Hallo allerseits,
heute kommen wir nach Kangaroo Island:
12.10.2010 Victor Harbor-Kangaroo IslandWir stehen früh auf und fahren zu der Bucht in Port Elliot, in der sich im Moment zwei Wale aufhalten sollen. Wir versuchen unseren Atlas sowie eine im Motel erhaltene Regionalkarte mit der gestern von Steve erhaltenen Beschreibung in Übereinstimmung zu bringen. Unserer Meinung nach gelingt uns das auch und wir stehen einige Zeit lang an einer wirklich schönen Bucht. Nur Wale sind leider keine zu sehen. Entweder sind sie weiter geschwommen oder sie schlafen noch. Nach einiger Zeit geben wir auf und brechen wieder auf, um die Fähre zu erreichen.
Das Wetter ist übrigens gar nicht mehr gut, es ist stark bedeckt und während wir mit dem Spaceship in Richtung Victor Harbor fahren beginnt es sogar zu regnen. Von Victor Harbor geht es weiter nach Cape Jervis. Die Streckenführung ist sicherlich sehr interessant, im Regen und Nebel erkennen wir allerdings nicht viel von der Landschaft.
In Cape Jervis starten die Fähren nach Kangaroo Island. In den Warteschlangen stehen schon jede Menge andere Fahrzeuge. Zunächst müssen wir das Auto abstellen und uns im Gebäude einchecken, ähnlich wie beim Flugzeug. Katharina kann gleich da bleiben, da nur der Fahrer im Auto bleiben darf, um dieses auf das Schiff zu fahren. Dirk beobachtet das teilweise sehr umständliche Einparken auf das Autodeck bei anderen Fahrzeugen und ist sehr froh, dass er mit dem Spaceship in eine vergleichsweise einfach anzusteuernde an der Seite des Decks befindliche Galerie gelotst wird. Dann entscheiden sich die Fährenmitarbeiter dummerweise aber um. Also rückwärts wieder aus der Galerie raus, mitten auf der Rampe zwischen Schiff und Festland das Auto umdrehen und dann rückwärts in die Mitte des Fahrzeugdecks einparken. Dabei links und rechts grob geschätzt einen Zentimeter von anderen Fahrzeugen entfernt. Die ganze Aktion mit einem Auto das doch leicht größer und unübersichtlicher ist als der heimische Kleinwagen. Zum Glück helfen die Fährenangestellten mit, indem sie einweisen und die Aktion geht ohne Schäden am Spaceship oder anderen Autos über die Runden.
Die Fährfahrt dauert etwa 45 Minuten. Wir suchen uns einen Aussichtsplatz im Bug des Schiffes. Aufgrund des schlechten Wetters dauert es einige Zeit, bis wir Kangaroo Island durch die Wolken erkennen können. Dort wird das Auto ausgeladen, Katharina in das Auto eingeladen und los geht's. Unser erster Besuch führt uns in das Visitor Centre. Hier kommt es auf dem Parkplatz zu einer Ansammlung von engen Verwandten unseres Spaceships: Zunächst stehen dort zwei nahezu baugleiche Juicy Camper. Wir stellen uns direkt daneben. Zwei Minuten später trifft ein weiteres Spaceship ein. Wie wir schnell am Namen des Autos und bald auch an den Insassen feststellen können, handelt es sich dabei um den Wagen, den parallel zu uns das holländische Pärchen in Sydney übernommen hat. Als der Fahrer des ersten Juicy Campers aus dem Visitor Centre kommt und die wundersame Vervierfachung seines Autos sieht, bricht er in schallendes Gelächter aus.
Unterwegs auf Kangaroo Island. Kangaroo Island begrüßt uns mit einer sehr irisch wirkenden Landschaft. Von der Straße aus können wir schöne Sandstrände erkennen. Nach einigen Kilometern biegen wir in Richtung American River ab, um die Pelican Lagoon zu besichtigen. American River heißt so, weil sich hier im Jahre 1803 eine Gruppe amerikanischer Robbenfänger über mehrere Monate aufhielt. Die Pelican Lagoon bietet vielen Fischarten Heimat. In der Folge gibt es hier auch viele fisch fressende Tiere, zum Beispiel die namensgebenden Pelikane. Direkt in American River entdecken wir auch gleich ein größeres Grüppchen von Pelikanen am Strand der Lagune. Wir beobachten die Tiere ausgiebig und brechen dann wieder auf.
Pelikane bei American River. Kurz vor Kingscote teilt sich die Straße in eine im Norden und eine im Süden quer durch die Insel verlaufende Ost-West-Achse auf. Nachdem wir in Kingscote unsere Vorräte aufgestockt sowie das Spaceship aufgetankt haben, steht eine Entscheidung an. Da sich entlang der südlichen Achse mehr Sehenswürdigkeiten befinden als an der nördlichen, entschließen wir uns zunächst für diese Strecke. Die nördliche Variante können wir dann auf der Rückfahrt ausprobieren. Die Murray Lagoon, knapp 40 Kilometer hinter Kingscote ist bekannt für ihre vielfältige Vogelwelt. Wir lassen sie aufgrund prasselnden Regens im wahrsten Sinne des Wortes links liegen. In Richtung Küste hin bessert sich das Wetter allerdings deutlich. Daher probieren wir die Abzweigung zum Seal Bay Conservation Park aus. In der Seal Bay regnet es tatsächlich nicht und gegen den eisig kalten Wind helfen Fleece- und Softshelljacke im Zwiebelprinzip übereinander gezogen sowie Mütze und Handschuhe. Die Seal Bay wird bevölkert von australischen Seelöwen, die drei Tage in Folge im offenen Meer auf Nahrungssuche unterwegs sind und sich in daraufhin drei Tage am Stück hier ausruhen. Ein Boardwalk führt über Marschland zum Strand und bietet schöne Blicke auf die Tiere, die teilweise am Strand, teilweise aber auch im Hintergelände faul herumliegen. Einige sogar direkt unterhalb des Boardwalk.
Boardwalk im Bay Conservation Park. Wir nehmen an einer geführten Tour teil, bei der man in Begleitung eines Rangers auf den Strand darf. Unser Eindruck ist zwiespältig: Die Begegnungen mit den Tieren sind wirklich einzigartig. Wir sehen ganz kleine Jungtiere, etwas ältere Junge, die am Strand miteinander raufen sowie gerade aus dem Meer kommende Tiere, die in einer eleganten Bewegung auf den Strand surfen. Unser Führer allerdings wirkt etwas unmotiviert und erklärt nicht viel zur Lebensweise der Tiere. Hauptsächlich weist er auf gute Fotogelegenheiten hin, was uns etwas ungut an unsere Tour durch den Antelope Canyon vor drei Jahren erinnert.
Bitte recht freundlich! Müde! Junger Seelöwe im Bay Conservation Park. Raufende Jungtiere im Bay Conservation Park. Auf dem weiteren Weg in Richtung Südwestecke der Insel sehen wir direkt am Straßenrand zweimal Exemplare einer seltsamen Tierart, die uns noch fehlt: Echidnas, auf deutsch auch als Schnabeligel bekannt. Diese Tiere ähneln zwar äußerlich einem Igel, sind aber mit dem Schnabeltier verwandt. Diese beiden sind die einzigen Säugetierarten, die Eier legen. Schnabeligel soll es nahezu in ganz Australien geben, zu unserer Enttäuschung ist uns aber bisher keiner über den Weg gelaufen. Nun aber sieht Dirk aus dem Augenwinkel ein stacheliges Tier wackelnd im Straßengraben laufen. Wir stoppen das Spaceship, aber der Echidna ist schon weg. Schade. Einige Minuten später wiederholt sich die Begegnung. Allerdings hat nun einige Meter vor uns schon ein Wohnmobil gestopt. Fahrer und Beifahrerin steigen aus. Der Fahrer verfolgt den in einen Busch geflüchteten Echidna. Entsetzt müssen wir mit ansehen, wie er versucht, das zu Tode erschrockene Tier an den Stacheln zu packen und aus seinem Versteck zu ziehen. Unsere schlimmsten Vorurteile werden bestätigt, als die beiden beginnen, sich auf Deutsch zu unterhalten. Wir halten uns zurück bis das Wohnmobil mitsamt Besatzung abgefahren ist und beobachten den Schnabeligel noch eine ganze Weile aus einigen Metern Entfernung. Das Tier ist völlig verängstigt, schaut einige Male nach rechts und links, kommt aber nicht aus seinem Versteck raus. Das können wir verstehen und fahren weiter zum Kelly Hill Conservation Park.
Bei den Kelly Hill Caves handelt es sich um ein System von Tropfsteinhöhlen, in denen Knochen von zahlreichen inzwischen ausgestorbenen Tierarten gefunden wurden. Wir buchen uns für die nächste Tour ein und haben gerade noch genug Zeit, den Höhleneingang nicht auf dem direkten Weg sondern über einen schön angelegten Lehrpfad zu erreichen. Die Tor selber ist sehr interessant und vor allem abwechslungsreich: Außer uns und dem Tourguide Dave sind nur noch drei australische Damen dabei. Dave hat sichtlich Freude an seinen Job, zudem albern die drei Australierinnen ständig rum. Eine erzählt uns von ihrem Mann, der aus Bayern kam. Dieser habe ihr erzählt, die Menschen in Bayern würden die Leute aus München nicht mögen (wir fragen nicht nach, ob da ein Irrtum vorliegt, denn obwohl München in Bayern liegt, hat die Dame ja gar nicht mal so unrecht...). Dieses schlechte Verhältnis sei ungefähr vergleichbar dem zwischen den Leuten in South Australia und Victoria. Ah ja, interessant. Über die Höhle und ihre durchaus interessanten Strukturen lernen wir natürlich auch noch einiges. Besonders gefällt uns, dass die Höhle sehr behutsam erschlossen wurde. Auch die Beleuchtung ist sehr dezent und damit im Gegensatz einigen Höhlen in den USA.
Tropfsteine in den Kally Hill Caves. Westlich des Kelly Hill Conservation Parks kommt nur noch der Flindes Chase National Park, der fast den kompletten Westteil von Kangaroo Island abdeckt. Wir checken für zwei Nächte in dem direkt im Park gelegenen Rocky River Campground ein. Wir sind fast die einzigen Gäste am Campground, außer uns ist nur noch ein älteres Pärchen da. Hier gab es 2007 ein schlimmes Buschfeuer, dementsprechend wirkt der im Prinzip sehr schön angelegte Platz ein wenig kahl. Die Lage ist aber genial, denn von hier aus können wir beispielsweise direkt zu dem Trail zum Platypus Waterhole aufbrechen, wo wir hoffen, ein Schnabeltier zu sehen. Auf dem Weg fällt uns auf, dass die Umgebung des Campgrounds von einer Plage seltsam aussehender kurzschnäbliger Gänse befallen ist. Laut unserem Naturführer handelt es sich dabei um Cape Barren Geese, auf Deutsch Hühnergänse. Die Wiese ist über und über mit den Exkrementen dieser Tiere bedeckt.
Hühnergans im Flinders Chase National Park. Nach etwas mehr als zwei Kilometern kommen wir am Wasserloch an. Neben uns ist noch eine junge Backpackerin da. Um die scheuen Tiere nicht zu erschrecken, begrüßen wir uns wortlos mit einem Nicken und beobachten dann gemeinsam den kleinen Teich. Angeblich kann man anhand von Luftblasen erkennen, wo ein Schnabeltier unterwegs ist und eventuell bald an die Oberfläche kommt. Im Laufe von etwas mehr als einer Stunde sehen wir mehrfach Luftblasen aufsteigen. Dies aber verdächtigerweise zumeist an derselben Stelle, was viel mehr auf einen im Wasser vergammelnden Ast als auf ein lebendes Tier hindeutet. Letztendlich geben wir auf und machen uns auf dem Rückweg zum Campground.
Auf dem Rückmarsch entdecken wir einige Kangaroo Island Kangaroos. Diese kommen nur hier auf der Insel vor und unterscheiden sich hauptsächlich durch ihr dunkelbraunes Fell von den auf dem Festland lebenden Verwandten. Zudem sehen wir einige Tammar Wallabies. Diese Art Wallabies ist eine der kleinsten Känguruharten. In der Tat könnte man aus einiger Entfernung die wirklich süßen Tiere auch mit einer viel zu groß geratenen Ratte verwechseln.
Zwei Kangaroo Island-Känguruhs. Tammar Wallaby. Nach dem Abendessen machen wir noch einen Taschenlampenspaziergang zum Visitor Centre, während der wir wieder einige Känguruhs und Wallabies treffen.
Sonnenuntergang im Flinders Chase National Park. Schöne Grüße,
Dirk