EinleitungNach drei Reisen durch die USA stand bei uns 2010 ein sehr spannender und abwechslungsreicher Trip durch Australien auf dem Programm. Die danach anstehende Wahl für ein Reiseziel für 2011 fiel naturgemäß nicht leicht: Wieder in die USA? Oder die Australien-Erfahrungen vertiefen, zum Beispiel im Verlauf einer Reise in den westlichen Teil dieses faszinierenden Kontinents? Oder doch ganz woanders hin?
Es gibt ja Bilder von bestimmten Plätzen auf der Erde, die man einmal in einem Bildband, im Fernsehen oder auf einer Plakatwand gesehen hat und fortan nie mehr los wird und immer mit dem jeweiligen Land verknüpft. Eines dieser Bilder in unserem Kopf waren die schroffen Berge im Süden Chiles, im Parque Nacional Torres del Paine. Wie wäre es denn mit einem Urlaub in Chile? Ist es möglich, sich dort problemlos als Individualtourist mit dem Mietwagen umherzubewegen? Nachdem diese Frage relativ schnell positiv beantwortet werden konnte, ging es daran, eine Reiseroute zurechtzuschnitzen.
Das äußerst schmale und 4300 Kilometer lange Chile bietet sich natürlich prima dafür an, um einmal quer durch zu fahren - und so sahen unsere ersten Planungen auch einen Trip von den kargen Hochebenen des Altiplano bis nach Patagonien und Feuerland vor. Eine im Verlauf eines Monats sicherlich machbare Route - aber auch sinnvoll machbar? Wohl nicht.
Im Süden Chiles, südlich von Puerto Montt, taucht das Land westlich der Anden quasi ins Meer ab und bildet dabei eine surreale Fjordlandschaft. Die einzige Straße, die auf chilenischem Boden hier durchführt, ist die Carretera Austral, eine legendäre Schotterpiste, deren Bau erst 1976 begann. Noch weiter südlich muss man auf die argentinische Seite der Anden überwechseln, um voran zu kommen. Und die Straßen auf dieser Seite des Gebirges - unter anderem die Ruta 40 - sind nicht weniger spannend und legendär als die Carretera Austral. Und dann gibt es noch zahlreiche Nationalparks sowohl in Chile und Argentinien, die dazu einladen, sich länger dort aufzuhalten und zu wandern.
Im Laufe der Vorüberlegungen und Planungen schrupfte somit die ursprünglich angedachte Durchquerung von Chile immer mehr zusammen, bis schließlich eine durch Chile und Argentinien führende Tour durch Patagonien und Feuerland dabei herauskam.
Da unsere Reisezeit noch sehr früh im Frühling der Südhalbkugel lag, stand Campen im mitgebrachten Zelt nicht zur Diskussion. Und allradgetriebene Camper bzw. solche mit zumindest hoher Bodenfreiheit gab es nicht zu vernünftigen Konditionen. Stattdessen haben wir recht günstig einen zweiradangetriebenen Pick Up bekommen, inklusive einer äußerst bezahlbaren Einwegmiete von Puerto Montt nach Punta Arenas. Die Übernachtungen fanden dann in Hotels, Hostels und Lodges statt.
Unsere Reiseroute quer durch Patagonien. Die Tageseinteilung der Etappen sah so aus:26.10.2011: München - Santiago de Chile
27.10.2011: Santiago de Chile - Petrohue
28.10.2011: Petrohue - Pucon
29.10.2011: Pucon - San Carlos de Bariloche
30.10.2011: San Carlos de Bariloche
31.10.2011: San Carlos de Bariloche - El Bolson
1.11.2011: El Bolson - Futaleufu
2.11.2011: Futaleufu - Caleta Gonzalo
3.11.2011: Caleta Gonzalo - Puerto Puyuhuapi
4.11.2011: Puerto Puyuhuapi - Villa Cerro Castillo
5.11.2011: Villa Cerro Castillo - Chile Chico
6.11.2011: Chile Chico - Cueva de las Manos
7.11.2011: Cueva de las Manos - El Chalten
8.11.2011: El Chalten
9.11.2011: El Chalten
10.11.2011: El Chalten
11.11.2011: El Chalten - El Calafate
12.11.2011: El Calafate
13.11.2011: El Calafate - Paine Grande Lodge
14.11.2011: Paine Grande Lodge
15.11.2011: Paine Grande Lodge - Hosteria Pehoe
16.11.2011: Hosteria Pehoe - Hotel Las Torres
17.11.2011: Hotel Las Torres
18.11.2011: Hotel Las Torres - Punta Arenas
19.11.2011: Punta Arenas - Tolhuin
20.11.2011: Tolhuin - Ushuaia
21.11.2011: Ushuaia
22.11.2011: Ushuaia - Porvenir
23.11.2011: Porvenir - Punta Arenas
24.11.2011: Punta Arenas
25.11.2011: Punta Arenas - München
Wie auch in allen unseren bisherigen Reiseberichten wird es alle zwei Tage eine neue Etappe des Berichts geben. Es geht auch gleich mit dem ersten Teil der Anreise los. Es wäre schön, wenn sich wieder ein paar Mitfahrer finden würden.
26.10.11: München - Santiago de ChileWir sind ja dafür bekannt, An- und Abreise zu unseren Urlaubszielen so zu optimieren, dass sich möglichst viel Aufenthaltszeit am eigentlichen Zielort ergibt. Das hat dieses Mal dazu geführt, dass wir an einem Wochentag mit dem Gepäck zur Arbeit gehen und am Abend separat direkt per Bus und S-Bahn zum Flughafen fahren. Dort fotografieren wir noch schnell unsere Koffer, checken bei Air France ein und schlagen die Zeit bis zu unserem Flug nach Paris tot. Der Grund für das Fotografieren der Koffer liegt darin, dass die Zeit, die wir in Paris zum Umsteigen in den Interkontinentalflug haben, exakt 65 Minuten beträgt. In Internetforen wird von solch einer kurzen Transferzeit explizit und eindringlich abgeraten - vor allem, da der Flughafen von Paris extrem unübersichtlich sein soll. Wir haben uns gut vorbereitet - ausgedruckte Pläne des Flughafens sind im Handgepäck, die zu laufende bzw. rennende Strecke ist im Gedächtnis eingeprägt und Dirk hat sogar einen französischen Kollegen nach besonderen Insidertipps gefragt. Wir sind vorsichtig optimistisch - vor allem aufgrund der späten Tageszeit. Viel mehr Sorgen machen wir uns aber um das rechtzeitige Umladen unseres Gepäcks.
Der Flug nach Paris verläuft kurz und ereignislos. Praktischerweise hält die Maschine nach der Landung am Terminal 2F und nicht an 2D, wie ursprünglich geplant. Das verkürzt die nach 2E zurückzulegende Strecke geringfügig. Wir spurten los und sind erfreut, dass der Flughafen in der Tat - wie erhofft und vermutet - recht leer ist, so dass wir trotz spärlich besetzter Security und Passkontrolle nirgendwo lange anstehen müssen. Zudem ist der Flughafen unserer Meinung nach wesentlich übersichtlicher als oft behauptet. Gerade einmal 20 Minuten nach dem Anfingern des Fliegers aus München stehen wir an unserem Abfluggate - wo noch nicht einmal das Boarding begonnen hat. Wenn jetzt noch das Gepäck mitkommt, kann ja nichts mehr schief gehen - denken wir zumindest...
Kurz vor Erreichen des südamerikanischen Kontinents überqueren wir den Äquator. Sonnenaufgang über Argentinien. Während unserem Flug nach Chile wiederholt sich ein Effekt, den wir so schon auf Reisen in die USA und nach Australien begegnet sind: Wenn der Flieger nach langem Flug über dem Meer die Landmasse des richtigen Kontinents erreicht, freut man sich zunächst, sein Ziel erreicht zu haben. Aber man ist halt doch noch lange nicht am Zielort angelangt. Die Strecke über Brasilien und Argentinien, immer grob in Richtung Südwesten, zieht sich ziemlich. Kurz vor unserem ersten Ziel in Chile erleben wir einen schönen Sonnenaufgang und im Anschluss auch gleich den ersten Höhepunkt unseres Urlaubs: Einen fantastischen Blick auf die Anden. Etwas mehr als 150 Kilometer nördlich von Santiago de Chile knickt der Kurs des Fliegers Richtung Süden ab. Somit fliegen wir einen Bogen direkt um den Aconcagua, den mit 6959 Metern höchsten Berg des amerikanischen Doppelkontinents. Ein fantastischer Anblick.
Unterwegs über den Anden. Der Aconcagua. Santiago de Chile ist mit über fünf Millionen Einwohnern die mit Abstand größte Stadt in Chile. Sie liegt linksseitig der Anden und schmiegt sich mehr oder weniger direkt an die Ausläufer dieser Gebirgskette. Diese Stadt wird gerne ein für einen Stopover-Aufenthalt oder gleich als Ziel der Reise verwendet, wir haben uns aber entschieden, direkt nach Patagonien weiter zu reisen. Der Flughafen von Santiago ist relativ klein und modern. Unser Gepäck ist auch da, Zoll und Einwanderung verlaufen problemlos und schnell. Auch das Abheben der ersten chilenischen Banknoten am Automaten funktioniert - schon mal ein Fortschritt im Vergleich zu unseren Erfahrungen in Australien vor einem Jahr. Nun haben wir nur noch einen kurzen Inlandsflug vor uns - da kann ja nichts mehr schief gehen. Wir laufen zum Inlandsterminal und wollen einchecken - geht nicht. Geht nicht? Nein, wegen einem Vulkanausbruch sind alle Flüge Richtung Süden gestrichen. Aber wir sollen in einer Stunde noch mal nachfragen...
Torres del Paine - toll, da wollten wir eigentlich auch gerne noch hin... Schöne Grüße,
Dirk