Hallo allerseits,
heute besuchen wir einen schönen Nationalpark in den australischen Alpen, verlassen dann die Berge und schauen uns am Abend eine für ihre Tierwelt bekannte Insel an der Gippsland Coast an.
1.10.2010: Bright-BairnesdaleUnser Hotelzimmer ist während der Nacht auf empfindlich kalte Temperaturen abgekühlt. Wir fragen uns, welche Temperaturen hier wohl während der Wintersaison herrschen und denken gleichzeitig mit Sorge an die erste Nacht, die wir im Spaceship verbringen werden. Wir stehen ungefähr bei Sonnenaufgang auf und machen uns auf den Weg in Richtung Norden zum Mount Buffalo National Park. Die Känguruhherde, die wir gestern Abend auf einer Wiese stehen gesehen haben, ist leider inzwischen verschwunden. Bei Porrepunkah biegen wir von der Hauptstraße in Richtung des National Park ab. Die Straße führt über viele Spitzkehren steil bergauf. Zunächst noch durch dichten Bergwald, aber bald öffnet sich die Landschaft und es bieten sich beeindruckende Tiefblicke ins Tal. Zwei mal überqueren direkt vor uns dunkelbraune Sumpfwallabies die Straße und verschwinden im Gebüsch am Straßenrand. Eine schöne Demonstration, warum man in Australien kurz nach Sonnenaufgang bzw. kurz vor Sonnenuntergang nur sehr vorsichtig mit dem Auto unterwegs sein sollte.
Unterwegs zum Mount Buffalo National Park. Nach einigen Kilometern erreicht die Straße eine schöne Hochebene. Hier biegen wir nach links ab und stellen unser Spaceship beim Mount Buffalo Chalet ab. Dieses Gebäude wurde 1910 erbaut, kurz nachdem der Park durch eine erste Straße erschlossen worden war. Hier führt der "The Gorge Heritage Trail" in einem Rundkurs an der Mount Buffalo Gorge vorbei, einer durch den Crystal Brook im Laufe der Zeit in die Granitfelsen eingeschnittenen Schlucht. Es bieten sich tolle Blicke ins Tal sowie auf die Crystal Brook Falls. Der Weg führt malerisch durch dichten Eukalyptuswald. Auf kleinen Schautafeln wird über das Leben von Alice, einer der ersten Personen, die Gäste durch den Park führte, erzählt. Auf dem Weg liegen zahlreiche - zum Teil sehr frische - tierische Exkremente. Die dazugehörenden Tiere - wir tippen auf Sumpfwallabies - bekommen wir aber leider nicht zu Gesicht. Nach einem kurzen Aufenthalt auf dem Bents Lookout fast direkt am Chalet fahren wir weiter in den Park hinein.
Ausblick vom "The Gorge Heritage Trail". Mount Buffalo Chalet. Die Straße zum Parkplatz der Wanderung auf The Horn, der höchsten Erhebung des Parks, ist leider noch wegen Schnee gesperrt. Interessanterweise stehen hier mitten im Nationalpark einige ältere Skilifte herum. Da wir nicht die Straße zum Trailhead plus der Wanderung laufen wollen, entscheiden wir uns stattdessen für den Trail zu The Cathedral und Hump. Bei beiden handelt es sich - genau wie bei The Horn - um aus Granitfelsen bestehende Gipfel. Der Trail führt durch schöne Eukalyptushaine zu The Cathedral. Hier ist der Gipfel für den normalen Wanderer nicht zu erreichen, die Granitwände sehen uns allerdings nach einem idealen Klettergelände aus. Weiter geht es auf The Hump, einen runden Granithöcker. Der Weg ist teilweise noch mit Schnee bedeckt und das allerletzte Stück entpuppt sich als eine lustige Kraxelstelle. Letztendlich stehen wir am Gipfel und können einen tollen Rundumblick auf fast den ganzen Nationalpark genießen. Nach einer längeren Pause brechen wir wieder auf und laufen zurück zum Parkplatz
The Cathedral. Wieder zurück am Auto sind wir zunächst von der Vielfalt der hier zu hörenden Vögel beeindruckt. Wir bleiben einige Zeit stehen und lauschen. Dann wollen wir das Visitor Center des Parks besuchen. Der komplett leere Parkplatz lässt einen Verdacht aufkommen, der sich bestätigt, als wir das Gebäude erreichen: Wir sind zu früh im Jahr unterwegs, das Visitor Center ist geschlossen. Dieser Nachteil wird allerdings mehr als ausgewogen durch die Tatsache, dass wir uns mehrere Stunden im Park aufhalten, aber keiner Menschenseele begegnen. Einzig als wir den Park wieder verlassen, kommen uns auf der Straße einige andere Autos entgegen. Auf halber Strecke zum Parkausgang legen wir noch einen kurzen Stop an den hübschen Eurobin Falls ein und überlegen uns, ob der Name des Wasserfalls eine Aufforderung darstellt, Euromünzen reinzuwerfen. Das lassen wir nach kurzem Überlegen dann aber doch lieber sein...
Zurück in Bright decken wir uns in einem Supermarkt noch für das heutige Mittagessen ein und fahren dann auf der Great Alpine Road nach Süden. Diese Straße führt von Bright über Omeo bis zum Princess Highway, der hier fast an der Küste verläuft. Der Name der Straße verspricht nicht zu viel: Kurz hinter Bright fahren wir noch durch ein nettes Tal, direkt vor uns schneebedeckte Berge, doch bald führt die Straße mitten in die Berge hinein. Nun geht es über zig Kilometer steil bergauf und durch scharfe Kurven - ein Riesenspaß für Dirk am Steuer des Autos. Die Straße führt um den Mount Feathertop herum, bis fast auf den Gipfel des Mount St. Bernard. Von hier geht es nahezu schnurgerade über einen Grat in Richtung des benachbarten Mount Hotham. Eine wirklich interessante Streckenführung. Hier lichtet sich auch der die Straße umgebende Wald und es öffnet sich ein schöner Blick auf die umgebenden mit Schnee bedeckten Gipfel. Am Mount Hotham führt die Straße durch das nur 100 Meter unterhalb des Gipfels gelegene Ski Resort, ein Retortenstädtchen mitsamt einem uns recht interessant erscheinenden Skigebiet. Hier liegt eine geschlossene Schneedecke, alle Lifte laufen und die Pisten führen bis fast an die Straße. Ein skurriler Anblick, den man so an vielen Stellen der Welt erwarten würde, aber wohl eher nicht in Australien.
Great Alpine Road zwischen Mount St. Bernard und Mount Hotham. Skipiste am Mount Hotham Ski Resort. Ab dem Mount Hotham Ski Resort führt die Straße nur noch bergab, und das deutlich zahmer - also weniger steil und mit weniger Kurven - als vorher im Anstieg auf die nördliche Flanke der Berge. Kurz vor Omeo nutzen wir einen Picknickplatz für ein leicht verspätetes Mittagessen. Omeo selber ist ein nettes kleines Städtchen welches auch stark auf den Wintersport eingestellt ist. Neben zahlreichen auf Skiequipment spezialisierten Geschäften fällt uns eigentlich nur noch ein anderer Shop ins Auge, und zwar "The Cuckoo Clock". Das Innere des Ladens haben wir uns allerdings nicht angeschaut. Die Great Alpine Road verläuft hinter Omeo mehr oder weniger direkt in südliche Richtung, zunächst durch sehr grüne weite und flache Landschaften. Wir sehen viele blühende Bäume und Büsche sowie auf den Wiesen wunderschöne Teppiche von Frühlingsblumen. Kurz vor Bairnesdale verläuft die Straße entlang des Tambo River durch eine hübsche Schlucht, die uns ganz entfernt an die US 34 erinnert, die in Colorado durch die östlichen Ausläufer des Rocky Mountains National Park in Richtung Flachland führt.
Frühlingswiese an der Südseite der australischen Alpen. Bairnesdale ist ein relativ großes Städtchen und wurde von uns für die erste Übernachtung im Spaceship ausgesucht. Da die Ortschaft sehr lang gezogen ist, fahren wir zunächst einmal mehrere Minuten auf dem Princess Highway an vielen Autohäusern, Supermärkten und Fastfood-Filialen vorbei, ohne den gesuchten Big4-Campground zu finden. Als wir bis zum Ortsende kein Hinweisschild geschweige denn den Campground selber gefunden haben, drehen wir um. Nächster Stop: Touristeninfo. Hier wird uns sehr nett und kompetent geholfen. Nach der erhaltenen Beschreibung finden wir den Campground rasch und besorgen uns eine Unpowered Site. Der Platz ist relativ voll, interessanterweise sind wir - wohl aufgrund der noch sehr frühlingshaften Temperaturen - die einzigen Gäste auf der Unpowered Area. Na, das kann ja was werden...
Wir brechen noch mal auf, und zwar in Richtung Süden. Elf Kilometer südlich von Bairnesdale liegt Paynesville, ein altes Fischerdorf am Lake Victoria. Die Ortschaft ist relativ nett und sicherlich selber schon einen Besuch wert. Wir wollen aber noch ein kleines Stück weiter. Vom Hafen in Paynesville führt eine Fähre zum in Sichtweite liegenden Raymond Island. Einen festen Fahrplan gibt es nicht, die Fähre pendelt einfach hin und her. Nach etwa fünf Minuten Fährfahrt erreichen wir Raymond Island. Diese Insel ist berühmt für ihre Wildlife, vor allem für die Koalas. Wir biegen nach Verlassen der Fähre zunächst nach links ab. Rechts der Straße sehen wir ziemlich edle Wohnhäuser, links davon die Küstenlinie mit Pelikanen und einer Familie schwarzer Schwäne. Auf der Straße selber befindet sich eine komplette Entenfamilie, der wir selbstverständlich Vorfahrt gewähren. Am Ende der asphaltierten Straße geht es weiter auf einer guten Gravelroad, die bald um 90 Grad nach rechts in Richtung Landesinneres abknickt. Die Straße führt vorbei an einem Bauernhaus und hier steht im Garten nun endlich unser erstes richtig aus der Nähe gesehenes Känguruh und schaut uns neugierig an. Wir schauen zurück sowie bestaunen und fotografieren das Tier mindestens eine viertel Stunde lang. Als wir gerade wieder einsteigen wollen, kommt ein Einheimischer im Auto vorbei, hält an und erzählt, dass nur einige hundert Meter weiter eine komplette Herde Känguruhs auf der Wiese steht. Der nette Herr erklärt uns auch noch, wie wir zu den Eukalyptusbäumen kommen, in denen die Koalas leben. Dann fahren wir zuerst Känguruhs anschauen und finden tatsächlich eine größere Ansammlung dieser Tiere, komplett mit einem Jungtier, das schnell zur Mutter in den Beutel schlüpft, als wir ankommen. Wieder werden wir neugierig beglotzt, nach einigen Minuten hüpfen die Tiere langsam davon. Wir drehen um und fahren in Richtung der Eukalyptuswälder im Inselinneren. Auf dem Weg sehen wir mehrere Kookaburras und ein Wallaby, welches uns zunächst auch neugierig anschaut und dann im Unterholz verschwindet.
Trauerschwanfamilie auf Raymond Island. Unser erstes Känguruh. Känguruhfamilie. Koalas sind schwierig zu finden, das wissen wir. Wir fahren langsam durch den Wald und beäugen aufmerksam jeden Baum. Nach einigen Minuten macht sich langsam Enttäuschung breit und wir überlegen, umzukehren. Als Dirk endgültig entscheidet, umzudrehen und eine andere Querstraße auszuprobieren, entdecken wir in einer Astgabel ein graues Fellknäuel. Tatsächlich - als wir aussteigen, werden wir von zwei sehr müden Augen neugierig angeschaut. Ein Koala, der relativ faul rumsitzt und ab und zu gähnt. Nach einiger Zeit beginnt das Tier, Geräusche von sich zu geben, die sich wie eine Mischung aus den Rufen von Esel, Löwe und Brüllaffe anhören. Diesen Sound hätten wir von einem Koala ganz gewiss nicht erwartet. Einige Minuten später klettert das Tier weiter auf eine benachbarte Astgabel. Auch wenn Koalas faul und träge aussehen, sie sind sehr behende und können wahnsinnig gut klettern. Ein toller Anblick. Wir sind glücklich und fahren zurück zum Fährhafen. Dort trauen wir zunächst unseren Augen nicht: Direkt an der Fähre, mitten in der Ortschaft hockt im einzigen dort stehenden Baum ein weiterer Koala. Dieser nimmt eine recht seltsame Stellung ein und scheint gerade zu schlafen. Wir fahren wieder zurück nach Bairnesdale. Nachdem wir den Innenraum des Spaceship für die Übernachtung vorbereitet haben, geht es rasch ins Bett.
Unser erster Koala. Neben der Fähre nach Raymond Island schwimmender Pelikan. Schöne Grüße,
Dirk