Was sich da nicht nur an Kängurus, sondern auch an Kühen auf der Straße herum treibt, ist nicht zu glauben, das muss man gesehen haben. Oder nein, lieber nicht, denn die Fahrerei war für mich nicht mehr lustig, obwohl ich sehr gerne Auto fahre. Diese Erlebnisse waren aber nicht entlang der Great Ocean Road, sondern in Westaustralien sowie im Outback von Südaustralien.
In ganz abgeschwächter Form hatten wir das in Halls Gap in den Grampians auch so, als wir abends zum Campground zurück wollten. Da kommen wir übrigens auf der nächsten Etappe hin...
So, jetzt habe ich wieder Anschluss.
Australien ist schon faszinierend - durch Deine Fotos lerne ich dieses Land etwas kenne. Dahin reisen wird wohl nicht mehr werden.
Schön, dass wir Dich nicht bei irgend welchen seltsamen Tieren verloren haben oder Du aus Protest über die Vegemite-Diskussionen ausgestiegen bist
Ich will gar nicht widersprechen, dass es mit der Reise dorthin so bald nichts werden wird - die Anreise ist ja schon ein wenig beschwerlich. Aber sag' niemals nie: Vor zwei Jahren hätten wir auch noch gesagt, dass wir da wohl nie hinkommen werden.
Und hier geht's weiter:
8.10.2010 Princetown - Mount Eccles National ParkDa die Rezeption des Campgrounds erst ab 9 Uhr besetzt ist, können wir für unsere Verhältnisse sehr lange ausschlafen und stehen pünktlich um kurz vor neun vor dem General Store. Der nette Herr hinter der Theke versteht zunächst nicht ganz, was wir wollen. Dann nimmt er aber hocherfreut unser Geld und drückt uns, ohne dass wir danach fragen müssen, den Schlüssel für die Toiletten und Duschen in die Hand. Hocherfreut ist er höchstwahrscheinlich auch deswegen, weil die Geschäfte nicht so gut laufen, jedenfalls steht der Campground inklusive dem General Store zum Verkauf. Wir machen uns frisch und folgen dann dem weiteren Verlauf der Great Ocean Road in Richtung Westen.
In der Nacht hat es heftig geregnet, nun aber zeigen sich am Himmel erste blaue Flecken, die sich im Laufe der Zeit langsam vergrößern. Bald erreichen wir wieder das Meer, von dem sich die Great Ocean Road bei Apollo Bay entfernt hat. Zwischen uns und dem Wasser liegt nun eine hohe senkrechte Klippe aus gelbem Sandstein, Am Fuß dieser Klippe verläuft ein schöner weißer Sandstrand, an den das vom steifen Wind getriebene Meer mit beeindruckenden Wellen anrollt. Unser erster Stop sind die Gibsons Steps, eine an den Klippen angebrachte Treppe, über die wir den Strand erreichen können und so Blick auf einen großen und einzeln im Meer stehenden Gesteinsblock erhalten. Wir laufen ein Stück auf dem Stand entlang und genießen die einzigartige Stimmung.
Morgenstimmung am Strand unterhalb der Gibsons Steps. Der nächste Aussichtspunkt sind schon die berühmten zwölf Apostel. Der Name ist nicht so ganz zutreffend, den einige der Steinsäulen sind in den vergangenen Jahren vom Einfluss der Erosion stark gebeutelt worden und in der Folge zusammengestürzt. Hier beobachten wir wieder denselben Effekt wie beim Echo Point im Blue Mountains National Park: Bei den meisten unbekannteren Aussichtspunkten ist relativ wenig los, der bekannteste Punkt dagegen ist ausgebaut wie der Grand Canyon, inklusive riesigem Visitor Center und Gift Shop. Und es stapeln sich die Menschenmassen. Die Schönheit der zwölf Apostel schmälert das aber keineswegs, wie sie aufgereiht und der Brandung ausgesetzt majestätisch dastehen.
Die zwölf Apostel. Nach den zwölf Aposteln kommen wir zur Loch Ard Gorge. Diese Gorge ist nach einem Schiff benannt, das hier im Jahr 1878 verunglückte. Dabei kamen 54 der 56 Menschen auf dem Schiff ums Leben. Es gibt mehrere schöne Aussichtspunkte auf das Meer, die Steilküste und die Gorge selber sowie einen kurzen Trail in die Gorge hinein und zum Loch Ard Beach. Diesen laufen wir als erstes. Es ist schon beeindruckend, wenn man auf einem schönen Sandstrand in einer von hohen Klippen umschlossenen Bucht steht, in die das tosende Meer durch einen kleinen Durchlass hineindrängt. Hier kann man sehr schön die Naturgewalten erahnen, die an dieser Küste nicht nur die Loch Ard sondern auch noch jede Menge andere Schiffe scheitern ließ. Sehr gut gefallen uns auch die - vermutlich durch den Einfluss des Meeres entstandenen - Grotten, mit ihrem Besatz von Tropfsteinen. Wir laufen wieder zurück nach oben. Schilder, die am Rand von etwas längeren Trails aufgestellt sind, erzählen zum einen die Geschichte der letzten Fahrt der Loch Ard und zum anderen über die Entstehung der hier zu sehenden Gesteinsformationen.
Der Elephant Rock bei der Loch Ard Gorge. Wir laufen eine Kombination der Trails und kommen dabei unter anderem an der so genannten Thunder Cove vorbei. Dabei handelt es sich wieder um eine vom Meer in die Steilküste gefräste Bucht. Interessanterweise blieb der Eingang zu dieser Bucht einige Zeit lang von einem Gesteinsbogen überspannt. Dieser brach dann vor längerer Zeit ein, aber noch heute liegen die Überreste - einige riesige Gesteinsbrocken - auf dem Meeresboden. Unser Rundgang endet mit einem Besuch auf dem örtlichen Friedhof. Hier stehen zwei Grabsteine für die Opfer des Schiffsunglücks. Besonders hart traf das Schicksal die Carmichaels, eine Auswandererfamilie aus Irland. Fünf Mitglieder dieser Familie kamen ums Leben, einzig die 18-jährige Eva überlebte. Wir sind etwas überrascht, als wir auf dem schön gelegenen Friedhof auch Gräber entdecken, die lange nach dem Unglück der Loch Ard angelegt wurden, einige sind sogar relativ neu. Die nächstgelegene Ortschaft, das dürfte Port Campbell sein, ist schließlich einige Kilometer weit entfernt. Als wir nach Port Campbell kommen, sind wir froh, dass der verbliebene Restinhalt des Benzintanks solange durchgehalten hat und tanken das Spaceship erstmal voll. Unser nächster Stop ist bei The Arch, einem schönen, vom Meer umtosten Gesteinsbogen.
The Arch an der Grat Ocean Road. Dann geht es weiter zur London Bridge. Hierbei handelt es sich um eine ehemalige Landzunge. Ehemalig deswegen, weil auch hier der Zahn der Erosion ziemlich unbarmherzig zugange war und ist. Bis vor knapp 20 Jahren hatte die Landzunge grob ihre ursprüngliche Form und war lediglich an zwei Stellen unterspült, so dass zwei natürliche Brücken entstanden waren. Im Januar 1990 stürzte dann der dem Land zugewandtere dieser beiden Bögen ein. Zwei Touristen, die sich auf der Landzunge befanden, mussten mit dem Hubschrauber von dort gerettet werden. Nachdem der verbleibende Bogen dem berühmten Namensgeber seitdem nicht mehr wirklich ähnelt, wird er auch London Arch genannt.
Der London Arch. Bei The Grotto, einige Kilometer weiter, strömt das Meer in eine enge, von hohen Sandsteinwänden umschlossene Bucht. Am inneren Ende dieser Bucht befindet sich eine Grotte mit einem kleinen Wassertümpel, dessen ruhige Oberfläche in einem sehr interessanten Kontrast zum tosenden Meerwasser steht. The Grotto lässt sich über einen kurzen Trail, erreichen, der in vielen Stufen in die Tiefe führt. Als nächstes kommen wir durch Peterborough, hier löst sich die Great Ocean Road wieder und endgültig von der Küste. Es kommen noch zwei sehr schöne Aussichtspunkte, und zwar die Bay of Martyres und die Bay of Islands. Jetzt sind es noch etwa 50 Kilometer nach Warrnambool, der größten Stadt hier in der Gegend, wo wir uns ein ziemlich verspätetes Mittagessen gönnen.
The Grotto an der Great Ocean Road. Es geht weiter auf dem Princess Highway und knapp 12 Kilometer hinter Warrnambool kommen wir zur Tower Hill State Game Reserve. Ein sperriger Name für ein nettes kleines Naturschutzgebiet, im Krater eines erloschenen Vulkans gelegen. Die Landschaft außerhalb ist vollkommen landwirtschaftlich erschlossen und so gleicht die Fahrt über den Kraterrand ins Innere dem Übergang von einer Welt in eine andere: Die beiden großen Seen innerhalb des Kraters gleichen eher ausgedehnten Wiesenflächen, das Festland ist mit dichtem Wald bedeckt. Allerdings fällt uns auf, dass die vorkommenden Pflanzen zu einem großen Teil nicht in Australien heimisch sondern aus Europa eingeschleppt sind. Ist das vielleicht der Grund, warum der Tower Hill kein State- oder gar National Park ist? Wir fahren zum Visitor Center um von dort aus den Trail um die Wagon Bay zu laufen. Der Park ist bekannt für die dort möglichen Emu-Sichtungen und dementsprechend gespannt sind wir, ob wir das Glück haben, so einen Vogel ganz aus der Nähe zu Gesicht zu bekommen. Wir erreichen relativ schnell das Ufer der Wagon Bay - auch dieser See entspricht eher einer ausgedehnten Wiese als einem Gewässer. Mehr oder weniger in der Mitte dieser Wiese stehen zwei Emus und fressen gemütlich die Blüten der dort wachsenden Frühlingsblumen. Ein interessanter Anblick. Vor allem die Technik, mit der die Vögel die abgerupften Blüten mit einem eleganten Schwung in ihren langen Hals befördern, ist sehr sehenswert. Im weiteren Verlauf des Trails laufen wir noch diversen im Unterholz am Wegesrand versteckten Känguruhs über den Weg. Der Höhepunkt wartet allerdings ganz am Ende der Wanderung auf uns, als wir das Visitor Center schon wieder im Blick haben: Zwei Emus machen sich mit Begeisterung über die Blumenwiese direkt vor dem Besucherzentrum her und lassen sich von uns kaum stören. Wenn man sich bis auf einige Meter an eines der Tiere nähert, schlendert dies ganz gelassen einige Schritte zur Seite und grast dann gemütlich weiter. Ein tolles Erlebnis. Bei der Ausfahrt aus dem Park werfen wir noch einen Blick auf den Tower Hill Lake und sehen aus einiger Entfernung eine größere Menge Emus auf dieser Fläche grasen.
Emu in der Tower Hill State Game Reserve. Rückblick auf die Tower Hill State Game Reserve. Wir fahren weiter, nach Port Fairy, wo wir auf die C184 in Richtung Macarthur abbiegen. Macarthur liegt direkt am Mount Eccles National Park. Bei diesem Park handelt es sich wieder um einen bzw. um mehrere ehemalige Vulkane, in deren Kratern sich Seen gebildet haben. Dieses Mal richtige Seen aus Wasser. Der Park ist bekannt für seine Population von Koalas, die in den Bäumen direkt am Campground leben. Wir suchen zunächst nach einem Stellplatz und werden dabei von einem Wallaby mit Joey im Beutel neugierig beobachtet.
Wallabies im Mount Eccles National Park. Wir sind fast alleine, dummerweise ist auch kein Ranger da und die Self Registration Envelopes sind auch aus. Aber wir haben nette Stellplatznachbarn, die aus ihrem großen Wohnmobil einen Stapel Briefumschläge holen und uns in die Hand drücken. Wir entdecken einige Koalas in den Bäumen aber bei weitem nicht so viele wie gestern an der Grey River Road oder der Stichstraße nach Cape Otway. Immerhin haben wir einen persönlichen Koala, der mehr oder weniger direkt über unserem Spaceship hängt und während dem weiteren Verlauf des Abends auch keine Anstalten macht, runterzukommen. Ein paar Meter weiter können wir einen anderen Koala beobachten, der seinen Baum bis fast ganz nach unten runterklettert und artistisch über einen sehr dünnen Ast zum Nachbarbaum herüberturnt. Erstaunlich, wie behende diese sonst so trägen Tiere sein können.
Koala im Mount Eccles National Park. Es gibt zwei Trails, einer führt oberhalb des Hauptkraters um den See herum, der zweite im Krater direkt am See. Wir laufen beide Trails und treffen dabei auf weitere Koalas, Wallabies und Kängurus. Auf dem Weg liegt eine Lavahöhle, die wir dank der mitgebrachten Taschenlampe auch besichtigen können. Ab und an sehen wir auch Crimson Rosellas, viele Kakadus sind unterwegs und im Hintergrund ertönt ein oder zweimal das laute Lachen eines Kookaburras. Traumhaft.
Kratersee des Mount Eccles. Nach dem Abendessen - inzwischen ist es dunkel - finden wir auf der Wiese vor den sanitären Anlagen eine Herde aus zehn bis 15 grasenden Känguruhs. Als Dirk vom Zähneputzen zum Spaceship zurück läuft, beobachtet er, wie unser zweiter Stellplatznachbar, gemütlich am Lagerfeuer sitzend, mit seiner Taschenlampe ins Dunkel leuchtet, um ein Tier zu verscheuchen. Das Tier läuft weg, braun, länglich, mit schlankem Schwanz und hellen Punkten. Das müsste ein Quoll gewesen sein.
Wallaby im Mount Eccles National Park. Schöne Grüße,
Dirk