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Autor Thema: Große Japan-Rundreise Herbst 2008  (Gelesen 20182 mal)

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paula2

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Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« am: 08.11.2011, 16:16 Uhr »
Wer hat Lust mit mir durch Japan zu reisen? Es ist auch ganz ungefährlich da die Reise schon 2008 stattfand also lange vor Fukushima.

Okay ich gebe zu ich bin ein bischen spät dran mit dem Reisebericht aber vor 3 Jahren kannte ich dieses Forum noch nicht, damals war für mich sogar die Digitalfotografie neu…
Ich habe wie immer im Urlaub Tagebuch geführt (mit Kuli auf Papier) und weil mir das Schreiben des Reiseberichtes in den USA so viel Spaß gemacht hat, habe ich beschlossen meinen bisher zweitschönsten Urlaub auch in dieser Form zu dokumentieren für mich und für alle interessierte Mitreisende.  :)

Ich habe in den alten Berichten gesucht: bisher gibt es nur Reports aus Tokio, Kyoto und Nara. Dahin reisen wir auch, es geht aber auch in den Norden und ganz in den Süden von Japan, es gibt also wirklich etliche neue Orte zu besuchen!

Wir reisen mit dem Zug und haben ein 3-Wochenticket für ganz Japan, ihr dürft also in jedem Zug einfach Platz nehmen. Vor Kontrolleuren braucht ihr euch nicht zu fürchten, die haben nämlich Angst vor Ausländern und lassen euch in Ruhe! Hamburger und Pommes haben wir nicht zu bieten, dafür Fisch und Reis, ihr werdet euch also 3 Wochen ganz gesund ernähren, aber keine Angst: Kaffee gibt es ausreichend. In den Hotels war eher Nachsaison, da findet ihr auch alle ein Bett.

Okay los geht’s!
Um genau zu sein: für meinen Freund ging es schon 2 Jahre früher los mit einem Intensiv-Japanischkurs. Mit einer organisierten Reise wollte er nämlich nicht fahren und ich habe mich geweigert ohne Reiseleitung in ein Land zu fahren wo man sich überhaupt nicht verständigen kann. Tja er wollte aber unbedingt dorthin, also hat er 2 Jahre lang wirklich jeden Tag japanisch gelernt!
Wir haben sehr davon profitiert. Ihr müsst euch also überhaupt keine Sorgen machen: wir sind nicht "lost in translation"…





mit google maps habe ich diesmal sehr gekämpft, da geht mit Japan viel weniger als mit USA, z.B. kann man kein Routing zwischen mehr als 2 Orten anzeigen lassen. Ich habe die Orte, die wir besucht haben, mit einem roten Punkt markiert, genauere Karten gibt's dann bei den einzelnen Tagen.


Anti

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #1 am: 08.11.2011, 18:16 Uhr »
Auf zu neuen Welten! Wehe, du setzt mir jetzt einen neuen Floh ins Ohr... :wink: Japan stand nämlich bisher nicht annähernd auf meiner Wunschliste, aber man soll ja offen für neue Sachen sein. Das bin ich... :D

Antje

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #2 am: 08.11.2011, 20:41 Uhr »
Ah - toll - ich hab meinen Rucksack gepackt und fahre mit. Hast Du lieber Großraum oder Abteil oder stellt sich die Frage in Japan nicht?

paula2

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #3 am: 09.11.2011, 08:25 Uhr »
@Anti: das ist die richtige Einstellung, auf zu neuen Ufern :D

@Antje: wir sitzen im Gr0ßraumabteil, was anderes gab es in japanischen Zügen nicht

freut mich dass ihr beiden an Bord seid! fahren wir los  :nixwieweg:

Tag 1 Sonntag 21.9.2008

Wir fliegen mit Lufthansa von München nach Tokio, an den Flug kann ich mich gar nicht mehr erinnern, wird also ziemlich ereignislos gewesen sein. Die Ankunft war gegen 10 Uhr in Tokio am Flughafen Narita, es ist warm aber bedeckt. Am Flughafen ist die Orientierung einfach, es ist alles englisch und japanisch beschriftet. Mit dem Zug fährt man eine Stunde in die Innenstadt, hier gilt unser Railway Pass nicht, also besorgen wir am Flughafen ein Ticket für diesen Zug, auch das ganz einfach: die Angestellte spricht englisch. Wir fahren nach Asakusa ins Asakusa View Hotel, es regnet. Das Viertel ist ein Gewirr aus niedrigen und mehrstöckigen Häusern, meist ältere Häuser und hässlich. Ich bin erst mal ziemlich verblüfft. Ich hatte eine ultramoderne Stadt erwartet, davon kann hier in diesem Viertel schon mal keine Rede sein.




Das Hotel ist ein typisches internationales Business Hotel, am Empfang wird englisch gesprochen, wir haben per HRS reserviert, das einchecken geht problemlos.



Wir fahren mit der U-Bahn in den Yoyogi Park zum Meji-Schrein (zur Shinto Religion gehörend). In der U-Bahn in Tokio sind die Schilder alle zweisprachig, darum ist die Orientierung nicht so schwierig (wer noch nie in einer Großstadt war wird das anders empfinden, aber wer das Gewirr in der Pariser Metro bewältigt kommt hier auch zurecht) , dort angekommen regnet es leider in Strömen.





anschließend bummeln wir durch die Takeshita Strasse wo die jungen Leute ausgeflippte Klamotten kaufen. Die Strasse ist ganz in der Nähe des Schreins:



Auf diesem Bild kann man sehr gut erkennen wie ein Stadtplan von Tokio aussieht, nämlich genau so: detailgetreue Abbildung der Straßen und Gebäude, in der Regel keine Strassennamen, statt dessen Nummern von Stadtbezirken und Bezeichnungen herausragender Gebäude an denen man sich orientieren muss…(z.B. Mac Donald’s), so ist das leider überall in Japan…
Hier ist wirklich die Hölle los, die Massen schieben sich durch die Geschäfte, bei dem Regen macht das leider nicht so viel Spaß, aber interessant anzuschauen ist es natürlich schon.

Im Lonely Planet (absolut unverzichtbarer Reiseführer für Japan) hatten wir eine Restaurantempfehlung gefunden in der Nähe des Ueno Bahnhofs, das ist nicht weit von unserem Hotel, da geht es nun mit der U-Bahn hin



Um den Bahnhof herum ist ein Marktgelände, mein Freund fragt an einem der Stände nach dem Weg. Der Japaner kennt den Laden und weist den Weg, es sei nicht weit weg, erst mal weiter geradeaus dann nach rechts…wir gehen weiter geradeaus und dann nach rechts…und noch mal ein Stück zurück und ein Stück weiter und dann nach rechts undsoweiterundsoweiter, wir finden es nicht.
Das ist die nächste Lektion in Sachen Orientierung: nicht nur dass die Strassen keine Namen haben, es ist auch nicht möglich genaue Angaben zu machen in der Form: „geradeaus weiter und die zweite rechts“ weil man nämlich nicht feststellen kann was „die zweite rechts ist“, kleine Strassen und Durchgänge zwischen Häusern sind oft nicht zu unterscheiden, dieses Problem wird uns den ganzen Urlaub begleiten.
Und leider  fängt es jetzt wieder zu regnen an und ich habe jetzt Hunger…am Nachbarhaus hängt eine Restaurantwerbung, also gehen wir jetzt einfach da mal rein, die Treppe geht in den Keller und tatsächlich: da ist ein Nudellokal. Stolz wird auf der Karte auf die original italienischen Nudeln verwiesen und als Beweis stehen die Barilla Packungen auf der Theke. Zu den Nudeln kann man verschiedene Soßen wählen, ich nehme Gemüsesoße, mein Freund was fischiges. Gekocht wird vor unseren Augen und das Ergebnis schmeckt vorzüglich!
Nachdem wir die letzte Nacht durch den Flug praktisch verloren haben sind wir nun todmüde und fahren ins Hotel.

Was haben wir am ersten Tag gelernt: Orientierung ist mindestens schwierig und zeitaufwendig oder ganz unmöglich. Es macht aber nichts wenn man den gesuchten Ort nicht findet, denn stattdessen hat man halt etwas anderes gefunden und dann schaut man sich eben das an…



paula2

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #4 am: 09.11.2011, 08:51 Uhr »
Tag 2 Montag 22.9.08 Tokio

Irgendwann am Vormittag wachen wir auf, das übliche Jetlag-Problem. Ein paar Häuser neben dem Hotel ist ein kleines Restaurant, da gehen wir frühstücken: gebackene chinesische Wantan-Taschen, nicht mein übliches Frühstücksessen, es ist ja aber schon Brunchzeit und sie schmecken gut.
Leider regnet es noch oder wieder. Wir bummeln durch das Asakusa Viertel zum Sensoji Buddha Tempel (auch Asakusa Kannon Tempel genannt) (auf dem ersten Bild von gestern östlich von unserem Hotel in dem Grünviertel. Die umgedrehten Hakenkreuze bezeichnen buddhistische Tempel). Am Eingang geht es zu wie an einem Jahrmarkt. Es gibt  hunderte Andenken- und Futterstände.





Da muss ich natürlich was probieren:



Das sind verschieden gefüllte Kartoffelbällchen, im ersten Gemüse im zweiten Tintenfisch, sieht schräg aus hat aber sehr gut geschmeckt und war mit meiner mitgebrachten Reisegabel auch leicht zu verzehren (Das Essen mit Stäbchen habe ich in den 3 Wochen nicht gelernt).

Das Tempelgelände besteht aus mehreren Tempelgebäuden und einer Pagode





Figuren wie diese sieht man bei jedem Tempel, uns war leider nicht klar was die Kostümierung bedeuten soll:



Besonders witzig fand ich das „göttliche Reisfeld“ das auch zu jedem Tempel gehört:



Zur Tempelverwaltung gehört ein Gebäude das aussieht wie eine bessere Pappschachtel:


Da sehen ja unsere Baucontainer stabiler aus…

Anschließend fahren wir zur Haupteinkaufsmeile Tokios, Mein Freund möchte ein paar schöne Hochhäuser und Strassen fotografieren.



Heute eröffnet H&M sein erstes Kaufhaus in Tokio, die Leute stehen über mehrere Kreuzungen weg Schlange vor dem Laden:





Schöne Hochhäuser muss man aber sonst suchen gehen, die meisten sind nullachtfünfzehn Betonkästen (man sieht dass Tokio schon älter ist) hier die beiden Ausnahmen:





Der Rest der Strasse schaut so aus:



Wir haben uns beide deutlich mehr erwartet. Jetzt wird es auch schon langsam dunkel. In einem Hochhaus gibt es ein Lokal in der obersten Etage, da fahren wir zum Abendessen und fotografieren rauf.

Blick auf die Stadt vom Restaurant aus:


Manche Sachen sind aber auf der ganzen Welt gleich, zum Beispiel stehen auch in Deutschland oft seltsam geschmückte Kühe in Fußgängerzonen rum, so auch hier vor dem Hochhaus:



An das Abendessen kann ich mich nicht mehr erinnern, in meinem Tagebuch steht dass es Nudeln pur gab, weil wir die Karte nicht lesen konnten, also wird’s wohl so gewesen sein…verhungert sind wir definitiv nicht.

Auf dem Heimweg haben wir dann noch in der Nähe unseres Hotels einen kleinen Laden entdeckt ein sogenannter Combini: da kriegt man alles was man zum täglichen Überleben braucht: also Essen und Getränke, Batterien, Duschgel etc. Diese kleinen Tante Emma Läden gibt es wirklich überall und sie haben fast immer geöffnet. Da haben wir uns nun mit japanischen Snacks eingedeckt und abgepackten Kuchen (quietschgrün weil mit Grüntee gefärbt), ich muss sagen das hat alles sehr lecker geschmeckt. Ich geh ja so gern in fremden Ländern einkaufen und habe fast alles was es zu essen gab probiert, die Qualität war extrem gut. Wenn man bei uns in einem Billigladen einen abgepackten Kuchen kauft schmeckt er so billig wie er war. In Japan hat auch das billigste Zeug immer klasse geschmeckt. Ich war total beeindruckt von der Qualität der Lebensmittel!

Was haben wir heute gelernt: zum Hochhaus- oder Städte fotografieren fährt man besser nach London oder Paris als nach Tokio.



Anti

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #5 am: 09.11.2011, 11:02 Uhr »
Ich bin ja kein Großstadt-Fan, aber Tokio hätte mich dann sicher endgültig erschlagen... Auch New York reizt mich bis jetzt nicht. Könnte mir vorstellen, dort Platzangst zu bekommen... Aber natürlich gehört das zu einer Rundreise dazu und ich hätte es dann auch einmal erleben wollen. Aber der Stadtplan hätte mich bestimmt auch hilflos gemacht! Da ist es sicher die richtige Einstellung: "ich habe zwar nicht das gefunden, was ich wollte, habe aber etwas anders entdeckt..."

paula2

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #6 am: 09.11.2011, 12:54 Uhr »
also ich fahre manchmal ganz gern in Großstädte, aber nur wenn sie schön sind und das trifft auf Tokio nicht wirklich zu. Tokio ist natürlich auch eine Nummer größer als eine "normale" Großstadt und da man halt fast nix lesen kann (außer den ganz wenigen englischen Beschriftungen) ist das schon anstrengend. Ein Besuch reicht mir aber auch, da muss ich nicht noch mal hin.

New York reizt mich komischerweise auch nicht obwohl ich etliche Leute kenne die schon dort waren, Chicago würde mich reizen...irgendwann mal  :D

Kirkesgaard

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #7 am: 09.11.2011, 13:23 Uhr »
oh, darf ich auch noch mit. finde ich sehr spannend. Meine Hochachtung an deinen Freund und seine Ausdauer. Finde es super, dass er den Antrieb und vor allem die Ausdauer hatte japanishc zu lernen. Er soll mir mal ein bisschen was schicken, versuche mit etwas mehr Dynamik Dänisch zu lernen ... nun ja, der Winter machts vielleicht wieder einfacher.

Egal, zurück zu eurem Trip, ich bin sehr gespannt wie es weiter geht.

paula2

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #8 am: 09.11.2011, 13:34 Uhr »
na klar darfst du auch noch mit :D
und meinen Freund spreche ich auf sein japanisch besser nicht an, er hat mir nämlich neulich völlig frustriert erzählt, dass er praktisch alles wieder vergessen hat :(
ich glaube er macht sowas auch nicht noch mal. Aber er war in einem Japanischkurs, den außer ihm ausschließlich Leute aus beruflichen Gründen besucht haben und da ging's halt flott voran. Aber ich habe ihn auch bewundert wie er jeden Abend Vokabeln gelernt hat...
ich hab dann zum Ausgleich für einen Griechenlandurlaub einen Sprachkurs besucht (und mitlerweile das auch wieder komplett vergessen), das war aber viel einfacher als japanisch...
morgen sind wir noch einen Tag in Tokio, dann geht's raus aufs Land!

QMaryII

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #9 am: 09.11.2011, 14:23 Uhr »
Hallo Paula,

endlich mal wieder jemand der meine neue Heimat besucht. :winke:

Ich wohne jetzt seit über einem Jahr in Tokyo und geniesse es sehr. Man hat hier eine tolle Lebensqualität, auch wenn die deutschen Medien etwas anderes berichten sollten.

Im Yoyogi-Park ist jeden Sonntag das große Treffen der Mangafiguren-Fans und sonstiger Verkleidungswütiger. Da ist vom rosa Plüschhasen bis zum Ninja-Kämpfer immer alles vertreten.

Leider hatte ich bis jetzt noch nicht so viel Gelegenheiten das Land besser kennenzulernen, da Urlaubstage hier sehr knapp sind. Vielleicht kommt das ja noch.
Auf jeden Fall bin ich gespannt wie es weitergeht.

VG
Mary


Angie

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #10 am: 09.11.2011, 23:29 Uhr »
Hallo Paula,


die Schar deiner Mitreisenden vergrößert sich soeben, ich bin nämlich auch dabei :D

Hut ab vor deinem Freund, der 2 Jahre lang die japanische Sprache gelernt hat :daumen: Schade, dass er wieder vieles vergessen hat, aber wenn man nicht immer wieder japanisch (oder sonst eine Sprache) sprechen muss, geht das fast nicht anders.


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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paula2

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #11 am: 10.11.2011, 09:10 Uhr »
@Mary: schön dass wir eine Quasi-Einheimische an Bord haben, ich habe bestimmt auch Tipps für Wochenendausflüge für dich  :D

@Angie: freut mich dass du auch dabei bist!

Tag 3 Dienstag 23.9.2008 Tokio

Heute ist Feiertag aber alle Geschäfte haben geöffnet. In einer Art japanischem Schnellimbiss in der Nähe des Hotels essen wir ein einfaches Frühstück mit Suppe, etwas gebratenem Fleisch und Reis. Das hat 370 Yen gekostet also ca 3,70 € und wir dachten Japan sei teuer, bisher war alles Essen preiswert bis billig.
Kaffee gibt’s es in dem Laden nicht also schauen wir noch bei Starbucks vorbei. Hier sprechen die Angestellten eine Art englisch, auf meine Bitte nach einem coffee please kommt die Antwort „Kohi?“, meint Freund nickt also sage ich yes, die Rückfrage „hotto?“ hätte ich auch nicht verstanden, mein Freund übersetzt: „hot“,  ach so! Merke: heißer Kaffee heißt in Japan kohi hotto (mit Betonung jeweils auf der ersten Silbe). Die Japaner können kein Wort auf einem Konsonanten beenden und hängen immer einen Vokal an und mit dem „f“ scheinen sie auch Schwierigkeiten zu haben…soviel zum Thema englisch in Japan…

Solchermaßen gestärkt unternehmen wir eine Schifffahrt von Asakusa zum Hama-rikyu Park.



Es fängt ganz schön an:



Aber bald sieht die Uferbebauung einfach bis ärmlich aus, kein Vergleich z. B. zur Themse und London:






Die ganze Zeit über quatscht eine Japanerin erklärende Kommentare ins Mikro, das nervt etwas. Außerdem erstaunt uns dass viele Obdachlosenbehausungen am Ufer zu sehen sind. Vielleicht sind Flussufer in Japan keine bevorzugten Wohnviertel, wir wissen es nicht. Nach einer Weile kommen Hochhäuser ins Bild und dann haben wir den Park erreicht.










Zum Glück ist das Wetter heute besser, es ist warm. Und an den Tierchen hier erkennt man dass man in einem subtropischen Gebiet ist:


eine Schlange, schluck…


Was das wohl für ein Insekt ist?

Zum ersten Mal sehen wir Japaner in traditioneller Kleidung:



Im Park gibt es ein kleines Teehaus, wo man auch als Touri an einer Teezeremonie teilnehmen kann. Man muss die Schuhe ausziehen und hockt dann am Boden auf Bastmatten und es wird einem eine Schale grüner Tee und etwas Süßes gereicht:



Die Zubereitung des Tees erfolgt aber in einem Nebenraum, man sieht es nicht, aber egal man fühlt sich irgendwie japanisch :lol: und mir tun alsbald die Beine weh. Ich kann einfach nicht bequem am Boden sitzen, ich weiß nie wohin mit meinen Beinen.

Danach fahren wir in den Stadtteil Roppongi zum Tokio View Aussichtsturm. Hier hat man von der Aussichtsplattform auf dem Dach im 52. Stockwerk einen tollen Blick über die Stadt



Vor dem Aussichtsturm:




Um auf die Plattform zu gelangen fährt man natürlich mit dem Aufzug. Im Aufzug steht ein Liftboy und drückt auf den Knopf (nicht dass das schwierig wäre: der Aufzug fährt ausschließlich zum obersten Stock) und textet uns mit irgendwelchen japanischen Ansagen voll, die wir nicht verstehen.

Oben angekommen (ein Stockwerk unter der Plattform) steht ein weiterer Boy und weist auf die Schließfächer, aha dann hat der Liftboy wahrscheinlich erklärt, dass man seine Rucksäcke nicht mit auf die Plattform nehmen darf, ich muss jetzt aber erst mal zum WC, aber nix da: der Boy stellt sich mir energisch in den Weg und weist auf die Schlange vor den Schließfächern, na gut es sind nur 5 oder 6 Leute vor mir das schaff ich schon. Als ich am Anfang der kurzen Schlange angelangt bin weist mir ein weiterer Boy ein freies Schließfach zu (das hätte ich auch selber gefunden), nun darf ich auf Toilette.

Danach muss man sich in die Schlange vor dem zweiten Aufzug einreihen, der endlich auf die Plattform fährt, natürlich wird die Schlange von einem weiteren Boy angeführt, der für uns den „Tür auf“ Knopf drückt, hochfahren dürfen wir dann wirklich alleine. 
Und die ganze Zeit haben diese Boys ständig irgendwas aufgesagt (wahrscheinlich immer wieder das selbe, hab’s nicht verstanden aber pausenlos), das kam uns völlig sinnlos vor, wer braucht denn bitte Hilfe beim Aufzugfahren oder Gepäck einschließen? Diese Jungs waren alle keine 20 Jahre alt, vielleicht war das ein Volunteerprogramm oder eine Beschäftigungsmaßnahme für arbeitslose Jugendliche? Die Japaner sind seltsam…

Von hier oben hat man einen tollen Blick über die Stadt, egal in welche Himmelsrichtung man blickt: man sieht ein Häusermeer









Das geschwungene Gebäude haben wir anhand eines Reiseführer als Universitätsgebäude identifiziert.
Danach waren wir noch in einer Fotoausstellung, zum Glück liegt das Fotomuseum in der Nähe einer U-Bahn Station so dass es nicht so schwer zu finden war. Dort war eine äußerst witzige Ausstellung digitaler Fotokunst, so was kann sich mein Freund als Hobbyfotograph natürlich nicht entgehen lassen.

Danach sind wir ins Hochhausviertel Shinjuku gefahren, wie man sieht sind hier die Straßen dreidimensional:



was die Orientierung noch schwieriger macht. Mein Freund wollte zum Rathaus gehen, wir haben den Weg nicht gefunden, also haben wir einen Japaner gefragt, der meinte das sei ganz in der Nähe, hat auf unseren Stadtplan geschaut und ist mit uns ein Stück des Weges gegangen, aber auch er hat bald kapituliert, man konnte das Gebäude in der Entfernung sehen aber wir haben es dann aufgegeben. Dafür haben wir zum ersten Mal eine riesige Fahrradgarage gesehen: zweistöckig



Und das wundert uns nicht, denn in den Straßen Tokios sieht man unglaublich viele Radfahrer und viel weniger Autos als wir erwartet haben. Das Gebäude, das wir gesucht haben, wäre eigentlich gar nicht weit weg gewesen:



Ich wette dass wir das in jeder europäischen Stadt gefunden hätten, auf dem Plan schaut es ja ganz einfach aus, aber in Tokio kapitulieren da sogar die Japaner, das Straßensystem ist das reinste Chaos.

Zu Abend gegessen haben wir schließlich in einem koreanischen  Restaurant in einem der Hochhäuser im obersten Stock und sind im Dunkeln noch ein bisschen durchs Viertel spaziert







Was haben wir heute gelernt: Japaner stellen sich immer brav in die Schlange wenn es eine gibt. Und Japaner können sich genauso schlecht orientieren wie wir. Und Japaner können kein "f" (ich dachte immer die können kein "r" oder sind das die Chinesen?)


QMaryII

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #12 am: 10.11.2011, 10:11 Uhr »
Hihi,

Japaner und die Warteschlangen   :D

Aber anders geht es hier auch nicht, schließlich müssen hier täglich Millionen von Menschen transportiert werden und das funktioniert eben nur, wenn sich alle brav in einer Reihe anstellen. Allein in der Station Shinjuku werden täglich soviel Menschen durchgeschleust wie im gesamten (!) Metro-Netz von Paris!

Nach dem Rathaus in Shinjuku haben wir auch ewig gesucht, aber noch länger haben wir dann den Eingang gesucht. Der liegt nämlich ziemlich versteckt. Einen besseren Ausblick als den vom Tokyo City View hättet ihr aber auch nicht gehabt.

Aber das Gebäude der Asahi Brauerei in Form eines Bierglases ist doch wohl kultig oder?   :socool:


Das mit dem "R" und dem "L" ist wirklich so eine Sache. Letztens habe ich "Ladies Socks with Angola" gefunden   :lachroll:  die sahen aber schön kuschelig aus.


Wie fandet ihr eigentlich das Plastikessen in den Auslagen der Restaurants? Die sind doch ziemlich gut gemacht oder?


VG
Mary

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #13 am: 10.11.2011, 10:35 Uhr »
Hallo Mary,

ah jetzt weiß ich auch dass das Gebäude einer Brauerei gehört, über dieses Hochhaus haben wir uns sehr gewundert, es ist wirklich eines der schönsten, das muss ich gleich meinem Freund sagen!

Mit den Warteschlanegen kann ich mich schon arrangieren (aber nur wenn der Andrang eine Schlange rechtfertigt. Aber angeblich bilden Engländer ja auch schon ab 2 Leuten eine Schlange, das gibts also auch in Europa), mich wundert nur dass es soviele Leute braucht um ene Schlange zu organisieren/kontrollieren/bewachen...

Angolasocken  :lachen07: einfach super

wie ist das mit dem f? Ich habe mir im Lauf der Reise angewöhnt "Kohi" zu bestellen, das Wort coffee hat in den Schnellimbissen niemand rausgebracht

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Re: Große Japan-Rundreise Herbst 2008
« Antwort #14 am: 10.11.2011, 10:50 Uhr »

Wie fandet ihr eigentlich das Plastikessen in den Auslagen der Restaurants? Die sind doch ziemlich gut gemacht oder?


ich hab mal grade meine Fotos durchgescannt: da sind auch einige mit Plastikessen dabei (füge ich in die Berichte der jeweiligen Tage ein), wir fanden die klasse! Hat uns sehr bei der Bestellung geholfen! Und hygienisch schaut das auch aus! In Dortmund an der Uni gab es einen Glaskasten wo täglich die 3 Mensaessen auf einem Tabeltt drinstanden (echtes Essen kein Plastik), das sah nach 2 Stunden gar nicht mehr appetitlich aus  :zunge: