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Autor Thema: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter  (Gelesen 18117 mal)

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stephan65

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Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« am: 01.11.2010, 12:50 Uhr »
Seit ein paar Tagen zurück von einem Reisetraum, entschied ich mich nun auch mal, eine Art Reisebericht zu verfassen, auch wenn ich nicht so der große Erzählbär bin. Es wird also eher etwas nüchtern, knapp und faktenbeladen klingen, wobei es uns (Frau und mich) nahezu permanent umgehauen hat, sei es wegen der Schönheit oder wegen der Höhen  :lol:

Es wird einerseits sehr vulkanlastig, es gibt in Chile rund 1100 Vulkane, davon einige dutzend aktiv und, wie ich las, ganze 300 Stück ohne Namen. Andererseits kommen auch Freunde der Wüsten und der roten (und andersfarbigen) Steine auf ihre Kosten. Für die Bergfans ist logischerweise einiges dabei, auch für Tierfans. Und bei einigen Gegenden mag man sich sagen: das sieht ja aus wie hier, warum so weit reisen?  :grins:

ein paar Zahlen vorab:

Zeit: 08.-29.10.2010
Gefahrene Strecke: ca. 4800 km
Flüge, Linien: AirFrance Stuttgart-Paris-Santiago und zurück, LAN Santiago-Temuco, Puerto Mont-Punta Arenas, Punta Arenas-Copiapo, Iquique-Santiago
Geflogene Strecke: Europa + interkontinental 26.000 km, innerhalb Chile 6.300 km
3 Etappen: 5 Tage Araucania, Los Lagos (Nordwest-Patagonien, chilenisches Seengebiet), 2 Tage Magallanes/Süd-Patagonien, 12 Tage Atacama-Wüste, Altiplano
Breitengerade: 53° Süd bis 18° Süd (rund 4000 km, entspr. ca. Südschweden bis Süd-Sahara)
Bereiste Höhen: von 0 bis 4800 Meter über NN
Unterkünfte: alles zwischen 1 und 5 Sternen


Etappe 1:

Route in Google-Maps:
http://goo.gl/maps/ZQiF

Tag 1: Flug Stuttgart-Paris und Paris-Santiago

Da aufgrund meiner Größe von rund 193 cm Flüge länger 4-5 Stunden zur Qual werden, überlegte ich mir, dass ich diese Reise nie oder eben in der Business-Class machen werde. Nach meiner ersten Fernreiseerfahrung "Economy" 2007 in die USA wollte ich mir dies nicht nicht mehr antun. So buchten wir die Interkontinentalflüge bei Airfrance Business, alle Zubringer und Inlandsflüge in Chile Economy.

Gegen 16 Uhr gings los, ein kurzer Hüpfer nach Paris, dort 5 Stunden Aufenthalt, die in der AF-Lounge und den wenigen verbliebenen Raucher-Ecken dort angenehm vorübergingen. Überraschung bei der Sicherheitskontrolle: Business muss nicht in die Schlange, bitte hier entlang, Madame et Monsieur. Sehr schön!
Gegen 23 Uhr Europa-Zeit gings zum Boarding, auch hier: separates Einsteigen ohne Schlange, freundlicher Empfang mit Saft oder Schampus.

Sicher gibt es bessere Business-Classes, aber für's erste mal war es gigantisch:


strecken, Beine übernanderlegen, im Sitz lümmeln in allen erdenklichen Positionen, essen bis zum gehtnichtmehr...rund 2 Stunden dauerte die Fütterung in diversen Gängen, etwa ab Anfang Atlantik wurde das Licht ausgemacht, die Kabine machte sich schlafbereit. Ich hoffte, wenigstens ein paar Stunden schlafen zu können, und obwohl ich ein, zwei mal bei leichten Turbulenzen kurz wach wurde, schlief ich recht gut.
Irgendwann wurde ich richtig wach, es war dämmerig draußen. Ich schaute auf meinen Monitor und war begeistert:


Wir überquerten bereits den brasilianischen Dschungel sowie Paraguay und Nord-Argentinien, ich muss gut 8-9 Stunden geschlafen haben, es standen nur noch ca. 2-3 Stunden bevor und das Frühstück wurde vorbereitet. Während des Frühstücks dann erste tolle Ausblicke auf die Anden:



Dann der Landeanflug: wir waren auf rund 7000 Meter Höhe, und, leider links der Maschine, tauchte der Gipfel des Aconcagua, mit knapp 7000 Meter Höhe der höchste Berg Südamerikas, auf:


Aufgrund der geografischen Gegebenheiten sind die Landeanflüge hier recht unkonventionell, das sollten wir noch öfter erleben.  :roll: Es ging also im Zickzack zwischen den Bergen durch und 20 Minuten vor Plan, nach knapp 14 Stunden, landeten wir kurz nach 7 morgens (chilenische Zeit, Deutschland -4 bis -6, je nach Jahreszeit) in Santiago:


Ab hier folgt Tag 2.


Übernachtung: Im Flieger.


Schneewie

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #1 am: 01.11.2010, 12:55 Uhr »
Da bin ich auf jeden Fall dabei, da wir Südamerika auch immer noch auf unserer Liste stehen haben.  :P

Habt Ihr alles indiv. gebucht oder wart Ihr in einer Reisegruppe unterwegs? Über welches Reisebür/-Veranstalter habt Ihr diesen Urlaub gebucht?

Danke. 
Gruß Gabriele

Stefanie_GZ

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #2 am: 01.11.2010, 12:56 Uhr »
Da fahre ich mit, ist auch schon länger ein Traumziel von mir.
Bin sehr gespannt..

Angie

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #3 am: 01.11.2010, 12:57 Uhr »

Hallo Stephan,


dein Reisebericht kommt mir sehr gelegen. Südamerika steht auf unserer absoluten To-do-list :D

Viele Grüße,
Angie

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stephan65

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #4 am: 01.11.2010, 13:23 Uhr »
@Schneewie,
individuell gereist mit Pickups und Jeeps, Mietwägen und ein Hotel über eine Agentur in Chile, dessen Chef/Eigentümer der Autor dieses guten Reiseführers
http://www.amazon.de/Chile-die-Osterinsel-Malte-Sieber/dp/3831718318/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1288614075&sr=8-1
ist. Flüge über einen Chile-Spezialisten in Frankfurt. Restliche Hotels selbst vorgebucht.

Schön, ein paar Mitleser zu haben!  :)

lurvig

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #5 am: 01.11.2010, 13:34 Uhr »
Sicher gibt es bessere Business-Classes, aber für's erste mal war es gigantisch:




hm... so richtig gross ist der Unterschied zur "Premium Voyageur" bei AF ja offenbar nicht. Ausser im Preis vermutlich ;-)



egal, ich lese auch mit, da Chile als potentielles Reiseziel durchaus auch mal auf dem Plan steht. Und man liest ja nicht alle Tage einen Bericht von dort.

Lurvig

wuender

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #6 am: 01.11.2010, 13:39 Uhr »
Ich fahre auch mit, da Du eines unserer beiden potentiellen Reiseziele für 2011 besucht hast. Ich warte schon seit Deinem Posting der google-Karte im Bildertest-Thread sehnsüchtig auf den Start Deines Berichts...

Schöne Grüße,
Dirk

Saguaro

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #7 am: 01.11.2010, 16:23 Uhr »
Gut, dass die Anreise in deinem RB wesentlich kürzer als in Wirklichkeit ist  :grins: und vor allem "gemütlich" in der Business Class  :groove:.

Bin schon gespannt, wie's weiter geht.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

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stephan65

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #8 am: 01.11.2010, 17:58 Uhr »
Tag 2: Weiterflug Santiago-Temuco, Fahrt nach Pucon

Die erste Etappe führte uns ins Seengebiet, auch "chilenische Schweiz" genannt, namentlich in die Regionen Araucania (wegen der fast nur dort vorkommenden Araukarien: http://de.wikipedia.org/wiki/Chilenische_Araukarie ) und Los Lagos. Die Gegend ähnelt dem hiesigen Alpen(vor-)land, von den Vulkanen abgesehen. Sie ist stark von Einwanderern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz geprägt, aber auch von den Ureinwohnern, den Mapuche.

Nach 3 Stunden Aufenthalt in Santiago, wo erst mal Geld gewechselt, Duty Free-Kippen (17 US-Dollar/Stange) eingekauft und die ersten Spanisch-Brocken ausprobiert wurden, ging es in gut 1 Stunde Flug nach Süden, nach Temuco. War schon der Flughafen Santiago übersichtlich, war Temuco (wie alle restlichen Flughäfen dort) winzig, gut Turnhallengröße. Keine 100 Meter vom Flieger stand schon unser Pickup bereit. Die meisten Nebenstrassen zwischen Dörfern sind nicht asphaltiert, etwas Geländegängigkeit war uns wichtig.
Allerdings erwiesen sich dann alle Mietwägen als nur bedingt geländegängig, die Bereifung war weit entfernt von "grob profiliert", eher Straßenreifen. Dafür war der Komfort der Pickups so richtig schei*e, keine Klimaanlage, zum Teil keine Mittelkonsole, keine Getränkehalter...dazu später mehr. Mit den schicken Pickups aus deutschen oder amerikanischen Prospekten oder mit Geländewägen, die man auf Island mieten kann, hatte das nichts zu tun. Egal, für diese Gegend sollte es reichen.

Von Temuco aus ging es zum ersten mal auf die berühmte Panamericana, hier in Chile nur "Ruta 5" genannt, im Süden eine 4-spurige Autobahn nach europäischem Standard (von Bushaltestellen abgesehen). Nach wenigen Kilometern rechts ab Richtung Conguillio Nationalpark mit dem 3125 m hohen, sehr aktiven Vulkan Llaima im Zentrum.
Schon ab der Panamericana sind die Anden und die Vulkane zu sehen, einer nach dem anderen:


Schließlich der Llaima,


von Araukarien umgeben,


die ich so schön finde, dass ich mir lange vornahm, erst mal eine zu umarmen  :lol:


Eigentlich wollten wir einmal um den Vulkan herumfahren und an der Laguna Congullio, einem schönen See, spazieren gehen, weil ich genau diese Ausblicke haben wollte,
http://atacamaphoto.com/lake-district/lakedist22.htm
http://atacamaphoto.com/lake-district/lakedist29.htm


aber da es hier quasi "April" war und durch die eben noch stattfindende Schneeschmelze die Piste immer schlechter wurde, drehten wir kurz nach dieser Stelle um:


Auch ein Alternativweg war uns zu heikel:

Jaja, ich höre die Offroad-Profis schon gröhlen.  :lachen07:

In gut 2 Stunden ging es dann weiter südwärts Richtung Pucon, einem Outdoor- und Wintersport-Touristenzentrum am Lago Villarrica und ich Nationalpark Villarrica, direkt am Vulkan...Villarrica. Dort etwa 4 km oberhalb des Sees hatten wir ein putziges Häuschen für 2 Tage gemietet, gelegen am Fuß des Vulkans, der ständig sachte brodelnd aktiv ist und dessen Glühen man nachts sieht.

Die letzten Kilometer bis zur Unterkunft sind etwas beschwerlich, da Schotter und teilweise recht steil. Das hier waren die besten Streckenabschnitte den Berg hinauf:


Der "Club los Ulmos"
http://www.urlaub-in-chile.com/
 wird von einem lieben Ehepaar aus Bayern betrieben, die Atmosphäre absolut familiär, bei der Buchung fragten sie uns schon, was wir essen möchten, wenn wir abends kommen.




Und diese Aussicht hat man "leider" nicht vom Bett aus, davor steht reichlich Wald:




Erster Schock: Heizen tut der Gast selbst, undzwar mit Holz im Kamin!
OK, das geht einfacher als ich dachte, das Holz liegt nämlich fertig gehackt vor der Haustür, und extrem gemütlich ist es auch.

Nach bayrischem Braten und Spätzle  :roll: gings erst mal ins Bett.

Achja, ab und zu werde ich mal ein paar Fakten, Klischees und sonstwie bemerkenswertes einfügen nach dem Motto "was uns sonst noch auffiel", wie:

-Die Chilenen gelten als "Schweizer" oder "Preußen Südamerikas" (die Argentinier hingegen als "die Italiener"). Das ist auch so. Sie sind sehr zuverlässig und pünktlich, absolut unbestechlich (nie bei Polizisten probieren!), dazu sehr hilfsbereit und freundlich.
-englisch sprechen nur wenige junge Leute, Autovermieter oder das Personal in größeren/teureren Hotels. An Flughäfen nur das Personal für Auslandsflüge.
-das chilenische Spanisch ("castellano") ist extrem schnell, aber melodisch. Keine "x" oder "th"-Laute wie im europäischen spanisch, dafür lassen sie gerne und oft ganze Silben weg: Aus der Verabschiedung "Hasta Luego" wird etwas wie "stalueg", aus dem Ort "Puerto Octay" wird "Portoktai". Mir erzählten des Spanischen mächtige, es sei zum Haareraufen.  :kratz:

Morgen gehts weiter. :)


Übernachtung: "Club los Ulmos": http://www.urlaub-in-chile.com/

wuender

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #9 am: 01.11.2010, 21:56 Uhr »
Prima Vulkanbilder. Dass man am Villarica nachts das Glühen der Magma sieht, wusste ich bis jetzt nicht. Den "Club los Ulmos" habe ich mir auch gleich gebookmarkt, der sieht ja wirklich nett aus.

Schöne Grüße,
Dirk

Angie

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #10 am: 01.11.2010, 22:03 Uhr »

Eines steht jetzt fest: Da müssen wir unbedingt hin! :D Als Vulkanfan ist das ein must-see-Reiseziel :D
Unglaublich beeindruckende Fotos :D

Viele Grüße,
Angie

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Marterpfahl

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #11 am: 01.11.2010, 22:07 Uhr »
Ich komme auch mit. Die Gegend steht auch auf der Wunschliste.
Schön, mal auf die bequeme Art mitreisen zu können.  8)
LG
Rolf


Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es gemacht.

stephan65

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #12 am: 01.11.2010, 22:11 Uhr »
Da kommen noch viele Vulkanbilder, das bleibt bei dem Land nicht aus  8)

Auf diesen Villarrica kann man hinaufsteigen (geführt) und in den brodelnden Krater reinschauen. Wir haben es nicht gemacht (zu schwach  :lol: ), man könnte aber auch mit Hubschraubern oder Flugzeugen drüberfliegen.
http://www.captura.cl/quienessomos_eng.php

Im Los Ulmos lernte ich übrigens einen ehemaligen Partner von Reinhold Messner kennen, der macht diese Touren auf den Villarrica. Seinen Namen hab ich vergessen, aber der geht im Los Ulmos ein und aus.

Angie

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Re: Chile Oktober 2010: die Anden rauf und runter
« Antwort #13 am: 01.11.2010, 22:33 Uhr »
Im Los Ulmos lernte ich übrigens einen ehemaligen Partner von Reinhold Messner kennen, der macht diese Touren auf den Villarrica. Seinen Namen hab ich vergessen, aber der geht im Los Ulmos ein und aus.

Ist das vielleicht Horst Höfler?
Viele Grüße,
Angie

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