@Mary: du hast recht: der Mensch ist ein Gewohnheitstier, aber an manche Sachen gewöhnt man sich nicht: seit ich in Japan in Urlaub war fällt mir auf wie dreckig es bei uns am Boden ist, überall liegen Papierfetzen, Plastiktüten, Zigarettenkippen etc rum, das stört mich jetzt täglich und obwohl der Urlaub mittlerweile 3 Jahre vorbei ist, ist kein Gewöhnungseffekt mehr eingetreten.
@Angie: ich glaube wir sind aus dem gleichen Holz. Ich hatte sogar Koffeintabletten dabei falls es nicht genug Kaffee gibt, für mich gilt der Spruch "instant human just add coffee", aber keine Sorge: Kohi gibt's überall in ausreichender Menge und Stärke
Tag 4 Mittwoch 24.9.2008 Nagano/YudanakaHeute geht es zum ersten Mal raus aufs Land. Zuerst fahren wir mit dem Shinkansen nach Nagano.
Am Bahnhof wechselt die Anzeige der Zugverbindungen an den Bahnsteigen zum Glück zwischen japanisch und englisch, so dass es kein Problem ist den richtigen Zug zu finden. Mit unserem Railway Paß dürfen wir ja jeden Zug benutzen. So eine Fahrt mit dem Shinkansen ist schon ein Erlebnis: am Bahnsteig sind die Türen aufgemalt und wirklich hält der Zug auf den Zentimeter passend zu den Markierungen. Und die Fahrgäste stehen wieder brav in der Schlange neben der Markierung, es gibt keinerlei Gedrängel beim Einsteigen. Und die Züge sind auf die Minute pünktlich, da kann sich die Bahn eine Scheibe abschneiden!
Gefrühstückt wird diesmal im Zug, die Bewirtung ist bestens: eine junge Frau schiebt ein Wägelchen durch den Zug, sobald sie den Wagen betritt verneigt sie sich vor den Fahrgästen und bietet dann Lunchboxen (genannt Bento) und heiße Getränke an. Wir nehmen Kaffee und 2 Bento-Boxen, darin ist Sushi und Reistaschen (umhüllt mit einer Art Pfannkuchenteig), schmeckt wirklich lecker, wenn ich so was ansonsten auch nicht zum Frühstück esse. Bevor sie das Abteil verlässt verneigt sie sich noch mal, witzig irgendwie…
noch witziger ist der Kontrolleur, er tut so als wären wir Luft, er verzieht noch nicht mal die Miene als er duch uns hindurchsieht...okay stecken wir unseren Railway Paß eben wieder weg. Wir mußten im ganzen Urlaub vielleicht 2 mal die Fahrkarte zeigen, die 370 € für den Railway Paß hätten wir uns sparen können...
Die türkisfarbene Linie ist die Eisenbahnstrecke.
Im Bahnhof in Nagano finden wir zu meiner großen Erleichterung 2 große Gepäckschließfächer. In Reiseführern hatte ich gelesen dass die überall Mangelware sind, da Japaner nie lange verreisen und daher immer nur kleines Gepäck dabei haben, ich hatte extra den kleineren meiner beiden Koffer mitgenommen und eine kleine Zweittasche für 2 Paar Schuhe. Wir verstauen unsere Koffer und fahren mit dem Bus zum Zenko-ji Tempel in der Innenstadt von Nagano. Hier erweist es sich zum ersten Mal als schwierig den richtigen Bus zu finden, aber mein Freund findet ihn schließlich, die Beschilderung der Busse war japanisch, die Nummer jedoch in arabischen Ziffern zum Glück lesbar!
Beim Tempel angekommen gibt es zunächst wieder eine Strasse mit vielen Geschäften, dann folgen die Tempelgebäude umgeben von einer schönen Parkanlage, die Japaner laufen in Gruppen rum und folgen dem Fähnchen ihres Reiseleiters (genauso wie man sie von Europa kennt, das machen sie zuhause genauso!)
die Bäume sind alle auffallend exakt geschnitten, das ist uns schon gestern im Park aufgefallen.
was die Kühe im Tempelgarten zu bedeuten haben hat sich uns nicht erschlossen.
Besonders lustig fand ich die Bitttäfelchen, unser Urlaub fand kurz vor der Präsidentenwahl in USA statt:
Danach fahren wir mit dem Bus wieder zum Bahnhof und dann weiter in den kleinen Ort Yudanaka
In Yudanaka gibt es einen berühmten Park wo die Affen im heißen Wasser baden. Der Ort hat heiße Quellen und an verschiedensten Stellen quillt Dampf aus dem Boden. Wir hatten hier ein japanisches Gästehaus gebucht dessen Inhaber englisch spricht. Der Ort ist zum Glück klein, so dass das Hotel leicht zu finden war. Der Inhaber begrüßt uns sehr freundlich, er war ausländische Touristen gewöhnt und hat uns gleich angeboten uns zum Affenpark zu fahren, dieser liegt nämlich außerhalb des Ortes im Wald. Vom Waldrand aus ging es dann noch 10 Minuten zu dem eigentlichen Park. Im Wesentlichen besteht er aus einem Becken in dem die Affen im heißen Wasser baden können und dem Weg zu dem Becken. Im Winter im Schnee sieht das natürlich besonders witzig aus aber auch so sind freilebende Affen für uns eine echte Attraktion:
Hat sich also doch mal einer ins Wasser getraut
es gibt viele junge Affen
und wie alle Kinder spielen sie gern:
Die Affen sind ziemlich frech: einer ist einem Touristen auf den Rücken geklettert und hat versucht ihm den Schirm aus der Tasche zu ziehen, mir haben sie versucht die Kamera zu klauen, da muss man echt aufpassen.
Livekamera vom Affenpark
http://www.jigokudani-yaenkoen.co.jp/livecam/monkey/index.htmAuf dem Rückweg begegnen wir einem kleinen Geysir der einen Regenbogen fabriziert
Wir orientieren uns an unserem Garmin auf dem mein Freund die Lage des Hotels einprogrammiert hatte und laufen durch den kleinen Ort, an etlichen Stellen dampft es aus dem Boden:
der gelbe Turm ist wohl eine Art Absperrung?
Die meisten Häuser sehen eher ärmlich aus und der betonierte Hang ist ein ganz typischer Anblick, so was haben wir oft gesehen, Japaner haben offensichtlich einen Hang zu Beton, Flußbette waren eigentlich auch immer am Abhang betoniert:
Wir kommen noch an einer großen Buddhastaue vorbei
und hören auf einmal lautes Geschrei aus der Nähe, neugierig laufen wir dorthin: junge Leute tragen einen Schrein durch die Straßen und rufen laute Parolen, klingeln an den Häusern und sammeln Geld ein. Wer spendet bekommt einen Schnaps! Wir dürfen auch einen Schluck aus der großen Flasche nehmen, echt lustig war das (nach einer Spende wurden wir nicht gefragt, aber mein Freund musste kurz den Schrein mittragen)
Nun suchen wir den Weg zum Hotel und haben uns doch etwas verlaufen. In einem kleinen Obstgeschäft kaufen wir eine Kleinigkeit und mein Freund fragt den Besitzer nach dem Weg. Er winkt uns nach draußen und zeigt auf sein Auto, der wollte uns doch wirklich ins Hotel fahren! Mein Freund lehnt dankend ab und lässt sich den Weg zeigen, wir verbeugen uns mehrfach und laufen die Straße runter. Man muss sich mal vorstellen ein Japaner würde in München nach dem Weg fragen, ich kenne niemanden der auf die Idee käme ihn dorthin zu fahren, wir sind echt beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Japaner!
Im Hotel lassen wir uns vom Eigentümer für das Abendessen beraten, es soll einige gute Restaurants geben, als es dunkel wird (was leider immer schon sehr früh gegen 18 Uhr ist) machen wir uns auf die Suche. Leider finden wir kein einziges der genannten Restaurants, Ratlosigkeit! Schließlich entdecken wir eine Kneipe, die auch was zu essen anbietet, wie man auf einer Bild-Speisekarte sieht, so müssen wir also doch nicht hungrig ins Bett. (In der letzten Urlaubswoche haben wir dann gepeilt, dass man ein Restaurant an einem halbhohen Stoffvorhang erkennt, der vor der Tür hängt, auf die Idee wären wir wirklich nicht gekommen, von außen sahen die Restaurants oft wie ganz normale Wohnhäuser aus).
Dass wir in einem exotischen Land sind sieht man an diesem Nachtfalter, der über 10 cm groß war:
was haben wir heute nicht gelernt: wie man ein Restaurant erkennt…aber das macht nichts wir hatten einen riesen Spaß heute!