8.9.09 Gepard zu Fuß und Antilopen aus dem AutoDen ersten afrikanischen Sonnenaufgang habe ich prompt verschlafen. War doch ein anstrengender Tag gestern und der Rotwein am Abend hat wohl sein übriges getan
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Zum Frühstück gab es nur einen Joghurt und ein bisschen O-Saft. Zum Kaffee kochen habe ich mich übrigens während des ganzen Urlaubs nicht aufraffen können. Und das, wo ich doch sonst so ein Koffeinjunkie bin, dass die Schwestern in der letzten Klinik, in der ich gearbeitet habe, extra ein Foto von mir (völlig fertig und kaputt nach einem Nachdienst) im Dienstzimmer aufgehängt haben, auf dem stand: "Gefahr! - Nicht vor der zweiten Tasse Kaffee ansprechen!"
Pünktlich um 8:00h hatte ich meinen Morgenspaziergang zur Lodge beendet. Ich hatte mich gestern noch für einen Morgenbesuch bei den farmeigenen Geparden und den abendlichen Gamedrive mit Sundownder angemeldet. Zu meiner Überraschung war ich morgens der einzige Gast. Alle anderen wollten wohl die Fütterung am Nachmittag sehen. Darüber hatte ich auch nachgedacht aber beschlossen, dass mir das zu viel Zoo war.
Also bin ich alleine mit dem Guide auf dem Landrover ins Gehege gefahren. Auf Bagatelle Kalahari gibt es insgesamt 4 Geparden. 3 jüngere Männchen, die wohl alle von Menschen aufgezogen wurden und (laut Aussage des Guides) in der Wildnis nicht mehr überleben könnten. Zusätzlich gibt es noch ein Weibchen in einem separaten Gehege, mit dem man hofft, später Nachwuchs züchten zu können.
Die drei Junggesellen waren schnell gefunden und ich knipste mir die Finger wund, auch wenn sie zunächst leider immer nur am Zaun lang sind, was nicht ganz so doll aussah auf den Bildern.
Immerhin sieht man auf dem ersten Bild ganz gut die Chalets oben auf den Dünenkämmen. Irgendwann taten mir die Tiere den Gefallen, sich auf einem kleinen Hügel im Gras nieder zu lassen. Daraufhin fragte mich der Guide, ob ich mutig sei und zu Fuß näher ran wollte. Natürlich wollte ich und wir sind bis auf etwa 10-15m an die Tiere heran gekommen. War schon beeindruckend, sie so aus der Nähe beobachten zu können (ohne Zaun oder Autoblech zwischen uns).
Nach etwa einer Stunde war der Spaß beendet und ich habe in der Lodge doch noch 2 Pötte Kaffee ergattern können
Anschließend habe ich einen kleinen Spaziergang durch die roten Dünen unternommen und eine ganze Weile das muntere Treiben bei einem großen Webervogelnest beobachtet.
Diese Nester sind faszinierend. Die größten können bis über eine halbe Tonne schwer werden und einige Hundert Vögel beherbergen. Zu denken, dass das alles wie auf dem letzten Bild mit einem Grashalm anfängt! Können solche Bauwerke wirklich nur durch Instinkt erbaut werden oder haben die Vögel nicht doch so etwas wie eine (gemeinschaftliche?) Intelligenz, die plant und gezielt handelt?
Danach habe ich es mir auf dem Campingstuhl im Schatten meines Campers gemütlich gemacht und den ganzen Tag herrlich faul mit lesen und planen der nächsten Etappen verplempert, bis es Zeit für den Afternonon Drive war.
Auf dem Weg zur Lodge traf ich noch dieses Straußenpaar mit diversen Küken (die sich allerdings vor meiner Kamera im hohen Gras versteckten), das natürlich ausführlich geknipst werden wollte, so dass ich fast den Abfahrttermin verpasst hätte.
Insgesamt waren wir 7 Gäste, die mitfuhren - ausnahmslos Deutsche. Ca. 3 Stunden fuhren wir durch das ausgedehnte Gebiet der Farm (wenn ich mich richtig erinnere über 60.000 Hektar) über Dünen und durchs Grasland.
Die ersten Tiere, die wir sahen waren ein paar Gnus (oder Blue Wildebeest, der englische bzw. afrikaanse Name klingt irgendwie viel besser).
Danach begrüßte uns eine Gruppe Oryx oder Gemsböcke. Für mich sind das die elegantesten Antilopen und mit ihren schwarzweißen Gesichtern sehr fotogen. Lecker sind sie außerdem
Zwischendurch habe ich natürlich auch ein paar Landschaftsbilder gemacht:
Auf dem unteren Bild sieht man eine ausgedehnte Salzpfanne, die ebenfalls zum Farmland gehört.
Springböcke haben wir natürlich auch eine Menge gesehen. Diese hier taten mir den Gefallen, ihrem Namen Ehre zu machen und zu "pronken", also mit allen Vieren in die Höhe zu springen.
Ein paar Kudus haben wir auch noch gesehen.
Außerdem noch einen Schakal, Löffelhunde oder Bat Eared Foxes und einen Steenbock, von denen mir aber keine zeigenswerten Fotos gelungen sind (bzw. von denen es später noch weit bessere gibt).
Kurz vor Sonnenuntergang dann nochmal einige Oryx.
Zum Sunset haben wir es uns dann auf einem Dünenkamm gemütlich gemacht und unseren Sundowner genossen. Ein Gin-Tonic in dieser Umgebung schmeckt doch gleich doppelt so gut!
Zum Abendessen war ich wieder in der Lodge. Es gab ein leckeres Kudusteak und einen göttlichen Cheesecake als Nachtisch. Danach war ich relativ früh im Bett.
Am nächsten Tag standen etwas über 300 km Schotterpiste bis Mata Mata im Kgalgadi Transfrontier NP direkt hinter der südafrikanischen Grenze auf dem Programm. Ich wollte vorher noch in Mariental meine Vorräte auffüllen (frisches Fleisch zum grillen und tanken) und früh genug da sein, um noch Zeit für eine erste Ausfahrt am Nachmittag zu haben.
Erst zwei Tage in Afrika, eigentlich noch gar nichts gesehen und ich habe mich da schon gefragt, warum ich eigentlich 45 Jahre gebraucht habe, um hierher zu kommen. Ich fürchte, ich war da schon mit dem Afrikavirus infiziert - und zwar unheilbar.