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Autor Thema: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010  (Gelesen 30922 mal)

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Dreamer

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Ich bin begeisterte Mitfahrerin. Vielen Dank für den Bericht, denn so kann ich mir diese Fahrt mal anschauen von meinem nicht schaukelnden Sofa aus ohne seekrank zu werden. Der heutige Tag hat mir total gut gefallen.

stephan65

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Jetzt wirds langsam spannend. Ach, wie ich Gletscher liebe, faszinierend... :)

funny1a

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Hallo Rattus,

da hattet Ihr wirklich ein schönen Tag hinter Euch.
Lg
Markus

2008 Florida
2009 SFO-LV-Zion-Bryce-MV-Page-GC-Sedona-Route 66-LV
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2011 AIDA - Hamburg - New York
2012 Denver-Yellowstone-Salt Lake-Zion-LV
2014 Florida

RedZed

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Ich oute mich auch mal als Mitleser :). Schöne Bilder. Macht richtig neugierig, Dein Bericht.....
97 Never as good as the first time
99 California Love
01 Big Apple, South & Sunshine
04 Memorials & Legends
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06 Into the great wide open
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10 Rough Road Rookies on the move
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14 CCC

Rattus

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Hallo an die ganzen "geouteten" Mitfahrer. :winke:

7. Tag, 26.07.2010
Tromsø / Norwegen


Der Himmel ist heute Morgen immer noch wunderbar blau, aber über dem Wasser hat sich dichter Nebel breit gemacht. Teilweise sieht es richtig interessant aus, wie sich der Nebel so um die Berge legt. Wir fahren im Moment durch die nordnorwegische Innenpassage.


An manchen Stellen hat man das Gefühl, man fährt regelrecht auf dichte "Wände" aus Nebel zu.






Nach einer Weile Fahrt kommt schon Tromsø in Sicht, unser heutiges Tagesziel. Tromsø hat rund 67.000 Einwohner und ist die größte Stadt im Norden von Norwegen. Im Jahresdurchschnitt beträgt die Temperatur hier nur 2,5°C, ein Grund, weshalb ich hier nie leben könnte. :shock:


Nach dem Anlegen geht es direkt los in die Stadt. Wir fahren an der architektonisch interessant gestalteten Bibliothek von Tromsø vorbei durch die Innenstadt, die für mich den typisch skandinavischen Flair hat (vom untypischen Wetter mal abgesehen :lol:).




Unser erstes Ziel ist eine Seilbahn, die hinauf den 418 Meter hohen Storsteinen führt, dem Hausberg von Tromsø.


Der Nebel hat sich inzwischen komplett aufgelöst und wir haben einen tollen Blick über Tromsø, den Fjord und die Berge. Die Stadt gefällt mir wirklich gut; viele kleine Häuser und viel Grün drumherum. Die Temperaturen sind mittlerweile auch wirklich angenehm; man kann es gut ohne Jacke aushalten.


Auf dem Bild sieht man die Tromsø-Brücke, die über einen Kilometer lang ist. Sie verbindet den Inselteil der Stadt mit dem Festland. Am rechten Ende der Brücke sieht man die so genannte Eismeerkathedrale, unser nächstes Ziel.


Nachdem wir wieder mit der Seilbahn hinunter gefahren sind, sehen wir uns die Eismeerkathedrale von Nahem an. Eigentlich heißt die Kirche Tromsdalen kirke, wird aber wegen ihres Baustils gerne Eismeerkathedrale genannt. Sie wurde 1965 errichtet und ist das Wahrzeichen der Stadt. Es ist ein wirklich interessantes und modern wirkendes Bauwerk, das beim Umrunden von der jeder Seite und aus jedem Blickwinkel anders aussieht. Die Architektur soll Eis, lange Dunkelheit und das Polarlicht darstellen.






Auch innen bemerkt man die ausgefallene Bauweise und dank der durchdachten Architektur ist es im Inneren erstaunlich hell, obwohl es an den Seiten nicht wirklich Fenster gibt. Vorne hinter dem Altar befindet sich ein riesiges 140 m² großes Glasfenster, das zu den größten Glasgemälden Europas zählt. Auch die Deckenleuchter sehen schick aus.


Nach der Besichtigung der Kirche fahren wir weiter durch Tromsø, auch vorbei an einer Psychiatrie, die sich mit einer bestimmten Lichttherapie gegen Winterdepressionen beschäfitgt. Ich kann mir kaum einen passenderen Ort dafür vorstellen, ist es hier doch im Winter 24 Stunden dunkel.

Unser nächster Halt ist das Tromsø-Museum, in dem sich unter anderem eine Ausstellung zum Leben der "Ureinwohner" Norwegens befindet, den Samen. In anderen Stockwerken sind weitere Ausstellungen angesiedelt, z.B. zum Thema Erdgeschichte oder über die nordische Tierwelt und wir sehen uns einen Film über das Polarlicht an, das ich auch wahnsinnig gerne mal sehen würde, aber leider sicherlich nicht auf dieser Reise.




Nach diesen interessanten Eindrücken von Tromsø fahren wir wieder zurück zum Schiff. Unsere Reiseleiterin gibt uns mit auf den Weg, das der heutige sonnig warme Tag nicht wirklich einen realistischen Eindrück von einem Sommer in Tromsø gibt, aber komischerweise findet das keiner sonderlich schlimm. :lol:

Bei der Weiterfahrt mit dem Schiff legt sich erneut leichter Nebel über die Berge und zwischen die Fjorde. Vor uns fährt wieder ein Schiff der Hurtigruten und wir schauen zu, wie es nach einer Weile im tiefen Nebel verschwindet.






Heute steht zum ersten Mal in unserer Bordzeitung bei der Uhrzeit des Sonnenuntergangs "entfällt". Tatsächlich warten wir abends vergebens auf Dunkelheit. Obwohl wir die Vorhänge vor die Bullaugen ziehen, kommt jede Menge Licht in die Kabine. Das ist wirklich gewöhnungsbedürftig...

Gruß
Rattus

usa2008

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Zitat
Unsere Reiseleiterin gibt uns mit auf den Weg, das der heutige sonnig warme Tag nicht wirklich einen realistischen Eindrück von einem Sommer in Tromsø gibt

Stimmt, ich habe Tromso recht farblos und trist erlebt, halt wie oft im norwegischen Sommer:
wolkenverhangener Himmel, Regen, Nebel, alles grau in grau.

Gaby

NähkreisSteffi

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Tolle Bilder, auch der Norden wäre mal eine Reise wert.

Mal sehen wie es weiter geht.

Viele Grüße

Steffi

Angie

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Hallo Rattus,


so, jetzt bin ich wieder up to date. Die Gletscher begeistern mich :D Hättest du nicht den roten Pfeil eingesetzt, hätte ich auf dem einen Bild unmöglich einen Menschen vermutet.


LG, Angie

Viele Grüße,
Angie

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SusanW

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Zitat
Unsere Reiseleiterin gibt uns mit auf den Weg, das der heutige sonnig warme Tag nicht wirklich einen realistischen Eindrück von einem Sommer in Tromsø gibt

Schade eigentlich, denn so hat mir die Stadt gut gefallen  :D Interessant auch die Nebelbilder. Bei dem einen schaut es wirklich so aus, als hätte jemand dort eine Milchglaswand eingezogen  :shock:
Liebe Grüße 
Susan

Rattus

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8. Tag, 27.07.2010
Honningsvåg / Norwegen


Morgens legen wir in Honningsvåg an. Das kleine Örtchen liegt auf der Insel Magerøya und ist rund 30 km vom Nordkap entfernt. Mittlerweile ziehen gelegentlich ein paar Wolken auf, aber oft setzt sich auch die Sonne durch und von Regen ist weit und breit keine Spur. Am Vormittag werden wir abgeholt um den für Nordnorwegen fast schon obligatorischen Ausflug zum Nordkap zu unternehmen. Auf einer schönen Strecke fahren wir die Insel entlang.


Nachdem wir gestern an den Hängen des Storsteinen vergeblich nach Rentieren gesucht hatten, werden wir heute nicht enttäuscht. Man muss allerdings wissen, dass es sich bei diesen Rentieren nicht um völlig wildlebende Tiere handelt. Auf dem europäischen Festland gibt es nämlich nur noch in einem Gebirge in Südnorwegen eine kleine wildlebende Population. Die großen Herden hier laufen zwar auch völlig frei herum, es handelt sich aber um domestizierte Tiere der Samen. Fast während der ganzen Strecke bis zum Nordkap stehen an den grünen Hängen immer wieder Herden von Rentieren. Die Tiere haben kaum scheu vor Menschen und Autos, letzteres wurde leider dem ein oder anderen zum Verhängnis.




Wir sehen diverse Farbausprägungen von braun bis weiß, auch gescheckte und gefleckte Tiere kommen vor. Erstaunlicherweise haben bei Rentieren auch die weilblichen Tiere ein Geweih, allerdings ein deutlich kleineres als die männlichen Gegenparts.


Wir legen einen kleinen Zwischenstopp bei einem Samen namens Nils ein, der uns stolz die trationelle samische Tracht und seine Rentiere präsentiert. Er zeigt uns einen Hirsch mit imposantem Geweih, der währenddessen genüsslich einen Haufen Flechten von einem Holzschlitten futtert.


Auch kleine Kälber befinden sich in der Herde. Ist das nicht herzig?


Wir setzen unsere Fahrt fort und kommen schließlich bald am Nordkap an. Als erstes muss ich natürlich das Schild fotografieren, das dokumentiert, dass wir uns mittlerweile auf dem 71. Breitengrad befinden. Landläufig heißt es, dass das Nordkap der nördlichste Punkt Europas ist, das stimmt aber nicht ganz, denn es gibt nicht weit von hier noch eine weitere Landzunge, die noch ein Stückchen weiter ins Meer ragt.


In der Nordkaphalle gibt es einen großen und überteuerten Souvenirshop, ein Restaurant und natürlich das Postamt mit den bekannten Nordkapstempeln. Kurioserweise und ganz und gar nicht zur hiesigen Atmosphäre passend befindet sich hier auch eine Art kleiner Tempel, der an den Besuch eines siamesischen Königs vor vielen Jahren erinnern soll. Wir begeben uns lieber nach draußen und schauen uns die Nordkaphalle von außen an. Es gibt direkt am Nordkap sogar einen Campingplatz, das lässt unsere Camperherzen höher schlagen.


Natürlich führt unser nächster Gang zu der bekannten Weltkugel am Nordkap, die 1978 aufgestellt wurde.


Wir spazieren ein bisschen an den Klippen entlang und betrachten die Weltkugel und die Steilküste noch mal von weitem.




Nach einer Weile treten wir die Rückfahrt an. Wieder geht es durch diverse Rentierherden und zwischen kurios aussehenden, komplett mit Gras bewachsenen Häusern zurück nach Honningsvåg.


Wir kommen an einem riesigen Holzgestell vorbei, das voller Trockenfisch bzw. Stockfisch hängt. Er wird hier als tørrfisk bezeichnet und hat in skandinavischen Ländern eine lange Tradition. Honningsvåg ist die größte Fischereisiedlung der West-Finnmark, dem nördlichsten Bundesland Norwegens.


Zurück in Honningsvåg spazieren wir noch ein wenig durch das beschauliche Örtchen. Auch hier begegnen uns mal wieder diverse Figuren von lebensgroßen Trollen, aber sonst scheint es in dem Ort keine besonderen Attraktionen und Sehenswürdigkeiten zu geben.




Zurück auf dem Schiff tut uns unser Kapitän den Gefallen, an der Küste entlang bis zum Nordkap zu fahren, damit wir es auch noch mal von der Seeseite aus bewundern können. Ganz klein auf dem Bild sieht man die weiße Kuppel der Nordkaphalle herausragen und der kleine Punkt links davon ist die Weltkugel.


Am späten Nachmittag nehmen wir also vorerst Abschied vom Festland und machen uns auf den Weg Richtung Norden.


Viele Vögel fliegen hier umher, auch hunderte von Papageitauchern, die man sowohl vom Aussehen als auch vom Namen her eigentlich eher in die Tropen einordnen würde, aber diese Vögel leben am nördlichen Atlantik und Nordpolarmeer. Obwohl wir sehr viele sehen, ist das Fotografieren recht schwierig, da sie großen Abstand zum Schiff halten. Man erkennt sie aber von weitem an ihrer etwas unbeholfen und beschwerlich wirkenden Flugweise, was allerdings täuscht, wie sie in diversen Flugmaövern demonstrieren.


Vor dem Schlafengehen stellen wir uns den Wecker für 6:00 Uhr, da wir um diese Zeit die Bäreninsel passieren sollen und wir uns das trotz der frühen Uhrzeit natürlich nicht entgehen lassen wollen.

Als ich dann mitten im Schlaf plötzlich aufwache, weil die Sonne hell ins Zimmer scheint, frage ich mich schon, ob wir den Wecker überhört haben bis ich schlaftrunken auf meiner Uhr sehe, dass es 2:30 Uhr nachts ist. Bei strahlendem Sonnenschein schäle ich mich mitten in der Nacht aus dem Bett, um das Phänomen dieser nächtlichen Helligkeit fotografisch festzuhalten, bevor ich weiterschlafe.


Gruß
Rattus

Rattus

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9. Tag, 28.07.2010
Tag auf See (Passage Bellsund / Spitzbergen)


Pünktlich klingelt heute früh unser Wecker und wir machen uns auf den Weg an Deck, um die Bäreninsel zu sehen. Leider hat sich in den wenigen Stunden zwischen meinem nächtlichen Blick aus dem Bullauge und dem frühen Morgen jetzt dichter Nebel rundherum breit gemacht. Steht man ganz vorne am Schiff, kann man kaum das andere Ende des Schiffs sehen und ebenso wenig sieht man irgendetwas, wenn man ins offene Meer blickt. Wir warten noch ab, bis wir laut Durchsage den geringsten Abstand zur Bäreninsel haben und als dennoch rein gar nichts außer Nebel zu sehen ist, begeben wir uns wieder in unsere Kabine und hauen uns noch eine Runde auf's Ohr.


Nach dem Frühstück müssen wir uns im Show-Room einfinden, wo wir Instruktionen zum Ausbooten mit den Zodiacs und eine Einführung in die Umweltgesetze der Arktis erhalten. Ohne an dieser Veranstaltung teilgenommen zu haben, darf man in kein Zodiac steigen. Wir erfahren einiges zum Ablauf und Verhalten beim Ein- und Aussteigen in die Zodiacs und vor allem, wo man sich am Zodiac festhalten und hintreten kann und wo besser nicht :lol:. Die Umweltschutzmaßnahmen sind eigentlich selbstverständlich - grob gesagt nichts dort lassen, nichts mitnehmen und aufpassen, wo man hintritt.

Als wir danach auf dem Oberdeck frische Luft schnappen, tauchen plötzlich Buckelwale auf. Wir beobachten sie bis sie verschwinden und da wir halb durchgefroren sind, gehen wir erstmal wieder nach unten. Kaum dort angekommen, hören wir die Durchsage, dass wieder Wale zu sehen sind und sich dazu wohl auch noch Delfine gesellt haben. Wir hechten also wieder hoch und versuchen, noch ein paar schöne Aufnahmen zu machen, allerdings sind sie allesamt recht weit weg. Was ein Stress und das im Urlaub. :lol:




Nachdem wir uns den Tag mit etlichen weiteren Buckelwal- und Delfinsichtungen vertrieben haben, kommt am frühen Abend Spitzbergen in Sicht. Die Norweger bezeichnen die Inselgruppe als Svalbard, was kühle Küste bedeutet. Etwa ab 1900 wurde Spitzbergen lange Zeit hauptsächlich wegen seiner reichen Kohlevorkommen besiedelt. Mittlerweile nennt man es auch "größtes Labor der Welt", da hier heutzutage aktiv Arktisforschung betrieben wird.


Es liegt viel Schnee und man sieht deutlich, dass einige Stellen vergletschert sind. 60% der Fläche von Spitzbergen soll mit Gletschern bedeckt sein. Wo keine Gletscher sind, sieht man Tundra und mir wird klar, dass wir die nächsten Tage erstmal keine Bäume mehr zu Gesicht bekommen werden. Ich finde diese graue Landschaft mit dem weißen Schnee darauf wunderschön. Auch was den Sonnenschein betrifft haben wir wieder enormes Glück, obwohl es noch heute früh bei der Bäreninsel ganz und gar nicht danach aussah.










Uns begleiten etliche Eissturmvögel. Ein Wunder, dass hier überhaupt Tiere leben können.


Wir fahren weiter die Küste entlang in den Recherchefjord. Am Kopfende des Fjordes befindet sich der Recherchegletscher. Er wurde 1839 bei einer Expedition mit dem französischen Schiff "La Recherche" entdeckt und danach benannt. Wenn ich zurückdenke, wie klein mir der Svartisen-Gletscher in Norwegen erschien, bevor wir den Kletterer darauf gesehen haben, will ich gar nicht wissen, wie hier der Gletscher-Mensch-Vergleich aussehen würde, wirkt der Recherchegletscher doch selbst von weitem schon unfassbar riesig.


Der große Bellsund-Fjord, zu dem auch der Recherche-Fjord gehört, ist ein Teil des Nationalparks Süd-Spitzbergen. Erstaunlicherweise gibt es auf der Insel neben dem ganzen Grau auch scheinbar recht gut bewachsene grüne Wiesen, allerdings scheint das wirklich eine Ausnahme zu sein.






Neben den Eissturmvögeln begegnet uns nun noch mehr tierisches Leben in dieser lebensfeindlichen Gegend. Immer wieder mal taucht eine Robbe neben dem Schiff auf. Unglaublich, dass die in diesem kalten Wasser überleben können, dabei muss man sich immer vor Augen halten, dass hier zur Zeit Hochsommer ist.


Mit diesen schönen Eindrücken neigt sich der Tag dem Ende. Ich freue mich schon, wenn wir morgen an Land gehen.


Gruß
Rattus

Angie

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Hallo Rattus,


"das Eintauchen in eine andere Welt" - das wäre die wohl richtige Bezeichnung für den zuletzt eingestellten Reiseberichttag :D Nachdem ich es wohl kaum in die Antarktis schaffe, wäre zu überlegen, ob die Arktis ein tröstender Ersatz wäre :wink: Landschaftlich auf jeden Fall verlockend!


LG, Angie

Viele Grüße,
Angie

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Rattus

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"das Eintauchen in eine andere Welt" - das wäre die wohl richtige Bezeichnung für den zuletzt eingestellten Reiseberichttag :D Nachdem ich es wohl kaum in die Antarktis schaffe, wäre zu überlegen, ob die Arktis ein tröstender Ersatz wäre :wink: Landschaftlich auf jeden Fall verlockend!

Ja, eine andere Welt - so kann man es nennen. Antarktis, das könnte ich mir auch vorstellen... die Alexander-von-Humboldt fährt da übrigens auch hin und an Bord waren etliche Passagiere, die dort schon waren 8). Darf ich fragen, wieso Du denkst, dass Du nicht mehr in die Antarktis kommst?

Rattus

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10. Tag, 29.07.2010
Longyearbyen und Skansbukta / Spitzbergen


Auch heute setzen sich die zahlreichen Gletschersichtungen fort. Es ist mittlerweile teilweise etwas bewölkt, aber es fällt kein Tropfen Regen oder Schnee.


Für heute ist unsere erste Anlandung auf Spitzbergen geplant. Wir laufen einen Ort namens Longyearbyen an. Er ist mit ca. 1800-2000 Einwohnern der größte auf Spitzbergen und sozusagen die Hauptstadt der Inselgruppe. Longyearbyen wurde 1906 von einem Amerikaner namens Longyear geründet und hieß ursprünglich mal Longyearcity. Longyearbyen hat sogar einen ausreichend großen Anleger, sodass wir die Zodiacs heute früh noch nicht benötigen. Im Hafen liegt ein schönes Segelboot.


Beim Erkunden des Ortes merkt man deutlich, dass hier ganz und gar nicht nach Schönheit und erst recht nicht für touristische Zwecke gebaut wurde. Es ist alles sehr zweckmäßig und grau, ja fast schon trist. Wie die meisten Orte auf Spitzbergen wurde auch Longyearbyen als Bergarbeitersiedlung wegen der Kohlevorkommen gegründet. Die meisten Leute, die hier leben, sind wahrscheinlich sowieso nur eine begrenzte Zeit zum Arbeiten hier.


Das Klima ist hockartisch und Longyearbyen befindet sich auf so genanntem Permafrostboden, der bis zu 100 Meter tief gefroren ist und auch im Sommer taut nicht viel mehr als der oberste Meter auf. Das ist der Grund, weshalb alle Häuser auf Pfählen gebaut sind und sämtlich Wasserleitungen oberirdisch verlaufen. Die Pfähle sieht man nicht bei allen Häusern, da diese teilweise mit Brettern rundherum benagelt sind und so als Abstellkammer dienen, da kein Haus unterkellert ist. Wie man auf dem Foto sieht, sind selbst die Bushaltestellen auf Stelzen gebaut. :lol:


Es gibt sogar eine kleine Kirche in dem Städtchen. Innen ist es ganz familiär; man muss seine Straßenschuhe aus- und Hausschuhe anziehen, die am Eingang bereitstehen, wenn man den Innenraum betreten will.


Als wir weiter durch den Ort spazieren, entdecken wir doch ein paar etwas freundlicher und bunter gestaltete Häuser.


Überall auf den Wiesen wächst arktisches Wollgras. Diese Wattepuschel sehen wirklich witzig aus.


Obwohl Longyearbyen über ein vergleichsweise gut ausgebautes Straßennetz verfügen soll, stellt keine der Straßen eine Verbindung zu einem anderen Ort her. Die Leute sind ganz auf Schneemobile und Boote angewiesen. Überall stehen Warnschilder vor Schneemobilen.


Auf den Wiesen sind teilweise richtige Parkplätze voller Schneemobile angelegt. Es gibt auch eine große Werkstatt und einen Händler extra für Schneemobile. Der wird wohl so schnell nicht pleite gehen. :lol:




Am Ortsausgang hängt ein weiteres "exotisches" Verkehrsschild. Da es über 3.000 Eisbären auf Spitzbergen gibt, sind die Autofahrer angehalten, auf die Eisbären Rücksicht zu nehmen wie wir in Deutschland auf Rehe :lol:. Der Hinweis unter dem Schild bedeutet, dass diese Eisbärwarnung für ganz Spitzbergen gilt.


Nachdem wir Longyearbyen verlassen haben, fahren wir mit dem Schiff weiter die Insel entlang nach Norden. Für heute ist eine weitere Anlandung geplant und zwar in der Skansbukta, diesmal mit Zodiac, da sich in dieser Gegend keine Ortschaft und auch kein Anleger befindet. Wir kriegen noch mal eingetrichtert, dass wir beim Ertönen des Nebelhorns des Schiffs sofort zurück zu den Zodiacs gehen müssen, da Spitzbergen ein treibeisgefährdetes Gebiet ist und daher ein frühzeitiges Auslaufen nötig sein kann. Nicht zuletzt könnte sich auch jederzeit ein Eisbär nähern, auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, dass diese sich blicken lassen.

Bis kurz vor dem Ausbooten ist unklar, ob wir überhaupt an Land gehen können, da das Wetter nicht so stabil zu sein scheint und das Meer ein wenig unruhiger wird, auch wenn es auf den Bildern gar nicht danach aussieht. Das Wetter kann sehr schnell umschlagen. Der Kapitän entscheidet sich aber doch dafür, uns ausbooten zu lassen und wir werden allesamt mit Schwimmwesten bestückt. In der Tat ist das Einsteigen in das Zodiac ganz schön wacklig und auch die Überfahrt ist leicht "feuchtfröhlich". Ich kralle mich mit beiden Händen an dem Halteseil fest. Wer ganz hinten im Zodiac sitzt, tut gut daran, wasserdichte Schuhe anzuziehen, denn da steht einiges an Wasser im Boot. Wir kommen dennoch heil an Land an.




Wir laufen die Bucht auf dem Kieselstrand entlang und entdecken ein hölzernes Schiffswrack, außerdem steht hier eine kleine verlassene Trapperhütte, die aber wohl noch ab und an benutzt wird.


Na, wer hat aufgepasst und entdeckt hier den Fehler im Bild? :lol:


Richtig, da liegt ein Baumstamm, obwohl es auf Spitzbergen keine Bäume gibt. Wir lassen uns darüber aufklären, dass hier manchmal Baumstämme aus Sibirien angeschemmt werden. Kurios.

Auf Spitzbergen ist es wegen den vielen Eisbären übrigens nicht erlaubt, außerhalb von Ortschaften ohne Waffen unterwegs zu sein. Das gilt natürlich auch für uns und deshalb haben wir noch in Norwegen extra zwei Eisbärwächter mit ihren Gewehren an Bord genommen, die von Haus aus Großwildjäger sind, und uns im Falle des Falles vor auftauchenden Eisbären schützen sollen, obwohl natürlich das oberste Ziel immer ist, sich ohne Waffeneinsatz in Sicherheit zu bringen und dem Eisbär nicht zu schaden.


Am Himmel über uns herrscht jedenfalls reges Treiben. Es müssen hunderte, wenn nicht tausende Vögel auf dem Felsen wohnen. Auf Spitzbergen gibt es insgesamt 15 Vogelschutzgebiete. Das schwarze Pünktchen auf dem Felsen ist übrigens der zweite Eisbärwächter, der mit seinem Fernglas Ausschau hält.


Nachdem wir heil, ohne Eisbärsichtung und nach einer wellenreichen Überfahrt wieder an der Alexander-von-Humboldt ankommen, haben die Helfer ganz schön Mühe und brauchen viel Kraft, um das Zodiac am Schiff einigermaßen ruhig zu halten, damit wir sicher aussteigen können. Eins der Schlauchboote braucht mehrere Anläufe um die richtige Stelle des Schiffs zu treffen.

Auf der Weiterfahrt entdecken wir wieder viele Gletscher. Einer davon ist der Nordenskiöldgletscher, der 25 km lang und 11 km breit sein soll. Kaum vorstellbar.




Wir passieren den Ort Pyramiden, ebenfalls eine Bergarbeitersiedlung, die aber mittlerweile aufgegeben wurde und verlassen ist. Zwischenzeitlich befinden wir uns im Eisfjord.


Zur Abwechslung in dieser verlassenen Gegend kommt uns sogar ein Schiff entgegen. Es handelt sich um die Polar Star, ein Eisbrecher, der aber mittlerweile auch Passagiere befördert.


Unser letztes Ziel für heute ist der Tempelfjord.


Im Tempelfjord befindet sich der gewaltige Tunagletscher. Dieser Gletscher soll innerhalb von 2 Jahren 1,5 km in den Fjord vorgedrungen sein. Wieder kann man die Größe so gar nicht einschätzen, aber die Gletscherzunge soll 5 km breit und die Abbruchkante 20-30 Meter hoch sein. Man kann sich also locker ein Hochhaus daneben denken.


Als ich am Fotografieren bin, bricht sogar genau an dieser Stelle gerade ein gewaltiges Stück des Gletschers ab bzw. eigentlich rutscht es kaum merkbar ins Meer. Man sieht auf dem Bild nur ein klein wenig, wie das Wasser schäumt.




Sehr interessant finde ich auch das Phänomen der so genannten Gletschermilch, die der Gletscher absondert. Dieses Wasser ist durch Sedimente grau gefärbt und aufgrund der unterschiedlichen Beschaffenheit gegenüber dem Meerwasser vermischen sich beide nur sehr langsam miteinander. Tatsächlich scheint die Grenze wie mit dem Lineal gezogen; links die Gletschermilch, rechts das Meerwasser:


Wieder einmal fallen wir vor so vielen Eindrücken abends totmüde in die Koje.

Gruß
Rattus

funny1a

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Das war ja echt ein Klasse Tag mit Hammerbildern  :groove:

Lg
Markus

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