Mittwoch, der 9. Januar 2013 / Donnerstag, der 10. Januar 2013Die Vagabunden sind das Salz der Erde.Und wir haben immer geglaubt, uns passiert sowas NIE. Jetzt ist es doch passiert…
Doch der Reihe nach: Nun ist er also gekommen, der Tag der Abreise. So wirklich daran geglaubt haben wir bisher wohl doch nicht aber die MS Delphin hat Südamerika bereits erreicht und wir werden ihr jetzt folgen und sie hoffentlich im Hafen von Ushuaia am Ende der Welt am 21. Januar 2013 treffen. Bis dahin steht uns ab heute eine lange Anreise bevor, die durch ein Meeting von Sandra in Hamburg noch einmal zusätzlich spannend wird. Wir müssen getrennt zum Flughafen anreisen. Sandra nimmt um 6.30 Uhr das Auto mit allem Gepäck und fährt damit in die Hamburger Hafencity. Sigrid folgt mittags mit dem Zug. Zum Glück klappt das alles hervorragend und so treffen wir uns 16.30 Uhr am Flughafen Hamburg.
Mit unserem großen Gepäck gehen wir zum Check In und erleben eine unangenehme Überraschung. Während Sigrids Tasche (kleiner) nur 18,6 kg wiegt, bringt Sandras neue Riesentasche 25,1kg auf die Waage. Kein Problem, denken wir, denn pro Person sind ja 23kg erlaubt und mit zusammen 43,7kg liegen wir gut im Limit. Aber nein, die Dame am Check In besteht darauf, dass jedes Gepäckstück maximal 23kg wiegen dürfe und so dürfen wir gleich mal 49 Euro bezahlen. Ganz so schlimm ist das nicht, da wir ursprünglich sowieso vorhatten, mit drei Gepäckstücken zu reisen. Da wäre eine Gebühr in ähnlicher Höhe ebenfalls angefallen. Es vermiest uns aber trotzdem kurzfristig etwas die Stimmung, denn sowas ist uns ja noch NIE passiert. Nach einem Kaffee ist die Zeit dann auch schon ran. Die Maschine von British Airways steht bereit und überpünktlich kommen wir los. Das Wetter unterwegs ist gut und als dann im Tower von Heathrow alle Computer ausfallen, dürfen wir eine halbe Stunde über dem nächtlich erleuchteten London kreisen. Zum Glück ist die Verspätung nicht so groß und der Londoner Flughafen erstaunlich leer, so dass wir mit unseren 2 Stunden Umsteigezeit immer noch gut ausreichen.
Auch an der Sicherheitskontrolle ist es leer und so bleibt Zeit für einen Schwatz, denn natürlich müssen wir mal wieder auspacken. Der Beamte stellt fest, dass der Kaffee, den wir bei uns haben sehr gut duftet und bei den Gummistiefeln fragt er, wo wir denn hinwollen. Als wir mit Reiseziel Antarktis antworten, will er alles ganz genau wissen, aber wir haben ja auch Zeit und erzählen es ihm.
Beim Prüfen der Boardingpässe für den Flug nach Sao Paulo werden uns unsere plötzlich weggenommen und wir erhalten neue mit den Worten, dass wir jetzt bessere Sitze haben. Die ersten Sekunden erfassen wir nicht so wirklich, was der gute Mann von uns will, denn schließlich haben wir mit viel Mühe eine der begehrten Zweierreihen ganz hinten ergattert und jetzt will man uns die Plätze wieder wegnehmen? Aber dann begreift Sandra doch und ein Blick auf die neuen Bordkarten bestätigt dies. Es handelt sich um ein Upgrade und wir dürfen den langen Flug mit etwas mehr Beinfreiheit in der World Traveller Plus Klasse verbringen. Und gerade noch am Vormittag hat Sandra zu einem Kollegen gesagt, dass uns sowas NIE passiert. Wir freuen uns sehr, denn so wird der lange Flug für uns viel erträglicher werden.
Stolz belegen wir unsere Plätze in Reihe 31 und vergessen dabei prompt, auf die Platznummerierung zu achten, hatten wir doch vorher die Plätze am Fenster. Also machen wir es uns am Fenster der Reihe 31 gemütlich, probieren die Sitzfunktionen aus, richten uns ein auf einen langen Aufenthalt. Kommt da nicht dieser Mann und sagt: Entschuldigen Sie, ich glaube, hier sitze ich. Wie peinlich. Wir haben jetzt leider keine Fensterplätze mehr sondern die in der Mitte. Schnell ziehen wir um und entschuldigen uns. Sowas ist uns ja noch NIE passiert.
Der Flug selbst verläuft dann sehr ruhig. Das Essen erscheint uns besser als in der Holzklasse. Es gibt die Wahl zwischen Lachs und Rinderfilet. Alles schmeckt sehr gut. Die Zeit im Flieger dauert aber trotz der besseren Sitze ewig.
Kurz nach Sonnenaufgang landen wir dann im strömenden Regen in Sao Paulo. Brasilien hatten wir uns anders vorgestellt… Nach zwei Stunden startet unser Anschlussflug mit TAM Airlines, der brasilianischen Fluggesellschaft nach Santiago de Chile. Noch einmal vier Stunden im Flugzeug stehen uns bevor. Mit uns scheint halb Deutschland in der Maschine zu sitzen. In Sao Paulo regnet es auch beim Abflug noch Katzen und Hunde, bloß weg hier.
Nachdem das Schlechtwettergebiet hinter uns liegt, fliegen wir einmal quer über den südamerikanischen Kontinent. Zuerst ist viel Landwirtschaft zu sehen mit Farmen und sich rot durch das Land schlängelnden breiten Flüssen. Dann wird die Landschaft trockener und die Viehzucht scheint hier eher zu Hause zu sein. Weiter geht es mit ein paar Salzseen und den Ausläufern der Anden. Als wir diese überqueren, finden wir, dass dort dieses Jahr wenig Schnee liegt. Gleich darauf beginnt der Landeanflug auf Santiago und bei strahlendem Sonnenschein und 30 Grad erreichen wir unser heutiges Ziel. Uns reicht es auch. Die Einreise und Gepäckabholung dauert wegen der Menschenmassen etwas länger aber dann endlich bringt uns ein Shuttle in unser gebuchtes Hotel. Im Hilton Garden Inn, wo noch der große geschmückte Tannenbaum steht, dürfen wir unser Zimmer gleich beziehen, es ist ja mittlerweile auch schon 14.30 Uhr Ortszeit, in Deutschland bereits 18:30 Uhr am Donnerstag.
Wir packen etwas, um auf unseren Weiterflug morgen früh das Gewicht besser verteilt zu haben und nehmen noch ein Sonnenbad auf der Terrasse. Das ist ja schon fast wie Urlaub jetzt. Die Wärme tut uns sehr gut. Sehr früh geht es ins Bett, denn morgen um 3 Uhr klingelt bereits wieder der Wecker für unseren Weiterflug nach Patagonien.