Guten Morgen allerseits,
wir fahren weiter. Sorry für die kurze Verzögerung im Reiseablauf.
19.10.2010 Yulara-WatarrkaWir stehen um kurz nach vier Uhr auf, machen uns fertig und fahren dann los, um uns den Sonnenaufgang anzuschauen. In Richtung der Sunrise Viewing Area des Uluru sind übrigens jede Menge anderer Autos und sogar Reisebusse unterwegs. Wir biegen aber ab zur Sunrise Viewing Area an den Kata Tjuta und sind ab der Abzweigung alleine auf der Straße unterwegs. Die Strecke zieht sich ein wenig, schließlich sind Uluru und Kata Tjuta gut 40 Kilometer voneinander entfernt. Da es noch dunkel ist, sind wir mit entsprechender Vorsicht unterwegs und hoffen sehr, dass nicht ein Känguruh oder sonstiges Getier vor unser Auto springt. Vom Parkplatz zur eigentlichen Viewing Area führt ein kurzer Trail. Hier sind erstaunlich viele Leute unterwegs, einige davon erkennen wir sogar vom gestrigen Sonnenuntergang-Schauen am Uluru wieder. Der Viewpoint besteht aus einer großen Terrasse, von der aus man einen schönen Blick auf die Olgas hat, die im Licht der langsam aufgehenden Sonne rot aufglühen. Das ganze ist zwar nicht übertrieben spektakulär, dennoch sind wir froh, so früh aufgestanden zu sein. Die aufgehende Sonne selber können wir übrigens auch sehen: Wenn wir uns umdrehen, sehen wir den glühenden Ball direkt neben der schwarzen Silhouette des Uluru hängen. Faszinierend.
Sonnenaufgang an den Kata Tjuta. Aufgehende Sonne neben dem Uluru. Da wir schon in dieser Ecke des National Park sind, bleiben wir auch und fahren nach einem kurzen Frühstück weiter zum Trailhead für die Wanderung in das Valley of the Winds. Diese etwa siebeneinhalb Kilometer lange Rundwanderung führt im stetigen Bergauf und Bergab durch die Olgas und muss im Hochsommer eine ziemliche Herausforderung selbst für ausdauernde Wanderer sein. Manchmal wird der Trail aufgrund zu heißem Wetter sogar komplett geschlossen. Davon sind wir im Frühling natürlich weit entfernt.
Unterwegs auf dem Trail durch das Valley of the Winds. Die ersten eineinhalb Kilometer des Wegs führen leicht bergauf zu einem Aussichtspunkt. Von hier aus geht es wieder bergab in ein schönes Tal, wo sich der Weg in die beiden Äste des Rundwegs aufteilt. Hier kommen wir an einem Bach vorbei. Direkt am Wasser steht ein Baum und in diesem Baum tobt das Leben: Schon im Anmarsch hören wir ein ziemliches Gekreische und sehen ab und zu etwas Hellgrünes von oder zu dem Baum fliegen. Aus der Nähe können wir dann zahlreiche Wellensittiche erkennen. Die Vögel tarnen sich ausgezeichnet im hellgrünen Blattwerk des Baums, zusätzlich können sie sich im Notfall auch relativ schnell und gut verstecken - und zwar in den Ritzen oder Löchern der Rinde und Äste. Vor allem, weil man Wellensittiche in Deutschland nur in Gefangenschaft sieht, macht es einfach Spaß, das fröhliche Treiben zu beobachten. Wir bleiben einige Zeit und reißen uns dann los.
Wellensittiche an den Kata Tjuta. Doch die nächste Tierbegegnung lässt nicht lange auf sich warten. Nur einige Meter weiter finden wir im Gebüsch neben dem Weg eine weitere Vogelart, die es bei uns daheim nur im Zoogeschäft gibt, und zwar eine Gruppe von recht zutraulichen Zebrafinken.
Zebrafink an den Kata Tjuta. Der Weg führt hier ein Stück lang eben durch das Tal, um dann wieder anzusteigen und genau zwischen den steilen Felswänden zweier der großen Köpfe der Olgas hindurch zu verlaufen. Insgesamt ist auch hier wieder zu erkennen, dass es vor nicht allzu langer Zeit ausgiebig geregnet hat: Die Landschaft ist ungewöhnlich grün, an den Flanken der Kata Tjuta laufen dünne Wasserrinnsale herab und stellenweise ist sogar der Weg überflutet. Als der Weg in einem weiten Bogen wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückführt - dabei bietet sich in alle Blickrichtungen eine schöne Aussicht auf die Olgas - kommen wir durch Teppiche von Frühlingsblumen. Hier sehen wir auch die ersten roten Riesenkänguruhs unserer Reise. Bisher sind wir nur der im Osten Australiens heimischen grauen Variante der großen Känguruhs und deren auf Kangaroo Island lebender Unterart begegnet. Rote Riesenkänguruhs scheinen allerdings nicht gerne fotografiert zu werden, jedenfalls hüpfen sie so schnell weg, dass uns kein Bild gelingt.
Blumenwiese am Trail durch das Valley of the Winds. Wir kommen zu einem weiteren von Papageien bevölkerten Baum. Dieses Mal sind es aber keine Wellensittiche, sondern Port Lincoln Ringnecks mit dunkelgrünem Körper, schwarzen Kopf und gelben Hals. Obwohl deutlich größer als die Wellensittiche hüpfen die Ringnecks um einiges stressiger auf dem Baum herum und sind somit nur schwer zu beobachten und noch schwieriger zu fotografieren. Offiziell dauert der Vally of the Winds-Trail drei Stunden und obwohl wir eigentlich schnelle Geher sind, brauchen wir aufgrund der zahlreichen Begegnungen mit Tieren deutlich länger, um zum Beginn des Loops zurück zu gelangen. Eine tolle Tour. Allerdings ist es von Vorteil, früh loszulaufen: Waren wir zu Beginn des Trails noch völlig alleine mit der Natur, hat sich das Bild nun deutlich geändert. Wahre Menschenhorden sind unterwegs, sogar eine wild lärmende Gruppe australischer Schulkinder.
Wesentlich einsamer geht es bei unserer zweiten Wanderung zu, bei der wir in die Walpa Gorge laufen. Bei dieser handelt es sich um ein Tal zwischen zwei der runden Felsen der Olgas, welches immer schmaler wird und in einem dicht mit Pflanzen bewachsenen schattigen Talabschluss endet. Das Betreten des Talabschlusses ist den Aborigines vorbehalten, die hier früher Holz für ihre Speere gewonnen haben. Der Weg führt mehr oder weniger direkt über Felsplatten in das Tal hinein und endet an einer kleinen Plattform, von der aus man diesen ruhigen und wunderschönen Ort genießen kann. Auch hier sind wieder jede Menge Vögel unterwegs, allerdings zu weit entfernt, um sie identifizieren zu können.
Die Walpa Gorge. Vor unserer Rückfahrt zum Uluru biegen wir auf die hier endende Tjukaruru Road ein, eine unasphaltierte Straße auf der - und im weiteren Verlauf auf der Great Central Road - man ganz Australien von Perth bzw. Kalgoorie aus per Allradauto durchqueren kann. Wir fahren einige Hundert Meter nach Westen und drehen dann wieder um - um weiter zu fahren bräuchte man sowieso ein Permit. So eine Gravel Road quer durch den Kontinent zu fahren wäre mal richtig spannend und abenteuerlich. Ein wenig träumen wir davon, auch einmal so eine Reise zu unternehmen. Allerdings gibt es doch noch so viele andere schöne Ecken auf der Welt, die wir uns noch anschauen wollen...
Gravelroad quer durch den Kontinent. Zum Abschluss unseres Besuchs im Uluru-Kata Tjuta National Park umrunden wir den Uluru komplett mit dem Auto und unternehmen dabei auch den längeren Besuch im Cultural Centre, den wir uns gestern vorgenommen hatten. Während der Fahrt bewundern noch einmal die unterschiedlichen Blickwinkel auf die zahlreichen Strukturen und Oberflächendetails, die sich auf dem vermeintlich so glatten Felsen zeigen. Einen längeren Halt legen wir an der Sunrise Viewing Area, südöstlich vom Uluru gelegen, ein. Hier sind wir völlig alleine. Ein interessanter Lehrpfad über die Kultur der Aborigine und wie sie die Landschaft und die Pflanzen hier nutzten, führt entlang von Frühlingsblumen auf einen Aussichtshügel. Von hier aus kann man Uluru und Kata Tjuta gleichzeitig sehen.
Ziemlich genau einen Tag nach unserer Ankunft verlassen wir den Uluru-Kata Tjuta National Park wieder auf dem Lasseter Highway Richtung Osten. Nach 136 Kilometern biegen wir nach Norden auf die Luritja Road ab, die in einem weiten Bogen im Verlauf weiterer 167 Kilometer in Richtung Watarrka National Park führt. Ähnlich wie beim Uluru trägt auch dieser National Park den Namen, den die Aborigines der Sehenswürdigkeit gegeben haben. Der europäische Name lautet Kings Canyon. Die Landschaft hier ist wieder erstaunlich grün. Diese Mal schweifen unsere Assoziationen nach Schweden, Italien und in die USA. Am Kings Creek Roadhouse, direkt am Eingang des National Parks gelegen, haben wir eine tierische Begegnung: In einer Wiese direkt neben der Straße steht ein leibhaftiges Kamel. Dabei scheint es sich um ein wild lebendes Exemplar zu handeln, wir sehen jedenfalls keine Zäune oder derartiges um die Wiese. Hinter uns hält ein Camper mit zwei Touristen, die ebenfalls das Kamel bestaunen. Wir unterhalten und eine Weile auf Englisch. Der Aha-Effekt kommt, als die beiden sich miteinander unterhalten - wieder Landsleute. In dieser Gegend von Australien kann man bei Begegnungen mit anderen Touristen wohl gleich Deutsch reden, mit großer Wahrscheinlichkeit, verstanden zu werden. Kamele waren in Australien übrigens ursprünglich nicht heimisch, wurden aber als Transporttiere und später auch als Lastenträger für den Eisenbahnbau eingeführt. Als sie nicht mehr benötigt wurden, wurden sie einfach freigelassen und haben sich seitdem prächtig vermehrt.
Unser erstes Kamel. Überflutete Straße auf dem Weg zum Kings Kanyon. Wir holen uns am Kings Canyon Resort eine Unpowered Site für die Nacht und fahren dann zum Kings Canyon. Dieser ist nicht mit andern Canyons wie beispielsweise dem berühmten Grand Canyon zu vergleichen, wo sich ja der Fluss über hunderte Kilometer in eine Hochebene eingeschnitten hat. Stattdessen handelt es sich um eine Abbruchkante, ähnlich derer im Badlands National Park in South Dakota. Senkrecht dazu fließt der Kings Creek und hat sich dabei tief in die Kante eingeschnitten. Der Einschnitt bildet den Kings Canyon. Hier gibt es nur zwei mögliche Wanderungen: Die erste führt zunächst die Abbruchkante nach oben, dann einmal um den Canyon herum und dann auf der anderen Seite wieder runter. Diese Wanderung dauert mehrere Stunden und ist vor allem im Sommer häufiger wegen der hohen Temperaturen gesperrt. Für heute Abend reicht es zeitlich allerdings nur noch für den kürzeren der beiden Hikes. Dieser führt ebenerdig in die vom Fluss gegrabene Schlucht hinein und dabei entlang von zahlreichen Eukalyptusbäumen.
Unterwegs im Kings Kanyon. Die Canyonwände glühen im Licht der tief stehenden Sonne richtig auf. Der Kings Creek führt Hochwasser und an einigen Stellen ist der Weg überflutet. Auch hier finden wir wieder Bäume, die von laut kreischenden Wellensittichen bewohnt sind. Der Weg endet an einer Aussichtsplattform. Von hier aus bietet sich ein schöner Blick auf die am Ende des Canyons zusammenlaufenden Steilwände. Ähnlich wie in der Walpa Gorge ist das Betreten des allerletzten Bereichs des Tals nur Aborigines erlaubt.
Sonnenuntergang am Kings Kanyon. Wir laufen zurück. Nach einer kurzen Pause an der Sunset Viewing Area fahren wir wieder zum Campground, wo wir das letzte Aufglühen der Felsen des Canyons aus der Ferne bewundern können, während gleichzeitig unser Abendessen auf dem Gaskocher vor sich hinbrutzelt. Dabei werden wir neugierig von den Dingos beäugt, die über den Campingplatz schleichen.
Schöne Grüße,
Dirk