenig Sinn machen: Über den Lago Todos los Santos führt zwar eine Fähre. Aber die Straße auf der anderen Seite des Sees endet nach ein paar Kilometern im Nichts. Stattdessen zurück zu den Saltos de Petrohue, nun mit geöffnetem Aussichtspunkt. Allerdings ist deutlich zu merken, dass wir noch in der absoluten Nebensaison unterwegs sind - es verirren sich nur wenige Leute hierher, um das gewaltige Schauspiel zu bewundern und der große Parkplatz ist auch nahezu leer. Immerhin laufen wir einer deutschsprachigen Busreisegruppe über dem Weg. Das passt gut zu einer Beobachtung, die wir im weiteren Verlauf unserer Reise häufiger machen werden: Individualreisende sind selten in Südamerika. Die meisten Europäer und Nordamerikaner sind geführt oder per Bus unterwegs. Im Rückblick können wir das kaum nachzuvollziehen, wir empfanden das individuelle Reisen in Chile und Argentinien als nicht übermäßig komplexer oder schwieriger als in den USA oder Australien. Die Wasserfälle sind wirklich beeindruckend. Vor allem der Kontrast zwischen der dunkelschwarzen Lava, dem weiß schäumenden Wasser und dem bis dicht an das Wasser reichenden Regenwald ist phantastisch. Wie toll muss das alles erst bei gutem Wetter aussehen, mit blauen Himmel und den im Hintergrund stehenden Vulkan.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_28_04.jpg)
An den Saltos de Petrohue.

Weiter geht es zurück zum Lago Llanquihue und an dessen östlicher Seite nach Norden. Die Straße hier ist frisch asphaltiert - im Widerspruch zu allen unseren Straßenkarten. Allgemein gewinnen wir den Eindruck, dass sowohl auf chilenischer als auch auf argentinischer Seite von Patagonien momentan sehr viel am Ausbauzustand der Straßen gearbeitet wird. Hier führt die Straße ein Stück in die Höhe und eröffnet von dort immer wieder schöne Blicke auf den Lago Llanquihue. Aufgrund des nicht so tollen Wetters sparen wir uns den möglichen Abstecher zur Talstation des Osorno-Skigebiets. Stattdessen wollen wir die in der Ortschaft Las Cascadas beginnende Wanderung zum namensgebenden Wasserfall suchen. Bis auf ein paar Fotos des Wasserfalls haben wir im Internet keine Angaben zu dieser Wanderung gefunden - in unseren Reiseführern steht sowieso nichts. Im Zentrum der winzigen Ortschaft finden wir ein großes Schild mit der Beschriftung "Cascadas". Wir folgen diesem Schild über eine äußerst rumpelige Dorfstraße. Nach einiger Zeit führt diese in den Wald und wird noch rumpeliger und schmaler. Wir beginnen zu zweifeln, ob wir hier richtig sind, aber alle paar hundert Meter finden wir ein weiteres Schild in Richtung Wasserfälle. Unsere Bedenken, ob das ruppige Teil hier nicht mehr die Zufahrtstraße sondern schon der eigentliche Wanderweg ist, lösen sich in Luft auf, als wir nach einiger Zeit einen kleinen Parkplatz mit (im Moment aber geschlossenen) Kiosk erreichen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_28_05.jpg)
Unterwegs am Ostufer des Lago Llanquihue.

Wir schnüren unsere Wanderstiefel und brechen auf. Der Weg führt durch einen wunderschönen und urigen Regenwald, der uns sehr an Wanderungen im Süden Australiens erinnert - zum Beispiel den Tarra Bulga National Park. An mehreren Stellen müssen wir über wackelige Baumbrücken einen reißenden Bach überqueren. Der Weg führt in ein immer schmaler werdendes Tal - letztendlich befinden wir uns in einer Art breiter Schlucht. Deren Wände sind über und unter bedeckt mit Bäumen und Farnen - ein toller Anblick. Es stehen auch viele Fuchsienbüsche herum. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hören wir ein donnerndes Geräusch. Das letzte Stück des Weges zum Wasserfall ist recht schlammig, doch es lohnt sich: Der Weg biegt nach links um eine Ecke und gibt den Blick frei auf den - grob geschätzt - 15 Meter hohen Wasserfall, über den donnernd jede Menge Wasser in die Tiefe stürzt. Es gibt eine Art Aussichtsplattform, im Grunde genommen handelt es sich dabei nur um ein kleines flaches Stück Erde. Man kann auch ein bisschen nach vorne bergab klettern, um näher an den Wasserfall zu kommen oder nach hinten, für den besseren Gesamtüberblick. Wir beschränken aufgrund des glitschigen und nassen Untergrunds unsere Kletterversuche aber auf des allernötigste. Nachdem wir den Anblick ausgiebig genossen haben, geht es zurück zum Auto und in diesem wieder recht rumpelig zurück auf die Straße Richtung Norden. Das war ein äußerst lohnenswerter Abstecher.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_28_06.jpg)
Der Wasserfall von La Cascadas.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_28_07.jpg)
Faszinierender Pflanzenbewuchs entlang des Wanderwegs zum Wasserfall von La Cascadas.

Es geht weiter am Lago Llanquihue entlang in Richtung der Stadt Osorno. Der namensgebende Vulkan befindet sich inzwischen hinter uns, versteckt sich aber immer noch in dichten Wolken. Die Gegend ist deutlich weniger waldig als noch direkt am Vulkan und wirkt mit ihren weiten Wiesen und Feldern sehr mitteleuropäisch. Die Straße ist gesäumt von rot blühenden Notro-Bäumen - diese knallroten Gesellen sind typisch für die gemäßigten Gegenden von Chile und Argentinien und werden uns über den gesamten weiteren Verlauf unserer Reise begleiten. Als wir uns Osorno nähern nimmt der Verkehr deutlich zu, leider aber nicht die Anzahl der Straßenschilder. Eigentlich sollten man annehmen, dass es kein Problem ist, die Auffahrt auf die Ruta 5 Richtung Norden zu finden - wir aber befinden uns auf einmal mitten in den inneren Bezirken von Osorno. Unser hastig aktiviertes Navigerät ist hier noch eine große Hilfe - später wird sich herausstellen, dass die Qualität des Kartenmaterials außerhalb der Städte oftmals mit viel Wohlwollen maximal als sehr Bescheiden zu bezeichnen ist.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_28_08.jpg)
Unterwegs in Richtung der Stadt Osorno.

Wir folgen der Ruta 5 ungefähr 90 Kilometer durch grüne Wälder und Wiesen nach Norden und biegen dann auf die T-39 Richtung Panguipulli - gelegen am gleichnamigen See - ab. Eine nette kleine Ortschaft, die wir uns allerdings nur kurz anschauen. Aufgrund der doch recht frühen Zeit haben wir uns nämlich entschieden, noch einen bekannten Wasserfall ins Programm zu nehmen, der allerdings etwas abseits unserer Strecke liegt: Hinter Panguipulli folgen wir der Ruta 203 Richtung Conaripe. Etwa 9 Kilometer hinter der Ortschaft biegt die Straße nach rechts ab, Richtung Neltume und verläuft äußerst pittoresk am Nordufer des Lago Panguipulli. Auf allen uns vorliegenden Karten handelt es sich um Ripio, zu unserer Überraschung treffen wir auf nagelneuen Asphalt. Nach ein paar Kilometern reduziert sich die Anzahl der rechts neben der Straße gelegenen Grundstücke auf null. Da die Straße hier sehr kurvig und stetig bergauf und bergab verläuft bieten sich immer wieder atemberaubende Ausblicke auf den See, eingeschnitten zwischen bewaldeten Berghängen und mit vielen Inseln. Nach etwa 40 Kilometern, am Ende des Sees, bekommt unser Pick Up nach all dem Asphalt endgültig die erste Gelegenheit, sich auf Ripio zu beweisen: Die letzen ungefähr 16 Kilometer nach Neltume verlaufen auf einer recht guten Schotterpiste, einzig im Verlauf der gelegentlichen Bergaufstrecken gibt es etwas Waschbrett. Kurz vor Neltume geht es rechts raus und ein kurzes Stück recht rumpelig bergab zu einem Parkplatz.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_28_09.jpg)
Ufer des Lago Panguipulli mit interessantem Straßenverlauf.

Hier beginnt die kurze Wanderung zum Salto Huilo Huilo. Der Weg führt über jede Menge Holzstufen bergab direkt zum Wasserfall, den wir nach nur wenigen Minuten erreichen. Hier fällt der stark angeschwollene Rio Fuy über eine beeindruckende Steilstufe in ein großes Becken. Wir sind wirklich zur absolut besten Zeit des Jahres, um Wasserfälle anzuschauen, hier. Auf dem Weg zum Wasserfall ist uns ein Wegweiser aufgefallen, der auf einen Pfad zum Salto Puma hinweist. Der Name dieses Wasserfalls sagt uns gar nichts und es ist auch keine Entfernung oder Gehzeit angegeben. Wir entscheiden uns, den Pfad auszuprobieren. Der Pfad führt einige Zeit relativ eben durch den Wald und dann nah an die Abbruchkante, tief unterhalb derer sich das Flussbett des Rio Fuy befindet. Das Ganze erinnert ganz entfernt an die Wanderung zu den Fitzroy Falls im Morton National Park in Australien. Nach etwas mehr als zehn Minuten Fußmarsch erreichen wir den Wasserfall - und es hat sich gelohnt: Im Grunde schaut der Salto Puma nicht viel anders aus, als der Salto Huilo Huilo, aber hier befindet sich der Aussichtspunkt um einiges höher als der Wasserfall und ermöglicht so einen tollen Blick auf die rauschenden Wassermassen. An diesem so schönen Ort erinnert aber auch eine kleine Holztafel an die Endlichkeit aller schönen Momente im Leben: In drei Sprachen wird an eine 22-jährige Israelin gedacht, die hier 2003 abgestürzt ist.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_28_10.jpg)
Salto Huilo Huilo.

Zurück am Auto müssen wir zunächst wieder das kurze Stück Rumpelpiste hinter uns bringen, um zurück auf die Schotterstraße zu kommen. Es ist schon erstaunlich, wie schwierig hier in Südamerika - im direkten Vergleich zu den USA - die schönsten Naturwunder zu erreichen sind. Das galt für den Wasserfall bei La Cascadas heute Morgen genauso wie für den Salto Huilo Huilo. Über Schotter und Asphalt geht es zurück bis fast nach Panguipulli. Jetzt ist es schon recht spät und wir müssen schauen, noch rechtzeitig unser Tagesziel zu erreichen. Wir nehmen die Ruta 201 Richtung Conaripe, am Lago Calafquen gelegen. Die Straße ist zunächst ein kurzes Stück asphaltiert, dann öffnet sich der Blick auf den tief unterhalb gelegenen See und es geht wieder über Schotter weiter, in stetigen Kurven wild bergab. Hier sollten wir direkt vor uns einen weiteren der Bilderbuchvulkane sehen, für die das chilenische Seengebiet berühmt ist - den Villarrica. Leider ist dieser Berg aber genauso schüchtern wie der Osorno und wir sehen nur Wolken.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_28_11.jpg)
Blick auf den Lago Calafquen. Im Hintergrund müsste eigentlich ein Vulkan zu sehen sein.

Ab Conaripe ist die Straße wieder asphaltiert. Vorbei an Lican Ray fahren wir - durch schönen Wald - Richtung Lago Villarrica und der auf den ersten Blick sehr quirligen aber nicht sonderlich hübschen Ortschaft Villarrica. Wir fahren gleich weiter Richtung Pucon. Diese Ortschaft ist hier in der Gegend das absolute touristische Zentrum, was vielleicht auch an der Lage direkt unterhalb des Vulkans Villarrica liegt. Wir haben eine Übernachtung in einer Ferienanlage einige Kilometer vor Pucon gebucht und werden uns die Ortschaft erst morgen anschauen. Die Hauptstraße verläuft fast auf Höhe des Lago Villarrica und bietet immer mal wieder kurze Blicke auf den See. Südlich des Sees steigt die Landschaft steil an und nachdem wir die winzige Abzweigung zum Club Los Ulmos gefunden haben, schraubt sich die kleine Dirt Road auch gut bergauf. Wir kommen an jeder Menge Abzweigungen vorbei und beginnen immer mal wieder zu zweifeln, ob wir hier noch richtig sind. Aber es gibt immer mal wieder Hinweisschilder und nach ein paar Kilometern kommen wir auch endlich an.

Beim Club Los Ulmos handelt es sich um eine Ansammlung von Ferienwohnungen und mehreren größeren Häusern. Mittelpunkt der Anlage ist ein Gebäude, in dem sich Küche und Speiseraum befinden. Das Ganze wurde von einem deutschen Ehepaar liebevoll aufgebaut. Kaum haben wir unseren Pick Up auf das Gelände gesteuert, werden wir auch schon herzlich von Christl, der Besitzerin und ihren beiden Hunden begrüßt. Da wir die einzigen Gäste sind, werden wir nicht in der gebuchten Cabin sondern in einer der größeren Doppelhaushälften einquartiert - diese befinden sich näher am Speiseraum. Trotz der schon vorgerückten Stunde bekommen wir ein sehr leckeres Abendessen zubereitet. Im Verlauf des Gesprächs, das wir während dem Essen mit Christl führen, kommt die Rede zwangsweise auch auf Vulkane: Auf den Puyehue, dessen Aschewolken fast unsere Anreise verhindert hätten. Und auf die weiteren Vulkane, an denen wir im weiteren Reiseverlauf vorbei kommen werden. Denn darunter befindet sich ein ziemliches Sorgenkind - und zwar der Hudson. An diesen südlich von Coyhaique einige Kilometer abseits der Carretera Austral gelegenen Vulkan werden wir zwar erst in etwas mehr als einer Woche vorbei kommen. Dennoch macht der aktuelle Zustand des Berges Sorgen: Höchste Warnstufe, kurz vor einem Ausbruch und die Carretera Austral ist auch gesperrt. Wenn sich das in den kommenden Tagen nicht ändert, müssen wir unsere Route großräumig umplanen, denn allzu viele Straßen gibt es so weit südlich nicht mehr...

Ein erfreulicheres Thema ist der direkt hinter dem Haus gelegene Vulkan Villarrica. Denn als uns Christl nach dem Abendessen vor dem Gebäude zeigen will, in welche Richtung man üblicherweise den Villarrica sehen kann, haben sich die Wolken vollkommen verzogen und ein toller Sternenhimmel ist zu sehen. Da es nun zwar dunkel ist, sind die Vorraussetzungen eigentlich nicht so gut, um Berge anzuschauen. Der Villarrica bietet aber eine Ausnahme, denn in seinen Krater brodelt Tag und Nacht die Lava. Die aus dem Vulkan entweichenden Dämpfe werden nun in der Nacht vom Leuchten der Lava rötlich angeschienen, mal heller und mal dunkler. Ein toller Anblick, der zudem Hoffnungen für morgen macht.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_28_12.jpg)
Vulkan Villarrica bei Nacht.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Heike & Heimo am 05.10.2012, 18:41 Uhr
So, da sind wir mal schnell nach geflogen und hoffen, dass noch ein Plätzchen im Pickup frei ist.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Manwi72 am 05.10.2012, 20:06 Uhr
Das ist Castellano was auf LPA gesprochen wird... ich habe vor 20 Jahren dort spanisch gelernt, da ich 1 Jahr in Playa del Ingles gearbeitet habe und es dann hier in der Sprachschule "verbessert"... ja, am meisten irritiert wohl, dass das s am Ende eines Wortes nicht gesprochen wird und auch mancher Buchstabe anders ausgebrochen wird als im Spanisch. Aber egal, verstanden wird man so oder so.

Aber nun mal zum Reisebericht, bin ab morgen eine Woche in Portugal und werde dann einiges nachlesen ;-) aber ich freu mich schon. Chile ist mit Sicherheit ein wunderschönes Land und mehr als eine Reise wert. Bin schon gespannt wie es weiter geht.

LG
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 05.10.2012, 23:51 Uhr

Hallo Dirk,


gerade mich als Vulkan-Fan führst du jetzt in Gegenden, wo ich am liebsten in diesem Moment sein würde :D

Wen wundert's daher, dass dieses Foto

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_28_12.jpg)

mein persönliches Bild des Tages ist :D :D

Leuchtende Lava, ich hoffe, sie 2013 wieder zu sehen, wenngleich auch woanders :wink:


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 06.10.2012, 20:14 Uhr
So, da sind wir mal schnell nach geflogen und hoffen, dass noch ein Plätzchen im Pickup frei ist.

Willkommen an Bord! Ein Plätzchen für Euch wird sich sicherlich finden lassen - zur Not rücken wir alle einfach ein bisschen zusammen.

Aber nun mal zum Reisebericht, bin ab morgen eine Woche in Portugal und werde dann einiges nachlesen ;-)

Wir wünschen Dir einen wunderschönen Urlaub in Portugal!

gerade mich als Vulkan-Fan führst du jetzt in Gegenden, wo ich am liebsten in diesem Moment sein würde :D

Na dann wirst Du dich über die kommende Etappe des Reiseberichts freuen. Dann sehen wir die Vulkane nämlich nicht nur nachts, sondern auch tagsüber. Allerdings wird der Blick auf diese schönen Berge ein wenig getrübt - und dafür ist wiederum ein Vulkan verantwortlich. Mehr dazu morgen hier an gewohnter Stelle...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 06.10.2012, 20:47 Uhr
gerade mich als Vulkan-Fan führst du jetzt in Gegenden, wo ich am liebsten in diesem Moment sein würde :D

Na dann wirst Du dich über die kommende Etappe des Reiseberichts freuen. Dann sehen wir die Vulkane nämlich nicht nur nachts, sondern auch tagsüber. Allerdings wird der Blick auf diese schönen Berge ein wenig getrübt - und dafür ist wiederum ein Vulkan verantwortlich. Mehr dazu morgen hier an gewohnter Stelle...

Darauf freue ich mich ganz besonders! Ich komme morgen wieder :winke:


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 07.10.2012, 07:17 Uhr
Einen wunderschönen guten Morgen allen Mitfahrern. Heute gibt es eine lange Etappe und die versprochenen (leicht eingetrübten) Vulkanbilder.

29.10.2011: Pucon - San Carlos de Bariloche
Während der Nacht ist zum einen das Feuer im Kamin unseres Ferienhauses ausgegangen und das Haus hat sich auf die doch noch recht frischen Frühlingstemperaturen abgekühlt. Zum anderen - und darüber sind wir richtig traurig - sind wieder Wolken aufgezogen, so dass der erhoffte Blick auf den Villarrica ausfällt. Scheinbar mögen uns die Vulkane hier in der Gegend nicht sonderlich. Nach einem leckeren und reichhaltigen Frühstück verabschieden wir uns von Christl und brechen wieder auf. Während wir wieder zur Hauptstraße zurückrumpeln, überquert in einiger Entfernung vor uns ein sehr nach einem patagonischen Fuchs aussehendes Tier die Piste. Im Verlauf unserer Fahrt nach Pucon nimmt der Himmel eine leicht hellblaue Farbe an, bei den Wolken scheint es sich also hauptsächlich um eine Art Hochnebel gehandelt zu haben. In der Tat: Als wir Pucon erreichen, ist der Hochnebel komplett weg. Leider ist die Farbe des Himmels trotzdem meilenweit von dem entfernt, was man sich unter einem blauen Frühlingshimmel vorstellt. Der verbleibende milchige Schleier hat allerdings nichts mit meteorologischen Phänomenen zu tun, sondern es handelt sich um Vulkanasche, die von unserem alten Freund, dem Puyehue, stammt. Auch der lang ersehnte Blick auf die ebenmäßige perfekte Vulkanform des Villarrica, noch fast komplett mit Schnee bedeckt, fällt ziemlich milchig aus. Egal.

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Ascheschleier und der Vulkan Villarrica.

Pucon ist nahezu komplett auf den Tourismus ausgerichtet. Wir stellen unseren Pick Up ab und schauen uns um. An der Hauptstraße drängt sich ein Anbieter für Bergtouren, Baumklettereien oder Rafting neben dem nächsten. Die ganze Stadt könnte sich so auch irgendwo in den amerikanischen Rockies befinden, sieht man mal von der Anzahl der streunenden Hunde ab. Da wir außerhalb der Saison und noch dazu sehr früh am Tag unterwegs sind, sind wir fast die einzigen Menschen und schon bald verfolgt uns eine beachtliche Anzahl dieser Streuner. Wir laufen die Hauptstraße einmal auf und ab. Ein witziges Merkmal ist die sich an der Stadtverwaltung befindliche Vulkanwarnampel. Die drei Stufen - rot, gelb und grün wie bei einer klassischen Verkehrsampel - symbolisieren den Gefährdungsgrad, der aktuell vom Villarrica ausgeht. Eine Tafel erklärt die drei Gefahrenstufen. Rot ist ganz übel, das verstehen auch wir mit unseren bescheidenen Spanischkenntnissen - und genau auf dieser Stufe befindet sich ja laut Auskunft von Christl der Hudson, an dem wir in ungefähr einer Woche vorbei fahren wollen. Mal schauen... Der Villarrica ist im Moment übrigens recht brav und es leuchtet die grüne Ampel.

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Vulkanwarnampel in Pucon.

Wir verlassen Pucon Richtung Osten Richtung Curarrehue. Die Straße verläuft zunächst ein wenig langweilig durch offenes Land - links und rechts Buschwerk und licht stehende Bäume, vereinzelt auch Bauernhäuser. An einem dieser Bauernhäuser sehen wir hinter einem Maschendrahtzaun eine Truthahnfamilie, bestehend aus Papa und Mama Truthahn sowie acht tennisballgroßen schwarzen Federknäuln. Niedlich. Allgemein ist beeindruckend, wie viele Tiere sich hier direkt neben oder sogar auf der Fahrbahn befinden. Wir sehen Kühe, Pferde, Ziegen und Schafe. Letztere haben wohl vor recht kurzer Zeit Junge bekommen - wir sehen jedenfalls jede Menge winzige Lämmer. Hinter Curarrehue knickt die hier sehr frisch asphaltierte Straße nach Süden ab und erreicht bald den Eingang des Parque Nacional Villarrica. Ab hier geht es auf Ripio weiter, lustig und kurvig durch dichten Wald bergauf. An der Laguna Quillelhue, malerisch zwischen hohen Bergen gelegen und von Araukarien umgeben, machen wir eine kurze Pause. Von hier aus ist auch zum ersten Mal der Lanin zu sehen, mit 3747 Metern der höchste der Vulkane dieser Gegend. Sehr majestätisch, wie der Villarrica auch noch fast komplett mit Schnee bedeckt und hinter der allgegenwärtigen Aschewolke nur ein klein wenig unscharf zu erkennen. Wir nutzen die Gelegenheit, uns zum ersten Mal das Blattwerk der Araukarien aus der Nähe anzuschauen: diese seltsamen Gewächse sehen aus etwas Entfernung aus wie Nadelbäume. Wenn man sich die Äste genauer ansieht, erkennt man aber, dass sich diese aus schuppenförmigen harten Blättern, angeordnet in Form einer Spirale, zusammensetzen.

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Ascheschleier und der Vulkan Lanin.

Auf dem weiteren Weg zur argentinischen Grenze kommen wir noch recht hautnah an zwei Araukarien vorbei: Da man bei Bau der Straße diese Bäume nicht fällen wollte, wurde die Straße einfach links und rechts vorbei geführt, ganz korrekt mit Warnschildern und Hinweispfeil. Vor unserem ersten Grenzübertritt haben wir ein wenig Bammel, denn wir haben in Reiseberichten jede Menge Schauerliches über die dabei fällige Bürokratie gehört und dass diese bei jedem Mal frei nach dem Gutdünken der Beamten anders abläuft. Naja, irgendwie wird es schon klappen. Als wir die Grenze erreichen, sind wir aber zunächst einmal aufgrund der sich vor uns ausbreitenden Blechschlange überrascht. Während der Fahrt hierher war kein Auto vor oder hinter uns und auch während dem Aufenthalt an der Laguna Quillelhue sind nur wenige Wagen vorbei gefahren. Nun aber reiht sich unser Pick Up grob geschätzt an dreißigster Stelle in eine lange Schlange vor dem chilenischen Grenzposten ein. Und im Inneren des kleinen Häuschens stapeln sich die Leute. Die Wartezeit ist dementsprechend, aber zum Glück ist die eigentliche Prozedur recht problemlos zu erledigen: Zuerst müssen wir zur Immigration, um uns einen Ausreisestempel abzuholen und die Versicherungsbestätigung unseres Autos herzuzeigen. Und dann noch zum Zoll, um die Ausreise des Autos durchzuführen. Da der Wagen natürlich nicht uns gehört, haben wir nach Vorschrift einige Zettel dabei mit einer notariellen Erlaubnis, den Wagen außer Landes zu schaffen. Alle Zettel amtlich beglaubigt und mit Fingerabdruck des Autoeigentümers versehen. Nun geben wir einen dieser Zettel her und erhalten als Ersatz ein amtliches Formular mit vier Stempelfeldern. In eines davon wird schon jetzt ein Stempel gehaut, die restlichen Felder bleiben vorerst frei. Ehe wir aufbrechen, gibt es noch etwas Verwirrung: Der Beamte hat sich die kleine schwarze Mappe mit der Versicherungsbestätigung genommen, um die Nummer in seinen Computer zu tippen. Danach hat er aus Versehen die Mappe unter einen Stapel Papier geschoben und vergessen, sie uns zurückzugeben. Natürlich spricht keiner hier Englisch, das spanische Wort für Mappe fällt uns nicht ein und mit dem Begriff negra (=schwarz) alleine kann der Beamte verständlicherweise auch nichts anfangen. Ein beherzter Griff über den Schalter nach unserer Mappe auf seinen Schreibtisch und ein nettes Lächeln beseitigen glücklicherweise rasch das Missverständnis.

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Vorsicht: Araukarien auf der Fahrbahn!

Die langen Warteschlangen lassen sich dadurch erklären, dass in Chile ein verlängertes Wochenende ansteht und daher viele Familien nach Argentinien fahren. Wir haben bisher schon fast eine Stunde benötigt und erwarten daher für die einige Kilometer entfernte argentinische Grenzstation das Schlimmste. Zu unserer Überraschung ist hier aber fast nichts los. Wir bekommen je einen Einreisestempel sowie einen zweiten Stempel in den Laufzettel unseres Autos. Hier wird uns auch zum ersten mal verdeutlicht, warum die Chilenen scherzhaft auch als die Preußen Südamerikas bezeichnet werden und die Argentinier als die Italiener Südamerikas: Während auf der chilenischen Seite die aus den Pässen entnommenen Einreisezettel fein säuberlich korrekt in eine Ansammlung von beschrifteten Holzschachteln einsortiert werden, landen sie bei den Argentiniern achtlos auf einen großen Papierhaufen am Rand des Schreibtischs. Nach einem zwar gebrochenen und daher auch recht kurzen aber netten Plausch mit dem Zollbeamten geht es weiter. Der gesamte Grenzübertritt inklusive Fahrt zwischen den Grenzstationen hat 1.5 Stunden gedauert - da begreift man erst mal, was für einen immensen Wert so Dinge wie das Schengen-Abkommen haben.

Ein paar Kilometer hinter der Grenze halten wir an einer Rangerstation des Parque Nacional Lanin. Hier beginnt der Normalweg auf den Gipfel des Vulkans. Für eine Besteigung fehlen uns natürlich Zeit und Ausrüstung aber wir wollen eine kleine Wanderung machen, um uns den Lanin so nah wie möglich anzuschauen. Das Wetter ist wie gehabt - ein toller blauer Himmel mit einer alles etwas eintrübenden Aschewolke. Wir laufen durch einen lichten Laubwald mit einer tollen Tierwelt. An allen Ecken und Enden raschelt es im Unterholz und wir sehen jede Menge Echsen, einen kleinen Specht sowie männliche und weibliche Magellanspechte. Die Weibchen dieser in ganz Südchile und im Südwesten Argentiniens heimischen Spechte sind komplett schwarz gefärbt, während die Männchen durch den knallroten Kopf auffallen. Nach etwas 20 Minuten landen wir auf einem ausgedehnten Aschefeld, von dem aus sich ein freier Blick auf den Lanin bietet. Wir laufen noch ein gutes Stück weiter und kehren dann um. Zurück am Parkplatz treffen wir eine im Aufbruch befindliche Gruppe junger Bergsteiger mit voller Gletscherausrüstung und sind schon ein wenig neidisch.

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Wanderweg in Richtung Lanin.

Weiter geht es Richtung Osten, durch einige schöne Araukarienhaine und in Richtung Ausgang des Parque Nacional Lanin. Ab hier ist die Straße wieder asphaltiert. Sie führt durch eine deutlich aridere und kargere Gegend als noch auf der Westseite der Anden. Irgendwie erinnert das Ganze ein wenig an die USA - zum Beispiel an Montana - wobei in Montana die schlanken Pappeln fehl am Platz wären, die hier in Grüppchen entlang der Straße stehen. Beim Ausbau der Straße auf der wir unterwegs sind, musste offenbar an einigen Stellen sehr der Sparstift angesetzt werden: Ab und zu wird die perfekt ausgebaute breite Asphaltstraße unterbrochen von abenteuerlichen schmalen Brückenkonstruktionen aus Holz, die wir nur im Schritttempo überqueren können. Und hinter der Brücke setzt sich die breite Asphaltstraße fort. Bei Malleo biegen wir nach Süden ab und erreichen nach kurzer Zeit das Städtchen Junin de Los Andes. Dieses Städtchen erscheint bei der Durchfahrt recht belanglos, allerdings fällt uns auf, dass hier in Argentinien wesentlich mehr Häuser aus Stein oder steinernen Fertighauselementen gebaut sind, während auf der chilenischen Seite der Anden Holzhäuser oder Bretterbuden vorherrschend waren.

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Hier war kein Geld mehr für die Brücke übrig...

Wir folgen der Ruta 234 Richtung San Martin de Los Andes. Die Straße gewinnt im Verlauf langsam Höhe und kurz vor San Martin ändert sich die Landschaft abrupt. Statt durch eine karge und offene Landschaft fahren wir nun durch einen fast mitteleuropäisch wirkenden Bergwald. San Martin liegt am Lago Lacar, dem ersten der Seen entlang der berühmten Ruta de los Siete Lagos, der Sieben-Seen-Route. Am Stadtrand von San Martin biegen wir auf die Ruta Provincial 48 ab, die sich Richtung Hua Hum steil den Berg hochschlängelt und nach nur kurzer Fahrt von einer Kurve aus einen schönen Blick auf San Martin und den Lago Lacar bietet. Wir genießen eine Weile den Ausblick und fahren dann wieder zurück nach San Martin. Ein zwar sehr touristisch geprägtes aber dennoch sehr hübsches Städtchen. Wir schauen uns die Hauptstraße, die zentrale Plaza und die Promenade am See an. Außerdem wollen wir unser erstes argentinisches Geld abheben und das Auto volltanken. Einen Geldautomaten finden wir an der Plaza, leider kommen wir danach in der Ortschaft an keiner Tankstelle mehr vorbei und umdrehen wollen wir auch nicht. Naja, der Pick Up ist ein sehr sparsamer Diesel und wird schon bis zur nächsten Tankstelle durchhalten.

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Blick auf San Martin de Los Andes.

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Der Lago Lacar an der Ruta de los Siete Lagos, kurz hinter San Martin de Los Andes.

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Unterwegs auf der der Ruta de los Siete Lagos.

Die Sieben-Seen-Route kurbelt sich durch eine beeindruckend wilde Berglandschaft. Die Gegend erinnert entfernt an diejenige um den Vierwaldstätter See in der Schweiz. Wir kommen an zahlreichen (alles in allem deutlich mehr als sieben) hübschen tiefblau gefärbten Bergseen vorbei. Vorbei an einer sehr süddeutsch aussehenden Kapelle kommen wir zur Cascada Vullinaco, einem schönen Wasserfall direkt an der Straße, und wie alle bisherigen Wasserfälle aufgrund der Jahreszeit sehr wasserreich und mächtig. Kurz hinter dem Lago Falkner passieren wir an eine direkt auf der Straße stehenden Kuh und kurz darauf endet der Asphalt. Weiter geht es wieder auf gutem Schotter. Hier fallen uns zwei Dinge auf: Zum einen ist hier wohl geplant, auch das verbleibende Stück der ursprünglich fast komplett unasphaltierten Sieben-Seen-Route auszubauen: Die Straße ist über viele Kilometer für die Bauarbeiten vorbereitet und an ihrem südlichen Ende tut sich sogar schon etwas. Die Bauarbeiten auf dem restlichen Teilstück wurden aber wohl durch das aufgehalten, was uns als zweites auffällt, nämlich die Auswirkungen des großen Ausbruchs des Puyehue vor ein paar Monaten. Zunächst sind Straße und Straßenränder nur von einer dünnen Ascheschicht bedeckt, die Asche wird allerdings immer mehr, bis sich an den Seiten der Straße große Haufen auftürmen. Diese sehen fast wie Schnee aus, nur ein wenig grauer als sauberer Schnee. Und auch die Aschewolke in der Luft ist deutlicher zu sehen als zuvor. Der Puyehue spuckt ja immer noch und ist Luftlinie von hier weniger als 40 Kilometert entfernt.

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Die Cascada Vullinaco.

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Das ist kein Schnee sondern Aschehaufen links und rechts neben der Straße.

Kurz vor der Ortschaft Villa La Angostura erreichen wir das Nordufer des Lago Nahuel Huapi, des mit Abstand größten Sees an der Sieben-Seen-Route. Die Straße führt hier etwas erhöht am See entlang, was schöne Blicke auf den See ermöglicht. Wir halten an einem Aussichtspunkt an und sehen dort neben jeder Menge anderer Touristen auch zwei Jungs aus Aschaffenburg, die mit einem Expeditionsmobil quer durch die ganze Welt unterwegs sind. In Villa La Angostura fallen uns die vielen Wassersprenkler auf, die die überall präsente Vulkanasche wegspülen sollen. Hier finden wir auch die erste Tankstelle seit San Martin - unser Pick Up hat sich tapfer und sehr sparsam geschlagen. Das macht uns gute Hoffnung für die Etappen durch die argentinische Steppe, während denen über mehrere hundert Kilometer keine Tankstellen kommen. Und für den Fall der Fälle haben wir dann ja auch noch einen Reservekanister dabei. Ein paar Kilometer hinter Villa La Angostura sehen wir am Südufer des Sees zum ersten Mal unser heutiges Tagesziel, San Carlos de Bariloche. Diese Stadt ist mit 126000 Einwohnern die bei weitem größte hier in der Gegend und ist neben ihrer tollen Lage am Lago Nahuel Huapi zwischen hohen Bergen unter anderem dafür bekannt, dass hier nach dem zweiten Weltkrieg einige in Deutschland gesuchte SS-Mitglieder Unterschlupf suchten.

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Blick über den Lago Nahuel Huapi auf San Carlos de Bariloche.

Um nach Bariloche zu kommen, müssen wir zunächst das Ostufer des Lago Nahuel Huapi umrunden. Dabei stoßen wir zum ersten Mal im Verlauf unserer Reise auf die legendäre Ruta 40. Diese Straße durchquert auf 5224 Kilometern Argentinien von Norden nach Süden. Dabei wird mit dem 4900 Meter hohen Abra del Acay einer der höchsten Straßenpässe der Erde überquert. Bekannt sind aber auch die langen unasphaltierten Abschnitte dieser Straße durch die patagonische Steppe, auf denen über viele hundert Kilometer buchstäblich nichts entlang der Straße liegt und man als Fahrer sehr aufmerksam mit seinen Spritreserven haushalten muss, um von einer Tankstelle zur nächsten zu kommen. Diese Teilabschnitte der Ruta 40 wollen wir uns in etwas mehr als einer Woche genauer ansehen. Zunächst aber sind wir auf einer ziemlich profanen und langweiligen Asphaltstraße ein kurzes Stück Richtung Süden unterwegs. Nach nur wenigen Kilometern erreichen wir Bariloche. Da diese Stadt auch als die Schweiz der Anden bezeichnet wird und die Lage am Südufer des Sees im Prinzip wunderschön ist, sind wir entsetzt über das, was uns auf dem Weg zu unserem Hotel erwartet: Nicht gerade schöne Betongebäude, enge Straßen, vollgestopft mit Autos. Wir fühlen uns eher an Süditalien als an die Schweiz erinnert - und dementsprechend sind die Autofahrer hier auch unterwegs. Eventuell wird dieser negative erste Eindruck dadurch verstärkt, dass aufgrund des Wochenendes (und in Chile ist ja sogar ein verlängertes Wochenende) besonders viel los ist. Wir sind froh, als wir endlich die Innenstadt durchquert haben und unser wunderschön am See gelegenes Hotel erreichen. Wir verzichten auf sämtliche angedachten abendlichen Besuche in der Stadt und essen stattdessen im Hotelrestaurant zu Abend.

Übermorgen geht es weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 07.10.2012, 09:43 Uhr
Da muss ich mich doch mal wieder melden. Tolle Bilder machst du, einfach nur toll! Und die Farbe der Seen ist wundervoll. Ich genieße diese Reise sehr.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 07.10.2012, 11:28 Uhr
Hallo Dirk,

da ich so lange Flüge nicht mag, bin ich jetzt erst dazugestoßen  :zwinker:. Um ehrlich zu sein, ich habe deinen RB erst jetzt entdeckt  :oops:.

Patagonien reizt mich schon lange, doch die lange Anreise nicht. Könnt ihr eigentlich spanisch oder kommt man auch ohne durch?

Nachdem ich nun auch durch die Asche bin  :socool:, bleibe ich jetzt am Ball  :dance:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 07.10.2012, 16:22 Uhr
Da muss ich mich doch mal wieder melden. Tolle Bilder machst du, einfach nur toll! Und die Farbe der Seen ist wundervoll. Ich genieße diese Reise sehr.

Danke für das Lob. Wenn Dir die Farbe des Wassers jetzt schon gefällt, hier noch ein kleiner Appetizer: Es kommen im weiteren Verlauf der Reise noch jede Menge Flüsse und Seen mit viel tollerer Wasserfarbe...

Patagonien reizt mich schon lange, doch die lange Anreise nicht. Könnt ihr eigentlich spanisch oder kommt man auch ohne durch?

Hallo Ilona, schön, dass Du auch mit uns mitreist.

Die lange Anreise nach Patagonien ist in der Tat ein wenig anstrengend. Für einen Kurzurlaub ist dieses Ziel daher definitiv nichts. Viele andere Reisende entzerren die lange Anreise auch ein wenig, indem sie einen kurzen Aufenthalt in Buenos Aires oder Santiago einlegen. Nachdem wir im Herbst 2010 bei unserer Reise nach Australien festgestellt haben, dass uns selbst die ganz langen Flüge nicht so furchtbar viel ausmachen, haben wir uns - wie beschrieben - allerdings auch dieses Mal für die komplette Anreise an einem Stück entschieden.

Ob wir spanisch können? Eine gute Frage. Katharina kann so gut spanisch, dass sie mit einem europäischen Spanier einfache Gespräche führen kann (sofern der Spanier hochspanisch spricht). In Chile und Argentinien war das ganze aufgrund der doch ein wenig anderen Sprache und der etwas laxeren Aussprache ein wenig schwieriger. Ich selber konnte vorher nur ein paar Wörter und habe während der Reise fleißig dazugelernt (jeden Tag ein paar thematisch passende Vokabeln). Letztendlich konnte ich zum Beispiel in den Estancias fragen, wann es Frühstück gibt (und habe die Antwort verstanden).

Im Norden von Patagonien waren wir voll auf unser Spanisch angewiesen, da wir dort so gut wie niemanden getroffen haben, der Englisch oder Deutsch kann (Ausnahme war natürlich Christl vom Club los Ulmos). Aber selbst wenn mal ein Wort fehlt, geht es immer irgendwie - die Leute in Südamerika sind einfach unglaublich freundlich, nett und hilfsbereit (dazu kommt an einem der letzten Tage unsere Reise eine sehr schöne Anekdote). Im südlicheren Teil Patagoniens (so ungefähr ab den Cuevas de las Manos) waren dann unter den im Tourismus tätigen Leuten die Englischkenntnisse so gut, dass wir im Notfall immer auf Englisch umschalten konnten. Die breite Mehrheit der Bevölkerung kann aber auch im Süden nur Spanisch. Somit sind gute Spanischkenntnisse - obwohl nicht notwendig - sehr praktisch, wenn man sich einfach so mal mit den Leuten unterhalten will.
 
Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: SusanW am 08.10.2012, 13:33 Uhr
Hallo Dirk,

bin euch auch noch schnell hinterher gefahren. Da ich den Gatten kaum zu einer Reise nach Südamerika werde überreden können, nutze ich jede Chance mit auf virtuelle Tour zu kommen. Die ersten Eindrücke sind schon mal vielversprechend
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 08.10.2012, 20:16 Uhr
Hallo Susan,

Da ich den Gatten kaum zu einer Reise nach Südamerika werde überreden können, nutze ich jede Chance mit auf virtuelle Tour zu kommen. Die ersten Eindrücke sind schon mal vielversprechend

Was das Überzeugen angeht: Irgendwie kann ich Deinen Gatten sogar nachvollziehen, denn vor ein paar Jahren hätte uns selber niemand zu einer Reise nach Südamerika überreden können. In einem gewissen Sinne hat dann unsere Reise nach Australien das Tor dazu aufgestoßen, weitere - ähnlich abgelegene - Urlaubsziele ausprobieren zu wollen.

So oder so freue ich mich sehr, dass Du bei uns mit dabei bist, wünsche Dir viel Erfolg beim Überzeugen Deines Gattens und viel Spaß beim weiteren Verfolgen unseres Berichts!

Schöne Grüße,
Dirk

P.S.: Grüße auch von unserem Reisenilpferd an Eures!

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 08.10.2012, 21:06 Uhr

Statt gestern bin ich erst heute wieder hier, ich bitte dies zu entschuldigen :wink:

Ja, Vulkane, das ist meine Welt :D Die Aschehaufen beidseits der Straße sind beeindruckend, mein Haus möchte ich aber trotzdem nicht in unmittelbarer Umgebung stehen haben.

Was lange Reisen angeht, war meine bessere Hälfte immer abgeneigt. Das hat sich erst mit unserem 1. Hawai'i-Urlaub geändert und seither fliegen wir alle 1 oder 2 Jahre solch weite Strecken. Ich weiß nicht,  ob ich richtig damit liege, aber ich vermute, es ist "nur" eine Einstellungssache.


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 09.10.2012, 07:36 Uhr
Hallo Angie,

Ja, Vulkane, das ist meine Welt :D Die Aschehaufen beidseits der Straße sind beeindruckend, mein Haus möchte ich aber trotzdem nicht in unmittelbarer Umgebung stehen haben.

Das geht mir genauso. Wir haben uns sehr auf die Vulkane gefreut. Von daher war es einerseits schon ein wenig schade, diese Berge nur durch einen Ascheschleier sehen zu können (dieser Schleier hat uns übrigens noch einige Tage begleitet). Andererseits war es sehr interessant, die Aschehaufen zu sehen, die Wassersprenkler zur Aschebeseitigung in Villa La Angostura sowie die anderen Spuren des aktuellen Vulkanausbruchs (siehe auch den Tagesbericht, den ich in ein paar Minuten einstellen werde).

Was lange Reisen angeht, war meine bessere Hälfte immer abgeneigt. Das hat sich erst mit unserem 1. Hawai'i-Urlaub geändert und seither fliegen wir alle 1 oder 2 Jahre solch weite Strecken. Ich weiß nicht,  ob ich richtig damit liege, aber ich vermute, es ist "nur" eine Einstellungssache.

Einstellungs- und Gewöhnungssache, das sehe ich auch so. Netter Nebeneffekt: Wenn man sich an diese ultra-langen Anreisen erst mal gewöhnt hat, kommen einen "normale" Flüge, z.B. an die Ostküste der USA so richtig angenehm kurz vor 8)

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 09.10.2012, 07:45 Uhr
Hallo allerseits,

heute bleiben wir in Bariloche bzw. in der Umgebung. Zuerst können wir vor dem Frühstück einen mehr oder weniger direkten Blick auf den Übeltäter werfen, der uns (bzw. das nördliche Patagonien) seit einiger Zeit zuverlässig mit Asche versorgt. Dann gibt es eine schöne Wanderung und zum Abschluss schauen wir uns ein wenig in der Umgebung von Bariloche und in der Stadt selber um. Viel Spaß!

30.10.2011: San Carlos de Bariloche
Nach dem Aufstehen bewundern wir als erstes den Blick aus unserem Hotelzimmer quer über den Lago Nahuel Huapi Richtung Westen. Links und rechts ist der See gesäumt von hohen Berggipfeln. Direkt hinter dem See erhebt sich über einem Bergrücken ein besonders großer, runder, irgendwie wolkig und komisch aussehender Berggipfel. Berggipfel? Ein näherer Blick offenbart, dass es sich nicht um einen Berg handelt, sondern um eine gigantische und ziemlich beeindruckende Aschewolke. Der Lago Nahuel Huapi zeigt von Bariloche aus gesehen nahezu direkt auf den Vulkan Puyehue - das ist unser alter Freund der fast die Anreise nach Puerto Montt verhindert hätte und dessen Ascheschleier uns gestern den ganzen Tag begleitet hat. Kein Wunder, dass die argentinischen Siedlungen am Lago Nahuel Huapi vom großen Ausbruch vor einigen Monaten besonders betroffen waren.

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Blick von unserem Hotelzimmer über den Lago Nahuel Huapi auf die Aschewolken des Vulkan Puyehue.

Nach einem leckeren Frühstück brechen wir auf. Heute wollen wir die grandiose Bergkulisse um Bariloche zum Wandern benutzen. Das Wetter ist toll - der Himmel ist blau ohne eine einzige Wolke. Wir fahren zum nur wenige Kilometer entfernten Skiresort Villa Catedral. Diese Ansiedlung sieht auch nicht viel anders aus, als die unzähligen ähnlichen Retortenorte in den europäischen Alpen. Das Skigebiet ist mit 120 Pistenkilometern eines der größten in Südamerika und deckt nahezu die komplette Nordostflanke des Cerro Catedral-Massivs ab. Ursprünglich hatten wir vorgehabt, mit der Gondel bis unterhalb des Gipfels vom 2150 Meter hohen Punta Princesa zu fahren, um von dort das Bergmassiv zu überqueren, auf der Rückseite zum Refugio Frey abzusteigen und in einem Bogen um den Berg herum zum Auto zurück zu laufen. Diesen Plan haben wir allerdings aufgegeben, da trotz schönsten warmen Frühlingswetter im Tal oben noch recht viel Schnee liegt und gerade das Stück Weg oben am Bergkamm leicht ausgesetzt und auch nicht sonderlich umfangreich ausgeschildert sein soll - beides nicht von Vorteil, wenn man in unbekannter Gegend im Gebirge unterwegs ist. Alternative ist die Wanderung vom Tal zum ganzjährig geöffneten Refugio Frey und zurück. Wir parken unseren Pick Up auf einen riesigen und fast komplett leeren Parkplatz an der Talstation der Bergbahn und suchen nach dem Beginn der Wanderung. Dieser ist vorbildlich markiert und daher überraschend schnell gefunden.


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Blick auf den Lago Guiterrez während der Wanderung zur Refugio Frey.

Zu Beginn führt der Wanderweg über eine offene Wiesenfläche, gewinnt über ein paar kleine Serpentinen rasch an Höhe und führt dann durch niedriges Buschwerk entlang der Bergflanke auf nahezu gleicher Höhe in Richtung Süden. Rechts oberhalb von uns befindet sich die Flanke des Cerro Catedral-Massivs, links unter uns das blaugrüne Wasser der Lago Guiterrez. Einige hundert Meter hinter dem Parkplatz schließt sich uns ein streunender Hund an, der uns fortan nicht mehr von der Seite weicht. Immer wenn wir denken, der Hund ist umgekehrt, taucht er wieder vor oder hinter uns auf dem Weg auf. Die Wanderung führt ab und an über leichte Kletterstellen ist aber im Großen und Ganzen als technisch einfach einzustufen. Nach ein paar Kilometern knickt der Weg in Richtung Westen ab und führt in das Tal des Arroyo van Titter. Hier führt der Weg über eine recht abenteuerlich an die Felswand des Berges gedübelte Holzplankenkonstruktion. Diese wackelt zwar einigermaßen, hält aber. Nachdem wir mit Hilfe einer netten kleinen Holzbrücke den Arroyo van Titter überquert haben, geht es in dichtem Wald weiter. Hier entdecken wir an den Bäumen viele kleine gelbe Kugeln. Dabei handelt es sich um einen Pan de Indio genannten Baumpilz. Übersetzt also um Indianerbrot und angeblich haben die südamerikanischen Ureinwohner diesen Pilz früher tatsächlich als eine Art Brotersatz gegessen. Zudem sehen wir jede Menge Eidechsen und auf einem Baum tatsächlich zwei grünen Papageien - damit hätten wir in Patagonien nun gar nicht gerechnet.

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Pan de Indio.

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Zwei Smaragdsittiche.

Der Weg führt weiter bergauf, vorbei an dem Refugio Piedritas, einer direkt an einen großen Felsblock gebauten kleinen Schutzhütte. Die Bäume werden nun niedriger, das Tal schmaler und die umgebenden Bergflanken sind mit Schnee bedeckt. Das letzte Stück zum Refugio Frey ist auch der Weg noch mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. Bei dem auf 1755 Meter Höhe gelegenen Refugio Frey handelt es sich um eine Hütte des Club Andino Bariloche. Diese Vereinigung von Bergsteigern unterhält verschiedene Berghütten mit Einkehr- und auch Übernachtungsmöglichkeit. Damit ist der Club Andino Bariloche entfernt mit den Alpenvereinen in Europa vergleichbar, der hiesige Verein ist allerdings - wie der Name schon sagt - nur in der direkten Umgebung von Bariloche tätig. Die nette kleine Hütte könnte genau so auch irgendwo in den europäischen Alpen stehen und liegt in einem von hohen und steilen Felswänden umgebenden Seitental direkt an einem - nun eisbedeckten - Bergsee, der Laguna Toncek. Die Felswände sind vor allem bei Kletterern sehr beliebt und wir können mit unserem Fernglas einige Seilschaften bei ihrer Tätigkeit bewundern. Außer uns ist noch eine größere Gruppe Schüler hier. Der streunende Hund, der uns auf dem Aufstiegsweg begleitet hat, findet jede Menge Kameraden und am Eingang zur Hütte treffen wir eine flauschige Katze, mit der wir erstmal ausgiebig Freundschaft schließen. Die Hütte wird von jungen Mitgliedern des Club Andino Bariloche geführt, dabei handelt es sich wohl um Studenten. Unsere Kommunikation mit der Hüttencrew gestaltet sich gemischtsprachig: Während Katharina ihre Spanischkenntnisse testet (und im Gegenzug Ratschläge für eine fehlerfreiere Grammatik bekommt), ist Dirk froh, dass die jungen Leute auch Englisch sprechen. Eine kurze Fachsimpelei später ist klar, dass der Weg zum Punta Princesa aufgrund der Schneemengen in der Tat noch nicht machbar ist und wir - wie ja eigentlich schon geplant - über den Aufstiegsweg wieder zurück nach Villa Catedral laufen müssen.

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Laguna Toncek hinter dem Refugio Frey.

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Refugio Frey.

Auf den Weg zurück ins Tal kommen uns jede Menge anderer Wanderer entgegen. Um knapp 15 Uhr - und damit um einiges früher als erwartet - sind wir wieder an unserem Auto. Wir entscheiden uns, noch die Fahrt zur Llao Llao-Halbinsel zu unternehmen. Diese Fahrt führt zunächst entlang des Lago Nahuel Huapi durch die nicht sonderlich hübschen Ausläufer von San Carlos nach Westen. Dann fahren wir sehr abwechslungsreich durch dichten Wald. Immer wieder ergeben sich schöne Ausblicke auf den See. Die Straße führt vorbei am berühmten (und nicht gerade preiswerten) Hotel Llao Llao. Kurz vor dem Hotel halten wir an, um einen ausgiebigen Blick auf das große Gebäude werfen zu können. Zudem schauen wir uns eine schöne und direkt an der Straße gelegene Holzkirche an. Auf der anderen Seite der Straße können wir vorbei an blühenden Obstbäumen bis zum Ufer des Lago Nahuel Huapi spazieren. Hier machen wir eine besondere Entdeckung: Auf der Oberfläche des Sees befinden sich größere graue Flächen, die aus der Entfernung wie Dreck oder irgendein Schaum aussehen. Aus der Nähe betrachtet handelt es sich aber um viele kleine Bimssteine, also vulkanische Steine, die aufgrund ihrer sehr porösen und luftreichen Struktur auf der Wasseroberfläche schwimmen. Im weiteren Verlauf der Straße um die Peninsula Llao Llao kommen wir zum Trailhead zu zwei kurzen Wanderungen: Eine führt zu einer nachgebauten römischen Brücke und die zweite zu dem Lago Escondido, dem versteckten See. Beide Wanderungen wären nicht so wirklich nötig gewesen, allerdings machen wir auf dem Weg im Wald eine interessante Entdeckung: Auf dem Trail liegen jede Menge tote Nagetiere. Nachdem wir auch schon heute morgen nahe des Trailheads in Villa Catedral direkt auf dem Weg eine tote Maus gefunden haben, spekulieren wir, ob die Tiere wohlmöglich ein Problem mit der durch den Ausbruch des Puyehue verursachten sehr erhöhten Aschekonzentration in der Luft aber auch auf dem Waldboden haben.

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Cerro Lopez hinter dem Hotel Llao Llao.

Wir fahren weiter und verlassen die Llao Llao-Halbinsel. Die Straße führt nun an der Südseite des kleinen Lago Moreno zurück nach Osten und gewinnt hier gut an Höhe. Wir machen Rast an einem kleinen Kiosk, von dessen Terrasse wir einen enormen Ausblick auf den Lago Moreno, die Llao Llao-Halbinsel inklusive dem edlem Hotel und den dahinter gelegenen Lago Nahuel Huapi haben. Auf dem Rückweg nach Bariloche machen wir noch einen kurzen Abstecher über rumpelige Schotterstraßen zur Colonia Suiza, einem mitten im Wald gelegenen Schweizer Dorf. Die im alpenländischen Stil gehaltenen Häuschen dieses Dorfes sind echt putzig. Allerdings findet gerade eine Art Handwerksmarkt statt und es ist die Hölle los. Offensichtliche Parkmöglichkeit gibt es keine mehr und daher sehen wir uns nur ganz kurz vom Auto aus um.

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Alpenländisch gestaltetes Haus in der Colonia Suiza.

Wir machen uns im Hotel kurz frisch und fahren dann in die Innenstadt von Bariloche. Der Pick Up wird am westlichen Rand der Downtown abgestellt und wir schauen uns zu Fuß etwas um: Interessant finden wir die vielen auf alpenländisch getrimmten Hotels und Lokale wie zum Beispiel das Hotel Tirol. Und daneben wieder die pure Hässlichkeit in Form von uninspirierten Betonklötzen oder ungepflegten Häusern. Die Hauptgeschäftsstraßen von Bariloche sind wimmelnd und chaotisch - wie in einer italienischen Großstadt. Der zentrale Platz von Bariloche ist das Centro Civico. Hier steht das Gebäude der Stadtverwaltung, im Chaletstil errichtet. Auf diesem Platz findet gerade ein Volksfest statt. Es sind viele Menschen unterwegs, es gibt einige Fressbuden und auf einer zentralen Bühne spielt eine Band. Am interessantesten finden wir aber die Kreidemalereien auf dem gepflasterten Boden: Weiße Kopftücher mit Namen und Datumsangaben aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Das weiße Kopftuch ist das Symbol de Madres del Plaza de Mayo. Das ist eine Gruppe von Frauen, die zu Zeiten der argentinischen Militärdiktatur auf dem Plaza de Mayo in Buenos Aires demonstrierten um auf das spurlose Verschwinden ihrer von der Junta verschleppten Söhne aufmerksam zu machen. Einige der Mütter wurden daraufhin selber verschleppt. Die Madres sind heute in Argentinien eine Art nationale Institution. Sie kämpfen dagegen, dass die Grausamkeiten die während der Zeit der Diktatur verübt wurden vergessen oder verdrängt werden. Wir wussten, dass auf dem Plaza de Mayo Kreidezeichnungen der weißen Kopftücher an den mutigen Einsatz der Mütter erinnern. In Bariloche haben wir so etwas dagegen weniger erwartet.

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Stadtverwaltung am Centro Civico in Bariloche.

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Erinnerung an die Madres del Plaza de Mayo.

Zum Abschluss unserer Besichtigung schauen wir uns die erst 1947 fertig gestellte neogothische Kathedrale sowie das direkt nebenan befindliche berühmte Restaurant Familia Weiss an - dieses Gebäude wirkt wie eine gnadenlos überzeichnete Karikatur eines Restaurants irgendwo in den österreichischen Alpen. Wir überlegen kurz, ob wir uns dort ein edles Abendessen gönnen sollen, entscheiden uns dann aber, zu einem kleinen Restaurant zurückzugehen, an dem wir vor ein paar Minuten vorbei gekommen sind. Dieses ist nicht im österreichischen Stil gehalten sondern im schweizerischen. Wir bestellen uns ein Käsefondue. Dieses schmeckt zwar nicht original schweizerisch, aber wir finden es sogar recht gut, dass die Menge Kirschwasser im Käse deutlich geringer ist beim Original. Sehr lecker und sättigend. Nach dem Abendessen laufen wir zurück zum Auto, entkommen glücklich dem abendlichen Verkehrschaos und fahren zurück zum Hotel. Morgen müssen wir früh aufstehen.

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Kathedrale von Bariloche.

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Abendstimmung im Zentrum von Bariloche.

Übermorgen geht es weiter,

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Doreen & Andreas am 09.10.2012, 08:57 Uhr
Beeindruckend, die Hinterlassenschaften des aktiven Vulkans, sowohl in der Luft als auch am Straßenrand.
Die verendeten Nager sind dagegen schon etwas befremdlich.
Da bin ich ja gespannt, wie es in den nächsten Tagen wird, wenn Ihr dem vielleicht kurz vor einem Ausbruch stehenden Vulkan näher kommt...
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 09.10.2012, 16:08 Uhr
Eine tolle Wanderung habt ihr da mit einem treuen Begleiter gemacht  :applaus:. Ist der Hund eigentlich an der Hütte geblieben oder wieder mit euch zurückgegangen?

Mich wundert, dass dort so viele alpenländische Häuser stehen. Wahrscheinlich gibt es sehr viele europ. Einwanderer.

Das teure Hotel liegt aber auch in traumhafter Lage  :daumen:. Da könnte man es einige Tage aushalten :zwinker:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 09.10.2012, 20:26 Uhr
Die verendeten Nager sind dagegen schon etwas befremdlich.
Da bin ich ja gespannt, wie es in den nächsten Tagen wird, wenn Ihr dem vielleicht kurz vor einem Ausbruch stehenden Vulkan näher kommt...

Die erste tote Maus habe ich noch fotografiert, bei der zweiten haben wir an einen dummen Zufall gedacht und irgendwann haben wir nicht mehr gezählt. Wir fanden das ganze auch höchst befremdlich, zumal wir bis heute nicht genau wissen, woran all diese Nagetiere genau gestorben sind. Gibt es hier im Forum Vulkanexperten, die wissen, ob so etwas bei erhöhter Aschekonzentration in der Luft normal ist?

Eine tolle Wanderung habt ihr da mit einem treuen Begleiter gemacht  :applaus:. Ist der Hund eigentlich an der Hütte geblieben oder wieder mit euch zurückgegangen?

Der Hund hat sich in der Gesellschaft all der anderen Streuner oben an der Hütte anscheinend so wohl gefühlt, dass er dort geblieben ist. Ob, wann und wie die gesammelte Menge Hunde wieder ins Tal runter kommt, wissen wir leider nicht (ich denke da beispielsweise an einen Sammeltransport einmal wöchentlich oder so :wink:)

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 11.10.2012, 00:35 Uhr

Hallo Dirk,


wowww! Welch ein Ausblick aus eurem Zimmer auf die Aschewolke des Vulkans Puyehue!! Beeindruckend und erschreckend zugleich.

Zu den vielen toten Tieren: Bei einem Ascheregen wird Fluor gebildet und das wird vielen Tieren zu Verhängnis, sie sterben durch die Aufnahme von Gräsern etc. an einer Fluorvergiftung.


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: DocHoliday am 11.10.2012, 00:52 Uhr
Ich bin jetzt auch dabei. Die Gegend hat mich immer schon fasziniert und nächstes Jahr kann ich zumindest mal reinschnuppern und im November/Dezember2 Wochen in Feuerland und dem südlichen Patagonien verbringen. Vorher geht es für 2 Wochen noch ein ganzes Stück weiter südlich  :D
Dein Bericht gefällt mir bisher sehr gut!

Mal eine Frage: Wie weit kommt man denn in Argentinien und Chile mit englisch oder deutsch? Spanisch kann ich leider gar nicht und mehr als ein paar Brocken aus dem Reiseführer werden es wohl auch bis dahin nicht werden.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 11.10.2012, 09:18 Uhr
wowww! Welch ein Ausblick aus eurem Zimmer auf die Aschewolke des Vulkans Puyehue!! Beeindruckend und erschreckend zugleich.

Besonders beeindruckend ist diese Aschwolke - meiner Meinung nach - vor allem aufgrund der Tatsache, dass Bariloche 95 km Luftlinie vom Puyehue entfernt liegt. Wie diese Wolke aus der Nähe gesehen aussieht (bzw. während dem großen Ausbruch im Frühjahr 2011) aussah, kann man sich zum Beispiel bei der Google-Bildersuche (http://www.google.de/search?num=10&hl=de&site=imghp&tbm=isch&source=hp&biw=1920&bih=1042&q=%22volcan+puyehue%22+2011&oq=%22volcan+puyehue%22+2011&gs_l=img.3...1905.1905.0.2144.1.1.0.0.0.0.41.41.1.1.0...0.0...1ac.1.xeXsEAFuJnI) anschauen. In Anbetracht dieser Bilder bin froh, dass wir ein paar Monate später unterwegs waren...

Zu den vielen toten Tieren: Bei einem Ascheregen wird Fluor gebildet und das wird vielen Tieren zu Verhängnis, sie sterben durch die Aufnahme von Gräsern etc. an einer Fluorvergiftung.

Super, danke für die Auskunft! Das war ein Punkt, bei dem mit Google nicht weiter helfen konnte.

Ich bin jetzt auch dabei. Die Gegend hat mich immer schon fasziniert und nächstes Jahr kann ich zumindest mal reinschnuppern und im November/Dezember2 Wochen in Feuerland und dem südlichen Patagonien verbringen. Vorher geht es für 2 Wochen noch ein ganzes Stück weiter südlich  :D
Dein Bericht gefällt mir bisher sehr gut!

Vielen Dank!

Bei den "zwei Wochen noch ein ganzes Stück weiter südlich" handelt es sich um eine Antarktis-Kreuzfahrt, richtig? So etwas würde uns irgendwann auch noch sehr reizen...

Steht Deine weitere Reiseroute durch Feuerland und das südliche Patagonien schon fest?

Mal eine Frage: Wie weit kommt man denn in Argentinien und Chile mit englisch oder deutsch? Spanisch kann ich leider gar nicht und mehr als ein paar Brocken aus dem Reiseführer werden es wohl auch bis dahin nicht werden.

Ich hatte den Eindruck, dass die Sprachkenntnisse der Chilenen und Argentinier relativ stark von der Region abhängen: Im Norden von Patagonien (also z.B. in Bariloche) haben selbst die Angestellten an der Hotelrezeption kein bzw. kaum Englisch gesprochen. Weiter im Süden hat sich die Situation dann geändert: Sobald wir uns den bekannten Nationalparks (Los Glaciares in Argentinien und Torres del Paine in Chile) genähert haben, konnten wir uns in den Estancias oder Hotels immer auch auf Englisch unterhalten. Dennoch würde ich empfehlen, so viele Brocken aus dem Reiseführer wie möglich zu lernen. Denn die Leute, die nicht im Tourismusgewerbe tätig sind, können unabhängig von der Gegend relativ selten Englisch. Smalltalk wird somit sehr schwer wenn nicht unmöglich (wir haben zum Beispiel auf der Carretera Austral einen jungen Anhalter mitgenommen, mit dem ich mich eigentlich gerne etwas mehr unterhalten hätte).

Bei einem eventuell nötig werdenen Werkstattbesuch zur Reparatur des Autos bzw. von Fahrzeugkomponenten spricht unserer Erfahrung nach typischerweise auch niemend eine andere Sprache als Spanisch. Zur Reparatur von Fahrzeugkomponenten gibt es übrigens eine Vokabel, die man in Südamerika unbedingt kennen sollte, und zwar "Gomeria". Das sind - oft winzige - Werkstätten, die ausschließlich Reifen reparieren. Zu erkennen sind Gomerien meistens durch einen an die Hauswand oder den Zaun genagelten alten Reifen.

In ursprünglich fast ausschließlich von Deutschen besiedelten Regionen (zum Beispiel der Ortschaft Frutillar am Westufer des Lago Llanquihue oder in Puerto Puyuhuapi an der Carretera Austral) wird es sicherlich einige Leute geben, die Deutsch können. Allgemein und vor allem in Süden sind Deutschkenntnisse nur sehr puntuell zu finden. Und zwar denn, wenn eine Estancia oder ein Hotel von Deutschen oder von Nachfahren von Deutschen betrieben wird (das hatten wir - wie beschrieben - exakt einmal, und zwar in Pucon).

Fazit: Man kommt auch mit mangelnden Sprachkenntnissen sehr gut durch. Wenn man sich einmal verbal nicht versteht, kommunizert man halt irgendwie anders - ich habe die Leute in Patagonien als sehr freundlich und geduldig erlebt. Ich persönlich habe mir allerdings vorgenommen, vor einem eventuellen zweiten Aufenthalt in Südamerika (angedacht ist eine Schleife durch den Norden von Argentinien und Chile) mein Spanisch deutlich aufzupolieren.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 11.10.2012, 09:27 Uhr
Hallo allerseits,

heute steht eine weitere Wanderung auf unserem Programm. Diese wird uns an die Hänge eines der größten Vulkane in der Gegend um Bariloche führen. Da wir zudem ein paar Kilometer Strecke zurücklegen wollen, müssen wir früh aufstehen.

31.10.2011: San Carlos de Bariloche - El Bolson
Heute verzichten wir auf das Frühstück im Hotel und brechen stattdessen früh auf. Wir fahren ein kurzes Stück entlang des Ufers vom Lago Nahuel Huapi nach Westen und biegen dann nach Süden auf eine kleine Straße, die uns durch die Ausläufer von San Carlos bis an die Nordspitze des Lago Guiterrez führt. Von hier aus geht es ein kleines Stück über geschotterte Serpentinen weiter in östlicher Richtung bis wir wieder die asphaltierte Ruta 40 erreichen. Dieser folgen wir nach Süden. Die aufgehende und noch tief stehende Sonne sorgt für eine wunderschöne Beleuchtung der wilden Berglandschaft, die wir durchqueren. Direkt rechts von uns steht das Cerro Catedral-Massiv, in dem wir gestern unterwegs waren. An das Südende des langgezogenen Lago Guiterrez schließt nahezu nahtlos der nicht minder malerische Lago Mascardi an. Hier machen wir einen kurzen Halt um eine, vom argentinischen Automobilverein ACA betriebene, historische Tankstelle zu bewundern. Auch wenn wir fast noch zu früh im Jahr dafür unterwegs sind, sehen wir hier direkt neben der Straße auch einige blühende Lupinen. Diese farbenfrohen Blumen sind typisch für ganz Patagonien.


(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_31_01.jpg)
Blick vom Lago Mascardi nach Norden auf das Cerro Catedral-Massiv.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_10_31_02.jpg)
Lupinen.

Am Südende des Lago Mascardi verlassen wir die Rute 40 und biegen nach Westen auf die Ruta 81 ab. Diese gute Schotterstraße führt uns in den Parque Nacional Nahuel Huapi. Zu dieser frühen Stunde ist das Parkrangerhäuschen am Eingang noch unbesetzt, wir sparen uns also das Eintrittsgeld für den Park. Die Straße führt ein paar Kilometer nach Westen, ein Stück davon verläuft sehr interessant direkt über den Strand des Lago Mascardi. Kurz hinter dieser Stelle teilt sich die Straße auf, wir biegen hier nach rechts ab, auf die Ruta 82 Richtung Pampa Linda und Glaciar Negro. Die Straße führt über zahlreiche Serpentinen bergauf und dann wieder bergab direkt in Richtung des schroffen und fast 3500 Meter hohen Vulkans Tronador. Ab der Abzweigung ist diese Straße ziemlich schmal und daher als Einbahnstraße ausgezeichnet: vormittags darf man in das Tal hineinfahren und am Nachmittag wieder hinaus. Nachts ist es erlaubt, in beide Richtungen zu fahren. Wir fragen uns, wie denn dann die Vorgehensweise aussieht, wenn Gegenverkehr kommt und aufgrund der steilen Berghänge auf beiden Seiten der Straße auch kein Ausweichen möglich ist. Als uns dann prompt ein großer LKW entgegen kommt, sehen wir, wie es klappt: irgendwie ist es halt mit etwas Geduld und Fingerspitzengefühl doch möglich, die beiden Autos aneinander vorbei zu bugsieren. Wir haben Berichte gelesen, die uns schlimmste Straßenverhältnisse mit übel tiefen Schlaglöchern befürchten ließen, und sind daher überrascht, als wir eine zwar etwas rumpelige aber mit unserem Pick Up recht gut zu bewältigende Straße vorfinden. Das Fahren macht richtig Spaß. Kurz vor Pampa Linda öffnet sich das Tal etwas zu einer schönen weiten und grünen Landschaft. Hier sehen wir einen männlichen Magellanspecht direkt neben der Straße auf einem Baum sitzen, sehr auffällig mit seinem schwarzen Körper und den knallroten Kopf.

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Unterwegs zur Pampa Linda.

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Ein männlicher Magellanspecht.

Pampa Linda ist eine Ansammlung von Häusern mit Rangerstation, Restaurant und Nationalparklodge. Wir stellen unser Auto ab und schauen uns um. Ursprünglich hatten wir gehofft, zum auf genau 2000 Metern gelegenen Refugio Otto Meiling laufen zu können. Diese Hütte gehört, wie das von uns gestern besuchte Refugio Frey, dem Club Andino Bariloche. Sie stellt quasi eine Art Basislager für die Besteigung des Tronador dar und liegt direkt an bzw. zwischen den Armen der zahlreichen von diesem Berg fließenden Gletscher. Es war uns aber schon bei der Reiseplanung klar, dass es für diese Wanderung eventuell noch zu früh im Jahr sein könnte und unsere gestrigen Erfahrungen mit dem vielen Schnee am Refugio Frey haben diese Befürchtung ja quasi bestätigt. Wir entscheiden uns aber spontan, keine der möglichen Ausweichwanderungen zu machen. Stattdessen wollen wir versuchen, soweit wie möglich in Richtung Refugio Otto Meiling zu kommen. Wir hoffen, dabei La Almohadilla zu erreichen, einen langgezogenen Grat, von dem aus sich ein toller Blick auf den Tronador eröffnen soll.

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Forstweg im ersten Teil des Anstiegs zum Refugio Otto Meiling.

Gesagt, getan. Im Parque Nacional Nahuel Huapi muss man sich eigentlich für Wanderungen registrieren. Nachdem wir aber scheinbar auch hierfür zu früh unterwegs sind, brechen wir einfach auf. Die ersten drei Kilometer laufen wir relativ flach auf einer Forststraße durch lichten Laubwald bis zum Rio Castano Overo. Hier biegen wir nach links ab und überqueren auf einer Gitterbrücke den kleinen aber reißenden Gebirgsfluss. Nun führt der Weg - im Grunde handelt es sich immer noch um eine Forststraße - in mehr oder weniger weiten Serpentinen bergauf. Von der umgebenden Berglandschaft oder gar vom Tronador ist rein gar nichts zu sehen, da wir nun von relativ dichtem Wald umgeben sind. Nach einiger Zeit erreichen wir das Ende der Forststraße und sind ab hier auf einem sehr schmalen Bergweg unterwegs. Immer noch im Wald, nun recht steil bergauf über zahlreiche schmale Serpentinen. Wir überqueren einige kleinere Schneefelder. Mit zunehmender Höhe nimmt auch die Größe der Schneefelder immer mehr zu und irgendwann ist der Weg komplett schneebedeckt. Ab hier würde der Weiterweg ohne ausreichende Ausrüstung kritisch werden, wir haben glücklicherweise unsere Grödel dabei. Nur zwei Serpentinenbiegungen weiter, es handelt sich um nur wenige Höhenmeter, lichtet sich der Wald und der Weg flacht ab. Wir haben die erstaunlich weite Fläche von La Almohadilla erreicht. Hier laufen wir ein wenig herum und finden dabei eine kleine Schneehöhle, die offensichtlich von anderen Bergwanderern für ein Biwak benutzt worden ist.

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Wir stapfen durch den Schnee auf La Almohadilla.

Der Blick auf den Tronador ist im Prinzip phantastisch: Unter dem beeindruckenden Doppelgipfel ziehen sich die weißen Gletscher bis an eine senkrechte Kante aus tiefschwarzem Gestein. Die Abbruchkante oberhalb dieser Wand ermöglicht einen Blick auf das helltürkise Eis des Gletschers. Alle paar Minuten bricht mit großem Getöse ein Stück des Gletschers ab und fällt in die Tiefe. Der Name Tronador ist übrigens auch eine Abwandlung des spanischen Worts für "der Donnernde". Über die Steilwand ergießt sich das Schmelzwasser des Gletschers in zahlreichen kleinen Wasserfällen. Ein ganz besonderer Anblick, der allerdings trotz eines blauen Himmels bis zu einem gewissen Grad getrübt wird von der immer noch vorhandenen Aschewolke des Vulkans Puyehue. Die gesamte umgebende Landschaft erscheint wie von einem dünnen Milchschleier überzogen. Dieser Effekt wird ganz besonders deutlich beim Blick über Pampa Linda und den Verlauf der Ruta 81 hinweg Richtung Osten. Von den in dieser Richtung einige Kilometer entfernt stehenden Bergen sind fast keine Details zu erkennen. Wie vorher schon erwartet erscheint uns eine Weiterwanderung in Richtung Refugio Otto Meiling wenig sinnvoll zu sein. Nach einer kurzen Pause steigen wir daher wieder ab. Gerade im Schnee geht es dabei sehr schnell voran und in der Summe sind wir noch weit vor dem Wechsel der Richtung der Einbahnstraße wieder an der Pampa Linda.

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Tronador samt beeindruckender Gletscherabbruchkante.

Daher fahren wir auf der Straße noch die acht Kilometer bis zum nahezu am Talabschluss gelegenen Ventisquero Negro, dem schwarzen Gletscher. Dieses Stück der Straße ist deutlich anspruchsvoller zu fahren als das Teil zur Pampa Linda. Mit einem normalen PKW würden wir hier nicht mehr unterwegs sein wollen. Für die Argentinier scheint das aber kein Hindernis zu sein, wir sehen am Parkplatz des Ventisquero Negro sogar einige Menge Minibusse. Das letzte Stück der Straße, zur Garganta del Diablo, einem großen Wasserfall ist gesperrt. Wir verzichten daher auf einen Besuch und beschränken uns auf den Blick aus der Ferne. Stattdessen bewundern wir ausgiebig den schwarzen Gletscher. Oberhalb einer Abbruchkante besitzt dieser Gletscher noch seine normale weiße bzw. hellblaue Farbe. Unterhalb der Kante allerdings entsteht der Gletscher aus den herab fallenden Eistrümmern quasi neu und sammelt dabei jede Menge Sedimente auf, die das Gletschereis schwarz färben. Dieser schwarze Gletscher fließt dann auch noch in einen milchiggrünen Gletschersee auf dessen Oberfläche sich jede Menge schwarze, weiße und gemischtfarbige Eisberge tummeln. Ein skurriler Anblick und über allem thront der mächtige Tronador.

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Der Ventisquero Negro.

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Gletschersee unterhalb des Ventisquero Negro.

Wir fahren zurück zur Pampa Linda und nach einem kurzen Snack im dortigen Restaurant weiter zur Ruta 40. Entlang des Lago Guilleimo geht es nun weiter nach Süden, durch eine beeindruckende Berglandschaft. Die Straße schraubt sich über unzählige Kilometer in ein tiefes Tal und dann auf der anderen Seite wieder hoch. Dabei tauchen am Horizont immer wieder neue schneebedeckte Gipfel auf. Wir fühlen uns ganz entfernt an Kanada erinnert - und doch ist die Landschaft andererseits auch wieder komplett unterschiedlich zu der in Nordamerika. Kurz vor der Ortschaft El Bolson befindet sich direkt am Straßenrand die Cascada Virgen, ein im Privatbesitz befindlicher Wasserfall. Wir würden gerne den Eintritt bezahlen, um uns das Schauspiel näher anschauen zu können, allerdings scheinen die Eintrittsgelder nicht ausgereicht zu haben, um dieses Geschäft über Wasser zu halten - es ist wohl für immer geschlossen. Wir laufen auf einem kleinen Wanderweg außerhalb des abgezäunten Geländes ein Stück entlang des Wassers in Richtung des Wasserfalls, müssen aber nach ein paar hundert Metern an einer senkrechten Felswand umkehren.

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Blick von der Ruta 82 über den Lago Mascardi.

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Die Cascada Virgen etwas nördlich von El Bolson.

Die Ortschaft El Bolson ist bei jungen Argentiniern als Urlaubsort sehr beliebt, früher war es auch eine Hochburg der Hippiekultur. Letzteres lässt sich auch heute noch anhand der Namen einiger der Lodges erahnen und ein wenig auch beim Anblick einiger der Leute, die hier unterwegs sind. Wir sind trotz der tollen Lage der Stadt nicht so wirklich begeistert: die Häuser stellen eine Mischung aus einigen herausgeputzten repräsentativen Objekten mit vielen lieblosen Betonkonstrukten und auch heruntergekommenen Gebäuden dar. Wir sind ja nicht hauptsächlich wegen den Ortschaften hier sondern wegen der Natur und der Landschaft aber ein klein wenig drängt sich doch der Gedankengang auf, dass eine Stadt in dieser Lage in Europa oder Nordamerika anders aussähe.

Nach dem Einchecken im Hotel fahren wir noch mit dem Auto auf den Cerro Amigo, einen einige hundert Meter oberhalb von El Bolson gelegenen Aussichtspunkt. Bis knapp unterhalb des Gipfels führt eine Straße, den Rest legen wir zu Fuß zurück. Die Sonne steht schon tief und trotz der immer noch in der Luft vorhandenen Aschewolke ist der Blick auf die sich direkt unterhalb im Tal ausbreitende Ortschaft ein schöner Abschluss für einen äußerst abwechslungsreichen Tag.

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Spätnachmittäglicher Blick auf El Bolson.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 11.10.2012, 12:20 Uhr
So einen schmutzigen fast schwarzen Gletscher habe ich noch nie gesehen und dazu noch das grünliche Wasser - das hat schon wieder was  :daumen:.

Wie hoch ist man da eigentlich bei den Wanderungen unterwegs? Ist das schon Höhentraining  :zwinker: ?

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 11.10.2012, 16:57 Uhr
Hallo Ilona,

So einen schmutzigen fast schwarzen Gletscher habe ich noch nie gesehen und dazu noch das grünliche Wasser - das hat schon wieder was  :daumen:.

Falls sich Leser an der schmutzigen Farbe des Gletschers stören sollten: Wir haben im weiteren Verlauf der Reise natürlich danach gesucht, ob es in Patagonien irgendwo auch saubere Gletscher gibt. Und - soviel kann ich hier schon verraten- wir waren einigermaßen erfolgreich dabei :wink:

Wie hoch ist man da eigentlich bei den Wanderungen unterwegs? Ist das schon Höhentraining  :zwinker: ?

Nein, hoch ist es dort definitiv nicht. Der allerhöchste Berg Patagoniens (der Monte San Valentin) ist ungefähr 4000 Meter hoch (über den genauen Wert findet man je nach Quelle recht unterschiedliche Werte). Der Tronador, an dessen Hängen wir im aktuellen Tag der Reise unterwegs waren ist mit seinen 3500 Metern Höhe also schon einer der höheren Berge in Patagonien. Auf diese Berge kommt man aber nur mit viel Zeit, ein wenig Erfahrung und entsprechender Ausrüstung. Als normaler Wanderer kommt man in Patagonien in den seltensten Fällen deutlich über 2000 Meter - auch wir wollten am Tronador ja allermaximal zur auf genau dieser Höhe gelegenen Refugio Otto Meiling laufen. Weiter geht es so oder so nur mit Gletscherausrüstung und die hatten wir natürlich nicht dabei (im Rucksack waren lediglich die kleinen Grödel, ohne die wir nicht einmal auf La Almohadilla gekommen wären). Das Höhentraining bleibt also auf die Hochebenen in Nordchile beschränkt :wink:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: SusanW am 11.10.2012, 22:20 Uhr
Hallo Dirk,

unser Hippo ist schon ganz grün vor Neid wie euer Nili so herumkommt  :zwinker: Die Probleme mit dem Überreden rühren eher daher, dass ihm Südamerika -ähnlich wie Asien- fremdartiger vorkommt als etwa Australien. Da aber beides eh keine Sommerferienziele sind, hab ich noch ein paar Jahre zum Überzeugen  8)
Von den Gebäuden her mutet mir auch einiges sehr älplich an ( was beim Überzeugen helfen kann). Vulkane und Gletscher ist ja eine interessante Verbindung.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: DocHoliday am 11.10.2012, 22:55 Uhr

Bei den "zwei Wochen noch ein ganzes Stück weiter südlich" handelt es sich um eine Antarktis-Kreuzfahrt, richtig? So etwas würde uns irgendwann auch noch sehr reizen...

Steht Deine weitere Reiseroute durch Feuerland und das südliche Patagonien schon fest?

Noch nicht im Detail. Da die Antarktis-Kreuzfahrt (richtig geraten ;)) auf den Falkands endet habe ich die Möglichtkeit dort noch mehr Zeit zu verbringen oder ein bisschen Feuerland und Patagonien anzuschauen.

Bei 2 Wochen bleibt dann gerade Zeit für etwas Feuerland, Bootsfahrt durch die Beagle Street, Torres del Paine, Lago Argentino mit den Getschern und Fitz Roy. Die Entfernungen sind ja nicht gerade klein.

Danke für die Ausführungen zur Sprache. Leider gibt es bei mir kein spanisch, dass ich aufpolieren könnte. Für mehr als ein paar rudimentäre Brocken wird es also bis dahin nicht reichen. Aber ich habe ja noch Hände und Füße ;)
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 12.10.2012, 11:05 Uhr
unser Hippo ist schon ganz grün vor Neid wie euer Nili so herumkommt  :zwinker:

Achso, Euer Hippo wird grün, wenn es neidisch ist? Unseres wird dann immer blau :zwinker:

Bei 2 Wochen bleibt dann gerade Zeit für etwas Feuerland, Bootsfahrt durch die Beagle Street, Torres del Paine, Lago Argentino mit den Getschern und Fitz Roy. Die Entfernungen sind ja nicht gerade klein.

Zwei Wochen sollten gut ausreichen, wenn man in den Nationalparks nicht ganz so viele Wanderungen macht wie wir. Wobei es so oder so nicht schlecht ist, viel Zeit für die Torres del Paine und den Parque Nacional Los Glaciares einzuplanen. Und zwar deswegen, weil das Wetter dort oft schlecht ist und man manchmal im Verlauf von vielleicht vier Tagen nur einmal kurz die Berge sehen kann.

Noch eine Frage: Weißt Du schon, ob Du von Feuerland aus ein Stück Richtung Norden fliegen wirst (zum Beispiel nach El Calafate)? Oder doch mit dem Auto fahren (die Einwegmiete Ushuaia -> El Calafate sollte im Prinzip möglich sein)?

Morgen früh geht es weiter mit einer erneut sehr abwechslungsreichen Etappe und der ersten (Vorsicht, Cliffhanger!) "Reparatur des Autos bzw. von Fahrzeugkomponenten" im Verlauf unserer Reise :wink:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: DocHoliday am 12.10.2012, 11:19 Uhr
Noch eine Frage: Weißt Du schon, ob Du von Feuerland aus ein Stück Richtung Norden fliegen wirst (zum Beispiel nach El Calafate)? Oder doch mit dem Auto fahren (die Einwegmiete Ushuaia -> El Calafate sollte im Prinzip möglich sein)?

Nein, noch keine Ahnung. Bin noch ganz am Anfang der Planung (geht ja erst November 2013 los).
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 13.10.2012, 09:20 Uhr
Nein, noch keine Ahnung. Bin noch ganz am Anfang der Planung (geht ja erst November 2013 los).

Na dann bin ich mal gespannt, für welche der beiden Alternativen Du Dich dann entscheidest. Beide haben so ihre Vor- und Nachteile.

Wir fahren unterdessen weiter nach Süden:

1.11.2011: El Bolson - Futaleufu
Wir stehen früh auf. Das Hotelfrühstück hat - wie auch der Rest des Hotels - eher Motelcharakter. Das ist überraschend, da es sich um eines der besten Hotels vor Ort handelt, ist uns aber letztendlich egal. Ehe wir uns endgültig auf den Weg machen, schauen wir noch an einer Tankstelle vorbei, um den Tank unseres Pick Ups aufzufüllen und den Luftdruck der Reifen nachzuprüfen. Dabei fällt uns auf, dass der hintere rechte Reifen geringfügig weniger unter Druck steht als die anderen drei. War das schon bei Übergabe des Wagens so oder haben wir ein Loch im Reifen? Dummerweise haben wir nicht direkt nach der Wagenübergabe nachgeschaut. Wir füllen wieder auf den Nenndruck und warten etwas ab. Nichts passiert. Wir brechen auf, halten aber in der Folge alle paar Kilometer an, um nach dem Reifen zu schauen. Als er nach mehr als einer Stunde immer noch seinen Druck hält, sind wir beruhigt und konzentrieren uns auf unsere heutige Tagesetappe.

Wir fahren auf der Ruta 40 durch eine wunderschöne und sehr hügelige Landschaft nach Süden. Rechts von uns stehen in einigen Abstand die schneebedeckten Anden, links geht die Landschaft langsam in die Pampa über. Links und rechts, direkt neben der Straße, stehen jede Menge blühende Lupinen. Nach etwa 46 Kilometern biegen wir nach rechts auf die Ruta 71 Richtung Cholila ab. Laut unseren Unterlagen sollte diese Straße eine Gravelroad sein. In der Realität ist sie aber über weite Strecken nagelneu asphaltiert - es fehlt lediglich noch der Mittelstreifen. Der Fortschritt hält Einzug nach Cholila. Kurz vor der Ortschaft, hier sind wir wieder auf einer guten Gravelroad unterwegs, sehen wir auf der rechten Seite der Straße in einiger Entfernung die Hütte stehen, in der sich Robert Leroy Parker und Harry Longabaugh nach ihrer Flucht aus den USA 1901 für einige Zeit aufgehalten haben. Die beiden Banditen, besser bekannt als Butch Cassidy und The Sundance Kid zogen dann einige Jahre später weiter nach Chile und Bolivien. Dort sollen sie 1908 vom Militär erschossen worden sein - ihr letztendlicher Verbleib ist allerdings nicht vollständig geklärt. Die Geschichte der beiden wurde 1969 in den empfehlenswerten Film "Butch Cassidy and the Sundance Kid" mit Paul Newman und Robert Redford umgesetzt. Allerdings sehen wir nicht das kleine Eingangshäuschen, von dem wir in Reiseberichten gelesen haben. Wir bremsen ab, um nach dem Häuschen Ausschau zu halten. Da sich nur einige Meter weiter eine Polizeikontrollstation befindet, an der wir vehement dazu aufgefordert werden, weiter zu fahren, lassen wir Butch Cassidy Butch Cassidy sein und fahren weiter.

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Unterwegs auf der Ruta 71 kurz vor dem Parque Nacional Los Alerces.

Hinter Cholila wird die Straße ein wenig rumpeliger und führt interessant bergauf und bergab. Von einer dieser Anhebungen aus, kurz hinter der Ortschaft Villa Lago Rivadavia, sehen wir im grünen Tal eine Ansammlung rosafarbener Punkte stehen und umherlaufen. Zu unserer großen Überraschung sind das unsere ersten Flamingos im Verlauf dieser Reise. Wir hätten diese Vögel eigentlich noch ein wenig südlicher erwartet. Einige Kilometer südlicher, insgesamt 26 Kilometer hinter Cholila, können wir kurz einen Blick auf den rechts von uns gelegenen langgezogenen Lago Rivadavia werfen, dann verläuft die Straße durch dichten Wald. Hier erreichen wir den nördlichen Eingang des Parque Nacional Los Alerces. Wir werden freundlich begrüßt, tragen uns in die Besucherliste ein und bekommen etwas Informationsmaterial in die Hand gedrückt. Der Parque Nacional Los Alerces ist bekannt für seine wunderschöne Gebirgslandschaft, die Seen, Tierwelt und die seltenen Alercen. Alercen, auch als patagonische Zypressen bekannt, sind eindrucksvolle Bäume: Sie können bis über 3000 Jahre alt werden und 50 Meter hoch bei einem Durchmesser des Stamms von bis zu fünf Metern. Alercen leben nur in einem kleinen Bereich, beiderseits der Anden in Argentinien und Chile. Da sie sehr langsam wachsen, wurden sie durch Abholzen fast komplett ausgerottet und sind heute streng geschützt.

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Flamingos.

Als ersten Trail im Nationalpark laufen wir den nur knapp 200 Meter kurzen Rundweg zum Aussichtspunkt über den Lago Verde. Waren wir am Lago Rivadavia noch fast auf identischer Höhe mit dem Wasserspiegel, hat die Straße bis hierher deutlich an Höhe gewonnen. Als Folge befinden wir uns etwa 200 Meter oberhalb des Sees und haben daher vom Aussichtspunkt aus einen tollen Blick auf das tiefblaue Wasser - rundherum umgeben von Bergen. Auf dem Trail schauen wir uns auch nach Tieren um. Hier soll es sowohl den seltenen Andenhirsch Huemul geben als auch Pudus. Das sind Zwerghirsche, die kaum größer als Hasen werden. Für Tierbeobachtungen sind wir aber wohl zur falschen Tageszeit unterwegs. Allerdings finden wir ein an einem Ast hängendes Fellbüschel, welches in der Tat ganz offensichtlich von einem Huemul stammt.

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Blick auf den Lago Verde.

Wir fahren ein kurzes Stück weiter zum Wanderweg Pasarella Rio Arayanes. Als wir unseren Pick Up auf dem Parkplatz verstauen, sehen wir zu unserer Überraschung das Expeditionsmobil aus Ansbach, welches wir schon vor drei Tagen an der Nordseite des Lago Lago Nahuel Huapi gesehen haben. Nachdem damals auf dem Parkplatz recht viel los war und wir daher keine Gelegenheit hatten, uns mit den Fahrern des Gefährts zu unterhalten, sieht die Situation nun ganz anders aus. Da der Parkplatz mit der Ausnahme unseres Autos und des Expeditionsmobils komplett leer ist, begrüßen wir einfach die ersten Wanderer, die uns entgegen kommen, mit einem breiten "Grüß Gott". Das sorgt für Überraschung... Unsere Wanderung führt uns zunächst ein kurzes Stück bergab ins Tal. Hier überqueren wir auf einer lustig schwankenden Hängebrücke den Rio Arayanes und erreichen dann eine Halbinsel, die von Lago Verde, dem Rio Arayanes, dem Rio Menendez, dem Lago Menendez und im Norden dem Cerro Alto el Petiso umschlossen wird. Mit der Besteigung dieses 1748 Meter hohen Bergs hatten wir ursprünglich auch spekuliert. Aufgrund der noch im Gipfelbereich vorhandenen Schneemengen und der heute Früh wegen unserem Hinterreifen verlorenen Zeit verzichten wir aber auf einen Gipfelsturm und nehmen uns daher etwas mehr Zeit, uns im Tal umzuschauen. Hinter der Hängebrücke über den Rio Arayanes treffen wir eine lustig musizierende und vespernde Gruppe von Einheimischen. Der Weg führt weiter entlang des Rio Menendez nach Westen. Der Fluss ist recht wild, wir kommen an heftigen Stromschnellen vorbei. Besonders beeindruckt uns die intensiv türkisgrüne Farbe des Wassers. Hier stehen alle paar Meter Schautafeln, die die Flora und Fauna des Nationalparks erklären. Alles zwar nur auf Spanisch, aber dank vor allem Katharinas Sprachkenntnissen verstehen wir das meiste, was dort erklärt wird. So kommen wir an einigen jungen Alercen vorbei. Zwar noch vergleichsweise kleine, aber trotzdem sehr beeindruckende Bäume.

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Eine relativ junge Alerce.

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Ausfluss des Rio Menendez aus dem Lago Menendez.

An der östlichsten Stelle der Halbinsel kommen wir zu der kleinen Schiffsanlegestelle. Hier starten zur Hochsaison die Bootsfahrten, die über den Lago Menendez zu den letzten Reservaten führen, an denen es noch größere Mengen wirklich alter Alercen gibt. Heute dagegen sind wir alleine hier, mit der Ausnahme eines kleinen Raubvogels, der es sich auf einen großen Felsbrocken im Wasser gemütlich gemacht hat und uns interessiert beäugt. Direkt neben der Anlegestelle befindet sich ein Strand, von dem aus sich der Lago Menendez in seiner gesamten Länge überblicken lässt. Dahinter steht der 2253 Meter hohe Cerro Torrecillas, von dem aus ein beeindruckender Gletscher Richtung See fließt. Unser Weg führt uns weiter um die Halbinsel herum, vorbei am Lago Verde. Hier sehen wir besonders viele rot blühende Notro-Bäume sowie gelben Ginster. Eine nette Wanderung, für die wir mit vielen Pausen etwa eineinhalb Stunden benötigt haben.

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Chimangokarakara am Ufer des Lago Menendez.

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Blick über den Lago Menendez auf den Cerro Torrecillas.

Wir fahren weiter entlang des Ufers vom Lago Futalaufquen nach Süden. nach Villa Futalaufquen, wo sich die Verwaltung des Nationalparks befindet. Wie schon im bisherigen Verlauf unserer Reise stellen wir auch hier fest, dass wir deutlich vor der Saison unterwegs sind: Die Ortschaft ist absolut verlassen und im kleinen Visitor Center des Nationalparks sind wir - mit Ausnahme des Rangers hinter dem Tresen - alleine. Am südlichen Parkausgang befindet sich eine größere Straßenbaustelle. Es sieht so aus, als würde auch hier bald ein größerer Teil der Straße asphaltiert sein. Außerhalb des Parks finden wir uns in einer grandiosen Landschaft wieder: Die Straße führt durch eine endlos weite Landschaft, umschlossen von hohen Bergen. Wir halten an, um den Ausblick zu genießen und um Fotos zu machen. Dabei finden wir, majestätisch Kreise im Himmel ziehend, den ersten Kondor unserer Reise - gut zu erkennen am riesigen schwarzen Körper mit einer weißen Halskrause. Das ist wirklich Patagonien, wie man es sich vorstellt.

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Unser erster Kondor.

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Patagonische Weite irgendwo vor Esquel.

Unser rechter Hinterreifen schaut noch gut aus. Dennoch gehen wir auf Nummer sicher und wählen für den Rest unserer heutigen Reiseroute nicht den direkten Weg über Trevelin, sondern machen einen Abstecher nach Esquel, der größten Ortschaft hier in der Gegend. Hier tanken wir auf und überprüfen den Reifendruck. Dieser hat hinten rechts wieder leicht abgenommen, wogegen alle anderen Reifen stabil sind. Da wird doch eine Reparatur fällig. Nach kurzer Suche finden wir eine Reparaturwerkstatt. Hier haben wir zunächst leichte Schwierigkeiten zu erklären, dass der Reifen einen eigentlich noch ganz guten Druck hat. Nur halt eben doch deutlich weniger, als wir heute Morgen eingefüllt hatten. Manchmal wäre es doch sehr schön, wenn man ein wenig besser spanisch sprechen würde. Letztendlich schaffen wir es aber, die Problematik zu vermitteln. In Windeseile ist der Reifen von der Felge entfernt. Fachmännisch wird ein Nagel entfernt und das Loch geflickt. Die ganze Aktion dauert weniger als 20 Minuten und kostet uns gerade mal 25 Pesos - weniger als 4 Euro. Da ist ein dickes Dankeschön und ein Trinkgeld natürlich selbstverständlich.

Nach 25 Kilometern in Richtung Süden kommen wir nach Trevelin. Diese Ortschaft ist deutlich kleiner und auch hübscher als Esquel. Beide Ortschaften wurden ursprünglich von walisischen Siedlern gegründet. Neben den Ortsnamen lässt sich dieses Erbe an der einen oder andern Stelle an der Architektur erkennen. So ist etwas Trevelin bekannt für seine irischen Teehäuser. Wir halten uns aber nicht lange auf, sondern fahren weiter nach Süden. Kurz hinter dem Ortsausgang knickt die Ruta 259 nach rechts ab und führt wieder direkt in Richtung der im Westen stehenden Andenkette und der chilenischen Grenze. Die Ruta 259 ist eine schöne Schotterpiste, links und rechts sehen wir wieder viele blühende Lupinen. Ganz entfernt fühlen wir uns an das berühmte Plakat aus der Patagonia-Werbekampagne erinnert - auch wenn wir wissen, dass sich das Motiv für dieses Plakat viel weiter südlich befindet. So oder so macht das Fahren richtig Spaß. Was diesen Spaß allenfalls ein wenig trübt, sind die dicken dunklen Wolken, die offensichtlich auf chilenischer Seite an den Anden hängen und leicht über die Berggipfel hinweglugen. Das sind nicht gerade gute Wetterboten für die kommenden Tage unserer Reise. Naja, mal schauen, wie es kommt.

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Unterwegs auf der Ruta 259 in Richtung Anden und chilenische Grenze.

Für heute haben wir noch eine schöne Sehenswürdigkeit auf dem Programm - die Nant y Fall-Wasserfälle. Um diese zu erreichen, biegen wir etwa 12 Kilometer hinter Trevelin nach links ab und folgen dreieinhalb Kilometer einer äußerst schmalen Gravelroad, die lustig bergauf und bergab durch lichten Wald führt. Als Eintrittsgebühren für Ausländer sind 20 Pesos pro Person angeschrieben, letztendlich fällig werden aber nur 5 Pesos. Vielleicht liegt es daran, dass wir zur Nebensaison hier sind - denn bei unseren vielleicht als mittelmäßig einzustufenden Spanischkenntnissen hält uns ganz bestimmt niemand für Einheimische. Der Park besteht aus einem toll angelegten Rundweg zu mehreren wunderschönen Wasserfällen. Wir sind wieder völlig alleine unterwegs. Die Wasserfälle führen richtig viel Wasser, sind allerdings aufgrund der schon tief stehenden Sonne und der starken Kontraste schwierig zu fotografieren.

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Die Nant y Fall-Wasserfälle.

Zurück auf der Ruta 259 nähern wir uns der Andenkette. Die Schotterstraße gewinnt allmählich immer mehr an Höhe. Die Landschaft wird immer waldiger. Letztendlich erinnert die Stimmung entfernt an die Alpen - nur wesentlich uriger und naturbelassener, als die Alpen zum Großteil sind. Die Grenze zwischen Argentinien und Chile befindet sich mehr oder weniger direkt auf der Passhöhe. Hier ist deutlich weniger los als noch vor drei Tagen am Lanin. Die Ausreise und die Gepäckkontrolle sind folglich auch recht schnell erledigt. Der für das Gepäck zuständige Beamte schaut lediglich kurz über unser Gepäck. Unser zusätzlicher Reservekanister dagegen interessiert ihn deutlich mehr. Wie er uns erklärt, dürfen wir keinen vollen Reservekanister aus Argentinien ausführen, wir sollen das Benzin doch bitte in den Tank des Pick Ups schütten. Naja, leichter gesagt als getan, denn schließlich haben wir erst in Esquel vollgetankt und sind daher mit einem fast vollen Tank unterwegs. Der Beamte scheint unser Problem zu verstehen. Jedenfalls wiederholt er, dass wir doch bitte das Benzin aus dem Reservekanister in den Tank des Autos schütten sollen. Mit einem Augenzwinkern erlaubt er uns aber, das zu machen, während er nicht hinschaut. Die Kontrollen auf der chilenischen Seite sind wesentlich strenger. Der Reservekanister interessiert hier niemanden, aber der Inhalt unserer Koffer wird sehr sorgfältig durchsucht. Direkt vor unserem Auto steht ein goldener Minibus. Der Fahrer scheint einheimisch zu sein, mit ihm unterwegs ist ein jüngerer Mensch sowie ein wenig älteres Pärchen. Die letzteren drei sind deutschsprachig aber vor lauter Grenzformalitäten bleibt keine Zeit zu mehr als einer kurzen Begrüßung.

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Kurz vor der chilenischen Grenzstation bei Futaleufu.

Ab der Grenze ist die Straße wieder asphaltiert. Nach nur wenigen Kilometern kommen wir nach Futaleufu, wo wir in einem Bed & Breakfast für die Nacht vorgebucht haben. Das Bed & Breakfast ist schnell gefunden, es befindet sich in einem schönen alten Holzhaus. Nach längerem Suchen finden wir auch die Besitzerin und werden freundlich begrüßt. Die Kommunikation gestaltet sich überraschend schwierig - denn die Dame versteht unser Spanisch einfach nicht. So hat sie zum Beispiel Probleme zu verstehen, wann wir morgen frühstücken möchten. Was um Himmels willen man an "a las ocho" missverstehen kann, ist uns unklar. So kommen wir aber immerhin dazu, die einzigen neben uns im Haus befindlichen Gäste kennenzulernen: Ein sehr nettes junges Pärchen aus Berlin, die von der Hauswirtin als Dolmetscher hinzugezogen werden. Zum Abendessen gibt es nicht viele Möglichkeiten. Futaleufu besitzt zwar durchaus touristische Infrastruktur, ist aber dennoch sehr klein. Zudem ist es Nebensaison und außerdem schon recht spät am Tag. Letztendlich landen wir in einem kleinen Imbiss, wo wir die südamerikanische Variante eines Hamburgers genießen: Mit einem kompletten Fleischstück und leckerer Avocadocreme in einem Fladenbrot. Echt lecker. In der winzigen Bude hängt ein Fernseher, auf dem die chilenische Variante von "Wer wird Millionär" läuft - hier beträgt der Hauptgewinn 120 Millionen Pesos - was sich nach beeindruckend viel anhört, aber letztendlich "nur" 200000 Euro entspricht.

Übermorgen geht es weiter...
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: stephan65 am 13.10.2012, 10:55 Uhr
 :shock: was hätte ich denn hier beinahe verpasst  :shock: wie geil...gleich noch aufspringen  8)

im Los Ulmos warst du auch, wie lustig...die argentinische Seite der Reise kenne ich noch nicht, ich bin gespannt und fasziniert..
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: DocHoliday am 13.10.2012, 11:04 Uhr
Ich finde immer wieder die unterscheidlichen Farben der Seen faszinierend.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 13.10.2012, 15:24 Uhr
Wie ist eigentlich das Tankstellennetz? Ich kann mir vorstellen, das rechtzeitiges Tanken angebracht ist.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 14.10.2012, 14:42 Uhr
:shock: was hätte ich denn hier beinahe verpasst  :shock: wie geil...gleich noch aufspringen  8)

im Los Ulmos warst du auch, wie lustig...die argentinische Seite der Reise kenne ich noch nicht, ich bin gespannt und fasziniert..

Willkommen an Bord!

Dass wir letztendlich auch im Club Los Ulmos gelandet sind, fand ich im Nachhinein auch lustig. Ich hatte mir ja diese Lodge schon beim Lesen Deines schönen Chile-Reiseberichts rausgeschrieben. Meine Notizen wanderten dann aber etwas später unbeachtet in irgendeine Ecke und ich habe Los Ulmos kurz darauf ein zweites Mal selber rausrecherchiert.

Wie ist eigentlich das Tankstellennetz? Ich kann mir vorstellen, das rechtzeitiges Tanken angebracht ist.

Gute Frage - das war einer der ersten Punkte, die ich mich bei der Reisevorbereitung auch gefragt habe.

Die Gegend, in der wir bisher unterwegs waren (das argentinisch-chilenische Seengebiet) ist zwar nicht sonderlicht dicht besiedelt. Dennoch gibt es immer mal wieder mehr oder weniger große Ortschaften und dort auch Tankstellen. Alles in allem würde ich diese Gegend von der Tankstellendichte in etwa mit dem Südwesten der USA vergleichen (wenn man dort die Tankstellen entlang der Interstates weglässt).

In den kommenden Tagen der Reise werden wir zunächst auf der westlichen Seite der Anden die Carretera Austral nach Süden fahren. Der Bau dieser Straße begann erst 1976 und es geht über weite Strecken durch dichten Regenwald. Somit finden sich recht wenig Ortschaften und dementsprechend auch kaum Tankstellen. Weiter im Süden gibt es in Argentinien - also wieder auf der Ostseite der Anden - ein fast 500 km langes Stück der Ruta 40 (einer der Hauptverkehrsachsen des Landes) mitten durchs Nichts - keine Ortschaften, keine Tankstellen. Da gehört dann zur Reisevorbereitung, rauszusuchen, wo man unbedingt volltanken muss.

Morgen früh geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: unterwegsontour am 14.10.2012, 16:41 Uhr

so, jetzt bin ich endlich auch noch schnell euch hinterher gereist und springe mit auf den Anhänger auf. Die Ecke steht schon lange auf meiner Wunschliste, aber wegen meiner nicht vorhandenen Spanischkenntnissen   :doh:   und als Einzelreisende unterwegs wird sie dort noch länger vor sich hin dümpeln.

Ich freue mich mit euch wenigsten virtuell durch diese Gegend reisen zu können.  :rotierend2:

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 14.10.2012, 16:58 Uhr
Hallo Dirk,
habe euren Reisebericht leider etwas spät entdeckt, aber nicht zu spät, um noch hinterherzureisen. Nachdem ich jetzt etwas auf die Tube gedrückt habe, habe ich euch jetzt eingeholt.
Im südlichen Patagonien sind wir auch schon unterwegs gewesen, und uns schwebt auch noch eine Reise durch die chilenische Schweiz und die Atacamawüste vor.
Schade, dass euch die Aschewolken, die Vulkane ein wenig vernebelt haben.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 14.10.2012, 20:42 Uhr
so, jetzt bin ich endlich auch noch schnell euch hinterher gereist und springe mit auf den Anhänger auf.

Willkommen an Bord! Verpflegung und Getränke stehen ausreichend bereit.

Ich drücke Dir die Daumen, dass Du irgendwann die Gelegenheit bekommst, diese schöne Ecke der Welt zu besuchen. Perfekt spanisch muss man dazu jedenfalls nicht unbedingt können - das sieht man ja an uns 8)

Im südlichen Patagonien sind wir auch schon unterwegs gewesen, und uns schwebt auch noch eine Reise durch die chilenische Schweiz und die Atacamawüste vor.

Schön, dass Du mit dabei bist.

Das nördliche Chile mit der Atacamawüste reizt uns auch noch sehr. Am besten in Kombination mit Nordargentinen - mal schauen, ob und wann diese Überlegungen wahr werden. Vielleicht ergibt es sich ja dann, dass wir ein mini-Forumstreffen in Antofagasta veranstalten können :wink:

Morgen früh geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 15.10.2012, 07:45 Uhr
Gute Morgen allerseits!

Es geht weiter. Wie schon angekündigt, verlassen wir heute die letzten Ausläufer des (von der Landschaft her noch recht mitteleuropäisch wirkenden) chilenisch-argentinischen Seengebiets und fahren zu den Regenwäldern der chilenischen Fjordlandschaft. Am vergangenen Tag der Reise haben wir ja schon dicke Wolken über den Anden hängen gesehen und daher machen die Regenwälder heute leider ihrem Namen alle Ehre...

2.11.2011: Futaleufu - Caleta Gonzalo
Nach einem sehr leckeren Frühstück verabschieden wir uns sowohl vom Wirts-Ehepaar als auch von den beiden Berlinern. Wie gestern schon von der argentinischen Seite der Anden aus befürchtet, hat uns das gute Wetter verlassen. Der Himmel ist bedeckt, aber immerhin regnet es nicht. Die Straße ist noch für ein kurzes Stück asphaltiert, dann hat uns der Schotter wieder. Die Straße führt hier durch ein enges Gebirgstal, zunächst bergauf bis zum Lago Loncon. Dies ist der höchste Punkt unserer heutigen Etappe. Von hier an geht es bergab und ab 14 Kilometern nach dem See wird die Straße begleitet vom Rio Futaleufu. Dieser fröhlich über Stromschnellen hüpfende Fluss ist bei Wildwasserfahrern äußerst beliebt. Auch wenn wir zu früh im Jahr unterwegs sind, um solche Sportler zu sehen, läst der Blick auf das brodelnde und wirbelnde Wasser erahnen, wie herausfordernd es ist, sich mit einem Kanu hier über Wasser zu halten. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Westseite der Anden wesentlich mehr Wasser abbekommt als die argentinische Seite östlich der Berge. In Argentinien waren wir in tieferen Lagen in einer trockenen Grasebene unterwegs, in den Bergen fuhren wir durch eine relativ trocken anmutende Waldgegend. Hier in Chile hat sich der Charakter des Waldes aber komplett verändert: Viel dichter und feuchter kann man ihn fast schon als Regenwald oder Urwald beschreiben.

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Unterwegs auf der Ruta 231 von Futaleufu Richtung Südwesten.

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Brücke über den Rio Futaleufu.

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Der Rio Futaleufu.

Wir sehen viele Tiere auf und neben der Straße: Pferde, Kühe und Schafe mit sehr jungen Lämmern. Zudem hätten wir auch die Gelegenheit gehabt, ein Huhn zu überfahren. Alle paar Kilometer sehen wir rechts und links neben der Straße Baustellenfahrzeuge und sind uns nicht sicher, ob die Straße nur ausgebessert werden soll oder auch hier tatsächlich an Asphaltierung gedacht wird. Knapp 60 Kilometer hinter Futaleufu erreichen wir zu ersten Mal das Ufer des Lago Yelcho, mit einer Oberfläche von 116 Quadratkilometern einer der größten Seen hier in der Gegend. Die tief an den Bergen hängenden Wolken über dem grauen Wasser des Sees schaffen eine düstere und verwunschene Stimmung. Nach weiteren 14 Kilometern kommen wir nach Villa Santa Lucia und erreichen hier die legendäre Carretera Austral. Diese Straße führt über 1350 Kilometer von Puerto Montt nach Villa O'Higgins. Der Bau der Straße wurde erst 1976 vom Diktator Auguste Pinochet angeordnet - vorher hielt man es wohl schlicht nicht für möglich, eine Straße durch die wilde Berg- und Fjordlandschaft des südlichen Chile zu bauen. Damals konnten zahlreiche chilenische Ortschaften südlich von Puerto Montt nur per Schiff, Flugzeug oder von der argentinischen Seite aus erreicht werden. Über weite Strecken handelt es sich bei der Carretera Austral um eine durch dichten Regenwald führende wilde Schotterpiste. An vielen Stellen, vor allem direkt südlich von Puerto Montt, war es nicht möglich, eine Straße entlang der steilen Fjordtäler zu bauen oder die Fjorde mit Brücken zu überqueren. Hier bilden Fähren einen essentiellen Bestandteil der Straße.

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Abgestorbene Bäume kurz vor dem Lago Yelcho.

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Wir nähern uns dem Lago Yelcho.

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Blick vom Südufer des Lago Yelcho nach Norden.

Wir hätten an der Kreuzung mit der Carretera Austral einen großen Wegweiser erwartet. Stattdessen gabelt sich die Straße einfach auf und die berühmte Carretera Austral unterscheidet sich auf den ersten Blick gesehen nicht sonderlich von der Straße, der wir von Futaleufu aus gefolgt sind. Allenfalls ist sie ein wenig breiter. Der Wald entlang der Straßenränder ist aber deutlich dichter und wilder. Auffällig sind die riesengroßen Rhabarberblätter, Pangue genannt, die hier in großen Mengen wachsen. Wir folgen der Straße zunächst nach Norden. Hier befindet sich eine längere Baustelle. Hier handelt es sich definitiv um eine größere Modernisierung, ob Asphalt mit ins Spiel kommt, können wir aber auch hier nicht erkennen. Die Straße führt fröhlich bergauf und bergab. Seitdem wir die Carretera Austral erreicht haben, hat sich das Wetter nicht wirklich verbessert. Die Straße ist feucht, was auf kürzliche stärkere Regenfälle hindeutet. Aktuell tröpfelt es, mal mehr, mal weniger.

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Unterwegs auf der Carretera Austral.

Nach etwa 19 Kilometern öffnet sich auf linker Seite das langgezogene Tal in dessen Ende der Ventisquero Yelcho fließt, der Yelcho-Gletscher. Diesen Gletscher kann man über eine etwa viereinhalb Kilometer lange Wanderung erreichen. Nachdem sich die Menge des momentan vom Himmel fallenden Wassers sehr in Grenzen hält und auch die Wolken so weit aufgerissen sind, dass wir den Gletscher schon von der Straße aus sehen können, entscheiden wir uns, einen Versuch zu unternehmen. Also das Auto abgestellt und los geht es, durch den dichten Wald, immer in direkter Nähe des vom Gletscherwasser gespeisten Flusses. Allerdings ist der Weg nicht sonderlich gepflegt, insbesondere in der zweiten Hälfte der Strecke. Es geht damit los, dass von rechts und links große Äste in den Weg hängen und endet damit, dass wir weite Strecken dicht gebückt zurücklegen müssen, um überhaupt durchzukommen. Im Prinzip ein großer Spaß. Aber nicht, wenn das Unterholz, durch das man sich schlägt tropfnass ist und man somit eine kostenlose Dusche von oben erhält. Zudem nimmt auch die Stärke des Regens im Laufe der Zeit wieder deutlich zu, so dass auch die Schlammpfützen auf dem Weg deutlich größer und teilweise sogar richtig unangenehm zu überqueren werden. Zum Glück haben wir halbwegs vernünftige Wanderausrüstung dabei. Zum Beispiel die robusten und alpenerprobten Wanderschuhe helfen schon sehr. Leider liegen gerade unsere nun dringend nötigen Regencapes im Auto... Wasser von oben, unten, links und rechts. Das Wort "Regenwald" beinhaltet ja einen Bestandteil, der Wasser von oben nicht unbedingt ausschließt, aber irgendwann wird es unangenehm. Allerdings wollen wir auch nicht aufgeben und erreichen somit nach 75 Minuten einen breiten Talkessel, an dem sich der Wald öffnet und den Blick auf den noch etwa 1,5 Kilometer entfernten sehr schönen Gletscher frei gibt. Wir könnten von hier aus auch noch über Geröll bis zum Gletscher weiter gehen, darauf verzichten wir aber in Anbetracht der äußeren Umstände. Auf dem Rückweg ist alles noch nasser und der Weg hat sich teilweise in einen kleinen Bach verwandelt. Letztendlich erreichen wir glücklich wieder den Parkplatz mit unserem Auto, wo es fast gar nicht mehr regnet.

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Noch ist der Wanderweg recht trocken...

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Der Ventisquero Yelcho und jede Menge Regenwolken.

Weiter geht es Richtung Norden auf der Carretera Austral. Die Heizung und Klimaanlage unseres Pick Ups laufen auf voller Power, um unsere Klamotten zu entfeuchten. Nach wenigen Kilometern erreichen wir das Westufer des Lago Yelcho. Dort überqueren wir den Rio Yelcho über eine beeindruckende Hängebrücke. Einige Kilometer weiter nördlich erreichen wir den asphaltierten Teil der Straße. Vor einigen Jahren wurde ausgehend von der Ortschaft Chaiten begonnen, die Carretera Austral Richtung Süden zu asphaltieren. Diese Bemühungen kamen allerdings zu einem jähen vorläufigen Ende, als im Mai 2008 der nur etwa zehn Kilometer von Chaiten entferne Vulkan Chaiten ausbrach und weite Teile der Stadt durch Schlammlawinen zerstört wurden. Eigentlich hatte man den relativ kleinen Chaiten für inaktiv gehalten. Die Menschen in der Ortschaft hatten viel eher mit einem Ausbruch des deutlich weiter entfernten und größeren Vulkans Michinmahuida gerechnet. Aufgrund der exponierten Lage der Ortschaft und der Gefahr eines erneuten Ausbruchs wurde von Seiten der chilenischen Regierung entschieden, Chaiten in zehn Kilometer Entfernung, an der Stelle des Hafens Santa Barbara, wieder aufzubauen. Das Errichten von Gebäuden an der Stelle der alten Ortschaft wurde verboten. Zu unserer großen Überraschung gilt dieses Verbot aber scheinbar nicht mehr, sehen wir doch zahlreiche reparierte Gebäude, Geschäfte, Restaurants und sogar eine Filiale der staatlichen Tankstellenkette Copec. Weite Bereiche von Chaiten sehen aber noch genau so aus, wie direkt nach dem Vulkanausbruch 2008: Viele Häuser sind immer noch von hellgrauem Vulkanschlamm bedeckt. Auffällig ist auch, wie weit durch die abgelagerten Schlammmassen die Küstenlinie von der Ortschaft weg in Richtung Meer verschoben wurde.

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Hängebrücke am Nordufer des Lago Yelcho.

Nachdem auch der Flughafen der Stadt dem Vulkanausbruch zum Opfer fiel, wurde einige Kilometer nördlich ein Behelfsflughafen errichtet. Die Landebahn dieses Flughafens verläuft direkt neben unserer Straße, Landebahn und Straße bilden quasi eine Einheit. An beiden Seiten des Flughafens gibt es eine große Schranke mit Stoppschild. Hier wird (hoffentlich) abgesperrt, bevor ein Flugzeug starten oder landen will. Ein paar Kilometer später überqueren wir den Rio Blanco, über dessen Flussbett 2008 ein gewisser Teil des Vulkanschlamms abfloss. Die Schwemmflächen links und rechts des Flusses sind äußerst breit, über und über mit Asche bzw. Schlamm bedeckt. Umgeben ist das Ganze von jeder Menge toter Bäume.

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Regennasse Carretera Austral.

Unser heutiges Tagesziel ist der etwa 40 Kilometer nördlich von Chaiten gelegene Parque Pumalin. Dieser Naturpark befindet sich im privaten Besitz. Eigentümer ist der amerikanische Millionär Douglas Tompkins, Gründer der Bekleidungsfirmen "The North Face" und "Esprit". 1990 verkaufte er die Anteile an seinen Firmen und verwendet seitdem sein Geld, um in Patagonien große Landflächen aufzukaufen und unter Schutz zu stellen. Der Parque Pumalin umfasst inzwischen eine Fläche von 325000 Hektar, dabei handelt es sich hauptsächlich um Regenwald. Dieser wird somit vor dem Schicksal bewahrt, den weite Flächen des Regenwalds entlang des südlichen Teils der Carretera Austral erleiden mussten: Hier wurde gnadenlos abgeholzt, um Viehwirtschaft zu betreiben. Anfangs noch belächelt, sieht sich Tompkins inzwischen einer wachsenden Gegnerschaft gegenüber, vor allem gebildet von Unternehmern, die den Regenwald ausbeuten wollen. Aber immerhin erklärte Chile im Jahr 2006 den privaten Parque Pumalin offiziell zum Schutzgebiet.

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Der Lago Nero.

Der Regen und die tief hängenden Wolken sorgen auch hier für eine ganz besondere Stimmung, so dass uns die Fahrt sehr gut gefällt. Im Parque Pumalin gibt es einige schöne Wanderungen. Diese müssen wir aufgrund des inzwischen wieder prasselnden Regens leider auslassen. Wir fahren durch bis Caleta Gonzalo, dem nördlichsten Ende dieses Abschnitts der Carretera Austral. Weiter in Richtung Hornopiren und damit auch in Richtung Puerto Montt geht es nur mit der Fähre. Es gibt zwar Pläne, eine Straße durch den Parque Pumalin entlang des Fjordufers zu bauen. Allerdings setzt sich Douglas Tompkins energisch gegen diese Pläne zur Wehr. Mal schauen, ob bzw. wie lange er es schafft, sich durchzusetzen. Caleta Gonzalo liegt am der Seite eines Fjordes und besteht aus einem Fähranleger, einem Gebäude der Parkverwaltung sowie einer Lodge. Da es in dieser Lodge nur relativ wenige Cabins gibt, waren wir während der Reisevorbereitung froh, hier noch buchen zu können. Letztendlich verdeutlicht es sich zum wiederholten Male, dass wir nicht zur Hauptsaison unterwegs sind: Wir sind die einzigen Gäste. Nachdem wir in unserer Cabin unsere nassen Klamotten zum Trockenen aufgehängt haben, bekommen wir im Hauptgebäude der Lodge das Abendessen serviert: von zwei Leuten, die ganz alleine für uns zuständig sind. Das ist uns fast ein wenig peinlich - aber was soll man machen. Das Essen ist sehr gut und soweit wir einschätzen können aus lokaler Produktion. Das Hauptgebäude ist schön gestaltet, mit einer offenen und hohen Holzdecke. Dekoriert ist das Ganze unter anderem mit getrockneten Pflanzen und Kräutern aus der Gegend. Aufgrund des Wetters streichen wir auch die direkt von Caleta Gonzalo aus möglichen Hikes und verbringen stattdessen den Rest des Abends in der Lodge.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Doreen & Andreas am 15.10.2012, 09:44 Uhr
Euer Bericht macht echt Lust auf  mehr, Dirk. Schade nur, daß das Wetter jetzt nicht mehr so mitspielt. Aber Ihr schlagt euch ja durchaus wacker, was das Wandern betrifft.
Was mich etwas verwirrt, ist die blaue Färbung des Lage Verde. Irgendwie will der Name da nicht so recht passen...
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: DocHoliday am 15.10.2012, 11:04 Uhr
Wettertechnisch habt Ihr ja echt noch Luft nach oben ;)
Aber Ihr macht das beste daraus.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 15.10.2012, 11:54 Uhr
Aus dem Auto macht mir die Tour auch Spaß, doch bei diesem Wetter an eine Wanderung denken ...  :never:. Wettertechnisch kann es nur besser werden?!

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 15.10.2012, 21:54 Uhr
Vielen Dank für die Kommentare. Vor allem auch für das Mitgefühl ob der erhöhten Luftfeuchtigkeit am aktuellen Tag unserer Reise...

Aus dem Auto macht mir die Tour auch Spaß, doch bei diesem Wetter an eine Wanderung denken ...  :never:.

Wenn wir gewusst hätte, wass auf uns zukommt, hätten wir auch nicht an diese Wanderung gedacht. Am Auto war es ja noch halbwegs trocken (darum haben wir ja blöderweise die Regenumhänge dort gelassen) und dann sind wir mitten in die am Berg hängende Regenwolke reingelaufen...

Wettertechnisch kann es nur besser werden?!

Abwarten :wink:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 17.10.2012, 01:45 Uhr

Jetzt habe ich endlich auch wieder den Anschluss gefunden. Dass das regennasse Wetter nicht unbedingt optimal ist, ist klar, aber Fotos dieser Art gefallen mir trotzdem sehr gut, sie haben - für mich - so etwas Mystisches.

Ich freue mich auf die Weiterreise, hoffe aber, dass sich das Wetter halbwegs hält bzw. zumindest nicht in tagelangen Starkregen übergeht.


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 17.10.2012, 08:13 Uhr
Dass das regennasse Wetter nicht unbedingt optimal ist, ist klar, aber Fotos dieser Art gefallen mir trotzdem sehr gut, sie haben - für mich - so etwas Mystisches.

So ähnlich haben wir das auch gesehen. Allerdings hätten wir uns auch nicht wirklich darüber gefreut, drei Wochen lang nur mystische Stimmung zu haben :wink:

Von daher haben wir - ebenso wie Du - sehr darauf gehofft, dass es sich nicht einregnet. Diese Hoffnung war ja nicht unbegründet, denn Patagonien ist für das sehr wechselhafte Wetter bekannt (eine große Rolle spielt hierbei sicherlich auch der manchmal extrem heftige patagonische Wind, dem wir im weiteren Verlauf der Reise noch begegnen werden).

Und siehe da...

3.11.2011: Caleta Gonzalo - Puerto Puyuhuapi
Die kleine Gasheizung hat es nicht ganz geschafft, unsere im Verlauf der gestrigen Wanderung zum Ventisquero Yelcho durchnässten Klamotten zu trocknen. Egal, das wird schon. Als wir nach dem Aufstehen aus dem Fenster schauen, ist die Überraschung groß: Wider erwarten befinden wir uns nicht in einer Waschküche, sondern sehen blauen Himmel. Zum ersten Mal im Verlauf unserer Reise kein Ascheschleier oder Wolken. Wir sind überglücklich und erkunden erstmal die nähere Umgebung unserer Cabin. Wir stehen am Rande eines wunderschönen Fjords. Das Ganze erinnert uns irgendwie gleichzeitig an Norwegen und Neuseeland.

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Morgenstimmung am Fiordo Renihue bei Caleta Gonzalo.

Das Frühstück steht qualitativ dem gestrigen Abendessen in nichts nach. Wir packen zusammen und brechen auf, zurück in Richtung Süden. Nun beginnt das Abenteuer Carretera Austral so wirklich. Aufgrund des schönen Wetters probieren wir mehrere der kurzen Wanderungen im Parque Pumalin aus: Einer dieser Hikes führt zur Laguna Tronador, einem kleinen und vollständig von hohen Bergen umschlossenen Bergsee. Nach nur wenigen hundert Metern, direkt hinter dem Aussichtspunkt auf einen netten Wasserfall ist diese Wanderung aber leider gesperrt. Also zurück zum Auto und nur ein kleines Stück weiter auf der anderen Straßenseite den nächsten Versuch unternommen: Hier gibt es einen Rundweg durch einen Alercenwald. Alercen sind die teilweise uralten patagonischen Zypressen, von denen wir einige kleinere Examplare schon vorgestern im Parque Nacional Los Alerces bewundern konnten. Dieser Rundeweg ist zwar recht kurz - inklusiver jeder Mange langer Pausen sind wir vielleicht 40 Minuten unterwegs, ansonsten ist sie aber der Volltreffer. Wir laufen durch einen gemäßigten Regenwald, der an den Olympic National Park oder den North Cascades National Park in den USA erinnert, aber irgendwie urwüchsiger ist: Viele riesige Farne und von Bäumen runterhängendes Moos erinnern irgendwie an eine Landschaft aus Mittelerde. Im Zentrum des Weges finden wir mehrere riesige Alercen. Hier kommt nun auch noch der Redwood National Park ins Spiel...

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Hängebrücke am Trail zur Laguna Tronador.

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Urwüchsige Waldlandschaft im Parque Pumalin.

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Eine Alerce.

Etwa 2.5 Kilometer weiter südlich stellen wir unser Auto auf dem Parkplatz der Wanderung zu den Cascadas Escondidas ab - den versteckten Wasserfällen. Diese Wanderung ist mit etwa vier Kilometern deutlich länger als diejenige zu den Alercen. Entlang eines kleinen Gebirgsbachs geht es mehr oder weniger stetig bergauf durch den Regenwald. Ab und zu überqueren wir mit Hilfe kleiner Holzbrücken den Bach. Wir kommen vorbei an zahlreichen kleineren Kaskaden und Wasserfällen und überlegen uns schon, wie wir die beiden großen Wasserfälle, die sich hier befinden sollen, von all den kleineren unterscheiden sollen. Die Antwort auf diese Frage ergibt sich quasi von selbst, denn jeder der beiden großen Wasserfälle kündigt sich schon aus einiger Entfernung durch ein donnerndes Geräusch an. Die Cascada Baja besteht im Grunde aus zwei separaten Wasserfällen, der rechte etwas niedriger als der linke. Hier fließt der Bach beidseitig um einen großen Felsklotz herum. Es gibt zwei Aussichtspunkte: Der erste auf Höhe des Wasserbeckens, in den die Wasserfälle stürzen. Der zweite ermöglicht einen Blick von oben auf die Wassermassen und einen durch die Gischt verursachten schönen Regenbogen. Die beiden Aussichtspunkte sind durch eine lustige Holztreppe miteinander verbunden. Ein paar hundert Meter weiter kommen wir zur mächtigen Cascada Alta. Ein phantastisches Schauspiel. Wie wir schon ganz zu Beginn unserer Reise feststellen durften: Wir sind zur perfekten Saison für Wasserfälle unterwegs. Zurück zum Parkplatz müssen wir nicht den Anstiegsweg nehmen, sondern der Trail ist als Rundweg ausgelegt. Auch der Rückweg ist sehr schön und abwechslungsreich angelegt. Wir kommen an einer Mannschaft von Arbeitern vorbei, die mit Werkzeug und Kettensägen den Weg für die kommende Saison vorbereiten und dabei unter anderem morsche Geländerteile austauschen sowie in den Weg hängendes Gestrüpp wegschneiden. Ansonsten sehen wir während unseren Wanderungen durch den Parque Pumalin keine Menschenseele. Nach insgesamt etwas weniger als zwei Stunden sind wir wieder am Auto und mächtig beeindruckt. Lägen diese Wasserfälle in den USA oder Deutschland, wären sie eine vielbesuchte und bekannte Top-Sehenswürdigkeit.

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Cascada Baja im Parque Pumalin.

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Cascada Alta im Parque Pumalin.

Aufgrund des besseren Wetters macht das Fahren auf der geschotterten Carretera Austral noch mehr Spaß als gestern. Wir legen mehrere Pausen ein, um den dichten Regenwald, die riesigen Pangue-Blätter und die die vielen roten Notro-Blüten zu bewundern. Auch die beiden mehr oder weniger direkt neben der Straße liegenden kleinen Seen Lago Nero und Lago Blanco sehen nun wesentlich fröhlicher aus, als gestern im Regen. Wir sind uns nicht ganz sicher, wie genau die Namensgebung dieser beiden Seen zustande kam, der Lago Nero wirkt aber in der Tat wesentlich dunkler als der Lago Blanco. Ursache ist der von den sehr nah am See stehenden steilen Berghängen geworfene Schatten. Kurz vor Chaiten verlassen wir die Carretera Austral, und fahren durch den noch auf dem Gelände des Parque Pumalin befindlichen Campground El Volcan. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf den mächtigen Vulkan Michinmahuida, den Berg, mit dessen Ausbruch die Bewohner von Chaiten viel eher gerechnet hätten als mit demjenigen des Chaiten. Der gletscherbedeckte Berg bietet in der Tat einen tollen Anblick, nur leider hüllt sich der Gipfelbereich in Wolken. Aber egal: Der Parque Pumalin hat uns äußerst gut gefallen. Wir sind glücklich, die Entscheidung für diesen kurzen Abstecher in Richtung Norden getroffen zu haben und würden bei Gelegenheit jederzeit wieder hierher zurück kommen, dann sehr gerne auch für länger.

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Und so sieht die Carretera Austral bei gutem Wetter aus.

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Der Lago Blanco.

Wir kommen wieder am Flughafen von Chaiten mit dem seltsamen Zwitterkonstrukt aus Straße für Autos und Landebahn vorbei. In Chaiten selber tanken wir das Auto auf und begutachten noch kurz die verbliebenen Zerstörungen des Vulkanausbruchs von 2008. Den Verlauf der Straße bis Villa Santa Lucia kennen wir schon von gestern. Nun aber haben wir zum Beispiel die Möglichkeit, einen tollen und vor allem freien Blick auf den Ventisquero Yelcho zu erhaschen, dem Ziel unserer gestrigen sehr nassen Wanderung. Obwohl wir gestern den eigentlichen Gletscher nicht erreicht haben, sind wir uns ohne größere Diskussion sofort einig, dass wir nicht noch einen Versuch wagen wollen. Schließlich sind Wege und Wald ganz gewiss noch nicht voll abgetrocknet.

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Rio Blanco mit deutlichen Spuren des Vulkanausbruchs von 2008.

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Zerstörte Häuser in Chaiten.

In Villa Santa Lucia nehmen wir einen einheimischen Anhalter mit, der nach La Junta will, etwa 70 Kilometer entfernt. Leider ist die Verständigung schwierig: Das Spanisch unseres Gastes ist so stark südamerikanisch gefärbt, dass wir nicht viel verstehen und Englisch kann er nicht. So kommen wir über ein paar Brocken nicht hinaus. Die Straße zwischen Villa Santa Lucia und La Junta ist schmal und sehr abwechslungsreich: Villa Santa Lucia liegt noch in einem weiten und offenen Talkessel, aber im weiteren Verlauf führt die Strecke entlang von Bergflanken durch das Tal des Rio Frio, immer wieder bergauf und bergab. Wir fahren durch dichten Bergwald, es öffnen sich aber immer wieder Blicke auf die umgebende Landschaft und den ruhig dahin fließenden Rio Frio. Immer mal wieder befinden sich auch kleinere Bauernhöfe direkt an der Straße. Dann muss man als Fahrer erhöhte Wachsamkeit zeigen: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Kühe, Pferde, Schafe, Hunde oder Schweine auf der Straße befinden ist in der Nähe dieser Ansiedlungen nicht zu vernachlässigen.

Auf halber Strecke zwischen Villa Santa Lucia und La Junta fließt der Rio Frio in den Rio Palena, der aus den östlich der Straße gelegenen Bergen kommt. Außer dem Namen ändert sich aber nicht viel. Die Berge öffnen sich erstmals wieder bei La Junta, welches am Zusammenfluss des Rio Palena mit dem Rio Rosselot liegt. Letzterer wird von der Carretera Austral mittels einer hübschen orangefarbigen Hängebrücke überquert. Nachdem wir unseren Mitfahrer am nördlichen Stadtrand abgesetzt haben, fällt uns auf, dass wir vergessen haben, diese Brücke zu fotografieren. Also: Das Auto umdrehen und wieder ein Stück zurück nach Norden zur Brücke. Der verwirrte Blick mit dem unser Mitfahrer uns bei diesem Manöver hinterher schaut ist unbezahlbar. Ein paar Minuten später haben wir unsere Pflicht als Dokumentatoren erfüllt und schauen uns vor der Weiterfahrt noch kurz in der sehr kleinen aber hübschen Ortschaft um. Berühmteste Sehenswürdigkeit in La Junta ist sicherlich das direkt an der Straße befindliche Denkmal an den Bau der Carretera Austral, welches explizit auch dem ehemaligen Diktator Augusto Pinochet gewidmet ist. Dieser initiierte ja den Bau der Straße. Befehl zum Bau der Straße hin oder her, die Errichtung dieses Denkmals im Jahre 2001, also 13 Jahre nach der Demokratisierung von Chile, sorgte wohl für einen kleinen Skandal.

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Hängebrücke über den Rio Rosselot bei La Junta.

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Denkmal an den Bau der Carretera Austral in La Junta.

Hinter La Junta schließt sich der Talkessel wieder und die umgebenden Berghänge rücken näher. Nur etwa 28 Kilometer weiter erreichen wir unser heutiges Tagesziel, die Pangue Lodge, ein wenig nördlich der Ortschaft Puerto Puyuhuapi gelegen. Die Lodge befindet sich in wunderschöner Lage am Nordufer des langgestreckten Lago Risoparton. Wir checken am Hauptgebäude ein, beziehen unsere Cabin und schauen uns dann um: Das Gelände ist sehr schön angelegt: Ein langer Holzsteg führt zum See und es besteht die Möglichkeit für Hikes in den umgebenden Regenwald. Auf letzteres verzichten wir und springen lieber in den auch auf dem Gelände befindlichen heißen Pool. Dieser sehr schöne Tag findet seinen Höhepunkt und Abschluss mit einem äußerst leckeren Abendessen.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: unterwegsontour am 17.10.2012, 08:28 Uhr


  :applaus:  Ein wunderschöner Tag!!    :sun:  Freut mich, das sich das Wetter gebessert hat!



Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Biggi am 17.10.2012, 09:12 Uhr
Hi,

bei diesem schönen Sonnenschein muss ich mich zwischendurch mal melden. Ich genieße die Fahrt sehr und freue mich über den blauen Himmel!

Gruß Biggi
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 17.10.2012, 11:55 Uhr
Die Hängebrücken (also die zu Fuß) sollen sehr abenteuerlich (NIX TÜV  :wink:) sein. Wie war euer Eindruck? Ich hab's ja eh nicht mit schwankenden Brücken.

Du schreibst von leckerem Abendessen. Was gab's denn so und wie "Essen gehen" dort preislich?

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 17.10.2012, 20:46 Uhr
Freut mich, das sich das Wetter gebessert hat!

Ich genieße die Fahrt sehr und freue mich über den blauen Himmel!

Vielen Dank für die Rückmeldung - es freut mich, dass es Euch gefällt. Zudem bin froh, dass ihr trotz der recht regenexponierten Position hinten auf der Ladefläche des Pick Ups gestern nicht weggespült wurdet :lachen07: Die nächste Tage bleiben halbwegs trocken - versprochen.

Die Hängebrücken (also die zu Fuß) sollen sehr abenteuerlich (NIX TÜV  :wink:) sein. Wie war euer Eindruck?

Naja, es ging eigentlich. Teilweise waren die Brücken recht klein und wackelig - dann stand aber meistens auch ein Schild daran, dass nur ein oder zwei Personen gleizeitig drauf dürfen.

Nur zur Info: Würdest Du so etwas schon als abenteuerlich bezeichnen?

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/Bruecke1.jpg)
Hängebrücke in Patagonien.

Du schreibst von leckerem Abendessen. Was gab's denn so und wie "Essen gehen" dort preislich?

In den Städten oder Ortschaften waren wir meistens in kleineren Restaurants oder - wie in Futaleufu - in Fast-Food-Buden. Dort war das Essen recht preiswert und meistens auch sehr gut.

Momentan übernachten wir ja auf einer Lodge, etwas von der nächsten Ortschaft entfernt. In diesen Lodges - ähnlich wie auch in den Estancias in der argentinischen Pampa - war das Essen meistens ziemlich gut. In der Pangue Lodge hatten wir ein Dreigängemenü, dessen Bestandteile wir uns selber aussuchen durften. Als Vorspeise gab es unter anderem Lachs, lecker mit Balsamicoessig angemacht. Und als Hauptspeise zum Beispiel ein wirklich gutes Steak. Preislich war das immer sehr günstig, meistens deutlich weniger als 20 Euro pro Person. Einzig die Estancia Cueva de Los Manos fiel etwas nach oben raus - dort waren es mehr als 30 Euro. Und ich persönlich fand die dort servierten mit Kürbis gefüllten Sorrentinos (ravioliähnliche Teigtaschen) nicht mal sonderlich aufregend.

Was uns beim Essen gehen in Südamerika echt positiv aufgefallen ist, war das Brot, das es immer als Beilage gab. Das war nämlich jedesmal irgendwie anders: Aufgeschnittenes Weißbrot, knusprige Grissinistangen, kleine Mini-Semmeln, ... Und dazu super leckere Dips - auch jedesmal unterschiedliche Sorten.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 18.10.2012, 13:07 Uhr
Nur zur Info: Würdest Du so etwas schon als abenteuerlich bezeichnen?

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/Bruecke1.jpg)
Hängebrücke in Patagonien.


Irgendwie schon. Aber wenn man da runter fällt, geht das nicht sehr tief. Da könnte man sogar durch den Creek waten und ein paar nasse Füße ...  :whistle:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: SusanW am 18.10.2012, 13:43 Uhr
Hach, mit Sonnenschein lässt sich die Tour gleich noch netter an  8)

Feenwald, Wasserfälle und eine mini Golden Gate  :D
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 18.10.2012, 20:29 Uhr
Die Brücken in Patagonien fanden wir auch meist recht abenteuerlich. Aber uns hat's immer Spaß gemacht.

Schöne Bilder!
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 19.10.2012, 07:21 Uhr
Die interessantesten Brücken hatten wir in Bariloche (das Ding, das ich beim Bericht zu unserer Wanderung zum Refugio Frey als "recht abenteuerlich an die Felswand des Berges gedübelte Holzplankenkonstruktion" bezeichnet habe) und im Parque Necional Los Glaciares in Argentinien: Auf der Südseite der Laguna Torre wird ein reißender Gebirgsbach mit Hilfe einer Seilbrücke überquert (im Grunde sind das nur zwei straff gespannte Stahlseile). Hier ist ein Klettergurt zum Sichern fast zwingend nötig - und das ist wohl auch mit Absicht so gemacht. Denn genau an dieser Stelle beginnt das Gebiet des Nationalparks welches nur mit einem Permit betreten darf.

Wir fahren heute ein gutes Stück sehr abwechslungsreich auf der Carretera Austral nach Süden. Viel Spaß!

4.11.2011: Puerto Puyuhuapi - Villa Cerro Castillo
Das Frühstück wird im Hauptgebäude der Lodge serviert und ist sehr lecker. Am Nachbartisch sitzt eine Reisegruppe. Wir haben diese schon gestern beim Abendessen aus dem Augenwinkel gesehen, schauen und hören jetzt aber genauer hin: Ein älteres Pärchen, deutsch sprechend sowie zwei jüngere Menschen, von denen einer deutsch spricht und der zweite spanisch. Diese Gruppe haben wir doch schon getroffen, und zwar an der Grenzstation bei Futaleufu. Wir sagen Hallo und stellen uns und unsere Reiseroute vor. Bei der Gruppe handelt es sich um einen Fahrer, einen in Chile lebenden aber deutsch sprechenden Guide und zwei Gäste - das ältere Pärchen. Steffen, der Guide ist überrascht, dass wir gestern im Parque Pumalin waren. Dieser Park wäre ja sehr schön, aber in keinem Tourbaustein enthalten. Mit welchem Reiseanbieter sind wir denn unterwegs? Achso, die Reise ist selber geplant und lediglich die Unterkünfte über ein Reisebüro vorgebucht? Das ruft baffes Erstaunen hervor und wir sind als Reaktion selber ziemlich erstaunt: Ist es wirklich so ungewöhnlich, dass man sich eine Reise durch Chile selber plant? Wir tauschen noch unsere Reisepläne sowie Tipps für die heutige Etappe aus und verabschieden uns dann von der Reisegruppe und von der sehr schönen Pangue Lodge.

Wir brechen auf und fahren los, weiter auf der Carretera Austral Richtung Süden. Der Himmel ist leicht bewölkt. Die Strecke führt durch dichten Regenwald, zunächst einige Kilometer entlang des langgestreckten Lago Risopraton. An den Rändern der Straße stehen wieder viele riesige Pangueblätter. Fünf Kilometer hinter dem Ende des Sees erreichen wir die kleine Ortschaft Puerto Puyuhuapi, malerisch am Ausläufer eines Fjordes gelegen. Puerto Puyuhuapi wurde 1935 von deutschen Auswanderern gegründet und hält auch heute noch das deutsche Erbe in Ehren - bekannt ist beispielsweise das Cafe Rossbach, in dem leckerer Kuchen serviert werden sollen. Wir entscheiden uns allerdings, dass es direkt nach dem Frühstück noch ein wenig zu früh für einen Kuchen ist und schauen uns stattdessen kurz die Ortschaft an. Die im Reiseführer angekündigten alten deutschen Häuser stechen kaum heraus, am auffälligsten ist noch die Casa Ludwig, ein gelb und braun gestrichenen Holzhaus mit einem Bed & Breakfast am Ortsausgang.

Südlich von Puerto Puyuhuapi schlängelt sich die Straße entlang der Seite des Fjords ein Stück nach Süden, knickt dann nach Südosten ab und entfernt sich dabei wieder vom Meer. Etwa 21 Kilometer hinter der Ortschaft kommen wir zur Abzweigung zum Ventisquero Colgante, dem hängenden Gletscher im Parque Nacional Queulat. Dieser Nationalpark schützt die Gebirgslandschaft rund um Puerto Puyuhuapi. Als wir am Lago Risopatron entlang gefahren sind, waren wir auch schon kurz auf dem Gelände des Nationalparks. Der hängende Gletscher ist die bekannteste Sehenswürdigkeit des Parks und hier wird nun auch Eintritt fällig. Die Straße zum Parkplatz am Trailhead ist ziemlich rumpelig und wir sind froh, in unserem hochbeinigen und stabilen Pick Up unterwegs zu sein. Der Parkplatz befindet sich mehr oder weniger direkt an der Laguna Tempanos, einem vom Schmelzwasser des Gletschers gespeisten See. Dessen Wasser hat dementsprechend eine milchige Türkisfärbung.

Es gibt mehrere Trails und wir entscheiden uns für den Weg zum Mirador Glaciar, einem erhöht liegenden Aussichtspunkt auf den Gletscher. Zunächst überqueren wir mit Hilfe einer Hängebrücke den Fluss, der aus der Laguna Tempanos entspringt. Dann geht es durch dichten Wald in vielen Serpentinen recht steil nach oben. Nach dem Erreichen einer gewissen Höhe verläuft der Weg dann relativ eben in Richtung Nordosten. Wieder kommt eine ziemliche Märchenwald-Stimmung auf: Umgestürzte und mit Moos bewachsene Bäume liegen quer über den Weg und wir sehen riesige Farne. Nach etwas mehr als einer Stund erreichen wir den Aussichtspunkt. Dieser bietet eine tolle Aussicht auf den wild zerklüfteten türkisfarbenen Gletscher. Der Gletscher bricht an einer aus schwarzem Gestein bestehenden Steilkante ab, begleitet von einem großen Wasserfall. Das Ganze ergießt sich über ein Schotter- und Eisfeld in einen kleinen Gletschersee und von diesem aus dann weiter in die Laguna Tempanos. Leider ist der Himmel genau in Richtung des Gletschers bewölkt, so dass sich kein gescheiter Kontrast für Fotos ergibt. Wir warten längere Zeit und feuern jede Wolkenlücke an, doch keine schafft es in die Nähe des Gletschers. Dennoch: Ein toller Anblick, von dem wir uns nur schwer wieder losreißen können.

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Blick vom Mirador Glaciar auf den Ventisquero Colgante.

Wieder zurück zum Auto und auf die Carretera Austral: Diese erreicht nach wenigen Kilometern einen Talabschluss und gewinnt nun in vielen Serpentinen ziemlich steil an Höhe. Hier wird der Straßenbelag auch ziemlich rumpelig, mit großen Steinen und tiefen Löchern. In der ersten Spitzkehre beginnt der kurze Trail zum Salto Padre Garcia. Als wir den Trailhead gefunden haben, stellt sich die Frage, wo das Auto abgestellt werden soll. Hier ist zwar wenig Verkehr, aber direkt in einer Spitzkehre wollen wir den Wagen nun doch nicht lassen. Und so etwas wie einen Straßengraben gibt es hier nicht - direkt neben der Straße beginnt der dichte Regenwald. Zum Glück sind wir vor einigen Metern an einer für Bauarbeiten verwendeten Straßenausbuchtung vorbei gekommen. Der Trail zum Wasserfall führt über eine schon leicht morsche Holztreppen und ein kurzes Stück eben durch den Wald. Der Wasserfall selber befindet sich zwar fast direkt neben der Straße ist aber absolut beeindruckend.

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Salto Padre Garcia im Parque Nacional Queulat.

Die Straße schraubt sich weiter nach oben. Auf der Passhöhe eröffnet sich ein phantastischer Blick auf die umgebenden Anden - leicht getrübt durch die daran hängenden Wolken, die inzwischen den kompletten Himmel bedecken. Nachdem wir den Pass überquert haben, geht es ziemlich steil wieder bergab. An der Abzweigung nach Puerto Cisnes ändert sich der Straßenbelag und wir sind auf Asphalt unterwegs. Alles noch ziemlich neu und laut unseren Karten auch nur ein kleines Stückchen, aber die Karten hinken hier ein wenig der Realität hinterher: Letztendlich ist die komplette Straße von hier aus nach Coyhaique entweder asphaltiert oder steht kurz davor. Wir haben die große Ehre, irgendwo zwischen Villa Amengual und Manihuales auf einer großen Baustelle die letzten noch vorhandenen etwa 100 Meter Gravel befahren zu dürfen. In Anbetracht der an beiden Enden dieses Abschnitts fleißig werkelnden Bauarbeiter geben wir dem Gravel aber höchstens noch ein oder zwei Wochen. Einerseits ist es ja gut, dass die Einheimischen und auch der Tourist, der im normalen Auto unterwegs ist, hier in Zukunft viel leichter voran kommen. Andererseits verliert die Carretera Austral durch diese Ausbauarbeiten im Moment einen Teil ihres Reizes und des Abenteuers. Wir sind froh, weiter nördlich noch eine längere Strecke der Carretera im Originalzustand erlebt zu haben.

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Serpentine der Carretera Austral.

Aber der Reihe nach: Kurz hinter der Abzweigung nach Puerto Cisnes muss die Carretera Austral eine der engsten Stellen des Tals durchqueren. Das führt dazu, dass sich die Straße abenteuerlich an eine sehr steile Felskante schmiegt, unterstützt von einer kühnen Betonbrücke, während direkt unterhalb der Straße der Rio Cisnes wirbelt. Diese Stelle der Straße wird als Piedra del Gato bezeichnet, also als Katzenstein. Über Villa Amengual und Manihuales nähern wir uns allmählich Coyhaique. Die Landschaft ändert langsam ihren Charakter. Wir verlassen den dichten Regenwald und kommen in viel stärker landwirtschaftlich genutzte Gegenden. Das letzte Stück nach Coyhaique fahren wir nicht auf der Carretera Austral, sondern wählen die etwas längere aber landschaftlich deutlich interessantere Sterecke durch die Täler des Rio Manihuales und Rio Simpson. Die Berge rücken hier ganz nahe an die Straße heran. Einen reizvollen Kontrast zur schroffen Gebirgslandschaft liefern die zahlreichen blühenden Lupinen links und rechts der Straße. Nordöstlich von Puerto Aysen, an einem Aussichtspunkt auf den Rio Manihuales treffen wir wieder die deutsche Reisegruppe, mit der wir uns heute Morgen unterhalten haben. Sie sind in einem goldenen Kleinbus unterwegs und wir folgen diesem Bus bis zu unserem gemeinsamen nächsten Stopp: Der Cascada de la Virgen, ein schöner Wasserfall, der direkt neben der Straße in zwei Stufen zu Tal donnert. Wir verabschieden uns von der Reisegruppe. Sind aber dennoch gespannt, ob und wann wir sie vielleicht doch noch wieder treffen.

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Blick auf den Rio Cisnes beim Piedra del Gato.

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Holzkirche in Villa Amengual.

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Cascada de la Virgen zwischen Puerto Aysen und Coyhaique.

Der letzte Streckenabschnitt nach Coyhaique führt zunächst ziemlich steil bergauf, dabei auch durch einen Tunnel, bis eine grasbewachsene Hochebene erreicht wird. Hier stehen drei große Windräder und es bietet sich ein toller Blick auf die im Talkessel direkt vor uns ausgebreitete Stadt. Coyhaique hat 43000 Einwohner und ist somit die mit Abstand größte Stadt hier in der Gegend. Neben dem stärker werden Tourismus sind auch heute noch die Holzwirtschaft und die Landwirtschaft wichtige Wirtschaftszweige. Da die heutige Übernachtung die einzige im Verlauf unserer Reise ist, die wir nicht vorgebucht haben, können wir nun wählen: Entweder ein längerer Aufenthalt in Coyhaique, wie es uns unser Reisebüro empfohlen hat. Oder weiter nach Villa Cerro Castillo, wo wir eigentlich übernachten wollten, es aber keine von Deutschland aus reservierbaren Unterkünfte gibt. Da wir sowieso tanken müssen, fahren wir ein Stück nach Coyhaique hinein. Hier sind wir nach mehreren Tagen mehr oder weniger in der Wildnis (die letzte größere Stadt durch die wir gekommen sind war San Carlos de Bariloche) entsetzt ob des Trubels und der Menschenmassen und entscheiden uns spontan und einstimmig dafür, weiterzufahren.

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Lupinen.

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Blick auf Coyhaique.

Südlich von Coyhaique ist die Landschaft entlang der Carretera Austral wesentlich karger als sie es nördlich war. Am südlichen Horizont stehen beeindruckende Andengipfel. In Richtung Osten ist die Landschaft deutlich flacher, von einer Anhöhe aus können wir sogar bis auf die argentinische Pampa sehen. Etwas mehr als 50 Kilometer südlich von Coyhaique erreichen wir den Parque Nacional Cerro Castillo. Dieses Schutzgebiet umfasst eine große Fläche um das Massiv des 2675 Meter hohen Cerro Castillo. Die Straße führt hier wunderschön durch die Berge. Ein toller Ausblick folgt auf den nächsten. Über weite Strecken fließen munter plätschernde Gebirgsbäche parallel zur Straße. Angeblich soll es hier auch Huemuls geben, die seltenen Andenhirsche, wir bekommen aber keinen zu Gesicht.

Letztendlich erreichen wir das Ende der Gebirgsstrecke und es öffnet sich der Blick auf das Tal des Rio Ibanez. Vor uns liegt die Ortschaft Villa Cerro Castillo und rechts davon der Cerro Castillo. Mit seinen zahlreichen Felstürmen sieht dieser Berg in der Tat ein wenig aus wie ein Schloss oder eine Burg. Leider ist er aber ziemlich in Wolken gehüllt. Das letzte Stück Straße ins Tal verläuft über abenteuerliche Serpentinen. Diese haben den Namen Cuesta del Diablo, also Teufelsabhang. Das Tal des Rio Ibanez ist ein wunderschönes liebliches Stück Land - die Kombination mit den schroffen Bergen in direkter Umgebung ist einfach grandios. Die Ortschaft Villa Cerro Castillo steht dagegen in ziemlichen Kontrast: Alles wirkt etwas ärmlich und heruntergekommen. Das in unserem Reiseführer empfohlene Hotel beantwortet unsere Frage nach einem Zimmer mit einem schroffen "Nein" und letztendlich landen wir in einer Backpackerunterkunft. Um zum leicht rustikalen Zimmer zu gelangen, müssen wir das Wohnzimmer der Familie durchqueren, chilenisch-patriotisch dekoriert mit Staatsflagge und Foto des Präsidenten Pinera.

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Cuesta del Diablo kurz vor Villa Cerro Castillo.

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Der in Wolken gehüllte Cerro Castillo.

Zum Abschluss des Tages besuchen wir noch die Los Manos de Cerro Castillo, prähistorische Felsmalereien in direkter Nähe. Knapp einen Kilometer hinter dem Ortsausgang verlassen wir die Carretera Austral und biegen nach links ab auf einen etwa zwei Kilometer langen rumpeligen Feldweg. An dessen Ende werden wir zunächst von zwei deutschen Campern freundlich begrüßt und direkt danach auch von einem Ranger. Der Ranger steigt in unser Auto und wir legen gemeinsam das letzte Stück zum Eingangshäuschen zum Monumento Nacional Manos de Cerro Castillo zurück. Während wir den Eintritt bezahlen, stößt noch eine chilenische Familie zu uns. Gemeinsam mit dem Ranger spazieren wir ein kurzes Stück zu den Felsmalereien. Diese befinden sich in breiten Alkoven unterhalb einer mächtigen Felswand. Die Malereien zeigen ausschließlich menschliche Hände, positive und negative Abdrücke. Während erstere dadurch entstanden sind, dass die Hand einfach in Farbe getaucht und danach an die Felswand gedrückt wurde, wurde für die letzteren die Hand an den Felsen gehalten und Farbe durch einen hohlen Guanacoknochen darüber gesprüht. Quasi prähistorische Grafittikunst. Teilweise sind größere Felsbrocken mitsamt den auf sie gemalten Handabdrücken heruntergefallen. Die Malereien bei Villa Cerro Castillo sind weniger alt als diejenigen in vergleichbaren anderen Fundstätten in Patagonien, und zwar so um die 3000 Jahre. Trotzdem sind wir sehr beeindruckt.

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Handabdrücke im Monumento Nacional Manos de Cerro Castillo.

Unser Abendessen nehmen wir in der La Cocina del Sole zu uns, einem Imbiss direkt an der Hauptstraße in Villa Cerro Castillo. Der Imbiss befindet sich in zwei ausgeschlachteten Reisebussen und wird von freundlichen jungen Leuten geführt. Wir essen wieder südamerikanische Burger und sind froh über die Entscheidung, von Coyhaique aus noch das Stück hierher weiterzufahren.

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Hier haben wir zu Abend gegessen.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: unterwegsontour am 19.10.2012, 08:19 Uhr


hach und wieder ein schöner Tag! Der Blick auf den Gletscher ist wirklich toll!


vermute ich richtig, das in dem ersten Bus die "Küche" und im hinteren die Sitzplätze waren??

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 19.10.2012, 10:41 Uhr
Komisch, da seid ihr nach ein paar Tagen schon so an die Einsamkeit gewöhnt, dass ihr fluchtartig die nächstgrößere Stadt verlasst  :lol:.

Ich finde es KLASSE, dass so alte Busse so gut genutzt werden und nicht einfach in der Wildnis herumstehen.

LG,

Ilona

Noch ne Frage: Essen die dort eigentlich auch Meerschweinchen?
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 19.10.2012, 13:19 Uhr
vermute ich richtig, das in dem ersten Bus die "Küche" und im hinteren die Sitzplätze waren??

Fast richtig. Der etwas weiter vorne stehende Bus (der mit dem auf die Fahrzeugfront gemalten Hamburger) beinhaltet auschließlich Sitzplätze. In den zweiten Bus gelangt man durch einen kleinen Durchgang. Der hier zur Verfügung stehende Raum ist zur Hälfte mit Sitzplätzen aufgefüllt. In der anderen Hälfte ist die Küche. Ich fand die ganze Konstruktion richtig gemütlich und zudem war das Essen echt lecker.

Komisch, da seid ihr nach ein paar Tagen schon so an die Einsamkeit gewöhnt, dass ihr fluchtartig die nächstgrößere Stadt verlasst  :lol:.

Das war schon irgendwie eine komische Erfahrung: In Coyhaique kamen wir fast als erstes an einem Baumakt vorbei, in dem flächenmäßig die meisten der Ortschaften reingepasst hätte, die wir in den vergangenen Tagen gesehen hatten :shock:

Noch ne Frage: Essen die dort eigentlich auch Meerschweinchen?

Ich denke, um Meerschweinchen zu essen musst Du mindestens zwei bis dreitausend Kilometer weiter in den Norden reisen. Soweit ich weiß, gibt es in Patagonien auch gar keine Meerschweinchen (mit der Ausnahme von Pampashasen, bei denen es sich um eine Meerschweinchenart handelt). In der Bus-Bude gab es wahlweise Huhn, Rind oder Schwein. Ansonsten isst man in Patagonien natürlich auch viel Fisch und Seafood (bekanntestes Beispiel sind die riesigen Centollas, auch als Königskrabben bekannt).

Ich bin mir nicht sicher, ob ich - wenn die Möglichkeit bestanden hätte - Meerschweinchen probiert hätte. Interessant wäre es ja schon mal... (http://www.smilies.4-user.de/include/Essen/smilie_essen_069.gif)

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 19.10.2012, 15:32 Uhr
Ich bin mir nicht sicher, ob ich - wenn die Möglichkeit bestanden hätte - Meerschweinchen probiert hätte. Interessant wäre es ja schon mal... (http://www.smilies.4-user.de/include/Essen/smilie_essen_069.gif)

Das ist jetzt nicht dein Ernst, Dirk  :kloppen:. Jetzt bist du nicht mehr mein Freund  :zwinker: :grins:. Die sind doch so süß (zum Anschauen natürlich  :liebe:).

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 19.10.2012, 17:05 Uhr
Jetzt bist du nicht mehr mein Freund  :zwinker: :grins:.

Um Himmels Willen, Ilona, so weit hätte es zwischen uns doch nicht kommen brauchen. Ich bestelle den virtuell potenziell angedachten Meerschweinchenbraten sofort wieder ab - ist dann wieder alles gut? (http://www.smilies.4-user.de/include/Engel/smilie_engel_012.gif)

Dann stellt sich nur noch die Frage, ob ich als Ersatz die Findet Nemo Sushi-Röllchen nehme oder das Bambi-Rehfilet...  :lachen07: :wink:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 19.10.2012, 17:10 Uhr
Ist mir egal ob Schwein oder noch Meer -Schwein. Ich mag gar keine Tiere auf meinem Teller. Aber als Veggie würde ich wohl in Patagonien verhungern? (Ein wenig Fasten würde ja meiner Figur vielleicht ganz gut tun, aber meinem allgemeinem Befinden dann wohl eher nicht...  :wink: )
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 20.10.2012, 14:27 Uhr
Um Himmels Willen, Ilona, so weit hätte es zwischen uns doch nicht kommen brauchen. Ich bestelle den virtuell potenziell angedachten Meerschweinchenbraten sofort wieder ab - ist dann wieder alles gut? (http://www.smilies.4-user.de/include/Engel/smilie_engel_012.gif)
Dann stellt sich nur noch die Frage, ob ich als Ersatz die Findet Nemo Sushi-Röllchen nehme oder das Bambi-Rehfilet...  :lachen07: :wink:

Ich habe den letzten Satz mal vergrößert, bevor ich noch ne Brille brauche  :whistle:. Ich beruhige mich erst wieder  :dozent:, wenn du bei der Schweinshaxe oder dem Angus bleibst  :zwinker:  :grins:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Heike & Heimo am 20.10.2012, 14:37 Uhr
Meine Schwester hat kürzlich in Peru Meerschweinchen gegessen. Mal davon abgesehen, dass sie am Teller nicht sonderlich appetitlich aussahen, war deren Geschmack auch völlig enttäuschend. Aber naja, Geschmäcker sind, gottseidank, verschieden.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 20.10.2012, 16:34 Uhr
Ich mag gar keine Tiere auf meinem Teller. Aber als Veggie würde ich wohl in Patagonien verhungern?

Naja, einerseits kamen mir die Essensmöglichkeiten schon immer recht fleischlastig vor. Verhungern würdest Du aber meiner Meinung nach dennoch nicht, denn eine Alternative lässt sich schon immer irgendwie finden. Zum Beispiel gibt es die ravioliähnlichen Sorrentinos oft mit vegetarischer Füllung (Käse, Kürbis, ...). Und Empanadas lassen sich ja auch ohne Fleisch füllen...

Ich habe den letzten Satz mal vergrößert, bevor ich noch ne Brille brauche  :whistle:. Ich beruhige mich erst wieder  :dozent:, wenn du bei der Schweinshaxe oder dem Angus bleibst  :zwinker:  :grins:.

Na gut, dann einigen wir uns auf ein Angus-Steak und der kleine Nemo wird zurück ins Wasser geworfen. :wink:

Ist dann wieder alles gut? :wink: :lol:

Mal davon abgesehen, dass sie am Teller nicht sonderlich appetitlich aussahen, war deren Geschmack auch völlig enttäuschend.

Ich habe gestern mal testweise nach "Meerschweinchen essen" gegoogelt und fand auch, das die ganze Geschichte nicht sonderlich appetitlich aussieht. Wie da einfach das zubereitete Vieh komplett auf den Teller geschmissen wird - für den durchschnittlichen Mitteleuropäer ist das schon ein äußerst gewöhnungsbedürftiger Anblick...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 20.10.2012, 17:27 Uhr
Ist dann wieder alles gut? :wink: :lol:

Sicher doch  :kuss:.

[Ich habe gestern mal testweise nach "Meerschweinchen essen" gegoogelt und fand auch, das die ganze Geschichte nicht sonderlich appetitlich aussieht. Wie da einfach das zubereitete Vieh komplett auf den Teller geschmissen wird - für den durchschnittlichen Mitteleuropäer ist das schon ein äußerst gewöhnungsbedürftiger Anblick...

Ich habe mal im Fernsehen einen Bericht über ein Au-pair in Bolivien gesehen und die konnte die süßen Kleinen auch nicht essen. Die Meerschweinchen rennen dort in der Küche rum, essen die Gemüseabfälle und werden hinterher ... . Die Gastfamilie war natürlich beleidigt, weil sie diese Delikatesse verweigert hat.

Ich könnte das auch nicht und mir kommt auch kein Kaninchen auf den Teller.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 21.10.2012, 08:14 Uhr
Guten Morgen allerseits,

heute fahren wir zum Lago General Carrera, dem zweitgrößten See Südamerikas und schauen uns dort im Uferbereich ein außergewöhnliches Naturwunder an. Danach verlassen wir nach 750 Kilometern auf der Carretera Austral (welche noch 300 Kilometer weiter in Villa O'Higgins führt) diese Straße wieder und machen uns an, entlang des Südufer des Sees auf einer lustigen Piste die Anden Richtung Argentinien zu überqueren.

5.11.2011: Villa Cerro Castillo - Chile Chico
Die Nacht über durften wir ein kostenloses Konzert genießen, gegeben von sämtlichen streunenden Hunden in Villa Cerro Castillo. So oder so stehen wir früh auf, da wir heute noch einiges vor haben. Und wir haben richtiges Glück mit dem Wetter: Der Himmel ist wolkenlos blau und der mächtige Cerro Castillo erstahlt im Licht der ersten Sonnenstrahlen. Was für ein Kontrast zu gestern.

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Der Cerro Castillo.

In Villa Cerro Castillo endet der asphaltierte Abschnitt der Carretera Austral. Wir sind zu der frühen Stunde fast alleine unterwegs. Die Straße führt Richtung Westen zunächst durch dichten Wald steil bergauf, dann wird es eben. Auf der rechten Seite, ein gutes Stück unter uns, verläuft parallel zur Straße der Rio Ibanez, auf den sich tolle Blicke bieten. In der Folge verliert die Straße wieder an Höhe, bis wir uns ungefähr der Ebene des Flusses angenähert haben. Hier gibt es einen toten Wald, bestehend aus Bäumen, die die Ausbrüche des Vulkans Hudson 1971 und 1991 nicht überstanden haben. Die Baumüberreste stehen inmitten von Ablagerungen aus verschlammter Vulkanasche im hier sehr breiten Rio Ibanez. Bei dem Vulkan Hudson handelt es sich übrigens um eben jenen Vulkan Hudson, wegen dem vor einer Woche noch die Carretera Austral gesperrt war. Christl, die Besitzerin vom Club los Ulmos bei Pucon hat ja uns damals im Internet gezeigt, dass die Alarmstufe Rot ausgerufen war und ein schwerer Ausbruch kurz bevor stand. Wir hatten uns schon innerlich darauf eingestellt, unsere Reiseroute komplett umwerfen zu müssen. Allerdings konnten wir schon vor fünf Tagen, von Internetterminal des Hotels in El Bolson aus, feststellen, dass für den Hudson die Alarmstufe Rot aufgehoben wurde. Nachdem uns auch keiner der Leute, mit denen wir uns in den vergangenen Tagen entlang der Carretera Austral unterhalten haben, gewarnt hat und ganz offensichtlich auch die Straße nicht mehr gesperrt ist, scheint sich der Vulkan in der Tat wieder beruhigt zu haben.

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Toter Wald am Rio Ibanez.

Knapp 40 Kilometer hinter Villa Cerro Castillo verlässt die Straße das Tal des Rio Ibanez. Nun geht es etwas ruppig bergauf. Nach weiteren 25 Kilometern knickt der Straßenverlauf nach Süden ab und erreicht das Tal des Rio Manso, der später in den Rio Murta fließt. Zunächst verläuft die Straße hier sehr schön direkt neben dem wilden Fluss, dann weitet sich das Tal allmählich mehr auf und wird hier auch intensiver landwirtschaftlich genutzt als noch zuvor. Wir kommen an zahlreichen Gehöften vorbei. Etwas später öffnet sich das Tal komplett und wir erreichen den Lago General Carrera, den zweitgrößten und tiefsten See Südamerikas. Der See schimmert in phantastischen Blau-, Grün- und Türkistönen. Die Straße verläuft hier zwischen dem See auf der linken Seite und hohen schneebedeckten Bergen auf der rechten Seite. Die Gipfel der Berge sind in Wolken gehüllt und allgemein lässt sich feststellen, dass das Wetter weniger gut ist als noch heute morgen: Der Himmel ist relativ dicht bewölkt und nur vereinzelt blitzen blaue Flecken hindurch. Die Wolkenschicht lockert aber im Laufe der Zeit immer mehr auf. Nachdem wir etwa 19 Kilometer den See entlang gefahren sind, erreichen wir Puerto Rio Tranquillo, eine nette kleine Ortschaft. Nachdem wir in der Nebensaison unterwegs sind, ist nicht wirklich viel los. Die Touristeninformation ist geschlossen. Wir wollen aber eine Bootsfahrt auf dem See unternehmen und fragen daher im Tante-Emma-Laden mit angeschlossenem Imbiss nach. Nach wenigen Minuten trifft der herbeitelefonierte Bootsfahrer ein, holt sich an einer antiken Zapfsäule noch ein wenig Benzin und verfrachtet uns dann in einen Minibus. Zur Mole müssen wir ein kleines Stück zurück nach Norden fahren. An der Mole angekommen, werden wir noch mit Schwimmwesten ausgestattet und los geht's.

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Blick auf den Lago General Carrera.

Ziel unserer Bootsfahrt sind die Marmorhöhlen und die Marmorkathedrale. Diese entstanden, als das Wasser des Lago General Carrera die Marmorfelsen am Ufer angriff und auswusch und dabei im Laufe der Zeit tiefe Höhlen in das Gestein grub. Es weht eine steife Brise und das kleine Boot muss heftig arbeiten. Bei empfindlichen Naturen kann diese Fahrt bei derartigem Wetter durchaus mittelheftige Magenverrenkungen zur Folge haben. Nach etwa 15 Minuten Fahrt erreichen wir die Marmorhöhlen. Diese befinden sich in einer Felswand am Seeufer. Schon aus einiger Entfernung kann man die Auswaschungen gut erkennen, unser Fahrer steuert das Boot aber ganz nah heran und sogar in die Höhlen hinein. Ein phantastischer Anblick. Die vom Wasser erzeigten nahezu organischen Formen erinnern an Slotcanyons wie den Antelope Canyon im Südwesten der USA und irgendwie auch an die Wave, die große Sandsteinwelle an der Grenze von Utah und Arizona. Nur ist hier halt im Gegensatz zum für die USA typischen Rottönen alles in weiß und hellgrau gehalten. Wir dürfen auch aussteigen und ein wenig in den Höhlen herumlaufen.

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Marmorhöhlen am Lago General Carrera.

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In den Marmorhöhlen.

Die Marmorkathedralen, zu der wir als nächstes fahren, gefallen uns sogar noch besser. Hier sind zwei riesige Felsbrocken in den See gestürzt und wurden dann im Laufe der Jahre von Wasser bearbeitet. Die Unterseite der Felsen ist komplett ausgewaschen, der Durchmesser ist hier deutlich geringer als einige Meter weiter oben. Das Ganze erinnert entfernt an einen riesigen Pilz - ein Pilz, dessen Stil aus surrealistisch geformten Kammern und Waben besteht, durch die man an der einen oder anderen Stelle sogar hindurch schauen kann. Auch hier fahren wir bis direkt an die Strukturen heran und dürfen etwas in den Höhlen herumkraxeln. Gerade im Kontrast des hellen Marmorgesteins zu dem tief türkisfarbigen Wasser ergibt sich ein phantastischer Gesamteindruck. Das ist definitiv einer der bisherigen Höhepunkte unserer Reise. Während der ganzen Bootsfahrt - wir sind ja nur zu zweit mit unserem Bootsfahrer unterwegs - sehen wir nur ein einziges Mal ein anderes Boot. Auch dieses mit nur zwei Gästen. Es wird sich fröhlich zugewunken.

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Marmorkathedrale im Lago General Carrera.

Zurück in Puerto Rio Tranquillo nutzen wir den Dorfladen gleich zu einem kleinen Mittagessen und um uns mit ein paar Knabbereien einzudecken. Gerade als wir fröhlich am Schmausen sind, kommen die beiden Leute in den Laden, die in dem zweiten Boot unterwegs waren. Die Freude ist groß, als wir das deutsche Pärchen wieder erkennen, die wir gestern an dem Campigplatz bei den Los Manos de Cerro Castillo getroffen hatten. Es werden Reiserouten und Erfahrungen ausgetauscht. Die beiden sind auch vom Puerto Montt aus aufgebrochen, wollen aber nur noch ein kleines Stück weiter nach Süden fahren und dann wieder zurück. Wir verabschieden uns und fahren weiter.

Die Carretera Austral führt zunächst ein wenig bergauf und ein paar Kilometer südlich von Puerto Rio Tranquillo wieder bergab. Hier erreichen wir das Delta des Rio Leones. In das Tal dieses Flusses kommt man nur zu Fuß oder per Pferd, für Autos ist es gesperrt. Der Blick ins Tal hinein ist schon von der Straße aus toll: Direkt vor uns steht der 4058 Meter hohe Monte San Valentin, der mit Abstand höchste Berg hier in der Gegend. Der Monte San Valentin steht am östlichsten Rand des Campo de Hielo Norte, des nordpatagonischen Eisfeldes. Dieses Gletscherfeld hat eine Ausdehnung von 4400 Quadratkilometern und ist damit deutlich größer als alle Gletscher der Alpen zusammengenommen (diese erreichen nur etwa 3500 Quadratkilometer). Und im Vergleich zum südpatagonischen Eisfeld ist die nördliche Variante sogar noch als eher klein zu bezeichnen... Der Gipfel des Monte San Valentin ist leider etwas schüchtern und hüllt sich in Wolken, aber wir können sehr schön die vom Festlandeis herunter fließenden Gletscher erkennen.

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Blick auf den Lago General Carrera.

Nur wenige Kilometer weiter kommen wir zum Ausfluss des Lago General Carrera. Das Wasser fließt mit viel Gewalt durch eine Engstelle in den Lago Bertrand. Die Straße verläuft hier über eine orangefarbige Hängebrücke, die verdächtig an diejenige erinnert, mit der der Rio Rosselot nördlich von La Junta überquert wird. Die Erbauer der Carretera Austral haben hier scheinbar mehrfach die identische Brücke bauen lassen oder in einem Katalog bestellt oder sonst was. Auch von hier aus bieten sich tolle Blicke auf den Monte San Valentin und seine Gletscher. Etwas weiter südlich befindet sich übrigens noch ein dritter See, der kleine Lago Negro. Wer in der Gegend an diesen drei wunderschönen Seen einen hochklassigen Urlaub verbringen will, dem sei die edle Hacienda Tres Lagos ans Herz gelegt, an der wir mehr oder weniger direkt vorbei kommen. Im Verlauf der Reiseplanung hatten wir uns überlegt, hier zu übernachten, aber zum einen hat diese Übernachtungsmöglichkeit nicht in die Etappenplanung gepasst und zum anderen waren uns 133 Dollar pro Person im Doppelzimmer (und das in der Nebensaison) dann doch geringfügig zu teuer.

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Hängebrücke am Ausfluss des Lago General Carrera.

Kurz hinter der Hacienda Tres Lagos verlassen wir die Carretera Austral und biegen nach links, in Richtung Osten, ab auf die Ruta 265. Diese folgt zunächst einmal dem Südufer des Lago General Carrera, entfernt sich dann etwas von diesem und gewinnt steil an Höhe, nur um dann ebenso steil wieder bergab zu führen. Nach ein paar Kilometern erreichen wir die Ortschaft Puerto Guadal, wieder direkt am See gelegen. Im weiteren Straßenverlauf wird es sehr kurvig und es geht wieder gut in die Höhe. Kurz hinter Puerto Guadal müsste sich rechts der Straße die Cascada Maquis befinden, ein über mehrere Stufen herab fallender Wasserfall. Leider befindet sich dieser auf dem Grundstück einer Lodge und wir können von der Straße aus nur einen kurzen Blick erhaschen. Die Straße verläuft ein kurzes Stück im Landesinneren durch eine schöne grüne Landschaft. Der Straßenbelag verschlechtert sich zusehends, wir haben mit jeder Menge Löchern und Querrillen zu kämpfen, besonders im Verlauf der steilen Anstiege. Aber wir werden für die Mühen belohnt: Etwa 40 Kilometer hinter Puerto Guadal wird es spektakulär. Die Südseite des Sees grenzt hier direkt an eine steile Bergflanke. Die Straße ist hier quasi an den Berghang geklebt. Die Spannung wird dadurch erhöht, dass das Ganze teilweise ohne Leitplanke stattfindet. Links neben uns sehen wir, sehr weit unten, den See. Dessen türkisgrüne Farbe wird immer spektakulärer, je weiter wir nach Osten gelangen. Die Straße erreicht ihren höchsten Punkt am Paso de las Llaves, ab hier geht es bergab und nach einiger Zeit entfernen wir uns auch wieder ein wenig vom See. Eine wirklich tolle Straßenführung.

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Blick von der Ruta 265 aus nach Westen über den Lago General Carrera.

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Unterwegs auf der Ruta 265 kurz hinter dem Paso de las Llaves.

Hinter dem Paso de las Llaves befinden wir uns auf der Ostseite der Anden. Deutlich wird das an der nun schlagartig deutlich kargeren Landschaft. Wir nähern uns der argentinischen Pampa. Wir legen noch einen kurzen Stopp an der Garganta des Diablo ein, der Teufelsschlucht. Wenn man nicht weiß, dass sich diese Schlucht hier befindet, fährt man mit großer Wahrscheinlichkeit einfach vorbei. Es handelt sich um einen die Straße querenden Fluss, der sich tief ins Gestein eingegraben hat uns so eine äußerst tiefe aber extrem schmale Schlucht gegraben hat. Im weiteren Verlauf der Straße nach Chile Chico kommen wir zu einem nagelneu gegradetem Stück - was für eine Wohltat nach all dem Gerumpel zuvor. Wir kommen an einigen Salzpfannen vorbei (leider ohne Flamingos) und über einen kleinen Hügel nach Chile Chico. Kurz vor der Stadt befindet sich ein schöner Aussichtspunkt, von dem aus wir einen schönen Blick auf die kleine Ortschaft mit ihren fröhlich bunten Häusern haben.

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Phantastische Farbe des Lago General Carrera.

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Blick auf Chile Chico.

Wir checken zunächst in unserer vorgebuchten Lodge ein und schauen uns dann noch ein wenig in der Ortschaft um. Vom hiesigen Hafen könnte man mit der Fähre direkt nach Rio Ibanez fahren, nur wenige Kilometer von Villa Cerro Castillo entfernt. Aber wir wollen ja nach Argentinien und von dort aus weiter nach Süden. Bevor wir uns ein Restaurant zum Abendessen suchen, zählen wir unser Geld. Wir kommen zu dem Schluss, dass wir unbedingt unsere chilenischen Geldvorräte aufstocken müssen: Die nächsten Tage werden uns zwar nach Argentinien führen. Nach unserem nächsten Grenzübertritt nach Chile werden wir allerdings mehr oder weniger direkt in den Parque Nacional Torres del Paine fahren und so etwas wie Geldautomaten gibt es in diesem Park nicht. Also suchen wir den einzigen Automaten in Chile Chico und werden herb enttäuscht: Das Ding ist außer Betrieb. Während dem - wieder mal sehr leckeren - Abendessen wälzen wir Pläne: Morgen während den Schalterstunden bei der Bank vorbei schauen? Aber morgen ist Sonntag, haben da die Banken in Chile überhaupt geöffnet? Wir denken, dass dem nicht so ist, vor allem in irgendwelchen Käffern in Patagonien. Irgendwo in Argentinien Geld umtauschen? Oder auf de Fahrt in den Parque Nacional Torres del Paine einen kleinen Schlenker nach Süden einbauen, um dort irgendwo chilenisches Geld zu organisieren? Als wir nach dem Essen noch mal bei der Bank vorbei gehen, um nach den Öffnungszeiten zu schauen, ist die Erleichterung groß: Der Automat wurde in der Zwischenzeit repariert bzw. wieder aufgefüllt.

Mit frisch aufgefüllten Geldbeuteln zurück an unserer Lodge angelangt beschäftigen wir uns noch ein wenig mit dem sehr verspielten kleinen weißen Hund unserer Gastgeber und gehen dann ins Bett. Direkt vor unserem Fenster an der Rückseite des Hauses steht übrigens ein Pferd herum.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Inspired am 21.10.2012, 10:13 Uhr
Hallo Dirk,

da habe ich ja einiges verpasst...

Ich habe mich gerade über euren Reisebericht hergemacht, bin derzeit aber erst bei eurer Uhrzeitdiskussion angelangt. Wollte mich nur schon mal zur Weiterfahrt mit anmelden und versuche schnell aufzuschließen.

Irgendwie ist im Moment meine ganze Reise- und Urlaubsplanung 2013 wieder durcheinander geworfen und fast völlig offen. Aber ich schätze, Chile traue ich mich nicht. Umso schöner, dass ich Chile gemütlich von der Couch aus erleben darf :D

LG Birgit
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 21.10.2012, 11:19 Uhr
Die Marmorhöhlen gefallen mir richtig gut. Blöd nur, wenn durch den Weg dorthin der Magen rebelliert...  :wink:
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 21.10.2012, 12:23 Uhr
Irgendwie ist im Moment meine ganze Reise- und Urlaubsplanung 2013 wieder durcheinander geworfen und fast völlig offen. Aber ich schätze, Chile traue ich mich nicht. Umso schöner, dass ich Chile gemütlich von der Couch aus erleben darf :D

Willkommen an Bord!

Das mit dem sich nicht trauen finde ich interessant, woran machst Du das fest? Du warst doch schon einige Male in Asien unterwegs - im Vergleich dazu schätze ich den südlichen Zipfel Südamerikas keinesfalls als gefährlicher oder schwieriger ein.

Blöd nur, wenn durch den Weg dorthin der Magen rebelliert...  :wink:

Noch blöder stelle ich es mir vor, wenn nicht der eigene Magen rebelliert, sondern derjenige des direkten Sitznachbarn. Sehr problematisch wohl im Sommer, wenn die Boote sicherlich mit etwas mehr Gästen als nur zweien beladen werden. :wink:

Zum Glück sind wir - was Seegang angeht - halbwegs robust. Somit konnten wir übrigens nicht nur die Marmorgebilde bewundern und genießen sondern auch nach der Fahrt im Zuge unseres Mittagessens in Villa Rio Tranquillo exklusiv für Dich nach vegetarischem Essen schauen: Gibt es - unter den vielen Sorten gefüllter Teigtaschen in dem kleinen Laden waren zum Beispiel welche mit Mais und Käse.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 21.10.2012, 12:30 Uhr
Gut, dass mein Magen so einiges ab kann - nur nicht den Geruch von Ko..e. Daher danke, dass du für mich schon Veggie-Futter bestellt hast!  :D
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Inspired am 21.10.2012, 12:36 Uhr
Na, dann warte ich mal ab. Asien hätte ich im Vorfeld auch erst einmal kritisch gesehen und dann war es harmlos. Ich fasse ja ins Auge mal mit Mittelamerika anzufangen...
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 21.10.2012, 19:48 Uhr
Gut, dass mein Magen so einiges ab kann - nur nicht den Geruch von Ko..e. Daher danke, dass du für mich schon Veggie-Futter bestellt hast!  :D

Aber gerne doch. Und damit Du auch weiterhin keine Angst haben musst, im Verlauf der Reise verhungern zu müssen, hier ein kleiner Ausblick: In der Estancia die wir nach der nächsten Etappe erreicht haben - das war dann schon wieder in Argentinien - gab es die schonmal erwähnten Sorrentinos mit Kürbisfüllung. Auch dort wird man als Veggie also glücklich - egal, wie robust der Magen ist :wink:

Asien hätte ich im Vorfeld auch erst einmal kritisch gesehen und dann war es harmlos. Ich fasse ja ins Auge mal mit Mittelamerika anzufangen...

Bis in einem gewissen Maße scheint das auch damit zusammen zu hängen, inwieweit man sich mit dem betreffenden Land beschäftigt hat. Es gibt ja schon bei (ja nun definitiv problemlosen) Reisen in die USA Leute, die einen fragen, wieso man denn da hinfahre, da sei es doch so gefährlich und man werde dort doch sowieso erschossen :wink:

Und bei Patagonien kommen dann Fragen, ob man in Chile und Argentinien einfach so mit dem Auto rumfahren kann und ob es da Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Und wenn ich erzähle, dass einer unserer Reiseträume die Länder Namibia, Botsuana und Zimbabwe beinhaltet, ernte ich typischerweise wechselweise verständnislose und besorgte Blicke.

Mittelamerika fände ich auch sehr interessant, im kontinentalen Teil (die karibischen Inselstaaten also mal außen vor gelassen) würde ich mich aber fast nur (teilweise) Mexico oder Costa Rica trauen. Die anderen Länder fühlen sich für mich subjektiv einfach problematischer an. Ich habe mich aber auch noch nicht näher damit beschäftigt und sitze da mit ziemlicher Sicherheit auch einem in meinem Kopf sitzenden Klischee auf.

Wo würde es denn bei Dir hingehen?

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Inspired am 21.10.2012, 20:05 Uhr
Richtig geraten, ich habe Costa Rica im Hinterkopf. Aber derzeit sind auch Südafrika und Namibia wieder im Rennen und auch Laos und Kambodscha stehen noch auf dem Plan. Na ja, ich weiß noch nicht so recht, bin aber erst einmal auch in eurem Reisebericht aufgeschlossen und bin ganz erstaunt, wie europäisch und alpin es auf den ersten Blick so wirkt.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: unterwegsontour am 22.10.2012, 08:40 Uhr


Wow, die Marmorhöhlen sind ja echt toll!!
Vor allem die Kathedrale sieht genial aus!


Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 22.10.2012, 10:30 Uhr
Das sah so gar nicht nach hohem Wellengang aus und deshalb wunderte es mich, dass der Mageninhalt reißaus  :nixwieweg:  genommen hat :kratz:. Wu(e)nderbare Bilder  :applaus: :applaus: :applaus:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 22.10.2012, 11:31 Uhr
Wow, die Marmorhöhlen sind ja echt toll!!

Das fanden wir auch - der Besuch dort war eines der Highlights unseres Urlaubs. Es freut mich, dass die Schönheit dieses Orts in den Bildern einigermaßen rüberkommt.

Was ich auch interessant finde: Diese Formationen sind außerhalb Chiles eigentlich kaum bekannt. Wenn so etwas in den USA stehen würde, würde es "Marble Cave NP" heißen und wäre weltberühmt  :wink:

Das sah so gar nicht nach hohem Wellengang aus und deshalb wunderte es mich, dass der Mageninhalt reißaus  :nixwieweg:  genommen hat :kratz:. Wu(e)nderbare Bilder  :applaus: :applaus: :applaus:.

In der Tat waren die Wellen gar nicht sehr hoch - das Boot ist aber bei der Hinfahrt voll gegen die Windrichtung gefahren - das hat schon lustig geschaukelt und gespritzt.

Ich möchte hiermit aber nochmal offiziell betonen, dass der Kommentar zum Magen verrenken rein hypothetisch und auf empfindsame Mägen bezogen war. Und feststellen, dass Deine Formulierung "dass der Mageninhalt reißaus genommen hat" daher ein klein wenig meinen/unseren Stolz angreift. :zwinker:

Ich weiß allerdings nicht, wie unsere Mägen auf den Wellengang reagiert hätten, wenn wir vorher zum Brunch ein knuspriges Meerschweinchen... :whistle: :lachen07:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Ganimede am 22.10.2012, 20:12 Uhr
Die Marmorhöhle/kathedrale sieht toll aus  :daumen:

Ich versuche Deine Route auf Google Maps zu folgen. Kann es sein, dass Puerto Rio Tranquillo in Google als Puerto Rio Tranquilo bezeichnet wird?

Bei Sonnenschein sehen die Berge und die Seen wirklich toll aus.

Gruß
Volker

 
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 22.10.2012, 21:11 Uhr
Ich versuche Deine Route auf Google Maps zu folgen. Kann es sein, dass Puerto Rio Tranquillo in Google als Puerto Rio Tranquilo bezeichnet wird?

Ich würde sogar einen Schritt weiter gehen. Diese Ortschaft wird nicht nur in Google Maps als Puerto Rio Tranquilo bezeichnet, sondern auch in allen unseren Chile- bzw. Südamerika-Karten. Das wiederum ist für mich ein starkes Indiz, dass sie auch tatsächlich so heißt :wink:

Vielen Dank für den Hinweis und meinen absoluten Respekt - man muss schon sehr aufmerksam virtuell der Route folgen, damit einem so ein Fehler auffällt :respekt:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 23.10.2012, 07:54 Uhr
Guten Morgen allerseits,

nachdem wir uns zu Beginn unserer Reise das chilenisch-argentinische Seengebiet angeschaut haben und danach die Regenwälder der chilenischen Fjordlandschaft, geht es jetzt in eine komplett andere aber dennoch sehr faszinierende Landschaft. Mitten in der Einöde sehen wir dort viele Tiere (darunter übrigens auch ein Exemplar einer Meerschweinchenart...) und einen sehr interessanten Ort, der als UNESCO-Wetkuturerbe geschützt ist. Viel Spaß!

6.11.2011: Chile Chico - Cueva de las Manos
Wir stehen früh auf und frühstücken um acht Uhr. Das Pferd steht übrigens immer noch vor dem Fenster. Wir verabschieden uns von der Wirtin und verlassen diese schöne Unterkunft wieder. Das Wetter ist wieder recht gut, auf dem blauen Himmel zeigen sich lediglich vereinzelte Wolken. Außerhalb von Chile Chico verläuft die Straße zunächst ein kurzes Stück schnurgerade nach Osten, dann knickt sie um neunzig Grad nach Süden ab, und umfährt so das breite Delta des Rio Los Antiguos. Wir kommen zur chilenischen Grenzstation, einem nagelneuen und riesengroßen Gebäude, in dem sich außer den Grenzbeamten und uns niemand zu befinden scheint. Nach weniger als zehn Minuten sind wir auch schon aus Chile ausgereist und fahren weiter. Die Straße biegt wieder nach Osten ab, der Fluss wird überquert und weiter geht es Richtung Norden, zurück zum See und zur argentinischen Ortschaft Los Antiguos. Der See heißt hier übrigens Lago Buenos Aires, ist aber trotzdem noch der zweitgrößte See Südamerikas. Nach einigen Minuten befürchten wir schon fast, auf irgendeine verrückte Art und Weise die argentinische Grenzstation verpasst zu haben und nun in einem undefinierten Status unterwegs zu sein. Doch glücklicherweise bekommen wir doch noch Gelegenheit, uns die fehlenden Stempel abzuholen. Die Argentinier haben ihre Kontrollstation lediglich relativ nah an die Ortschaft gesetzt. Auch hier ist das Gebäude sehr neu und wir werden in Rekordzeit abgefertigt. Dieses Mal will auch niemand unser Gepäck durchwühlen. Wir bekommen keine argentinische Einreisekarte, auf explizite Nachfrage hin wird uns gesagt, diese sei nicht nötig. Wir erinnern uns, im Reiseführer davon gelesen zu haben, dass die Argentinier die Sache mit der Einreisekarte nicht ganz so streng sehen - ganz im Gegensatz übrigens zu den Chilenen. Christel, die Wirtin vom Club los Ulmos bei Pucon hat uns in düsteren Bildern ausgemalt, was passiert, wenn wir unsere chilenischen Einreisekarten verlieren. Dann hat sie ein Tesaband geholt, und unsere Karten im Pass festgeklebt, um möglichem Unheil vorzubeugen. Wir sind sehr auf die Ausreise aus Argentinien in ein paar Tagen gespannt und darauf was passiert, wenn wir mit Stempel aber ohne Einreisekarte dort auftauchen.

Los Antiguos ist ein adrettes kleines Städtchen. Waren auf chilenischer Seite die Gebäude hauptsächlich aus Holz gebaut, herrschen hier Steingebäude vor. Diese sind aber genau so schön bunt angemalt wie ihre Kollegen jenseits der Grenze. Wir suchen den örtlichen Bankautomaten und stocken unsere Vorräte an argentinischen Pesos etwas auf. Unser Auto freut sich auch, bekommt es doch ein paar Liter Diesel zum Trinken. Direkt am Ortsausgang von Los Antiguos kommen wir an einem interessanten Denkmal vorbei: Einer großen Hand, die zwei Kirschen hält. Kirschen in Patagonien? In der Tat, in dem Talbecken von Los Antiguos herrscht ein sehr mildes Mikroklima. Hier wachsen neben Kirschen auch Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Äpfel. Die Stadt gilt als Hauptstadt des argentinischen Kirschenanbaus. Vom Kirschdenkmal aus haben wir auch einen schönen Blick auf den Lago Buenos Aires, zum vorerst letzten Mal.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_11_06_01.jpg)
Kirschendenkmal am Ortsausgang von Los Antiguos.

Was sich gestern schon angedeutet hat findet nun nämlich mit voller Gewalt statt: Der Wechsel des Landschaftstyps vom dichten Regenwald auf der chilenischen Seite der Anden zur kargen und trockenen Steppe in Argentinien. Kaum zu glauben, dass wir gestern noch an metergroßen Pangueblättern vorbei gefahren sind. Die Landschaft, durch die wir nun rollen ist zwar sehr trist aber gerade deswegen wunderschön. Es ist hügeliger als erwartet und immer mal wieder ergibt sich von einer Anhöhe doch noch ein kurzer Blick auf den Lago Buenos Aires. Kurz nach dem östlichen Ende des Sees kommen wir zur Ortschaft Perito Moreno. Die Häuser dieser Ortschaft gruppieren sich um eine große und wichtige Straßenkreuzung. Die allerwichtigste der hier zusammentreffenden Straßen ist natürlich die Ruta 40, jene legendäre Straße, die auf 5224 Kilometern Argentinien von Norden nach Süden komplett durchquert. Waren wir bisher weiter in Norden auf asphaltierten Abschnitten der Ruta 40 unterwegs gewesen, so steht nun der Ritt durch die patagonische Steppe auf dem Programm, über viel Gravel und keiner Tankstelle über viele hundert Kilometer. Unser Pick Up mit seinem Dieselmotor hat sich im bisherigen Verlauf der Reise als äußerst genügsam erwiesen. Nachdem wir in Perito Moreno direkt an einer großen Tankstelle vorbei kommen, nutzen wir diese Gelegenheit, um dennoch ein paar Tropfen nachzufüllen. Der Tankwart reagiert ob der kleinen Menge nachzufüllenden Sprit etwas verwundert, aber das soll uns egal sein.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_11_06_02.jpg)
Und auf einmal sind wir in trockener Steppe unterwegs.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_11_06_03.jpg)
Argentinische Steppe, Ruta 40 und unser Pick Up.

Zunächst ist die Ruta 40 noch asphaltiert und wir kommen gut voran. Wir sind nun wirklich in der Steppe angekommen. Die karge Landschaft entlang der Straße erinnert entfernt an Gegenden irgendwo in North oder South Dakota. Andererseits kommen auch andere Einflüsse mit ins Spiel: Nach einigen Kilometern sehen wir links in einiger Entfernung von der Straße interessant gefärbte Hügelstrukturen, eine Art Painted Desert, die sich so ähnlich auch irgendwo in Australien befinden könnte. Wir halten an und laufen ein wenig herum, um die Wüste und die gefärbten Dünen näher anzuschauen. Dabei stolpern wir fast über eine interessant geformte Echse, die uns neugierig anschaut. Wie wir später erfahren, handelt es sich dabei um einen Matuasto, eine hier in der Wüste heimische Echsenart.

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Painted Desert in der argentinischen Steppe.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_11_06_05.jpg)
Ein Matuasto.

Die Anzahl der Wolken nimmt leider immer mehr zu. Nur wenige Kilometer nach unserer Begegnung mit dem Matuasto biegen wir nach links auf einen kleinen gegravelten Feldweg ab. Diesem folgen wir für etwas mehr als vier Kilometer, bis wir die Estancia Cueva de las Manos erreichen, wo wir für die kommende Nacht ein Zimmer vorgebucht haben. Wir werden herzlich von Bruno, dem Eigentümer begrüßt. Er scheint die Estancia relativ frisch übernommen zu haben. Es wird an allen Ecken und Enden frisch renoviert und gepinselt. Der erste Eindruck ist sehr positiv und deckt sich überhaupt nicht mit negativen Berichten, die wir im Internet über diese Estancia gelesen haben - damals aber wohl noch unter anderer Führung. Wir checken ein, lassen uns die Zimmer zeigen und planen dann für die zweite Hälfte des Tages: Wir wollen uns die Cueva de las Manos anschauen, Höhlen bzw. Felsnischen, in denen sich von der UNESO als Weltkulturerbe geschützte prähistorische Felsmalereien befinden. Die Cueva de las Manos lässt sich entweder von Bajo Caracoles - ein gutes Stück weiter südlich an der Ruta 40 gelegen - aus mit dem Auto erreichen. Das würde bedeuten, mehr als 40 Kilometer one way auf einer Schotterpiste direkt zu den Felsmalereien zu fahren. Diese befinden sich an der Südseite des Cañon Rio Pinturas, eines 150 Kilometer langen und tief eingeschnittenen Flusstals. Neben der offiziellen Anfahrt zu den Malereien gibt es aber noch eine zweite, erheblich interessantere Anreisevariante: Eine direkt an unserer Estancia beginnende 19 Kilometer lange Piste führt auf ein Hochplateau und direkt an die Nordseite des Cañon Rio Pinturas. Den verbleibenden Weg zur Cueva de las Manos muss man zu Fuß zurücklegen. Die Berichte, die wir im Internet zu dieser Wanderung gefunden haben, hören sich allesamt recht abenteuerlich an. Das ist doch genau das richtige für uns.

Wir lassen uns von Bruno eine genaue Wegbeschreibung geben und brechen auf. Die kleine Piste ist mit unserem Pick Up problemlos zu bewältigen. Hinter der Estancia geht es zunächst ein bisschen bergauf, bis wir die Hochebene erreichen. Hier kommen wir an diversen kleinen Salzseen vorbei, in denen wir jede Menge Flamingos sehen. Etwas später kommen wir an unseren ersten Guanacos vorbei. Diese wildlebende Kamelart mit ihrem schön rötlich-weiß gefärbten Fell ist typisch für Patagonien und ist die Urform des domestizierten Lamas. Da die Guanacos, denen wir heute begegnen, allesamt ein wenig schüchtern sind, bekommen wir ausreichend Gelegenheit, zunächst ihren typischen Blick zu studieren. Dieser lässt sich am ehesten mit einer Mischung aus neugierig und ein wenig doof beschreiben. In der Folge, wenn die Tiere nämlich vor uns Reißaus nehmen, sehen wir auch die interessante Art, mit der sich Guanacos fortbewegen. Die Schrittfolge ist irgendwie anders synchronisiert als bei den Tieren, die wir aus Europa gewohnt sind und in der Folge sieht das ganze recht staksig aus.

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Salzeee mit Flamingos südlich der Estancia Cueva de las Manos.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_11_06_06.jpg)
Unsere ersten Guanacos.

Bevor wir die Kante des Canyons erreichen, kommen wir an jeder Menge sehr interessant aussehender Gesteinsformationen vorbei. Als wir unser Auto abgestellt haben geht unser erster Blick zu der ein wenig unterhalb von uns gelegenen Rangerstation der Cueva de las Manos auf der anderen Seite des Flusstals. Das schaut gar nicht so weit aus... Unser zweiter Blick geht Richtung Himmel. Dieser ist inzwischen dunkelgrau und es tröpfelt leicht. Sollen wir das Risiko eingehen loszuwandern? Wir entscheiden uns nach kurzer Beratung dafür. Nach der äußerst nassen Erfahrung am Ventisquero Yelcho vor vier Tagen sind wir dieses Mal aber klug genug, unsere Regencapes mit einzupacken. Ein kleines Schild weist zum über die Talkante führenden Weg. Dieser ist überraschend gut in Schuss, so dass wir schnell voran kommen. Zunächst geht es über enge Serpentinen, später direkt abfallend entlang der Kante des Hangs. So haben wir die 200 Höhenmeter bis zum Rio Pinturas in nur wenigen Minuten zurück gelegt. War die umgebende Steppe noch karg und trocken so sorgen hier das Flusswasser und der Schatten der steilen Talwände für eine gänzlich andere Vegetation: alles ist sehr grün und um den Fluss herum wächst ein lichtes Laubwäldchen. Ein wenig flussabwärts kommen wir zu einer lustigen Stahlhängebrücke über den Rio Pinturas. Danach geht es auf der anderen Talseite wieder bergauf, unterstützt durch einige Holztreppen. Wir schauen auf die Uhr und sind baff erstaunt. An den Cuevas finden stündlich Führungen statt und wir hatten eigentlich die Führung um zwei Uhr eingeplant. Nun ist es allerdings zehn Minuten vor eins. Wir beschleunigen unseren Schritt ein wenig und schaffen es tatsächlich, etwas mehr als einer Stunde nach Abmarsch am Auto an der Rangerstation einzutreffen. Es ist zwei Minuten nach eins und wir werden prompt gefragt, ob wir noch bei der Ein-Uhr-Führung mitmachen wollen. Bingo!

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Blick über den Cañon Rio Pinturas auf die Rangerstation der Cueva de las Manos.

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Der Cañon Rio Pinturas.

Außer uns sind keine Gäste da, so dass wir in den Genuss einer Privatführung kommen. Unser Guide heißt Natalia und obwohl wir uns bisher mit unseren bescheidenen Spanischkenntnissen recht gut durchgeschlagen haben, sind wir froh, dass sie englisch spricht. Begleitet werden wir außerdem von Natalias Hund, der fröhlich den Weg entlang springt, mal vor uns, mal hinter uns. Die Cuevas liegen in halber Höhe der Canyonwand in natürlichen Alkoven und sind über einen etwa einen Kilometer langen Fußweg von der Rangerstation aus zu erreichen. Von hier aus bieten sich auch schöne Blicke in das grüne Tal des Rio Pinturas. Der Weg führt über einige Holztreppen immer mal wieder ein wenig bergauf und bergab. Unter einer diese Treppen sehen wir ein buschiges graues Nagetier ohne Schwanz weghuschen. Spätere Recherche in unserem Naturführer lässt uns zu dem Schluss kommen, dass es sich dabei um ein Zwergmeerschweinchen gehandelt hat.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_11_06_10.jpg)
Historische Felsmalereien in der Cueva de las Manos.

Die Handabdrücke sind erstaunlich gut erhalten. Hier wirkten die Alkoven als perfekter Schutz vor der Sonnenstrahlung und Wasser. Wie werden fast erschlagen von der Vielzahl an Händen in allen Größen und Farben. Wir sehen sogar eine Hand mit sechs Fingern. Wie schon bei Cerro Castillo gibt es positive und negative Handabdrücke. Im Vergleich zu den 3000 Jahre alten Malereien am Monumento Nacional Manos de Cerro Castillo decken die Handabdrücke hier einen viel größeren Zeitbereich ab: Die ältesten Hände sind 7000 Jahre alt, die neuesten Malereien dagegen gerade mal 1000 Jahre - dabei handelt es sich auch nicht mehr unbedingt um Hände: Natalia zeigt uns viele geometrische Muster und andere Formen. Es gibt auch einige Jagdmotive. Einige Spuren sind noch deutlich neuer als 1000 Jahre: Vandalen haben Steine mit Malereien aus der Wand gebrochen und an einer Stelle wurde mit Hilfe einer Sprühdose tatsächlich eine neuzeitliche Variante der negativen Handabdrücke angelegt.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_11_06_11.jpg)
Historische Felsmalereien in der Cueva de las Manos.

Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir wieder zurück am Eingangshäuschen, wo wir uns von Natalia verabschieden und uns zum Abschluss noch die schön gestaltete Ausstellung anschauen. Ehe wir uns auf die Rückwanderung zu unserem Auto machen, freunden wir uns noch kurz mit der Katze der Ranger an. Inzwischen sind einige andere Gäste aus Richtung Baja Caracoles mit dem Auto eingetroffen. Wir dagegen treffen auch auf dem Rückmarsch keine Menschenseele. Immerhin: Kurz nachdem wir losfahren, kommt uns auf der schmalen Piste tatsächlich ein Auto entgegen. Auf der Rückfahrt sehen wir wieder viele Flamingos und Guanacos. Auf einmal hüpft einige Meter vor uns ein kleines dunkles Wesen auf die Straße und läuft vor uns her. Da das Tier nicht auf die Idee kommt, nach links oder recht auszuweichen, tritt Dirk einmal ganz kurz auf das Gaspedal, um näherzukommen. Dann eine abrupte Bremsung, wir springen raus und schauen uns an, was da vor uns herläuft: Es handelt sich um ein Pichi, ein Zwerggürteltier. Entgegen unserer Erwartung macht das Tier keinerlei Anstalten, sich einzubuddeln oder einzurollen. Im Gegenteil: Obwohl es ohne Probleme weglaufen könnte, läuft es nur ein wenig nach links und rechts, so als ob es für uns posen wollen würde. Nach einer Weile treten wir den Rückzug zu unserem Auto an und kurz darauf verschwindet das Pichi in die Pampa.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_11_06_12.jpg)
Ein Pichi.

Wir fahren zurück in die Estancia. Das Abendessen ist zwar sehr teuer aber auch dementsprechend edel. Dazu gönnen wir uns nach dem schönen Tag eine gute Flasche Weißwein.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 23.10.2012, 08:14 Uhr
Das Pichi wollte wohl weltberühmt werden! Nun ja, in Deutschland kennt man es nun  :lol: Aber die Beschreibung der Blicke der Guanakos finde ich klasse: neugierig blöd. Das trifft es ziemlich genau!
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Ganimede am 23.10.2012, 08:59 Uhr
Vielen Dank für den Hinweis und meinen absoluten Respekt - man muss schon sehr aufmerksam virtuell der Route folgen, damit einem so ein Fehler auffällt :respekt:

Schöne Grüße,
Dirk

Na ja, ich kopiere die Stadtnamen mit Copy & Paste aus Deinem Reisebericht und Google gibt bei der falschen Schreibweise keinen Treffer  :oops: :wink:

Die Felsmalereien sind wirklich gut zu erkennen. Die argentinische Pampa mit ihren endlosen Weiten hat uns auch gut gefallen...
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 23.10.2012, 14:14 Uhr

Spätere Recherche in unserem Naturführer lässt uns zu dem Schluss kommen, dass es sich dabei um ein Zwergmeerschweinchen gehandelt hat.


Das war g'scheit und ist  :nixwieweg: dem Kochtopf entwischt  :socool:. Wie waren eigentlich die Übernachtungspreise? Davon hast du - glaube ich  :kratz: - noch gar nichts erwähnt?

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 23.10.2012, 18:09 Uhr
Die vordere Hälfte der komischen Echse sieht ein wenig aus wie ein Frosch.
Das Gürteltier ist klasse. Wir haben leider keins gesehen. (Nur in Florida mal eins.)
Die Cueva des Los Manos sieht wirklich toll aus!
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 23.10.2012, 21:19 Uhr
Aber die Beschreibung der Blicke der Guanakos finde ich klasse: neugierig blöd. Das trifft es ziemlich genau!

Sehr interessant ist auch, wenn man sich zu Fuß einer größeren Herde Guanacos nähert und dann von zwanzig oder mehr Tieren diesen neugierigen Blick zugeworfen bekommt...

Das Gürteltier ist klasse. Wir haben leider keins gesehen. (Nur in Florida mal eins.)

Über das Gürteltier waren wir auch besonders glücklich. Wir hatten wir in den USA nie das Glück eines zu treffen - wir haben immer nur einige Exemplare in einem nicht mehr ganz ansehnlichen Zustand auf den Straßen kleben gesehen.

Die argentinische Pampa mit ihren endlosen Weiten hat uns auch gut gefallen...

Wir fanden vor allem die Kontraste der Landschaftsformen in Patagonien richtig toll. Da erreicht man von dieser endlosen Pampa in wenigen Minuten schoffe Berge, riesige Gletscher oder tiefgrüne Regenwälder.

Apropros schroffe Berge: Dorthin kommen wir am nächsten Tag unserer Reise. Und ab dort folgen wir - wenn ich das recht im Kopf habe - für ein gutes Stück mehr oder weniger Eurer damaligen Route.

Wie waren eigentlich die Übernachtungspreise? Davon hast du - glaube ich  :kratz: - noch gar nichts erwähnt?

Während der Reiseplanung - auch bei der Recherche der Übernachtungspreise - verabschiedet man sich sehr schnell von der irrigen Vorstellung, Südamerika sei ein grundsätzlich günstiges Reiseziel. Zumindest für Argentinien und Chile gilt das nämlich nicht.

Was bei uns letztendlich raus kam, war von den Kosten sehr gemischt: Unsere billigste Unterkunft war die schon sehr backpacker-mäßige Pension in Villa Cerro Castillo - dort haben wir irgendwas unter 30 € bezahlt. Und nach oben hin gibt es fast kein Limit, vor allem in den bekannten Nationalparks: Wer Lust und den entsprechenden Geldbeutel hat (wir haben ihn nicht :wink:), kann im Parque Nacional Torres del Paine im Explora-Hotel absteigen. Das kostet dann so ungefähr 750 € pro Nacht. Die restlichen Lodges im Park oder am Rand des Parks sind günstiger, liegen aber immer noch im dreistelligen Eurobereich. Für einen zweistelligen Betrag übernachten geht in diesem Park (meines Wissens) nirgendwo (außer Zelten natürlich).

Der Mittelwert aller Übernachtungen im Verlauf unserer Reise lag übrigens bei etwas unter 100 € pro Übernachtung. Zusammen mit dem Auto immer noch deutlich günstiger als der Allradcamper, mit dem wir ursprünglich geliebäugelt haben (hier hätte vor allem die Gebühr für die Einwegmiete den Preis extrem hoch getrieben).

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 24.10.2012, 01:03 Uhr

Hallo Dirk,


Ich würde sogar einen Schritt weiter gehen. Diese Ortschaft wird nicht nur in Google Maps als Puerto Rio Tranquilo bezeichnet, sondern auch in allen unseren Chile- bzw. Südamerika-Karten. Das wiederum ist für mich ein starkes Indiz, dass sie auch tatsächlich so heißt :wink:

tranquillo heißt übersetzt "Talent" und tranquilo "ruhig". Letzteres trifft es wohl eher :wink:


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 24.10.2012, 07:47 Uhr
Hallo Angie,

tranquillo heißt übersetzt "Talent" und tranquilo "ruhig". Letzteres trifft es wohl eher :wink:

Danke für den Hinweis.

Sowohl während dem Aufenthalt in Patagonien als auch während des Schreibens des Berichts und bis zu Volkers Hinweis zum Ortsnamen war ich witzigerweise felsenfest davon überzeugt, dass das spanische Wort für ruhig "tranquillo" heißt. Ich hatte mir sogar eingebildet, dass es in Chile auch so ausgesprochen wurde -  also das "ll" als "j" - da habe ich mich aufgrund der schlampigen Aussprache wohl verhört (in Südamerika wurde der Begriff "tranquilo" gerne mal als synonym zum bayerischen "passt scho" verwendet :D).

Nach Volkers Beitrag hat mich dann dict.leo.org aufgeklärt, aber interessanterweise nur halb: Im Gegensatz zu anderen online-Wörterbüchern kennt diese ansonsten sehr gute Seite nämlich nicht die Bedeutung von "tranquillo" - aber diesbezüglich konntest Du ja netterweise weiterhelfen  :dankeschoen:

Wobei - mal von einer anderen Seite betrachtet - ein talentierter Fluss natürlich auch mal was interessantes wäre... :wink:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 24.10.2012, 20:29 Uhr

Hallo Dirk,


Sowohl während dem Aufenthalt in Patagonien als auch während des Schreibens des Berichts und bis zu Volkers Hinweis zum Ortsnamen war ich witzigerweise felsenfest davon überzeugt, dass das spanische Wort für ruhig "tranquillo" heißt. Ich hatte mir sogar eingebildet, dass es in Chile auch so ausgesprochen wurde -  also das "ll" als "j" - da habe ich mich aufgrund der schlampigen Aussprache wohl verhört (in Südamerika wurde der Begriff "tranquilo" gerne mal als synonym zum bayerischen "passt scho" verwendet :D).

vor Jahren dachte ich auch, "ruhig" heißt "tranquillo", das "ll" wie "j" ausgesprochen. Unsere Nachbarn sagten immer, dass wir hier sehr "tranquilo" leben und sprachen auch das "l" als solches aus. Ich guckte im Wörterbuch und lernte, dass "ruhig" "tranquilo" heißt. In der Spanischschule lernten wir damals dieses Wort nicht, wahrscheinlich deswegen, weil es dort nicht "tranquilo" war :lol:

Wobei - mal von einer anderen Seite betrachtet - ein talentierter Fluss natürlich auch mal was interessantes wäre... :wink:

Durchaus :lol:


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 24.10.2012, 22:57 Uhr
vor Jahren dachte ich auch, "ruhig" heißt "tranquillo", das "ll" wie "j" ausgesprochen.

Beruhigend, dass ich nicht der einzige bin, dem das passiert bzw. passiert ist :wink:

Hast Du jemals Latein gelernt bzw. lernen müssen? Ich denke, dass Kenntnisse in dieser Sprache hier leicht aufs Glatteis führen können, denn im Lateinischen heißt die Stille ja in der Tat "Tranquillitas".

Morgen früh kommt eine neue Etappe des Berichts, dann (hoffentlich) ohne sprachliche Irrungen und Verwirrungen 8)

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 25.10.2012, 00:06 Uhr
Hast Du jemals Latein gelernt bzw. lernen müssen? Ich denke, dass Kenntnisse in dieser Sprache hier leicht aufs Glatteis führen können, denn im Lateinischen heißt die Stille ja in der Tat "Tranquillitas".

Nein, Latein habe ich leider nie gelernt, aber möglicherweise blieb mir dadurch einiges erspart :wink:

Morgen früh kommt eine neue Etappe des Berichts, dann (hoffentlich) ohne sprachliche Irrungen und Verwirrungen 8)

Da bin ich mal gespannt :D Nicht auf die sprachlichen Irrungen und Verwirrungen, sondern auf den weiteren Bericht :wink:


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 25.10.2012, 07:37 Uhr
Guten Morgen allerseits,

heute steht eine richtig lange Fahretappe auf dem Programm. Unser Tagesziel ist einer der bekanntesten Nationalparks in Argentinien. Für den Weg dorthin haben wir mit mehreren hundert Kilometern einsamer Piste durch die Pampa gerechnet. Was dann letztendlich daraus wurde, könnt Ihr hier nachlesen:

7.11.2011: Cueva de las Manos - El Chalten
Heute gibt es schon um sieben Uhr Frühstück, denn wir haben eine lange Etappe vor uns: Mehr als 500 Kilometer, davon weite Strecken über Schotter. Es handelt sich um die Königsetappe der Ruta 40, auf der über hunderte Kilometer keine Ortschaft, geschweige denn eine Tankstelle an der Straße liegt. Wir bezahlen das gestrige Abendessen, checken aus und brechen auf. Die vier Kilometer Feldweg zur Hauptstraße sind schnell zurückgelegt und um 7:30 sind wir wieder Richtung Süden auf der hier noch asphaltierten Ruta 40 unterwegs. Das Wetter hat sich leider im Vergleich zu gestern nicht wirklich gebessert: Es regnet mehr oder weniger stark. Zeitweise geht der Regen sogar in Schneeregen über. Nach einiger Zeit sind die Kappen der höheren Hügel vom Schnee leicht angezuckert.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_11_07_01.jpg)
Unterwegs auf der Ruta 40 Richtung Süden.

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Schneebedeckte Hügel in der patagonischen Steppe.

Wir fahren durch eine karge und öde Steppenlandschaft. Ein paar Kilometer vor Baja Caracoles endet der Asphalt und wir werden von der Straße abgeleitet. Hier wird die Ruta 40 gerade frisch asphaltiert. Mit der Folge, dass wir auf einer sehr rumpeligen Umfahrung unterwegs sind, während sich einige hundert Meter entfernt ein nagelneues Asphaltband befindet. Die Umfahrung führt uns zu einer Senke, in der sich ein kleiner See gebildet hat. Hier sehen wir sehr viele Tiere: Enten, Gänse und Flamingos. Bald erreichen wir Baja Caracoles, etwa 80 Kilometer südlich der Estancia Cueva de las Manos gelegen. Wir wissen nicht, ob es am Wetter liegt oder ob wir zu früh hier sind - die winzige und trostlose Ortschaft ist komplett ausgestorben. Sogar die Tankstelle scheint verwaist zu sein. Aber wir haben ja gestern in Perito Moreno den Tank so weit es ging aufgefüllt und eine schnelle Überschlagrechnung lässt uns zu dem Resultat kommen, dass wir dank dem sehr mäßigen Durst unseres Pick Ups die nächste Tankstelle erreichen müssten, sogar mit viel Sicherheitsspielraum. Und für den Notfall haben wir ja auch immer noch unseren Reservekanister. Also weiter.

Hinter Bajo Caracoles sind wir zunächst 20 Kilometer auf Asphalt unterwegs - auch hier nagelneu aufgebracht. Als wir dieses Stück hinter uns gebracht haben und uns endlich auf ein längeres Stück der Straße im Originalzustand freuen, ereilt uns eine gigantische Ernüchterung: Wir kommen zu einer der längsten Straßenbaustellen, die wir je gesehen haben. Über mehr als 80 Kilometer wird hier gebuddelt, planiert und asphaltiert. Die Umleitung befindet sich direkt neben der eigentlichen Straße und ist hier recht gut zu befahren. Dennoch kommt natürlich kein so richtiges Ruta 40-Feeling bzw. Patagonien-Feeling auf, wenn man alle ein, zwei Minuten an gigantischen Straßenbaumaschinen vorbei kommt. Immerhin gibt sich die lokale Tierwelt ein Stelldichein: Wir sehen zahlreiche Guanacos, welche allerdings ein wenig schüchtern sind und sich daher im respektvollen Abstand halten. An einer Stelle der Straße huscht ein kleines graues Tier mit buschigem Schwanz über die Straße. Wir stoppen und finden einen patagonischen Fuchs. Neben der Umfahrungsstraße befinden sich von Baumaschinen aufgeworfene Erdkämme. Und genau dort sucht der Fuchs sehr intensiv nach irgendwelchen kleinen Pflanzen oder Insekten, die ihm sehr gut zu schmecken scheinen: Wir nähern uns dem Tier vorsichtig bis auf ein paar Meter. Bei jedem unserer Schritts erschrickt es zunächst erst einmal, überlegt kurz, und sucht weiter nach Knabbereien. Erst nachdem wir uns wieder zurückgezogen haben und der Fuchs seinen Hunger gestillt hat, macht er sich auch wieder auf den Weg. Ein paar Minuten später sehen wir noch einen Fuchs. Dieses Exemplar rennt in recht hoher Geschwindigkeit vor uns über die Straße.

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Ein patagonischer Fuchs.

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Endlose Straßenbaustelle an der Ruta 40.

Das Wetter hat sich im bisherigen Tagesverlauf deutlich verbessert. Inzwischen zeigen sich große blaue Flecken im Wolkenteppich und der Blick nach Süden schaut sogar noch verheißungsvoller aus. Auch die Andenkette, schon während der ganzen Fahrt mehr oder weniger gut in großer Entfernung auf der rechten Seite zu erahnen, ist nun viel besser zu erkennen. Auf die lange Baustelle folgt ein etwa 56 Kilometer langes, in West-Ost-Richtung verlaufendes Stück Straße, welches schon seit einigen Jahren asphaltiert ist. Dieses endet an der Abzweigung der Ruta 25, die im weiteren Verlauf nach Gobernador Gregores und weiter nach Puerto San Julian führt. Die Ruta 40 knickt wieder nach Süden ab und was nun folgt ist der mit Abstand schönste Abschnitt der heutigen Etappe: Auf knapp 100 Kilometern bis am Lago Cardiel vorbei befindet sich die Ruta 40 in ihrem Originalzustand, eine mal mehr und mal etwas weniger gute Gravelroad durch die patagonische Steppe. Wir sind völlig alleine und kommen vielleicht einmal alle zwanzig Minuten an Gegenverkehr vorbei. Die Straße führt erstaunlich abwechslungsreich über Hügel und Kuppen. Dabei ergeben sich immer wieder schöne neue Blicke auf die ja eigentlich recht eintönige Wüstenlandschaft. Wir sehen jede Menge Pferde, Kühe, Schafe aber auch große Guanacoherden. Höhepunkt ist der Blick auf den 370 Quadratkilometer großen Lago Cardiel, an dem die Straße direkt vorbei führt. Schon aus einiger Entfernung bietet sich von einer Anhöhe aus ein toller Blick auf den See, der wie ein türkisblauer Edelstein in der hellgelben Steppe liegt.

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Unterwegs auf der Ruta 40 irgendwo vor dem Lago Cardiel.

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Der Lago Cardiel.

Leider bestehen die hinter dem Lago Cardiel folgenden knapp 80 Kilometer nach Tres Lagos wieder aus einer einzigen großen Baustelle. Hier verlaufen die Umfahrungen wechselseitig rechts und links neben der Straße und sind sehr rumpelig. Die Ausschilderung mit Hilfe von Erdhaufen und ein paar Hütchen ist auch nicht immer gerade intuitiv: An einer Stelle wird uns erst bewusst, dass wir die neue Straße nicht benutzen sondern sie stattdessen überqueren sollen, als nach ein paar hundert Metern auf Asphalt ein Bauarbeiter wild gestikulierend auf uns zu kommt. An einer Stelle kommen wir besonders nahe an einer Guanacoherde vorbei, im Hintergrund die majestätischen Anden, durch Luftspiegelungen leicht verzerrt. Ein tolles Fotomotiv. Wir halten an, Dirk steigt aus und beschäftigt sich eingehend mit den Guanacos. Als er wieder einsteigen will, hört er ein pfeifendes Geräusch am linken Hinterreifen. Dieser verliert Luft, und zwar ziemlich schnell. Unser Auto ist mit einem sehr guten Wagenheber versehen, so dass wir innerhalb von ein paar Minuten einen unserer beiden Reservereifen montiert haben. Die eingehende Begutachtung des kaputten Reifens bringt die Ursache der Panne ans Licht: Es hat sich ein kleines Steinchen in eine schon etwas porös wirkende Stelle des Reifenprofils gedrückt. Während der Kontrolle der Reifen bei Wagenübernahme ist uns der stellenweise schon recht ramponierte Zustand dieses einen Reifens dummerweise nicht aufgefallen.

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Lengua de Fuego-Busch am Lago Cardiel.

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Guanacos vor Andenkette.

Ein paar Minuten nach der Reifenpanne nähert sich von hinten relativ schnell ein goldfarbiger Minibus. Wir sind höflich und ziehen etwas zur Seite, um den eiligen Fahrer vorbeizulassen. Als wir im Verlauf des Überholmanövers zu dem Minibus schauen, sehen wir, dass uns intensiv zugewunken wird. Das ist doch tatsächlich die deutschsprachige Mini-Reisegruppe, die wir am Grenzübergang nach Futaleufu getroffen haben, in der Pangue Lodge und noch ein paar Mal während der Fahrt nach Coyhaique. Wir freuen uns und winken zurück. Als wir bei Tres Lagos wieder auf Asphalt rollen, sind wir froh. Das Fahren entlang dieser kilometerlangen Baustellen hat nicht übermäßig Spaß gemacht. Wie auch bei der Carretera Austral vor drei Tagen gilt auch hier, dass mit der Verbesserung der Straßenqualität irgendwie auch etwas verloren geht. Gerade die von uns gefahrene Kombination von Carretera Austral und Ruta 40 galt noch vor kurzem als Strecke ins Abenteuer. Das ist sie nun definitiv nicht mehr bzw. wird es in Kürze nicht mehr sein. Wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass für den innerargentinischen Verkehr, insbesondere für den Güterverkehr, der Ausbau sicherlich ein Segen ist.

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Blick auf den Lago Viedma.

35 Kilometer südlich von Tres Lagos verlassen wir am Nordufer des großen Lago Viedma die Ruta 40 und biegen nach Westen auf die Ruta 23 Richtung El Chalten. El Chalten wurde erst vor etwa 26 Jahren als Stützpunkt für den Parque Nacional los Glaciares gegründet. Eine weitere Motivation, ausgerechnet hier eine Ortschaft hinzusetzen waren Grenzstreitigkeiten mit Chile. Im Bereich des südpatagonischen Eisfeldes ist die Grenzziehung zwischen Argentinien und Chile in der Tat bis heute nicht abschließend geklärt. Auf Karten ist hier der Verlauf der Grenze von einer kleinen Box neben einem erläuternden Text unterbrochen. Eine argentinische Ansiedlung möglicht weit im Westen ist da natürlich äußerst praktisch, um seine Ansprüche zu untermauern, Inzwischen hat sich El Chalten zu einem adretten kleinen Touristenörtchen entwickelt. An der Abzweigung auf die Ruta 23 sind wir noch etwa 100 Kilometer von den hohen Berggipfeln im Parque Nacional los Glaciares entfernt, aber die Berge scheinen zum Greifen nah zu sein. Ganz klar erkennen wir die schlanke Felszinne des 3128 Meter hohen Cerro Torre, eines der schönsten und zugleich am schwierigsten zu besteigenden Berge der Welt. Etwas rechts daneben steht der in der Silhouette etwas an einen Zuckerhut erinnernde 3406 Meter hohe Fitz Roy. Hier verdecken angeblich extrem oft Wolken die Sicht auf die Gipfel der Berge. Wir haben Glück und absolut freie Sicht. Nun sind wir auch endlich an der Stelle angelangt, an der das wohl berühmteste Werbeposter der Bekleidungsfirma Patagonia entstand: Dieses Poster zeigt einen klapprigen und überladenen Kleinwagen, der auf genau die Berge zusteuert, die wir jetzt vor uns sehen. Südlich vom Fitz Roy-Massiv sehen wir über den Lago Viedma hinweg auf die gigantischen Ausläufer des südpatagonischen Eisfeldes. Einer dieser Gletscher, der Glaciar Viedma, fließt leicht gewunden mitten in den See, an dessen Nordufer wir nun mehr oder weniger direkt entlang fahren.

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Bergwelt des Parque Nacional los Glaciares mit Cerro Torre und Fitz Roy.

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Erster Blick auf El Chalten. Im Hintergrund der Fitz Roy.

Am Ortseingang von El Chalten halten wir an um das Informationscenter des Nationalparks zu besuchen. Dieses hat leider schon geschlossen. Aus dem Augenwinkel sehen wir einen goldenen Minibus in Richtung Osten vorbei rollen. Ob das wohl noch mal unsere Bekannten waren? Das werden wir wohl nie herausfinden, denn diese Begegnung war wohl definitiv die letzte: Wir haben für die kommenden Tage sehr viel Zeit zum Wandern eingeplant. Im Gegensatz dazu will die Reisegruppe schon in ein paar Tagen in Punta Arenas sein. Da wir recht früh da sind, nehmen wir noch eine kleine Wanderung in Angriff. Direkt hinter dem Informationszentrum stehen der 460 Meter hohe Mirador de Condor und der nur zwanzig Meter höhere Mirador de Aguilar. Ersterer Aussichtspunkt bietet einen schönen Blick auf die Ortschaft und den Fitz Roy, letzterer auf den Lago Viedma. Die Sonne steht jetzt am späten Nachmittag hinter den Bergen und sorgt so natürlich für eine suboptimale Beleuchtung. Trotzdem freuen wir uns sehr darüber, überhaupt so gutes Wetter zu haben. Daher lassen wir uns auch nicht vom für Patagonien typischen ziemlich starken Wind stören. Nach etwa einer Stunde sind wir von der kurzen Wanderung zurück am Auto. Unser vorgebuchtes Hotel ist schnell gefunden. Bevor wir uns ein Restaurant für das Abendessen suchen, schauen wir noch schnell nach der Werkstatt, wo wir morgen unseren kaputten Reifen reparieren lassen wollen. Diese befindet sich nur wenige Meter vom Hotel entfernt. Bevor wir ins Bett gehen, studieren wir den im Hotel ausgehängten Wetterbericht für morgen: Dieser sieht eigentlich ganz gut aus.

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Blick vom Mirador de Condor auf El Chalten.

Übermorgen geht es weiter...

Schöen Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 25.10.2012, 08:44 Uhr
Der Weg ist das Ziel! Nun ja, bis auf diese Baustellen... Du hast sicher recht damit, wenn du meinst, dass die Ruta 40 nicht mehr das ist /sein wird wenn sie erst einmal aphaltiert ist. Irgendwie geht ein kleines Stück Abenteuer verloren. Dafür gibt es dann aber vielleicht nicht so schnell einen Platten.  :wink:
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 25.10.2012, 10:03 Uhr
Uiih, ne Reifenpanne in der Wildnis  :roll: - das braucht niemand  :never:. Der Ausblick auf die Berge des Nationalparks ist echt KLASSE  :applaus: .

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 25.10.2012, 20:29 Uhr
Der Weg ist das Ziel! Nun ja, bis auf diese Baustellen... Du hast sicher recht damit, wenn du meinst, dass die Ruta 40 nicht mehr das ist /sein wird wenn sie erst einmal aphaltiert ist. Irgendwie geht ein kleines Stück Abenteuer verloren.

Eines muss ich natürlich zugeben: Es ist schwierig und auch höchst subjektiv, zu definieren, welchen Ausbauzustand der Straßen man nun als "Original" erachtet. Und dann von diesem Zustand ausgehend jeden weiteren Ausbau (Asphaltierung) quasi als Sakrileg ansieht.

Aber dass die quer durch Patagonien führende Kombi aus Carretera Austral (Chile) und Ruta 40 (Argentinien) momentan so brutal ausgebaut wird, ist für den ambitionierten Patagonienbesucher vergleichsweise mindestens genauso schlimm, wie wenn ab kommenden Sommer die Hole in the Rock Road, die Cottonwood Canyon Road und der Shafer Trail asphaltiert wären :wink:

Der Ausblick auf die Berge des Nationalparks ist echt KLASSE  :applaus: .

Prima, dass Dir die Berge gefallen - denn wir bleiben erstmal eine Weile in der Gegend. Und ab dem nächsten Tag des Berichts heißt es: Früh aufstehen, Wanderstiefel schnüren und die Berge aus der Nähe anschauen...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 25.10.2012, 21:36 Uhr
Nun kommen wir in Gefilde, die wir auch schon besucht haben.
Was für ein Glück, dass ihr direkt am ersten Tag den Cerro Torre gesehen habt! Wir waren vier Nächte in El Chaltén und haben ihn kein einziges Mal gesehen. Obwohl das Wetter an unserem Ankunftstag wirklich gut war.  Da sind wir auch noch zum Mirador Las Cóndores und zum Mirador Aguilas gelaufen. Der Fitz Roy war auch gut zu sehen, nur der Cerro Torre hüllte sich in eine Wolkendecke.
Die Straße nach El Chaltén war bis vor wenigen Jahren auch noch eine Schotterpiste. Als wir 2009 dort waren, wurde gerade das letzte Stück zwischen El Chaltén und El Calafate geteert.
Den Fuchs habt ihr toll getroffen. Wir haben auch zwei Mal einen gesehen, allerdings aus etwas weiterer Entfernung.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 26.10.2012, 08:14 Uhr
Was für ein Glück, dass ihr direkt am ersten Tag den Cerro Torre gesehen habt! Wir waren vier Nächte in El Chaltén und haben ihn kein einziges Mal gesehen. Obwohl das Wetter an unserem Ankunftstag wirklich gut war.  Da sind wir auch noch zum Mirador Las Cóndores und zum Mirador Aguilas gelaufen. Der Fitz Roy war auch gut zu sehen, nur der Cerro Torre hüllte sich in eine Wolkendecke.

Ich weiß, was Du meinst  - ich fand es dort wahnsinnig interessant zu sehen, wie auch bei ansonsten fast makellosem Himmel jede vereinzelte Wolke ausgerechet am Cerro Torre hängenbleibt. Im Parque Nacional Los Glaciares hatten wir in der Tat wirkliches Glück mit dem Wetter - vielleicht ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit für die teilweise sehr trüben und nassen Tage weiter nördlich 8)

Die Straße nach El Chaltén war bis vor wenigen Jahren auch noch eine Schotterpiste. Als wir 2009 dort waren, wurde gerade das letzte Stück zwischen El Chaltén und El Calafate geteert.

Strimmt - auch dort hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Das lässt sich auch sehr schön nachvollziehen, wenn man verschiedene Varianten des Turistel/Copec-Atlas miteinander vergleicht. Auch das von mir schon mehrfach erwähnte bekannte Plakat einer Bekleidungsfirma ist noch auf Ripio entstanden (und würde vermutlich auf Asphalt auch bei weitem weniger verwegen aussehen...).

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 27.10.2012, 10:07 Uhr
Guten morgen allerseits,

wie schon angekündigt, gehen wir heute im Parque Nacional Los Glaciares wandern. Viel Spaß!

8.11.2011: El Chalten
Heute ist unser erster von drei geplanten Wandertagen in El Chalten bzw. im nördlichen Teil des Parque Nacional los Glaciares. Aufgrund des grundsätzlich positiven Wetterberichts für heute schauen wir eine Stunde vor Sonnenaufgang aus unserem Hotelfenster: Der Fitz Roy ist komplett wolkenfrei - super. Wir machen uns frisch, springen in unseren Pick Up und fahren ein paar Kilometer die Ruta 23 zurück in Richtung Osten. Hier wollen wir den Sonnenaufgang erleben und freuen uns schon auf ein schönes Farbenspiel an den grandiosen Felswänden der im Westen stehenden Berge. Unsere Freude wird allerdings durch zwei Fakten geringfügig getrübt: Zum einen ist der Himmel im Osten teilweise von einer ganz dünnen Schicht Schleierwolken bedeckt. Und das genau an der Stelle, an der die Sonne über dem Horizont auftauchen wird. Somit wird der kräftige Rotton, den die flach durch die Atmosphäre verlaufenden Sonnenstrahlen auf die Berge zaubern sollen durch die Lichtstreuung leider zu einem diffusen Rotschimmer. Zum anderen weht hier wieder der für Patagonien typische äußerst unangenehme ziemlich heftige und kalte Wind. Zusammengenommen sind wir dennoch sehr froh, dieses Schauspiel erlebt zu haben. Als die Sonne deutlich über dem Horizont steht fahren wir wieder zurück nach El Chalten, gerade rechtzeitig zum Frühstück in unserem Hotel.

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Sonnenaufgang im Parque Nacional los Glaciares.

Die Wanderung, die wir uns für heute rausgesucht haben, soll uns auf relativ ebenen Wegen bis zum Campamento Agostinetti führen, einem Basislager für Besteigungen des Cerro Torre, von dort aus weiter bis zum Aussichtspunkt Mirador Maestri. Insgesamt handelt es sich um eine Strecke von knapp neun Kilometern one way. Wir können unser Auto am Hotel stehen lassen und durch die Ortschaft zum nicht weit entfernten Trailhead laufen. Zunächst laufen wir entlang des Rio Fitz Roy nach Westen und erreichen nach einigen Minuten einen höher gelegenen Bereich von El Chalten mit deutlich ärmlicherer Bebauung.

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Morgendlicher Blick auf El Chalten.

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Trailhead der Wanderung zur Laguna Torre.

 Kurz darauf knickt der Weg nach Westen ab und führt ein kurzes Stückchen bergauf zum Trailhead. Dieser ist mit einem großen und sehr schön gestalteten Holzschild markiert. Der Trail verläuft zunächst durch spärlich bewachsenes Grasland leicht bergauf zu einem schönen Aussichtspunkt auf den hier schon relativ tief unter uns in einer Art Canyon fließenden Rio Fitz Roy. An der uns gegenüber liegende Wand dieses Canyons fließt ein Nebenfluss über einen hübschen Wasserfall in den Rio Fitz Roy.
 
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Der Trail zur Laguna Torre.

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Wasserfall am Rio Fitz Roy.

Unser Weg führt uns in der Folge durch dichter werdenden Südbuchenwald und führt stetig bergauf und bergab. Nach etwa einer Stunde stehen wir am Mirador Torre, von wo aus wir den weiteren Verlauf des Trails durch ein sehr weites und flaches Tal gut überblicken können. Am rechten Rand des noch etwa 14 Kilometer entfernten Talabschlusses steht der Cerro Torre in seiner ganzen Pracht, links davon ergießt sich der beeindruckende und gleißend weiße Glaciar Grande ins Tal. Ein wunderschöner Anblick, der sich beim weiteren Marsch in das Tal Stück für Stück steigert. Der Weg führt um einen abgestorbenen Wald herum und wir nähern uns allmählich der Endmoräne des Gletschers.

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Blick auf Cerro Torre und Fitz Roy.

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Der Cerro Torre kommt näher...

Das Campamento Agostinetti befindet sich direkt an der Moräne und zwar an deren linker Seite. Unser Weg führt daran vorbei und schlängelt sich die Moräne bergauf. Von dort oben sehen wir zum ersten Mal die dahinter liegende Laguna Torre. Dieser See entsteht aus dem Schmelzwasser des Gletschers und ist dementsprechend milchig türkisgrün gefärbt. Es schwimmen auch einige kleinere Eisberge auf der Wasseroberfläche herum. Auf der oberen Kante der Moräne führen zwei Wege nach links und rechts um diese herum.

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Eine Chiguancodrossel.

Wir schauen uns zunächst die linke Richtung an, wohl wissend, dass wir hier nicht weit kommen werden. Das ist der Weg, der letztendlich bis auf das Eis des Glaciar Grande führt. Von El Chalten aus werden für Touristen Gletscher-Schnuppertouren hierher veranstaltet. Und erfahrene Bergsteiger können von dort aus die Westwände des Cerro Torre oder die Gipfel der umgebenden Berge in Angriff nehmen. Ab dem Ausfluss des Rio Fitz Roy aus der Laguna Torre ist dieser Weg nur nach Ausstellung eines Nationalparkpermits erlaubt. Und damit hier nicht jeder Hinz und Kunz ohne so ein Permit einfach weiter läuft, wird der Bach hier nicht mit Hilfe einer profanen Brücke überquert. Nein, es wurde eine sehr interessante Seilbrücke gespannt, über die wir uns, selbst wenn wir ein Permit hätten, nicht ohne Klettergurt trauen würden. Wir drehen um, um uns den rechts um die Laguna herumführenden Weg genauer anzuschauen.

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Kleinere Eisberge in der Laguna Torre.

Nach ein paar hundert Metern merkt Dirk, dass der Objektivdeckel seiner Spiegelreflexkamera verloren gegangen ist. Nein, nicht schon wieder. Das Ding springt im Urlaub andauernd bei Bergwanderungen ab, wenn die Kamera ganz leicht an Felsen entlang streift oder auch nur nah an den Körper gezogen wird, damit sie gerade eben nicht an Felsen entlang steift. Obwohl die Chance, so ein winziges Plastikteil zwischen all den großen und kleinen Felsbrocken der Moräne wiederzufinden, verschwindend gering ist, macht sich Dirk auf den Rückweg und läuft die Strecke der vergangenen Viertelstunde ab. Katharina läuft unterdessen weiter. Wie schon vorherzusehen war: Der Deckel bleibt verloren. Wird halt mal wieder der Deckel des jeweils nicht an der Kamera montierten Objektivs zweckentfremdet. Und nach dem Urlaub wird nicht nur Ersatz bestellt sondern auch gleich eine kleine Reserve.

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Blick auf den Glaciar Grande.

Waren wir zu Beginn fast ganz alleine an der Laguna, so treffen nun allmählich immer mehr Wanderer und auch größere Gruppen ein. Der Weg auf der rechten Seite der Gletschermoräne führt über Blockwerk stetig bergauf und nimmt immer mehr den Charakter eines Trampelpfades an. Nach einiger Wegstrecke, wir befinden uns inzwischen fast auf Höhe des westlichen Ende des Sees, findet der Weg am Mirador Maestri ein natürliches Ende: Der Berghang ist von mehreren Murenabgängen tief zerfurcht, ein Weitergehen ist unmöglich. Dafür lädt ein großer Felsfindling zu einer Rast ein. Das ist wahrlich einer der schönsten Aussichtspunkte, die es gibt. Von hier aus schauen wir direkt auf die Nadel des Cerro Torre und auf die Abbruchkante des Gletschers. Beeindruckend sind das tolle Weiß des schneebedeckten Gletschers und die schönen Türkistöne an den Stellen, an denen das Eis zutage tritt. Wir genießen längere Zeit diesen phantastischen Ausblick und brechen dann wieder auf.

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Cerro Torre vom Mirador Maestri aus gesehen.

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Abstieg über die Gletschermoräne.

Für den Rückweg bleibt uns keine andere Route als für dein Hinweg. Um kurz vor halb vier am Nachmittag sind wir wieder am Hotel. Dort machen wir uns kurz frisch und fahren dann zur Gomeria, zum Reifenservice. Während der Stunde, die die Reparatur dauert, schauen wir uns die Downtown von El Chalten an, oder halt den Teil der Ortschaft, der am nächsten an das herankommt, was man so üblicherweise als Downtown bezeichnet. Es gibt zahlreiche Hiking-Ausrüstungsgeschäfte, Cafes und Restaurants. Wir ergänzen unsere Vorräte in einem kleinen Supermarkt und holen dann unseren Reifen wieder ab. Die Reparatur kostet zwar erheblich mehr als vor sechs Tagen in Esquel ist aber in Euro umgerechnet immer noch vergleichsweise günstig, so dass wir uns nicht beklagen wollen. Aufgrund der Nähe der Werkstatt zum Hotel sind wir zu Fuß hier und handeln uns umgehend sehr verwunderte Blicke von anderen Touristen ein, als wir den reparierten Reifen nach Hause tragen und rollen. Ehe es zu einem leckeren Abendessen in eines der zahlreichen benachbarten Restaurants geht verbringen wir den Rest des Nachmittags gemütlich in der Hotellobby.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 27.10.2012, 15:24 Uhr
Toll, wie die Felszacken gen Himmel ragen und ein super Sonnenaufgang  :applaus:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 27.10.2012, 15:38 Uhr
Das war auch unsere Wanderung nach der ersten Nacht in El Chaltén. Aber obwohl am Vortag noch schönes Wetter angekündigt wurde, hatten wir nicht so viel Glück wie ihr.
Am Mirador Torre war nichts zu sehen, und auch am Mirador Maestri hielt sich der Cerro Torre versteckt. Trotzdem war die Aussicht auf den Gletscher toll.
Danach hat es uns vom Aussichtspunkt allerdings wieder heruntergeweht. :o
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 28.10.2012, 12:36 Uhr
Hallo Ihr beiden,

schön, dass Ihr uns auf unserer Wanderung begleitet.

Toll, wie die Felszacken gen Himmel ragen und ein super Sonnenaufgang  :applaus:.

Am Mirador Torre war nichts zu sehen, und auch am Mirador Maestri hielt sich der Cerro Torre versteckt. Trotzdem war die Aussicht auf den Gletscher toll.

Über das gute Wetter und den schönen Blick auf die Bergzacken haben wir uns auch sehr gefreut. Es blieb dann sogar die nächsten Tage halbwegs so, was laut Guillermo, dem Wirt der Hosteria Pilar, dort in der Gegend nicht so sonderlich häufig vorkommt.

Wenn man - wie Katja - mehrere Tage dort in der Gegend ist und den Cerro Torre gar nicht zu Gesicht bekommt, ist das natürlich absolut bitter...

Danach hat es uns vom Aussichtspunkt allerdings wieder heruntergeweht. :o

Das mit dem von Aussichtspunkt heruntergewegt werden haben wir auch mehrfach erlebt. Besonders krass war es dann aber nicht auf einem Aussichtspunkt, sondern auf einem Boot. Und zwar auf dem Lago Argentino - da war es schon fast eine Mutprobe, auf dem offenen Oberdeck des Bootes zu stehen und die Reling loszulassen. (http://www.smilies.4-user.de/include/Wetter/herbst-smilies-02.gif)

Aber im Bericht sind es ja noch ein paar Tage, bis wir zum Lago Argentino kommen...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: unterwegsontour am 28.10.2012, 19:24 Uhr


  :applaus:  eine wunderschöne Tour bei tollem Wetter!! 

diese spitzen Berg-"Nadeln" sind schon faszinierend.   :roll:




Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 29.10.2012, 07:31 Uhr
 :applaus:  eine wunderschöne Tour bei tollem Wetter!!  

diese spitzen Berg-"Nadeln" sind schon faszinierend.   :roll:

Freut mich, dass es Dir gefällt. Und weil Du die Bergnadeln magst, kommen jetzt gleich auch noch ein paar Bergfotos nach, aufgenommen während unserem zweiten Wandertag in El Chalten :wink:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 29.10.2012, 07:39 Uhr
Guten morgen allerseits,

unsere heutige Wanderung führt uns auf einen schönen Aussichtsberg direkt bei El Chalten. Bitte zieht Euch warm an, denn im Gipfelbereich erwartet uns ein ziemlich starker und kalter Wind...

9.11.2011: El Chalten
Nachdem wir gestern schon mehr oder weniger erfolgreich außerhalb von El Chalten den Sonnenaufgang angeschaut haben, schlafen wir heute ein wenig länger aus. Die Wolken, die gestern früh vor der aufgehenden Sonne hingen, haben es sich heute Morgen um den Fitz Roy herum gemütlich gemacht. Mit der Folge, dass wir nach dem Aufstehen aus dem Fenster einen in Watte gehüllten aber wunderschön rot angestrahlten Fitz Roy bewundern dürfen.

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Fitz Roy im Licht der Morgensonne.

Nach dem Frühstück checken wir aus dem Hotel aus und machen uns auf den Weg zu unserer heutigen Wanderung. Sind wir gestern relativ eben zur Laguna Torre unterhalb des Cerro Torre gelaufen, steht nun ein erhöhter Aussichtspunkt auf die Laguna Torre und den Cerro Torre auf dem Programm: Der Loma del Pliegue Tumbado, immerhin 1490 Meter hoch und somit 1090 Meter höher als El Chalten. Die Wegstrecke beträgt 12 Kilometer one way. Wir fahren mit dem Auto das kurze Stück zum Nationalpark-Informationszentrum am Ortsausgang und laufen los. Die ersten Meter des Weges kennen wir schon, diese sind identisch mit unserer Willkommens-Tour vorgestern Abend auf den Mirador de Condor und den Mirador de Aguilar. Nach der Abzweigung zu diesen beiden Aussichtspunkten geht es nahezu stetig bergauf. Zunächst über eine Wiesenlandschaft - hier entlang einer kleinen aber sehr beeindruckenden Flussschlucht - dann durch bzw. entlang von Ansammlungen von kleinen und verkrüppelten Südbuchen. Wenn wir uns umdrehen, sehen wir schon El Chalten unter uns im Tal liegen, rechts vor uns spitzen immer wieder Cerro Torre und Fitz Roy über den vor uns liegenden Bergrücken hinaus.

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Rückblick auf El Chalten vom Trail auf den Loma del Pliegue Tumbado.

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Der Trail zum Loma del Pliegue Tumbado.

Die Bäume entlang des Weges werden mit zunehmender Höhe immer größer. Nach etwa einer Stunde erreichen wir eine Art Hochebene, auf der sich der Wald etwas lichtet. Der Weg ist hier teilweise sehr verschlammt und ein Weiterkommen ist mit so mancher Balanceaktion über in den tiefen Schlamm gelegte Äste verbunden.

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Fitz Roy.

Vor uns ist in einiger Entfernung schon der baumlose Gipfelhang des Loma del Pliegue Tumbado zu sehen. Dieser ist mit Schnee bedeckt, allerdings nicht komplett. Mal schauen, ob sich dort ein vernünftiger Weg finden lässt. Zunächst laufen wir aber noch ein gutes Stück durch einen wunderschönen Südbuchenwald. Hier zweigt auch der lange Trek zur Laguna Toro ab - Hin und Rückweg zu diesem Bergsee sind vernünftigerweise nur mit einer Übernachtung auf dem dortigen Campground zu schaffen. Als wir den Wald verlassen, ändert sich der Landschaftseindruck plötzlich komplett. Wir stehen vor einem karg bewachsenen Anstieg, der ebenso auch irgendwo in Schottland zu finden sein könnte. Ohne den Schutz des Bergwaldes kann nun auch der berüchtigte patagonische Wind voll zuschlagen - was zu einer deutlichen Verringerung der empfundenen Temperatur führt. Zum Glück haben wir mehrere Schichten Kleidung sowie Handschuhe und Mützen mit dabei.

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Karger Gipfelaufbau nach dem Verlassen des Waldes.

Wir gehen flott weiter und kommen bald vom karg bewachsenen Bereich auf eine nur noch aus Schotter bestehende Hochebene. Der Verlauf des Weges wird hier durch kleine Markierungen angezeigt. Wir laufen diese Hochebene ein Stück nach Nordwesten und sind sprachlos wegen des tollen Blicks, der sich uns bietet: Wir sehen tief unter uns das Ziel unserer gestrigen Wanderung, die milchiggraue Laguna Torre. Darum das geschwungene Rund der Gletschermoräne, auf der wir gestern herumgelaufen sind. Links davon sehen wir das Ende des Glaciar Grande und dahinter das Fitz Roy-Massiv mit Cerro Torre und Fitz Roy. Der Himmel ist nahezu komplett wolkenfrei, nur in der Nähe der Berggipfel hängen einige Wattebäusche. Wir pausieren erst mal ausgiebig und genießen den phantastischen Ausblick.

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Blick auf Laguna Torre, Cerro Torre und Fitz Roy.

Am Gipfel des Loma del Pliegue Tumbado sind wir allerdings noch nicht, denn dieser befindet sich noch etwas mehr als 100 Höhenmeter höher. Im Sommer alles kein Problem, doch nun liegt dort noch einiges an Schnee, der auch den offiziellen Weg nahezu komplett bedeckt. Es würde sich der frontale Weg über ein großes Schneefeld anbieten, aber das scheint nicht zu klappen: Wir beobachten einen einzelnen Wanderer, der den Versuch unternimmt, aber ein paar Meter unterhalb des Gipfels wieder umkehren muss. Scheinbar wird das Schneefeld hier zu steil.

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Hier wollen wir noch hoch.

Eine Gruppe von französischen Wanderern versucht scheinbar, um den Berg herumzugehen, um von dort aus leichter auf den Gipfel zu gelangen - mit Erfolg, wie wir später sehen werden. Wir entscheiden uns nach kurzem Kriegsrat für einen leicht modifizierten Frontalangriff: Zwar von vorne hoch, aber soweit wie möglich um die Schneefelder herum bzw. diese an möglichst flachen Stellen queren. Diese Strategie geht recht gut auf. An einigen schneefreien Stellen können wir sogar ein paar Meter auf den offiziellen Weg gehen. Nach der Überquerung einer aus größeren Felsbrocken bestehenden Rippe befinden wir uns nur noch etwa zehn Höhenmeter vom Gipfel entfernt und nun wird es knifflig: Es geht nur noch über Schnee weiter und der Hang ist hier ziemlich steil. Unsere Grödel sind nicht hilfreich, denn der tiefe Schnee ist von der Sonne angeschmolzen und schon ziemlich weich. Also bleibt nur, mit den Bergstiefeln konzentriert Stufen zu hacken und zu hoffen, dass der Schnee hält. Das tut er, und nur zwei Minuten später stehen wir auf einem großen Gipfelplateau. Wo sich denn nun der eigentliche Gipfel des Bergs befindet, ist nicht so ganz klar. Wir finden einen großen Findling mit einem Steinmännchen oben drauf und definieren für uns diese Markierung als Gipfel.

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Blick auf den Lago Viedma.

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Blick nach Norden auf die Laguna del Pato.

Der Blick auf das Fitz Roy-Massiv und die Laguna Torre ist von hier oben auch nicht so wirklich viel anders, als von der 100 Meter tieferen Hochebene. Allerdings haben wir vom Gipfelplateau aus einen viel schöneren Blick auf den riesigen Lago Viedma, der bis weit in die patagonische Steppe hinein reicht. Außerdem sehen wir in das Tal des Rio Tunel, in dem auch die Laguna Toro liegt. Auch das äußerste Ende des in dieses Tal fließenden Glaciar Tunel ist gerade so zu erkennen. Nach einer längeren Gipfelpause treten wir den Rückweg an. Nach Überqueren der etwas kniffeligen Stelle direkt unterhalb des Gipfels verläuft der erste Teil des Abstiegs sehr schnell und auch sehr spaßig: Im Gegensatz zum Aufstieg umgehen wir die Schneefelder am Gipfelhang nun gerade nicht mehr sondern fahren diese ab. Ab der 100 Meter unterhalb des Gipfels gelegenen Hochebene verläuft der Abstieg entlang der Anstiegsroute. Waren wir bei dem Weg nach oben noch nahezu alleine gewesen, so ist nun beeindruckend viel Gegenverkehr unterwegs, teilweise in riesigen Gruppen.

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Und wieder bergab...

Knapp 6.5 Stunden nachdem wir losmarschiert sind, stehen wir wieder am Informationszentrum des Nationalparks. Dieses hat nun sogar geöffnet, so dass wir uns ausgiebig darin umschauen. Hier gibt es eine sehr schöne Ausstellung, hauptsächlich über die Fauna des Nationalparks. Ein anderer Schwerpunkt liegt auf dem hier in der Gegend betriebenen Bergsport. Es werden alle Berggipfel vorgestellt, inklusive Topos der gängigen Anstiegsrouten. Die Schwierigkeitsgrade, die zu überwinden sind um die schroffen Bergnadeln zu besteigen, nötigen uns einiges an Respekt ab. Sehr interessant finden wir auch zwei lebensgroße Puppen von Kletterern, die den Unterschied zwischen vielleicht 100 Jahre alter und moderner Bergausrüstung demonstrieren sollen. Echt interessant, mit welch rudimentärem Equipment die Menschen noch vor einigen Jahrzehnten auf die technisch anspruchsvollsten Berge gestiegen sind bzw. zumindest versucht haben, hinaufzusteigen.

Wir fahren in die Stadt, decken uns mit Vorräten ein und löschen in einem Cafe unseren Durst. Dazu gönnen wir uns neben je einer kühlen Limonade eine für Argentinien typische Spezialität: Einen Submarino. Dabei handelt es sich um eine Trinkschokolade, deren Schokoladeanteil noch in fester Form serviert wird. Wir bekommen je eine Tasse heißer Milch und ein Stück Schokolade. Die Schokolade wird in die Milch eingetaucht und löst sich langsam darin auf. Sehr lecker. Der Name Submarino kommt daher, weil wohl das Untertauchen der Schokolade in der heißen Milch irgendjemanden an das Untertauchen eines U-Boots erinnert hat. Wir verlassen El Chalten in nordwestlicher Richtung. Hier ist die Straße wieder unasphaltiert. Unser erstes Ziel ist der Chorrillo del Salto, ein nur wenige hundert Meter Fußweg von der Straße entfernter Wasserfall. Dieser ist zwar im Prinzip sehr nett. Allerdings sind wir zur absolut falschesten Tagszeit hier, denn der Wasserfall liegt aufgrund des nachmittäglichen Sonnenstands komplett im Schatten. Wir entscheiden uns, noch mal wiederzukommen und laufen zurück zum Auto. Dabei entdecken wir in einem Busch direkt am Parkplatz zwei Papageien, die dort an Blüten knabbern. Wir beobachten die Vögel eine Zeit lang und sehen, wie einer der Papageien eine abgerissene Löwenzahlblüte in seine Klaue nimmt, hochhält und genüsslich abknabbert. Wie ein Mensch, der ein Eis an Stiel genießt.

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Löwenzahn fressender Smaragdsittich.

Wir fahren die Straße noch ein Stück weiter. Hier öffnet sich das zuvor sehr schmale Tal des Rio de las Vueltas. Eine wunderschöne urwüchsige Landschaft, die uns entfernt an Kanada erinnert. Im Prinzip führt die Straße von hier aus nirgendwo hin: Sie endet in einem schmalen Tal am Südufer des Lago del Desierto. Von hier aus könnte man mit einem kleinen Boot auf die andere Seite des Sees übersetzen. Dann sind es 22 Kilometer zu Fuß zum Lago O'Higgins, wobei die Grenze nach Chile überquert wird. Der Lago O'Higgins lässt sich wieder mit dem Boot überqueren - dann landet man in O'Higgins, der Stadt am allersüdlichsten Ende der Carretera Austral. Eine Traumroute für Backpacker, aber nicht für Leute, die wie wir mit dem Auto unterwegs sind.

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Unterwegs durch das Tal des Rio de las Vueltas in Richtung Hosteria Pilar.

Wir biegen stattdessen rund 20 Kilometer hinter El Chalten nach links ab und erreichen ein paar Minuten später die Hosteria Pilar, unser Zuhause für die kommenden beiden Nächte. Bei dieser Hosteria handelt es sich um ein sehr schönes Hotel mit riesigen Zimmern und einer tollen Gartenanlage. Nach einer herzlichen Begrüßung durch Guillermo und Cristina, den Betreibern der Hosteria, genießen wir den Rest des Nachmittags und danach das hervorragende Abendessen - ein Volltreffer.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Biggi am 29.10.2012, 10:32 Uhr
WOW, das waren ja sensationelle Ausblicke! So schööön...  :)
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 29.10.2012, 11:54 Uhr
Ach, wenn das nur nicht so weit wäre .... . Dort zu wandern, würde mir auch gefallen  :dance:.

Bei uns in der Nähe gibt es auch ein Cáfe, die "Submarinos" (auf der Karte steht nur Trinkschokolade  :zwinker:) anbieten. Da bekommt man mehrere kleinere Schokotaler, die sich in der Milch auflösen. Extrem lecker mit Suchtgefahr!

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 29.10.2012, 20:11 Uhr
Bei uns in der Nähe gibt es auch ein Cáfe, die "Submarinos" (auf der Karte steht nur Trinkschokolade  :zwinker:) anbieten. Da bekommt man mehrere kleinere Schokotaler, die sich in der Milch auflösen. Extrem lecker mit Suchtgefahr!

Wenn Du mir hier noch weiter den Mund wässrig machst, kommen wir mal ganz kurz bei Euch vorbei, um diesem Cafe einen Besuch abzustatten... (http://www.smilies.4-user.de/include/Trinken/smilie_trink_118.gif)

Alleine ein Vergleich würde mich sehr interessieren - denn angeblich sind argentinische Submarinos unerreicht lecker. Wobei ich auf diese Aussage hauptsächlich in Bezug auf das legendäre Cafe Tortoni in Buenos Aires gestossen bin - mangels Vergleichsmöglichkeit kann ich leider nicht beurteilen, ob die Submarinos in diesem Cafe in El Chalten (was ja mehr oder weniger in einer der abgelegensten Ecken von Argentinien liegt) halbwegs an diejenigen in der Hauptstadt heranreichen (hm, irgendwie hatte ich so bald keinen Besuch in Buenos Aires eingeplant - blöd...).

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 30.10.2012, 05:01 Uhr
Eine heiße Schokolade - mmmmmh, lecker! Und genau richtig nach so einer tollen Wanderung im eisigen Wind! Tolle Ausblicke hattet ihr!
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: unterwegsontour am 30.10.2012, 08:59 Uhr


 :applaus:   :applaus:    :applaus:   die Tour war ja herrlich... und auch das Wetter spielte ja mit .. okay, den Wind bekommt man hier im Zimmer nicht mit   :P

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 30.10.2012, 10:22 Uhr

Wenn Du mir hier noch weiter den Mund wässrig machst, kommen wir mal ganz kurz bei Euch vorbei, um diesem Cafe einen Besuch abzustatten... (http://www.smilies.4-user.de/include/Trinken/smilie_trink_118.gif)


Ich bin am 25.11. in München. Soll ich dir Schokoplättchen mitbringen?

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 30.10.2012, 20:01 Uhr
Ich bin am 25.11. in München. Soll ich dir Schokoplättchen mitbringen?

Das fänden wir wirklich prima. Allerdings sind wir am 25.11 bis mittags in Rodgau beim Wochenendevent und somit erst wieder am späten Nachmittag in München. Falls Du dann noch im Lande sein solltest, würden wir uns über ein Kurz-Mini-Forumstreffen sehr freuen. Ich melde mich gleich mal per PN bei Dir...

Und um wieder on-topic zu werden: Morgen früh geht es weiter im Bericht - mit unserer dritten und letzten Wanderung in der Gegend von El Chalten.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 31.10.2012, 07:35 Uhr
Guten Morgen allerseits,

wie schon angekündigt steht, heute unser dritter Tag in der Gegend von El Chalten auf dem Programm. Allerdings haben wir ja gestern die Unterkunft gewechselt und sind in die wunderschöne Hosteria Pilar gezogen. Das hat den Vorteil, dass der Trailhead für unsere heutige Wanderung direkt vor der Haustür liegt. Viel Spaß!

10.11.2011: El Chalten
Als wir nach dem Aufstehen aus dem Fenster schauen, sind wir zunächst einmal enttäuscht: Der Himmel scheint komplett bewölkt zu sein. Aber schon im Verlauf des leckeren Frühstücks bessert sich das Wetter merklich. Wir sind zu dieser frühen Stunde alleine im Frühstücksraum der Hosteria. Die für heute geplante Wanderung soll uns zur Laguna de Los Tres führen, direkt unterhalb des Fitz Roy. Die Länge dieser Tour beträgt etwa acht Kilometer one way. Der Trail startet direkt an unserer Hosteria - genau unter diesem Gesichtspunkt haben wir uns diese Übernachtungsmöglichkeit nämlich auch ausgesucht. Dass wir zwar im Frühstücksraum alleine sind, dasselbe aber nicht für den Trail gelten wird, zeigt uns während des Essens der Blick nach draußen: Wir sehen wie im stetigen Strom Hiker mitsamt großer Rucksäcke aus ankommenden Autos aussteigen und die Autos dann zum für Tagesgäste vorgesehenen Parkplatz zurück fahren. Nachdem wir uns ausreichend gestärkt haben, brechen wir auch auf und sind entgegen unserer Erwartungen und Befürchtungen für einen großen Teil der Wanderung völlig alleine unterwegs. Der Weg führt zunächst nach Südwesten, direkt am Ufer des Rio Blanco entlang. Hier kommen wir nach ein paar Minuten Fußmarsch an einem kleinen Häuschen vorbei, in dem es laut summt und in das ein direkt vom Fluss gespeistes Wasserrohr hineinführt. Kommt hier etwa der Strom unserer Hosteria her?

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Wolkenküche im Tal des Rio Electrico.

Im weiteren Verlauf knickt der Weg leicht nach Süden ab und löst sich vom Fluss. Wir kommen durch einen schönen, lichten und hellen Südbuchenwald mit vielen Vögeln. Der Weg gewinnt langsam aber stetig an Höhe. Nach einiger Zeit stehen mitten auf dem Trail zwei Pferde, die zwar nicht zur Seite treten als wir uns nähern, sich aber problemlos umgehen lassen. Direkt danach kommen wir zur Nationalparkgrenze, markiert durch ein schlichtes Holztor. Das Gebiet, das sich direkt nördlich des Nationalparks anschließt und in dem sich auch unsere Hosteria befindet, ist zwar auch geschützt, befindet sich aber in Privatbesitz.

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Da steht ein Pferd auf dem Weg...

Der Weg schlängelt sich weiter durch den Wald, nun immer im Wechsel bergauf und bergab, in der Summe gesehen aber immer noch leicht bergauf. Erster Höhepunkt des Tages ist es, als sich zu unserer rechten Seite der Wald lichtet und der Blick auf den Glaciar Piedras Blancas frei wird. Dieser wild zerklüftete Gletscher fließt in einen von einer Moräne umschlossenen Gletschersee, der sich ungefähr auf Höhe unseres Weges befindet und von tief grünem Wald umgeben ist. Der dunkle Wald stellt einen fantastischen Kontrast zur glänzend weißen und türkisgrünen Farbe des Gletschers dar. Ein toller Anblick.

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Glaciar Piedras Blancas.

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Kurz vor dem Campamento Poincenot.

Wir laufen noch ein gutes Stück weiter durch den Südbuchenwald, dann knickt der Weg nach Westen ab, verlässt kurzfristig den Wald und erreicht schließlich den wieder innerhalb von hohen Bäumen gelegenen Campamento Poincenot. Dieser einfache Campground ist gut besucht. Wir sehen viele Zelte und jede Menge frühstückende Camper. Bis jetzt haben wir zwar schon einiges an Höhe gewonnen, der deutlich anstrengendere Teil der Wanderung liegt dennoch noch vor uns. Dieser Teil ist auch schon von kurz nach dem Campground aus gut zu erkennen: In Richtung Westen - da wo auch der Fitz Roy steht - steilt sich die Seite das Tals deutlich auf. Und der Trail führt genau hier in sehr vielen Serpentinen hinauf. Nachdem wir das breite Bett des Rio Blanco über- und noch ein kurzes Stück Wald durchquert haben, erreichen wir die ersten Serpentinen. Hier kommen wir auch am Campamento Rio Blanco vorbei, einem winzigen primitive Campground. Das nun folgende Stück Weg zieht sich ein wenig, letztendlich flacht der Trail nach einiger Anstrengung aber wieder deutlich ab.

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Steiler Anstieg zur Laguna de los Tres.

 Nun liegt als letzte Schwierigkeit nur noch eine Gletschermoräne vor uns, die wieder über ein steiles Wegstück erklommen wird. Auf der Kante der Moräne bietet sich uns ein phänomenaler Blick: Vor uns liegt die Laguna de los Tres. Aber wir sehen nicht den erwarteten türkisfarbigen Gletschersee, sondern eine große flache weiße Fläche. Der See ist noch zugefroren und mit Schnee bedeckt. Einer der Wanderer, die vor uns hier sind, ist wagemutig und probiert aus, ob das Eis sein Gewicht trägt. Zum Glück hat er Erfolg damit. Direkt hinter dem See liegt der schöne Gipfelaufbau des Fitz Roy. Der Gipfel selber steckt leider in mehr oder weniger dichten Wolken und ist nur ab und an kurz zu erahnen. In der Gegenrichtung sehen wir das weite Tal des Rio Blanco, weiter im Süden die Laguna Madre und Laguna Hija sowie noch weiter südlich den großen Lago Viedma.

 
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Die noch mit Eis bedeckte Laguna de los Tres.

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Laguna Madre und Laguna Hija. Ganz im Hintergrund ist der Lago Viedma zu erkennen.

Wir machen erstmal eine Pause, während der wir zuerst zwei und dann drei Kondore sehen, die majestätisch die großen Berggipfel umkreisen. Dann wollen wir mögliche Routen für den Weiterweg auskundschaften. Von hier aus soll es einen Trail zur Laguna Suica geben, das ist der im nächsten Tal in südlicher Richtung fast dreihundert Meter unter uns gelegene Nachbarsee der Laguna de los Tres. Von dort aus könnten wir wieder zurück zum Campamento Poincenot laufen.

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Kondor vor Fitz Roy.

Wir machen uns auf und erreichen nach einigen Metern eine kleine Hochebene mit einem schönen Aussichtspunkt auf die Laguna Suica. Der Blick auf diesen See ist sensationell: Die Eisschicht hat vor einiger Zeit zu schmelzen begonnen und ist auseinandergebrochen. Nun ist der tief türkisgrüne See über und über mit großen Eisschollen bedeckt. In den See ergießt sich über eine ziemlich hohe Abbruchkante der gigantische Glaciar Rio Blanco. Während wir dort stehen und den Gletscher bewundern, erleben wir einen größeren Abbruch mit: Unter gigantischem Getöse löst sich ein großes Stück Gletschereis und stürzt, in seine Einzelteile zerlegt und einem Wasserfall ähnlich, über die Kante in den See. Ein faszinierendes Erlebnis.

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Laguna Suica.

Aufgrund des hier oben herrschenden extrem starken und kalten patagonischen Windes denken wir dennoch nach einiger Zeit an den Aufbruch. Irgendwann halten halt selbst gute Trekkingklamotten nicht mehr hundertprozentig warm. Den angeblich vorhandenen Weg zur Laguna Suica finden wir nicht. Von unserer Hochebene aus gesehen lassen sich zwar einige Kamine in der Felswand zwischen uns und der Laguna erkennen, durch die mit etwas Phantasie betrachtet ein Weg führen könnte. Ob das aber so stimmt oder ob diese Kamine nicht doch in einer senkrechten Wand enden, lässt sich nicht erkennen. Die einzige erkennbar etwas flachere Alternative führt durch ein nicht komplett einzusehendes schneebedecktes Kar. Die Entscheidung ist klar: Kein unnötiges Risiko eingehen - also genauso runter wie hoch.

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Abstieg über die Serpentinen zum Campamento Poincenot.

Als wir über die Serpentinen wieder bergab in Richtung Campamento Poincenot marschieren, kommt uns ein stetiger Strom von Hikern entgegen. Unten, kurz hinter dem Campground spricht uns ein japanischer Familienvater an. Er ist mit Frau und zwei Kindern unterwegs, offensichtlich auf einer Tageswanderung. Sie wollen wissen, wie weit es noch zum auf ihrer Karte eingezeichneten Campamento Rio Blanco ist. Naja, dieser ist ungefähr 30 Minuten entfernt, aber was wollen die auf einem primitive Campground irgendwo auf dem Weg zur Laguna de los Tres? Wir empfehlen - falls die Kondition ausreicht - doch gleich noch die maximal eineinhalb Stunden zu investieren und ganz hoch zu laufen. Aber das sei doch noch so weit, wird uns beschieden. Und die beiden Kinder schauen auch nicht wirklich glücklich drein. Wir würden im Nachhinein gerne wissen, wie weit diese Familie im Laufe des Tages noch gekommen ist und ob der Rückweg auch noch geklappt hat.

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Patagonische Frühlingslandschaft.

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Der Rio Blanco kurz vor unserem Hotel.

Wir laufen jedenfalls Richtung Norden, immer parallel zum Rio Blanco, wieder zurück zu unserer Hosteria. Der Himmel ist inzwischen nahezu wolkenlos - einzig der Fitz Roy hüllt sich noch dick in Watte. Den verbleibenden Rest des Nachmittags verbringen wir in unserer Lodge. Wir sitzen zunächst eine Weile auf der Terrasse, dann im gemütlichen Aufenthaltsbereich an der kleinen Bar. Dabei freunden wir uns auch mit der äußerst flauschigen und weichen Katze der Hosteria an.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 31.10.2012, 09:54 Uhr
Da war ja ne richtige Völkerwanderung unterwegs. Das ist auch gut, denn wenn der eine Wanderer ins Eis eingebrochen wäre ...  :zuberge:.

Was für eine tolle Gegend - diese herrliche Gletscherwelt  :applaus: :applaus: :applaus:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 31.10.2012, 21:17 Uhr
Ihr hattet wirklich viel Glück mit dem Wetter. Die Wanderung zur Loma del Pliegue Tumbado wurde uns vom Visitor Center für den Tag nach unserer Ankunft empfohlen, denn da sollte eigentlich gutes Wetter sein. Aber leider hüllten sich dann die Berge ja dicht in Wolken, so dass wir entschieden, dass sich die Anstrengung nicht lohnt. Das Bild mit Blick von oben auf die Laguna Torre, den Cerro Torre und Fitz Roy ist ganz toll!
Die Wanderung von der Hosteria Pilar aus zum Glaciar Piedras Blancas haben wir auch gemacht und hat uns auch super gefallen. Da sich der Fitz Roy aber komplett in Wolken hüllte, machten wir am Campamento Poincenot wieder kehrt. Unser Versuch am nächsten Tag direkt von El Chaltén aus zur Laguna de los Tres hochzusteigen war leider ebensowenig von Erfolg gekrönt. Das war schon sehr schade.
Da müssen wir eigentlich noch mal wiederkommen...
Und vom Submarino habe ich auch erst später mal gehört, als wir längst wieder zuhause waren. Wart ihr auch in der Chocolateria Josh Aike?
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 01.11.2012, 09:59 Uhr
Grandios! Ich finde Gletscher total faszinierend. Toll, dass ihr soviel Anstrengung unternommen habt, um uns diese tolle Gegend zu zeigen!  :wink:
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 01.11.2012, 11:42 Uhr
Da war ja ne richtige Völkerwanderung unterwegs. Das ist auch gut, denn wenn der eine Wanderer ins Eis eingebrochen wäre ...  :zuberge:.

Die Völkerwanderungen kamen glücklicherweise immer erst dann, wenn wir schon wieder auf dem Rückweg waren. Denn praktischerweise haben wir es uns daheim in Europa angewöhnt, zu Bergwanderungen immer sehr früh aufzubrechen.

Die Menschenmassen im Parque Nacional Loc Glaciares (und später auch in den Torres del Paine) waren übrigens für uns auch ein kleiner Kulturschock, nachdem wir in der chilenischen Fjordlanschaft und später in der argentinischen Pampa tagelang fast völlig alleine unterwegs waren.

Und vom Submarino habe ich auch erst später mal gehört, als wir längst wieder zuhause waren. Wart ihr auch in der Chocolateria Josh Aike?

Nein, in dieser Chocolateria waren wir leider nicht. Die sieht wirklich sehr interessant aus und hätte uns sicherlich gut gefallen. Das Cafe in dem wir waren lag zwar auch an der Avenida Lago del Desierto, aber ein gutes Stückchen weiter nach Nordosten.

Grandios! Ich finde Gletscher total faszinierend.

Na dann darfst Du Dich auf den Bericht zur nächsten Reiseetappe freuen...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 02.11.2012, 07:17 Uhr
Hallo allerseits,

und weiter gehts...

11.11.2011: El Chalten - El Calafate
Nach dem leckeren Frühstück packen wir zusammen und werden herzlich von Guillermo und Cristina verabschiedet. Die Abfahrt wird noch ein wenig von der flauschigen hauseigenen Katze verzögert, die es sich unter unserem Auto bequem gemacht hat. Einige Streicheleinheiten später lässt sich dazu überreden, einen Ortswechsel vorzunehmen und wir können aufbrechen. Das Wetter ist zwar nicht ganz so toll wie gestern Abend, aber immer noch recht gut: Bewölkung und blauer Himmel halten sich mehr oder weniger die Waage. Unser erstes Ziel für heute ist der Chorrillo del Salto, der Wasserfall, an dem wir vorgestern die Löwenzahn futternden Papageien beobachtet haben. Wir stellen also wieder unseren Pick Up auf dem Parkplatz ab und laufen den kurzen Trail zum Wasserfall. Nun liegt dieser nicht im Schatten und es ergibt sich auch ein hübscher Regenbogen in der aufgewirbelten Gischt. Das war ein lohnenswerter Abstecher.

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Am Chorrillo del Salto.

Weiter geht es nach El Chalten, wo wir einige organisatorische Dinge erledigen: Zum einen müssen wir den im Verlauf der vergangenen Tage angesammelten Müll - vor allem leere Getränkeflaschen entsorgen. Dazu bieten sich die in der Stadt aufgestellten Recyclingstationen an, an denen der Müll sogar nach Sorten getrennt wird. Dann suchen und finden wir die in einer Nebenstraße gelegene Post und kaufen Briefmarken für die Postkarten, die wir im Lauf der vergangenen Abende an unsere daheimgebliebenen Freunde und Verwandte geschrieben haben. Pro Postkarte werden 9.50 Pesos fällig. Dafür erhalten wir je eine große dreieckige Marke im Wert von 8 Pesos und eine fast ebenso große 1.50 Pesos-Marke. In der Folge sind wir einige Zeit damit beschäftigt, die Marken aus der Perforation zu lösen und irgendwie auf die verbleibende freie Fläche oben rechts auf den Karten zu verteilen, ohne Adresse oder Text allzu sehr zuzukleben. Wie sich übrigens nach der Reise herausstellen wird, waren all diese Mühen vergebens: Die in El Chalten eingeworfenen Karten sind nie in Deutschland angekommen, ein fast am Ende unserer Reise eingeworfener zweiter Stoß Karten dagegen schon. Zuletzt besuchen wir einen Geldautomaten und holen uns frische Pesos.

Wir verlassen El Chalten auf der Ruta 23 Richtung Osten, zurück zur Kreuzung, wo wir vor vier Tagen die Ruta 40 verlassen haben. Schnell fallen die Südbuchenwälder rund um El Chalten hinter uns zurück und wir fahren wieder durch die karge Halbwüste. Wir fahren immer knapp am Ufer des Lago Viedma entlang und genießen sowohl den schönen Blick auf den See als auch denjenigen in den Rückspiegel. Dort können wir letzte Blicke auf Cerro Torre und Cerro Fitz Roy werfen.

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Rückblick auf den Fitz Roy.

Nach knapp 90 Kilometern kommen wir an der Ruta 40 an und biegen nach Süden ab. Die Straße führt hier schön bergauf und bergab durch eine Landschaft, die ein wenig an den Westen der USA erinnert. Hinter dem hübschen Hotel La Leona, welches malerisch am türkisfarbenen Rio la Leona liegt, dem Ausfluss des Lago Viedma, kommen wir beispielsweise an sehr interessanten Hügelstrukturen vorbei, die uns verdächtig an die Badlands in South Dakota erinnern.

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Vorsicht Wind!

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Das Hotel La Leona.

Etwas weiter südlich erreichen wir den großen Lago Argentino, wie auch der Lago Viedma ein großes türkisfarbenes Juwel in der recht farblosen Halbwüste. Wir halten an einen Viewpoint auf den See und entdecken ein Detail, das sich mit unseren Assoziationen mit dem Westen der USA nicht so ganz verträgt: In einiger Entfernung zum Ufer schwimmt im Wasser des Sees ein größerer helltürkisfarbiger Eisberg. Und das bei frühlingshaft sehr warmen Temperaturen. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes cool.

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Unterwegs auf der Ruta 40 durch die patagonische Steppe.

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Lago Argentino mit Eisberg.

Einige Kilometer weiter verlassen wir die Ruta 40 wieder und folgen der Ruta 11 nach Westen bis nach El Calafate, malerisch am Südufer des Lago Argentino gelegen. Diese Ortschaft ist um einiges älter als El Chalten und mit 18000 Einwohnern auch viel größer. El Calafate ist das Tor zum südlichen Teil des Parque Nacional los Glaciares. Dementsprechend viel ist hier auch los. El Calafate ist stark touristisch geprägt, gefällt uns trotzdem recht gut. Wir schauen uns um und stocken unsere Getränkevorräte etwas auf. Morgen wollen wir eine Bootsfahrt auf dem Lago Argentino machen - leider ist die Agentur, zu der wir nach einigen Herumfragen geschickt werden geschlossen und macht erst um 16:00 Uhr wieder auf. Also fahren wir zunächst zur Hosteria El Galpon del Glaciar, knapp 20 Kilometer hinter El Calafate sehr schön direkt am Lago Argentino gelegen. Hier wollen wir die kommenden beiden Nächte verbringen. Wir checken ein, tragen unser Gepäck ins Zimmer und brechen sofort wieder auf, zum südlichen Teil des Parque Nacional los Glaciares. Zunächst führt die Straße knapp 19 Kilometer mehr oder weniger schnurgerade durch die Steppenlandschaft nach Westen. Dann erreichen wir die Peninsula Magellanes, eine große und grob kreisförmige Halbinsel im Lago Argentino. Diese Halbinsel ist fast komplett mit Bergen bedeckt. Daher zweigt sich die Straße hier auch auf: Die Ruta 8 führt noch etwas mehr als acht Kilometer nach Norden und endet dort bei Puerto Bandera, das ist der Hafen von dem aus die Bootsfahrten auf dem Lago Argentino starten. Die Ruta 11 dagegen knickt um 90 Grad nach Süden ab, verläuft bis zum südlichen Rand der Peninsula Magellanes und dort um diese herum bis an die Westseite der Halbinsel.

Wir folgen der Ruta 11 nach Süden und erreichen nach einigen Minuten den Eingang zum Nationalpark. Hier werden an einer kleinen Rangerstation für ausländische Gäste pro Person 100 Pesos fällig. Im weiteren Verlauf liegt immer links von uns der Brazo Rico, ein Seitenarm des Lago Argentino. Auf der rechten Seite schmiegt sich die Straße an die steilen Südhänge der Sierra Buenos Aires, eine der Bergketten der Peninsula Magellanes. Diese Berge sind dicht mit Bäumen bewachsen und dieser Wald beherbergt jede Mange Selbstmörderhasen: Mehrfach springen diese Viecher ohne Vorwarnung direkt vor unser Auto. Oder rennen kurz neben dem Auto her und schlagen dann urplötzlich einen Haken direkt vor die Front des Autos. Mehreren dieser Hasen können wir trotz gedrosselter Geschwindigkeit nur mit Müh und Not ausweichen. Dann gerät schließlich einer der Hasen unter unser Auto, allerdings glücklicherweise nicht unter einen Reifen. Dirk sieht das Tier im Rückspiegel unter dem Auto hervorkommen. Es sieht aus der Entfernung noch ganz OK aus und bewegt sich auch noch. Wir hoffen stark, dass es den Vorfall ohne bleibende körperliche und seelische Schäden überstanden hat.

Irgendwann sehen wir ihn dann zum ersten Mal: Den Glaciar Perito Moreno, unser heutiges Etappenziel. Dieser mächtige Gletscher wird vom südpatagonischen Eisfeld gespeist und fließt direkt in den Lago Argentino. Dabei ergibt sich eine Besonderheit, wegen der dieser Gletscher weltberühmt ist: Er fließt genau an der Engstelle zwischen dem Canal de los Tempanos und dem Brazo Rico in den See. Der Gletscher wächst jedes Jahr um einige Meter in den See hinein und verstopft irgendwann die Engstelle komplett. Somit hat der Brazo Rico keinen Ausfluss mehr und wird aufgestaut. Das führt zu einem starken Anwachsen des Wasserdrucks auf den Gletscher. Bei einer bestimmten Stärke des Wasserdrucks kann der Gletscher diesem nicht mehr standhalten und bricht mit viel Getöse auseinander. Dieses Spektakel findet in sehr unregelmäßigen Abständen alle paar Jahre statt, das letzte Mal im Juli 2008. Und wenn der Gletscher auseinander gebrochen ist, beginnt das ganze Spiel wieder von vorne...

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Erster Blick auf den Glaciar Perito Moreno.

Wir halten an mehreren Viewpoints an und bewundern aus der Ferne die immer neuen Ausblicke auf die riesige türkisfarbige Fläche des Gletschers. Als sich die Straße nach einiger Zeit wild gekurvt ihrem Ende nähert, können wir nicht direkt bis zum recht kleinen Hauptparkplatz direkt am Gletscher fahren, sondern werden statt dessen zu einem größeren und etwas weiter entfernten Überlaufparkplatz umgeleitet. Eine interessante Erfahrung, schließlich sind wir ja in der Nebensaison unterwegs und waren zu Beginn unserer Reise oft alleine auf Wanderwegen oder an Sehenswürdigkeiten unterwegs. Wenn hier jetzt schon der Hauptparkplatz voll ist, möchten wir nicht sehen, wie es in der Hochsaison zugeht. Vom Überlaufparkplatz fahren Shuttlebusse die kurze Strecke zum Gletscher. Wir müssen nicht lange warten, bis eines dieser kleinen Fahrzeuge vorbei kommt. Als wir nach kurzer Fahrt aussteigen, befinden wir uns vor einem Visitor Center mit Cafeteria, das genau so auch irgendwo in den USA stehen könnte. Das Ganze liegt in einem lichten Laubwald. Wir drehen uns nach Westen und sehen durch die Bäume die unnatürlich wirkende riesige Fläche des Gletschers schimmern. In diese Richtung und hinab bis nur wenige Meter oberhalb der Oberfläche des Sees führt ein dichtes und zu Beginn etwas verwirrendes Netz an Boardwalks. Auf diesen befinden sich zahlreiche Aussichtsplattformen mit Sitzgelegenheiten. Der Gletscher hat schon unsere Seite des Sees erreicht, wir kommen also richtig nahe heran. Da der See schon fast vollständig verstopft ist, kann auch der nächste Abbruch nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.

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Unterwegs auf den Boardwalks am Glaciar Perito Moreno.

Die verschiedenen Aussichtsplattformen erlauben viele unterschiedliche Blickwinkel auf den Gletscher: Von oben rechts oder links auf die Oberfläche des Gletschers und seine Front oder aber auch von relativ weit unten direkt auf die riesige türkisfarbene Eisfront. Langweilig wird das nicht. Wir probieren fast alle Aussichtspunkt aus - an einer Stelle halten wir uns mehr als eine Stunde auf, um den ächzenden Geräuschen zuzuhören, die der Gletscher ab und zu von sich gibt.

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Nördliche Eisfront des Glaciar Perito Moreno.

Alle paar Minuten brechen Teile der über 70 Meter hohen Gletscherfront ab und fallen mit riesigem Getöse und Platschen ins Wasser. Was für ein Lärm muss es erst sein, wenn der komplette Gletscher abbricht? Wir befinden uns zunächst auf der nördlichen Seite der Gletscherfront und laufen dann langsam über die Boardwalks zur Südseite hinüber. Hier liegen die Aussichtspunkte noch etwas näher an der Wasseroberfläche und man meint fast, das Eis berühren zu können. Ein tolles Erlebnis.

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Platsch!

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Eisfront des Glaciar Perito Moreno.

Am Ende unseres Besuchs schauen wir uns noch kurz im Giftshop um, ehe wir einen der letzten Shuttlebusse zurück zum Parkplatz nehmen wo wir unseren Pick Up abgestellt haben. Wir fahren ohne an unserer Hosteria anzuhalten durch bis nach El Calafate, wo wir endlich mit Erfolg Tickets für unsere morgige Bootsfahrt auf dem Lago Argentino besorgen. Danach gibt es ein leckeres Abendessen in einer netten kleinen Creperia. Auch unser Auto darf zum ersten Mal seit längerer Zeit seinen Durst auf Diesel stillen. Zurück an unserer Hosteria genießen wir noch ein wenig die Abendstimmung über dem Lago Argentino und gehen dann ins Bett.

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Eine neugierige Morgenammer.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 02.11.2012, 08:27 Uhr
Muss das beeindruckend sein, dem Gletscher auf dem Boardwalk so nah zu sein  :applaus:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 02.11.2012, 08:29 Uhr
Ich versuche mir gerade die Gletscher-Geräusche vorzustellen. Aber irgendwie wird nur ein Geräusch wie knarrendes Holz im Wind draus...  :wink: Echt beeindruckend deine Bilder!
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 02.11.2012, 11:22 Uhr
Muss das beeindruckend sein, dem Gletscher auf dem Boardwalk so nah zu sein  :applaus:.

Wir hatten dabei auch das Glück, dass das Eis zum Zeitpunkt unseres Besuchs besonders nah am Ufer und damit auch den Boardwalks war: Im Februar 2012, also gerade einmal drei Monate nachdem wir dort waren, hat der Gletscher endgültig das Ufer erreicht und damit den Brazo Rico quasi zugestöpselt. Und am 2. März 2012 ist der Gletscher mit viel Getöse auseinandergebrochen. So etwas würde ich sehr gerne mal live miterleben - alleine die Videos in YouTube dazu sind sehr beeindruckend ...

Ich versuche mir gerade die Gletscher-Geräusche vorzustellen. Aber irgendwie wird nur ein Geräusch wie knarrendes Holz im Wind draus...  :wink: Echt beeindruckend deine Bilder!

Der Vergleich mit dem knarrenden Holz ist nicht schlecht. Das Ganze dann noch lauter und irgendwie von der Tonhöhe her tiefer und durchdringender, dann passt es.

Aber noch viel beeindruckender als das Knarren und Ächzen war so oder so das Krachen und das darauf folgende Platschen, wenn Stücke von Gletscher abgebrochen und ins Wasser gefallen sind...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 04.11.2012, 08:44 Uhr
Guten Morgen allerseits,

weiter geht es...

12.11.2011: El Calafate
Heute steht die Bootsfahrt auf dem Programm, für die wir gestern Abend in El Calafate die Tickets gekauft haben. Wir haben uns für die "Rios del Hielo"-Tour entschieden, im Verlauf derer die verschiedenen Gletscher am Nordteil des Lago Argentino angefahren werden. Für 155 Pesos pro Person mehr hätten wir eine andere Tour buchen können, die mit einem schnelleren Schiff bei identischer Abfahrts- und Ankunftszeit exakt die gleiche Route nimmt, aber zusätzlich noch den Glaciar Perito Moreno besucht. Aber da waren wir ja gestern schon. Angeblich sollte es an unserer Hosteria ab sieben Uhr Frühstück geben - es ist uns allerdings gestern Abend zu spät aufgefallen, dass wir beim Einchecken nicht gefragt worden sind, wann wir genau frühstücken wollen. Dass wir in der Folge aber auch jetzt um viertel nach sieben vor verschlossenen Türen stehen, scheint nicht ganz normal zu sein. Der Mensch von der Hosteria, der nach ein paar Minuten auftaucht ist nämlich auch etwas verwundert und beginnt hektisch zu telefonieren. Wie er uns erklärt, müsste eigentlich jemand von der Küche hier sein und wir sollen doch noch ein wenig warten. Leider können wir das nicht, da wir mit etwas zeitlichem Sicherheitsabstand vor der Abfahrt unseres Bootes am Puerto Bandera sein müssen bzw. wollen. Daher lassen wir das Frühstück heute mal komplett ausfallen.

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Unterwegs auf der Ruta 11 nach Puerto Bandera.

Nach ein paar Minuten Fahrt, zunächst auf der selben Route wie gestern während der Fahrt zum Glaciar Perito Moreno, ab der Straßengabelung an der Peninsula Magellanes auf der nach Norden führenden Ruta 8 erreichen wir das am Südufer des Lago Argentino gelegene Puerto Bandera. Es ist noch deutlich vor der Abfahrtszeit der Schiffe und wir sind erstaunt ob der riesigen Menge an Reisebussen und auch Menschen, die hier rumstehen. Wie sich herausstellen wird, hat allerdings ein großer Teil der anderen Touristen die längere Schifffahrt gebucht, die parallel von zwei sehr vollen Schiffen ausgeführt wird, während unser Boot zu maximal einem Drittel gefüllt ist. Aber der Reihe nach: Zunächst stellen wir unseren Pick Up auf dem kleinen Parkplatz des Hafens ab. Beim Aussteigen fällt uns ein kleines, offensichtlich verletztes Tier auf, das leicht humpelnd durch die dem Parkplatz angrenzende Wiese flüchtet. Ein patagonisches Stinktier. Diese Art Stinktiere unterscheidet sich von ihren bekannteren nordamerikanischen Verwandten vor allen durch das leicht rötlichbraune Fell.

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Ein patagonisches Stinktier.

Die Tickets für die Bootsfahrt haben wir gestern schon bezahlt aber da uns die Route des Boots bis in den Bereich des Parque Nacional los Glaciares führen wird, ist natürlich auch hierfür Eintritt fällig - noch mal wie gestern während unserer Fahrt zum Glaciar Perito Moreno 100 Pesos pro Person. Nach kurzer Wartezeit bezahlen wir diese fällige Gebühr an einem Häuschen der Nationalparkverwaltung. Wir müssen erneut ein wenig warten und um viertel nach acht beginnt das Boarden der Schiffe. Unser Schiff besitzt eine große und verglaste Panoramakabine, in der wir zunächst Platz nehmen müssen. Im weitern Verlauf der Fahrt werden dann sukzessive auch das um dieses Panoramadeck herum führende Außendeck und das eine Stockwerk höher befindliche Aussichtsdeck freigegeben. Um neun Uhr geht es endlich los, zunächst nach Norden. Nach ein paar Minuten biegt das Boot scharf nach Westen ab, in Richtung Boca del Diablo, der mit etwa 800 Metern Breite engsten Stelle des Lago Argentino.

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Rückblick auf den Boca del Diablo.

Der Arm des Sees, in dem wir hinter dem Boca del Diablo zunächst unterwegs sind, heißt Brazo Norte. Hier befinden sich auf beiden Seiten des Sees mehr oder weniger hohe Berge. Es schwimmen auch schon die ersten Eisberge im See, interessant türkisgrün schimmernd. Das Wetter ist wieder sehr gut. In einem blauen Himmel hängen vereinzelte Wolken, vor allem an den Gipfeln der Berge. Auf dem See macht sich der für Patagonien so typische heftige Wind besonders stark bemerkbar. Das Boot muss teilweise schon sehr stark kämpfen, um gegen die heftigen Wellen voran zu kommen. Und beim Aufenthalt auf den äußeren Decks müssen sich die Passagiere manchmal sehr bemühen, um von den heftigen Böen nicht einfach weggeweht zu werden. Die vom Bug des Boots aufgeworfene Gischt wird teilweise in großen Wasserwolken bis auf das obere Aussichtsdeck getragen. Das führt zu hektischen Ausweichmanövern vor allem bei den Besitzern von Kameras. Und wenn das Ausweichmanöver nicht erfolgreich war, folgt ein ebenso hektisches Putzen des Kameraobjektivs.

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Unterwegs auf dem Lago Argentino.


Am Ende des Brazo Norte sollte die Fahrt eigentlich in den Brazo Upsala führen, den Arm des Sees, in den der riesige Glaciar Upsala fließt. Von diesem Gletscher ist allerdings vor einigen Jahren ein größeres Stück Eis abgebrochen, dessen Einzelteile sich als unüberwindbare Barriere an den Eingang des Brazo Upsala geschoben haben. Somit können wir weder zum Glaciar Upsala noch zum benachbarten Glaciar Onelli fahren. Das ist zwar sehr schade, aber halt einfach nicht zu ändern. Auf diese Einschränkung wurden wir auch mehrfach sehr deutlich beim Kauf der Tickets hingewiesen. Immerhin steuert der Kapitän das Boot so nah es geht an die aus vielen großen türkisfarbenen Eisbergen bestehende Barriere heran. Hinter dieser Barriere lässt sich in einiger Entfernung die riesige Eisfläche des Glaciar Upsala erahnen.

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Diese Eisbarriere macht die Fahrt zu Glaciar Upsala und Glaciar Onelli unmöglich.

Wir biegen in den fjordartigen Canal Spengazzini ab, in dessen südlichen Ende der Glaciar Spengazzini mündet. Auf der Fahrt durch diesen Seitenarm des Lago Argentino kommen wir am rechts von uns liegenden Glaciar Seco vorbei, einem durch ein relativ schmales Tal fließenden Seitenarm des Glaciar Spengazzini.

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Der relativ kleine Glaciar Seco.

Direkt danach folgt, auch auf der rechten Seite, der Cerro Peineta, ein 2450 Meter hoher schroffer und komplett vergletscherter Gipfel. Dieser Gletscher geht über in die Flanke des aus dem südpatagonischen Eisfeldes gespeisten Glaciar Spegazzini, der nun direkt vor uns liegt.

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Die vergletscherte Kuppe des Cerro Peineta.

Dieser Gletscher ist zwar um einiges kleiner als der Glaciar Upsala aber dennoch sehr beeindruckend. Ähnlich dem Glaciar Perito Moreno handelt es sich um einen relativ flachen und breiten Eisfluss, der sich direkt in den See ergießt. Wie gestern sind wir begeistert von der sauberen weißen bzw. türkisgefärbten Farbe des Gletschers und dessen Wildheit. Im Gegensatz zur relativ flachen und zahmen Oberfläche vieler Gletscher in den Alpen, vor allem den Ostalpen, besteht die Oberfläche hier ausschließlich aus Rissen, Eisbrocken und einzeln stehenden Seracs, Türmen aus Eis, die durch vollständige Zersplitterung des umgebenden Eises entstanden sind.


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Glaciar Spegazzini mit zwei anderen Schiffen (die kleinen weißen Punkte links).

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Wir fahren näher an den Glaciar Spegazzini heran.

Beeindruckend ist auch die hohe Gletscherfront. Praktischerweise sind die beiden schnelleren Boote schon da, so dass sie sich schon aus einiger Entfernung als Maßstab für die gewaltige Größe dieses Naturschauspiels verwenden lassen. Der Kapitän steuert das Boot so nah es geht an den Gletscher heran. Dabei bieten sich immer wieder neue und beeindruckende Blicke auf das Eis.

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Eisfront des Glaciar Spegazzini.

Was uns besonders fasziniert, ist der starke Kontrast zwischen dem unwirtlichen Gletschereis und dem linkerhand davon befindlichen grün mit Gras und Bäumen bewachsenen Berghang. Wir haben ein paar Minuten Aufenthalt und dann geht es wieder zurück. Während der Rückfahrt ist es erheblich weniger windig als im Verlauf der Hinfahrt. Wir sehen wieder jede Menge Eisberge.

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Auf der Rückfahrt nach Puerto Bandera.

Am Hafen von Puerto Bandera kommen - wie angekündigt - alle drei Boote gleichzeitig wieder an. Wieder gibt es eine große Ansammlung von Reisebussen, in die ein Großteil der Bootspassagiere strömt. Wir haben es nicht eilig, freunden uns vor der Abfahrt kurz noch mit der Hafenkatze an und fahren dann zurück zu unserer Hosteria. Als wir dort wegen dem heutigen Abendessen und auch dem morgigen Frühstück nachfragen bekommen wir - ohne das Thema von uns aus anzusprechen - eine deutliche Entschuldigung wegen des ausgefallenen Frühstücks, inklusive der Zusage, als Entschädigung auf das heutige Abendessen einen Rabatt von 50 % zu bekommen. So heftig wäre das nicht nötig gewesen, aber wir wehren uns natürlich auch nicht dagegen. Vor dem Abendessen schauen wir uns noch etwas das Gelände der Estancia an. Es gibt einen schöne Rosen- und Kräutergarten und dahinter einen Zugang zum Strand des Lago Argentino. Während des Spaziergangs dorthin werden wir von den beiden sehr anhänglichen Hunden des Anwesens begleitet. Wir haben unsere liebe Mühe, die Hunde beim Ziel unserer kleinen Runde wieder loszuwerden: Direkt auf dem Gelände der Hosteria befindet sich ein kleiner Teich, an dem ein Vogelhaus angelegt wurde. Dabei handelt es sich um einen kleinen Holzverschlag, in den man sich setzen kann, um die Vögel auf dem Teich zu beobachten. Das machen wir und sehen einen Schwarzhalsschwan, diverse Entensorten, jede Menge Blesshühner, Ibisse, Gänse, Möwen und noch jede Menge anderes Getier. Wir bleiben fast eine Stunde und können während dieser Zeit nicht nur die Vögel beobachten. In einiger Entfernung auf der anderen Seite des Teichs bekommen einige Tagesbesucher der Estancia gerade gezeigt, wie Schafe zusammengetrieben werden. Auch ein interessanter Anblick.

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Schwarzhalsschwan auf dem Teich unserer Hosteria.

Auf dem Rückweg zur Hosteria treffen wir noch ein direkt durch den Garten laufendes sehr junges Lamm und sind froh, kein Lammfleisch vorbestellt zu heben. Das Abendessen findet im schön eingerichteten Restaurantbereich der Hosteria statt und ist sehr lecker. Die Tagesgäste sind auch da und für diese wird wieder volles Programm abgezogen. Somit kommen auch wir in den Genuss einer recht netten Tangovorführung.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 04.11.2012, 10:08 Uhr
Ein Tag nach meinem Geschmack! Wahnsinn, diese Gletscherwand!
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 04.11.2012, 11:39 Uhr
Die Gletscherwelt ist so faszinierend  :applaus:. Ich bin auch froh, dass ihr kein Lamm vorbestellt habt  :socool:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 04.11.2012, 14:39 Uhr
Ich bin auch froh, dass ihr kein Lamm vorbestellt habt  :socool:.

Wir sind sogar noch einen Schritt weiter gegangen: Nachdem dort auf der Abendkarte weder Meerschweinchen, noch kleine Clownfische oder Rehkitze auftauchten, ist unser Abendessen fast komplett vegetarisch geblieben: sehr leckere Sorrentini mit Pilzsoße (das "fast" habe ich dazu geschrieben, weil die Sorrentini ja auch mit irgend etwas gefüllt gewesen sein müssen...) :wink:

Schön, dass Euch die Gletscherwelt im Parque Nacional Los Glaciares auch so gut gefällt wie uns. Wir haben es nie bereut, dort relativ viel Zeit eingeplant zu haben. Am nächsten Tag der Reise verlassen wir diesen schönen Park trotzdem wieder und besuchen seinen viel berühmteren Kollegen auf der chilenischen Seite. Der Bericht dazu kommt übermorgen...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 04.11.2012, 16:52 Uhr
Die Gletscherwelt von Patagonien fanden wir auch sehr beeindruckend.
Auf unserer Bootsfahrt war es zum Glück fast windstill, so dass man sich auch gut draußen aufhalten konnte. Damals hieß die Tour noch "Todos Glaciares", also "alle Gletscher". Aber eure Flüsse-aus-Eis-Tour war sicher auch toll, vor allem bei dem schönen Wetter. Die Fahrt zum Perito Moreno wurde 2009 meines Wissens nur als separate Bootstour angeboten. Denn wir waren auch so schon den ganzen Tag unterwegs. Zum Upsala-Gletscher konnten wir allerdings auch nicht mehr fahren, aber noch zur Laguna Onelli, wo man einen kleinen Spaziergang machen konnte. Den Glaciar Spegazzini fanden wir auf der Fahrt aber am beeindruckendsten. Und natürlich die tollen Eisberge!
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 04.11.2012, 20:27 Uhr
Damals hieß die Tour noch "Todos Glaciares", also "alle Gletscher". Aber eure Flüsse-aus-Eis-Tour war sicher auch toll, vor allem bei dem schönen Wetter. Die Fahrt zum Perito Moreno wurde 2009 meines Wissens nur als separate Bootstour angeboten. Denn wir waren auch so schon den ganzen Tag unterwegs. Zum Upsala-Gletscher konnten wir allerdings auch nicht mehr fahren, aber noch zur Laguna Onelli, wo man einen kleinen Spaziergang machen konnte. Den Glaciar Spegazzini fanden wir auf der Fahrt aber am beeindruckendsten. Und natürlich die tollen Eisberge!

Das ist ja wirklich interessant - die Namensgebung der Touren scheint den jeweils aktuellen Gegebenheiten angepasst zu werden. Denn als wir dort waren war die "Todos Glaciares"-Tour die im Bericht erwähnte Fahrt auf unserer Route plus zum Glaciar Perito Moreno. Im Grunde müsste diese Tour also - wenn man mögliche Mißverständnise vermeiden will - eher "Todos Glaciares accesibles" heißen :wink:

Um den Spaziergang an der Laguna Onelli beneide ich Euch ein bisschen - dort muss es echt schön sein.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 06.11.2012, 07:43 Uhr
Guten morgen allerseits,

bitte alle einsteigen, es geht weiter. Heute fahren wir weiter nach Süden und wieder zurück nach Chile, wo wir den mit Abstand bekanntesten Nationalpark in der Gegend ansteuern.

13.11.2011: El Calafate - Paine Grande Lodge
Direkt nach dem Aufstehen genießen wir noch ein wenig die Morgenstimmung und den schönen Blick auf den Lago Argentino. Es sind viele Vögel, Schafe und durch die Wiese hoppelnde Hasen unterwegs. Das Wetter ist, wie es während den vergangenen Tagen war: Heiter mit vereinzelten Wolken. Im Gegensatz zu gestern gibt es heute ein Frühstück und zwar ein sehr gutes. Nachdem wir dieses verputzt haben, verabschieden wir uns von der Besitzerin der Hosteria und brechen auf. Zunächst fahren wir zurück nach El Calafate. Dort stocken wir in einem Supermarkt unsere Getränkevorräte massiv auf - denn es stehen mehrere Tage Trekking auf unserem Programm. Weiter geht es Richtung Osten. Bis zur 30 Kilometer vor El Calafate befindlichen Kreuzung der Ruta 11 mit der Ruta 40 kennen wir die Strecke ja schon von vor zwei Tagen, der weitere Verlauf der Ruta 40 nach Süden ist dagegen neu für uns.

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Weiter geht es auf der Ruta 40 nach Süden.

Dieser Verlauf gestaltet sich ziemlich interessant und anders als wir uns das in dieser Steppe bzw. Halbwüste vorgestellt hätten: Im Anstieg zum Cuesta de Miguez gewinnt die Straße über einige Kilometer über mehrere ansteigende Kehren steil an Höhe. Zu unserer Linken bietet sich uns ein faszinierender Blick auf die unter uns liegende Ebene mit dem Rio Santa Cruz - das ist der Ausfluss vom Lago Argentino - dem Lago Argentino selber und den hinter dem See stehenden Bergen. Wir erwarten hinter dem steilen Anstieg eigentlich einen ebenso steilen Abhang, sehen uns aber getäuscht. Die Ruta 40 führt uns auf eine baumlose Hochebene. Nach einigen Kilometern, die Straße führt hier ganz leicht wellig bergauf und bergab, kommen wir zur einer Abzweigung: Die Ruta 5 führt asphaltiert weiter nach Südosten direkt Richtung Rio Gallegos, an der Atlantikküste gelegen. Die Ruta 40 knickt nach Südwesten ab, verläuft als Schotterstraße Richtung chilenischer Grenze und führt von dort in einem großen Bogen auch nach Rio Gallegos.

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Blick vom Cuesta de Miguez.

Die kommenden 70 Kilometer auf der Ruta 40 sind sehr gut zu befahren. Zum Teil fahren wir auf einer hervorragenden Gravelautobahn, zum Teil ist es leicht wellig oder ruppig. Wir sehen auf bzw. neben der Straße jede Menge Tiere wie Guanacos oder Schafe. Fast jedes ausgewachsene Schaf wird von einem oder mehreren winzigen Lämmern begleitet. An einem kleinen See sehen wir auch Vögel, am auffälligsten darunter sind natürlich die pinkfarbigen Flamingos. Als wir gerade unsere Köpfe drehen, um ein junges Lamm zu beobachten, sehen wir aus dem Augenwinkel, wie ein recht klein wirkendes Tier vor uns die Straße überquert. Ein Fuchs? Als wir näher kommen, sehen wir, dass der vermeintliche Fuchs nur zwei Beine aber dafür ein Federkleid besitzt. Wir haben tatsächlich unseren ersten Nandu gefunden. Diese Laufvögel sind für Südamerika typisch und ähneln auf den ersten Blick den Straßen Afrikas oder den Emus Australiens. Nandus sind allerdings deutlich kleiner als Strauße oder Emus. Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal ist die Farbe, denn Nandus sind komplett grau gefärbt. Unser Nandu ist etwas schüchtern, wirft sich vor uns nur ganz kurz in Pose und rennt dann davon. Nur wenige Kilometer hinter diesem Erlebnis hat uns der Asphalt wieder.

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Vorsicht, querende Schafe!

Um hierher zu gelangen, hätten wir an der Kreuzung von Ruta 40 und Ruta 5 auch nach links abbiegen können und dann nach 65 Kilometern auf die direkt nach Westen verlaufende Ruta 7. Dieser Streckenverlauf wäre etwa 70 Kilometer länger gewesen, dafür aber komplett asphaltiert. Wir rollen weiter Richtung Grenze bei Cerro Castillo. Hier merken wir deutlich, dass die Ruta 40 auch bei Bikern sehr beliebt ist. Wir werden von riesigen Gruppen von Motorrädern überholt - und das obwohl wir selber schon etwas schneller als erlaubt unterwegs sind. Um zum Grenzübergang nach Chile am Paso Guillermo zu gelangen, müssen wir die Ruta 40 verlassen. Wir können ganz grob abschätzen, nach welcher Entfernung es soweit sein müsste. Dennoch übersehen wir die winzige und schlecht ausgeschilderte Abzweigung zunächst. Nach einigen Minuten drehen wir um, schauen etwas intensiver und finden tatsächlich die abgehende Straße, die auf den ersten paar Metern eher an einen Feldweg als an die Strecke zu einem wichtigen Grenzübergang erinnert. Nun fahren wir direkt in Richtung Westen. Direkt vor uns sehen wir eine weiße Wand aus Wolken bzw. Hochnebel am ansonsten inzwischen makellos blauen Himmel. Das ist genau die Richtung in die wir wollen. Sollte uns unser Wetterglück etwa verlassen?

Die Straße verläuft lustig über Schotter und durch Hügel in Richtung Paso Don Guillermo. An der argentinischen Grenzstation sind wir nahezu alleine und haben die Ausreiseprozedur in wenigen Minuten erledigt - inzwischen haben wir ja auch Übung darin, den unterschiedlichen Beamten in der korrekten Reihenfolge die benötigten Dokumente vorzuzeigen. Ein paar Kilometer weiter, am chilenischen Grenzposten dann der Schock: Es stehen mehrere Reisebusse herum und das kleine Häuschen der Grenzstation quillt über vor Menschen. Letztendlich geht es aber überraschend schnell, zumindest im direkten Vergleich mit unserer Erfahrung an der ebenfalls völlig überlaufenen Grenzstation am Lanin vor zwei Wochen. Als Individualreisende dürfen wir sogar auf die ziemlich zeitraubende Gepäckkontrolle per Metalldetektor verzichten. Während die Businsassen jedes kleine Gepäckstück und jede Handtasche durch den Detektor schieben dürfen, begleitet uns ein Zollbeamter nach draußen und schaut sich kurz unser Auto an. Der Beamte macht ein wenig große Augen, als er die Batterie Getränkeflaschen sieht, die wir für die Wanderungen der kommenden Tage gekauft haben, hat ansonsten aber nichts auszusetzen.

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Unterwegs auf der Ruta 9 in Richtung Parque Nacional Torres del Paine.

Unser heutiges Ziel, der Parque Nacional Torres del Paine, liegt etwa 50 Kilometer entfernt in nördlicher Richtung. Wir nehmen für den Weg dorthin die Ruta 9, zunächst noch im Gegensatz zur Aussage aller uns vorliegenden Straßenkarten asphaltiert aber sehr schmal. Nach einigen Kilometern endet der Asphaltbelag und wir sind auf gutem Ripio unterwegs. Die Landschaft hier ist ebenso karg wie die Steppe auf der argentinischen Seite, allerdings deutlich grüner. Rechts und links von uns befinden sich langgezogene Hügelketten. Was sich direkt vor uns befindet, können wir leider nicht so recht erkennen, denn wir befinden uns inzwischen mitten in der Wolkenbank, die wir schon von Argentinien aus gesehen haben. Es lässt sich zwar erahnen, dass sich vor uns die Basis eines massiven Gebirgsstocks befindet, die charakteristischen Türme de Torres del Paine-Massivs verstecken sich aber komplett.

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Ein Nandu.

In einem weiten Tal sehen wir an der Seite der Straße einen weißen Touristenbus stehen und davor mehrere Leute, die intensiv mit ihren Kameras hantieren. Der Bus hat offensichtlich kein technisches Problem, sondern es gibt etwas zu sehen. Wir halten ebenfalls, in etwas Entfernung, und schauen uns um: Rechts und links neben der Straße stehen in der Wiese einige Nandus, deutlich näher und auch unstressiger als derjenige, den wir heute Früh gesehen haben. Im weiteren Verlauf der Strecke zum Parque Nacional Torres del Paine sehen wir noch mehrfach weitere Nandus. Und die Anzahl der Guanacos, an denen wir vorbeikommen erreicht ungeahnte Ausmaße. Hier in der Nähe des Nationalparks sind diese kamelartigen Tiere wesentlich gelassener als ihre Artgenossen weiter nördlich und sie laufen nicht gleich vor jedem vorbeifahrenden Auto panisch davon. An der Parkeingangsstation, wo wir den fälligen Eintritt für die kommenden Tage bezahlen stehen zwei Guanacos sogar direkt neben der Straße im Garten und lassen sich durch nichts und niemanden stören.

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Ein Guanaco.

Der Parque Nacional Torres del Paine ist neben seinen markanten Bergen berühmt für die vielen schönen Seen. Wir kommen zunächst am langgezogenen Lago Sarmiento vorbei. Hier ist neben der dunkelblauen Farbe des Wassers vor allem das weiße Band beeindruckend, das sich im Uferbereich einmal um den ganzen See zieht. Zum Zustandekommen dieses Bandes gibt es verschiedene Theorien. Eine besagt, dass durch geothermische Aktivitäten stark kalziumhaltiges Wasser durch das Gestein des Uferbereicht gedrückt wurde. Ähnlich wie bei einer heißen Quelle setzte sich der Kalk dort ab und sorgte so für die weiße Färbung. Eine am Ufer aufgestellte Informationstafel vertritt dagegen die These, dass die Kalkschicht von Cyanobakterien abgelagert wurde.

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Der Lago Sarmiento.

Zum kurz hinter dem Parkeingang möglichen Abstecher zur Cascade Rio Paine verzichten wir aufgrund des nicht wirklich guten Wetters und auch aufgrund der schon etwas fortgeschrittenen Uhrzeit. Die Straße ist nun sehr schmal und windet sich durch grüne Hügel lustig bergauf und bergab. Wir kommen vorbei an einem schönen Aussichtspunkt auf den Lago Nordenskjöld. Die Farbe dieses Sees - ein milchiges Türkisgrün - unterscheidet sich komplett von derjenigen des Lago Sarmiento, was darauf hindeutet, dass das Wasser hier zu einem nicht unerheblichen Anteil aus geschmolzenem Gletschereis besteht.

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Straße im Parque Nacional Torres del Paine.

Nach einigem weiteren Bergauf und Begab, vorbei an kleineren Seen, erreichen wir das Ostende des Lago Pehoe. Von hier aus müssen wir das Boot nehmen, um unsere für die kommenden beiden Nächte vorgebuchte Unterkunft zu erreichen. Das Schiff fährt nur zwei Mal täglich und uns bleibt noch etwas Zeit. Diese nutzen wir dazu, um uns zuerst den nur wenige hundert Meter entfernten Salto Grande anzuschauen. Über diesen hübschen Wasserfall mit schön türkisfarbenem Gletscherwasser fließt der Lago Nordenskjöld in den Lago Pehoe. Es sind auffällig viele andere Touristen unterwegs, vor allem Reisegruppen.

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Dieses Gefährt wird uns über den Lago Pehoe bringen.

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Der Salto Grande im Parque Nacional Torres del Paine.

Vom Parkplatz am Salto Grande lässt sich über einen kurzen Fußmarsch auch der Mirador Cuernos erreichen, von dem aus sich bei gutem Wetter ein toller Blick über den Lago Nordenskjöld auf das Torres del Paine-Massiv bietet, insbesondere auf die Cuernos, charakteristische spitze Felstürmchen. Wir entscheiden uns, dass die Zeit reichen müsste und marschieren los. Der Weg führt durch eine Hügellandschaft, über und über mit niedrigen grünen Sträuchern bewachsen. Im Hintergrund immer einer der türkisgrünen Seen und mindestens ein intensiv rot blühender Notro-Baum. Phantastische Farbkontraste.

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Cuernos und Notro-Busch.

Die Gegend an und für sich entspricht in etwa dem Bild, das wir uns von Island machen und es stört uns nur unwesentlich, dass die Berge nur sehr schemenhaft durch die Wolken zu erkennen sind. Immerhin können wir am eigentlichen Aussichtspunkt die Form der Cuernos, der Hörner, im weißen Dunst erahnen.

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Lago Nordenskjöld mit leicht in Wolken hängenden Cuernos.

Wir fahren unseren Pick Up zum Parkplatz am Schiffsanleger und tragen unsere Rucksäcke zum schon am Anlegesteg vertäuten Katamaran. Das restliche Gepäck bleibt im Auto unter einer abschließbaren Klappe, die die Pritsche des Wagens komplett abdeckt. Dirk hat zu Beginn unserer Reise das falsch montierte Schloss dieser Klappe komplett auseinandergenommen und um 90 Grad verdreht wieder eingesetzt. Nun rastet der Schließmechanismus nicht mehr ein, wenn es möglich ist, die Klappe zu öffnen, sondern wenn der Riegel ein Öffnen verhindert. Der Katamaran überquert in knapp 30 Minuten den Lago Pehoe. Dabei bietet sich ein schöner Blick auf die Salto Grande aber die Berge zeigen sich weiterhin äußerst schüchtern und in Wolken gehüllt. Als wir am Nordufer des Lago Pehoe ankommen, fällt uns zunächst die lange Schlange an Leuten auf, die am Anlegesteg auf die Rückfahrt des Katamarans wartet. Passen so viele Leute überhaupt auf das Schiff? Kurz hinter dem Anlegesteg befindet sich die Paine Grande Lodge. Wir checken ein, beziehen unser Zimmer und schauen uns um. Grande an dieser Lodge ist hauptsächlich der Preis, die Lage und die Gestaltung des Eingangsbereichs. Der Rest erreicht vielleicht gerade mal Jugendherbergsniveau: Enge Zimmer mit Stockbetten sind wir ja von Berghütten gewöhnt, aber auf Berghütten ist zumeist die Qualität des Essens deutlich höher anzusiedeln als diejenige des wässrigen Zeugs, welches hier als Abendessen serviert wird. Wir wollen aber nicht klagen, denn was das Wetter angeht scheinen wir großes Glück zu haben: Wir bekommen von anderen Wanderern erzählt, dass es die letzten zwei Tage mehr oder weniger durchgehend geregnet hat. Aber ab morgen soll das Wetter deutlich besser werden. Na das sind ja mal richtig gute Aussichten...

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 06.11.2012, 08:26 Uhr
Na denn, wenn die Wetteraussichten gut sind, dann kann man an der Unterkunft auch mal Abstriche machen  :wink:. Aber nur dann :D.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: unterwegsontour am 06.11.2012, 10:29 Uhr


Die Gletscher, die Pampa ...   :)   eine wirklich traumhaft schöne Gegend - wenn denn das Wetter mitspielt...   :|  ich drück die Daumen, das es so bleibt.

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 06.11.2012, 11:25 Uhr
Na denn, wenn die Wetteraussichten gut sind, dann kann man an der Unterkunft auch mal Abstriche machen  :wink:. Aber nur dann :D.

Ich bin mal gespannt ob Du Diese Meinung beibehälst, wenn Du vom Frühstück liest, welches wir am kommenden Morgen bekommen haben...  :| :lachen07:

Die Gletscher, die Pampa ...   :)   eine wirklich traumhaft schöne Gegend - wenn denn das Wetter mitspielt...   :|  ich drück die Daumen, das es so bleibt.

Schön, dass es Dir gefällt. 8)

Achja, eine kleine Bitte habe ich: Kannst Du bitte mit dem Daumendrücken bis zum nächsten Tag der Reise weitermachen? Da brauchen wir nämlich in der Tat ganz dringend ein bisschen Wetterglück :wink: :D

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 07.11.2012, 20:33 Uhr
Schade, dass euch der Torres del Paine wolkenverhangen empfangen hat. Die Bilder sehen trotzdem schön aus.
Das Refugio Paine Grande hat eine schöne Lage. Wir waren zwei Nächte im Refugio Torres. Das Essen dort war eigentlich ganz OK.
Jetzt bin ich mal gespannt, wie sich das Wetter die nächsten Tage entwickelt. :)
Viele Grüße
Katja
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 08.11.2012, 07:43 Uhr
Das Refugio Paine Grande hat eine schöne Lage. Wir waren zwei Nächte im Refugio Torres. Das Essen dort war eigentlich ganz OK.
Jetzt bin ich mal gespannt, wie sich das Wetter die nächsten Tage entwickelt. :)

Das Refugio Torres steht in direkter Nähe vom Hotel las Torres, oder? Ein schöner Aussichtspunkt für die östliche Hälfte des Circutio oder des "W". Dieses Refugio hatte ich bei der Reisplanung irgendwie übersehen, mit der Folge, dass uns die letzten beiden Übernachtungen in diesem Nationalpark ziemlich teuer geraten sind (weil wir eben in das Hotel gegangen sind).

Wie sich das Wetter entwickelt hat verrate ich sofort - im nächten Tagesbericht...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 08.11.2012, 07:50 Uhr
Guten Morgen allerseits,

heute gehen wir wieder wandern...

14.11.2011: Paine Grande Lodge
Wir können erstaunlich gut schlafen und stehen um sieben Uhr auf. Die restlichen Bewohner unseres Sechsmannzimmers schlafen alle noch. Auch in den Waschräumen setzt erst so langsam Betrieb ein und im Frühstücksraum sind wir fast völlig alleine. Zum Frühstück essen wir unter anderem ein Rührei, welches grob geschätzt zu vielleicht 10 % aus Ei besteht - der Rest ist Wasser. Danach ziehen wir unsere Bergschuhe an, setzen die Rucksäcke auf und los geht's. Der Himmel ist mehr oder weniger komplett mit Wolken bedeckt. Aber immerhin ist es trocken. Trotzdem entscheiden wir uns, heute nicht in die Berge zu gehen, sondern die flachere der beiden möglichen Wanderungen zu machen. Die Tour die daher auf dem Programm steht, führt zuerst von Lago Pehoe zum westlich davon gelegenen Lago Grey und an dessen östlicher Seite nach Norden zum Refugio Grey, einer kleinen Hütte mit Übernachtungsmöglichkeit. Auf ungefähr halber Strecke zwischen der Paine Grande Lodge und dem Refugio Grey gibt es einen erhöht gelegenen Aussichtspunkt auf den Glaciar Grey, der in das Nordende des Lago Grey fließt. Vom Refugio Grey aus wollen wir soweit in Richtung Gletscher laufen wie es die Zeit zulässt, am besten bis zum Campamento los Guardas. Das wären dann 13 Kilometer one way. Diese Strecke ist ein Teil des berühmten Circuito, einer Mehrtageswanderung, die um das komplette Torres del Paine-Massiv herumführt. Für den Wanderer mit weniger Zeit gibt es als Alternative zum Circuito noch das nicht weniger berühmte "W", in dessen Verlauf die schönsten Punkte von der Südseite der Berge aus angelaufen werden. Unsere heutige Route entspricht dem linken vertikalen Strich des (etwas eckig geschriebenen) "W".

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Beginn des Trails von der Paine Grande Lodge in Richtung Refugio Grey.

Der Weg führt zunächst durch niedriges Buschwerk, vorbei an einem kleinen Gebäude der Parkverwaltung und knickt dann nach Nordwesten ab. Jetzt laufen wir in Richtung eines schmalen Durchlasses in den felsigen Hügeln, die die flache Gegend rund um die Paine Grande Lodge komplett umschließen. Überall um uns herum blühen die knallroten Notro-Bäume. Hinter dem Durchlass geht es bergauf und durch ein Dickicht von niedrigen Südbuchen. Die Bäume werden höher und nach einiger Zeit kommt die Laguna los Patos in Sicht, ein kleiner See, der sich aus uns unerfindlichen Gründen hier oben auf der Hochebene halten kann.

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Die Laguna los Patos.

Es ist sehr windig und die Oberfläche der Laguna wird von den Böen ziemlich heftig aufgewirbelt. Im munteren Bergauf und Bergab kommen wir zum Aussichtspunkt auf den Glaciar Grey, welcher zu beiden Seiten der baumbestandenen Isla Nunatak in den See fließt. Trotz des recht düsteren Wetters kommt die Türkisfarbe des Gletschers toll zur Wirkung.

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Erster Blick auf den Glaciar Grey.

 Aufgrund des stürmischen Winds brechen wir nach nur kurzer Zeit vom Aussichtspunkt wieder auf und laufen weiter in Richtung Refugio Grey. Der Weg führt zunächst steil bergab und in einen dichten Südbuchenwald. Hier kommen wir nach einiger Zeit zur Baustelle einer größeren Lodge, welche offensichtlich in Kürze das rustikale Refugio Grey als Übernachtungsmöglichkeit ersetzen soll. Im Stile der Paine Grande Lodge sollen mehr Wanderer bequemer untergebracht werden. Ein Trend der sich fortsetzen wird? Werden solche Lodges in ein paar Jahren entlang des gesamten Circuito oder zumindest entlang des gesamten "W" stehen? Laut Baustellenschild hätte die Eröffnung im Oktober 2011 stattfinden sollen. Das Gebäude schaut schon recht fertig aus, es sind allerdings noch ein paar letzte Arbeiten zu erledigen. Als wir vorbei gehen, sind gerade ein paar Arbeiter dabei, ein Wasserrohr zu verlegen.

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Eisberge auf dem Lago Grey.

Nur wenige Minuten hinter der neuen Lodge kommen wir zur Abzweigung, an der es nach links zur alten Refugio Grey geht und geradeaus Richtung Campamento los Guardas. Laut Parkplan ist dieser Campground zwei Stunden entfernt, laut dem hier stehenden Schild 1.5 Stunden und laut unserem Wanderführer eine Stunde. Was stimmt denn nun? Wir laufen geradeaus weiter, zunächst durch lichten Laubwald. Ab und an können wir durch die Bäume einen Blick auf den vor uns liegenden Gletscher erhaschen. Leider hat es inzwischen angefangen zu regnen, und zwar relativ stark. Als wir knapp 30 Minuten hinter der Abzweigung zum Refugio Grey zu einem schönen Aussichtspunkt auf den Gletscher kommen, entscheiden wir uns umzudrehen. Im weitern Verlauf verlässt der Weg nämlich für eine Weile den Wald und eine Erfahrung wie die vor zwölf Tagen buchstäblich ins Wasser gefallene Wanderung zum Glaciar Yelcho an der Carretera Austral pro Urlaub ist mehr als genug. Wir wollen zum Refugio Grey zurück laufen und dort etwas abwarten. Während des Wegs zurück bestätigt es sich, dass unsere Entscheidung die richtige war, denn die Stärke des Regens nimmt noch deutlich zu. Eine Stunde, nachdem wir das erste Mal dort vorbei marschiert sind, erreichen wir wieder das Refugio Grey und setzen uns in die gemütliche Gaststube. Die Hütte liegt direkt am Seeufer und entspricht viel mehr dem Bild einer Berghütte, wie sie auch in den europäischen Bergen stehen könnte, als die große und lärmende Paine Grande Lodge. Es sind jede Menge andere Wanderer hier, zumeist haben diese hier in der Hütte oder im benachbarten Campground übernachtet. Nach einiger Zeit hellt sich der Himmel draußen deutlich auf. Der patagonische Wind hat die dunklen Wolken zumindest zeitweise vertrieben und über uns prangt am Himmel ein mehr oder weniger großes blaues Loch in den Wolken.

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Refugio Grey.

Wir halten Kriegsrat und entscheiden uns nach längerer Diskussion, einen zweiten Versuch zu unternehmen, den Campamento los Guardas zu erreichen. Da wir ja sehr früh losgelaufen sind, müsste sich das auch zeitlich mit dem Beginn des Abendessens in unserer Lodge locker ausgehen. Den ersten Teil des Weges kennen wir ja schon. Hinter dem Mirador, an dem wir beim ersten Versuch umgedreht sind, wird der Weg deutlich interessanter weil alpiner. So müssen wir zum Beispiel mehrere tief ausgewaschene Bachbetten überqueren. Im Verlauf des Weges hören wir einmal ein sehr lautes Grummeln und Scheppern. Da hat sich scheinbar ein größeres Stück Eis vom Gletscher gelöst und ist in den See gefallen. Zu unserer großen Überraschung erreichen wir nach nur gut 45 Minuten den Campground. Dieser liegt etwas langweilig aber recht idyllisch mitten im Wald. Ein paar Meter entfernt finden wir einen tollen Aussichtspunkt auf Lago Grey und Glaciar Grey. Der Blick auf den Gletscher ist vor allem deswegen atemberaubend, da wir uns im Gegensatz zu unseren Gletschererlebnissen im Parque Nacional los Glaciares nicht auf selber Höhe mit dem Gletscher oder nur leicht erhöht befinden. Stattdessen schauen wir aus gut 150 Metern Höhe auf die riesige zerklüftete Oberfläche des Gletschers hinab. Dieser wird - ebenso wie der Luftlinie nur etwa 55 Kilometer entfernte Glaciar Perito Moreno - aus dem südpatagonischen Eisfeld gespeist. Wir können den Verlauf des Eises in Richtung Eisfeld für ein gutes Stück verfolgen, bis uns die immer noch vorhandenen Wolken den Blick versperren. Ein phantastischer Anblick. Eine frische dunkeltürkisfarbene Wunde an der helltürkisfarbenen Gletscherfront zeigt uns, wo der Eisabbruch stattfand, den wir vor ein paar Minuten gehört haben. Wir genießen den Ausblick ausgiebig und kehren denn um.

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Glaciar Grey vom Campamento los Guardas aus gesehen.

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Frischer Eisbruch am Glaciar Grey.

Der Rückweg verläuft komplett entlang unserer Anmarschroute. Bis kurz hinter dem Refugio Grey wechseln sich blauer Himmel und ganz leichte Regenschauer immer wieder ab. Wir befürchten noch, dass der Regen den Kampf um die Vorherrschaft über das Wetter gewinnt. Dann allerdings zeigt sich Patagonien völlig unerwartet von seiner schönsten Seite: Die Wolken verschwinden Stück für Stück und die schon tief stehenden Sonne taucht die Landschaft in ein phantastisches Licht. Die türkisgrüne Farbe des Gletscherwassers im Lago Grey kommt perfekt zur Geltung. Ungefähr auf halber Strecke zwischen Refugio Grey und der Paine Grande Lodge sehen wir in kurzem Abstand zwei Kondore, die über uns in sehr niedriger Flughöhe ihre Kreise ziehen.

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Blick auf den Lago Grey mit Kondor.

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Ein Kondor.

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Interessante Gesteinsstrukturen.

Die direkt links neben uns befindlichen über 3000 Meter hohen Gipfel des Cerro Paine Grande sind noch in Wolken gehüllt, aber als wir uns um 18:00 Uhr wieder unserer Lodge nähern, erwartet uns eine besondere Überraschung: In nördlicher und nordöstlicher Richtung, wo gestern Abend und heute morgen nur eine Wolkenküche zu sehen war, steht komplett wolkenfrei der östliche Teil des Torres del Paine-Massivs, komplett mit den berühmten Cuernos. Super.

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Erster Blick auf den Lago Pehoe während dem Rückmarsch zur Paine Grande Lodge.

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Abendlicher Blick auf die wolkenfreien Cuernos.

Das Abendessen bestätigt unsere gestern gemachten Erfahrungen. Der Nachtisch besteht beispielsweise nicht - wie angekündigt - aus einer Vanillemousse, sondern aus Wasser, welches irgendwie in eine feste Form gebracht und mit einem ganz leichten Vanillegeschmack versehen wurde. Nach dem Essen spannen wir aus und gehen früh ins Bett. Hoffentlich bleibt das Wetter bis morgen gut.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 08.11.2012, 10:05 Uhr
Auch wenn das Essen in der Logde zum (http://www.smileygarden.de/smilie/Kotzen/28.gif) (http://www.smileygarden.de) war, die Wanderung und der türkisblaue Gletscher haben den Tag doch gerettet  :applaus:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 08.11.2012, 17:17 Uhr
DEN Wetterumschwung hattet ihr euch nun aber auch verdient! Gut, dass ihr die Wanderung doch noch fortgesetzt habt! Diese türkisen Gletscher... ich bin immer wieder fasziniert.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 08.11.2012, 22:10 Uhr
Dass ihr die Wanderung als die flachere der beiden möglichen Wanderungen bezeichnet! :shock: Das Auf und Ab hatte es ganz schön in sich!

Diese Wanderung haben wir als Tagestour einschließlich der Bootsfahrt hin und zurück gemacht, allerdings nur bis zum Aussichtspunkt hinter dem Refugio Grey. Von der neuen Lodge war noch nichts zu sehen.
Gut dass ihr noch ein wenig abgewartet habt und doch noch bis zum Campamento los Guardas weitergelaufen seid. Die Aussicht von dort hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 09.11.2012, 18:13 Uhr
Auch wenn das Essen in der Logde zum (http://www.smileygarden.de/smilie/Kotzen/28.gif) (http://www.smileygarden.de) war, die Wanderung und der türkisblaue Gletscher haben den Tag doch gerettet  :applaus:.

Hier muss ich noch den kurzen Einschub bringen, dass diese Wanderung (und viele andere) heute nicht mehr ganz so toll sein werden. Denn im Dezember 2011, etwas mehr als einen Monat nachdem wir dort waren, hat ein Feuer große Teile des Parks verwüstet. Unter anderem auch den Wald entlang grob geschätzt etwa drei Vierteln der Route unserer Wanderung zum Campamento los Guardas. Die Paine Grande Lodge hat überlebt, aber die schönen grünen Wiesen rund um die Lodge sind weg. In ersten Meldungen hieß es, ein Tourist aus Israel wollte im Wald Klopapierrollen verbrennen und habe dabei das Feuer entfacht - später wurde allerdings die Unschuld dieses Touristen nachgewiesen.

DEN Wetterumschwung hattet ihr euch nun aber auch verdient! Gut, dass ihr die Wanderung doch noch fortgesetzt habt! Diese türkisen Gletscher... ich bin immer wieder fasziniert.

Faszinierend an diesen Gletschern ist auch, dass alle Gletscher, an denen wir im Verlauf der vergangenen Tage (seit El Chalten) vorbeigekommen sind, im Grunde nur kleine Ausflüsse von ein und demselben Riesengletscher sind, dem südpatagonischen Eisfeld. Dieses ist mit 16800 qkm größer als Thüringen. Von El Chalten aus kann man im Rahmen einer geführten Mehrtagestour das Massiv von Fitz Roy und Cerro Torre umrunden und kommt an deren Rückseite auf das Eisfeld - so eine Tour würde mich schon sehr reizen...

Dass ihr die Wanderung als die flachere der beiden möglichen Wanderungen bezeichnet! :shock: Das Auf und Ab hatte es ganz schön in sich!

Tja, und morgen kommt die steilere Wanderung,für diese brauchen wir Kletterausrüstung und Seil  8) :wink:

Nein, Spaß beiseite - ich weiß, was Du meinst. Zum Aussichtspunkt auf den Gletscher sind es 350 Höhenmeter (die man beim Hin- und Rückweg überwinden muss, da das Rigugio Grey auf fast derselben Höhe liegt wie die Paine Grande Lodge), dazu kommen noch jede Menge Gegenanstiege - sicher nicht das, wass sich ein ungeübter Geher als flach vorstellt. Am kommenden Tag der Reise haben wir übrigens versucht, die "weniger flache" Tour zu machen. Diese führt mitten in das Torres del Paine-Massiv (uns war das am aktuellen Tag wegen dem drohendem Regen einfach zu gefährlich).

Allgemein liegt der Schwerpunkt die kommenden Tage auf Wanderungen - und morgen früh geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 10.11.2012, 08:49 Uhr
Noch alle da? Dan bitte die Wanderstiefel schnüren, denn es geht weiter.

15.11.2011: Paine Grande Lodge - Hosteria Pehoe
Wir stehen wieder um sieben Uhr auf und sind um halb acht beim Frühstück. Da wir lernfähig sind, lehnen wir heute das zum Frühstück angebotenen Rührei dankend ab. Wir packen unser Gepäck komplett zusammen und machen uns wanderfertig. Heute müssen wir um spätestens 18:30 Uhr wieder zurück an der Lodge sein, denn wir wechseln die Unterkunft und müssen daher den Katamaran über den Lago Pehoe erwischen. Dadurch, dass wir uns gestern für die Tour zum Glaciar Grey entschieden haben, steht heute eine Wanderung auf dem Programm, die laut den auf der Parkkarte angegebenen offiziellen Gehzeiten kaum zu schaffen ist. Aber was von den auf dieser Karte angegebenen Zeiten zu halten ist, haben wir ja gestern auf dem Teilstück zwischen Refugio Grey und Campamento los Guardas mitbekommen. Wir wollen den linken horizontalen Strich und dazu den vertikalen Strich in der Mitte der "W"-Tour laufen, bis zum Campamento Britannico. Dieses liegt in etwa 700 Meter Höhe im Valle del Frances zwischen den mächtigen Gipfelkämmen des Cerro Paine Grande und dem östlichen Teil des Torres del Paine-Massivs, in dem sich unter anderem die bekannten Cuernos und die namensgebenden Torres befinden. Die Wegstrecke beträgt etwa 14 Kilometer one way.

Das Wetter entspricht ungefähr dem von gestern Vormittag: Im Süden hängen letzte blaue Wolkenlücken, ansonsten ist der Himmel komplett zugezogen. Vor dem Frühstück konnten wir im Nordosten noch kurz die Cuernos erahnen, nun sind allerdings auch diese verschwunden. Unser erstes Etappenziel ist das Campamento Italiano, nordöstlich von der Paine Grande Lodge am Eingang zum Valle Frances gelegen. Wie gestern laufen wir zunächst ein ganz kurzes Stück über das die Paine Grande Lodge umgebende Flachland mit niedrigem Buschwerk und vorbei an dem kleinen Gebäude der Parkverwaltung. Dann weiter nach Nordosten, zunächst immer parallel zum Nordufer vom Lago Pehoe und am Rand der flachen Ebene bergauf auf die umgebenden Hügel. Die helle Türkisfärbung des Sees wirkt fast irreal. Ein paar Minuten später führt der Weg wieder ein Stück bergab und durch ein breites und flaches Tal. Auch dieses Tal ist dicht mit niedrigem Buschwerk bewachsen. Sehr auffällig sind wieder die feuerroten Blüten des Notro. Wir kommen zu einer Brücke über einen kleinen Bergbach und danach führt der Weg wieder bergauf auf eine kleine Hochebene. Die Cuernos sind immer noch kaum zu erkennen und es weht ein unangenehm stürmischer Wind. Irgendwie ist das genau das Wetter, wie man es sich für Patagonien vorstellt.

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Lago Skottsberg. Im Hintergrund müssten die Cuernos zu sehen sein.

Am Ende der Hochebene öffnet sich der Blick auf den unter uns liegenden Lago Skottsberg, viel kleiner als Lago Pehoe samt Konsorten und in der Farbe intensiv dunkelblau. Der starke Wind peitscht die Oberfläche des Sees ziemlich stark auf und erzeugt sogar ab und zu eine veritable Wasserhose. Der Weg führt hier recht steil bergab in die Nähe des Ufers und verläuft ab hier in einem niedrigen Wald von Südbuchen. Im stetigen Bergauf und Bergab, die flachen Stücke verlaufen hier auf längeren Strecken über Boardwalks - erreichen wir schließlich den Rio des Frances, der aus dem gleichnamigen Tal fließt. Wir folgen diesen Fluss ein Stück flussaufwärts, bis wir mit Hilfe einer fest gezimmerten Holzbrücke und einer großen, wackeligen und äußerst abenteuerlichen Hängebrücke zwei Arme des Flusses überqueren können. Direkt hinter der Hängebrücke stehen wir direkt im Campamento Italiano, malerisch mitten im Wald gelegen. Es ist noch nicht wirklich viel los und die wenigen Camper schlafen entweder noch oder sind beim Frühstück.

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Wasserhose auf dem Lago Skottsberg.

Der weitere Weg in Richtung Valle del Frances verläuft direkt nach Norden und verändert recht schnell seinen Charakter komplett: Wir hüpfen über grobes Blockwerk - hier erinnert das Ganze von der Wegführung und der Art des Gesteins her ein wenig an Bergtouren in den Zentralalpen. Wir treffen auf einen Japaner, der auf der Suche nach dem Weg ist. Obwohl die grobe Richtung ja klar ist, suchen wir gemeinsam mit dem Japaner nach der nächsten auf einen Felsbocken angebrachten Wegmarkierung. Es folgt ein kurzes recht steiles Stück auf einem sehr sandigen und kiesigen Weg. Dann erreichen wir den Ausläufer einer Seitenmoräne, die im Laufe der Jahre nach dem Rückzug des Gletschers fast vollständig mit Südbuchen zugewachsen ist. Das Wetter hat sich bis jetzt nicht wirklich verbessert: Wir erkennen zwar sowohl die Cuernos de la Paine auf unserer rechten Seite als auch das Massiv des Cerro Paine Grande links. Letzteres ist besonders beeindruckend, da an seinen Flanken große Gletscher hängen. Allerdings hängen an all diesen Bergen dicke Regenwolken und wir bekommen ab und zu mal kürzere aber nicht allzu heftige Regenschauer ab.

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Unterwegs im Valle del Frances.

Zum Glück weht gleichzeitig ein heftiger patagonischer Wind, der uns immer wieder zeitnah trocken pustet. Das letzte Stück Weg zum Campamento Britannicao führt mehr oder weniger eben durch Wald, dabei müssen wir immer wieder von der Seite kommenden Schuttreißen durchqueren und aufpassen, dabei nicht komplett vom Weg abzukommen. Am Campground angekommen halten wir erstmal Kriegsrat: Weitergehen oder nicht? Ein paar hundert Meter weiter befindet sich ein schöner Aussichtspunkt auf die umgebenden Berge. Andererseits macht es auch keinen Sinn, bei Regen auf einem Aussichtspunkt zu stehen und die umgebenden Wolken anzuschauen. Andererseits hat sich ja gestern zur ungefähr gleichen Uhrzeit das Wetter nahezu plötzlich rapide verbessert - und da im Osten: Ist dort nicht etwa ein kleines Stück blauer Himmel zu erkennen?

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Der Rio des Frances.

Wie gestern entscheiden wir uns, weiterzugehen, denn wir können damit ja nicht wirklich etwas verlieren. Wir laufen also weiter Richtung Norden und kommen dabei nach ein paar Minuten an einem auffälligen großen Felsen mitten im Wald vorbei. Von hier aus führt der Weg noch ein kurzes Stück durch den Wald und dann in ein kleines V-förmiges Tal hinein. Ab hier ist die genaue Wegführung nicht mehr durchgehend zu erkennen, denn in dem Tal liegen einige größere Schneefelder. Neben uns sind auch noch ein französisches und ein japanisches Pärchen hier. Gemeinsam wird über den weiteren Wegverlauf beraten. Wir entscheiden uns, den frontalen Weg zu wählen - entlang des Taleinschnitts nach oben. Die beiden anderen Pärchen bleiben zurück. Die von uns gewählte Route entpuppt sich als korrekt, nach nur kurzer Zeit stoßen wir auf Pfadspuren, die sich in Serpentinen den hier aus Schotter bestehenden Berghang hochziehen. Ab und an ist der Weg auch durch Steinmännchen markiert. Zu unserer großen Überraschung erfüllt uns das Wetter unsere kühnsten Erwartungen und bessert sich langsam aber deutlich. Der Himmel erhält immer mehr blaue Flecken. Unser Weg führt uns in die Felsregion und ist immer noch mit Steinmännchen markiert. Der Blick auf die umgebenden Berge ist nun, bei besserem Wetter, einfach atemberaubend.

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Und und auf einmal sind die Wolken weg...

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Cerro Mascara und Cuerno Norte.

Nach einiger Zeit und auch einige Höhenmeter weiter oben entscheiden wir uns allerdings, dass der auf der Parkkarte eingezeichnete offizielle Aussichtspunkt nicht mehr kommt. Da wir ja heute Abend noch unser Schiff erreichen müssen, kehren wir nach einer kurzen Pause um. In Nachhinein, bei genauerem Studium der uns vorliegenden Karten, wird sich übrigens herausstellen, dass wohl schon der große Findling im Wald der offizielle Aussichtspunkt war. Der weitere von uns gelaufene Weg ist zumindest in den einfachen Wanderkarten des Nationalparks nicht mehr eingezeichnet. Wir sind ein gutes Stück in Richtung einer Scharte gelaufen, über die sich das Valle del Silencio erreichen lässt, in dem das Campamento Japones liegt. Hätten wir womöglich nur ein paar Minuten weiter laufen müssen, um von dieser Scharte aus einen tollen Blick ins Tal zu erhalten? Wir werden es wohl nie erfahren.

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Blick aus dem Valle del Frances auf den Lago Nordenskjöld.

Der Abstieg in Richtung Campamento Britannico verläuft zunächst sehr schnell, denn wir können über die Schneefelder hüpfen bzw. abfahren und so sehr schnell viele Höhenmeter verlieren. Auf dem Wegstück zwischen Campamento Britannico und Campamento Italiano legen wir noch eine längere Pause ein um den am Cerro Paine Grande hängenden Glaciar Frances zu beobachten. Dieser hat sich nämlich dazu entschlossen, genau in diesem Moment mit viel Getöse riesige Mengen Schnee und Eis in Form gewaltiger Lawinen ins Tal zu schicken. Es ist faszinierend, wie der aufgewirbelte Schnee das halbe Seitental in einen weißen Schleier hüllt.

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Glaciar Frances und Lawine.

Nachdem dieses Spektakel vorbei ist marschieren wir weiter zurück entlang der Aufstiegsroute zum Campamento Italiano und von dort aus zur Paine Grande Lodge. Dort treffen wir ungefähr 50 Minuten vor der Abfahrt unseres Katamarans über den Lago Pehoe ein - genug Zeit, um sich im Shop der Lodge noch etwas Kühles zum Trinken zu kaufen. An der Schiffsanlegestelle bildet sich schnell eine große Warteschlange und es wird auch an Bord deutlich voller als im Verlauf der Hinfahrt. Während der Fahrt unterhalten wir uns mit zwei deutschen Backpackerinnen, die für mehrere Monate in Südamerika unterwegs sind. Die beiden lassen sich einfach treiben und haben nicht fest vorgeplant, wo es als nächstes hingehen soll. Sie erzählen uns, dass sie gerade ihr Studium abgeschlossen haben - ja, das ist eine der wenigen Gelegenheiten im Leben, an der man wirklich Zeit für solche Unternehmungen hat.

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Die Cuernos im Parque Nacional Torres del Paine.

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Rückweg zur Paine Grande Lodge.

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Lago Skottsberg mit den Cuernos.

Unser Auto steht noch auf dem Parkplatz am Bootsanleger an der Ostseite des Lago Pehoe. Wir müssen nach dem anstrengenden Tag zum Glück nicht mehr allzu weit fahren: Nur wenige Kilometer weiter südlich steht auf einer kleinen Insel und über einen Holzsteg mit dem Festland verbunden die Hosteria Pehoe. Ein nettes kleines Hotel mit auffällig vielen polnischen und holländischen Gästen. Während sich diese allerdings ruhig und zivilisiert verhalten, schießt ein Kollege aus den USA den Vogel ab: Die Tische für das Abendessen sind nach Zimmernummern zugeordnet und der Amerikaner findet seinen Tisch nicht. Anstatt ruhig weiterzusuchen oder um Hilfe zu fragen, rennt er bestimmt fünf Minuten einem Kellner hinterher und ruft in voller Lautstärke auf englisch , dass seine Zimmernummer ja die 12 wäre und wo denn sein Tisch ist. Keine höfliche Anrede, kein Bitte, nichts. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob der Keller kein Englisch versteht oder ob er es in diesem Moment einfach nicht verstehen will. Wir freuen uns, zum ersten Mal in drei Tagen wieder ein gescheites Abendessen zu bekommen und genießen den genialen Blick aus dem Speisesaal auf das Torres del Paine-Massiv, welches nun wieder relativ wolkenfrei in seiner ganzen Pracht zu erkennen ist.

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Hosteria Pehoe, Lago Pehoe und das Torres del Paine-Massiv.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 10.11.2012, 12:11 Uhr
Toll, dass sich das Wetter noch erheblich gebessert hat. Das sind tolle Aussichten. Die Lage der Hosteria Pehoe ist wirklich genial.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 10.11.2012, 14:08 Uhr
Jetzt löst ihr auch noch eine Lawine aus  :zwinker:, Gut, dass das weit weg war. Irgendwie sieht's da ein bisschen aus wie in den Dolomiten - nur alles viiieeel größer  :daumen:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 10.11.2012, 16:47 Uhr
Toll, dass sich das Wetter noch erheblich gebessert hat. Das sind tolle Aussichten. Die Lage der Hosteria Pehoe ist wirklich genial.

An diese spontanen Wetterverbesserungen habe ich mich bis übrigens zum Ende der Reise so gewöhnt, dass ich auf Feuerland fast darauf bestanden hätte, bei Regen die Tour auf den Cerro Guanaco zu starten. Zum Glück hat der gesunde Menschenverstand dann doch gesiegt (als am nächsten Morgen die Wolken weg waren, war der Gipfel mit Neuschnee gezuckert).

Stimmt - die Lage der Hosteria Pehoe auf der kleinen Insel ist super - noch dazu kam bei uns die Freude, nach den beiden Tagen in der Paine Grade Lodge mal wieder wieder gescheites Essen serviert zu bekommen. (http://www.smilies.4-user.de/include/Essen/smilie_essen_126.gif)

Die Kombination aus beiden hat dafür gesorgt, dass diese Hosteria einen Platz ganz weit oben in meiner privaten Urlaubs-Unterkunfts-Rangliste bekommen hat.

Jetzt löst ihr auch noch eine Lawine aus  :zwinker:, Gut, dass das weit weg war. Irgendwie sieht's da ein bisschen aus wie in den Dolomiten - nur alles viiieeel größer  :daumen:.

Für die Lawine schämen wir uns auch ganz doll (http://www.smilies.4-user.de/include/Verlegen/smilie_verl_043.gif) :wink:

Was den Vergleich der Dolomiten angeht, muss ich wieder mal einen Cliffhanger anbringen (falls ich darf...): Am übernächsten Tag der Reise besuchen wir zum Abschluß unseres Besuchs im Parque Nacional Torres del Paine eine Ansammlung von Berggipfeln, welche wirklich mehr oder weniger identisch in Südtirol nachgebaut worden sind (so etwa im Maßstab 1:2) :lol:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: unterwegsontour am 10.11.2012, 20:38 Uhr

ich finde das Bild mit dem augepeitschten See zeigt so richtig den Wind ... auch wenn du bisher immer geschrieben hast wie windig es war, ich finde das Foto zeigt es am besten .... wie sagt man so schön:  ein Bild sagt mehr als tausend Worte   :)


Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 10.11.2012, 22:36 Uhr
Zitat
Noch alle da?

Also ich bin noch dabei und genieße noch immer! Beeindruckend, was ihr da unter die Füße nehmt!
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 11.11.2012, 09:29 Uhr
ich finde das Bild mit dem augepeitschten See zeigt so richtig den Wind ... auch wenn du bisher immer geschrieben hast wie windig es war, ich finde das Foto zeigt es am besten .... wie sagt man so schön:  ein Bild sagt mehr als tausend Worte   :)

Dass dieses Bild die gewünschte Wirkung erzielt, freut mich ganz besonders. Ich muss nämlich zugeben, dass ich während der Reisevorbereitung beim Schmökern von Reiseberichten öfters vom patagionischen Wind gelesen habe - allerdings nicht so recht daran geglaubt habe, dass dieser etwas besonderes sein soll. Das hat sich dann im Verlauf der Reise schnell geändert - vor allem während der vor einigen Tagen im Bericht beschriebenen Bootsfahrt auf dem Lago Argentino (http://www.smilies.4-user.de/include/Wetter/herbst-smilies-02.gif) (http://www.smilies.4-user.de)

Also ich bin noch dabei und genieße noch immer! Beeindruckend, was ihr da unter die Füße nehmt!

Ja, die Wanderungen... Sowohl der Parque Nacional los Glaciares als auch der Torres del Paine sind Nationalparks, zu denen man sicherlich hinfahren kann, sich kurz die Berge anschaut und dann wieder wegfährt - das wird ja in vielen vorgeplanten Reisen aus dem Reisebüro auch so gemacht. Wir fanden es dann wahnsinnig faszinierend, wie viele und immer unterschiedliche Einblicke man in diese Parks erhält, wenn man auch ein paar Tage zum Wandern dort bleibt.

Ein weiterer Grund aus dem wir uns entschieden haben länger dort zu bleiben ist, dass bei einem längeren Aufenthalt dort einfach die Wahrscheinlichkeit steigt, einmal kurz schönes Wetter zu haben. Das ist kein Scherz - es gibt Leute, die vier Tage im Parque Nacional Torres del Paine waren und kein einziges Mal die Berge zu Gesicht bekommen haben.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 12.11.2012, 07:42 Uhr
Hallo allerseits,

heute wechseln wir wieder das Hotel, bleiben aber im Parque Nacional Torres del Paine. Es stehen einige kleinere Wanderungen auf dem Programm:

16.11.2011: Hosteria Pehoe - Hotel Las Torres
Auch in dieser Lodge gibt es Frühstück um halb acht - hier aber ist ein ausgesprochen leckeres und vor allem nicht flüssiges Rührei mit dabei. Der Himmel zeigt sich zum Großteil recht grau und wolkenbedeckt mit vereinzelten blauen Flecken. Letztere ermöglichen uns einen schönen Blick aus dem großen Panoramafenster des Speisesaals auf das Torres del Paine-Massiv mit den schönen Cuernos. Nachdem wir im Verlauf der vergangenen beiden Tage direkt an diesem Bergstock unterwegs gewesen sind, wollen wir uns heute einigen Trails in anderen Bereichen des Nationalparks widmen. Dazu fahren wir zunächst die gewundene Parkstraße bis zu ihrem westlichen Ende am Hotel Lago Grey. Diese Straße verläuft zuerst entlang der Ostseite des Lago Pehoe, dann am recht breiten Rio Paine nach Süden. Der Rio Paine wird mit Hilfe einer einspurigen Holzbrücke überquert. Ein deutlich moderneres und auch breiteres Bauwerk aus Beton und Stahl wird momentan direkt neben der alten Brücke errichtet. Kurz danach, insgesamt etwa 12 Kilometer südlich der Hosteria Pehoe, führt die Straße an den Gebäuden der Parkverwaltung vorbei und knickt nach Nordwesten ab, durch ein langgezogenes Tal. Hier soll es Huemuls geben, wir sehen aber leider wieder keinen dieser seltenen Andenhirsche. Schließlich kommen wir zum Hotel Lago Grey, am Südufer des gleichnamigen Sees gelegen. Nur einige Meter weiter kommen wir am Ende der Straße zu einem großen Parkplatz. Hier befindet sich der Trailhead von zwei Wanderungen, die wir beide laufen wollen.

Die erste Tour führt uns relativ eben zum Lago Grey. Dazu wird zunächst der kleine Rio Pingo mit Hilfe einer hölzernen Hängebrücke überquert, dann verläuft der Weg ein Stück lang durch einen Laubwald. Nach einigen Metern hören wir ein klopfendes Geräusch und schauen uns um, woher dieses Geräusch stammt. Wir staunen nicht schlecht, als wir direkt am Weg, nur ein paar Meter von uns entfernt, einen Magellanspecht entdecken, der sich gerade sein Frühstück erjagt. Es ist ein Weibchen, mit schwarzem Schopf und rot eingefärbten Schnabelansatz. Das Tier hackt derart energisch in die Baumrinde, dass im wahrsten Sinne des Wortes die Fetzen fliegen. Und dabei handelt es sich durchaus um größere Stücke Borke und Rinde, die fröhlich in der Gegend herumfliegen. Alle paar Minuten wechselt der Specht den Baum, fliegt einen oder zwei Bäume weiter und hackt dort weiter. Toll.

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Ein weiblicher Magellanspecht.

Wir laufen weiter und kommen zu einem breiten Strand mit sehr grobem Kies. Das ist das südliche Ufer des Lago Grey. Vor zwei Tagen hatten wir ja den Gletscher besucht, der in den nördlichen Teil des Sees fließt. Die Eisberge, die dort vom Gletscher abbrechen, werden durch Strömung und Wind nach Süden getrieben und sammeln sich in der Gegend des Strandes an, auf dem wir jetzt stehen. Wir sehen jede Menge größere und kleinere Eisbrocken, teilweise fast zum Greifen nah. Allen dieser Brocken gemeinsam ist die satte türkisgrüne Farbe des Eises.

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Südufer des Lago Grey mit Eisbergen.

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Eisberge im Lago Grey.

Am Ende des Strandes befindet sich eine kleine baumbestandene Halbinsel, um die ein schöner Wanderweg herumführt. Auf halber Strecke kommen wir zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir noch viel mehr Eisberge und am anderen Ende des Sees den Glaciar Gray und die ihn umgebenden Berge sehen. Nach Umrunden der Halbinsel laufen wir über den Strand und durch den Wald und sind nach insgesamt etwas mehr als fünf Kilometern wieder zurück am Auto. Dort erfrischen wir uns etwas, legen wir eine kurze Pause ein und schon geht es los zur zweiten Wanderung. Diese führt uns an die Hänge des mächtigen Cerro Ferrier zum auf 700 Metern Höhe gelegenen Mirador Ferrier, von wo aus wir uns einen schönen Blick auf den Lago Grey erwarten. Der Weg beginnt links neben einem kleinen Gebäude der Parkverwaltung. Zunächst geht es nur ein kleines Stück bergauf und dann durch eine mit Gras und vereinzelten Büschen bewachsene Ebene. Hier kommen wir nach einigen Minuten zu einer Art zweitem Trailhead, zu erkennen an einem kleinen Holzschild mit einem Comicbiber, der dem Wanderer anzeigt, wie viele Höhenmeter noch vor ihm liegen. Diese Schilder werden wir im weiteren Verlauf des Trails noch mehrfach sehen, jedes Mal mit einem unterschiedlichen Kommentar des Bibers. Eine nette Idee, wie wir finden. Wir verstehen allerdings nicht so ganz, wieso ein Biber als Symboltier für einen Wanderweg in Patagonien gewählt wurde, denn Biber sind hier nicht heimisch. Einige Exemplare wurden nach Feuerland eingeschleppt und gelten dort heute als Plage.

Der Weg führt von nun an stetig bergauf, mal mehr und mal weniger steil durch niedriges Buschwerk und vorbei an größeren Bäumen. Während wir langsam an Höhe gewinnen, wird die Aussicht immer spektakulärer. Etwa hundert Höhenmeter unterhalb des Aussichtspunktes (zumindest laut Aussage der Biber-Schilder) kommen wir über eine Felskante und bald darauf in einen kleinen Talkessel mit einem wunderschönen dunklen und stillen Wald. Auch hier zieht sich der Weg steil nach oben, stellenweise ziemlich schlammig. Vor noch nicht allzu langer Zeit wäre hier kein Durchkommen gewesen und auch jetzt liegen rechts und links des Trails Überreste von Schneefeldern. Hinter dem Wald geht es in einer Rechtskurve hinaus auf eine Hochebene aus Geröll, noch einen letzten Anstieg hinauf und wir sind da. Es ist mal wieder extrem windig. Im Gegensatz zu einigen anderen Wanderungen im Verlauf unserer Reise ist hier der Aussichtspunkt tatsächlich mit einem Schild markiert - das ist doch mal etwas. Die Aussicht auf den Lago Grey mit seinen Gletschern ist grandios und am Ende des Sees erstrahlt der helle und scheinbar endlos reichende Glaciar Grey. Hinter dem Lago Grey sehen wir Lago Pehoe und Lago Nordenskjöld, im Südosten die Laguna Margarita, Laguna Marco Antonio sowie recht weit entfernt den großen Lago del Toro. Einzig der absolute Superstar dieses Nationalparks, nämlich das namensgebende Bergmassiv ist zwar gut sichtbar, kommt aber aufgrund der dort rumhängenden dichten Bewölkung nicht wirklich gut zur Geltung.

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Blick vom Mirador Ferrier auf Lago Grey und Lago Pehoe.

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Glaciar Grey.

Der Weg bergab verläuft auf derselben Route, die wir auch hoch gelaufen sind. Schon ganz unten, auf der grasbewachsenen Ebene in direkter Nähe des Parkplatzes beobachten und fotografieren wir ausgiebig einen schönen Schmetterling. Als wir damit fertig sind und den Weg um die nächste Kurve folgen, hocken mitten auf dem Weg zwei winzige Mäuse und schauen uns mit großen Knopfaugen an. Das sind lustige Tiere, von der Form am ehesten als Fellkugeln mit Schwanz und Augen zu beschreiben. Die beiden Mäuse lassen sich ohne größere Scheu einige Zeit lang beobachten, verstecken sich nach ein paar Minuten dann aber doch im dichten Gras.

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Fellkugel mit Schwanz und Augen.

Wieder am Auto angelangt fahren wir auf der Parkstraße zurück nach Osten. Unser nächster Stopp ist am edlen Explora-Hotel, am Ufer des Rio Paine oberhalb des Wasserfalls Salto Chico gelegen. Um zu diesem Wasserfall zu gelangen, müssen wir vom Parkplatz über einen langen Boardwalk laufen und dann um den großen Hotelkomplex herum, an dessen Küchenbereich vorbei. Der Wasserfall selber ist ganz nett aber auch kein absolutes Top-Highlight, zumal eine zum Explora-Hotel gehörende Pumpenstation oder Generatorhäuschen oder irgendetwas Ähnliches mitten in den Wasserfall gebaut wurde. Beim Rückweg zum Auto fällt uns auf, dass das Titelfoto des von Klaus Bednarz geschriebenen Buchs "Am Ende der Welt" vom Gelände des Explora aus aufgenommen wurde. Wir fanden den Patagonienteil (im Gegensatz zum viel besser gelungenen Kapitel über Feuerland) dieses Reiseberichts seltsam uninspiriert. Vor allem die gewählte Route repräsentiert so gar nicht die Vielfalt an Landschaft, Natur und Kultur, die Patagonien zu bieten hat und die wir zum Teil im Verlauf unserer Reise erleben durften. Aber Hauptsache, man kann GEZ-Einnahmen dafür verwenden, mit seinem Filmteam im mit Abstand teuersten Hotel (ein Einzelzimmer kostet mal locker 750 Euro pro Nacht) des Nationalparks abzusteigen...

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Holzbrücke über den Rio Paine.

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Blick auf die Cuernos vom Gelände des Explora-Hotels aus.

Weniger als einen Kilometer weiter kommen wir zum schön am Seeufer gelegenen Pehoe-Campground. Hier müsste sich rechterhand der Straße der Parkplatz am Trailhead unserer nächsten Wanderung befinden. Wir biegen zunächst etwas zu früh ab und landen an einer Hütte, aus der heraus uns ein uniformierter Mensch neugierig anschaut. Es ist uns nicht ganz klar, ob dieser Mensch zum Campground, zum Nationalpark oder zu etwas anderem gehört. Immerhin reichen aber inzwischen auch Dirks Spanischkenntnisse aus, um nach dem Weg zu unserem Parkplatz zu fragen. Zwei Minuten später steht unser Pick Up an der korrekten Stelle und wir brechen auf. Dieser Trail wird uns auf den Mirador Condor führen, einem kleinen Berggipfel mit Blick direkt auf den Lago Pehoe und das Torres del Paine-Massiv. Die nette Wanderung führt zuerst ein Stückchen durch einen Wald, dann durch eine faszinierende Hochlandschaft, die dicht mit irgendwelchen fast künstlich aussehenden hellgrünen Pflanzen bewachsen ist. Aus dieser Landschaft erheben sich zwei Berggipfel aus braunem Sedimentgestein und der nördlichere dieser beiden Gipfel ist der Mirador Condor. Der Weg dorthin schlängelt sich zwischen den Gipfeln durch und dann nach oben. Auch hier weht ein fast unangenehm heftiger Wind. Der Weg ist steil, sandig und rutschig. Doch der Blick von oben ist alle Mühen wert - zumal wie schon gestern und vorgestern sich das Wetter im Lauf des frühen Nachmittags deutlich verbessert hat. Der Blick auf das wild zerklüftete Torres del Paine-Massiv ist unbeschreiblich und unter uns breiten sich wie ein Flickenteppich die unterschiedlichen Seen des Nationalparks aus. Wir erkennen das Explora-Hotel, sowie die Hosteria Pehoe, in der wir die vergangene Nacht verbracht haben.

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Blick vom Mirador Condor auf Lago Pehoe mit dem Pehoe-Campground und dem Explora-Hotel.

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Blick vom Mirador Condor auf Lago Pehoe und das Torres del Paine-Massiv.

Als wir wieder wohlbehalten am Auto angelangt sind machen wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft für die kommenden beiden Nächte. Für diese haben wir uns das im Ostteil des Parks gelegene Hotel las Torres gegönnt. Das ist die teuerste Übernachtungsstätte unserer bisherigen Reisehistorie - selbst das "The View" im Monument Valley war zu unserer damaligen Reisezeit günstiger. Wir fahren über Schotter zunächst ein Stück nach Osten. Hinter dem Lago Pehoe ist die Straße nagelneu gegradet worden - nach all der bisherigen Rumpelei auch mal ganz schön. Wir fahren am Lago Nordenskjöld vorbei und biegen einige Kilometer vor dem Parkausgang nach links ab. Hier kommen wir durch eine mit Gras bewachsene Hügellandschaft, in der sehr viele Guanacos grasen. Der absolute Höhepunkt ist eine Familie bestehend aus einem Muttertier und zwei Jungen. Die Mutter nimmt gerade ein Sandbad und wälzt sich daher ziemlich artistisch auf dem Boden herum. Und die beiden Jungtiere schauen zu. Süß.

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Sandbadendes Guanaco.

Unsere Straße führt über einige Serpentinen steil herab ins Tal des Rio Paine. Direkt am dortigen Parkeingang biegen wir nach links auf die Zufahrt zum Hotel las Torres ab. Diese führt zunächst über eine alte und extrem schmale Hängebrücke. Katharina steigt aus und dirigiert. Dirk hat in Reiseberichten gelesen, dass man hier die Spiegel des Autos umklappen sollte. Da unsere Spiegel nicht in Wagenfarbe lackiert sind, probieren wir ob es auch so geht. Nein, tut es nicht und die Reiseberichte hatten recht: Auf halber Strecke berührt unser rechter Außenspiegel die Verstrebung der Brücke und klappt dabei von selber um.

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Enge Hängebrücke auf der Zufahrtsstraße zum Hotel las Torres.

Nach sieben weiteren Kilometern kommen wir zu unserem Hotel. Im Straßenverlauf dorthin sehen wir viele Wanderer, die noch den nächsten Campground am Circutio oder am "W"-Trek erreichen wollen. Das Hotel selber ist sehr edel mit schönen Zimmern. Es sind viele Tiere unterwegs, unter anderem Pferde und auch einige Füchse, die wohl mehr oder weniger zum Hotelinventar gehören. Zum Abendessen gönnen wir uns das ziemlich teure Buffetmenü im hoteleigenen Restaurant. Recht lecker und auch sehr reichlich. Auf dem Weg zurück zu unserem Zimmer treffen wir noch einen sich putzenden Fuchs. Das Tier ist wohl ebenso müde wie wir, das schließen wir jedenfalls aus seinem wiederholten Gähnen.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 12.11.2012, 10:50 Uhr
Die Landschaft ist so schön, dass sie schon wieder unwirklich wirkt. Bei euren Bildern meine ich, immer wieder ein Kalenderblatt umzuschlagen  :applaus: :applaus: :applaus:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 12.11.2012, 19:10 Uhr
Volle Zustimmung!  :daumen:
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 13.11.2012, 07:38 Uhr
Hallo Ilona, hallo Andrea,

schön, dass Euch die patagonischen Landschaften gefallen. In echt war es fast noch beeindruckender als auf den Fotos. Morgen kommt mehr, und zwar der Höhepunkt unseres Besuches im Torres del Paine-Nationalpark.

Da ich für den Rest der Woche auf Dienstreise sein werde, kann ich selber dann den Bericht nicht einstellen. Allerdings hat sich Katharina bereit erklärt, das zu übernehmen und damit ihr erstes Posting in diesem Forum seit mehr als drei Jahren zu tätigen :D

Ich wünsche jedenfalls jetzt schon viel Spaß beim Lesen!

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Nekochan am 14.11.2012, 07:39 Uhr
Guten Morgen!

Wie Dirk schon angekündigt hat, bin ich für heute euer Tourguide. Heute besuchen wir die Formation, die dem Parque Nacional Torres del Paine seinen Namen gegeben hat:

17.11.2011: Hotel Las Torres
Für unseren letzten Tag im Parque Nacional Torres del Paine haben wir uns wieder eine schöne Wanderung rausgesucht und zwar den rechten vertikalen Strich der berühmten "W"-Wanderung. Dieser startet direkt vor unserem Hotel und führt zu den turmartigen Berggipfeln, die diesem Nationalpark ihren Namen gegeben haben, den Torres del Paine. Aber zuerst geht es zum Frühstück. Dieses ist sehr lecker und zu unserer Freude gibt es auch Dulce di Leche, die typisch südamerikanische Karamellcreme, die wir in den vergangenen Wochen sehr zu schätzen gelernt haben.

Das Wetter ist sehr gut, auf dem fast komplett blauen Himmel sehen wir nur ein paar relativ hohe Schleierwolken und etwas Hochnebel. Wir laufen zunächst über das Hotelgelände ein Stück nach Westen, dann geht es leicht bergab und es werden mit Hilfe zweier sehr wackeliger Hängebrücken zwei Arme des Rio Ascencio überquert.

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Beginn des Trails zum Valle Ascencio. Hinten rechts der Monte Almirante Nieto.

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Hängebrücke über den Rio Ascencio.

Direkt hinter der zweiten Brücke knickt der Weg nach Norden ab und verläuft ab hier mehr oder weniger entlang des Rio Ascencio in das Valle Ascencio. Mehr oder weniger deswegen, weil der Trail - hier durch baumloses Grasland verlaufend - ziemlich schnell an Höhe gewinnt, während sich der Fluss in eine sehr tiefe Schlucht mit dunkelgrauen Gesteinswänden eingegraben hat. Hier erinnert uns diese Wanderung ein wenig an eine Almwanderung irgendwo in den Alpen. Wir laufen durch ein v-förmig geschnittenes Tal, links von uns die steilen Hänge des 2668 Meter hohen Monte Almirante Nieto. Die Bergkette rechts von uns bildet den Abschluss des Torres del Paine-Massivs und ist mit knapp 1500 Metern deutlich niedriger.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_11_17_03.jpg)
Valle Ascencio.

Wir erreichen eine Art Passhöhe, ab der der Weg wieder langsam bergab führt. Von hier aus ist in einiger Entfernung schon die Berghütte am Campamento Chileno zu sehen, unser erstes Etappenziel für heute. Der Weg dorthin verläuft entlang einer recht steil abfallenden Bergflanke und teilweise recht schmal über frische Lawinenrisse. An und für sich kein Problem, aber extrem höhenempfindliche oder nicht schwindelfreie Wanderer könnten hier leichte Probleme bekommen. Die Hütte hat noch geschlossen und wir trinken nur kurz etwas von unseren mitgebrachten Getränken. Weiter geht es ein kurzes Stück direkt entlang des Rio Ascencio, dann entfernt sich der Weg ein wenig vom Fluss und verläuft in einem lichten Südbuchenwald. Der Rio Ascencio und einige seiner Nebenarme werden über mehr oder weniger wackelige Holzkonstruktionen überquert.

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Unterwegs im Valle Ascencio.

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Blick auf den Rio Ascencio.

Ab hier gewinnt der Weg auch wieder stetig an Höhe. Sehr interessant ist, dass wir relativ kurz hinter der Hütte am Campamento Chilenico an einem Eingangsschild zum Parque Nacional Torres del Paine vorbei kommen: Unser Hotel und eben auch der erste Teil dieser Wanderung befinden sich auf einem großen halbmondförmigen Privatgrundstück mitten im Nationalpark. Und die Nationalparkverwaltung konnte sich mit den Eigentümern dieses Geländes scheinbar nicht einmal auf eine einheitliche Beschilderung einigen: Die Gestaltung der Wegweiser ändert sich mit einem Schlag komplett. Links von uns ist durch den Wald ab und zu der von beeindruckenden Gletschern bedeckte Rücken des Monte Almirante Nieto zu erkennen. Zudem der Torre Central, der höchste der drei Felstürme, die wir heute besuchen werden. Wir laufen einige Zeit durch den Wald immer wieder bergauf und bergab. In der Summe zieht der Weg aber immer nach oben und letztendlich erreichen wir das Campamento Torres. Hier führt das Valle Ascencio weiter in das noch etwa vier Kilometer entfernte und ausschließlich für Kletterer reservierte Campamento Japones. An diesem Campground schließlich knickt das Tal nach Westen ab und wird zum Valle Silencio. Das ist das Tal, in das wir vor zwei Tagen beinahe einen Blick hätten werfen können, als wir die Schotterhänge oberhalb des Valle Frances weiter hinauf gestiegen sind als ursprünglich geplant.

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Gletscherbedeckter Rücken des Monte Almirante Nieto.

Unser Trail dagegen knickt am Campamento Torres nach links ab und führt von nun an relativ heftig bergauf. Zunächst noch durch Wald, dann über Schotter auf die riesige Wand einer Gletschermoräne zu. Auf den ersten Blick lässt sich nicht erkennen, wo entlang über diese Schotterhalde ein Weg führen soll. Die nun folgende Mischung aus zwischen grobem Blockwerk gerade so vorhandenem Weg und leichter Blockkletterei erinnert an den Gipfelaufbau so mancher Berge in den europäischen Zentralalpen.

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Letzter Aufstieg zum Aussichtspunkt auf die Torres del Paine.

Was aber nach dem letzten Aufschwung des Weges direkt vor uns liegt, sucht in den Alpen seinesgleichen: Direkt vor uns liegt ein langgezogener türkisgrüner Gletschersee, direkt dahinter ein vom Gletscher glattgeschliffener Felshang, ein teilweise vom Schnee bedecktes Schuttkar und direkt darüber die drei senkrechten Türme der Torres del Paine: Torre Sur, Torre Central und Torre Norte. Der höchste dieser Gipfel ist der 2600 Meter hohe Torre Norte, das ist schon mächtig im Vergleich zu unserem auf 850 Höhenmetern gelegenen Gletschersee. Die senkrechte Steilwand des Torre Central ist 1200 Meter hoch - eine gewaltige und sehr viele Seillängen lange Aufgabe für Kletterer. Die Schönheit dieses Aussichtspunks ist beeindruckend.


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Die Torres del Paine mit Gletschersee.

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Die Torres del Paine.

Da wir recht früh unterwegs sind, sind wir auch fast alleine hier. Wir suchen uns eine bequeme Stelle und genießen ausgiebig den Ausblick. Nach geraumer Zeit werden wir von einer starken Böe des patagonischen Windes aufgeschreckt und brechen zum Rückmarsch auf. Nun kommen uns größere Menschenmassen entgegen. Zum Teil sind das bis zu dreißig Mann starke Wandergruppen, die den Trail hochmarschieren. So mancher marschiert auch nicht mehr sondern quält sich nur noch. Die Temperaturen haben inzwischen recht hohe Werte erreicht und wir können nachvollziehen, dass das sehr steile Wegstück über die Felsen dadurch nicht unbedingt einfacher wird. Naja, das ist nicht unser Problem und unser Abstieg verläuft gerade in diesem steilen Teil des Weges außerordentlich schnell. Nach ungefähr einer halben Stunde stehen wir wieder am Campamento Torres.

Im weiteren Verlauf des Weges durch den Wald kommen uns hauptsächlich jede Menge Mitglieder einer chilenischen Jugendgruppe entgegen - einer davon trägt ein älteres FC Bayern München-Trikot. An der Hütte vom Campamento Chileno ist inzwischen auch wesentlich mehr los - es stehen auch einige Pferde angebunden herum. Das sind die Transportmittel einer der zahlreichen Touren, die von unserem Hotel angeboten werden. Ähnlich wie vor zwei Jahren am Grand Canyon sind wir sehr froh, nicht auf dem wackelnden Rücken so eines Tieres sondern auf unseren eigenen Beinen unterwegs zu sein. Zudem die Reittouren an dieser Stelle des Valle Ascencio enden und somit den schönsten Teil des Tals verpassen. Bevor wir eine kurze Rast an der Hütte einlegen, freundet sich Dirk mit einem der Pferde an.

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Rückweg zum Hotel las Torres mit dem Lago Nordenskjöld.

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Ein Ibis.

Trotz zahlreicher Pausen während dem Rückmarsch von der Hütte sind wir relativ früh wieder am Hotel. Wir nutzen die verbleibende Zeit des Tages um uns frischzumachen, auszuspannen und die riesige parkähnliche Anlage des Hotels etwas zu erkunden. Zum Abendessen gehen wir heute in die Bar des Hotels und bestellen je einen leckeren Hamburger mit Pommes. Hier sind die Mengen etwas kleiner als beim gestrigen Buffet - für uns völlig ausreichend und nicht ganz so gesalzen teuer. Von der Bar aus haben wir einen schönen Blick nach draußen. Dort läuft ständig eine kleine Pferdeherde hin und her. Zeitweise werden die Tiere sogar publikumswirksam von zwei Gauchos gezielt um das Gebäude getrieben. Die gestern umherschleichenden Füchse sehen wir leider nicht mehr. Stattdessen treffen wir im Verlauf eines Abendspaziergangs viele Hasen und eine sehr dekorativ auf einem Gartentor sitzende Schwalbe.

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Eine Schwalbe.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 14.11.2012, 11:50 Uhr
Hallo Katharina,

du machst deine Sache als Vertretung gut  :daumen:. Die drei Torres haben wirklich Ähnlichkeit mit den drei Zinnen (die allerdings noch etwas wachsen müssten :zwinker:).

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 14.11.2012, 16:52 Uhr
An dem Aussichtspunkt mit dem Gletschersee hätte ich vermutlich ewig mit offenem Mund (nicht nur weil ich aus der Puste wäre  :wink: ) und Pipi in den Augen gestanden. Wunderschön!
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 14.11.2012, 20:37 Uhr
Wir mussten oben an den Torres eine Stunde in der Kälte warten, bis sich die Wolken verzogen hatten, und wir dann doch noch kurz einen Blick auf alle drei Türme erhaschen konnten. Das hat die Warterei und den beschwerlichen Aufstieg dann doch gelohnt. 8)
Und inzwischen haben wir auch das Gegenstück in den Alpen gesehen. :D Beides sehr imposant.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Nekochan am 15.11.2012, 10:11 Uhr
du machst deine Sache als Vertretung gut  :daumen:.

Danke   :roll: ! Dann kann ich ja morgen unbesorgt die nächste Etappe posten...

An dem Aussichtspunkt mit dem Gletschersee hätte ich vermutlich ewig mit offenem Mund (nicht nur weil ich aus der Puste wäre  :wink: ) und Pipi in den Augen gestanden. Wunderschön!

Das stimmt, die Türme sind wirklich eindrucksvoll. Es wundert mich immer noch, dass die Torres zwar der namensgebende Teil des Nationalparks sind, die Cuernos aber definitiv die bekanntere Formation sind, die man hierzulande auch häufig auf Postkarten und Postern sieht (und damit für mich zumindest der Grund waren, nach Patagonien zu wollen...).

Wir mussten oben an den Torres eine Stunde in der Kälte warten, bis sich die Wolken verzogen hatten, und wir dann doch noch kurz einen Blick auf alle drei Türme erhaschen konnten. Das hat die Warterei und den beschwerlichen Aufstieg dann doch gelohnt. 8)

Ihr Armen! Ihr hattet wirklich kein Glück mit dem Wetter. Schön, dass sich die Türme dann doch noch blicken ließen...

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: unterwegsontour am 15.11.2012, 18:54 Uhr
du machst deine Sache als Vertretung gut  :daumen:.
Danke   :roll: ! Dann kann ich ja morgen unbesorgt die nächste Etappe posten...


ja, ja, ja   :D

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Nekochan am 16.11.2012, 08:38 Uhr
Guten Morgen, zusammen!

Heute bin ich noch mal euer Aushilfsreiseführer. Wir werden den Parque Nacional Torres del Paine heute verlassen und erreichen das Südende des amerikanischen Kontinents, wo wir einige Frackträger besuchen werden.

18.11.2011: Hotel Las Torres - Punta Arenas
Wir nehmen unser letztes Frühstück im Parque Nacional Torres del Paine zu uns, packen zusammen, checken aus dem Hotel aus und fahren los. Zunächst geht es über die 7.5 Kilometer lange Hotelzufahrt zurück in Richtung des Parkeingangs an der Laguna Amarga. Dieses Mal bekommen wir unser Auto über die schmale Brücke am Rio Paine, ohne dass einer der Außenspiegel Bekanntschaft mit der Stahlkonstruktion der Brücke macht. Wir verlassen den Park und biegen nach nur sehr kurzer Strecke am Refugio Laguna Amarga wieder von der Hauptstraße ab. Wir wollen zum Abschluss unseres Besuchs in diesem Nationalpark noch die Cascada Paine anschauen - wofür vor fünf Tagen ja keine Zeit geblieben war. Die Straße zu diesem Wasserfall überquert nach ein paar hundert Metern wieder die Nationalparkgrenze. Direkt am Zaun, der Privatbesitz vom Nationalpark trennt steht eine größere Schafherde mit sehr vielen kleinen Lämmern. Zur Hälfte auf der einen Seite des Zauns und zur anderen Hälfte auf der anderen Seite. Dadurch, dass wir mit unserem Auto vorsichtig durch das Tor fahren, treiben wir noch einige Schafe mehr auf das Gelände des Nationalparks. Hoffentlich ist das in Ordnung so.

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Torres del Paine im Nebel.

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Schafe beim Betreten des Nationalparks.

Das Wetter ist heute um einiges schlechter als in den vergangenen Tagen - der Himmel ist komplett zugezogen. Von der Straße aus auf der wir unterwegs sind müssten wir eigentlich die drei Türme der Torres del Paine klar erkennen können, in der Realität sehen wir nur Schemen durch eine dichte Schicht Wolken bzw. Hochnebel. Die Cascada Paine entpuppt sich als nicht gerade hoher aber dennoch ziemlich beeindruckender Wasserfall. Beeindruckend deswegen, weil die Abbruchkante des Wasserfalls nicht senkrecht zur Fließrichtung des Flusses steht, sondern schräg dazu. Als Folge ist der Wasserfall um einiges größer als er an dieser Stelle des Flusses eigentlich sein müsste. Nach einigen Minuten reißen wir uns los und brechen auf. Kurz bevor wir wieder losfahren trifft ein sehr interessantes Gefährt ein und zwar ein expeditionstauglicher Reisebus mit dem laut Beschriftung Touren in ganz Südamerika durchgeführt werden. Und das ganze mit einem Kennzeichen aus Holland. Auch wenn wir das im Rahmen einer kurzen Begrüßung schlecht definitiv beurteilen können, sind die Fahrgäste wohl auch Holländer.

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Rio Paine und Cascada Paine.

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Die Cascada Paine.

Wir fahren zurück zur Abzweigung am Parkeingang und biegen dort nach Osten, Richtung Puerto Natales ab. Wieder sehen wir viele Guanacos. Die Straße führt entlang der schön blauen Laguna Amarga und wir treffen bald auf die Straße auf der wir vor fünf Tagen in den Park gefahren sind. Somit kennen wir die Strecke bis Cerro Castillo schon von der Hinfahrt. Wieder sehen wir einige Nandus, dieses Mal aber nur ganz aus der Ferne.

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Schotterstraße im Parque Nacional Torres del Paine.

Wir erreichen den asphaltierten Abschnitt der Straße. Hier fällt uns am Straßenrand ein seltsames Denkmal auf, welches aus einem an einer niedrigen Backsteinmauer befestigtem halben Ruderboot besteht. In dem Boot ist eine Stange mit einer kleinen chilenischen Flagge aufgestellt. Ein Boot, hier in der Steppe? Der Sinn des Ganzen ist uns nicht klar, wir vermuten ein militärisches Denkmal im Zusammenhang mit den Grenzstreitigkeiten zwischen Argentinien und Chile, die 1978 beinahe zu einem Krieg geführt hätten.

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Patagonische Landschaft.

Hinter Cerro Castillo führt die Straße durch eine viel grüner und mitteleuropäischer aussehende Hügellandschaft als wir das erwartet hätten. Was allerdings nicht so ganz nach Mitteleuropa passen würde, sind die an einigen Stellen am Straßenrand stehenden Schilder, die vor Minenfeldern warnen. Diese Minenfelder sind ein Überbleibsel des schon erwähnten Grenzkonflikts zwischen Argentinien und Chile. Als 1881 die Grenze zwischen diesen beiden Ländern vertraglich geregelt wurde, war man bei der Definition des Grenzverlaufs nicht an allen Stellen ausreichend exakt. Das war zum Beispiel in Patagonien auch nicht wirklich nötig, da dieses nahezu unbewohnte Land niemanden so recht interessierte. Viel später dann kamen Diskussionen und Streit um die Grenze auf, ein Zankapfel waren die Inseln südlich des Beaglekanal, einer wichtige Wasserstraße im Süden von Feuerland. Ein internationales Schiedsgericht entschied 1977, dass diese Inseln weiterhin zu Chile gehören sollen. Logischerweise war die argentinische Militärjunta mit dieser Entscheidung nicht glücklich und begann mit Kriegsvorbereitungen. Die militärisch deutlich schwächeren Chilenen bereiteten sich auf die Verteidigung ihres Landes vor, unter anderem durch das Anlegen der Minenfelder an denen wir vorbei fahren. Letztendlich konnte der drohende Krieg durch Intervention von Johannes Paul II abgewendet werden. Die argentinische Junta suchte sich ein paar Jahre später mit den Falklandinseln ein neues Ziel um ihren Herrschaftsbereich auszudehnen, mit bekanntem Ausgang.

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Vorsicht Minen!

Wir kommen an einen Berg vorbei, über dem zwei Kondore majestätisch ihre Kreise ziehen. Einige Kilometer vor Puerto Natales erreichen wir die Abzweigung zur Cueva del Milodon, einer Höhle in der unter anderem die Überreste eines prähistorischen südamerikanischen Riesenfaultieres, auch bekannt als Mylodon, gefunden wurden. Diese Höhle zählt zwar nicht unbedingt zum Pflichtprogramm eines Patagonien-Reisenden. Aber nachdem wir zur Vorbereitung unserer Reise unter anderem den Reisebericht "In Patagonien" von Bruce Chatwin gelesen haben, müssen wir sie uns trotzdem anschauen. Die folgende rund acht Kilometer lange rumpelige Schotterstraße besteht aus einer einzigen großen Baustelle. Wird hier nur hergerichtet und gegradet oder zum asphaltieren vorbereitet? Wir kommen zu einer kleinen Ansammlung von Gebäuden, stellen unser Auto ab und bezahlen den Eintritt für das Monumento Natural Cueva del Milodon. Es gibt eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Tierwelt hier in der Gegend und zur Entstehungsgeschichte der Höhle. Zur Höhle selber führt ein 350 Meter langer Trail und vor der Höhle steht ein lebensgroß nachgebautes Mylodon.

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Lebensgroß nachgebautes Mylodon.

In der Höhle geben zahlreiche Schautafeln weiterführende Informationen. Alles nicht allzu weltbewegend. Gerade die breite, karge und nicht sonderlich tief in den Berg hineinragende Höhle wäre für sich alleine genommen nicht sonderlich spektakulär. In der Summe aber dennoch ein interessanter Abstecher. Ein weiterer, etwas längerer, Trail führt zu einem Aussichtspunkt oberhalb der Höhle, von dem aus wir eine schöne Aussicht auf den nördlich von Puerto Natales gelegenen Fjord Ultima Esperanza sowie die Berge der hinter dem Fjord liegenden Inseln haben. Da sich der Himmel inzwischen komplett zugezogen hat, ergibt sich ein äußerst wilder und dramatischer Anblick. Da sich die Wolken zudem gerade jetzt dazu entschließen, einen Regenguss loszulassen, verläuft der Abstieg vom Aussichtspunkt zurück zum Auto wesentlich schneller als der Aufstieg vor ein paar Minuten.

Wir fahren weiter nach Puerto Natales. Hier endet die berühmte von Puerto Montt ausgehende Navimag-Fährverbindung. Irgendwie schließt sich hier auch für uns ein Kreis, denn diese Fährfahrt war in der frühen Planungsphase auch für unsere Reise vorgesehen. Den Ausschlag, darauf zu verzichten gaben dann ein unschlagbares Angebot für eine Einwegmiete von Puerto Montt nach Punta Arenas und die deutlich interessantere Streckenführung im Landesinneren. Puerto Natales sieht nach einem sehr netten kleinen Hafenstädtchen aus. Wir legen dennoch nur einen kurzen Tankstop ein und fahren dann auf der Ruta 9 weiter in Richtung Punta Arenas. Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt kommen wir an einem kleinen Schrein am Straßenrand vorbei. Neben dem Schrein befindet sich etwas, das auf den ersten Blick nach einem riesigen Haufen nicht fachgerecht entsorgter PET-Flaschen aussieht. Es handelt sich aber keineswegs um illegale Müllentsorgung, sondern der Schrein ist ein der Difunta Correa gewidmetes Heiligtum. Difunta Correa hieß eigentlich María Antonia Deolinda y Correa und war eine argentinische Mutter. 1841 wurde ihr Mann von Soldaten zum Militärdienst gezwungen und verschleppt. In ihrer Verzweiflung folgte sie mitsamt dem Säugling ihrem verschleppten Mann durch die Wüste - ohne ausreichende Wasservorräte. Ein paar Tage später wurde sie tot in der Wüste aufgefunden. Das Kind hatte von der Muttermilch getrunken und wie durch ein Wunder überlebt. Die Difunta Correa ist in Argentinien und Chile eine inoffizielle Heilige und gilt als Schutzpatronin der Reisenden. Zu ihrem Grab bei Vallecito in Argentinien werden ausgedehnte Wallfahren veranstaltet. Und überall entlang der Straßen gibt es Schreine, an denen vor allem Fernfahrer volle Wasserflaschen für die Difunta Correa ablegen.


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Schrein für die Difunta Correa.

Ab hier wird die Landschaft richtig eintönig aber dadurch auch wieder richtig interessant. Die Gegend ist zunächst relativ hügelig und von erstaunlich vielen Bäumen bestanden. Hier sehen wir zweimal Gauchos, südamerikanische Viehhirten, die ihre Herden vom Pferd aus direkt an der Straße entlang treiben. Später nimmt die Anzahl der Bäume entlang der Straße ab und die Landschaft wird flacher und steppenartiger. Links und rechts der Straße befindet sich ein dichter Teppich von gelben Frühlingsblumen. Die einzige nennenswerte Ortschaft auf diesem Abschnitt ist Villa Tehuelches - mit 151 Einwohnern die wichtigste Metropole und Hauptstadt im Verwaltungsbezirk Laguna Blanca. Ein paar Kilometer südlich von Villa Tehuelches steht direkt an der Straße eine sehr interessante Installation, bei der auf vier Stahlpfosten Windschaufeln geschraubt wurden. Das Ganze soll ein Denkmal für den Wind sein. So etwas passt auf jeden Fall hier in die Gegend. Gerade jetzt ist die Stärke des über die Steppe tobenden Winds nicht gerade gering, was Dirk am Steuer unseres Pick Ups zu stetiger Konzentration und zum andauernden Gegenlenken zwingt. Wir kommen auch an einigen Lagunen vorbei, kleineren Seen, beeindruckend tief blau in der Farbe. Hier sehen wir viele Wasservögel, darunter auch Flamingos. Dann ist endlich die Kreuzung der Ruta 9 mit der nach Osten führenden Ruta 255 erreicht und damit der weitere Einzugsbereich von Punta Arenas, der mit 120000 Einwohnern bei weitem größten Stadt im Süden Patagoniens. Zu unserer linken Seite sehen wir zunächst das Wasser der großen Laguna Cabeza del Mar und etwa später tatsächlich das Meer, die legendäre Magellanstraße.

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Denkmal für den Wind südlich von Villa Tehuelches.

Unser letztes Ziel für heute soll die nördlich von Punta Arenas gelegene Pinguinkolonie am Seño Otway sein. Leider zeigen alle unsere Karten völlig unterschiedliche Verläufe der Anfahrtsstraße an. Gerade als wir dabei sind, unsere Diskussion darüber zu vertiefen, ob wir die Abzweigung verpasst haben und umkehren sollen sehen wir glücklicherweise einen Wegweiser, der nach rechts in Richtung "Pinguinera" zeigt - einige Kilometer weiter südlich als wir das erwartet hatten. Die Pinguinkolonie ist über eine 38 Kilometer lange relativ gute Schotterpiste zu erreichen. Im Verlauf der Fahrt sehen wir, wie nahe manchmal Umweltschutz und Nutzung bzw. Zerstörung der Umwelt beieinander liegen können: Wir fahren über weite Strecken direkt am Gelände der riesigen Mina Peckett entlang. In dieser Mine wird im Tagebauverfahren nach Kohle gegraben und es wurden direkt nördlich vom Seño Otway, nur ein paar hundert Meter von der Pinguinkolonie große Teile der direkt hinter der Küste befindlichen Landschaft weggebuddelt.

Eintritt müssen wir zweimal bezahlen: Für das letzte Stück der Straße zur Pinguinkolonie und dann für die Kolonie selber. Der Wind hat inzwischen eine Stärke erreicht, die sich als brutal bezeichnen lässt - das kann durchaus ein begrenzender Faktor für die Besuchszeit bei den Pinguinen sein - viele andere Besucher hetzen auffällig schnell durch. Bei den Pinguinen handelt es sich um Magellanpinguine. Diese lassen sich von ihren weiter nördlich lebenden Verwandten, den Humboldtpinguinen, leicht dadurch unterscheiden, dass die Zeichnung des Gefieders ein zusätzliches schwarzes Band quer über den Hals aufweist. Durch die Pinguinkolonie führt ein Rundweg, entlang dem es eine Aussichtsplattform auf einen von Pinguinen belagerten Strand sowie zwei Aussichtstürme gibt. Der absolute Höhepunkt ist der sich gleich zu Beginn des Rundwegs befindende Strand. Denn gerade im Moment kehren die Tiere zurück, die den Tag auf dem Meer verbracht und dort nach Nahrung gesucht haben. Hier ist richtig was los - wir sehen jede Menge unherwatschelnde oder auch faul herumliegende Pinguine. Ein tolles Schauspiel. Viele der Tiere sind auch auf dem Weg zu ihren im Landesinneren gelegenen Höhlen. Einer der Pinguine muss dazu sogar den für die menschlichen Besucher angelegten Weg überqueren. Sehr zur Freude der anwesenden Touristen. Ein Teil der Strecke zu den Pinguinhöhlen verläuft auf etwas vertieften Wegen, was zur Folge hat, dass wir von den watschelnden Pinguinen oft nur den Kopf sehen können. Aufgrund der Tageszeit sind an den anderen Aussichtspunkten deutlich weniger Pinguine zu sehen. Wir schließen den Rundweg ab, schauen noch kurz in den winzigen Andenkenladen und brechen dann wieder auf.

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Magellanpinguine an Seño Otway.

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Magellanpinguin an Seño Otway.

Im Verlauf der verbleibenden Kilometer nach Punta Arenas stellen wir fest, dass die für teures Geld gekaufte Chile-Karte von TomTom im südlichen Teil des Landes völlig unbrauchbar ist: Aufgrund einer missglückten Koordinatentransformation oder etwas ähnlichem sind alle Straße so weit gegenüber der Realität verschoben, dass die Korrekturmechanismen unseres Navigationsgeräts die Flinte ins Korn werfen und als Konsequenz unsere Route irgendwo in den Acker verlegen. Dennoch finden wir mit Hilfe einer altmodischen Landkarte unser kleines Hotel mitten in Punta Arenas. Zum Abendessen spazieren wir die kurze Strecke in die Innenstadt, schauen dort die Plaza und die Kathedrale an und suchen uns dann ein Restaurant. Die Stadt macht einen sehr netten Eindruck - weitere Besichtigungen müssen wir dennoch auf das Ende der Reise in sechs Tagen verschieben. Denn vorher wird uns unsere Reiseroute noch bis ans Ende der Welt führen.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 16.11.2012, 09:20 Uhr
Das nennt man eine Alibi-Müllentsorgung mit den Plastikflaschen  :wink:. Die Pinguinkolonie ist beeindruckend! Die Tiere scheinen nicht scheu zu sein.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Ganimede am 16.11.2012, 21:36 Uhr
Der Torres del Paine ist wirklich ein grandioser Nationalpark.  :dance: Danke für die Auffrischung meiner Erinnerungen  :wink:

Gruß
Volker
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Nekochan am 17.11.2012, 11:39 Uhr
Die Pinguinkolonie ist beeindruckend! Die Tiere scheinen nicht scheu zu sein.

Stimmt, die Pinguine dort scheinen es gewohnt zu sein, von Touristen angegafft zu werden. Dazu trägt wohl auch bei, dass man als Besucher streng auf die Holzkonstruktionen der Wege beschränkt bleibt und so den Tieren ausreichend Rückzugsraum gegeben wird. Der eine Pinguin, der über den Weg lief, war da schon eine besonders mutige Ausnahmeerscheinung.

Wenn dir die Pinguine übrigens gefallen haben, dann verweise ich schon mal auf den Bericht in ein paar Tagen, wo wir eine fast noch eindrucksvollere Kolonie besuchen...

Der Torres del Paine ist wirklich ein grandioser Nationalpark.  :dance: Danke für die Auffrischung meiner Erinnerungen  :wink:

Gern geschehen  :P!

Morgen übernimmt dann wieder in gewohnter Ordnung Dirk die nächste Etappe.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 18.11.2012, 09:44 Uhr
Morgen übernimmt dann wieder in gewohnter Ordnung Dirk die nächste Etappe.

...was ich hiermit auch sehr gerne übernehme.

Heute verlassen wir Patagonien und erreichen das letzte Ziel unserer Reise: Die Isla Grande de Tierra del Fuego, die mit Abstand größte Insel der unter dem Namen Feuerland bekannten Inselgruppe an der Südspitze Südamerikas. Viel Spaß!

19.11.2011: Punta Arenas - Tolhuin
Um kurz nach sieben Uhr gibt es Frühstück im netten Speisesaal unserer Hosteria. Die Hosteria hat Jugendherbergs-Charme, das aber im positiven Sinne und keineswegs zu vergleichen mit dem Massenbetrieb Paine Grande Lodge im Parque Nacional Torres del Paine. Die Qualität des Frühstücks ist hier richtig gut. Wir brechen auf und verlassen die Stadt wieder Richtung Norden auf der Ruta 9, auf der wir gestern angekommen sind. Die Fahrt bis zur Abzweigung der Ruta 255 an der Laguna Cabeza del Mar verläuft ereignislos. Wir biegen auf die Ruta 255 ab, die Richtung Osten und dort zur argentinischen Grenze südlich von Rio Gallegos führt. Im weiteren Streckenverlauf ändert sich die Landschaft neben der Straße kaum: Eine sanft gewellte und mit Gras bedeckte Hügellandschaft. Eine interessante Abwechslung bieten die Tiere, die wir links und rechts der Straße zu Gesicht bekommen: Dabei handelt es sich zum einen um mehrere Nandus. Der erste davon befindet sich direkt neben der Straße und versucht panisch, vor den vorbeifahrenden Autos zu flüchten. Das gelingt ihm aber nicht, da sich in wenigen Metern Abstand von der Straße ein für Nandus unpassierbarer Drahtzaun befindet. Kurz darauf sehen wir einen im freien Gelände herumstehenden Nandu, der folglich kein Problem mit Zäunen hat und wesentlich gelassener drauf ist als sein Artgenosse. Zudem sehen wir viele Flamingos, Guanacos sowie Greifvögel, die sich an den auf der Straße klebenden Überresten von überfahrenen kleineren Tieren - zumeist handelt es sich dabei um Hasen oder Stinktiere - gütlich tun.

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Ein windzerzauster Nandu.

Gut 70 Kilometer hinter der Abzweigung von der Ruta 9 erreichen wir die direkt an der Magellanstraße gelegene Estancia San Gregorio. Dieser gigantische Schafzuchtbetrieb wurde 1890 vom Schafbaron Jose Menendez aus Punta Arenas errichtet. Bei der Estancia handelte es sich fast um eine kleine Ortschaft, komplett mit Eisenbahnanschluss und Hafen zum Transport der Wolle. Ihren Höhepunkt erreichte die Ansiedlung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Auf einer Fläche von 13500 Quadratkilometern lebten hier über zwei Millionen Schafe. Heute ist die Enstancia nahezu komplett verlassen, nur am östlichen Rand gibt es ein paar neuere Gebäude, in denen heute noch Menschen leben. Die Straße führt direkt an den alten Gebäuden vorbei. Wir halten an und schauen uns die noch recht gut erhaltenen Ruinen an. Die Gebäude strahlen auch im ziemlich verfallenen Zustand noch eine gewisse Pracht aus. Es gibt Verwaltungsgebäude, eine Schmiede, ein Materiallager, nicht zu vergessen die riesige Halle, in der die Schafe geschoren wurden, und noch vieles mehr.

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Alte Schmiede in der Estancia San Gregorio.

Am Strand direkt neben der Estancia liegen zwei Schiffswracks: Der Clipper Ambassador und das Dampfschiff Amadeo. Beide Schiffe gehörten einstmals zur Flotte der Familie Menendez und wurden vor etwa 70 Jahren hier absichtlich auf Grund gesetzt. Die Ambassador ist einer der wenigen weltweit noch erhaltenen echten Clipper in Kompositbauweise: Ein Stahlskelett wurde mit einer Holzhülle beplankt - ein weiteres Exemplar eines solchen Schiffes ist die berühmte Cutty Sark. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob man dieses Wrack an der Estancia San Gregorio als erhaltenes Schiff bezeichnen kann: Wir laufen zum Stand hinunter, immer gefolgt von einem kleinen frechen Hund, der auf der Estancia lebt. Am Strand angekommen finden wir von dem Segelschiff nur noch das arg ramponierte Stahlgerippe. Die Amadeo sieht noch ein klein wenig kompletter aus. Besonders interessant finden wir hier den Blick durch die aufgerissene Außenhaut des Schiffes auf die riesigen Heizkessel.

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Dampfschiff Amadeo an der Estancia San Gregorio.

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Reste des Clippers Ambassador an der Estancia San Gregorio.

Hinter der Estancia San Gregorio sieht die Gegend im Prinzip genauso aus wie vorher, mit der Ausnahme dass sich hier ab und zu neben der Straße Förderanlagen für Erdöl und/oder Erdgas befinden. Nach kurzer Fahrt kommen wir zur Abzweigung der Ruta 257, die von hier aus in südliche Richtung zum Fährhafen Punta Delgada führt. Dieser Hafen besteht aus wenig mehr als zwei, drei Gebäuden der Schifffahrtgesellschaft und der chilenischen Polizei und liegt an der im weiteren Umkreis schmalsten Stelle der Magellanstraße. Hier trennen nur knapp viereinhalb Kilometer das Festland und Feuerland. Neben uns sind nur zwei argentinische LKW da - somit kommen wir problemlos mit der nächsten Fähre mit. Diese legt nur wenige Minuten nachdem wir angekommen sind an der Anlegerampe an - das war perfektes Timing.

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Unsere Fähre nach Feuerland.

Wir rollen unser Auto auf die Fähre, bezahlen an einem kleinen Schalter an Bord den Fahrpreis und das Abenteuer Magellanstraße kann beginnen. Die Fahrtzeit beträgt zwar nur 20 Minuten, ermöglicht uns aber zumindest zwei faszinierende Tierbeobachtungen: Nach einigen Minuten Fahrtzeit entdecken wir einen fröhlich neben der Fähre herschwimmenden schwarz-weiß gefärbten Commerson-Delfin. Das Tier kommt mit der Fähre kaum mit und ist zudem schwer zu erkennen, da es größtenteils tief unter der Oberfläche schwimmt und immer nur kurz nach oben kommt. Als wir uns anstrengen, den Delfin im Auge zu behalten, fällt uns auf einmal ein kleiner schwarz-weißer Kopf auf, der direkt neben der Fähre aus dem Wasser ragt und dann untertaucht. Das war ein Magellanpinguin, wie wir sie gestern an der Pinguinkolonie in Seño Otway in großer Menge an Land bewundern durften. Toll. Während der ganzen Zeit beobachten wir, wie wir uns langsam der Küste von Feuerland nähern.

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Unterwegs auf Feuerland.

Wir verlasen die Fähre bei Puerto Espora und finden eine Landschaft vor, die sich in nichts von derjenigen auf der anderen Seite der Magellanstraße unterscheidet: Hügeliges Grasland, alles recht karg. Auch die Tierwelt ist dieselbe - neben zahlreichen Schafen, Kühen und Pferden sehen wir wieder viele Guanacos und Flamingos. Bis kurz vor Cerro Sombrero ist die Straße asphaltiert, dann hat uns der Ripio wieder. Es ist wirklich faszinierend: Eine Gravelroad, die in den USA mit keinem normalen Mietwagen versicherungstechnisch überhaupt befahren werden dürfte, ist hier die Hauptverkehrsachse zum argentinischen Teil von Feuerland. Die Menge der uns entgegenkommenden Trucks ist beeindruckend, normale PKW sind schon seltener. Ganz vereinzelt treffen wir Motorradfahrer, vor denen wir einiges an Respekt haben. Ganz tief verneigen wir uns allerdings vor dem einsamen Radfahrer, der hier mitten im Nichts unterwegs ist.

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Ölförderung auf Feuerland.

Nach mehr als 120 Kilometer Rumpelei kommen wir durch das kleine Kaff San Sebastian und kurz danach zur chilenischen Grenzstation. Auch wenn der Zollbeamte zunächst ein Dokument von uns sehen will, das wir bisher noch nie gebraucht haben und das wir zudem gar nicht besitzen, verläuft die Ausreise schnell und problemlos. Die Straße zur argentinischen Grenzstation - gelegen in der Ortschaft San Sebastian zieht sich ein wenig. Sobald wir Argentinien erreicht haben, sind wir wieder auf Asphalt unterwegs. Kurz hinter der Grenze steht am Straßenrand ein großes Schild, welches darauf hinweist, dass die Falkland-Inseln zu Argentinien gehören. 30 Jahre nach dem Falklandkrieg halten wir das für eine interessante Feststellung.

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Eine Schaffamilie.

Wir wissen, dass der südliche Teil von Feuerland deutlich weniger karg ist als der Norden. Etwas nördlich von den beiden San Sebastians wurde die Vegetation ein wenig dichter und eine in Ost-West-Richtung verlaufende Hügelkette kam in Sicht. Unsere Vermutung, dass diese die erwartete Vegetationsgrenze darstellt hat jedoch getrogen, denn südlich davon geht es weiter durch relativ karges Grasland. Wir kommen an einigen recht wohlhabend aussehenden Estancias vorbei und erreichen einige Kilometer vor der Stadt Rio Grande erstmals die Küste des atlantischen Ozeans. Kurz vor Rio Grande sehen wir auf der rechten Seite der Straße ein altes Salesianerkloster. Die Salesianer kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Südamerika, um die dortigen Ureinwohner zu christianisieren, aber auch um deren Kultur zu schützen. Sonderlich erfolgreich waren sie dabei auf Feuerland allerdings nicht. Zum einen starben sehr viele der Indianer an von den Mönchen eingeschleppten Krankheiten. Und zum anderen wurde den Ureinwohnern von den Missionaren der Lebensstil der Weißen aufgedrängt und dadurch die Vernichtung ihrer Kultur eher beschleunigt. Davon zeugen zum Beispiel Fotos, die traurige Indianer zeigen, welche in westliche Kleidung gesteckt wurden.

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Das Salesianerkloster bei Rio Grande.

Der Hunger und die darauffolgende Suche nach einem Supermarkt treibt uns nach Rio Grande. Diese Stadt wurde als Handelszentrum und Hafen für die umgebenden Estancias gegründet und erlebte einen Boom als von der argentinischen Regierung auf Feuerland eine Sonderhandelszone eingerichtet wurde und als zudem Öl entdeckt wurde. Die Stadt hat heute 66000 Einwohner und den stressigsten Stadtverkehr, den wir im Verlauf unserer Reise erlebt haben. Der Supermarkt, in dem wir landen hat dann auch gigantische Ausmaße und entspricht damit so gar nicht dem, was wir uns an Geschäften in Feuerland vorgestellt hätten. Frisch mit Sandwiches versehen verlassen wir die Stadt wieder und kommen etwas im Süden von Rio Grande endlich zu dem schon viel früher erwarteten Wechsel der Vegetation. Zuerst stehen ein paar vereinzelte Büsche neben der Straße, dann einzelne Bäume und schließlich ein ganzer Wald. Gleichzeitig ändert sich der Ausblick auf den Horizont schlagartig: Statt ewiger Weite sehen wir nun in der Ferne eine hohe Bergkette, die südlichsten Ausläufer der Anden. Hier hat übrigens jedes zweite einheimische Auto welches wir sehen einen Anhänger oder eine Ladefläche, auf der ein Quad festgezurrt ist. Wir wissen nicht, ob das daran liegt, dass Wochenende ist oder an der Uhrzeit oder möglicherweise daran, dass man auf Feuerland keine anderen spannenden Dinge außer Quadfahren untenehmen kann.

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Biberdamm auf Feuerland.

Wir kommen durch die Ortschaft Tolhuin, malerisch am langgezogenen großen Lago Fagnano gelegen und erreichen kurz danach unsere Unterkunft für die kommende Nacht, die Hosteria Kaiken. Hier bekommen wir ein schönes Zimmer mit einem tollen Blick auf dem See. Neben uns ist eine Reisegruppe aus Deutschland da, die ihr Abendessen als geschlossene Gruppe serviert bekommen. Daher müssen wir ein klein wenig länger warten und nutzen die Zeit für einen Spaziergang über das Gelände der Hosteria und zum Ufer des Sees.

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Lago Fagnano.

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Steilküste am Ufer des Lago Fagnano.

Die Hosteria liegt etwas oberhalb des Sees auf einer Art Steilklippe. Nachdem wir uns den See von oben angeschaut haben, laufen wir um die Klippe herum direkt ans Wasser. Hier soll es einen Wasserfall geben, das behauptet jedenfalls ein Wegweiser. Wir laufen ein gutes Stück entlang der steilen Klippe. Diese erinnert uns ganz entfernt an die Insel Rügen. Als wir fast schon umkehren wollen, finden wir in einem in die Klippe eingeschnittenen kleinen Tal den Wasserfall. Das letzte Stück zu diesem führt in lustiger Kraxelei über Felsen und Baumstämme und dann stehen wir vor einem kleinen aber dennoch hübschen Rinnsal. Zurück an der Hosteria gibt es ein leckeres Abendessen, einen schönen Blick auf den See mit toller Abendstimmung inklusive.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 18.11.2012, 10:39 Uhr
Zitat
Die Salesianer kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Südamerika, um die dortigen Ureinwohner zu christianisieren, aber auch um deren Kultur zu schützen.

Was für ein Widerspruch!  :?
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 18.11.2012, 11:03 Uhr
Zitat
Die Salesianer kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Südamerika, um die dortigen Ureinwohner zu christianisieren, aber auch um deren Kultur zu schützen.

Was für ein Widerspruch!  :?

In der Tat... :?

Und so ganz scheinen sie es selbst heute noch nicht einzusehen. Wir haben uns am Ende der Reise in Punta Arenas ein Salesianermuseum angeschaut. Das war durchaus interessant - auffällig war aber folgendes: Zwar wurde die fast vollständige Ausrottung der Ureinwohner durchaus differenziert und kritisch dargestellt. Im Gegensatz dazu haben wir aber nirgendwo in dem Museum nur ein einziges kritisches Wort über die damaligen Christianisierungsbemühungen gefunden.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 18.11.2012, 14:39 Uhr
Bis zur Estancia San Gregorio sind wir auch noch gefahren. Feuerland haben wir aber aus Zeitgründen gestrichen. Deshalb bin ich gespannt, was ihr uns hier noch zeigen werdet.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Sandra33 am 18.11.2012, 22:56 Uhr
Auch ich bin gespannt, wie es weitergeht. TdP und Ushuaia stehen ja auch auf unserem Programm für Januar. Allerdings werden wir die Strecke von Punta Arenas bis Ushuaia mit dem Bus fahren.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 19.11.2012, 13:34 Uhr
Eure Reise hat euch jetzt aber ganz weit "nach unten" geführt  :zwinker: :applaus:. So sieht's also am Ende der Welt aus. Das wollte ich schon immer mal wissen  :groove:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 19.11.2012, 21:53 Uhr
Feuerland haben wir aber aus Zeitgründen gestrichen. Deshalb bin ich gespannt, was ihr uns hier noch zeigen werdet.

Dieses Schicksal hätte Feuerland bei uns auch fast erlitten. Letztendlich ist es dann doch der hier beschriebene relativ flotte Besuch geworden - da wir uns ziemlich sicher waren, so bald nicht mehr in diese Gegend zu kommen. Letztendlich habt Ihr meiner Meinung nach aber durch Euren Verzicht nicht viel verpasst - mit Ausnahme von dem Gefühl, in der südlichsten Stadt der Welt gestanden zu haben bietet Feuerland nicht so sonderlich viel, was es nicht auch in ähnlicher Form in Patagonien gibt. Ich bin gespannt, ob Du es nach der Lektüre unseres Berichts genauso siehst.

Auch ich bin gespannt, wie es weitergeht. TdP und Ushuaia stehen ja auch auf unserem Programm für Januar. Allerdings werden wir die Strecke von Punta Arenas bis Ushuaia mit dem Bus fahren.

Von diesen Bussen haben wir auch einige gesehen - beeindruckend, welche Entfernungen die teilweise auf den dortigen Schotterpisten zurücklegen. Diese Fahrzeuge haben immer einen recht guten Eindruck gemacht - mit Ausnahme, wenn sie direkt vor uns an einer Grenzstation angekommen sind und alle Passagiere vor uns an der Passstelle anstanden. In diesen Momenten waren die Busse mir immer extrem unsympathisch :wink: 8)

Eure Reise hat euch jetzt aber ganz weit "nach unten" geführt  :zwinker: :applaus:. So sieht's also am Ende der Welt aus. Das wollte ich schon immer mal wissen  :groove:.

Und - hättest Du dir die Landschaft am Ende der Welt so vorgestellt?

Morgen kommen wir übrigens noch ein bisschen weiter nach Süden - dann zeigen wir Euch auch noch, wie üblicherweise die Städte dort "ganz unten" ausschauen :D

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 20.11.2012, 07:31 Uhr
Guten Morgen allerseits,

heute kommen wir - leider bei nicht gerade idealem Wetter - am Ende der Welt an. Viel Spaß beim Lesen!

20.11.2011: Tolhuin - Ushuaia
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von der Hosteria Kaiken und fahren weiter auf der Ruta 3 nach Westen. Die Straße verläuft durch dichten Wald parallel zum Südufer des Lago Fagnano. Ab und zu ergeben sich Blicke auf diesen langgezogenen See. Das Wetter ist nicht wirklich berauschend - der Himmel präsentiert sich grau in grau und es sieht nach Regen aus. Nach knapp 30 Kilometern biegt die Straße leicht nach Südwesten ab und entfernt sich dabei vom Lago Fagnano. Von hier an geht es stetig bergauf und am schönen kleinen Lago Escondido, eingezwängt zwischen im Westen, Süden und Osten stehenden hohen Bergen sieht es kurzzeitig so aus, als würde die Straße nicht mehr weiter führen. Hier beginnt die Straße sich an der östlichen und südlichen Seite des Tals in die Berge zu schrauben und dabei steil an Höhe zu gewinnen. Der Ausblick auf den immer tiefer unter uns zwischen den dicht grün bewachsenen Bergflanken gelegenen Lago Escondido ist grandios. Den höchsten Punkt der Straße stellt der Paso Garibaldi dar, den wir kurz darauf erreichen. Dieser 450 Meter hohe Pass ist die einzige Stelle, an der auf Feuerland eine Straße die hier in Ost-West-Richtung verlaufende Andenkette überquert. Wie schwierig es war, eine passende Stelle für diese Überquerung zu finden und dort eine Straße zu bauen, wird anhand der Tatsache deutlich, dass erst knapp 64 Jahre nach der Gründung der Stadt Ushuaia mit dem Bau der Straße über den Paso Garibaldi begonnen wurde. 1956 wurde der Bau abgeschlossen und erst seitdem ist vom südlichen Streifen von Feuerland aus der Rest der Insel einfach und schnell auf dem Landweg zu erreichen.

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Blick vom Paso Garibaldi auf den Lago Escondido.

Hinter dem Pass führt die Straße wieder steil bergab. Nach einer letzten Spitzkehre erreichen wir nach ein paar Kilometern das breite Valle Tierra Mayor. Ab hier verläuft die Ruta 3 entlang des Tals direkt in westliche Richtung. Hier kann man im Winter sogar Skifahren - zu Fuß des 1057 Meter hohen Cerro Castor sehen wir eine größere Gebäudeansammlung und eine die Straße kreuzende Seilbahn, welche sich so ähnlich auch in den Alpen befinden könnten.

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Unterwegs im Valle Tierra Mayor.

 Einige Kilometer später knickt die Straße wieder nach Süden ab, verliert noch etwas an Höhe und wir erreichen den Ortseingang von Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt. Diese liegt von Bergen eingerahmt am Nordende einer großen Bucht, der Bahia Ushuaia. Von der Straße aus haben wir einen guten Blick auf die Stadt, die von hier aus noch ein Stückchen unterhalb von uns liegt. Ushuaia wirkt um einiges größer als wir erwartet hatten - aber immerhin wohnen hier ja auch etwa 80000 Menschen. Was uns besonders auffällt, sind der rege Schiffsverkehr im Hafen und der Baustil der Häuser. Sonderlich einheitlich ist letzterer nicht - es herrscht eine wilde Mischung verschiedener Farben und Formen - dabei stehen sehr ärmlich und sehr wohlhabend aussehende Gebäude quer durcheinander. Wir legen einen kurzen Stopp im Zentrum der Stadt ein, wo wir uns am touristischen Teil des Hafens Tickets für eine für morgen geplante Schifffahrt kaufen wollen. Der Innenstadtbereich von Ushuaia ist streng schachbrettförmig angeordnet. Die Steigung der senkrecht zum Ufer verlaufenden Straßen ist teilweise ganz schön heftig. Ein wenig schwierig wird das Autofahren in diesem Raster durch die nicht immer ganz logische Anordnung von Einbahnstraßen.

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Möwe am Hafen in Ushuaia. Man beachte die sensible Abstimmung zwischen Farbe von Schnabel und Lack des Autos.

Wir stellen unser Auto auf einem großen Parkplatz direkt an der Mole ab und schauen uns kurz am Hafen um. Hier gibt es ein schönes Holzschild mit einer historischen Darstellung des Hafens und der Beschriftung "Ushuaia - Fin del Mundo". Ja, jetzt sind wir in der Tat fast am Ende der Welt angekommen. Nachdem wir uns für einen der zahlreichen Anbieter entschieden und dort die Tickets für morgen erstanden haben, schauen wir noch nach einem Restaurant für unser Abendessen und fahren dann weiter.

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Wir sind am Ende der Welt angelangt.

Wir verlassen die Stadt nach Westen, und kurz hinter dem Ortsausgang wird die Straße zu einer guten Dirtroad. Inzwischen hat es angefangen zu regnen. Kurz hinter der Stadt kommen wir am Bahnhof des Tren Fin del Mundo vorbei, wörtlich übersetzt ist das der Zug am Ende der Welt. Diese Bahnstrecke verlief ursprünglich bis ins Stadtgebiet von Ushuaia und wurde von den Insassen des dortigen Gefängnisses für den Materialtransport angelegt. Nachdem das Gefängnis geschlossen und Teile der Bahnstrecke durch ein Erdbeben zerstört worden waren, wurde die Strecke 1952 stillgelegt. Die heutige Bahn wurde erst 1994 wieder in Betrieb genommen und transportiert Touristen bis in den Parque Nacional Tierra del Fuego. Wir wollen keine Bahnfahrt unternehmen, vor allem nicht bei diesem Wetter und schauen uns nur kurz den Bahnhof sowie die dort rumstehenden Züge an. Besonders faszinierend finden wir die mit 500 mm äußerst geringe Spurweite der Gleise.

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Der Tren Fin del Mundo.

Ab hier ist die Ruta 3 von recht dichtem Wald umgeben und wird ein klein wenig rumpeliger. Am Eingang zum Parque Nacional Tierra del Fuego finden wir ein kleines Häuschen, wo wir den fälligen Eintritt bezahlen. Dieser Nationalpark schützt die Natur hier am Ende der Andenkette. Neben den dichten Südbuchenwäldern gibt es hier auch seltene Tiere wie den Andenhirsch Huemul. Sehr stolz sind die Feuerländer auch auf die Peat Bogs, die es hier im Nationalpark gibt. Soweit wir das verstehen, handelt es sich hierbei um Ansammlungen von langsam verrottenden feuchten abgestorbenen Pflanzenmaterial, sprich: Schlicht und einfach um Moor. Besonders präsent sind auch Biber, welche allerdings als eingeschleppte und nicht heimische Tiere nicht geschützt werden. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Biber zur Pelzzucht nach Feuerland gebracht und es kam wie es kommen musste: Einige Exemplare entkamen. Da die Biber auf Feuerland keine natürlichen Feinde haben, vermehrten sie sich explosionsartig. Durch ihre Baue bzw. das dadurch aufgestaute Wasser zerstören sie enorme Flächen Wald. Die Anzahl der Biber wird im Nationalpark streng kontrolliert und überzählige Tiere werden abgeschossen.

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Unterwegs im Parque Nacional Tierra del Fuego.

Wir fahren die durch den Park führende Straße bis an ihr Ende an der Bahia Lapatia. Und hier geht es nun endgültig nicht mehr weiter: Ein großes Holzschild informiert, dass dies hier das Ende der Ruta 3 ist, 3079 Kilometer von Buenos Aires und 17848 Kilometer von Alaska entfernt. Auch wenn wir nur einen kurzen Teil der Ruta 3 gefahren sind - auf der Carretera Austral und Ruta 40 war es sowieso viel interessanter als auf dieser fast durchgehend asphaltierten Straße entlang der argentinischen Atlantikküste - kommt in uns ein leicht wehmütiges Gefühl auf. Am Ende der Straße angekommen - so haben wir uns zuletzt 2007 gefühlt, als wir in Santa Monica am Ende der Route 66 standen.

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Hier geht die Straße nun definitiv nicht mehr weiter...

Trotz des Regens laufen wir einen kurzen Boardwalk entlang der Bahia Lapatia ab. Das Wetter zaubert eine schön mystische Lichtstimmung auf die Bucht und die umgebenden Berge. Neben uns sind hauptsächlich französische Touristen unterwegs, die in einem großen Reisebus hierher gekarrt wurden. Als wir wieder zum Auto zurück gehen, fällt uns auf, dass die anderen Gäste sehr intensiv die hier herumlaufenden Gänse fotografieren - dabei handelt es sich um Magellangänse. Diese scheinen etwas Besonderes zu sein, sie sind sogar auf dem Nationalparklogo verewigt. So ganz nachvollziehen können wir das nicht, denn genau diese Gänse haben wir während den vergangenen Wochen in großer Anzahl entlang der Straßen in Patagonien gesehen.

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Die Bahia Lapatia.

Ein weiterer kurzer Trail, den wir laufen, ist der Castorea, der uns zu einem noch bewohnten Biberbau führt. Der Bau ist recht imposant, die von den Bibern zu einem Damm aufgeschichteten Äste sorgen dafür, dass eine große Fläche Land überflutet ist, und in diesem See steht auch eine große Menge abgestorbener Bäume herum

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Biberdamm im Parque Nacional Tierra del Fuego.

Als nächstes fahren wir zum Lago Roca, einem langgezogenen Bergsee, entlang dessen Ufer wir bis zur chilenischen Grenze wandern könnten. Eigentlich hatten wir ja vor, die ebenfalls hier startende Wanderung auf den Gipfel des 973 Meter hohen Cerro Guanaco durchzuführen, von wo aus sich bei schönen Wetter ein atemberaubender Blick auf Ushuaia, den Parque Nacional Tierra del Fuego inklusive der Bahia Lapatia sowie den Beaglekanal und die südlich des Kanals gelegenen Inseln bietet. Allerdings ist vom Gipfel momentan nichts zu sehen außer den dicken grauen Regenwolken, die davor hängen. Wir verbringen einige Zeit am wirklich schönen Ufer des Lago Roca und reagieren hoffnungsfroh auf jede etwas hellere Stelle am Horizont. Und wir überlegen: Einerseits haben wir bisher im Urlaub immer Glück gehabt, wenn wir bei nicht ganz so gutem Wetter losgelaufen sind. Andererseits schauen die Wolken hier nicht wirklich so aus, als würden sie uns den Gefallen tun und sich so schnell auflösen wie diejenigen im Parque Nacional Torres del Paine. Und auf dem Gipfel eines alleinstehenden Berges gibt es für den Notfall so gut wie keine Möglichkeit, sich unterzustellen. Daher verzichten wir schweren Herzens und suchen uns als Ersatz die kurze Wanderung zum Mirador Pampa Alta raus. Diese Wanderung führt zunächst durch Wald und dann über äußerst sumpfige Wiesen auf einen flachen Hügel, von wo aus wir auch einen kleinen Teil des Beaglekanals überblicken können. Der 315 Meter hohe Aussichtspunkt befindet sich direkt unterhalb des Cerro Guanaco. Dieser ist immer noch dick in Regenwolken eingehüllt und wir bekommen beim Rückweg zum Auto auch ein paar Tropfen ab.

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Blick vom Mirador Pampa Alta auf den Beaglekanal.

Nachdem das Wetter sämtliche weiterführenden Wanderaktivitäten im Nationalpark sabotiert, fahren wir wieder zurück nach Ushuaia und suchen unser Hotel. Dieses ist zwar etwas weit ab vom Schuss gelegen und liegt in einer etwas seltsamen Gegend, das Hotel selber ist aber dennoch sehr schön. Nachdem wir eingecheckt haben, fahren wir wieder in die Innenstadt, um dort etwas Sightseeing zu betreiben. Zuerst versuchen wir, das in verschiedenen Reiseführern beschriebene Aquarium zu finden - ohne Erfolg. Während der Reiseplanung konnten wir auch nicht auf die offizielle Homepage des Aquariums zugreifen - vermutlich ist es vor einiger Zeit eingegangen. Als zweites versuchen wir es beim Museo Fin del Mundo - dieses hat allerdings sonntags zu. Also weiter zum Museum im Presidio, dem ehemaligen Hochsicherheitsgefängnis von Ushuaia - welches glücklicherweise auch heute geöffnet ist. 1896 - zwölf Jahre nach der Stadtgründung, wurde in Ushuaia ein Gefängnis eingerichtet. Aufgrund der abgelegenen Lage wurden hier hauptsächlich Schwerkriminelle sowie politische Gefangene inhaftiert. Eine Flucht von hier war nahezu unmöglich. Irgendwie erinnert das Ganze ein wenig an die Geschichte von Australien. Das mächtige Gebäude des Presidio wurde von 1902 bis 1920 errichtet. 1947 wurde das Gefängnis aufgelöst und das Gebäude wurde ein Teil der örtlichen Marinebasis. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde dann das Museum eingerichtet.

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Statue eines Gefangenen vor dem Museum im Presidio in Ushuaia.

Das Museum besteht aus einem Teil, der sich ausführlich mit der Geschichte des Gefängnisses beschäftigt und einer Abteilung über Marinegeschichte. Letztere setzt ihren Schwerpunkt natürlich auf Patagonien und Feuerland. Beginnend mit den Kanus der Ureinwohner, weiter mit der Erforschung dieser Gegend, der Magellanstraße und des Beaglekanals durch die Weißen führt uns die Ausstellung bis in die moderne Zeit. Es gibt aber auch eine interessante Abteilung über Forschungsreisen in die Antarktis. Wir sind fasziniert, wie viele Expeditionen zu diesem unwirtlichen Kontinent es gab, von denen wir noch nie etwas gehört haben. Die Reisen von Cook, Bellinghaus, Shackleton, Scott und Amundsen sind uns ein Begriff, aber von Nordenskjölds Reisen oder der gefährlichen Fahrt des Schiffs Belgica, welches von 1897 bis 1899 zwei Winter lang im Packeis eingeschlossen war, haben wir noch nie etwas gehört. Wir bleiben bis kurz vor der Schließung im Museum und laufen dann zurück in die Innenstadt. Dort gönnen wir uns zum Abendessen ein einigermaßen leckeres Büffet und fahren dann zurück in unser Hotel.

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Eine Zelle im Presidio in Ushuaia. Hinweis: Der Gefangene ist nicht echt.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 20.11.2012, 10:04 Uhr
Als ich das Schild mit den Entfernungen nach Buenes Aires und Alaska gesehen habe, habe ich spontan mal nach der Panamericana "ge-wiki-t". Ursprünglich beginnt die in Texas, las ich dort. Und ich las, das es ein Netz von Straßen ist, was bis hinunter nach Feuerland führt. Dabei tauchten einige mir nun bekannte Namen auf...  :D

Schade, dass der Tag so wolkenverhangen war. Denn die von euch geplante Wanderung hätte bei schönem Wetter sicher wieder atemberaubende Ausblicke geboten. Wenn ich mir schon allein dieses Bild

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anschaue, ahne ich ich die Schönheit der Gegend und der Ausblicke dort.  :groove: :groove: :groove:
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 20.11.2012, 11:35 Uhr
Ich hatte keine Vorstellung vom "Ende der Welt", hätte euch aber an diesem Tag sonniges Wetter gewünscht.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 20.11.2012, 20:20 Uhr
Als ich das Schild mit den Entfernungen nach Buenes Aires und Alaska gesehen habe, habe ich spontan mal nach der Panamericana "ge-wiki-t". Ursprünglich beginnt die in Texas, las ich dort. Und ich las, das es ein Netz von Straßen ist, was bis hinunter nach Feuerland führt.

Die komplette Panamericana wäre sowieso auch noch einmal so ein Reisetraum von mir.

Aber leider zum einen in einigen der mittelamerikanischen Länder nicht ganz unproblematisch. Und zum anderen kann man ja dummerweise nicht komplett von Alaska nach Südamerika durchfahren, da (wohl hauptsächlich aus politischen Gründen) die Lücke in den Darian-Sümpfen wohl nicht so schnell geschlossen werden wird...

Ich hatte keine Vorstellung vom "Ende der Welt", hätte euch aber an diesem Tag sonniges Wetter gewünscht.

Danke :dankeschoen:

Da uns Dein Wunsch nach schönem Wetter nicht mehr wirklich viel hilft, schiebe ich ihn einfach mal schnell weiter zu Sandra, die in Kürze ja auch diese Gegend besuchen wird...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 22.11.2012, 07:52 Uhr
Guten Morgen allerseits,

heute schauen wir uns am Ende der Welt etwas um...

21.11.2011: Ushuaia
Wir frühstücken um kurz nach acht und brechen dann in Richtung Innenstadt auf. Die Hotelangestellte an der Rezeption fragt uns, ob sie ein Taxi rufen soll. Nein, nicht nötig, wir sind mit dem Mietwagen da. Diese Antwort sorgt für blankes Erstaunen und große Augen - als wenn wir gerade erzählt hätten, dass wir mit unserem Privat-Ufo in die Stadt fliegen. Scheinbar sind sonst hauptsächlich Auto-lose Backpacker da. Um halb neun sollen wir die gestern gebuchten Karten für unsere heutige Schifffahrt abholen. Um 8:20 Uhr sind wir da und sind wohl die ersten Kunden im Büro des Veranstalters. Das ist sehr interessant in Anbetracht der großen Menschenmassen, die sich vor neun Tagen mehr als eine Stunde vor Ablegen unsere Gletscherrundfahrt bei El Calafate am dortigen Hafen Puerto Bandera gestapelt haben. Hier in Ushuaia müssen wir vor Beginn der Fahrt noch die normalen Prozeduren zum Betreten eines Schiffs durchlaufen - wie wenn wir auf einem großen Kreuzfahrtschiff zur Antarktis oder sonstwohin fahren würden: Zuerst müssen wir ein paar Minuten an einem Schalter warten, um eine Hafensteuer von sieben Pesos zu bezahlen, dann steht noch eine Sicherheitskontrolle auf dem Programm. Noch eine kurze Wartezeit und dann dürfen wir an Bord gehen. Um kurz nach neun Uhr legt unser Schiff ab und nimmt Kurs nach Südosten, in den Beaglekanal. Dieser Kanal führt südlich der Hauptinsel von Feuerland vom Atlantischen in den Pazifischen Ozean und ist somit eine Alternative für Schiffe, die weder die nördlich gelegene Magellanstraße nehmen, noch die gefährliche Umrundung von Kap Hoorn wagen wollen.

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Rückblick auf Ushuaia.

Das Wetter ist ganz gut. Zwar ist der Himmel recht dicht mit Wolken behangen aber immerhin regnet es nicht mehr. Der Blick zurück auf die Stadt mit ihrem Hafen und die dahinter aufgereihten Berge ist sehr schön. Die Berge sind bis recht weit unten mit einer dünnen Neuschneeschicht bedeckt. Gut, dass wir uns gestern gegen die Besteigung des Cerro Guanaco entschieden haben - wer weiß, welches Wetter uns dort oben im Laufe des Nachmittags erwartet hätte. Wir kommen an einem großen Schiff der norwegischen Hurtigruten vorbei und überlegen, wo dieses wohl als nächstes hinfährt. Am wahrscheinlichsten erscheint uns die Antarktis. Oder aber es steht die Rückreise nach Buenos Aires auf dem Programm.

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Containerfrachter auf dem Beaglekanal.

Unsere Tour wird uns ein gutes Stück nach Osten führen. Dabei werden mehrere interessante Punkte angesteuert: Recht kurz nach Verlassen des Hafens fahren wir in kurzem zeitlichen Abstand an zwei winzigen Inseln vorbei, auf denen sich interessante Tierwelt tummelt: Auf der ersten Insel, der Isla de los Lobos, befinden sich Hunderte von Seelöwen, teilweise faul herumliegend, teilweise frisch aus dem Wasser kommend. Wir sehen auch einige wild miteinander raufende Jungtiere. Das weckt Erinnerungen an unseren Besuch im Flinders Chase National Park auf Kangaroo Island in Australien vor mehr als einem Jahr. Beeindruckend finden wir, wie nah das Schiff an die felsige Insel heranmanövrieren kann. Es handelt sich wohl um eine Spezialkonstruktion mit besonders flachem Tiefgang.

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Isla de los Lobos im Beaglekanal.

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Seelöwen auf der Isla de los Lobos.

Auf der nächsten Insel leben Kormorane und zwar eine ganze Menge davon. Schon aus weiterer Entfernung gesehen lassen sich auf den Felsen deutliche Spuren der Exkremente dieser Vögel erkennen. Die Kormorane sind momentan scheinbar ziemlich mit dem Nestbau beschäftigt. Wir sehen jedenfalls in stetiger Folge Vögel einfliegen, die in ihrem Schnabel größere Mengen an Baumaterial - zumeist irgendwelche Pflanzenteile - heranschaffen. Auch hier fährt das Schiff so nahe es geht an die Insel heran und bleibt dort einige Zeit lang liegen. Auf dem Vorderdeck drängen sich die Menschen und die Fotokameras klicken und surren um die Wette.


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Kormoranfelsen im Beaglekanal.

Als drittes kommen wir an der Insel vorbei, auf der der Leuchtturm Faro les Éclaireurs steht, welcher den Beginn der Einfahrt zum Hafen von Ushuaia markiert. Danach erreichen wir das offene Wasser des Beaglekanals und dampfen mit voller Kraft nach Osten. Südlich von uns liegt die große und zu Chile gehörende Isla Navarino. Hier befindet sich auch eine Ortschaft, die sich mit Ushuaia um den Titel der südlichsten Stadt der Welt streitet: Puerto Williams. Dieses ist mit etwa 2700 Einwohnern deutlich kleiner als Ushuaia, weshalb wir letzteres als südlichste Stadt und Puerto Willams als südlichste Ortschaft der Welt bezeichnen würden. Wikipedia vertritt eine andere Meinung und behauptet, inzwischen habe "man" sich auf Puerto Williams als südlichste Stadt geeinigt. Es bleibt jetzt nur die Frage, wer diese Entscheidung getroffen haben soll. Dabei waren unserer Meinung nach garantiert keine Argentinier beteiligt. Puerto Williams, eine Ansammlung von bunten Hütten und kleineren und größeren Häusern, macht vom Schiff aus betrachtet einen netten Eindruck und wirkt vor allem viel größer als wir es uns eigentlich vorgestellt hatten.

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Faro les Éclaireurs.

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Blick auf Puerto Williams, die südlichste Ortschaft der Welt.

Bald darauf kommen wir an der Isla Gable vorbei, einer größeren Insel im Beaglekanal, die den Kanal bis auf eine Breite von etwas mehr als einen Kilometer einengt. Die Südküste dieser Insel zeigt interessante Gesteinsstrukturen, die irgendwie an den Badlands National Park in South Dakota erinnern. Hinter der Isla Gable, quasi in deren Windschatten liegt die kleine Isla Martillo, auf der sich eine größere Pinguinkolonie befindet. Hier zahlt sich der von uns schon zu Beginn der Fahrt festgestellte besonders flache Tiefgang unseres Schiffs aus: Der Kapitän steuert den Bug seines Gefährts mehr oder weniger auf den flachen Sandstrand der Insel. Von hier aus lassen sich die putzigen Pinguine aus einigen Metern Entfernung beobachten. Auf dem Strand befinden sich gar nicht mal wirklich viele Tiere - ein großer Teil wird zu dieser Tageszeit im Wasser unterwegs sein und Nahrung sammeln. Ein paar hundert Pinguine sind allerdings schon unterwegs. Es handelt sich größtenteils um Magellanpinguine mit den zwei weißen Streifen an der Brust.

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Pinguinstrand an der Isla Martillo.

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Zwei Magellanpinguine auf der Isla Martillo.

Zudem sehen wir einen einzelnen Eselspinguin herumwatscheln. Dieser sticht durch die Orangefärbung von Schnabel und Flossen natürlich extrem aus der Masse heraus. Eigentlich haben wir ja schon vor drei Tagen bei Seño Otway nördlich von Punta Arenas jede Menge Pinguine gesehen, aber dennoch ist der Besuch auf der Isla Martillo etwas ganz besonderes. Denn von der Aussichtsplattform am Bug des Schiffes können wir nicht nur beobachten, wie die Pinguine an Land herumwatscheln. Nein, wir können auch von oben aus verfolgen, wie sich die ins Wasser hüpfenden Tiere pfeilschnell durch das sehr flache und kristallklare Wasser bewegen und dabei teilweise sogar kleine Kunststückchen wie Sprünge zeigen. Vor allem die teilweise sehr akrobatische Technik, mit der sich die Pinguine mit viel Schwung aus dem Wasser an Land katapultieren ist sehr beeindruckend.

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Ein Eselspinguin.

Viel weiter nach Osten bringt uns unser Schiff nicht. Es legt an der Mole der nicht weit entfernten Estancia Haberton an. Diese Farm wurde 1887 vom Missionar und Sprachwissenschaftler Thomas Bridges gegründet und ist damit die älteste Estancia auf Feuerland. Bridges kam 1871 nach Ushuaia und leitete dort 17 Jahre lang die Anglikanische Mission. Er setzte sich sehr für die Belange der Ureinwohner ein, konnte aber deren fast komplette Ausrottung durch Verfolgung und eingeschleppte Krankheiten nicht verhindern. Er quittiere frustriert seinen Dienst und zog mit seiner Familie auf die Estancia Haberton. Später wurde Bridges dadurch berühmt, dass er ein Wörterbuch der Sprache der Yamana-Indianer schrieb - mit 32000 Einträgen. Ein großer Teil der Passagiere geht an der Enstancia von Bord - für einen dreistündigen Aufenthalt inklusive Museumsbesuch. Anschließend geht es mit dem Bus zurück nach Ushuaia. Wir haben uns für die Rückfahrt mit dem Schiff entschieden und bleiben daher an Bord. Die Fahrt zurück nach Ushuaia verläuft ereignislos - an den Inseln mit Pinguinen, Kormoranen und Seelöwen wird vorbei gefahren. Während der Fahrt kommen wir mit einigen anderen Reisenden aus Deutschland ins Gespräch: Zwei alleinreisende Mädel, die nach ihrem Studium einen Monat eine Sprachschule in Buenos Aires besucht haben und nun als Backpacker quer durch Südamerika unterwegs sind. Und ein Pärchen etwa in unserem Alter, die nach einem Aufenthalt in Buenos Aires nach Ushuaia geflogen sind und heute Abend nach El Calafate weiter fliegen wollen. Sehr viel mehr Pläne haben sie für ihren Urlaub noch nicht und so folgt ein angeregter Austausch von Erfahrungen. Wir sind ein klein wenig neidisch, weil alle anderen noch einen längeren Aufenthalt in Südamerika vor sich haben, während wir ja schon ganz kurz vor unserer Rückreise stehen.

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Estancia Haberton.

Wieder zurück in Ushuaia besuchen wir das Museo Fin del Mundo, welches gestern ja geschlossen hatte. Dieses ist untergebracht in zwei nicht allzu weit voneinander entfernt stehenden Gebäuden an der Hafenfront der Stadt: Dem ehemaligen Gouverneursgebäude und einer ehemaligen Filiale der Banco de Argentina. Das Museum bietet eine sehr nette Ausstellung über die Geschichte von Feuerland, beginnend von den Ureinwohnern bis heute. Alles ein wenig kreuz und quer durcheinander aber sehr liebevoll und mit viel Charme aufbereitet. Ein Museum, das uns sehr gut gefällt. Interessant finden wir auch die Episoden der Geschichte dieser Insel, an denen Deutsche beteiligt waren, von denen wir aber dennoch noch nie etwas gehört haben. Zum Beispiel der Untergang des Passagierschiffs Monte Cervantes 1930 direkt vor Ushuaia. Der Kapitän dieses der Hamburg Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft gehörenden Passagierschiffs verließ den Hafen von Ushuaia korrekt nach Südosten und hätte für die geplante Weiterfahrt nach Westen hinter dem Faro les Éclaireurs scharf nach Steuerbord abdrehen müssen. Leider bog er jedoch schon vor dem Leuchtturm ab und fuhr sein Schiff so direkt in die zahlreichen Untiefen und Inseln, vor denen der Leuchtturm ja gerade warnen soll. Die Monte Cervantes lief auf eine dieses Untiefen und wurde dabei schwer beschädigt. Sie ging allerdings nicht vollständig unter. Bis auf den Kapitän überlebten alle 1300 Personen an Bord und mussten notdürftig in Ushuaia untergebracht werden - für die damals gerade einmal 800 Einwohner der Stadt war das eine fast nicht zu bewältigende Aufgabe. Dieses Unglück sorgte für so großes internationales Aufsehen, dass die Monte Cervantes heute noch als "Titanic des Südens" bezeichnet wird. 1954 sollte das Wrack geborgen und nach Ushuaia geschleppt werden. Bei der Bergungsaktion riss allerdings im schlechten Wetter ein Tau und es platzte ein Luftkissen, woraufhin das Wrack endgültig im Beaglekanal versank. Eine andere interessante Geschichte dreht sich um den Marinepiloten Gunther Plüschow, der für seine Flüge in China als "Flieger von Tsingtao" berühmt wurde. Ab 1925 unternahm Plüschow insgesamt drei Flugexpeditionen nach Patagonien und Feuerland, wo er als erster die Darwin-Kordillere, Kap Hoorn und die Torres del Paine überflog. Bei einem Flug zum Glaciar Perito Moreno kam Plüschow 1931 ums Leben, als sein Flugzeug in den Lago Argentino stürzte.

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Museo Fin del Mundo in Ushuaia.

Da noch etwas Zeit bis zum Abendessen bleibt, schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt und schauen uns in einigen Geschäften um. Zum Essen gehen wir in ein sehr nettes Restaurant. Kurz nach uns kommt eine aus Deutschen bestehende riesige Reisegruppe und übernimmt lautstark den Rest des Lokals. Was sind wir froh, alleine unterwegs zu sein. Als wir zu unserem am Hafen abgestellten Auto zurückgehen, beobachten wir noch eine Argentinierin, die leichte Probleme mit der Elektronik ihres Autos hat: Zuerst trötet die Alarmanlage los. Diese wird schnell deaktiviert, dafür bewegen sich nur einige Sekunden später die Scheibenwischer lautstark über die komplett trockene Frontscheibe. Wir schmunzeln, fahren zurück in unser Hotel und gehen ins Bett.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 22.11.2012, 11:06 Uhr
Am besten haben mir heute die "Frackträger" gefallen  :dance:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: SusanW am 22.11.2012, 11:47 Uhr
Hallo,

habe leider momentan zu viel um die Ohren für ausführliche Kommentare - aber vielleicht haben mir auch nur die tollen Bilder die Sprache verschlagen  :wink:
Und wenn ich das nächste Mal Kreuzworträtsel löse, weiß ich auch endlich wie ein Nandu aussieht...

Diese Ecke der Welt klettert jedenfalls eindeutig auf meiner Wunschreiseziel-Liste weiter nach oben.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 22.11.2012, 12:59 Uhr
Sprache verschlagen - das ist es, was mich immer schweigen lässt. Ein ganz toller Urlaub!
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 22.11.2012, 17:47 Uhr
Am besten haben mir heute die "Frackträger" gefallen  :dance:.

Wir hätten da auch stundenlang zuschauen können (http://www.smilies.4-user.de/include/Tiere/smilie_tier_282.gif)

Zumal es dieses Mal - im Gegensatz zur unserem Besuch bei der Pinguinkolonie nördlich von Punta Arenas - windstill war. Ein nicht zu unterschätzender Unterschied.

habe leider momentan zu viel um die Ohren für ausführliche Kommentare - aber vielleicht haben mir auch nur die tollen Bilder die Sprache verschlagen  :wink:
Und wenn ich das nächste Mal Kreuzworträtsel löse, weiß ich auch endlich wie ein Nandu aussieht...

Diese Ecke der Welt klettert jedenfalls eindeutig auf meiner Wunschreiseziel-Liste weiter nach oben.

Schön, dass wir Dich ein wenig für diese tolle Gegend interessieren konnten. Den Nebeneffekt mit den Kreuzworträtseln finde ich äußerst interessant. Bekomme ich eine Beteiligung, falls Du in Zukunft bei einem Kreuzworträtsel etwas gewinnen solltest?  :wink: 8)

Sprache verschlagen - das ist es, was mich immer schweigen lässt. Ein ganz toller Urlaub!

Danke  :oops:

Schöne Grüße,
Dirk

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 22.11.2012, 19:34 Uhr
Ushuaia hätte ich auch gerne einmal gesehen, aber ansonsten denke ich, dass wir landschaftlich nicht allzuviel auf Feuerland verpasst haben. Es wäre halt mal interessant gewesen, am südlichsten Ende der Welt zu stehen. So waren wir nur am südlichsten Ende des Festlands südlich von Punta Arenas, wo die Straße nicht mehr weiterging. Vor allem wenn das Wetter nicht mitspielt, macht es dann auch nicht allzuviel Spaß, in der Gegend unterwegs zu sein (aber wo macht es das schon).
Die Bootsfahrt war sicher schön. Seelöwen und Pinguine sehen wir auch immer gerne. Interessante Geschichten aus der Vergangenheit.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 23.11.2012, 07:30 Uhr
Ushuaia hätte ich auch gerne einmal gesehen, aber ansonsten denke ich, dass wir landschaftlich nicht allzuviel auf Feuerland verpasst haben. Es wäre halt mal interessant gewesen, am südlichsten Ende der Welt zu stehen. So waren wir nur am südlichsten Ende des Festlands südlich von Punta Arenas, wo die Straße nicht mehr weiterging. Vor allem wenn das Wetter nicht mitspielt, macht es dann auch nicht allzuviel Spaß, in der Gegend unterwegs zu sein (aber wo macht es das schon).

Da decken sich unsere Meinungen ja mehr oder weniger komplett.

Wobei man bei schönem Wetter sicherlich einige sehr interessante Tage mit Wandern dort verbringen kann - die tolle Lage der Stadt Ushuaia in dem zum Meer hin offenen Talkessel und den relativ hohen direkt dahinter stehenden Bergen ist halt doch ziemlich einzigartig. Der ausgefallene Cerro Guanaco nagt auch immer noch in mir... Aber auch die Seen im Inland (wir haben ja nur den Lago Fagnano angeschaut) und die noch ein Stück weiter südlich gelegene Isla Navarino sind sicher noch eine nähere Betrachtung wert.

Hier noch ein wichtiger Hinweis an alle Leser: Dieses Wochenende findet ja nicht nur das Wochenendevent von usa-reise.de statt, sondern auch das Treffen eines Nachbarforums. Da ich nicht weiß, ob, wie und wann ich in Rodgau ans Internet komme und einige Mitfahrer auch unterwegs sein werden, lasse ich einfach mal die für den Samstag fällige Etappe ausfallen und mache erst am Montag weiter.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Sandra33 am 24.11.2012, 18:55 Uhr

Von diesen Bussen haben wir auch einige gesehen - beeindruckend, welche Entfernungen die teilweise auf den dortigen Schotterpisten zurücklegen. Diese Fahrzeuge haben immer einen recht guten Eindruck gemacht - mit Ausnahme, wenn sie direkt vor uns an einer Grenzstation angekommen sind und alle Passagiere vor uns an der Passstelle anstanden. In diesen Momenten waren die Busse mir immer extrem unsympathisch :wink: 8)


Normalerweise teile ich Deine Meinung und fand die Busse an den Grenzen auch nicht nett. Dieses Mal muß ich den Betrachtungswinkel wechseln  :lol:


Da uns Dein Wunsch nach schönem Wetter nicht mehr wirklich viel hilft, schiebe ich ihn einfach mal schnell weiter zu Sandra, die in Kürze ja auch diese Gegend besuchen wird...


 :dankeschoen:
Dann kann ja nichts mehr schiefgehen ;-)

Zwei Fragen hätte ich zu Ushuaia: In welchem Hotel seid Ihr gewesen und würdest Du die Bootsfahrt weiterempfehlen? Bei wem habt ihr gebucht? Die Bilder sahen sehr schön aus.

LG Sandra

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 25.11.2012, 17:54 Uhr
Zwei Fragen hätte ich zu Ushuaia: In welchem Hotel seid Ihr gewesen und würdest Du die Bootsfahrt weiterempfehlen? Bei wem habt ihr gebucht? Die Bilder sahen sehr schön aus.

Wir waren in der Hosteria Les Eclaireurs (http://www.hosteriadelfaro.com/). Recht günstig und bei TripAdvisor sehr gut bewertet. Dafür ein klein wenig ab vom Schuss (und wir waren uns bis zum Ende unseres Aufenthalts nicht sicher, wie die Umgebung des Hotels einzuordnen ist). Die etwas abgelege Lage ist nicht weiter schlimm, denn mit dem Auto ist man in fünf Minuten in der Innenstadt und am Hafen gibt es ausreichend kostenlose Parkplätze. Trotzdem würde ich - sollte ich nochmal dort hinkommen - versuchen, ein Hotel in Laufnähe von Hafen bzw. der Avenida San Martin zu bekommen.

Die Bootsfahrt war super und ich kann sie nur weiterempfehlen. Falls Ihr die Rückfahrt mit dem Bus nehmt, könnt Ihr mit der Estancia Haberton auch noch eine der Top-Sehenswürdigkeiten des südlichen Feuerland anschauen.

Es gibt am touristischen Teil des Hafens eine Ansammlung von Buden verschiedenen Anbieter, die allesamt Touren auf dem Beaglekanal vermitteln. Dort würde ich in aller Ruhe einen Tag vor der Fahrt die Tickets kaufen. Letztendlich durchgeführt werden diese Touren dann wohl übrigens von nur einer (oder maximal zwei) Reedereien (so war zumindest unser Eindruck) - man kann also nicht allzuviel falsch machen.

Ich habe zur Verdeutlichung hier mal in Google maps direkt auf die Buden gezoomt (http://maps.google.de/maps?q=avenida+san+martin+ushuaia&hl=de&ie=UTF8&ll=-54.807741,-68.303198&spn=0.002445,0.004823&hnear=Av+San+Mart%C3%ADn,+Ushuaia,+Argentinien&t=h&z=18) (die graubraunen Punkte direkt in der Mitte, links unterhalb dem Label "Canoero Catamaranes" und rechts oberhalb des einen Hauses mit blauem Dach.) Direkt bei "Canoero Catamaranes" steht übrigens das bekannte "Fin del Mundo"-Schild und rechts oberhalb davon sieht man den großen Parkplatz auf dem wir immer unser Auto gelassen haben.

Morgen geht es weiter im Bericht...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 26.11.2012, 07:39 Uhr
Guten Morgen allerseits,

und weiter geht es. Wir verlassen Ushuaia, machen eine schöne Wanderung in den südlichen Ausläufern der Anden und besuchen dann den chilenischen Teil von Feuerland.

22.11.2011: Ushuaia - Porvenir
Heute schlafen wir ein klein wenig länger aus, frühstücken, bezahlen unser Hotel und fahren los. Auf derselben Stecke, über die wir vor zwei Tagen gekommen sind, geht es nach Osten aus der Stadt heraus und in die Berge. Das Wetter ist ähnlich wie gestern: Wolkig aber trocken, so dass wir die heute Vormittag geplante Wanderung zur Laguna Esmeralda im Valle Tierra Mayor in Angriff nehmen können. Unser Wanderführer beschreibt detailliert, wie man mit dem Bus oder Taxi zum an einer Schule für Schlittenhunde gelegenen Ausgangspunkt der Wanderung gelangt. An eine Anfahrtsbeschreibung für Autofahrer hat leider niemand gedacht und wir kommen bei der Suche nach dem Trailhead ziemlich ins Schwimmen. Nachdem wir ein paar Minuten von einem falschen Parkplatz aus einem recht interessanten Trail ins Nichts gefolgt sind, finden wir letztendlich doch die Einfahrt zum Valle des Lobos, der Schlittenhundeschule mit angeschlossenem Cafe und Restaurant. Direkt vor uns sind drei Jungs da, die sich mit dem Taxi haben herfahren lassen. Als die drei am Cafe vorbeimarschieren wollen, werden sie vom Cafe aus zurückgepfiffen: Für die Wanderung ist eine Registrierung nötig und es werden zehn Pesos Eintritt pro Person fällig. Dafür gibt es eine kleine kopierte Karte des Wegverlaufs sowie eine mündliche Beschreibung.

Der Trail führt uns zunächst an den Huskies der Schule vorbei, an blaue Plastiktonnen angebunden und zu unserer großen Verwunderung trotz schon ziemlich fortgeschrittenem Vormittag noch ziemlich schläfrig. Weiter geht es durch ein kurzes Stück Wald, über eine wackelige kleine Holzbrücke und auf eine offene und mit Peat Bogs bedeckte Fläche. Wie wir vorgestern im Parque Nacional Tiera del Fuego festgestellt haben, handelt es sich bei Peat Bogs um eine Art Moor und daher gestaltet sich der Weg dementsprechend schlammig und matschig. Wir kommen vorbei an mehreren großen Biberdämmen, hinter denen sich beeindruckende Seen aufgestaut haben. Leider bekommen wir aber keinen der Bauherren der Dämme zu Gesicht.

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Biberdamm entlang des Trails zur Laguna Esmeralda.

Weiter geht es in einen Wald, hier führt der Weg ein kurzes Stück relativ steil bergauf, ehe wir eine zweite Moorfläche erreichen. Es sind relativ viele Vögel unterwegs, vor allem die frech vor uns rumhüpfenden Magellanämmerlinge sind sehr auffällig.

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Ein Magellanämmerling.

Ein letztes Stück führt der Weg auf eine Felsbarriere hinauf und dann sind wir an der Laguna Esmeralda angelangt. Dabei handelt es sich um einen wunderschönen See, eingerahmt von schneebedeckten Bergen. Direkt hinter dem See hängt ein Gletscher, der Glaciar Ojo del Albino. Das Wasser der Laguna Esmeralda ist schön grün gefärbt und steht damit in deutlichen Gegensatz zu den vielen türkisgefärbten Gletscherseen, die wir im Verlauf unserer Reise gesehen haben. Leider ist das Wetter immer noch nicht wirklich gut, so dass wir auf die Möglichkeit verzichten, denn See zu umrunden um noch ein Stück in Richtung des Gletschers zu marschieren. Wir genießen ausgiebig die Stimmung und brechen dann wieder auf.

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Die Laguna Esmeralda.

Der Rückweg zur Hundeschule gestaltet sich etwas abenteuerlicher als der Hinweg: Der Mensch, der uns die Karte in die Hand gedrückt hat, hat uns erklärt, dass wir zurück auch etwas abseits des Weges laufen könnten, wenn wir uns nur am Fluss orientieren und diesen niemals überqueren. Das klappt zunächst auch ganz gut aber dann finden wir uns in einem ziemlich weglosen Waldstück wieder.

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Rückweg von der Laguna Esmeralda über Peat Bogs.

Da die grobe Richtung klar ist und die verschiedenen hier fließenden Flüsse und Bäche das Gebiet gut eingrenzen, stapfen wir querfeldein durch die Wildnis ehe wir nach einiger Zeit wieder auf einen Weg und etwas später sogar auf große Holzstangen stoßen. Diese markieren im Winter die Strecke, auf der die Hundeschlitten unterwegs sind. Irgendwann kommen wir auf dieser Strecke zu unserem Hinweg zur Laguna und folgen diesem das letzte Stück zum Parkplatz. Die Schlittenhunde sind nun auch etwas wacher - einige von ihnen beobachten uns jedenfalls aufmerksam mit großen hellblauen Augen.

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Ein Husky im Valle des Lobos.

Wir brechen auf und fahren die schon bekannte Strecke wieder zurück: Durch das Valle Tierra Mayor, über den Paso Garibaldi, vorbei an der Hosteria Kaiken am Lago Fagnano - wo wir vor drei Tagen übernachtet haben - an Tolhuin und an Rio Grande.

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Sägewerk am Lago Escondido.

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Ruta 3 in Feuerland kurz vor Rio Grande.

Die Landschaft ändert sich wieder von Wald zu Steppe. Am argentinischen Grenzposten stellen wir unseren Pick Up auf dem letzten Stück Asphalt für die kommenden paar hundert Kilometer hinter einem LKW ab und erledigen in der Grenzstation die fälligen Formalitäten. Es ist sehr viel los - direkt vor uns ist ein Reisebus aus Chile eingetroffen und dessen Insassen wollen natürlich auch alle durch die Immigration. Letztendlich kommen wir doch überraschend schnell dran und können uns den letzten von vielen Argentinienstempeln in unsere Pässe hauen lassen. Dann geht es ein paar Meter weiter zum Zoll. Der Beamte, der hier Dienst hat ist irgendwie auf Valium: Er schaut sich minutenlang unsere Dokumente an, schaut zwischendrin auch mal aufmerksam bei den Dingen zu, die am Nachbarschalter getrieben werden, nippt dann langsam an einer Tasse Kaffee und schaut sich dann wieder unsere Dokumente an. Schließlich haut er mit viel Rumms den benötigten Stempel auf das Dokument welches die Ein- und Ausreise unseres Autos dokumentiert. Fertig. Die chilenische Grenzstation ist ja etwa 15 Kilometer Schotterpiste entfernt. Auf dieser Strecke entdecken wir zunächst neben der Straße zahlreiche Schafe mit sehr jungen Lämmern. An einer Stelle kommen wir sogar an einer Art Schafskindergarten vorbei - hier kommt eine ganze Gruppe von Lämmern angaloppiert und läuft eine Weile neben uns her. Süß.

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Schafskindergarten zwischen den Grenzstationen von Argentinien und Chile.

Direkt vor der chilenischen Grenze entdecken wir mit Schrecken aber neben den Schafen aber auch noch etwas anderes und zwar einen kleinen Krater und einen mehrere Zentimeter langen Riss am Rand unserer Windschutzscheibe. Dieser Schaden war auf der Fahrt in Argentinien definitiv noch nicht da und wir haben seitdem keinen Einschlag mitbekommen. Hat eventuell der LKW, hinter dem wir an der Grenzstation unser Auto abgestellt haben, beim Anfahren ein Steinchen hochgewirbelt und auf unsere Scheibe geschmissen? Herausfinden werden wir das nie und ein gewisses Mysterium bleibt. Die ganze Geschichte ist so oder so saublöd, nach so langer Strecke über Gravel ohne Schäden und in Anbetracht dessen, dass laut unserem Mietvertrag Glasschäden voll auf uns gehen. Und so ein sich vom Rand der Scheibe in deren Mitte ziehender Riss kann definitiv nicht geklebt werden.

Die Einreise nach Chile erfolgt problemlos und schnell. Um nicht die komplette Strecke zwischen Ushuaia und Punta Arenas doppelt fahren zu müssen, haben wir uns entschieden, einen Abstecher über die Ortschaft Porvenir zu machen, der größten chilenischen Ansiedlung auf Feuerland. Diese Ortschaft liegt an der Westküste der Insel. Die Strecke dorthin führt am Meer entlang und es soll viele Tiere geben. Zunächst fahren wir 44 Kilometer auf gutem Gravel mehr oder weniger schnurgerade nach Westen durch die Steppe. Dann kommen wir an eine große Kreuzung mitten im Nichts. Eigentlich müssten wir hier geradeaus weiter fahren, wir folgen aber ein paar Kilometer der Strecke nach Süden, um uns die Überreste der alten Estancia Caleta Josefina anzuschauen. Diese Estancia wurde 1893 gegründet und war eine der erfolgreichsten Estancias auf Feuerland. Heute ist hier nichts mehr los und außer dem kleinen Krankenhaus der Estancia und einer riesigen Lagerhalle stehen auch keine Gebäude mehr. Ein wenig weiter südlich befindet sich nicht weit von der Straße entfernt der Friedhof der Estancia. Dieser sogenannte englische Friedhof wurde 1976 zum Nationalmonument erklärt. Wir schauen uns den Friedhof und die alten Gebäude ausführlich an, fahren zurück zu der großen Kreuzung und nehmen dort die nach Westen führende Y-71.

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Englischer Friedhof der Estancia Caleta Josefina.

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Unterwegs auf der Y-71 entlang der Bahia Inutil Richtung Porvenir.

Auf dieser erreichen wir recht bald das Meer bzw. die große Bahia Inutil. Die Landschaft ändert sich von grasbewachsener Steppe zu Buschland. Wir sehen jede Menge Schafe und Pferde. Die Begegnungen mit Wildtieren beschränken sich dagegen auf Guanacos und viele Wasservögel. Wir überholen einen PKW mit einem Nummernschild aus New Jersey. Auch wenn der Fahrer sein Gefährt ganz bestimmt nicht die komplette Strecke hergefahren hat - schließlich besitzt die Panamericana zwischen Panama und Kolumbien in den Darien-Sümpfen eine große Lücke, finden wir diese Begegnung trotzdem cool. Unsere Begegnungen mit nicht aus Chile und Argentinien stammenden Nummernschildern beschränkten sich bisher auf Expeditionsmobile aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien.

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Ein Guanaco.

Weiter im Westen kommen wir an armseligen Wellblechhütten mitten am Meer vorbei. Wir hoffen, dass es sich dabei nicht um dauerhafte Wohngebäude handelt, sondern nur um temporäre Unterstände für die hiesigen Fischer. Ein paar Kilometer später - insgesamt 144 Kilometer hinter der chilenischen Grenzstation - erreichen wir schließlich Porvenir. Diese Ortschaft wurde 1894 gegründet und blühte in Folge eines Goldrauschs schnell auf. Ein großer Teil der zu dieser Zeit nach Porvenir gekommenen Einwanderer stammte aus Kroatien, was auch heute noch an den Straßennamen und den Namen der Hotels und Restaurants deutlich wird. Nach dem Goldrausch ging es mit Porvenir bergab und nach der Beschreibung, die wir in dem Buch von Klaus Bednarz gelesen haben, erwarten wir eine äußerst ärmliche und heruntergekommene Ortschaft. Wir sind positiv überrascht, als wir ein hübsches Städtchen mit bunten Häusern und netten Einwohnern finden. Sicherlich gibt es einige ärmlich wirkende Gebäude, aber die gibt es in jeder Ortschaft hier. Unser Hotel ist schnell gefunden und nach einem leckeren Abendessen geht es ins Bett.

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Porvenir.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 28.11.2012, 07:41 Uhr
Guten Morgen allerseits,

Heute verlassen wir Feuerland wieder und besuchen auf dem Fastland noch einen kleinen Nationalpark, der sich als absoluter Geheimtipp entpuppen wird. Dann geht es zurück nach Punta Arenas, wo wir ja schon vor fünf Tagen einen kurzen Halt eingelegt haben.

23.11.2011: Porvenir - Punta Arenas
Wir schlafen gemütlich aus und frühstücken. Dann wollen wir unser Gepäck in das Auto einladen und bekommen einen Schreck: Nach der beschädigten Windschutzscheibe hat unser Pick Up nun noch ein weiteres Zipperlein dazu bekommen. Der rechte Hinterreifen ist platt. Das ist derjenige Reifen, den wir schon in El Chalten haben reparieren lassen und dessen Profil stellenweise auch nicht mehr allzu gut ausschaut. Was tun? Nachdem wir heute keine allzu lange Etappe vor uns haben entscheiden wir, nach Möglichkeit den Reifen noch vor Ort reparieren zu lassen. Katharina geht zurück ins Hotel und fragt, ob es hier eine Gomeria - eine Reifenreparaturwerkstatt - gibt. Die Frau an der Rezeption hat keine Ahnung und holt die Putzfrau zu Hilfe. Diese weiß auch nicht weiter und letztendlich wird ein zufällig anwesender anderer Gast gefragt. Dieser weiß Bescheid und bietet auch gleich an, uns zur Gomeria zu fahren. Eigentlich wollten wir ja nur den Weg wissen - wir haben ja zwei Reservereifen dabei und hätten auch selber fahren können - aber wir wehren uns nicht dagegen. Also wird der Reifen abgebaut, Katharina bleibt mit dem Gepäck am Hotel und Dirk fährt mit unserem Helfer zur Gomeria. Diese hat laut dem dort hängenden Schild offiziell noch geschlossen. Egal - scheinbar kennt man sich, denn einen langen Druck auf die Klingel und ein paar erklärende Worte später wird extra für uns geöffnet. Der Reifen wird abgegeben und begutachtet. Die Reparatur soll 45 Minuten dauern. Dirk wird wieder zum Hotel zurückgebracht. Eigentlich wollen wir nun einen Reservereifen montieren und selber zur Gomeria fahren, um dort auf die Reparatur des lecken Reifens zu warten. Doch der andere Gast wartet mit uns und holt gemeinsam mit uns den reparierten Reifen auch wieder ab. Unser herzliches Dankeschön für die Hilfe nimmt er an, den Pesos-Schein den wir ihm als Vergütung für Zeit und Benzin zustecken wollen lehnt er allerdings vehement ab. Eine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft - das ist der Wahnsinn. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt jedoch, und zwar bezieht sich dieser auf unsere Spanischkenntnisse: Diese haben zwar ausgereicht, um bisher halbwegs unfallfrei durch die Reise zu kommen und alle nötigen Gespräche irgendwie hinzubekommen. Heute müssen wir aber zum wiederholten Male feststellen, dass es für einen ungezwungenen Smalltalk leider eben doch nicht reicht - das ist ein großer Unterschied zu unseren bisherigen Reisen nach USA und Australien. Wir nehmen uns fest vor, vor einer möglichen weiteren Reise nach Südamerika intensiver Spanisch zu pauken und brechen auf.

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Unterwegs in Porvenir.

Zunächst schauen wir uns kurz Porvenir an. Besonders interessant finden wir die zahlreichen an der Hafenmole aufgestellten Kunstwerke, Statuen und Denkmäler, die neben wichtigen Personen der chilenischen Geschichte auch diverse Gegenstände wie Weltkugeln oder Anker zeigen. Auch ein aus Holz geschnitzter Ureinwohner der Gegend steht hier herum. Ehe wir nach Norden aufbrechen, fahren wir noch zum Fährhafen von Porvenir. Hier fährt einmal pro Tag eine Fähre nach Punta Arenas und wieder zurück.

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Statue eines Selknam-Indianers in Porvenir.

Hinter dem Hafen folgen wir ein Stück einer fast direkt am Ufer verlaufenden Schotterstraße bis zur Stelle, an der die große Bahia Inutil in die Magellanstraße mündet. Hier befindet sich ein Aussichtspunkt auf die Magellanstraße und ein großes weißes Stahlkreuz. Der Himmel ist wieder fast vollständig mit Wolken bedeckt. Wir bleiben nicht sehr lange, denn schließlich werden wir die Magellanstraße ja heute hoffentlich heute noch ein weiters Mal aus der Nähe, und zwar von einer Fähre aus, sehen. Also zurück nach Porvenir und dort auf die Y-65 Richtung Norden und der Laguna Cisnes abgebogen. Die Laguna Cisnes ist ein großes Naturschutzgebiet nördlich der Stadt. Hier gibt es kaum Vegetation aber jede Menge Wasservögel wie Flamingos und diverse Arten von Schwänen, Enten und Gänsen. Obwohl die Straße in einem gewissen Abstand zum See verläuft, sehen wir immerhin viele Gänse und auch Ibisse. Zudem überquert vor uns ein patagtonischer Fuchs die Straße und verschwindet im Buschwerk. Die Straße ist ein gutes Stück asphaltiert und selbst der folgende Gravel ist sehr gut zu fahren.

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Ein patagonischer Fuchs etwas nördlich von Porvenir.

Wir fahren durch fast vollkommen flache Steppe mit einem endlos entfernt scheinenden Horizont. Die Straße verläuft schnurgerade und da kein einziges Auto entgegen kommt oder überholt macht das Fahren richtig Spaß. Nach einigen zig Kilometern endet der Gravel und wir kommen wieder auf die große Ruta 257, die uns zur Fährstation bei Puerto Espora führt - hier sind wir vor vier Tagen auf unserer Etappe nach Tolhuin mit südlicher Fahrtrichtung vorbei gekommen. Am Fähranleger ist heute deutlich mehr los als damals, dennoch kommen wir problemlos auf die nächste Fähre und auch das Beladen der Fähre geht recht flott von sich.

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Unterwegs in Feuerland auf der Y-65 Richtung Norden.

Während der Fährfahrt über die Magellanstraße stehen wir wieder auf Deck und beobachten, wie die Küste von Feuerland langsam hinter uns verschwindet und gleichzeitig das Festland immer näher kommt. Im Wasser können wir auch dieses Mal wieder einen Delfin und einen Pinguin erspähen. Wieder auf dem Festland angekommen könnten wir nun direkt nach Punta Arenas zurück fahren - das wäre aber irgendwie witzlos, denn dann hätten wir stattdessen auch die Fähre direkt von Porvenir aus nach Punta Arenas nehmen können. Wir haben uns aber für diesen Urlaub noch einen letzten Nationalparkbesuch inklusive Wanderungen rausgesucht. Und zwar wollen wir zum fast direkt an der Grenze nach Argentinien gelegenen Parque Nacional Pali Aike.

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Begegnung zweier Fähren auf der Magellanstraße.

Wir folgen zunächst für 14 Kilometer der Ruta 257, bis wir wieder auf die Ruta 255 treffen, der großen Verbindungsstraße von Punta Arenas Richtung dem in Argentinien gelegenen Rio Gallegos. Dieser Straße folgen wir ein paar Kilometer nach Osten und biegen dann bei der Ortschaft Punta Delgada nach Norden auf eine kleine Gravelroad ab. Der Nationalpark liegt 28 Kilometer nördlich und diese sehr rumpeligen 28 Kilometer haben es in sich - vor allem, wenn man sie mit einem Riss in der Windschutzscheibe fährt. Es lohnt sich aber, alleine auf der Fahrt zum Parque Nacional Pali Aike sehen wir jede Menge Guanacos, Nandus und einen patagonischen Fuchs.

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Ein Nandu im Parqua Nacional Pali Aike.

Am Eingangshäuschen zum Park, mitten im Nichts gelegen, bezahlen wir den Eintritt und bekommen eine Parkkarte. Der Nationalpark schützt unter anderem eine Lavahöhle, in der die mit 11000 Jahren ältesten Spuren menschlicher Besiedlung in der weiteren Umgebung gefunden wurden und zudem Reste eines Mylodons. Dann gibt es große Lavafelder mit interessanten Lavaformationen, mehreren großen Vulkankegeln und Kratern. Und als drittes die Laguna Ana, einen See, an dem sich sehr viele Vögel befinden. Wir wollen uns nach Möglichkeit alle drei Punkte anschauen und fahren zunächst zum Trailhead der Wanderung, die zu den Kratern Morada del Diablo und Pozos del Diablo führt. Diese Wanderung führt über weite Strecken durch bzw. über das Escorial del Diablo, das sich hier ausdehnende weite Lavafeld. Im Verlauf des Weges bieten sich sehr interessante Blicke auf die Struktur der Lava. Diese ist relativ porös, was darauf schließen lässt, dass der Vulkan beim Ausbruch auch viele Gase ausgestoßen hat. Wir sehen an bzw. in aufgebrochenen Lavabrocken filigrane Strukturen, die an die Boxwork-Strukturen erinnern, die wir in den USA zum einen im Wind Cave National Park und zum anderen an der Wave gesehen haben. Zum anderen haben sich in der Lava viele Blasen und Tunnel gebildet. Der Hohlraum dieser Blasen ist typischerweise etwa einen halben Meter hoch, die Wanddicke 15 Zentimeter. Teilweise sind diese Blasen durch den Einfluss der Erosion geöffnet worden, was sehr interessante Einblicke ermöglicht. Nach etwa eineinhalb Kilometern erreichen wir den Morada del Diablo, einen interessanten Vulkankrater. Das letzte Stück Anmarsch ist sehr lustig, denn es führt durch eine surreale Landschaft von phantastisch geformten Lavatürmen, Felsen und Strukturen.

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Morada del Diablo im Parqua Nacional Pali Aike.

Der Pozos del Diablo, noch etwa zwei Kilometer weiter besteht aus zwei separaten Kratern: Der erste ist ein "echter" Vulkankrater und etwas neuer als der zweite. Am Rand des tiefen Kraters befindet sich ein Aussichtspunkt. Die steil abfallenden Innenwände bestehen aus sehr losem Geröll. Das Ganze erinnert ein wenig an den Cinder Cone im Lassen Volcanic National Park und wir sind froh, hier nicht aus dem Kraterinneren rausmarschieren zu müssen. Das sieht aber scheinbar nicht jeder so: Wir beobachten zwei Hasen, die sich in wilder Jagd quer über die Kraterwände hetzen, dabei immer wieder fast auf dem losen Geröll ausrutschen und in die Tiefe purzeln.

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Weg über das Escorial del Diablo zum Pozos del Diablo.

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Maar des Pozos del Diablo.

Der zweite Krater, etwas nördlich des ersten gelegen, ist riesig. In Wirklichkeit handelt es sich auch nicht um einen Vulkankrater, sondern um ein Maar, also eine Stelle, an der eine unterirdische Lavablase eingesackt ist. Die Seitenwände sind mit Gras bedeckt, so dass das ganze ein wenig wie eine große Vertiefung in der umgebenden Steppenlandschaft wirkt. Wir laufen zurück zum Auto und fahren zur Cueva Pali Aike, der Höhle, an der die Spuren historischer Besiedlung durch Tehuelche-Indianer gefunden wurden. Hier gibt es einen kurzen Rundweg entlang einer senkrechten Lavawand, an dessen Ende sich die etwas unspektakuläre Höhle befindet. Da sich das Ganze etwas erhöht auf einem Hügel befindet, bieten sich vom Trail aus an der einen oder anderen Stelle schöne Blicke auf die endlose Weite der Steppe und die darauf grasenden Guanacoherden.

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Einblütige Pantoffelblume.

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Lavawand an der Cueva Pali Aike.

Wir wollen uns zum Abschluss noch die Laguna Ana anschauen und fahren daher zurück zum Parkeingang. Dort biegen wir nach Norden ab und folgen ein paar Kilometer einer rumpeligen Gravelroad zu dem See. Gerade die letzten paar hundert Meter zu einem Viewpoint auf dem See haben es in sich. Die Wanderung, die vom Aussichtspunkt zum etwas unterhalb gelegenen See führt müssen wir uns leider sparen, da es genau in diesem Moment recht heftig zu regnen anfängt. Also kurz aussteigen, ein Foto machen, einsteigen und wieder losfahren. So stellen wir uns den Besuch von Nationalparks eigentlich nicht vor. Zu allem Überfluss erweist es sich als keine glückliche Idee, aufgrund der recht kühlen Temperaturen die Heizung und das Gebläse des Autos zu aktivieren. Die Kombination aus heißer Luft im Wageninneren und kaltem Regen draußen führt zu Spannungen in der Windschutzscheibe und wir können sehen, wie der Riss in der Windschutzscheibe binnen ein paar Sekunden um mehrere Zentimeter wächst. Wir schalten die Heizung wieder aus und glücklicherweise  behält der Riss seine aktuelle Größe. Im Verlauf der nun insgesamt 32 Kilometer langen Fahrt auf Ripio zurück zur 255 wird der Riss von uns argwöhnisch im Auge behalten. Während der Fahrt kommen wir neben zahlreichen anderen Tierbeobachtungen noch an einer kleineren Guancaoherde vorbei, die ein sehr kleines und süßes Jungtier dabei haben. Leider kennen wir uns mit Guanacos nicht gut genug aus um abschätzen zu können wie alt dieses Tier wohl sein wird.

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Guanacoherde mit Jungtier.

Die letzten rund 160 Kilometer nach Punta Arenas verlaufen problemlos. Unser Auto, das uns in den letzten Tagen doch mehr kleinere Probleme gemacht hat als erwartet und erhofft, ist wieder brav. Wir checken in denselben Hotel ein, in dem, wir schon vor fünf Tagen waren. Abendessen gibt es wieder in einem Restaurant in der Innenstadt von Punta Arenas.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 28.11.2012, 08:23 Uhr
Nun bin ich auch endlich wieder uptodate  :groove:. Die Landschaft ist so toll - ich frage mich gerade, wie schön die erst bei  :sun: aussieht.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 28.11.2012, 20:05 Uhr
Die Landschaft ist so toll - ich frage mich gerade, wie schön die erst bei  :sun: aussieht.

Tja, genau diese Frage haben wir uns auch die ganze Zeit gestellt :wink:

Dass das Wetter dort unten enorm wechselhaft ist, ist ja klar. Und wir sind im Nachhinein auch froh, dass wir die fünf Tage Wolkenwetter auf Feuerland und nicht in den Torres del Paine oder im Parque Nacional Los Glaciares hatten. Andererseits wären ein paar mehr Wolkenlücken schon ganz nett gewesen...

Ich bin sehr gespannt, wie es den anderen aktuellen Patagonien-Reisenden aus diesem Forum ergeht: Danilo und Anja müssten ja inzwischen schon wieder zurück sein und Sandra bricht recht bald auf.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: unterwegsontour am 29.11.2012, 10:14 Uhr

Wetter kann man sich nie aussuchen und ich bin immer froh - egal wo ich bin - wenn es einigermaßen klappt. Aber je nach Reiseland/-Zeit muss man halt mit dem jeweiligem Wetter sich zurechtkommen, teilweise kann man ja schon mit schlechtem Wetter rechnen.  Ich finde es liegt auch viel an der Einstellung, ich bin jemand der hinterher gerne die Schlecht-Wetter-Stunden vergißt ... bin oft erstaunt wieviele Wolken, dunkler Himmer dann hinterher auf den Fotos zu sehen ist  :grins:

Hatte auf einer Tour mal jemand dabei, der ganz erstaunt war, das es im REGENwald soviel regnet!   :lachroll:



Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 29.11.2012, 11:24 Uhr
Hatte auf einer Tour mal jemand dabei, der ganz erstaunt war, das es im REGENwald soviel regnet!   :lachroll:

:dance: Das erinnert mich irgendwie an unseren Besuch im Olympic NP vor vier Jahren. Da haben wir uns mit genau diesem Argument ("das hier ist ja ein Regenwald") über das nicht ganz ideale Wetter getröstet.

Und auch im aktuellen Bericht hatten wir ja schon solche Erlebnisse:

Im Prinzip ein großer Spaß. Aber nicht, wenn das Unterholz, durch das man sich schlägt tropfnass ist und man somit eine kostenlose Dusche von oben erhält. Zudem nimmt auch die Stärke des Regens im Laufe der Zeit wieder deutlich zu, so dass auch die Schlammpfützen auf dem Weg deutlich größer und teilweise sogar richtig unangenehm zu überqueren werden. Zum Glück haben wir halbwegs vernünftige Wanderausrüstung dabei. Zum Beispiel die robusten und alpenerprobten Wanderschuhe helfen schon sehr. Leider liegen gerade unsere nun dringend nötigen Regencapes im Auto... Wasser von oben, unten, links und rechts. Das Wort "Regenwald" beinhaltet ja einen Bestandteil, der Wasser von oben nicht unbedingt ausschließt, aber irgendwann wird es unangenehm. Allerdings wollen wir auch nicht aufgeben [...]

Unsere nächste Reise wird uns so oder so (es stehen noch zwei Alternativen zur Wahl) zumindest teilweise in eine Wüste führen - mal schauen, wie das Wetter dort wird...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: freddykr am 29.11.2012, 18:51 Uhr
Ich kann schon mal sagen, bis auf einen Schneesturm im Torres del Paine hatten wir meist sonniges Wetter.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 29.11.2012, 20:59 Uhr
Ich kann schon mal sagen, bis auf einen Schneesturm im Torres del Paine hatten wir meist sonniges Wetter.

Glückspilze!

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 30.11.2012, 07:39 Uhr
Guten Morgen allerseits,

heute schauen wir uns ein wenig in Punta Arenas um...

24.11.2011: Punta Arenas
Für unseren letzten vollen Tag in Patagonien hatten wir drei mögliche Programme angedacht: Entweder eine Bootsfahrt zur Isla Magdalena, auf der es eine große Pinguinkolonie gibt. Nach den schönen Erlebnissen bei den Pinguinkolonien am Seño Otway und der Isla Martillo im Beaglekanal streichen wir diese Alternative. Oder wir könnten mit dem Auto die knapp 60 Kilometer Richtung Süden nach Fuerte Bulnes fahren und dort die Rekonstruktion eines 1843 errichteten chilenischen Forts anschauen. Keine zwei Kilometer entfernt von Fuerte Bulnes befinden sich die Überreste von Puerto Hambre, der 1584 angelegten ersten spanischen Siedlung hier in der Gegend. Aufgrund der spärlichen Vegetation fanden die etwa 300 Siedler von Puerto Hambre keine Nahrung und verhungerten. Der Name Puerto Hambre bedeutet auf Deutsch Hungerhafen. Nachdem wir sehr froh sind, das Auto mit einer in einem Stück befindlicher Windschutzscheibe nach Punta Arenas gebracht zu haben, verzichten wir aber auch auf diese Besichtungsmöglichkeit. Stattdessen entscheiden wir uns für eine geruhsame Stadtbesichtigung.

Also schlafen wir für unsere Verhältnisse lange aus und sind tatsächlich einmal die letzten Gäste am Frühstückstisch. Das erste Ziel unserer Besichtigungstour ist der direkt hinter unserem Hotel gelegene Cerro de la Cruz. Hier würde eine der senkrecht zur Uferlinie verlaufenden Straßen zu steil verlaufen, um dort mit den Auto hoch oder runterzufahren. In San Francisco wird an so eine Stelle die Lombard Street hingebaut und es ergibt sich eine Touristenattraktion. In Punta Arenas dagegen unterbricht man den Verlauf der Avenida Fagnano, baut Fußgängertreppen hin und oben, wo es wieder flacher wird, einen Aussichtspunkt. Das ergibt auch eine Touristenattraktion, nämlich einen tollen Aussichtspunkt, von dem aus wir die gesamte Stadt sehen, dahinter die Magellanstraße und - ganz am Horizont - Feuerland. Glücklicherweise herrscht zum ersten Mal seit einigen Tagen wieder etwas besseres Wetter und der Himmel zeigt einige blaue Stellen.

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Blick vom Cerro de la Cruz auf Punta Arenas.

Nach unserem Besuch beim Cerro de la Cruz laufen wir ein Stück entlang der Avenida España nach Süden. Bei dieser Straße handelt es sich neben der Avenida Indepencia und der Avenida Colon um eine der drei breiten Prachtstraßen, die das Stadtgebiet von Punta Arenas durchlaufen. Zwischen den beiden Fahrtspuren gibt es einen breiten Grünstreifen mit interessant zurechtgestutzten Bäumen sowie jeder Menge Statuen von uns mehr oder weniger bekannten Menschen. Anhand dieser Statuen können wir feststellen, dass unser Wissensstand über die chilenisch-argentinische Geschichte im Vergleich zu vor vier Wochen merklich angewachsen ist: Einige Menschen sind im Laufe dieser Zeit von der Gruppe der uns weniger bekannten Menschen in diejenige der bekannten gewechselt.

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Wandmalerei in Punta Arenas.

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Statue von Bernado O'Higgins.

Wir laufen die Avenida España vor bis zur Kreuzung mit der Avenida Indepencia, folgen dieser bis ans Ufer der Magellanstraße und laufen dort etwas weiter nach Süden. Hier ist eine nette Promenade direkt am Wasser angelegt worden. Am Plaza 21 de Mayo finden wir den Hindutempel von Punta Arenas. Ein sehr interessantes Gebäude, bestehend aus einem quaderförmigen Grundkörper mit einer Kuppel obendrauf. An der Kuppel befinden sich indisch angehauchte Ornamente, die zum Beispiel Elefanten darstellen. Das alles ist in einer Art Ockerfarbe angestrichen, aber leider ist der letzte Anstrich auch schon ein wenig her und die Farbe blättert an der einen oder anderen Stelle ziemlich ab.

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Hafen von Punta Arenas.

Wir laufen wieder zurück nach Norden, in Richtung Stadtzentrum. Rechts von uns zunächst die Magellanstraße, dann zum Hafen von Punta Arenas gehörende Gebäude wie Verwaltung und Lagerhallen. Auf der Höhe der Kreuzung mit der Avenida Indepencia kommen wir an einen Andenkenladen, etwas weiter befindet sich ein großer Supermarkt. Beide Geschäfte werden besucht und wir decken uns mit Mitbringseln für die daheim gebliebenen Freunde und Verwandten ein. Und auch für uns landet ein Glas Dulce de Leche im Gepäck. Hinter der Kreuzung mit der Avenida Errazuriz kommen wir an eine fast direkt an der Hafenpromenade gelegene Freifläche, die anscheinend vor nicht allzu langer Zeit liebevoll umgestaltet wurde. Im Zentrum steht ein Monument mit dem Stadtwappen von Punta Arenas und darum herum befindet sich ein geometrisches Raster. In dieses Raster eingelassen sind die Namen wichtiger Orte in Chile wie Städte, Seen, Wüsten usw. Den Abschluss bildet ein großes Wasserbecken, welches die Magellanstraße darstellen soll. Wir überqueren die Straße, um zum Ufer der echten Magellanstraße zu gelangen. Von hier aus haben wir wieder einen freien Blick auf das Wasser und auf die alte Hafenmole von Punta Arenas. Nachdem diese nicht mehr benötigt wurde, ließ man sie als Rückzugsgebiet für die heimischen Kormorane stehen. Heute besteht die Mole nur noch aus ein paar aus dem Meer ragenden Holzfragmenten. Darauf befindet sich eine beeindruckende Menge an Kormoranen.

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Alte Hafenmole von Punta Arenas.

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Unterwegs in Punta Arenas.

Wir laufen am Schifffahrtsmuseum vorbei nach Westen und erreichen nach zwei Straßenblöcken die Plaza de Armas. In fast allen südamerikanischen Städten und Ortschaften ist dieser Platz, der zumeist einen kompletten Block im Straßenraster einnimmt, das absolute Zentrum der Stadt, um das sich die Kirche und die wichtigsten Verwaltungsgebäude gruppieren. In Punta Arenas stehen an der Plaza die Kathedrale, diverse Hotels und Banken und einige sehr repräsentative Bauten, die von den Familien Menendez und Braun errichtet worden sind. Das sind zwei der Familien, die vor mehr als hundert Jahren durch den Handel mit Wolle ein Vermögen anhäufen konnten. Jose Menendez ist uns ja schon vor fünf Tagen begegnet, als wir uns mit der Geschichte der Estancia San Gregorio beschäftigt haben.

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Palacio Sara Braun in Punta Arenas.

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Repräsentatives Gebäude an der Plaza von Punta Arenas.

Allgemein wirken die Gebäude an der Plaza nicht so, wie man sich naiverweise Gebäude in einer abgelegenen Stadt am Ende der Welt vorstellen würde. Die meisten davon würden in einer der großen Metropolen der Welt auch nicht sonderlich auffallen. Der zentrale Bereich einer Plaza de Armas ist immer als schöner Park gestaltet. Hier in Punta Arenas wird eine von vielen Bäumen bestandene Rasenfläche von einem spinnennetzförmigen Netz von Wegen durchzogen. Die Wege laufen in der Mitte der Plaza zusammen, hier befindet sich eine große Statue von Fernando Magellan. Wir nutzen die schöne Plaza für eine ausgedehnte Pause und setzten dann die Erkundung der Stadt fort.

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Plaza des Armas mit der Statue von Fernando Magellan.

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Kathedrale von Punta Arenas.

Unser nächstes Ziel ist der große Friedhof der Stadt, etwa acht Straßenblöcke nördlich der Plaza gelegen. Der Friedhof ist von einer hohen Mauer umgeben und er beinhaltet neben jeder Menge Einzelgräber auch beeindruckende Mausoleen der reichen Familien der Stadt. Der Friedhof ist vor allem wegen dieser Mausoleen bekannt, es gibt Stimmen, die ihn als den schönsten Friedhof von Südamerika hinter demjenigen von Buenos Aires bezeichnen. Prominent vertreten sind hier natürlich wieder die Familien Menendez und Braun. Wir schauen uns ausführlich um, auch in den Bereich abseits der Mausoleen: Interessant ist hier zum einen das teilweise sehr hohe Alter der Grabsteine. Und zum anderen fällt auf, wie viele unterschiedliche Nationalitäten bei der Besiedlung von Patagonien beteiligt waren. Am prominentesten sind englischsprachige oder deutsche Grabinschriften. Es gibt auch viele Sammelgräber, zum Beispiel für Marineangehörige oder Feuerwehrmänner. Aber auch für Mitglieder der Deutschen Krankenkasse gibt es ein Grab und eines für die deutschen Marinesoldaten, die 1914 bei der Seeschlacht vor den Falklandinseln starben. Ein deutsches Geschwader hatte damals vor der chilenischen Küste bei Coronel, Luftlinie 1800 Kilometer von Punta Arenas entfernt, eine Schlacht gegen britische Kriegsschiffe überlegen gewonnen, seine Fahrt fortgesetzt und schließlich über die Zwischenstation Punta Arenas den Atlantischen Ozean erreicht. Es war geplant, Port Stanley auf den Falklandinseln anzugreifen, um an die dortigen Kohlevorräte zu gelangen. Dieser Plan scheiterte aufgrund der starken Präsenz britischer Kriegsschiffe in Port Stanley. Es wurden fünf deutsche Schiffe versenkt, wobei 2200 Menschen ums Leben kamen. Einzig der kleine Kreuzer Dresden konnte entkommen, lieferte sich in den patagonischen Fjorden ein monatelanges Versteckspiel mit den Briten und wurde im März 1915 vor der Robinson-Crusoe-Insel von der eigenen Besatzung versenkt.

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Mausoleum der Familie Menendez auf dem Friedhof von Punta Arenas.

Um kurz nach drei Uhr verlassen wir den Friedhof wieder und laufen einige hundert Meter zurück in Richtung Stadtzentrum zum Museo Regional Salesiano. Dieses Museum bietet eine umfassende Ausstellung über Flora, Fauna sowie die Geschichte von Patagonien und Feuerland. Wie der Name sagt, wurde das Museum von den Salesianern angelegt, die ja bei der Christianisierung der hiesigen Ureinwohner nicht unbedingt immer eine glorreiche Rolle gespielt haben. Das Museum aber ist sehr interessant, vor allem weil hier sehr alte Bereiche in ihrer ursprünglichen Anordnung und ziemlich aktuelle und pädagogisch gut gestaltete Bereiche direkt aufeinander folgen. Gleich im Erdgeschoss befindet sich der älteste Teil des Museums, ein wildes Gemisch aus ausgestopften Tieren, Knochen, Informationen über Magellan und einer nachgebauten Höhle mit prähistorischen Handabdrücken. In den weiteren Stockwerken - insgesamt gibt es vier davon - erfahren wir (wie auch schon in den beiden Museen, die wir in Ushuaia besucht haben) viel über das Schicksal der Ureinwohner. Das allgemeine Schicksal der Eingeborenen und ihre fast vollständige Ausrottung wird dabei durchaus differenziert dargestellt - der Versuch, den Indianern den christlichen Glauben und die Lebensweise der Weißen aufzuzwingen wird dagegen eher neutral und unkritisch bewertet. Dennoch ein sehr lehrreiches und interessantes Museum, welches wir erst kurz vor der Schließung um 17:30 Uhr wieder verlassen.

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Das Haus von Charley Milward - interessant für jeden Leser von Bruce Chatwin.

Wir laufen heim zu unserem Hotel und beginnen, unser Auto aufzuräumen und Koffer zu packen. Zum Abendessen geht es wieder in die Stadt, wo wir uns ein sehr gemütliches und uriges Lokal aussuchen. Mit einem leckeren Steak bzw. einem mit Centolla gefüllten Pfannkuchen, kombiniert mit einem guten Weißwein, läuten wir das Ende dieses sehr schönen Aufenthalts in Patagonien und Feuerland ein, denn morgen geht es leider schon wieder zurück nach Europa.

Übermorgen geht es weiter...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 30.11.2012, 14:27 Uhr
Ich bin ein bekennender Geschichtsmuffel  :oops: (du weiß schon, Columbus und so ...  :socool:). Deshalb habe ich von Punta Arenas nur die Bilder angeschaut  :zwinker: . So fiel mir auf, dass der Himmel immer mehr seine blaue Farbe zeigte. Das hätte er die ganze Zeit schon machen sollen  :sprachlos:.

Leider wird man dort auch nicht in eine "Lombard Street" investieren, denn wer will schon kopieren  :zwinker:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Sandra33 am 30.11.2012, 16:12 Uhr
Zwei Fragen hätte ich zu Ushuaia: In welchem Hotel seid Ihr gewesen und würdest Du die Bootsfahrt weiterempfehlen? Bei wem habt ihr gebucht? Die Bilder sahen sehr schön aus.

Wir waren in der Hosteria Les Eclaireurs (http://www.hosteriadelfaro.com/). Recht günstig und bei TripAdvisor sehr gut bewertet. Dafür ein klein wenig ab vom Schuss (und wir waren uns bis zum Ende unseres Aufenthalts nicht sicher, wie die Umgebung des Hotels einzuordnen ist). Die etwas abgelege Lage ist nicht weiter schlimm, denn mit dem Auto ist man in fünf Minuten in der Innenstadt und am Hafen gibt es ausreichend kostenlose Parkplätze. Trotzdem würde ich - sollte ich nochmal dort hinkommen - versuchen, ein Hotel in Laufnähe von Hafen bzw. der Avenida San Martin zu bekommen.

Die Bootsfahrt war super und ich kann sie nur weiterempfehlen. Falls Ihr die Rückfahrt mit dem Bus nehmt, könnt Ihr mit der Estancia Haberton auch noch eine der Top-Sehenswürdigkeiten des südlichen Feuerland anschauen.

Es gibt am touristischen Teil des Hafens eine Ansammlung von Buden verschiedenen Anbieter, die allesamt Touren auf dem Beaglekanal vermitteln. Dort würde ich in aller Ruhe einen Tag vor der Fahrt die Tickets kaufen. Letztendlich durchgeführt werden diese Touren dann wohl übrigens von nur einer (oder maximal zwei) Reedereien (so war zumindest unser Eindruck) - man kann also nicht allzuviel falsch machen.

Ich habe zur Verdeutlichung hier mal in Google maps direkt auf die Buden gezoomt (http://maps.google.de/maps?q=avenida+san+martin+ushuaia&hl=de&ie=UTF8&ll=-54.807741,-68.303198&spn=0.002445,0.004823&hnear=Av+San+Mart%C3%ADn,+Ushuaia,+Argentinien&t=h&z=18) (die graubraunen Punkte direkt in der Mitte, links unterhalb dem Label "Canoero Catamaranes" und rechts oberhalb des einen Hauses mit blauem Dach.) Direkt bei "Canoero Catamaranes" steht übrigens das bekannte "Fin del Mundo"-Schild und rechts oberhalb davon sieht man den großen Parkplatz auf dem wir immer unser Auto gelassen haben.

Morgen geht es weiter im Bericht...

Schöne Grüße,
Dirk

Danke Dirk!
Das mit den Parkplätzen am Hafen war auch noch eine wertvolle Info für mich, da wir eine Nacht bereits an Bord im Hafen übernachten und das Auto noch behalten.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 01.12.2012, 08:48 Uhr
(du weiß schon, Columbus und so ...  :socool:).

Hm - mal nachdenken. Columbus ist doch der Mensch, ohne den es dieses Forum nicht geben würde - oder? :rollen:

Der schöne blaue Himmel war am kommenden Tag übrigens schon wieder weg - aber dazu kommen wir morgen im Bericht 8)

Das mit den Parkplätzen am Hafen war auch noch eine wertvolle Info für mich, da wir eine Nacht bereits an Bord im Hafen übernachten und das Auto noch behalten.

Dann kann ja wirklich nichts mehr schiefgehen.

Wieviel Zeit hast Du eigentlich für Südpatagonien und Feuerland eingeplant? Ich erinnere mich nur daran, dass Deine Reise all die Dinge nachholen soll, die beim letzten Mal ausgefallen sind: Die Kreuzfahrt sowieso aber später dann auch der Torres del Paine wegen den Streiks bzw. Grenzblockaden (ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was die Folge gewesen wäre, wenn im Verlauf unserer Reise irgendjemand eine der argentinisch-chilenischen Grenzstationen mitten im Nichts dicht gemacht hätte).

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Sandra33 am 01.12.2012, 17:35 Uhr
"(ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was die Folge gewesen wäre, wenn im Verlauf unserer Reise irgendjemand eine der argentinisch-chilenischen Grenzstationen mitten im Nichts dicht gemacht hätte)."

Dann wäre wohl Umplanen angesagt gewesen  8) Aber Ihr hattet ja mit dem Vulkan auch so Eure speziellen Erlebnisse...
Wir sind zuerst eine Woche im TdP, dann 3 Tage in Ushuaia und dann mit dem Schiff zwei Tage Falklands und 5 Tage Antarktis plus einige Seetage... noch 5einhalb Wochen  :D

LG Sandra

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 01.12.2012, 20:18 Uhr
noch 5einhalb Wochen  :D

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/Neid.png)

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 02.12.2012, 09:50 Uhr
Guten Morgen allerseits,

nun ist leider auch schon der Zeitpunkt unserer Rückreise erreicht:

25.11.2011: Punta Arenas - München
Heute müssen wir ein wenig früher aus den Federn als gestern. Um Punkt sieben Uhr gibt es Frühstück, um halb acht laden wir unser Gepäck ins Auto und los geht es Richtung Flughafen. Dieser befindet sich einige Kilometer nördlich der Stadt, nahezu direkt an der Ruta 9, die wir hier ja schon insgesamt dreimal in verschiedene Richtungen entlang gefahren sind. Wir füllen den Tank unseres Pick Ups komplett auf und schauen ein letztes Mal nach dem Reifendruck: Alles OK. Da wir bei einer relativ kleinen Mietwagenfirma gebucht haben, findet die Rückgabe - ähnlich wie die Übergabe in Puerto Montt vor einem Monat - nicht in einem Büro, sondern vor dem Terminalgebäude statt. Wir stellen unser Auto also auf einem der eigentlich nur zum Abliefern oder Abholen von Fluggästen gedachten Kurzzeitparkplätze ab und warten. Die Angestellten der Mietwagenfirma lassen ein wenig auf sich warten und während dieser Zeit sprechen uns diverse Taxifahrer an, die uns dort mit unserem Gepäck stehen sehen und ein gutes Geschäft wittern. Schließlich kommt ein weißer Minibus mit einem älteren Herren und einer Dame an, die in halbwegs gebrochenem Englisch die Übernahme des Wagens mit uns managen. Der ältere Herr scheint den Job noch nicht so lange zu machen. Er macht Dirk beispielsweise auf eine Anzeige aufmerksam, die sich im unteren Bereich befindet und meint, dass wir das Auto doch mit voll aufgefülltem Öl hätten zurückbringen sollen. Zum Glück können wir ihn davon überzeugen, dass er zum einen Öl und Benzin verwechselt und dass zum anderen eine sich im unteren Bereich der Anzeige befindliche Kühlwassertemperatur in der Natur eines seit einiger Zeit abgestellten Autos liegt. Aber zum kritischen Teil: Wir weisen auf die beschädigte Windschutzscheibe hin und auch auf den nicht mehr allzu frischen Zustand der Reifen - und dann ist die Übergabe gelaufen. Wie viel der fällige Austausch der Scheibe kosten wird, können uns die beiden nicht verraten. Das werden wir aber wohl früh genug auf unserer Kreditkartenabrechnung mitbekommen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/2011_11_25_01.jpg)
Dieser Flieger will nach Puerto Williams - und wir müssen heim.

Der Flughafen von Punta Arenas ist winzig. So winzig, dass die Schalter von LAN noch geschlossen sind und wir beinahe aus Versehen direkt nebenan für einen Flug nach Puerto Williams auf Feuerland einchecken. Nachdem wir dann letztendlich doch korrekt eingecheckt sind, verläuft der Flug nach Santiago ohne Probleme. In Santiago lassen wir uns den allerletzten von unzähligen Stempeln in unsere Pässe hauen und investieren unser letztes chilenisches Geld im Duty Free-Bereich. Weiter geht es mit Air France über Paris nach München, wo unsere Reise ans Ende der Welt ihr endgültiges Ende findet.

Der Reisebericht ist hiermit aber noch nicht beendet. Wir haben - wie immer - noch zwei Punkte in Petto. Der erste kommt sofort, und zwar unser Fazit.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 02.12.2012, 09:53 Uhr
...und hier das Fazit:

Wie wir auf Südamerika als Reiseziel gekommen sind, weiß ich selber nicht mehr genau. Vermutlich waren es die tollen Bilder der dortigen schroffen Berggipfeln und wilden Gletschern, die immer mal wieder irgendwo auftauchen - sei es auf Kalenderblättern, in Bildbänden oder nur im Schaufenster des nächsten Patagonia-Geschäfts. Das muss man unbedingt mal mit eigenen Augen sehen!

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Noch sehr mitteleuropäisch wirkende Landschaft entlang der Ruta Siete Lagos.

Und dann beginnt man als interessierter Mensch einfach mal mit der Reiseplanung. Zuerst wird ein Atlas bestellt und einige Reiseführer. Sowohl für Chile als auch für Argentinien haben sich übrigens die Reiseführer vom Reise Know-How Verlag als recht tauglich erwiesen. Internetforen zu dieser Gegend der Welt sind erstaunlicherweise ziemlich rar gesät - im deutschprachigen Raum am geeignetsten sind das Forum von Ingrids Welt (in dem sich auch einige Mitglieder von USA-Reise.de tummeln) sowie das Chile-Forum von Malte Sieber, dem Autor des von uns empfohlenen Reiseführers.

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Unterwegs in den noch winterlichen Bergen von Bariloche.

Letztendlich gestaltete sich dann die eigentliche Reiseplanung (ähnlich wie auch schon bei unserer 2010er-Reise nach Australien) ein klein wenig komplizierter als die Planung für eine USA-Reise: Wie schauen geeignete Routen aus? Wo bekommt man einen Mietwagen her, wo übernachtet man am besten? Wie funktioniert das mit den Grenzübertritten? Und warum um Himmels Willen sind fast alle interessanten und relevanten Webpages ausschließlich in Spanisch?

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Dichter Regenwald im Parque Pumalin.

Nach langem Grübeln und Studieren haben wir uns dann dafür entschieden, uns rein auf Patagonien - also die absolute Südspitze von Südamerika zu konzentrieren. Und auch die grobe Reiseroute stand irgendwann fest. Dann ging es daran, sich für ein Auto zu entscheiden. Und auch das war dieses Mal nicht ganz unproblematisch: In Australien waren wir ja zweieinhalb Wochen mit einem recht bezahlbaren Minicamper unterwegs und haben dann in Adelaide auf einen Allradcamper gewechselt. So hätten wir das in Südamerika auch gerne gemacht. Aber leider sind Mietwagen dort allgemein recht teuer, Camper mit High Clearance oder gar Allrad noch teurer und zudem werden für Einwegmiteten horrende Gebühren verlangt.

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Unterwegs auf der Carretera Austral.

Da wir auch nicht mit einem normalen PKW über viele hundert Kilometer Ripio rumpeln wollten, waren wir recht dankbar, als wir ein relativ günstiges Angebot für den Pick Up bekommen haben: Ein im Prinzip recht robustes Fahrzeug mit High Clearance. Zwar nur zweiradgetrieben, aber auf den von uns gefahrenen Strecken ist Allrad auch nicht wirklich nötig.

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Die Marmorhöhlen im Lago Genaral Carrera.

Mit Ausnahme der nicht mehr allzufrischen Reifen (hier haben wir bei der Übergabe des Wagens anscheinend nicht genau genug hingeschaut) und dem falsch montierten Schloss der Laderaumabdeckung (welches wir selber auseinandergebaut und korrekt wieder zusammen gesetzt haben) waren wir mit dem Auto ziemlich zufrieden. Übrigens: Zur beschädigten Frontscheibe haben wir weder vom Vermieter oder unserem Reisebüro etwas gehört, noch ist deswegen ein Betrag von unserer Kreditkarte abgebucht worden. Warum auch immer...

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Handabdrücke in der Cueva de las Manos.

Nachdem wir uns für das Auto entschieden hatten, fiel die Entscheidung für die Art der Übernachtungen ziemlich schnell: Im (dortigen) Frühling in einer der windigsten Gegenden der Welt mit dem Zelt rumhantieren wollten wir nicht - somit blieben nur Motels, Hotels bzw. Lodges. Und natürlich Estancias - die im Bericht mehrfach beschriebenen ehemaligen Farmhäuser mitten in der Pampa.

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Auf der Ruta 40 haben uns die zahlreichen Baustellen genervt...

Als es ans fröhliche Vorbuchen gehen sollte kam die nächste Ernüchterung: Wir waren von den USA oder auch Australien gewohnt, dass Übernachtungen schnell und unproblematisch per Kreditkarte vorgebucht werden können. Dies klappt in Argentinien und Chile fast nirgendwo: Man kann zwar per Mail oder Webschnittstelle reservieren, muss dann allerdings die zur Bestätigung der Buchung notwendige Anzahlung überweisen. Somit scheidet diese Methode für den ambitionierten Selberbucher recht schnell aus - es sei denn, man ist bereit, in der Summe mehrere hundert Euro Gebühr für die Auslandsüberweisungen auf den Tisch zu legen.

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Beeindruckende Bergkulisse im Parque Nacional los Glaciares.

Es hilft der Gang zu einem auf Südamerikareisen spezialisierten Reisebüro. Hier haben wir einen vorbildlichen Anbieter gefunden (derselbe, über den wir auch das Auto vermittelt bekommen haben): Nachdem ich eine Liste der gewünschten Übernachtungsorte hingeschickt hatte, bekamen wir ein Angebot, welches dann im Verlauf meherer längerer Telefongespräche noch optimiert und an unsere Bedürfnisse (auch preislicher Natur) angepasst wurde. Ein toller und sehr enger Kundenkontakt - wir kommen auf jeden Fall wieder.

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Notrosbaum vor dem Glaciar Perito Moreno.

Und wie hat uns nach all dieser Planerei dann die eigentliche Reise gefallen? Phantastisch - wir würden eine ähnliche Tour jederzeit wieder unternehmen. Die patagonischen Landschaften sind einfach unglaublich vielseitig: Vom noch sehr europäisch wirkenden Seengebiet über die Regenwälder in der chilenischen Fjordlandschaft zu den endlosen Weiten der Pampa und den schroffen Gipfeln der südlichen Anden. Wir haben viele Kontraste erlebt und waren in jeder Landschaftsform wieder von neuem überwältigt.

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Die Cuernos im Parque Nacional Torres del Paine

Dazu die Begegnungen mit vielen einfach unglaublich gastfreundlichen und netten Menschen. Selbst unsere größte Befürchtung - dass wir Probleme wegen unserer nicht perfekten Spanischkenntnisse bekommen werden - erwies sich als unbegründet. Denn für die allernotwendigsten Dinge haben die Brocken, die wir von dieser Sprache beherrschen, dann doch ausgereicht. Und falls es mal nicht verbal geht, kommuniziert man halt irgendwie anders. Die kleineren technischen Probleme mit dem Auto haben zwar das eine oder andere Mal etwas Zeit gekostet, aber ansonsten den positiven Gesamteindruck nicht getrübt.

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Pinguinprozession am Seno Otway bei Punta Arenas.

Was empfehlen wir anderen Reisenden, die sich Patagonien anschauen wollen? Wer die Einsamkeit liebt und ausreichend Zeit hat, sollte sich zuallererst mal nicht ausschließlich auf die (zumindest relativ gesehen) leicht überlaufenen Nationalparks Los Glaciares und Torres del Paine konzentrieren. Patagonien hat so viel mehr zu bieten. Unsere persönlichen Highlights waren die Besuche an recht abgelegenen aber wunderschönen Orten wie dem Parque Pumalin, den Marmorhöhlen am Lago Genaral Carrera und den Cuevas de las Manos - wo wir jeweils völlig alleine unterwegs waren.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Fazit12.jpg)
Angelangt am Ende der Welt.

Wenn fünf oder sogar sechs Wochen Zeit zur Verfügung stehen, kann man eine ähnliche Route fahren, aber auf die Einwegmiete verzichten und an der Atlantikküste nach Norden zurückfahren - dabei so schöne Nationalparks mitnehmen wie Monte Leon, die versteinerten Wälder im Landesinneren sowie die für ihren Tierreichtum berühmte Peninsula Valdez. Irgendwie juckt es mir selber in den Fingern, so etwas in Angriff zu nehmen - aber es gibt ja noch so viele andere wunderschöne Flecken auf der Erde, die man unbedingt mal mit eigenen Augen gesehen haben will...

Wie in den vergangenen Jahren haben wir auch noch einige aussortierte Fotos vorbereitet. Diese wird es im gewohnten Rhythmus, also übermorgen, geben.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 02.12.2012, 10:34 Uhr
Wunderschöne Bilder aus einer wunderschönen Landschaft  :applaus:. Allerdings fliege ich ungern so weit, um diese Naturschönheit mal live zu sehen.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 02.12.2012, 12:39 Uhr
Noch mal eine tolle Zusammenstellung von Bildern im Fazit!

Mit dem Vorbuchen haben wir 2009 allerdings andere Erfahrungen gemacht. Unsere Gästehäuser haben alle Kreditkarten vorab akzeptiert. Vor Ort wollten sie dann Bares sehen, aber für die Bestätigung der Buchung hat's gereicht. Das ging meist problemlos per E-Mail. Auslandsüberweisungen hätte ich auch nicht gemacht.
Von Tourismus Schiegg waren wir enttäuscht, da sie uns zuvor empfohlen worden waren. Telefonisch hatte ich mit ihnen besprochen, dass sie zwei Angebote schicken, eine teurere und eine günstigere Variante. Letztendlich kam nur die teurere. Danach haben wir alles selbst organisiert.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: freddykr am 02.12.2012, 14:30 Uhr
Bzgl. Vorbuchen sind wir mit booking.com ganz gut gefahren. Da ist sicher nicht jede Unterkunft drin, aber man findet eigentlich überall was bezahlbares. Und der große Vorteil, es ist meist bis 24h kostenlos stornierbar, wenn man noch mal umplant (hatten wir gemacht).
Einzig die Angabe, ob man vor Ort mit CC bezahlen kann, ist nicht immer korrekt.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 02.12.2012, 18:16 Uhr
Wunderschöne Bilder aus einer wunderschönen Landschaft  :applaus:. Allerdings fliege ich ungern so weit, um diese Naturschönheit mal live zu sehen.

Schön, dass Dir die Landschaften gefallen  :D

Die Bedenken zum langen Flug kann ich nachvollziehen: Wir waren vor unserem ersten Flug um die halbe Welt auch erst lange am Grübeln, wie wir das durchstehen und auch ob ein Stopover sein muss oder nicht.

Mal von der anderen Seite betrachtet kann ich doch sogar sehr froh sein, dass Dir die Anreise nach Patagonien zu weit ist. Denn das hat uns hier im Board über die vergangenen Wochen eine äußerst nette virtuelle Reisebegleitung eingebracht :winke:

Mit dem Vorbuchen haben wir 2009 allerdings andere Erfahrungen gemacht.

Bzgl. Vorbuchen sind wir mit booking.com ganz gut gefahren.

Interessant, dass wir in Bezug auf das Vorbuchen so unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Ich habe ja wirklich gewollt, aber nach der dritten oder vierten Unterkunft, die sich nur mit Verrenkungen hätte buchen lassen, hatte ich einfach keine Lust mehr. Vielleicht lag es daran, dass ich im Norden angefangen habe. Die größten Schwierigkeiten traten dann nämlich nach den Planen der ersten Paar Tagen der Reise entlang der Carretera Austral und der Ruta 40 auf. Hier gibt es in den gängigen Portalen nichts, bei den Unterkünften selber lässt sich nur umständlich buchen und teilweise (in Villa Cerro Castillo) konnte dann selbst das Reisebüro nicht mehr weiter helfen - hier haben wir ja dann erst vor Ort nach einer Unterkunft gesucht.

Im touristischeren Süden (wo auch Ihr unterwegs wart), schaut es in der Tat besser aus. Hier haben wir auch zwei Unterkünfte selber gebucht (da uns die vom Reisebüro vorgschlagenen schlicht und einfach zu teuer waren). In Ushuaia haben wir dabei übrigens auch booking.com benutzt.

Eure Einwände sind notiert - vielleicht versuche ich bei der nächsten Südamerika-Reise (die definitiv stattfinden wird) noch einmal, alles selber zu buchen.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: SusanW am 03.12.2012, 10:53 Uhr
Hallo Katharina und Dirk,

das war mal wieder einer toller Reisebericht von euch  :daumen: Die Bilder im Fazit waren noch einmal ein Leckerli, dasss mich dazu bringt zu zählen, wieviele Jahre es noch dauert, bis wir nicht mehr in den Ferien Urlaub machen müssen und auch diese Fernreiseziele mal ernsthaft in die Planung nehmen können.  Es hat großen Spaß gemacht mit zu fahren.

 :dankeschoen:
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 03.12.2012, 11:34 Uhr
Vielen Dank für diesen wunderbaren Bericht. Traumhaft schöne Bilder, sehr informativ und sympathische Reisende. Was will man mehr?

                                                                                                 ...selber hin reisen.  :zwinker:


Viele liebe Grüße

Andrea
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 03.12.2012, 13:41 Uhr
Mal von der anderen Seite betrachtet kann ich doch sogar sehr froh sein, dass Dir die Anreise nach Patagonien zu weit ist. Denn das hat uns hier im Board über die vergangenen Wochen eine äußerst nette virtuelle Reisebegleitung eingebracht :winke:

Oh  :oops:,  :dankeschoen:. Ich hoffe doch, dass ihr nächstes Jahr auch mit dabei seid, wenn wir auf Tour sind  :zwinker:.

LG,

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 03.12.2012, 22:41 Uhr
Die Bilder im Fazit waren noch einmal ein Leckerli, dasss mich dazu bringt zu zählen, wieviele Jahre es noch dauert, bis wir nicht mehr in den Ferien Urlaub machen müssen und auch diese Fernreiseziele mal ernsthaft in die Planung nehmen können.

Schön, dass Du wieder mit dabei warst.

Die Beschränkung auf die Schulferien ist natürlich unpraktisch - zumal die langen Ferien im Sommer auf den Winter der Südhalbkugel fallen. Aber vielleicht fährt Euer Junior in ein drei, vier Jahren gerne mal in den Ferien alleine ins Zeltlager und ist im Gegenzug froh, im Herbst ein paar Wochen sturmfreie Bude zu haben :wink:

Vielen Dank für diesen wunderbaren Bericht. Traumhaft schöne Bilder, sehr informativ und sympathische Reisende. Was will man

Vielen Dank für das Lob  :oops:

Ich hoffe doch, dass ihr nächstes Jahr auch mit dabei seid, wenn wir auf Tour sind  :zwinker:.

Wenn dann diese leckeren Schokoladeplättchen zur Reiseverpflegung gehören sollten, kannst Du uns auf jeden Fall schon jetzt zwei Sitzplätze auf der Rücksitzbank freihalten 8)

Morgen früh kommen noch die versprochenen Outtakes.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 04.12.2012, 08:19 Uhr
Guten Morgen allerseits,

hier als Abschluss des Berichts - wie versprochen - die Bilder, die es nicht in den Bericht geschafft haben:

Aussortierte Bilder

So ein Schild hätten wir an einem Parkplatz irgendwo am Ende der Welt definitiv nicht erwartet. Vor allem nicht am Beginn eines gar nicht mal so unbeschwerlichen Wanderwegs zu einem Wasserfall.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes01.jpg)
Parkplatz für Schwangere an den Saltos de Petrohue.

Was mir erst nach der Reise bewusst wurde: Uns sind in Patagonien auf der Straße kaum Viehtransporter aufgefallen. Der Grund dafür liegt aber sofort auf der Hand: Wenn in diser Gegend der Welt ein Rindvieh irgendwo hin will, nimmt es einfach den Bus.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes02.jpg)
Wartende Kuh an Bushaltestelle.

In der am 15.10.2012 geposteten Etappe haben wir beschrieben, dass nach dem verheerenden Vulkanausbruch von 2008 einige Kilometer nördlich von Chaiten ein Behelfsflughafen errichtet wurde. Die Landebahn dieses Flughafens verläuft direkt neben der Straße, Landebahn und Straße bilden quasi eine Einheit. Hier ein Foto davon. Auf welcher Seite man um die Landebahn herum fährt, bleibt einem selber überlassen - wir haben (glaube ich) die linke Seite genommen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes03.jpg)
Provisorischer Flughafen von Chaiten.

Wenn eine Straße in Patagonien bergauf führt, dann führt sie auch richtig heftig bergauf. Dafür ist das Design der Autos nicht immer auf dem alleraktuellsten Stand...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes04.jpg)
Straßenschild irgendwo an der Carretera Austral.

Wir sind ja nicht so die großen Biertrinker. Und Heimweh hatten wir im Verlauf der Reise auch keines. Aber falls der Drang nach beidem gleichzeitig aufgekommen wäre, hätten wir in einem kleinen Kaff mitten im Nichts tatsächlich Trost gefunden. Und zwar in ausreichender Menge...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes05.jpg)
Kühlschrank in einem Supermarkt in Chile Chico.

In der am 21.10.2012 geposteten Etappe habe ich beschrieben, dass wir in Chile Chico beinahe kein chilenisches Geld bekommen hätten, da der einzige Geldautomat der Ortschaft leer war (er wurde dann im Laufe des Abends glücklicherweise wieder aufgefüllt). Am kommenden Tag haben wir einen Geldautomaten in Argentinien besucht, welcher sehr viel besser drauf war als sein chilenischer Kollege und der anscheinend jede Menge Spaß am Geldausgeben hatte.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes06.jpg)
Plakat an einem Geldautomat in Los Antiguos.

Was will uns dieses Straßenschild sagen? In eine der Parklücken auf der linken Seite der Fahrbahn rückwärts einparken? Anhalten, aussteigen und ein leicht nach links führendes Loch in die Erde buddeln? Keine Ahnung.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes07.jpg)
Straßenschild an der Ruta 43 in Argentinien.

Nach zwei Wochen Urlaub waren wir in El Chalten in richtig schöner relaxter und friedlicher Stimmung. Auf das Angebot, in der Hotelrezeption ein Problem abzuholen, sind wir daher (mit leichtem Bedauern) nicht eingegangen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes08.jpg)
Hinweistafel in unserem Hotelzimmer in El Chalten.

In Patagonien wurde die Mülltrennung bis ins Extrem verfeinert. Eigene Mülleimer für Glas, Papier und Restmüll sind doch Kinderkram von gestern - hier gibt es sogar spezielle Mülltonnen für die Überreste von Lagerhäusern.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes09.jpg)
Mülleimer an der Ruta 40 südlich von El Calafate.

Nun zumindest kurzzeitig zu ernsthafen politischen Angelegenheiten. In der am 18.11.2012 in das Forum eingestellten Etappe habe ich darüber geschrieben, dass die Argentinier immer noch ein kleines Problem mit den Besitzverhältnissen der Falklandinseln haben. 240 Jahre nachdem diese Inseln zu Großbritannien gekommen sind und fast 30 Jahre nach dem für Argentinien nicht gerade positiv ausgegangenen Falklandkrieg wird man in Feuerland direkt hinter der Grenze tatsächlich von solchen Schildern begrüßt:

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes10.jpg)
Die Falklandinseln gehören zu Argentinien. Zumindest laut dem Schild.

Einige der in der Nähe von Ushuaia lebenden Pinguine sind durch den Einfluss der Zivilisation ziemlich verweichlicht. Da wird gerne mal um die Trainingsrunden zehnmal um die Eischolle herum verzichtet und es sich stattdessen auf dem Sofa bequem gemacht. Für solche Fälle gibt es aber in der Stadt ganz spezielle Fitnessstudios.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes11.jpg)
Werbetafel in Ushuaia.

Wenn man am Ende der Welt Appetit auf von Oma gebackene Kekse bekommt, muss man nicht hungern - in den örtlichen Bäckereien gibt es ein reichliches Angebot (man beachte vor allem den beim Backen helfenden Pinguin - bestimmt auch bald ein Fall für das örtliche Fitnessstudio...).

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes12.jpg)
Keksschachtel in einer Bäckerei in Ushuaia

Und das war's nun endgültig. Danke nochmal an alle Mitfahrer!

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: unterwegsontour am 04.12.2012, 09:08 Uhr


 :applaus:     :applaus:      :applaus:    vielen, vielen Dank für diese wunderschöne Reise ans Ende der Welt!

 Tolle Fotos nochmal zum Fazit  :dankeschoen:


Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: freddykr am 04.12.2012, 09:14 Uhr
Wenn eine Straße in Patagonien bergauf führt, dann führt sie auch richtig heftig bergauf. Dafür ist das Design der Autos nicht immer auf dem alleraktuellsten Stand...

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/15175/EndeDerWelt_Outtakes04.jpg)
Straßenschild irgendwo an der Carretera Austral.

Obwohl ich teils die Beschilderung etwas übertrieben fand. Mancher Anstieg entpuppte sich nur als kleines Hügelchen, was hier nicht mal Erwähnung gefunden hätte.
Und gerade in Argentinien haben die mit ihren Beschränkungen auf teils 20! vor Kurven, die mit 80 problemlos zu fahren sind, für die ein oder andere Erheiterung gesorgt. ;-)
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 04.12.2012, 09:42 Uhr
Guck mal! Auf dem Weg zum Needles Overlook gab es auch so ein Schild!

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/19989/8009.JPG)

Allerdings ist es hier eindeutig, dass die obere Befestigung wohl nicht allzu haltbar war... :lol:
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Saguaro am 04.12.2012, 11:36 Uhr
Lieber Dirk, liebe Katharina,

mit euch besuche ich selbst das Ende der Welt gerne  :groove:.  Deshalb :dankeschoen: für den tollen und ausführlichen Reisebericht  :applaus: :applaus: :applaus:. Die Outtakes sind immer ein besonderes Highlight!

Am Ende der Welt ist es wirklich schön, doch das Wetter wäre noch etwas verbesserungsbedürftig  :socool:. Wenn nur der lange Flug nicht wäre ...  :sprachlos:.

Im Frühjahr 2013 gehen wir dann auf Tour, doch auf die Schokotaler verzichten wir lieber, denn die schmelzen sonst im Auto  :socool:.

Bis dahin  :winke:.

Adios

Ilona
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Rattus am 04.12.2012, 16:27 Uhr
Huhu,

schade, jetzt war ich länger nicht hier und habe den Bericht verpasst. Habe gerade nur mal Bilder geschaut und besonders die Gletscherbilder sind toll!!
Eventuell führt unsere nächste große Reise auch in diese Gegend :).

Lieben Gruß
Rattus
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 04.12.2012, 18:00 Uhr
Die Übersetzung des Rezeptionsproblems war in Englisch jedenfalls auch nicht besser. Es ist mir immer unverständlich, warum man nicht wenigstens mal einen Muttersprachler fragt, bevor man eine solche Übersetzung veröffentlicht!!

Vielen Dank für den Bericht. Er war sehr interessant und hat uns einerseits in Erinnerungen schwelgen lassen und andererseits noch ein paar unbekannte Regionen gezeigt.
Die chilenische oder argentinische Schweiz würde ich auch gerne einmal besuchen. Und die Gegend von El Chaltén würde ich gerne noch mal bei besserem Wetter sehen. Aber sowas lässt sich leider nicht buchen.
Ich bin gespannt, ob es uns irgendwann noch einmal in diese Ecke verschlägt!

Danke auch für die schönen Bilder!

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 05.12.2012, 20:54 Uhr
Im Frühjahr 2013 gehen wir dann auf Tour, doch auf die Schokotaler verzichten wir lieber, denn die schmelzen sonst im Auto  :socool:.

OK, überzeugt - in dem Fall bin ich bereit, auf die Schokoladeplättchen zu verzichten :zwinker:

schade, jetzt war ich länger nicht hier und habe den Bericht verpasst. Habe gerade nur mal Bilder geschaut und besonders die Gletscherbilder sind toll!!

Schön, dass Du noch mit eingestiegen bist :winke:

Auf das Ziel Eurer nächsten großen Reise bin ich schon sehr gespannt - ob es nun Patagonien wird oder nicht - denn Ihr habt ja einen sehr ähnlichen Geschmack in Bezug auf Reiseziele wie wir.

Die chilenische oder argentinische Schweiz würde ich auch gerne einmal besuchen. Und die Gegend von El Chaltén würde ich gerne noch mal bei besserem Wetter sehen. Aber sowas lässt sich leider nicht buchen.
Ich bin gespannt, ob es uns irgendwann noch einmal in diese Ecke verschlägt!

Achja, apropros chilenische Schweiz: Habt Ihr Euch schon entscheiden, ob und wann es bei Euch das nächste Mal nach Südamerika geht?

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Katja am 05.12.2012, 21:44 Uhr
Leider wird es nicht ganz so weit südlich nächstes Jahr. Wir werden nur bis Yucatán fliegen.
Nur noch zwei Monate warten, dann geht es wieder los. :D
Die Mitte und der Norden von Chile stehen immer noch weit oben auf der Reisewunschliste, aber mit den mehrfachen Inlandsflügen war es uns zur Zeit zu kompliziert.
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 06.12.2012, 09:28 Uhr
Leider wird es nicht ganz so weit südlich nächstes Jahr. Wir werden nur bis Yucatán fliegen.
Nur noch zwei Monate warten, dann geht es wieder los. :D

Ui Yucatán - da bin ich auf Eure Erlebnisse gespannt. Ich war vor ein paar Jahren beruflich dort, aber zu mehr als der Tagung in Cancún und einem Ausflug nach Chichén Itzá hat es nicht gereicht.

Andererseits wird dann 2013 leider nichts aus dem - ein paar Seiten vorher in diesem Thread scherzhaft von mir angedachten - Mini-Forumstreffen in Antofagasta. Wir überlegen noch, ob, wann und wohin es kommendes Jahr hingehen soll - letztendlich hängt es auch ein wenig davon ab, wann wir Urlaub bekommen.

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Doreen & Andreas am 10.12.2012, 13:43 Uhr
So, nach einigen Tagen Zwangsabstinenz vom Forum habe ich nun auch diesen phantastischen Bericht zu Ende gelesen.
Eine tolle Reise und ein sehr interessanter Bericht von einer Region, die ich unbedingt auch noch mal live erleben möchte.
Allerdings muss ich da bei Doreen wohl noch ein wenig Überzeugungsarbeit leisten. Und so lange die Kinder noch klein sind, wird das wohl ohnehin nichts.  :(
Umso schöner war es, bei Euch mitfahren zu dürfen.  :P
Vielen Dank und bis zum nächsten Bericht  :wink: 8)
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 10.12.2012, 21:44 Uhr
Hallo Andreas,

schön, dass Du noch bis zum Ende der Reise hinterhergekommen bist und schön, dass es Dir gefallen hat :dankeschoen:

Ich drücke Dir/Euch die Daumen, dass es Euch recht bald auch in diese tolle Gegend der Welt verschlägt.

Vielen Dank und bis zum nächsten Bericht  :wink: 8)

Sofern wir nicht irgendwann wegen mehrjähriger USA-Abstinenz aus diesen Forum ausgeschlossen werden, könnte es hier in etwa einem Jahr tatsächlich einen nächten Bericht geben. Dieser dann aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder "abseits von USA und Kanada"... 8)

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Doreen & Andreas am 14.12.2012, 08:58 Uhr
Sofern wir nicht irgendwann wegen mehrjähriger USA-Abstinenz aus diesen Forum ausgeschlossen werden
So ein Unfug  :lol:
Dann hätten wir uns hier gar nicht anmelden dürfen  :wink:

könnte es hier in etwa einem Jahr tatsächlich einen nächten Bericht geben. Dieser dann aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wieder "abseits von USA und Kanada"... 8)
Jederzeit gerne. Es gibt ja noch so viele schöne Ecken auf der Welt...
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Ganimede am 15.12.2012, 11:22 Uhr
Ich habe ganz vergessen mich für den tollen Reisebericht zu bedanken  :oops:


DANKE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!  :winke:    Hat Spaß gemacht, Euch virtuell zu begleiten  :wink:

Gruß
Volker
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Biggi am 16.12.2012, 11:19 Uhr
Hallo Dirk,

vielen Dank für den schönen Reisebericht. Besonders gut haben mir die vielen Gletscher gefallen und natürlich die Pinguine!

Ich bin gespannt wo es euch im kommenden Jahr hinverschlägt.

Viele Grüße

Biggi
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: unterwegsontour am 18.12.2012, 08:26 Uhr


Ich bin gespannt wo es euch im kommenden Jahr hinverschlägt.


Ich auch und freue mich schon jetzt auf den hoffentlich folgenden Reisebericht   :grins:

Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 18.12.2012, 20:44 Uhr
Hallo allerseits,

danke für die Rückmeldungen zum Reisebericht!

DANKE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!  :winke:    Hat Spaß gemacht, Euch virtuell zu begleiten  :wink:

Das Dankeschön gebe ich sehr gerne zurück. Wenn Du nicht dabei gewesen wärest, würde ich jetzt nicht den Unterschied zwischen den spanischen Wörtern für "ruhig" und "Talent" kennen :lachen07:

Ich bin gespannt wo es euch im kommenden Jahr hinverschlägt.

Das sind wir auch :lol:

Ich auch und freue mich schon jetzt auf den hoffentlich folgenden Reisebericht   :grins:

Jetzt habt Ihr mich beinahe schon überzeugt, den nächsten Bericht (den ich für uns selber wohl so oder so schreiben werde) wieder hier im Forum einzustellen...

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Anti am 18.12.2012, 22:13 Uhr

Ich auch und freue mich schon jetzt auf den hoffentlich folgenden Reisebericht   :grins:

Jetzt habt Ihr mich beinahe schon überzeugt, den nächsten Bericht (den ich für uns selber wohl so oder so schreiben werde) wieder hier im Forum einzustellen...

Schöne Grüße,
Dirk

Bittebittebittebittebittebittebittebittebitttebittebitte!!!! :pray: :pray: :pray: :pray: :pray: :pray: :pray:

Jetzt überzeugt?
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 18.12.2012, 22:48 Uhr

Hallo Dirk,


mit reichlicher Verspätung habe ich mittlerweile deinen Reisebericht nach- und fertig gelesen und es geht mir beinahe so, wie es so manch anderem gegangen ist: Mir fehlen die Worte. Die Worte, für deinen Reisebericht, der in allen Belangen umwerfend geschrieben und mit tollen Bildern garniert ist :daumen: :daumen: :daumen:

So manch einer weiß, dass Patagonien (und am liebsten weiter in die Antarktis) ganz weit oben auf meiner Wunschliste steht, aber so wie es aussieht, fällt das wirklich unter "Angies Dreams", ein Traum, der wohl nie in Erfüllung gehen wird, weil ich meine bessere Hälfte einfach nicht von Patagonien überzeugen kann. Andererseits kann und will ich ihm nichts aufzwingen, denn ein Urlaub soll uns beiden gefallen und nicht nur mir :nono:

Umso schöner ist und war es für mich, deinen Reisebericht genießen zu dürfen. Einerseits heizt das zwar noch mehr das Fernweh nach Patagonien an, andererseits stillt es aber auch ein wenig die Neugier, da ich auf eurer Reise quasi "mitgefahren" bin.

Und an dieser Stelle ein zwar verspätetes, aber umso größeres DANKESCHÖN für deinen Reisebericht :D



DANKE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!  :winke:    Hat Spaß gemacht, Euch virtuell zu begleiten  :wink:

Das Dankeschön gebe ich sehr gerne zurück. Wenn Du nicht dabei gewesen wärest, würde ich jetzt nicht den Unterschied zwischen den spanischen Wörtern für "ruhig" und "Talent" kennen :lachen07:

*hüstelhüstelhüstel*

Das war aber nicht Volker, sondern ich :oops:

Ich würde sogar einen Schritt weiter gehen. Diese Ortschaft wird nicht nur in Google Maps als Puerto Rio Tranquilo bezeichnet, sondern auch in allen unseren Chile- bzw. Südamerika-Karten. Das wiederum ist für mich ein starkes Indiz, dass sie auch tatsächlich so heißt :wink:

tranquillo heißt übersetzt "Talent" und tranquilo "ruhig". Letzteres trifft es wohl eher :wink:


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 21.12.2012, 20:26 Uhr
Bittebittebittebittebittebittebittebittebitttebittebitte!!!! :pray: :pray: :pray: :pray: :pray: :pray: :pray:

:lachroll:

Solch gewichtigen Argumenten kann ich mich natürlich nicht verschließen... :zwinker:

mit reichlicher Verspätung habe ich mittlerweile deinen Reisebericht nach- und fertig gelesen und es geht mir beinahe so, wie es so manch anderem gegangen ist: Mir fehlen die Worte. Die Worte, für deinen Reisebericht, der in allen Belangen umwerfend geschrieben und mit tollen Bildern garniert ist :daumen: :daumen: :daumen:

Es freut mich sehr, dass Du die Reise noch nachgelesen hast. Schließlich war Dein Kommentar auf unser Ushuaia-Bild (im Thread, mit dem ich mich aus dem Forum verabschiedet hatte) mit ein Gund, warum ich den Bericht für das Forum aufgearbeitet habe.

*hüstelhüstelhüstel*

Das war aber nicht Volker, sondern ich :oops:

Das weiß ich natürlich. Dennoch hat ja Volker durch akribisches in-den-Atlas-schauen überhaupt erst rausgefunden, dass es den von mir verwendeten Ortsnamen so nicht gibt.

Ich ändere meine Aussage aber sehr gerne dahingehend ab, dass ich ohne Angie und Volker heute noch den Unterschied zwischen "Tranquilo" und "Tranquillo" nicht kennen würde - OK? :zwinker:

Ich wünsche allen Mitfahrern aber auch allgemein allen Forumsteilnehmern eine frohe Weihachtszeit (http://www.cosgan.de/images/midi/xmas/a025.gif)

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 21.12.2012, 20:50 Uhr
Es freut mich sehr, dass Du die Reise noch nachgelesen hast. Schließlich war Dein Kommentar auf unser Ushuaia-Bild (im Thread, mit dem ich mich aus dem Forum verabschiedet hatte) mit ein Gund, warum ich den Bericht für das Forum aufgearbeitet habe.

Ich weiß noch gut, wie ich erschrocken bin, als ich den Threadtitel "Verabschiedung" las. Das las sich so negativ, dabei ging es "nur" auf Urlaub :lol:

Das weiß ich natürlich. Dennoch hat ja Volker durch akribisches in-den-Atlas-schauen überhaupt erst rausgefunden, dass es den von mir verwendeten Ortsnamen so nicht gibt.

Ich ändere meine Aussage aber sehr gerne dahingehend ab, dass ich ohne Angie und Volker heute noch den Unterschied zwischen "Tranquilo" und "Tranquillo" nicht kennen würde - OK? :zwinker:

:abklatsch:


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 04.01.2013, 21:00 Uhr
Ich weiß noch gut, wie ich erschrocken bin, als ich den Threadtitel "Verabschiedung" las. Das las sich so negativ, dabei ging es "nur" auf Urlaub :lol:

OK, ich verspreche hiermit hoch und heilig, nächstes mal einen etwas weniger bedrohlichen Titel für den Verabschiedungsthread zu nehmen... :winke:

Schöne Grüße,
Dirk
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: Angie am 04.01.2013, 22:58 Uhr
OK, ich verspreche hiermit hoch und heilig, nächstes mal einen etwas weniger bedrohlichen Titel für den Verabschiedungsthread zu nehmen... :winke:

Das wäre meinem Nervenkostüm sehr zuträglich :verneig:


LG, Angie
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: BeateR am 28.02.2013, 18:32 Uhr
Halo Dirk,

spät aber doch:

Ich möchte mich noch für Deinen tollen Reisebericht bedanken.

Wir haben 2005 die von Dir angedachte Chile-Durchquerung von Arica bis Punta Arenas gemacht, in 30 Tagen. War machbar, aber letztendlich kann ich davon nur abraten, da es doch sehr viel Fahrerei war. Aber schon damals haben wir einen grossen Teil der Strecke genauso gefahren, wie Ihr. Und es war für mich wirklich interessant zu lesen, welche Dinge Ihr genau wie wir gesehen haben, und bei welchen Orten Ihr eine total andere Meinung hattet als wir.

Nachdem wir dann 2009 das argentinische Seengebiet und 2011 den argentinischen Norden angeschaut haben, stand für uns jetzt im Januar wieder Chile auf dem Programm. Diesesmal hatten wir ein tollen Sonderangebot, eine Camper-Rückführung von Punta Arenas nach Talca.

Ich habe mir also erlaubt, Deinen Reisebericht als eine Art "Reiseführer" zu benutzen. Vor allem die Beschreibung Eurer Wanderungen waren für mich sehr interessant. Wir sind ja nicht mehr so gut zu Fuss, vor allem nicht so schnell und ausdauernd wie Ihr, und damit war es für mich gut, wenn Du geschrieben hast: leichte Wanderung, 2 Stunden, oder auch Tageswanderung etc. Wir haben also einige der Strecken, die Du als Spaziergang beschrieben hast, gelaufen und hatten damit schon für einen Tag genug!!

Interessant war auch zu sehen, was sich zwischenzeitlich bei den Strassenbau-Massnahmen getan hat. So war zwar die von Dir beschriebene 80 km lange Baustelle bis zum Lago Cardiel schon lange fertig, dafür hatten wir vom Lago Cardiel südlich eine 115 km lange Baustelle. Aber wir haben es gemacht wie die Argentinier: Sobald sich eine Gelegenheit gibt, wird auf die eigentlich noch gesperrte Strasse aufgefahren. Wenn dann eine Stelle mit wirklichen Bauarbeiten kommt, dann fährt man für ein paar Meter wieder runter. Auf diese Art konnten wir die gesamte Strecke auf feinstem Asphalt zurücklegen.

Und z.B. die Fahrt vom Lago Mascardi zum Vulkan Tronador: Das haben wir uns das letzte mal nicht getraut, weil überall gewarnt wurde, vor der schlechten Strasse. Nach Deinem Reisebericht sind wir jetzt wirklich hochgefahren, und es war einfach nur toll. Wir konnten sogar die letzten 2 km noch fahren, die bei Euch gesperrt waren. Aber ich kann Dir versichern, da habt Ihr nicht viel versäumt. Der Golgante der Diabolo ist weiter nichts als ein Bach, der sehr steil über Felsen runterkommt. Haben wir in den Alpen öfter.

Und noch zum Wetter: im Gegensatz zu Euch hatten wir unwahrscheinliches Glück. Wir hatten in 5 Wochen nur 2 halbe Tage Regen. Wir hatten teilweise nachmittags mehr als 30 Grad. Die Seen des arg. Seengebietes hatten Wassertemperatur von 22 Grad, waren also gut zum Baden. Nur würde ich persönlich nie mehr Ende Januar/Februar fahren. Wir wussten nicht, dass das Ferienzeit ist. Und somit waren alle Campingplätze, aber auch alle "wilden" Stellmöglichkeiten voll. Vor allem am Wochenende hatten wir teilweise schon Probleme, ein Plätzchen zum Übernachten zu finden.

Also, nocheinmal vielen Dank. Dein Reisebericht kam gerade zur rechten Zeit.

Beate
Titel: Re: Bis-ans-Ende-der-Welt-Tour 2011: Vier Wochen durch Patagonien
Beitrag von: wuender am 03.03.2013, 10:38 Uhr
Hallo Beate,

Ich möchte mich noch für Deinen tollen Reisebericht bedanken.

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Nachdem ich mir beim Schreiben viel Zeit genommen habe, auch Details zu den Straßenzuständen oder Wanderungen zu berücksichtigen, freut mich so eine Resonanz ganz besonders.

Wie Du richtig sagst, ist die Tour durch ganz Chile - in 30 Tagen von Arica nach Punta Arenas - nur etwas für sehr eilige Reisende. Alleine in den Parks Lauca, Las Viscunas und Isluca sowie der Gegend um San Pedro sollte man ja allermindestens eine Woche verbringen, um einen guten Eindruck zu gewinnen.

Dass Ihr in fünf Wochen nur zwei halbe Tage Regen hattet, finde ich klasse: des einen Glück - des anderen Leid. Die patagonische Bergwelt sieht ja in Wolken ganz schön mystisch aus, aber manchmal wäre uns der eine oder andere Regentropfen oder Wolkenfetzen weniger schon ganz recht gewesen...

Schöne Grüße,
Dirk