10.9.09 - Leo, Cheetah & Co.
Bin zwar kein Tucholsky aber ich denke diesen Tag kann ich auch durch meine fehlenden literarischen Talente nicht kaputt machen.
Der Tag begann sehr viel versprechend mit einem schönen Sonnenaufgang.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, an den ersten Wasserlöchern, die ich gestern schon besucht hatte, vorbei zu fahren, weil ich heute eine etwas längere Strecke bis zum Nossob Restcamp vor mir hatte.
Aber es kam anders.
Zunächst saß dieser Habicht (ein Southern Pale Singing Goshawk) am Straßenrand und demonstrierte mit seinem aufgeplusterten Gefieder, dass es an diesem Morgen nicht besonders warm war.
Kurz danach begegneten mir diese Schakale
und ein paar Springböcke im schönsten Morgenlicht.
Irgendwie kam ich selten mehr als ein paar 100 m am Stück voran, weil ich immer wieder zum knipsen und schauen anhalten musste. Ganz besonders natürlich, als mir dieser junge Giraffenbulle vor die Linse lief. Er ist einer von nur 10 bis 12 Giraffen, die seit einigen Jahren wieder im Kgalagadi leben.
Wieder nur einige hundert Meter weiter sah ich einen kleinen Stau kurz hinter dem nächsten Wasserloch. Die Stau-Ursache war schnell identifiziert: 2 jüngere männliche Löwen lagen dort faul herum. Das heißt relativ faul. Gegenüber dem Einzelgänger gestern waren sie ein wahrer Ausbund an Energie und Bewegung.
Irgendwann standen 7 oder 8 Autos um mich herum und es wurde mir zu eng (für Kgalagdiverhältnisse ist das schon ein ausgemachter Stau. "Achtung Autofahrer, 100 m Stau an der Detour zum Veertiende Boorgat wegen Löwen an der Fahrbahn."
Meine nächste Entdeckung war eine Tüpfelhyäne im Gras neben der Straße. Sie hat bewiesen, dass man sich noch weniger bewegen kann als der Löwe gestern. Sie hat in ca. 15 Minuten nicht einmal den Kopf gehoben. Dafür hatte ich sie aber wenigstens für mich alleine. Die anderen waren ja alle bei den Löwen.
Das heißt alle doch nicht. Auf der nächsten Anhöhe standen schon wieder drei oder vier Autos am Straßenrand. Natürlich habe ich auch angehalten aber zunächst mal gar nichts gesehen. Erst nachdem ich darauf geachtet hatte, wo die Ferngläser der anderen hinzielten, entdeckte ich diese beiden Geparden unter uns im Tal in etwa 300 oder 400 m Entfernung.
Mit dem 400er Objektiv mit 2x-Telekonverter gelang es mir so halbwegs sie aufs Bild zu bekommen (rechnet man den 1,6x Cropfaktor der 50 D mit ein waren das immerhin 1280 mm Kleinbild-Äquivalent, das Bild ist außerdem noch ein ca. 60%-Ausschnitt).
Die beiden schienen auf der Suche nach Beute zu sein. Eine Gepardenjagd bekam ich aber leider nicht geboten, weil sie kurze Zeit später hinter Bäumen verschwunden waren.
Kurz danach bin ich von der "Hauptstraße" auf eine Nebenstrecke durch die Dünen Richtung Nossob-Valley abgebogen. Hier habe ich es tatsächlich geschafft, mal 20 km ohne Fotostopp durch zu fahren. Dieser Sekretär war dann aber wieder einen Stop wert.
Am nächsten Wasserloch konnte ich eine Zeit lang diese Schwarzhalsreiher beobachten und fotografieren, die es sich auf einem Wassertank gemütlich gemacht hatten. Wie sie da so saßen und die Springböcke und Oryx am Wasserloch unter sich beobachtet haben, erinnerten sie mich doch stark an Stadler und Waldorf von der Muppet-Show.
Ein paar Dünen weiter sah ich aus dem Augenwinkel rechts neben mir eine Bewegung im Gebüsch. Also voll auf die Bremse, Rückwärtsgang rein und nachgeschaut. Übrigens eine Übung die ich Laufe dieser Reise sicher mehr als 100 x durchgeführt habe.
Dieses mal wurde ich mit einem Pärchen von Steinböckchen belohnt. An diesen etwa 50 cm hohen Zwergantilopen haben mir besonders die schön gezeichneten Ohren gefallen.
Erstaunlicherweise haben diese sonst recht scheuen Tierchen eine ganze Weile bereitwillig für mich posiert.
Weiter ging es von Dünenkamm zu Dünenkamm, wobei man immer darauf achten musste, nicht zu schnell zu werden, denn die Straße war recht gut. Erstens sollen die Ranger gerüchteweise im Park Geschwindigkeitskontrollen durchführen (Speedlimit ist 50kmh) und zweitens weiß man nie, was einen hinter dem nächsten Dünenkamm erwartet. Ich hatte mich deshalb gerade mal wieder selbst ermahnt als ich auch schon hinter der nächsten Kuppe eine echte Vollbremsung hinlegen musste, um nicht ein Leopardenjunges zu überfahren, dass dabei war, der Mutter und einem Geschwisterchen über die Straße zu folgen.
Statt sich zu bedanken, dass ich mit meiner heroischen Bremsaktion ihren Nachwuchs gerettet hatte, schaute mich die Leopardin nur böse an, als wollte sie mich fressen. Immerhin hat sie dabei wenigstens so lange still gehalten bis ich meine Kamera im Anschlag hatte. Ich hatte sogar Zeit, in Ruhe die Schönheit, Eleganz und Kraft zu bewundern, die diese Raubkatze ausstrahlt. Einfach faszinierende Tiere!
Einen der beiden Zöglinge habe ich auch noch erwischt, der andere hat sich die ganze Zeit im Gras oder hinter Büschen versteckt.
Wow! Mein erster voller Tag in einem afrikanischen Nationalpark ist knapp drei Stunden alt und ich habe schon Löwen, Geparden, Leoparden, eine Hyäne und eine Giraffe gesehen! Wahnsinn!
Ich habe später andere Parkbesucher getroffen, die in drei oder vier Tagen weniger gesehen haben als ich an diesem einen Tag.
Immer noch auf der Nebenstrecke durch die Dünen sah ich auch noch eine Gruppe Kuhantilopen (Red Hartebeest) in einiger Entfernung grasen.
Danach wurde es etwas ruhiger. Das war auch gut so, denn ich brauchte erstmal ein wenig Zeit, die vielen Eindrücke überhaupt zu verarbeiten. Mit schwirrte ganz schön der Kopf. Außerdem glaubt man gar nicht, was für Mengen Adrenalin Tierbeobachtungen und die Jagd nach guten Fotos dieser Tiere freisetzen können.
Zur Beruhigung habe ich zur Abwechslung mal das eine oder andere Landschaftsbild gemacht.
Irgendwann hatte ich dann die Dünen hinter mir gelassen und das Nossob Valley erreicht. Der Nossob Rivier ist ein Fluss oder besser ein Flussbett, dass die allermeiste Zeit trocken ist und nur ein oder zweimal in 100 Jahren fließt er wirklich auf der ganzen Länge ("kommt ab"). Das letzte mal ist das wohl in den 60 er Jahren passiert.
Hier wurde die Straße immer sandiger, war aber bis auf einige Waschbrettabschnitte immer noch sehr gut zu fahren.
Kurz vor erreichen des Restcamps habe ich noch diese Gruppe von Gemsböcken an einem Wasserloch gesehen.
Im Restcamp habe ich den letzten wenigstens halbwegs schattigen Platz blockiert, mir ein paar Sandwiches und ein kühles Bier zum Lunch gegönnt und die nächsten 2 oder 3 Stunden mit dösen und lesen hinter mich gebracht.
Gegen 15:30 h bin ich zu einem Afternoon-Drive gestartet. So viele Tiere wie morgens habe ich natürlich nicht mehr gesehen aber immerhin diesen Weißrückengeier
und einen Straußenhahn.
Nebenbei habe ich natürlich immer wieder Springböcke, Gemsböcke und Gnus gesehen aber wenn ich die auch noch alle zeige, werde ich mit diesem Tag nie fertig.
Da ich schon ein wenig vor Sonnenuntergang zurück im Camp war, bin ich mit meiner Kamera und einem Feierabendbier zum Hideout am Wasserloch gelaufen, um dort den Sonnenuntergang zu genießen.
Dort wurde ich von 2 Gabelracken begrüßt, hübsch bunt und leider beim Abflug etwas zu schnell für mich.
Zwischendurch schaute dieser durstige Schakal vorbei.
Untermalt wurde das ganze von der Geräuschkulisse, die diese Krähe verursachte. Es klang wirklich so, als würde die ganze Zeit jemand reden oder besser vor sich hin brabbeln.
Nach einer Weile trieb mich der Hunger vom Wasserloch zurück zum Camper. Schnell das Feuer angeworfen und nicht allzu viel später gab es ein leckeres Abendessen mit Entrecote, Maiskolben vom Grill und einem Tomatensalat begleitet vom obligatorischen Gläschen Rotwein (oder waren es 2 oder 3?
).
Lange habe ich es danach nicht mehr ausgehalten und war zwischen 21 und 21.30h im Bettchen (ist mir auch schon lange nicht mehr passiert
).
Was für ein Tag!
So kann es weitergehen.