Montag, 24.3.2008 / Tag 3Auf Hawaii gibt es kein Bier und in Kerak morgens in der Dusche kein Wasser – nicht mal kaltes. Da ich mir aber rasieren und Haare waschen vorgenommen hatte – hole ich mir vom Auto eine Flasche unseres Wasservorrats und kippe mir das von der Nacht doch empfindlich kalte Zeug in der Dusche drüber.
Petra hat über meine Schreckensrufe gut lachen – aber ein paar Minuten Katzenwäsche später bin ich wieder gesellschaftsfähig – und wir begeben uns in den Frühstücksraum. Auf dem Weg treffen wir den Besitzer des Rest Houses, fragen wegen des Wassers und erfahren, dass das hier öfter vorkommt und dann der ganze Ort kein Wasser hat......
Das Frühstück besteht - wie bereits erwähnt – aus den beiden Sorten Marmelade Jordaniens – der guten (Aprikose) und der bösen (Erdbeer). Die Wurst vom anderen Stern ist auch wieder da – aber diesmal falle ich nicht auf sie rein.
Gegen 9 Uhr steht die erste Tagesbesichtigung an.
Kerak Castle Nach der Eroberung Jerusalems 1099 durch die Kreuzritter baute der fränkische (!)
Adelige Payen de Bouteiller Kerak zur wichtigsten Festung des Gebietes östlich Jerusalems aus. Die Festung Kerak mit ihrer hohen Zitadelle nimmt das ganze Plateau mit ca. 250 Metern Länge ein und fasziniert durch verschiedene verschachtelte Räume und Hallen, ein Labyrinth aus unterirdischen Kreuzgängen, Galerien und Geheimwegen zwischen Türmen und Mauern.
Ein halbes Jahrhundert konnten die Kreuzritter Kerak nutzen. In der großen Schlacht von Hittin (westlich des Sees Genezareth) besiegte Sultan Saladin 1187 deren Heer, der Anfang vom Ende des Christentums im Heiligen Land; und Kerak fiel in die Hände der Araber.
Kerak ist heute die besterhaltene aller jordanischen Kreuzritterburgen und einen Besuch absolut wert.
Auf unserem Rundgang treffen wir auf einen alten Mann der uns Tee anbieten will – aber es ist inzwischen so heiß – das wir uns nicht auch noch von innen wärmen müssen und so lehnen wir dankend ab.
Blick von der Burgmauer zu Kerak Stadt
Die Festung ist so groß, das man sich darin verlieren könnte – was wir auch schaffen. Ich filme noch an einer Stelle und Petra geht schon mal weiter und eine halbe Stunde später habe ich sie noch immer nirgends entdeckt.
Die Männer am Kassenhäuschen wissen offensichtlich Bescheid – die "große Frau" ist ebenfalls auf der Suche nach mir und rennt mit dem alten Teeverkäufer durch die Burg. Bei meiner Suche finde ich durch Zufall einige der unterirdischen Gänge in denen früher Märkte abgehalten wurden und die sich quer durch die Burg ziehen. Petra trabt mit dem Teeverkäufer heran und ich bekomme einen Anschiß (wo ich mich immer rumtreibe
) und ein Küsschen (dafür dass
ich wieder aufgetaucht bin
) – dabei hatte ich doch gesucht .......
Gegen 11 fassen wir in einem kleinen Laden noch Wasser und je ein Eis (in Jordanien gibt es noch richtige kleine Tante-Emma-Läden – die alles terminierende Lidl und ALDI "Kultur" hat hier zum Glück noch nicht Einzug gehalten).
lebendiges Kerak
Auch in Jordanien gibt es Wohlstand
Vor allem traditionelle Frauen sind in Jordanien fast immer in schwarz gekleidet - damit sie schon von weitem als Frau "deklariert" sind und sich daraufhin kein fremder Mann nähert.
Wir fahren durch den äußerst lebhaften Ort ....
.... auf die Straße der Könige – den
Kings Highway – nach Süden.
Die landschaftlich sehr reizvolle Route verläuft auf der Trasse einer uralten, rund 400 km langen Karawanenroute von Amman ins südliche Aqaba durch gebirgige Landschaften und trockene Flusstäler.
Einer der größeren Orte/ Städte durch die wir fahren ist
Tafila.
Einfach beeindruckend was hier los ist.
Man kommt mit dem Gucken kaum nach.
Kinder winken uns oft zu – ob aus einem Auto oder vom Straßenrand.
Der
Kings Highway schraubt sich hinab in ein tiefes Tal. Hier gönnen wir uns einen kleinen Abstecher hinein in die Erosionslandschaft.
Hier, mitten in der Einöde führen die Menschen sicher nicht gerade ein leichtes Leben.
Meist sehen wir kleine Ziegenherden und die einfachen Zeltbehausungen – die hier oft außerhalb der Städte und Ortschaften üblich sind. Wir können beobachten wie sich ein Mann vor einem der Zelte zum Gebet auf einen Teppich niederkniet, wir sehen einzelne Leute entlang einer Straße laufen von der wir wissen, da wir sie vorher gefahren sind, dass da über zig Kilometer nichts kommt, absolut nichts – oft fragen wir uns woher kommt der und wo will der hin ?
Alles schon ein bisschen anders als bei uns .........
Wir fahren weiter bis zum
Dana Schutzgebiet.
Ein schönes Wandergebiet in einer sehenswerten Berglandschaft direkt am Kings Highway. Zum Wandern braucht man hier eine Tour und muss schon etwas Zeit investieren – die haben wir nicht, denn wir wollen noch weiter bis
Wadi Musa – dem Touristenversorgungsstädtchen außerhalb der Nabatäerstadt
Petra.
Auch die wollen wir – bei Dunkelheit (kein Scherz) heute noch besuchen – also nur kurz eine Rast am
Dana Aussichtspunkt eingelegt und weiter auf der
Straße der Könige nach Süden.
Noch einmal halten wir in
Shobak – ebenfalls einstmals Kreuzritterburg. Die Ruine ist durchaus sehenswert – wenn auch im Vergleich zu Kerak nicht ganz so beeindruckend.
Jetzt wird kein Stop mehr eingelegt. Das eigentliche Hauptziel der gesamten Reise ist nur eine gute Auto-Stunde entfernt. Das Weltwunder, einer der faszinierendsten Plätze unserer Erde –
Petra.
Am späten Nachmittag ist
Wadi Musa erreicht. Um uns erst mal im Ort zu orientieren fahren wir an unserem Hotel vorbei und hinunter in den Ort.
Ach Du Sch... was ist hier denn los ?
Menschenmengen, und kleines Verkehrchaos – nach den Stunden der Muße zuletzt ein Schock. Das wir hier nicht allein sein würden war uns klar – aber das .........
Wir fahren hinauf zum etwas außerhalb liegenden Al Anbat Hotel. Für 4 (!) Tage haben wir hier ein Zimmer für günstige 35 JD (31€) pro Nacht vorreserviert. Das Zimmer ist schon ganz schön abgewohnt und das Bad kann man nur mit Schuhen betreten (außer man duscht sowieso), denn der Boden ist dauerhaft nass (irgendwo tropft es).
Allerdings ist das Zimmer groß – und eben wirklich billig.
Bei vielen anderen Hotels die wir für den Zeitraum angefragt hatten – war schon gar nichts mehr zu bekommen (und das obwohl wir über 2 Monate im voraus angefragt hatten).
Tief durchatmen – dann wagen wir es wieder hinab in den Ort.
Inzwischen ist es dort deutlich ruhiger. Wir parken und sehen uns nach einem Restaurant um. Nach dem gestrigen Reinfall gehen wir heute auf Nummer sicher und schlagen mit zwei guten Pizzas im Oriental Restaurant zu.
Nachdem der Magen und damit das Seelenheil gestärkt ist, spazieren wir den kurzen Weg von der kleinen Läden- und Restaurantzeile in „Downtown“ Wadi Musa hinüber zum Visitor Center. Von hier startet die Tour „
Petra by Night“.
Mancher möge nun denken dass ich Petra by Night inzwischen kennen sollte – aber weit gefehlt wir sprechen jetzt von der Felsenstadt und nicht von der Frau !
In der Hochsaison wird diese besondere Tour (die 12 JD pro Person kostet) an 3 Tagen, sonst nur an einem oder zwei Tagen durchgeführt. Vor dem Platz am Visitor Center tummeln sich Massen von Touris die offensichtlich alle zu großen Gruppen gehören, die die Busse hier von Amman oder Aqaba herkarren. Vor allem viele Franzosen wie uns auffällt (ich erlaube mir das Vorurteil Touristenhorden nicht sonderlich zu mögen). Warum gerade so viele Franzosen und verhältnismäßig wenig Deutsche, können wir nur vermuten. Die Franzosen haben bei den Arabern und Nordafrikanern aufgrund früherer „Aktivitäten“ in dieser Region wohl weniger Berührungsängste als wir Deutsche. Bei uns ist ja jeder Araber ein potentieller Terrorist, der anderen seinen Glauben aufzwingen will – so gesehen sind Vorurteile manchmal schon kleingeistig – außer bei Touristen die in Truppen aufmarschieren .....
Gegen 20 Uhr steigt ein Parkangestellter auf einen kleinen Felsen und spricht zu der Touristenhorde herab was sie nun erwartet und wie man sich verhalten möge.
"No Flash please" – das würde die Atmosphäre zerstören.
Das mag in Gottes Gehörgang gedrungen sein – aber sicher nicht in das Ohr so manches Pauschalterroristen.
Die Stampede trampelt los, hinab vom Visitor Center etwa 15 Minuten zum Beginn des Siq – der engen, hochaufragenden Schlucht, dem einzigen offiziellen Eingang durch den man Petra erreicht.
Alle 10 Meter hat man beiderseits des gesamten Weges Kerzen aufgestellt (insgesamt 1500 ) die nun bei Nacht den Weg mit sanftem Licht ausstatten. Da der Weg teilweise aus Kopfsteinpflaster besteht ist jetzt mit Dunkelheit schon Vorsicht geboten um sich nicht den Fuß zu vertreten – die Masse würde dann wahrscheinlich einfach über einen hinweg stolpern.
Trotz der vielen Leute die auch jetzt schon lautstark unterwegs sind und sinnlos in der Gegend rumknipsen (natürlich mit Blitz oder am besten noch mit dem Fotohandy
) hat das Ganze schon was.
Über uns die Sterne und wir nähern uns Schritt für Schritt dem Siq der uns zum Khazne Faraun – dem berühmten Schatzhaus bringen soll, von dem wir schon so viel gelesen und so viele Bilder verschlungen hatten – der Traum ist zum Greifen nah und es ist schon etwas besonderes dies auf diese Art zu tun – wenn man die Leute halbwegs ausblenden kann.
Wir betreten den Siq.
Wow ! Bereits jetzt bei nur wenig Mondlicht kann man erahnen wie hoch die Schluchtwände sein müssen. Teilweise sind die Wände nur wenige Meter voneinander entfernt.
Wir laufen nun insgesamt knapp 40 Minuten und plötzlich, als wir schon dachten der Weg endet gar nicht mehr, taucht vor uns die Silhouette des
Khazne Faraun, des Schatzhauses von Petra auf.
Vor dem Schatzhaus befindet sich ein großer Platz.
Hier bittet man die Besucher sich auf ausgelegten Matten niederzusetzen.
Leider hält sich nahezu niemand der sicher mindestens 500 Leute an das Vermeiden der Blitzlichter und in einem besonderen Moment einfach auch mal die Klappe zu halten scheint für viele nicht in ihrer Programmierung vorgesehen.
Trotzdem ist der Anblick des Khazne Faraun mit dem Kerzenmeer davor zutiefst beeindruckend. Ohne die Bustourihorden würde man wahrscheinlich alle 10 Sekunden Gänsehaut bekommen.
Das Schatzhaus ist so etwas wie das Wahrzeichen der einstigen Nabatäerstadt und wir sitzen nun tatsächlich davor und trinken Tee den man uns reicht. Ein Beduine spielt Flöte und es wird auch gesungen.
Wir bleiben bis fast alle anderen gegangen sind und jetzt ist es hier richtig schön. Auch der Weg zurück durch den Siq, vorbei an den noch immer brennenden Kerzen und dem Sternenhimmel über uns verströmt nun einen ganz anderen Zauber als zuvor. Gegen 23 Uhr sind wir zurück am Wagen und kurz nach halb 12 ziehen wir die Bettdecke über die Ohren und beschließen einen aufregenden Tag mit vielen Eindrücken entlang des Kings Highway und mit dem ersten Vorgeschmack auf Petra.
Morgen soll die Nabatäerstadt von vorne bis hinten durchwandert werden – da braucht man schon ein Mützchen Schlaf.
Ma’a salame ..............