Dienstag 1.4.08 / Tag 11Das Aqua Marina IV Hotel
Diesmal sind wir morgens etwas später dran. Es ist bereits halb neun als wir den Frühstücksraum des Aqua Marina Hotels betreten. Kein Wunder bei der nächtlichen Sternfahrt von gestern Abend.
Das Frühstück ist ganz ordentlich – nur der Kaffee schmeckt mal wieder wie das hundertste Mal aufgewärmt – ist wahrscheinlich einfach auch so.
Aqaba wird an uns nun doch nicht mehr wirklich reich und wir kein Fan mehr dieser Stadt – so viel ist jetzt schon klar. Markt, Glasbodenboot, Schnorcheln und Baden – heben wir uns für eine andere Reise oder das nächste Leben auf. Hier belassen wir es bei einem Minimum-Besuch und wollen nur das
Fort Aqabaund eben mal den Strand und das
Rote Meer sehen – das soll uns von den „Attraktionen“ der Stadt reichen.
Wir checken aus und fahren hinunter zum Meer. Immerhin geht es heute morgen etwas geruhsamer auf Aqabas Straßen zu oder habe ich mich nur schon so an diese actionfilmartigen Straßenschlachten gewöhnt….?
Ein Parkplatz in unmittelbarer Nähe der mittelalterlichen Festungsruine ist schnell gefunden.
Auf dem kurzen Weg zum alten Gemäuer dürfen wir uns durch jede Menge Müll kämpfen und auch der Geruch ist nicht gerade „verführerisch“ – passt einfach zu dieser Stadt.
Fort Aqaba Als wir uns dem mächtigen Eingangstor nähern spricht mich ein Mann an – ob wir Eintrittskarten hätten und dass ich hier nicht filmen dürfe. Unfassbar. In ganz Jordanien war das bisher noch nirgendwo ein Thema und ausgerechnet hier in diesem besseren Geröllhaufen der noch dazu von einer Kloake umgeben ist – soll man nicht filmen dürfen ?
Ich frage mich sowieso
was ich hier überhaupt filmen soll ?
Stativ & Kamera lasse ich mir von niemandem abnehmen - NO WAY
Eigentlich ist das ganze nur historisch in Zusammenhang mit
Lawrence und dem Feldzug der Araber gegen die Türken halbwegs interessant (wenn man großzügig ist) – aber optisch gibt das Fort nichts her.
Meine ehrliche Meinung behalte ich für mich und erkläre, dass ich reiner Privatfilmer bin (mein Stativ lässt ja manchmal anderes vermuten) und es bisher niemanden gestört hat und das er sich (Ok deutlich freundlicher aber bestimmt formuliert) seinen Eintritt in seine Wasserpfeife schmieren kann wenn ich meine Kamera nicht mitnehmen darf.
Plötzlich geht es doch (wenn nicht wär’s aber wahrlich nicht schlimm gewesen
) und wir erbarmen uns für einen viertelstündigen Besuch – ein Must-See ist dieses Fort mit Sicherheit nicht – genau wie ganz Aqaba selbst.
und dafür sollte es Filmverbot geben
Zumindest das
Rote Meer wollen wir noch aus nächster Nähe sehen.
Runter zum Meer sind es ja nur ein paar Meter – aber gar nicht so einfach dahinzukommen. Das meiste hier ist Hafen – und der Public Beach ist gerade mal geschätzt einen Kilometer lang – den Rest haben sich die großen Hotelbunker unter den Nagel gerissen und umzäunt.
Immer dem Gestank nach, finden wir aber doch noch eine Treppe die zum gut gefüllten Strand führt.
The Red Sea - das Rote Meer Sogar so was wie eine Strandbar gibt es an der wir uns für einen Kaffee niederlassen. Letzterer ist so stark dass der Löffel aufrecht drin stehen bleibt und schmeckt wie flüssiger Teer.
Absolutes „Highlight“ ist der Beach selbst.
Überall liegen Müll und Glasscherben herum – ohne Worte.
Gegenüber auf der anderen Uferseite liegt im übrigen das israelische Eilat – das angeblich sogar noch schlimmer sein soll als Aqaba – man mag es kaum glauben.
Mit einem Blick auf die in „voller Montur“ badenden Araberinnen verabschieden wir uns leichten Herzens vom Sightseeing in Jordaniens einziger Stadt mit Meerzugang.
Auf dem Parkplatz fast direkt neben unserem Fahrzeug hat sich ein Jordanier auf seinem Gebetsteppich niedergelassen und betet gen Mekka – kleiner Tipp – Allah soll sich hier mal um die Müllentsorgung kümmern.
Bevor wir wieder Landluft atmen können – brauchen wir noch Bares – Petra will ein paar Schecks eintauschen. Inzwischen habe ich mich dem Verkehrsverhalten hier schon halbwegs angepaßt, fahre einfach auch wie besoffen, stelle unseren Japaner - genau wie die Jordanier es vormachen - mitten auf der belebten Promenadenstraße in zweiter Reihe ab und gehe mit Petra in die Bank. Da es noch ein bisschen zu dauern scheint – nutze ich die Zeit und kehre zurück zum Auto und lese in unseren Reiseunterlagen.
Als Petra so gar nicht mehr kommt gehe ich noch mal in die Bank. Sie steht an einem Schalter und reicht gerade einem Angestellten ihren Pass. An ihrem Gesichtsausdruck sehe ich schon – da sind ein paar Könner am Werk. Petra erzählt dass die einfach alles kopieren nur wegen den 4 Reiseschecks. Scheinen damit leicht überfordert und das hier in so einer Touristadt. Ich schlage vor noch die Pay Back Karte vom Baumarkt zum Kopieren rüber zu geben – und trolle mich wieder zum Wagen.
Nach 10 weiteren Minuten ist Petra endlich wieder da – hat völlig überraschend sogar Geld bekommen und wir können
Aqaba – völlig ohne Wehmut – endlich verlassen.
Die Fahrt nach Norden wird auf dem hier alternativlosen
Desert Highway mehrfach von Kontrollen unterbrochen. Immer ernten wir das „Welcome to Jordan“ und einer erkundigt sich sogar bei mir was ich in Deutschland arbeite. Nachdem 500 Meter weiter schon wieder die nächste Kontrolle nach meinem Pass verlangt, bin ich fast schon geneigt auch mal ein "Welcome To Jordan" abzusondern – verbunden mit der Frage an den Herrn mit der olivgrünen Mütze der sich da in mein Autofenster lehnt – was er denn hier so arbeitet. Mache ich dann aber doch nicht – und endlich hören die Kontrollen auch auf und wir beginnen mit der Kilometerschluckerei – was auch dringend notwendig ist – denn davon gibt es heute jede Menge.
Die Strecke von Aqaba über Ma’an bis kurz vor Amman schlicht und ergreifend als stinklangweilig zu bezeichnen wäre sicher noch geschwärmt.
Zu sehen gibt es "nichts".
Abwechslung bieten nur die teilweise im Abstand von 1km postierten Radarkontrollen der jordanischen Polizei – die scheinbar außer kontrollieren keine weiteren Aufgaben hat.
In Sad al Sultani, absolut im Niemandsland, legen wir am Highway einen Tankstop ein und "gönnen" uns den Besuch einer öffentlichen Toiletteneinrichtung.
Ok, hier erleben wir nun mal was es heißt, wenn man sich abseits der Touristenströme ins Abenteuer Arabien stürzt.
Eine Szene wie aus einem Film. Die Toilettenhalle ist dreigeteilt. In der Mitte beten Fernfahrer auf Teppichen die schon schwer nach Aufzuchtskolonien von Kleinstlebewesen aussehen, daneben die Toiletten die wie eine Gefängniszelle auf den Teufelsinseln anmuten ( inklusive Exkremente an den Wänden ) – über allem schwebt der entsprechende Geruch.
Auch wenn wir in dieser Region das ärmliche, einfache Jordanien – geprägt von Schutthalden und oft primitivsten zivilisatorischen Errungenschaften erleben – eines gilt auch hier – die Menschen sind freundlich, hilfsbereit und es ist absolut sicher (das einzig gefährliche scheint die "Hygiene" auf dem Klo ).
Weiter geht es auf dem
Desert Highway bis kurz vor Amman. Man sieht den Orten hier an, dass es sich nun um Außenbezirke einer großen Stadt handelt, der Verkehr wird dichter und hektischer. Wir biegen nach Osten auf den Highway 40 ab. Noch zwei kleinere Städte und die Ödnis hat uns wieder.
Nach insgesamt 5 Stunden Fahrt taucht unvermittelt das erste
Wüstenschlösschen auf .....
...
Qasr Kharana.
Die
Wüstenschlösser gehen auf die Umayyaden zurück die 600 n.C. nicht wussten wohin mit ihrem Geld und ihrer Macht und die Desert Castles als Lustschlösser für Jagd und Gebete errichteten. Damit wollen wir den geschichtlichen Hintergrund auch schon wieder beenden.
( Wer mehr wissen will >
Die Umayyaden bei Wikipedia )
Das
Qasr Kharana ist optisch (allerdings nur von außen) das Schönste der Wüstenschlösser.
Wir werfen auch einen Blick ins Innere – aber viel gibt es tatsächlich nicht zu sehen. Immerhin eine willkommene Gelegenheit mal aus dem Auto raus zu kommen. Die paar Meter an der Luft vertreiben auch die Müdigkeit, die sich durch die monotone Fahrt wie Blei auf unsere Augenlider gelegt hatte.
Kurz darauf folgt mit
Qasr Amra ein weiteres dieser Wüstenschlösser.
In einem kleinen Office sitzen 3 "Wärter" (und bewachen sich gegenseitig) die uns vertrauensvoll den Schlüssel für das Schlösschen in die Hand drücken und freudig 2 Tickets abstempeln.
Von außen eher unscheinbar aber die Fresken im Inneren haben Qasr Amra sogar den Titel eines UNESCO Weltkulturerbes eingebracht.
In
Azraq beginnt die Transitstrecke in den Osten - in den
Irak und nach
Saudi Arabien. So weit wollen wir nicht. Der östlichste Punkt unserer Reise ist erreicht. Für einen Besuch des
Azraq Castle ist es heute schon zu spät – das heben wir uns für morgen auf. Heute brauchen wir nur noch ein Zimmer für die Nacht und was zu beißen.
Im Reiseführer wird das Resthouse erwähnt. Das hatten wir ja schon in Kerak und da war es ja ganz gut. Große Auswahl gibt es hier sowieso nicht. 35 Dinar sind nun auch kein Vermögen und Dinner wird auch angeboten – also bleiben wir hier.
Azraq Rest House Die Anlage (mit schwimmbadgroßem Pool) und Zimmer müssen früher mal fast wie ein Traum aus 1001 Nacht gewesen sein.
Jetzt ist alles nicht mehr so ganz taufrisch aber sicher ist das Resthouse nach wie vor das beste Haus am Platz.
Das Dinner ist überraschend gut - und den Tag beenden wir schließlich auf der Veranda unseres Zimmers bei einem Gläschen Wein aus unserem Aqaba-Einkauf, der im übrigen vorzüglich ist – wer hätt’s gedacht.
Die letzten 3 Tage die wir noch im Land bleiben dürfen stehen bevor. Das dritte ganz große Highlight Jordaniens (
Jerash) steht noch aus – aber morgen geht es erst mal in die große Ruinenanlage von
Um Quais und zum
See Genezareth.
Ma’a Salame ....................