Hallo allerseits,
heute schauen wir uns den Kings Canyon genauer an und graveln dann noch ein wenig durch den Outback.
20.10.2010 Watarrka-Glen HelenWir fahren wieder zum Kings Canyon. Für heute steht bei schönstem Wetter der Canyon Rim Walk auf dem Programm, der oberhalb das Canyons einmal um diesen herum führt. Davor legen wir aber auf dem Picknickplatz an der Sunset Viewing Area eine Frühstückspause ein. Auf dem Parkplatz zum Hike sind wir erstaunt, wie viele Autos und vor allem Busse schon hier stehen. Zunächst laufen wir einige Meter auf dem Weg der in den Canyon hinein führt und den wir schon von gestern Nachmittag her kennen. Dann zweigt am Canyoneingang unser heutiger Trail nach links ab: Die erste Schlüsselstelle - einige relativ steile Treppenstufen - kommt gleich zu Beginn. Ein erfahrener Bergwanderer mag diese Stufen zu Beginn noch belächeln, bei sommerlichen Temperaturen sind sie aber wohl eine ziemlich heftige Herausforderung. Zumal gerade wenn man denkt, man hat es geschafft und ist oben angekommen, eine zweite und ungefähr genau so lange Treppe ins Gesichtsfeld kommt. Psychologisch sehr geschickt…
Treppe zu Beginn des Trails um den Kings Canyon. Blick zurück auf die Ebene außerhalb des Kings Canyon. Oben verläuft der Weg relativ eben weiter. Die Entstehungsgeschichte des Canyons wird anhand von am Weg angebrachten Schautafeln erklärt. Irgendein kreationistisch veranlagter Mensch war allerdings mit den auf den Tafeln angebrachten Jahreszahlen nicht einverstanden. Diese sind allesamt ausgekratzt worden. Das Hochplateau, auf dem wir uns bewegen, ist über und über bedeckt mit brainrockartigen Strukturen von vielleicht 25 Metern Durchmesser. Profan lassen sich diese Dinger durch Erosion erklären, viel interessanter ist allerdings die Traumzeit-Legende der Aborigines, die in den hier befindlichen Kuppeln jede Menge Quolls sieht - also jene kleinen Raubtiere, von denen Dirk Abends im Mount Eccles National Park eines gesehen hat. Wir kommen immer wieder in die Nähe der Canyonkante, von wo aus sich spektakuläre Blicke in die Tiefe und auf die mächtige und abweisende gegenüberliegende Canyonwand bieten. An einigen Stellen entlang des Trails können wir sogar die Ursprünge des Millionen Jahre alten Sandsteins erkennen: Hier war wohl ein Sandstrand, gegen den Wasser schwappte. Die vom Wasser im Sand hinterlassenen wellenförmigen Strukturen sind heute noch da, im Gestein konserviert.
Versteinerte Wellenstrukturen im Kings Canyon. Nach gut einem Kilometer führt ein kleiner Abstecher zum Cotterill Lookout, benannt nach Jack Cotterill, der 1960 die erste Piste zum Kings Canyon baute und somit den Startschuss für die touristische Nutzung dieses Gebiets gab. Der Lookout befindet sich auf einer direkt an der Kante des Canyons stehenden Kuppel. Von hier aus hat man wieder einen schönen Blick auf die gegenüberliegende Canyonwand. Dort drüben können wir auch den weiteren Verlauf des Weges entlang der Kante erahnen. Beim Rückweg vom Cotterill Lookout auf den Hauptweg treffen wir auf einen Australier aus Melbourne, der sich einen Lebenstraum erfüllt und sein Land von Darwin nach Adelaide mit dem Auto durchquert. Der nette Herr wünscht uns zum Abschied, dass wir uns keinen Sonnenbrand holen mögen. In Anbetracht seines knallroten Nackens wünschen wir ihm das zurück - wir selber haben eine Sonnencreme mit gigantischem Lichtschutzfaktor dabei.
Der Kings Canyon. Nach ungefähr der halben Strecke des Wegs um den Canyon wartet eine besondere Sehenswürdigkeit auf uns, und zwar der Garden of Eden. Dabei handelt es sich um ein durch den Kings Creek geschaffenes permanentes Wasserloch. Der Weg führt über eine Holztreppe einige Meter hinunter zum Fluss, der über eine Brücke überquert wird. Hier unten hat das reichlich vorhandene Wasser ein grünes Paradies geschaffen, welches vor allem im Sommer einen tollen Kontrast zur kargen Umgebung darstellt. Es wachsen viele Bäume sowie Farne und wir sehen jede Menge Vögel.
Der Garden of Eden. Ein kleiner Abstecher führt zu einem See, an dem wir eine Pause einlegen. Wir laufen zurück und erreichen über eine zweite Holztreppe wieder die mit Brainrocks bedeckte Hochebene. Der Weg führt noch einmal direkt an den senkrecht abfallenden Canyonkante vorbei. Wenn man sich an die Kante stellt und vorsichtig vorbeugt, kann man direkt auf den See im Garden of Eden sehen.
Vogel im Garden of Eden. Weiter geht es durch skurrile Gesteinsstrukturen, letztendlich wieder bergab und zurück zum Parkplatz. Ein wirklich schöner Hike. Wir fahren zurück zum Kings Canyon Resort. Die Einfahrt in die Tankstelle ist von einem ziemlich langen Roadtrain fast völlig versperrt. Scheinbar wird gerade Benzin geliefert. Wir quetschen uns irgendwie rein, tanken den Bushcamper auf und machen ihn für die bevorstehende Etappe allradpistentauglich. Außerdem müssen wir uns für die geplante Strecke ein Permit organisieren. Diese gibt es ohne große Voranmeldung direkt in der Tankstelle und zwar immer nur für den aktuellen Tag. Wir verlassen das Kings Canyon Resort nach Osten. Die Straße verläuft zunächst überraschend lange über Asphalt, geht dann aber in den unasphaltierten Mereenie Loop über.
Der Mereenie Loop führt vom Kings Canyon Resort in einem großen Bogen vorbei an den Gasfeldern von Mereenie in Richtung Hermannsburg. 43 Kilometer vor Hermannsburg endet der Loop, von hier kann man entweder über den asphaltierte Larapinta Drive nach Alice Springs fahren oder aber den etwas nördlich verlaufenden Namatjira Drive folgen, ebenfalls nach Alice Springs. Beide Alternativen sind eine deutlich spannendere und kürzere Alternative zur langen Fahrt über die Luritja Road, Lasseter Highway und Stuart Highway nach Alice Springs. Die Dame in der Tankstelle hat etwas von "Rough Road" erzählt und wir sind gespannt. Letztendlich ist die Fahrt auf dem Mereenie Loop zwar deutlich rumpeliger als diejenige auf dem Oodnadatta Track vor ein paar Tagen, sie stellt unseren Bushcamper aber auch vor keine sonderlichen Probleme. Hauptschwierigkeit sind die gerade mal eine Woche vergangenen Regenfälle und dass auch hier Leute die Straße im nassen Zustand befahren haben. Als Folge ist der Track mit tiefen schlangenlinienförmigen Spurrillen durchzogen. Und das dummerweise wieder in der Kombination mit Corrugations, die eigentlich ein hohes Tempo erfordern würden, um die Vibrationen des Fahrzeugs zu minimieren. Zusätzlich sind die Floodways gut mit Wasser gefüllt und wir sind dankbar dafür, dass der Bushcamper relativ hochbeinig durch die Gegend rollt. Der Loop führt sehr abwechslungsreich bergauf und bergab, mal durch Wald, mal durch Steppenlandschaft.
Unterwegs auf dem Mereenie Loop. Nach 152 Kilometern erreichen wir leider schon das Ende des Mereenie Loops und biegen nach Norden in Richtung Namatjira Drive ab. Hier ist die Straße über ein kurzes Stück asphaltiert. Nach 12 Kilometern geht ein kleinerer Track zum Tnolara ab, auch bekannt als Gosse Bluff. Hierbei handelt es sich um einen vor 140 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstandenen Krater. Der Sage der Aborigines zufolge tanzte zur Traumzeit eine Gruppe von Frauen mit ihren Babies im Himmel entlang der Milchstraße. Eine dieser Frauen verlor ihr Kind mitsamt der Trageschale. Beides schlug auf dem Erdboden auf uns schuf so die aufgeworfenen Felswände von Tnolara. Die fünf Kilometer lange Anfahrt ist als 4WD only angeschrieben und fährt sich auch deutlich anspruchsvoller und lustiger als der Mereenie Loop. Gelohnt hat sich der Abstecher aber allemal: Wir sind völlig alleine in dem riesigen Krater, dessen Wände jetzt am Nachmittag vom Licht der tief stehenden Sonne toll angestrahlt werden. Ein wunderschöner Platz, inzwischen aber völlig unbewohnt. Früher lebten hier Aborigines, diese zogen aber nach einem grausamen Massaker davon. Tnolara ist nun ein Ort der Trauer, selbst Campen ist dort nicht erlaubt.
Im Inneren des Tnolara. Wir fahren zurück zur Hauptstraße und folgen dieser weiter nach Norden. Es folgt noch ein kurzes unasphaltiertes Stück vor dem Tylers Pass. Von diesem Pass aus heben wir einen schönen Blick auf die Umgebung. In südwestlicher Richtung steht der Tnolara, im Norden und Nordosten die West MacDonnell Ranges, unser Tagesziel für heute. Die ganze Umgebung ist mit Bäumen bestanden und sehr grün. In fast allen Straßenkarten ist die Straße nördlich des Tylers Pass bis nach Glen Helen als unasphaltiert eingezeichnet und so sind wir leicht enttäuscht, als sich diese Strecke als durchgehend asphaltiert entpuppt.
Tnolara vom Tylers Pass aus gesehen. Kurz hinter dem Tylers Pass knickt die Straße nach Osten ab und führt in die Western MacDonnell Ranges hinein. Diese in Ost-West-Richtung verlaufende Gebirgskette ist hier von zahlreichen Schluchten und Canyons durchzogen. Eine davon ist die Redbank Gorge, zu erreichen durch eine fünf Kilometer lange sehr rumpelige Gravel Road mit einer schönen Floodway. Wir laufen so tief in die immer schmaler werdende Schlucht hinein, wie es der Wasserstand zulässt. Die roten Felsen leuchten im Licht der nun sehr tief stehenden Sonne kräftig auf. In den Eukalyptusbäumen entlang des Redbank Creek sitzen jede Menge Wellensittiche, deren Gesang das ganze Tal erfüllt. Nach etwa einer Stunde sind wir von der Wanderung zurück und rollen weiter Richtung Glen Helen.
Unterwegs in der Redbank Gorge. Wellensittich in der Redbank Gorge. Während der weiteren Fahrt sehen wir riesige Schwärme von Wellensittichen knapp über der Straße. Kurz vor dem Glen Helen Resort halten wir noch kurz an einem Aussichtspunkt auf den 1380 Meter hohen Mount Sonder an. Dann holen wir uns eine Unpowered Site und genießen den Rest des Abends bei einem leckeren Essen. Beim Gang zu den sanitären Anlagen einige Stunden später tritt Dirk schön deutlich auf, wie man das auf unübersichtlichem Terrain oder im Dunklen in Australien so machen soll. Und dieses Mal sogar zu Recht: Eine auf dem Weg liegende Schlange erschrickt sichtlich und macht sich rasch schlängelnd davon.
Abendlicher Blick über den Finke River in den Western MacDonnell Ranges. Schöne Grüße,
Dirk