...und hier das Fazit:
Wie wir auf Südamerika als Reiseziel gekommen sind, weiß ich selber nicht mehr genau. Vermutlich waren es die tollen Bilder der dortigen schroffen Berggipfeln und wilden Gletschern, die immer mal wieder irgendwo auftauchen - sei es auf Kalenderblättern, in Bildbänden oder nur im Schaufenster des nächsten Patagonia-Geschäfts. Das muss man unbedingt mal mit eigenen Augen sehen!
Noch sehr mitteleuropäisch wirkende Landschaft entlang der Ruta Siete Lagos. Und dann beginnt man als interessierter Mensch einfach mal mit der Reiseplanung. Zuerst wird ein Atlas bestellt und einige Reiseführer. Sowohl für Chile als auch für Argentinien haben sich übrigens die Reiseführer vom Reise Know-How Verlag als recht tauglich erwiesen. Internetforen zu dieser Gegend der Welt sind erstaunlicherweise ziemlich rar gesät - im deutschprachigen Raum am geeignetsten sind das Forum von Ingrids Welt (in dem sich auch einige Mitglieder von USA-Reise.de tummeln) sowie das Chile-Forum von Malte Sieber, dem Autor des von uns empfohlenen Reiseführers.
Unterwegs in den noch winterlichen Bergen von Bariloche. Letztendlich gestaltete sich dann die eigentliche Reiseplanung (ähnlich wie auch schon bei unserer 2010er-Reise nach Australien) ein klein wenig komplizierter als die Planung für eine USA-Reise: Wie schauen geeignete Routen aus? Wo bekommt man einen Mietwagen her, wo übernachtet man am besten? Wie funktioniert das mit den Grenzübertritten? Und warum um Himmels Willen sind fast alle interessanten und relevanten Webpages ausschließlich in Spanisch?
Dichter Regenwald im Parque Pumalin. Nach langem Grübeln und Studieren haben wir uns dann dafür entschieden, uns rein auf Patagonien - also die absolute Südspitze von Südamerika zu konzentrieren. Und auch die grobe Reiseroute stand irgendwann fest. Dann ging es daran, sich für ein Auto zu entscheiden. Und auch das war dieses Mal nicht ganz unproblematisch: In Australien waren wir ja zweieinhalb Wochen mit einem recht bezahlbaren Minicamper unterwegs und haben dann in Adelaide auf einen Allradcamper gewechselt. So hätten wir das in Südamerika auch gerne gemacht. Aber leider sind Mietwagen dort allgemein recht teuer, Camper mit High Clearance oder gar Allrad noch teurer und zudem werden für Einwegmiteten horrende Gebühren verlangt.
Unterwegs auf der Carretera Austral. Da wir auch nicht mit einem normalen PKW über viele hundert Kilometer Ripio rumpeln wollten, waren wir recht dankbar, als wir ein relativ günstiges Angebot für den Pick Up bekommen haben: Ein im Prinzip recht robustes Fahrzeug mit High Clearance. Zwar nur zweiradgetrieben, aber auf den von uns gefahrenen Strecken ist Allrad auch nicht wirklich nötig.
Die Marmorhöhlen im Lago Genaral Carrera. Mit Ausnahme der nicht mehr allzufrischen Reifen (hier haben wir bei der Übergabe des Wagens anscheinend nicht genau genug hingeschaut) und dem falsch montierten Schloss der Laderaumabdeckung (welches wir selber auseinandergebaut und korrekt wieder zusammen gesetzt haben) waren wir mit dem Auto ziemlich zufrieden. Übrigens: Zur beschädigten Frontscheibe haben wir weder vom Vermieter oder unserem Reisebüro etwas gehört, noch ist deswegen ein Betrag von unserer Kreditkarte abgebucht worden. Warum auch immer...
Handabdrücke in der Cueva de las Manos. Nachdem wir uns für das Auto entschieden hatten, fiel die Entscheidung für die Art der Übernachtungen ziemlich schnell: Im (dortigen) Frühling in einer der windigsten Gegenden der Welt mit dem Zelt rumhantieren wollten wir nicht - somit blieben nur Motels, Hotels bzw. Lodges. Und natürlich Estancias - die im Bericht mehrfach beschriebenen ehemaligen Farmhäuser mitten in der Pampa.
Auf der Ruta 40 haben uns die zahlreichen Baustellen genervt... Als es ans fröhliche Vorbuchen gehen sollte kam die nächste Ernüchterung: Wir waren von den USA oder auch Australien gewohnt, dass Übernachtungen schnell und unproblematisch per Kreditkarte vorgebucht werden können. Dies klappt in Argentinien und Chile fast nirgendwo: Man kann zwar per Mail oder Webschnittstelle reservieren, muss dann allerdings die zur Bestätigung der Buchung notwendige Anzahlung überweisen. Somit scheidet diese Methode für den ambitionierten Selberbucher recht schnell aus - es sei denn, man ist bereit, in der Summe mehrere hundert Euro Gebühr für die Auslandsüberweisungen auf den Tisch zu legen.
Beeindruckende Bergkulisse im Parque Nacional los Glaciares. Es hilft der Gang zu einem auf Südamerikareisen spezialisierten Reisebüro. Hier haben wir einen vorbildlichen Anbieter gefunden (derselbe, über den wir auch das Auto vermittelt bekommen haben): Nachdem ich eine Liste der gewünschten Übernachtungsorte hingeschickt hatte, bekamen wir ein Angebot, welches dann im Verlauf meherer längerer Telefongespräche noch optimiert und an unsere Bedürfnisse (auch preislicher Natur) angepasst wurde. Ein toller und sehr enger Kundenkontakt - wir kommen auf jeden Fall wieder.
Notrosbaum vor dem Glaciar Perito Moreno. Und wie hat uns nach all dieser Planerei dann die eigentliche Reise gefallen? Phantastisch - wir würden eine ähnliche Tour jederzeit wieder unternehmen. Die patagonischen Landschaften sind einfach unglaublich vielseitig: Vom noch sehr europäisch wirkenden Seengebiet über die Regenwälder in der chilenischen Fjordlandschaft zu den endlosen Weiten der Pampa und den schroffen Gipfeln der südlichen Anden. Wir haben viele Kontraste erlebt und waren in jeder Landschaftsform wieder von neuem überwältigt.
Die Cuernos im Parque Nacional Torres del Paine Dazu die Begegnungen mit vielen einfach unglaublich gastfreundlichen und netten Menschen. Selbst unsere größte Befürchtung - dass wir Probleme wegen unserer nicht perfekten Spanischkenntnisse bekommen werden - erwies sich als unbegründet. Denn für die allernotwendigsten Dinge haben die Brocken, die wir von dieser Sprache beherrschen, dann doch ausgereicht. Und falls es mal nicht verbal geht, kommuniziert man halt irgendwie anders. Die kleineren technischen Probleme mit dem Auto haben zwar das eine oder andere Mal etwas Zeit gekostet, aber ansonsten den positiven Gesamteindruck nicht getrübt.
Pinguinprozession am Seno Otway bei Punta Arenas. Was empfehlen wir anderen Reisenden, die sich Patagonien anschauen wollen? Wer die Einsamkeit liebt und ausreichend Zeit hat, sollte sich zuallererst mal nicht ausschließlich auf die (zumindest relativ gesehen) leicht überlaufenen Nationalparks Los Glaciares und Torres del Paine konzentrieren. Patagonien hat so viel mehr zu bieten. Unsere persönlichen Highlights waren die Besuche an recht abgelegenen aber wunderschönen Orten wie dem Parque Pumalin, den Marmorhöhlen am Lago Genaral Carrera und den Cuevas de las Manos - wo wir jeweils völlig alleine unterwegs waren.
Angelangt am Ende der Welt. Wenn fünf oder sogar sechs Wochen Zeit zur Verfügung stehen, kann man eine ähnliche Route fahren, aber auf die Einwegmiete verzichten und an der Atlantikküste nach Norden zurückfahren - dabei so schöne Nationalparks mitnehmen wie Monte Leon, die versteinerten Wälder im Landesinneren sowie die für ihren Tierreichtum berühmte Peninsula Valdez. Irgendwie juckt es mir selber in den Fingern, so etwas in Angriff zu nehmen - aber es gibt ja noch so viele andere wunderschöne Flecken auf der Erde, die man unbedingt mal mit eigenen Augen gesehen haben will...
Wie in den vergangenen Jahren haben wir auch noch einige aussortierte Fotos vorbereitet. Diese wird es im gewohnten Rhythmus, also übermorgen, geben.
Schöne Grüße,
Dirk