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Autor Thema: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010  (Gelesen 30921 mal)

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rookie

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Hi Rattus,

eine ganz tolle Tour beschreibst Du hier und die Fotos :respekt:

Bin weiter gespannt dabei :wink:

LG Rookie
But anyway, I made a big mistake to join the conversation.
I will never do it again.
It really has no sense.
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funny1a

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Ich kann wirklich ein Wort zu den tollen Bildern und dem Bericht sagen

GRANDIOS


 :clap: :clap: :clap: :clap: :clap: :clap: :clap: :clap: :clap:
Lg
Markus

2008 Florida
2009 SFO-LV-Zion-Bryce-MV-Page-GC-Sedona-Route 66-LV
2010 LV-Death Valley-Zion-Torrey-Escalante-Moab-Page-LV
2011 LV-Lake Havasu-Joshua Tree-LA
2011 AIDA - Hamburg - New York
2012 Denver-Yellowstone-Salt Lake-Zion-LV
2014 Florida

Rattus

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Danke :).

Wenn du es irgendwo noch einflicken magst: mich würde auch mal so das Leben an Bord interessieren, die Atmosphäre, das Essen, ist es ruhig nachts, isst man da wirklich im Schichtbetrieb etc. pipapo...

Im Schichtbetrieb haben wir nicht gegessen. Es gab zwei Restaurants, eins mit Speisekarte und eins mit Buffet. Beide hatten jeweils etwa 2-2,5 Stunden mittags und abends offen; man konnte frei entscheiden, wann und wohin man essen gehen will (außer beim Kapitäns-Dinner). Wenn man zu den Stoßzeiten hingegangen ist, konnte es sein, dass man ein paar Minuten warten musste bis ein Tisch frei war. Das fand ich aber immer noch angenehmer als Schichtbetrieb mit festen Plätzen. Was ich persönlich nicht so mochte war, dass es fast nur 4er oder 6er Tische gab und man deshalb meistens noch mit anderen Leuten am Tisch saß. Ich glaube, das ist aber auf Schiffen wegen des Platzmangels so üblich.
Das Essen fand ich sehr lecker, auch wenn die Auswahl beim Hauptgang nicht sooo riesig war. Hauptsächlich gab es deutsche Küche, aber da viele von der Besatzung Philippiner waren, waren auch manchmal sehr gute asiatische Gerichte dabei. Insgesamt gab es sechs Mahlzeiten am Tag: Early Bird, Frühstück, Mittagessen, Tee- und Kaffeestunde, Abendessen und Late Night Snack, wobei wir eh so satt waren, dass wir nur die Hauptmahlzeiten ausgenutzt haben.

Mit Lärm nachts hatte ich keine Probleme, aber ich schlafe auch recht fest. Wir hatten die dritte Kabine von vorne, dementsprechend war bei uns auf dem Gang auch kaum "Durchgangsverkehr". Generell denke ich schon, dass die Türen auf solchen Schiffen relativ hellhörig sind. Vom Schiffsmotor haben wir gar nichts gehört, da unsere Kabine so weit vorne war. Nur das Rattern des Seitenruders hat mich manchmal geweckt, allerdings logischerweise nur dann, wenn wir zur Schlafenszeit an- oder abgelegt haben.

Die Atmosphäre war ganz locker, auf so einem hochgestochenen Kahn hätte ich mich auch nicht wohlgefühlt. Nur beim Kapitäns-Dinner sollte man etwas festlicher gekleidet sein, aber es gab auch welche, die das ignoriert haben und das war kein Problem. Jeden Abend waren im Show-Salon Veranstaltungen, wobei wir die nicht besucht haben, da die Zielgruppe dafür nicht ganz meiner Altersklasse entsprochen hat. :lol:

Wenn Du sonst noch was wissen willst, einfach fragen. :wink:

stephan65

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OK, Danke für die Infos!
Bin gespannt, wie es weitergeht und würde mich auch über das ein oder andere Bild vom Schiff freuen.

Rattus

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Bin gespannt, wie es weitergeht und würde mich auch über das ein oder andere Bild vom Schiff freuen.

Ok, ich werde aber zum Schluss sowieso noch ein paar Bilder vom Schiff einstellen.

Rattus

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16. Tag, 05.08.2010
Ísafjörður / Island


Die Überfahrt von Grönland nach Island ist im Vergleich zu der bisherigen Reise recht wellenreich. Man merkt nun ein leichtes Schwanken des Schiffes, dank der Stabilisatoren lässt es sich aber noch ganz gut aushalten. Nur wenn man frei durch die Gänge läuft wirkt es ein wenig als hätte man einen über den Durst getrunken :lol:. Richtig schlecht wird mir zum Glück nicht, aber ein klein bisschen flau ist mir dann doch im Magen. :?

Zu meiner Erlösung erreichen wir bald Island. Schon von Weitem kann man die schroffe Küste erblicken. Das Wetter ist immer noch sehr gut und regenfrei, wenn auch mittlerweile teilweise ein paar Wolken aufgezogen sind.




Wir laufen in die geschütze Bucht von Ísafjörður ein und können dieses Mal ganz ohne Schlauchboote direkt an Land gehen - die Zivilisation hat uns wieder. Ísafjörður bedeutet vom Isländischen übersetzt Eisfjord. Die Stadt liegt auf einer Sandbank im äußersten Nordwesten von Island und hat nicht ganz 4000 Einwohner. Wir machen zunächst einen ausgedehnten Spaziergang durch den kleinen Ort. Es gibt schöne alte Holzhäuser, die genauso aussehen, wie ich sie mir auf Island vorgestellt habe.


Im kleinen Stadtzentrum finden wir diverse Einkaufsläden. Ein paar Kinder verkaufen auf der Straße "Ash for cash" - isländische Vulkanasche. Ich glaube davon liegt hier aber auch so genug herum, dass man dafür nicht noch Geld ausgeben müsste. Vermutlich haben die meisten Europäer und der Rest der Welt nach dem Vulkanausbruch im März/April aber ohnehin vorerst genug von isländischer Vulkanasche. :lol:


Nachdem wir nun über eine Woche lang nur Tundra und keinen einzigen Baum gesehen haben, gibt es hier endlich wieder ein wenig Grün. Irgendwie ist die Landschaft schon arg fade ohne Bäume, ich hätte gar nicht gedacht, dass ich das vermissen würde.


Der Ort ist geprägt von der Fischerei und im großen Hafen liegen überall Fischerboote. Ísafjörður liegt zwischen den beiden Berghängen Eyrarfjall und Kirkjubólsfjall, die 731 und 832 Meter hoch sind. Langsam machen wir uns nach unserem Rundgang auf den Weg zurück zum Schiff, da heute noch ein Ausflug ansteht.


Von einem kleinen Boot werden wir schließlich abgeholt. Obwohl das Meer ruhig ist, schaukelt das kleine Schiff ordentlich bei der Geschwindigkeit und wer draußen ganz außen sitzt, wird kräftig nassgespritzt. Wir fahren an der Küste entlang und sehen den einzigen Gletscher Islands, der sich nach wie vor vergrößert. Ich wusste gar nicht, dass es überhaupt noch wachsende Gletscher gibt und die Wissenschaftler können sich auch nicht erklären, warum dieser eine wächst und alle anderen schrumpfen.


Unser Ziel ist das Naturschutzgebiet Hesteyri am Ende des Fjordes Hesteyrarfjörður. Hesteyri ist ein mittlerweile verlassener Ort, in dem früher ca. 80 Menschen hauptsächlich vom Fischfang gelebt haben. Als die Heringsbestände jedoch zurückgingen sind auch die Einwohner nach und nach abgewandert bis 1952 die letzten Bewohner verschwunden sind. Heute werden die Häuser nur als Sonmerhäuser benutzt.


Mittlerweile ist auch die Sonne wieder rausgekommen. Auf den Bergen rundherum liegt noch ein wenig Schnee, aber es ist angenehm warm, sodass man es sogar ohne Jacke aushalten kann. Der Ort ist total idyllisch und friedlich und er Inbegriff davon, wie ich mir Island vorgestellt habe. Hier kann man bestimmt wunderbar wandern.




Die örtliche Reiseleiterin führt uns ein wenig in dem Ort herum und erzählt, dass sie in ihrer Kindheit und Jugend hier jeden Sommer verbracht hat. Sie selbst spricht nur Isländisch, aber wir haben einen Reiseleiter vom Schiff dabei, der uns alles übersetzt. Es ist interessant die Sprache mal zu hören, aber herleiten oder zumindest wortweise verstehen kann man rein gar nichts, wie das manchmal bei anderen Sprachen der Fall ist.




Nachdem wir den Ort durchquert haben machen wir eine Pause im ehemaligen Arzthaus. Wir bekommen von einer nach Island ausgewanderten Hamburgerin typisch isländische Speisen serviert, obwohl wir eigentlich schon seit der ganzen Reise dauersatt sind wegen dem vielen Essen auf dem Schiff. Es ist eine kleine Zusammenstellung von Kuchen und ähnlichem und sieht sehr appetitlich aus. Es ist pappsüß, aber sehr lecker.


Nach dieser Stärkung empfiehlt uns die örtliche Reiseleiterin noch die kleine ehemalige Walfangstation außerhalb des Ortes zu erlaufen. Da ich die Tiere eindeutig in lebendiger Form bevorzuge und die Walfangmethoden mich nicht wirklich so detailiert interessieren, wandern wir lieber eine kleine Runde auf einen der umliegenden Hügel. Es ist wirklich schön hier. Wenn das Wetter in dieser Gegend nicht so unbeständig wäre, könnte ich mir glatt vorstellen hier mal einen Wanderurlaub zu verbringen. Bei Sonnenschein ist es traumhaft, aber ich vermute, dass hier die meiste Zeit eher trübes Wetter oder Nebel ist. Wir haben mal wieder Glück mit dem Wetter.




Wie auf der Hinfahrt sichtet auch auf der Rückfahrt unser Reiseleiter ein paar Mal Wale und Robben, aber jedesmal sind sie weg noch bevor ich sie sehe oder zumindest bevor ich ein Foto machen kann. Zurück in Ísafjörður steigen wir wieder von dem kleinen wackeligen Boot auf die Alexander-von Humboldt um.




Als wir Ísafjörður verlassen haben kreuzen schon wieder Weißschnauzendelfine unseren Kurs. Immer wieder ein toller Anblick...


Übrigens wird es mittlerweile nach rund 10 Tagen ausschließlicher Helligkeit endlich wieder dunkel nachts. Zunächst nur stundenweise, aber immerhin gibt es schon wieder so etwas wie einen Tag-Nacht-Rhythmus. Es ist doch sehr ungewohnt auf Dauer, wenn es immer hell ist.

Gruß
Rattus

usa2008

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Mann, hast du ein Glück, Norwegen und Grönland im Sonnenschein und jetzt auch
noch in Island so herrliches Wetter. Da bekomme ich tatsächlich wieder Lust auf eine
Nordlandreise, ist schon ein faszinierender Teil unserer Welt.
Aber 2-3 Wochen nur Regen und grauer Himmel und dazu noch seekrank, wäre für
mich ein echter Horrortrip.  :shock:

Gaby

Angie

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Hallo Rattus,


ich melde mich als verschollen :wink:, aber nicht zwischen irgendwelchen Eisschollen :wink: Wir haben Besuch und sind viel unterwegs. Ich möchte aber in deinem Reisebericht nicht nur Bilder gucken, sondern auch lesen, was du schreibst, das hole ich nach dem 12. 4. nach, versprochen!


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

Angie's Dreams  Reiseberichte, Trails auf Hawai'i, Infos über Hawai'i, Video, Auswandern nach Gran Canaria u.v.m.

NähkreisSteffi

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Hallo Rattus,

was für eine abwechslungsreiche Reise, und dann noch Glück mit dem Wetter, das würde mir auch gefallen.

Viele Grüße

Steffi

Rattus

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17. Tag, 06.08.2010
Reykjavik / Island


Heute legen wir in Reykjavik an. Reykjavik ist die nördlichste Hauptstadt der Welt und hat ca. 120.000 Einwohner. Unsere Glückssträhne was das Wetter angeht, nimmt leider ein abruptes Ende, dennoch freue ich mich auf einen interessanten Ausflug heute. Während es leicht regnet und ziemlich bewölkt ist, holt uns ein Bus ab und wir fahren zunächst durch die Stadt. In Reykjavik wirken die Häuser ziemlich neu und mir gefällt gut, dass alles so weitläufig ist.

Wir fahren bis nach Þingvellir. Dabei handelt es sich um einen Ort und einen Nationalpark mit großer historischer Bedeutung für Island. Das isländische Wort "Þing" bedeutet Volksversammlung und in dem Ort tagte fast neun Jahrhunderte lang regelmäßig das alte, isländische Parlament.


Þingvellir ist außerdem umgeben von vier noch aktiven Vulkanen. Die Gegend wird häufig durch Erdbeben erschüttert und man kann imposante Felsspalten beobachten, da hier die europäische und die amerikanische tektonische Platte aufeineinadertreffen bzw. vor allem auseinanderdriften.


Unsere Fahrt führt uns direkt ins Landesinnere in die Kieswüste von Kaldidalur. Die Straßenverhältnisse sind nicht die besten, aber wir sind es ja von Grönland sowieso noch gewohnt. 8)




Bald erreichen wir unser nächstes Ziel, den Gletscher Langjökull. Erstmal essen wir gemütlich in einem Haus unser mitgebrachtes Mittagessen in Form von Lunchboxen und schauen uns anschließend ein wenig die Gegend an. Man sagt, hier haben die Amerikaner damals für die Mondlandung trainiert und in der Tat scheint mir dieser Ort äußerst geeignet dafür zu sein.


Der Langjökull ist mit einer Fläche von 953 km² und einem Volumen von 195 km³ der zweitgrößte Gletscher Islands nach dem wesentlich größeren Vatnajökull. Obwohl der Gletscher teils im Nebel liegt, sehen wir bald in der Ferne auf dem Eis unser Fahrzeug langsam heranfahren.


Bei unserem Gefährt handelt sich um einen zum Gletscherfahrzeug umfunktionierten Schwertransporter, wie er wohl auch bei der Bundeswehr benutzt wird. Er hat mehrere Achsen und wuchtige Räder, die vorne mit Schneeketten ausgestattet sind. Auf der Ladefläche ist eine Passagierkabine installiert.


Wir steigen ein und schon geht die Fahrt los auf das Eis und den Gletscher. Es ist unheimlich wackelig, man muss aufpassen, dass man sich nicht den Kopf an der Scheibe stößt, wenn man zu nah mit dem Gesicht ans Fenster geht. Leider regnet es mittlerweile in Strömen, sodass die Scheiben voller Tropfen sind und fotografieren unmöglich ist. Das Eis ist teilweise tiefblau gefärbt, was für viel eingeschlossenen Sauerstoff spricht.

Durch den unebenen Gletscher schaukelt es weiterhin heftig und wir überwinden diverse mehr oder weniger große Spalten, von denen ich ein paar durch das gekippte Fenster doch fotografieren kann. Jetzt wird mir auch klar, warum das Wandern auf Gletschern so gefährlich ist, denn wir sehen einige Risse im Eis, die gerade groß genug wären, um einen Menschen darin verschwinden zu lassen. Bei einem Blick in die Spalten sieht man im wahrsten Sinne des Wortes lediglich schwarz, was nur heißen kann, dass der Boden lange nicht in Sicht ist. Nicht auszudenken, wenn die Spalten oberflächlich zuschneien und man dann darüber läuft. Derartige Unfälle sind schon des öfteren hier passiert. Ich bin ganz froh, dass wir im Gletscherfahrzeug sitzen.


Nach einer Weile Fahrt über den Gletscher erreichen wir unser Ziel und steigen aus, kriegen aber mit auf den Weg, dass wir wegen der Gletscherspalten nicht zu weit weg gehen sollen. Zu meiner Freude stelle ich fest, dass hier gerade ein großes Rudel Schlittenhunde pausiert. Es nieselt zwar nur noch leicht bis gar nicht, aber es ist ziemlich kalt und Nebel ist aufgezogen. Auch ein paar der Schlittenhunde schauen ein wenig bedröppel drein. Wie auch in Grönland handelt es sich um Grönlandhunde, die allerdings etwas weniger Feuer im Hintern zu haben scheinen als ihre grönländischen Kollegen. Die Hunde einfach so anzufassen traue ich mich aber trotzdem nicht.

Der Grund, weshalb das Gletschereis nicht so schön weiß ist, ist übrigens der Ausbruch des Eyjafjallajökull im März/April 2010, dessen Aschewolke bei uns den ganzen Flugverkehr lahmgelegt hat. Die ausgestoßene Asche ging damals natürlich wesentlich deutlicher sichtbar über Island nieder und hat sogar dafür gesorgt, dass der Langjökull aufgrund der warmen Asche in diesem Jahr viel schneller geschmolzen ist als das sonst der Fall ist. An der Stelle, auf der wir stehen, soll der Gletscher trotzdem über 200 Meter dick sein.










Als wir durch die Reihen der Hunde laufen, fällt mir ein Hund auf, der sich vor lauter Wedeln mit dem Schwanz gar nicht mehr einkriegt, eigentlich wackelt der ganze Hintern mit. Er gibt erst Ruhe, als sich unser Fahrer zu ihm begibt und ihn durchknuddelt. Der Fahrer sieht wahrscheinlich meinen fragenden Blick und endlich höre ich den langersehnten Satz "He's very friendly, you can touch him!". Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und schon beknuddel auch ich den Hund. Im ersten Moment bin ich überrascht, denn eigentlich hatte ich warmes, weiches Fell erwartet, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Haare und Hund sind nass, rau, kalt und noch dazu scheint er gerade sein Sommerfell zu bekommen. Egal, ich beschmuse den Hund trotzdem und er genießt so viel Aufmerksamkeit sichtlich. Komme ich also doch noch dazu, einen Grönlandhund anzufassen.




Langsam und mittlerweile ordentlich durchgefroren treten wir die Rückfahrt an. Wir werden wieder mächtig durchgeschaukelt bis wir unten am Gletscher ankommen und in den Bus umsteigen.

Unser nächstes Ziel ist Deildartunguhver, die wasserreichste Heißwasserquelle Europas. Es sprudelt, spitzt und dampft überall und man wir vor dem 100°C heißen Wasser gewarnt. Die Quellen sind sehr interessant anzusehen, ebenso die Pipelines, die das Wasser zum Heizen unter anderem auf die umliegenden Höfe verteilen. Die Deildartunguhver sind einen Besuch wert, aber wer schon in Yellowstone war, den wird dieser Ort wahrscheinlich nicht sooo über alle Maßen beeindrucken, da im Yellowstone National Park das Sprudeln wesentlich imposanter ist.






Den nächsten Stopp legen wir am Barnafoss, einem schönen Wasserfall mit beträchtlichen Stromschnellen, ein.


Unweit des Barnafoss und zu Fuß erreichbar befindet sich der Hraunfossar. "Hraun" bedeutet übersetzt Lava. Das Besondere an diesem Wasserfall ist, dass es sich nicht etwa um einen normalen Fluss handelt, der einen Abgrund hinunter stürzt, sondern dass das Wasser scheinbar aus dem Boden gelaufen kommt. Der Grund dafür ist, dass das Schmelzwasser des Langjökull in der porösen Lava versickert und irgendwann ein ganzes Stück entfernt wieder aus dem Boden austritt.


Unser Reiseführer ist auch heute ein Isländer, diesmal spricht er aber sehr gut Deutsch. Er erzählt fast die ganze Zeit ununterbrochen interessante Dinge über Island, so auch einiges über die bekannten Islandpferde. Er erwähnt nachdrücklich, dass die Isländer es gar nicht mögen, wenn man die Pferde als Islandponys bezeichnet :lol:. Besonders an diesen Pferden ist, dass sie eine Gangart mehr haben als andere Pferde, den so genannten Tölt. Überall stehen diese Pferde auf den Wiesen.


Ich bin mittlerweile so k.o. von den vielen Eindrücken, dass ich sogar einmal kurz im Bus einnicke, als unser Reiseleiter mal für 10 Minuten nichts erzählt, aber eine Sehenswürdigkeit steht noch aus.  

Der letzte Stopp ist die Perlan, was übersetzt Perle bedeutet. Die Perlan ist der Warmwasserspeicher für Reykjavik. Jeweils außen befinden sich die Wassertanks und innen ist eine mit einer Glaskuppel überdachte Halle. Die Halle ist wirklich schön gestaltet und wirkt sehr edel, es gibt sogar einen künstlichen Geysir. Die Glaskuppel ist mit Lichern besetzt, sodass es wie ein Sternenhimmel aussieht. In der Halle ist es äußerst warm, sodass sogar Palmen wachsen. Jeder Tank fasst 4 Mio. Liter Wasser und so kann ein Großteil der Stadt mit Warmwasser versorgt werden. Einer der Tanks wurde stillgelegt und es befindet sich ein Saga-Museum mit Wikingern und ähnlichem darin. Das Warmwasser wird aus Bohrlöchern direkt dem Boden entnommen und Island hat so viel davon, dass sie im Winter damit sogar die Bürgersteige beheizen. Praktisch, dann kann man sich das lästige Schneeräumen sparen... :lol:






Oben an der Kuppel gibt es eine Aussichtsplatform, von der aus man wunderbar Reykjavik überblicken kann. Es nieselt zwar wieder leicht, aber man hat trotzdem einen ganz guten Blick auf die Stadt. Alles ist so schön grün hier, das ist immer noch ein kleines bisschen ungewohnt. :lol:




Wenige Minuten vor der angepeilten Ablegezeit kommen wir am Abend wieder an der Alexander-von-Humboldt an. Ich bin völlig platt von dem Ausflug und zu keiner Aktivität heute mehr in der Lage... Trotz des bescheidenen Wetters war das ein sehr abwechslungsreicher und interessanter Tag und wir haben viel von Reykjavik und der Umgebung gesehen.

Gruß
Rattus

Rattus

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19. Tag, 08.08.2010
Heimaey / Island


Die Reise geht weiter zu den Westmänner-Inseln südlich von der isländischen Hauptinsel und dort legen wir auf der Insel Heimaey und in dem gleichnamigen Ort an. In dem Städtchen leben etwas mehr als 4000 Einwohner. Die Hafeneinfahrt ist sehr schmal und es wundert mich, dass wir überhaupt einlaufen können bzw. frage ich mich wie wir wieder herauskommen sollen. Der Hafen ist voll von Fischerbooten, die teilweise extrem verrostet sind. Schon vom Schiff aus sehen wir die beiden Vulkane der Insel, links den 200 Meter hohen Eldfell und rechts den 227 Meter hohen Helgafell.


Übrigens ist das die Bucht, in die man vor ein paar Jahren den Filmwal Keiko aus der Free-Willy-Reihe gebracht und für seine Auswilderung vorbereitet hatte. Wir werden vormittags von einem kleinen Boot abgeholt, mit dem wir einmal um die Insel herum fahren wollen.


Die Wellen sind ganz schön heftig und das Schiff wird ordentlich durchgeschüttelt. Leider verschlechtert sich das Wetter und bald gießt es wie aus Eimern. Ich hatte zunächst unter Deck Platz genommen, aber durch die verregneten Scheiben sieht man nicht viel, daher stelle ich mich bald trotz Regen nach draußen. Das Fotografieren ist wirklich schwierig bei dem Regen, auch wenn ich den Deckel der Linse nur sekundenweise abnehme, ist sie derartig schnell vollgeregnet, dass die Zeit kaum ausreicht ein Foto zu knipsen bevor alles voller Tropfen ist.

Auch wenn mir Sonnenschein lieber wäre, dieses schlechte Wetter mit den tiefhängenden Wolken wirkt mystisch. Die ganze Insel scheint übervölkert zu sein von unzähligen Vögeln. Überall schauen kleinere und größere Inseln oder Felsen aus dem Wasser.






Entlang der Küste sind diverse kleine Höhlen und in ein paar fahren wir sogar vorsichtig hinein. In einer der Höhlen machen wir eine kurze Pause und ein Mann von der Besatzung holt sein Saxophon heraus und spielt uns etwas vor. Es gibt manchmal sogar richtige Konzerte in diesen Höhlen, weil die Akustik wirklich toll ist. An den Felsvorsprüngen brüten überall Vögel.


Am Höhlenausgang entdecken wir einen riesigen Basaltfelsen. So wie der Basalt hier angeordnet ist, nennt man es passenderweise Basaltrose.


Weiter geht die Fahrt um die teilweise nebelverhangene Insel.








An der Küste sind immer wieder grasende Schafe an schwindelerregenden steilen Felsen zu sehen. Es wundert mich, dass die Schafe nicht abstürzen. Schafsuchbild:


Außerdem begegnen uns tausende Vögel, denn die Insel scheint wirklich das reinste Paradies für sie zu sein:

Möwen...


... Gryllteisten


... Eiderenten


... Kormorane


... Papageitaucher und viele mehr.


Auf den dicht mit Gras bewachsenen Klippen brüten überall Papageitaucher. Island soll einen Bestand von 3-4 Mio. Brutpaaren haben und auch wir sehen hunderte dieser Vögel im Gras sitzen, durch die Luft fliegen oder auf dem Wasser schwimmen.


Nachdem wir die Insel umrundet haben und wieder im Hafen eingelaufen sind, sehen wir uns den Ort etwas näher an. Es gibt einige Hinweisschilder, die ganz einfallsreich in Papageitaucher-Optik aufgemacht sind. Unser Ziel ist Pompei. Der Regen hat in der Zwischenzeit aufgehört, aber das Wetter ist weiterhin bescheiden.


Im Jahre 1973 bildete sich auf Heimaey ohne Vorwarnung ein neuer Vulkan, der Eldfell. Bei den Eruptionen damals kam glücklicherweise kein Mensch zu Schaden, da aufgrund eines Sturms am Vortag alle Fischerboote im Hafen lagen und daher die Menschen schnell mit den Schiffen auf das Meer gebracht werden konnten. Es wurden allerdings viele Häuser zerstört und beinahe wäre die Hafeneinfahrt, die für die Fischer die Lebensgrundlage bildet, von der Lava vollständig verschlossen worden. Die Bewohner haben es jedoch in letzter Sekunde geschafft, den Lavastrom zu stoppen, indem sie ihn mit kaltem Meerwasser besprüht haben. Die Hafeneinfahrt blieb so ausreichend weit offen und ist heute sogar vor den berüchtigten Stürmen noch besser geschützt.


Viele der Häuser wurden meterhoch von der Lava überrollt. Genau am Rande des Lavastroms steht ein noch teilweise sichtbares Haus. Man kann direkt durch die Öffnung des scheibenlosen Fensters in das ehemalige Wohnzimmer schauen und sieht sogar noch Einrichtungsgegenstände wie die mittlerweile völlig verrostete Heizung. Das Haus wurde als Denkmal bis heute stehen gelassen und auf der Tafel davor sieht man beeindruckende Fotos mit einem Vorher/Nacher-Vergleich des Hauses. Ich finde die Ruine und die Vorstellung, was damals hier vonstatten gegangen sein muss, sehr ergreifend.




Wir laufen über den Lavaberg und finden an diversen Stellen Schilder, auf denen beschrieben ist, welches Haus sich gerade unter uns befindet. Die Gegend wird auch "Pompei des Nordens" genannt und es gibt mittlerweile ein Projekt, bei dem ein paar der verschütteten Häuser wieder ausgraben und als Museum genutzt werden sollen.


Als die Zeit zum Ablegen gekommen ist, bin ich gespannt, wie unser großes Schiff durch die schmale Hafeneinfahrt wieder herauskommen soll. Zum Wenden ist die Einfahrt jedenfalls zu schmal. Eines der Lotsenboote befestigt ein Tau am Heck der Alexander-von-Humboldt und zieht sie langsam rückwärts aus der Einfahrt heraus. Die Aktion ist äußerst interessant mit anzusehen und meine Bewunderung gilt dem Kapitän des Lotsenbootes, der es schafft, so ein großes Schiff heil aus der Einfahrt rückwärts hinauszuziehen.


Als wir das offene Meer wieder erreicht haben, verlässt uns das Lotsenboot und wir nehmen Kurs auf Schottland.

Gruß
Rattus

SusanW

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Auch wenn das Wetter jetzt nicht mehr ganz so mitspielt, sind das noch tolle Eindrücke aus dem hohen Norden !
Liebe Grüße 
Susan

stephan65

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Das ist ja recht typisches Island-Wetter, eigentlich muss man dort froh sein, wenn es nicht regnet.
Interessant, das mal so von der Wasserseite zu sehen, und euer Gletscherausflug mit diesem Ungetüm ist auch schön!  :)

Rattus

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20. Tag, 08.08.2010
Tag auf See


Heute befinden wir uns mitten auf dem Meer zwischen Island und Schottland. Die See ist so unruhig wie auf der ganzen Reise noch nicht. Auf der Seegangsskala, die von 1 bis 9 reicht, haben wir Stufe 5. Klingt gar nicht mal so viel, aber mir reicht das vollkommen. Direkt morgens schmeiße ich eine Tablette gegen Seekrankheit ein und dadurch wird mir zum Glück gar nicht erst richtig schlecht, sondern nur etwas flau. Vor allem unter Deck in den fenstlosen Gänge macht sich mein Magen bemerkbar, an der frischen Luft an Deck hingegen mit Blick in Fahrtrichtung lässt es sich was den Seegang angeht, ganz gut aushalten.

Wir verbringen daher trotz der Kälte und des Windes viel Zeit an Deck. Ein kleine Gruppe von drei Basstölpeln umkreist und begleitet unser Schiff und wir beobachten sie lange. Basstölpel können ohne weiteres 3 Kilo oder mehr wiegen und haben eine Flügelspannweit von ca. 50 cm. Sie können mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h ins Wasser eintauchen, um Fische zu fangen.








Abgesehen von den Basstölpeln gibt es heute nicht viel zu beobachten, selbst Schiffe sehen wir kaum und auch Wale lassen sich nicht blicken, wobei diese durch die unruhige See auch schwer auszumachen wären. Da man trotz Seekrankheit nicht den Fehler machen sollte, nichts zu essen, schleppen wir uns lustlos zu den Mahlzeiten um Wohl oder Übel eine Kleinigkeit zu essen. Abends bin ich heilfroh, als ich in der Waagerechten in der Koje liege, denn in der Position ist der Wellengang beim Einschlafen sogar recht angenehm. Ein Glück, dass das nicht die ganze Reise über so ging :lol:.

Gruß
Rattus

rookie

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...Abends bin ich heilfroh, als ich in der Senkrechten in der Koje liege, denn in der Position ist der Wellengang beim Einschlafen sogar recht angenehm...

Wie muss ich mir das vorstellen? :shock:

VG Rookie
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