Dann kaufe ich noch schnell 'nen Glitzerfummel
Glitzerfummel klingt gut, aber vergiss die passenden Accessoires nicht!
Und beeile dich an der Kasse, denn jetzt gehts los:
Dienstag, 25. SeptemberEs ist kurz nach fünf, als ich mich langsam unter meiner Decke hervorschiebe und im Schlafanzug zur Toilette trotte, um mich anzuziehen. Noch ist es in der Kabine dunkel, aber als ich nach ein paar Minuten wieder die Toilettentür öffne, hat das Frühstück schon begonnen. Ich nehme Joghurt und ein wenig Wurst, und während ich frühstücke, sehe ich meinen ersten Sonnenaufgang in Australien.
Das hier ist übrigens der Platz meines „Sitznachbarn“ auf der rechten Seite der Kabine.
Dann geht alles sehr schnell. Während ich meine Einreise-Karte ausfülle, beginnt bereits der Landeanflug. Leider merkt man jetzt schon, dass es in der Gegend von Sydney bewölkt ist, aber die Sonne kommt auch immer wieder durch.
Dann setzen wir schließlich in Sydney auf und rollen ans Gate. Es ist kurz vor sieben, wir sind eine halbe Stunde zu früh dran, und dank der Karte, die mich zur Nutzung der Express-Schalter für Passkontrolle und Zoll berechtigt, stehe ich trotz eines riesigen Passagier-Ansturm schließlich um kurz nach halb acht vor dem Flughafen. Nach kurzem Suchen finde ich die Bus Bay 32, von der der Shuttlebus zum vorgebuchten Ibis Airport abfährt, und um kurz nacht acht bin ich tatsächlich schon im Hotel und erfahre erleichtert, dass trotz des frühen Eincheckens auch ein Zimmer für mich frei ist. Wow, das hat ja wirklich einwandfrei geklappt. Kurz die Füße hochgelegt, die Internetverbindung mit der schon vorher gekauften SIM-Karte ausprobiert und schnell unter die Dusche gehüpft, und zwei Stunden später sitze ich schon im Zug von der Mascot Train Station zum Circular Quay.
Als ich aussteige, fällt mein Blick natürlich sofort auf die Harbour-Bridge. Während ich am Wasser entlang zum Opernhaus spaziere, mache ich schon Dutzende von Fotos, die aber wegen des dichtbewölkten Himmels alle ein wenig grau ausfallen.
Von der Oper mache ich auch noch ein paar Fotos, und dann spaziere ich weiter in den Royal Botanic Garden. Sich nach zwei Tagen Herumsitzen endlich wieder draußen bewegen zu können, tut gut. Und die frische Meerluft ist nach der trockenen Luft aus den Klimaanlagen richtig erholsam. Ich schlendere ohne große Pläne durch den Garten und fotografiere mal hier mal da, bis ich mich schließlich zu einer ersten frühen Mittagspause an einen kleinen Teich setze. Hier wird man ausdrücklich gebeten, die Vögel nicht zu füttern, aber offenbar wissen das die Vögel nicht.
Danach schlendere ich weiter an der Uferpromenade entlang, wobei es auf dieser Strecke gar nicht einfach ist, nicht mit den vielen Joggern zusammenzustoßen. Unterwegs versuche ich noch, die Oper und die Harbourbridge trotz grauen Himmels auf die Speicherkarte zu bannen.
Auf dem Rückweg zum Opernhaus fällt mir ein, dass ich die Flughunde fotografieren wollte, die irgendwo in der Nähe des kleinen Teichs, an dem ich vorhin gesessen habe, in den Bäumen hängen sollen. Ich frage mich durch, aber obwohl mir ein netter Sydneysider versichert, ich müsse nur dreimal um die Ecke biegen und könne den Baum gar nicht verfehlen, erspähe ich weit und breit kein Tier, das einem Flughund auch nur ähnlich wäre. Während ich mit dem Kopf im Nacken um verschiedene Bäume schleiche, spricht mich schließlich ein Parkmitarbeiter an und erklärt mir, man habe die Flughunde zwischenzeitlich erfolgreich vertrieben. Sie hätten enorme Schäden angerichtet, und man hoffe, dass sie nicht wiederkämen.
Okay, also keine Flughunde, dafür finde ich ein paar Vögel beim Nestbau:
Zum Abschluss gehe ich dann noch zum ehemaligen Gouverneurspalast, bevor ich mich zu einem späten Mittagessen an den Circular Quay setze und dort riesige Miesmuscheln mit einer thailändischen Sauce probiere. Lecker.
Jetzt wird es aber langsam Zeit für eine kleine Siesta, schließlich habe ich heute abend noch etwas vor. Gegen vier Uhr komme ich wieder im Hotel an und ruhe mich ein wenig aus, bevor ich versuche, mich mit den bescheidenen Mitteln, die mein Koffer hergibt, schick zu machen. Dass ich trotz meiner Bemühungen ziemlich underdressed bin, wird mir klar, als ich um kurz vor sieben wieder am Opernhaus bin und mich zum Box Office durchfrage. Um mich herum wimmelt es von Männern in Anzügen, und die Damen tragen teilweise richtige Ballkleider. Am roten Teppich im Foyer der Concert Hall reihen sich Presse und Fernsehteams auf und warten auf die Nominierten und Preisträger: Heute finden im Opernhaus die jährlichen Deadly-Awards statt, bei denen Aborigines oder Menschen, die in Projekten für Aborigines arbeiten, für ihre Leistungen ausgezeichnet werden. Hierbei gibt es beispielsweise Preise für den besten Film, die beste Sportlerin oder den besten Musiker, aber auch Preise für Gesundheitsprojekte.
Ich war ein paar Wochen vor der Reise zufällig auf diese Verleihung gestoßen und habe mir über Internet ein Ticket gekauft, das ich jetzt am Box Office abhole. Ein wenig Zeit habe ich noch, bevor die Show starten soll, und so gehe ich erst wieder nach draußen und mache ein paar Fotos von der Harbourbridge und dem Circular Quay.
Anschließend schiebe ich mich im Foyer ein wenig an den roten Teppich heran. Die Grazie im weißen Kleid hat übrigens später einen Modepreis erhalten.
Die Show beginnt schließlich mit einer Aborigine-Tanz -und Didgeridoo-Darbietung, und dann lesen gutgekleidete Menschen nette Texte von Telepromptern ab, während mit kurzen Einspielern die Nominierten vorgestellt werden. Das Publikum hat offensichtlich Favoriten, denn manchmal ist der Applaus geradezu frenetisch. Ich merke bald, dass ich sozusagen mittendrin sitze, denn schräg vor und direkt hinter mir springen plötzlich Preisträger auf und gehen auf die Bühne. Während die „Profis“, vor allem Sportler, die in den nationalen Rugby- und Australian Football-Ligen spielen, sich meist für ihre Preise per Video-Einspieler bedanken, sind die Dankesreden der „Laien“ oft so ergreifend, dass ich eine richtige Gänsehaut bekommen, obwohl ich höchstens ein Viertel des Gesagten verstehe.
Irgendwann nach zehn Uhr überfällt mich dann aber eine bleierne Müdigkeit. Während die Gewinnerin des Preises für Verdienste um die „Stolen Generation“ sehr emotionale Dankesworte spricht, kann ich die Augen kaum noch offen halten. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich schon um elf wieder im Hotel sein würde, jetzt muss ich mich leider während eines Show-Acts hinausschleichen, damit ich überhaupt noch den Zug um elf Uhr bekomme. Schade, eigentlich wäre ich ja gerne bis zum Ende geblieben. Aber als ich im Zug beinahe einschlafe, weiß ich, dass es höchste Zeit war zu gehen.
Es war ein schöner Tag und ein noch schönerer Abend, und ich freue mich schon darauf, zum Ende der Reise noch ein wenig Zeit in Sydney zu verbringen. Jetzt ist aber erst einmal die tropische Nordostküste an der Reihe: Morgen früh starte ich nach Mackay.
Gute Nacht!